Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Die Violinistin und die Bassistin

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

„Ich will mehr Informationen!"

„Ich fühle mich hilflos und dir ausgeliefert. Du bestimmst über mich. Du hast die Kontrolle, das Sagen. Du befiehlst, und ich gehorche dir. Es fühlt sich erniedrigend an, aber es fühlt sich auch richtig an!"

Die Worte verschwanden wieder viel zu schnell von meinem Bildschirm. Ich hätte sie so gerne aufbewahrt.

Ich brauchte ein Andenken an diese Sache, aber natürlich verstand ich, dass ich kein Foto verlangen konnte, das sich nicht sofort selbst löscht.

„Ich will den Wachsabdruck deines Nippels haben! Lass noch mehr Wachs darauf tropfen und dann knibble den so vorsichtig ab, dass der Abdruck erhalten bleibt!"

Sie schickte mir ein Foto mit ihrem nach oben gereckten Daumen.

Es passierte eine Weile nichts. Ich schob ein paar Nachrichten hinterher:

„Ich mag es, wenn du so folgsam bist. Das steht dir! Du solltest mir öfter gehorchen."

Dann erschien wieder ein Foto auf meinem Display. Auf ihrem Bauch lag der Wachsabdruck.

„Sorry, ich musste es zweimal machen, der erste Abdruck ist mir kaputt gegangen."

„Hat es sehr wehgetan?"

„Es war meine Schuld."

„Schick mir noch einen Satz. Den letzten für heute. Gib dir dabei Mühe!"

„Ich möchte dir dienen, dafür werde ich alles tun, ich werde von nun an nur noch Treppen laufen. Wenn es sein muss auch das Empire State Building hoch!"

„Ich werde dich daran erinnern, wenn du es vergessen solltest. Ich erlaube dir, an dir zu spielen. Wenn du fertig bist, schick mir ein letztes Foto mit deiner Feuchtigkeit an deinen Fingern!"

Ich legte mein Handy beiseite und ließ meiner rechten Hand wieder freien Lauf. Wir beide an unterschiedlichen Enden der Stadt, beide mit uns selbst beschäftigt. Wir dachten beide an die jeweils andere. Meine Gedanken bei ihr. In meinen Gedanken waren es ihre Finger, die mich berührten und zwar genau so, wie ich es mochte.

Als mein Handy vibrierte, um ihre Nachricht anzuzeigen, brach es wie eine Welle über mich her.

Es dauerte eine Weile, bis ich mich wieder gesammelt hatte. Dann öffnete ich ihre Nachricht, betrachtete mir ihr Beweisfoto, bis es sich selbst von meinem Handy löschte.

Ich sendete ihr noch eine letzte Nachricht:

„Hast du gut gemacht! Schlaf schön!"

Dann schlief ich ein.

Kapitel 10

Es dauerte eine Weile, bis wir uns wiedersahen. Ich hatte einen Job aufgetan. Irgendein mir unbekannter Schriftsteller wollte seinen Roman zum Hörbuch machen, und da es darin um einen Jazz-Bassisten ging, hatte man mich engagiert für die Zwischenspiele. Ich sollte auch ein wenig Gitarre und Schlagzeug spielen, quasi als Multiinstrumentalistin alles machen. Der Mann bezahlte das aus eigener Tasche. Über Connections hatte ich von dem Job erfahren und ihn auch erhalten. Es war alles etwas ungewöhnlich, aber es wurde bezahlt, und das zählte.

Also hatte ich ein paar Klamotten zusammengepackt und meinen Kontrabass und mich auf die Socken nach Berlin gemacht. Es war kein Vergnügen mit Bass und Bahn, immerhin ist so ein Kontrabass zwei Meter lang, und das ohne Stachel. Aber dieses Mal beschwerte sich kein Schaffner, dafür waren meine Mitreisenden nicht immer ganz so verständnisvoll.

Ich quartierte mich in einer Art Jugendherberge ein, die ich allerdings nicht oft sah, denn wir arbeiteten von früh morgens bis spät in die Nacht. Der Mann wollte Geld sparen, denn die Miete für das Tonstudio, der Toningenieur und ich waren ihm dann scheinbar doch etwas zu teuer. Nun, ich ertrug es, der Ingenieur auch, nur die Stimme des Autors und Sprechers ließ gegen Ende der Aufnahmen ziemlich nach. Als der Toningenieur das anmerkte, meinte der Autor, es wäre doch gut, wenn ein Hörer die Anstrengung hören könnte, die mit dem Einlesen verbunden wäre. Der Toningenieur und ich sahen uns an und schüttelten den Kopf. Es war schön, mit professionellen Leuten zusammenarbeiten zu dürfen. Oder eben nicht. Wir sagten aber nichts weiter dazu, denn der Kunde hat ja immer Recht.

In dieser Zeit jedenfalls bekam ich nicht viel von Joelle mit. Sie hatte auch zu tun, und so hatte ich ihr lediglich aufgetragen, mir jeden Tag eine Phantasie zu schreiben über Twitter. Sie hatte also nur 140 Zeichen.

Sie schrieb seltsame Sachen, die manchmal schon ein wenig komisch daher kamen, aber sie versüßten mir die Nächte in meinem billigen Hotel.

Ich nenne hier mal drei Beispiele:

„Wir fahren im Beetle, du spielst zwischen meinen Schenkeln, zwingst mich an der Ampel der Frau am Straßenrand meine Titten zu zeigen."

„Im Reitstall bindest du mich mit gespreizten Armen und Beinen nackt in einer Pferdebox an und kitzelst mich, bis ich weinend zusammenbreche."

„Du fesselst mich im Wald an einen Baum, bestreichst meine Brüste mit Honig und siehst zu, wie Bienen und Wespen mir den von der Haut lecken."

Ich fand es amüsant, aber ich kommentierte es auch nicht weiter. Es waren Spielereien. Nachts in meinem kalten Hotelbett machte ich mir meine warmen Gedanken zu ihren Phantasien, und ich malte mir die 140 Zeichen zu Kurzgeschichten aus, stellte mir vor, wie Wespen über ihre Brust krabbelten, wie sie den Atem anhielt und angstvoll auf die kleinen Viecher starrte, die über ihren hilflosen Körper krabbelten und gierig den Honig von ihr leckten. Ich stellte mir vor, wie sie krampfhaft versuchte, sich so wenig wie möglich zu bewegen, um die Tiere nicht aggressiv zu machen und dazu zu bringen, sie zu stechen. Ich stellte mir vor, wie sie jeden Muskel anspannte und ihr Herz schnell und heftig schlug, wie sie immer schreckhafter wurde und schließlich um Gnade winselte und mich anbettelte, dass ich aufhören sollte, dass ich den Honig von ihrem Körper wischen sollte. Wie sie mir alles versprach und noch viel mehr, wenn ich sie nur endlich befreien würde.

Am Ende tat ich ihr dann auch den Gefallen, verscheuchte die Viecher mit einem Strahl eiskalten Wassers aus dem Gartenschlauch. Ich war mir nicht sicher, ob das wirklich so funktionierte, vermutlich nicht. Vermutlich würde das gerade die Wespen wütend machen und zur Attacke animieren. Aber in meiner Vorstellung klappte es. In meiner Vorstellung band ich Joelle dann auch von dem Baum los, nahm sie in meine Arme und tröstete sie. Ich spürte ihren Atem an meinem Hals und wie ihr verkrampfter Körper sich langsam entspannte. Sie war so angespannt gewesen, dass sie zitterte. Ich flüsterte ihr sanfte Worte des Trostes ins Ohr, und sie schluchzte erst und dann kroch sie in meine Umarmung, in mich und den Schutz, den ich ihr bot. Und sie war dankbar dafür.

Ich war von meinem Einfallsreichtum selbst ganz überzeugt, obwohl es natürlich ihre Idee gewesen war.

Mir gefielen ihre Phantasien, und ich wollte mehr davon. Abends in Berlin in meinem billigen Hotel war es einsam. Eigentlich war ich durchaus gerne allein, aber nun, da Joelle da war, wollte ich mehr von ihr als Tweets.

Also gab ich ihr die Aufgabe, mir eine ganze Geschichte zu schreiben.

Sie sollte mir eine ganze Phantasie schreiben.

Vielleicht würde ich ja dadurch auch mehr über sie erfahren.

Was ich dann bekam, war allerdings nicht, was ich erwartet hatte.

Kapitel 11

„The Wedding"

Es ist mindestens 40 Grad im Schatten. Das Problem: Hier ist kein Schatten. Ein paar Männer stehen da und fächeln uns mit Palmwedeln Luft zu. Es sind beides Schwarze. Ist die Sklaverei noch nicht vorbei? Wir sind immerhin in den Südstaaten der USA. Alabama. Ein weißes Anwesen. War bestimmt mal eine Plantage für Tabak oder Baumwolle.

Der Schweiß läuft mir von der Stirn. Das hier sollte der schönste Tag in meinem Leben sein. Ich bin mir da nicht so sicher. Aber es ist der heißeste. Ich mache mir Sorgen, dass der Schweiß mir hinunter ins Kleid läuft. In mein Hochzeitskleid. Ich sehe geil aus in meinem schulterfreien Brautkleid von Chanel. Es war verdammt teuer. Nichts ist zu teuer für meine Hochzeit. Daddy zahlt alles. Ich drehe mich zu ihm um. Er ist glücklich. Meine Mutter ist glücklich. Meine Schwiegereltern sind glücklich. Detlef ist glücklich.

Detlef ist kurz davor, Oralchirurg zu werden. Wir werden scheißreich werden. Ich muss nur „Ja" sagen, dann bin ich seine Frau.

Er muss umkommen in seinem schwarzen Frack. Wie auch der Pfarrer, der zu uns spricht und die zweihundert Gäste, die uns zuschauen, mit Schweiß und Tränen im Gesicht. Sie sind alle schrecklich gerührt.

Sie sind fast alle aus Deutschland eingeflogen worden. Geld spielt keine Rolle. Das Buffet ist aufgebaut. Der Sekt steht kalt. Die Hochzeitstorte thront hoch auf dem Tisch. Ich muss was trinken. Jeder will was trinken.

Wir steuern auf den Höhepunkt zu. Gleich kann ich „ich will" sagen. Wir haben uns auf die deutsche Sprache geeinigt. Sonst hätte ich „I do" sagen müssen. Jetzt will ich einfach. Ich muss nichts tun. Nur wollen. Es soll endlich vorbei sein. Dann können wir aus der Sonne.

Der Pfarrer spricht diesen Satz, den man immer in amerikanischen Filmen hört:

If any man present has good reason that this couple should not be joined in marriage, let him speak now or forever hold his peace.

Keiner sagt was. Es ist still. Dramatisch still. Der Pfarrer zieht es unnötig in die Länge. Er soll weitermachen. Ich will endlich aus der Sonne. Ich will, dass es vorbei ist. Ich spüre, wie ein Schweißtropfen mir langsam den Rücken runterläuft. Es kitzelt, ich bekomme eine Gänsehaut.

Dann ein Geräusch. Erst leise. Aber es kommt schnell näher, wird lauter. Ein Motor. Ein fetter Motor. Es gurgelt. Die Leute schauen sich um. Detlef und ich auch. Das Geräusch wird lauter. Dann heult der Motor auf. Tief in meinem Bauch spüre ich das Grummeln. Wie ein Drache kurz vor dem Angriff.

Dann der Angriff.

Durch die Hecke bricht einer dieser amerikanischen Straßenkreuzer.

Ein schwarzer Chevy Impala 1965 Cabrio. Er rast in die Hochzeitsgesellschaft. Die Leute stieben auseinander. Der Chevy schießt die weißen Plastikstühle in die Luft.

Ich sehe dich am Steuer. Du hast ein braunes Tanktop an und Cargopants. Auf deinen Rücken hast du einen schweren Bass geschnallt.

Das kann ich alles sehen, weil du aus dem Auto springst und auf mich zuläufst.

Die Gäste stehen da und sind erstarrt vor Überraschung.

Sie sehen zu, wie der Wagen langsam weiterrollt, auf das Buffet zu.

Du greifst meine Hand und brüllst:

„Joelle! Komm mit mir! Ich verspreche dir Erniedrigung, Demütigung und die geilsten Orgasmen der Welt bis an dein Lebensende!"

Du siehst mich an.

Alle halten den Atem an. Die Gäste, der Pfarrer, Detlev, ich.

Wow, denke ich, wie geil ist das denn!

Der Chevy rollt langsam aus. Er stößt gegen das Buffet und langsam kippt die Hochzeitstorte auf die massige Motorhaube. Mit ihr die Figuren von Braut und Bräutigam.

Die Gäste jaulen auf. Die schöne Torte!

Das ist ein Zeichen! Ich weiß es.

Dann fällt mir ein, dass du eine Antwort von mir erwartest.

Was ich sage, bringt die Leute zu einem zweiten Jaulen:

„Ich will!"

Du packst mich grob an meinem Schleier, umarmst mich und gibst mir einen gewalttätigen Kuss.

Ich schmecke deinen Schweiß auf meiner Zunge und spüre den Staub der Straße auf deiner Haut.

Als wir uns lösen, sind alle erstarrt.

Du nutzt den Augenblick und zerrst mich zu dem Wagen. Ich laufe hinterher. Auf meinen hochhackigen Pumps ist das nicht so einfach.

Du öffnest die Fahrertür, und ich springe hinter das Steuer.

Du willst mit mir durchbrennen, und ich brenne für dich!

Du hüpfst auf den Beifahrersitz.

Aber wir haben was vergessen:

„Die Violine!", rufe ich. „Die dürfen wir nicht vergessen. Du hast es mir versprochen!"

Du siehst mich an.

„Wo ist die?", fragst du.

„Im Haus. Erster Stock, drittes Schlafzimmer neben dem Bett."

Du siehst mich an, greifst mit deinen verschwitzten Händen mein Gesicht und küsst mich erneut.

Dann ziehst du Handschellen aus der Tasche und kettest meine Hände an das Lenkrad. Ich verstehe nicht. Ich würde dir nie davonlaufen. Das ist so unnötig, oh Honey, was ist das unnötig! Vertrau mir doch, vertrau mir einfach! Ich gehöre dir doch schon!

Du springst aus dem Auto.

Einige Gäste haben sich aus der Starre gelöst. Detlev und einige seiner Buddies kommen auf den Wagen zu.

Du nimmst den Bass vom Rücken und schwingst das schwere Teil wie eine Keule nach dem Mutigsten von Detlevs Freunden. Die Saiten surren gefährlich, als die Basskeule ihn nur ganz knapp verfehlt.

Detlev hätte ihm die Zähne als Oralchirurg sicher umsonst gerichtet. Obwohl, umsonst macht der gar nichts!

Die Typen sind schockiert und bleiben stehen. Du nutzt den Augenblick und rennst los, rennst ins Haus. Ich kann dich nicht mehr sehen und bekomme Angst.

Um mich scharen sich die Leute. Sie brüllen auf mich ein, versuchen mich aus dem Auto zu zerren. Aber meine Hände! Sie sind doch angekettet! Jetzt verstehe ich, warum du mich angekettet hast. Du bist so klug!

Sie brüllen und schreien auf mich ein. Was soll ich denn tun?

Einer schreit nach einer Säge.

Wollen sie mir die Hände absägen? Ich würde es ihnen zutrauen.

„Starte den Wagen!" Ich höre deine Stimme über den Lärm, drehe mich um, versuche dich zu entdecken, aber um mich sind zu viele Leute. Der Wagen läuft noch. Automatik halt. Die Amis können nicht mit der Hand schalten.

Dann wirfst du mir die Violine in den Schoß. Vorsicht! Das Ding ist mehr als 100.000 Euro wert!

Du springst über die ganze Meute auf den Beifahrersitz.

„Fahr!", brüllst du.

Ich drück auf das Gas, der Wagen macht einen Satz nach vorne und zermalmt die Reste des Kuchens. Er spritzt auf die Windschutzscheibe. Ich finde den Hebel für den Scheibenwischer und der verschmiert alles.

Du haust den Rückwärtsgang rein. Als ich wieder aufs Gas trete, macht der Wagen einen Satz zurück.

„Ich kann nicht lenken!", brülle ich.

Du befreist meine linke Hand von den Handschellen und schlägst sie um deine linke. Nun sind wir aneinander gekettet und die Hände, die sich nach uns strecken wie Zombieklauen können uns nicht trennen.

Ich kurbele am Lenkrad, der Wagen schlittert zurück. Die Leute springen gerade noch so beiseite.

Wir wirbeln so herum, dass dir der Schlüssel für die Handschellen fliegen geht.

Ich höre, wie du „Scheiße" sagst.

„Was ist los?", brülle ich.

Aber du bleibst cool. „Alles gut. Fahr einfach!"

Du schaltest in den Vorwärtsgang und ich trete wieder aufs Gas. Wir zischen mit durchdrehenden Reifen und röhrendem Motor ab.

Im Rückspiegel sehe ich, wie die Leute hinter uns herlaufen. Aber sie haben keine Chance. Wir haben Fahrt aufgenommen. Wir sind weg. Wir sind unbesiegbar.

Es gibt nur noch eine Sache zu tun, dann bin ich frei.

Ich packe die Violine am Hals, lenke den Wal ganz nach links auf die andere Straßenseite.

Blam!

Das Holz zersplittert in Tausend Teile an einem Straßenschild. Die Violine hat Millionen von Tönen erzeugt, aber dieses dissonante Geräusch ist das schönste, das ich je gehört habe.

„Honey, du blutest!"

Ich schaue auf meine Hand.

Dieses Scheißteil hat mir die Hand aufgeschlitzt.

Wie oft habe ich so lange gespielt, bis mir die Finger bluteten?

Das ist jetzt vorbei.

Blut tropft mir auf das weiße Hochzeitskleid.

Du reißt ein Stück von meinem Schleier und verbindest mir die Hand.

Bald sind wir auf dem Highway und können durchatmen.

Die Reste der Torte werden durch den Fahrtwind die Windschutzscheibe hochgedrückt. Du stehst auf, greifst über die Scheibe und packst dir mit der Faust ein Stück. Dann fütterst du mich damit.

Die Sahne läuft mir die Mundwinkel runter ins Dekolletee.

Du beugst dich über mich in meinem Brautkleid und leckst sie mir von der Brust.

So gut hat noch keine Torte in meinem Leben geschmeckt.

Ich fahre, und du siehst mich dabei an. Ich halte das Steuer in der linken, meine rechte Hand liegt auf deinem Oberschenkel zusammen mit deiner linken. Wir halten Händchen. Aneinander gekettet.

„Ich habe den Schlüssel eben verloren.", meinst du ganz beiläufig.

„Und jetzt?", frage ich.

„Wir werden schon eine Lösung finden." Du machst dir scheinbar keine Sorgen.

Der Fahrtwind kühlt uns. Der Schleier flattert in der Luft wie eine Fahne.

So legen wir ein paar Hundert Meilen zurück, bis wir an eine Tankstelle kommen.

Es ist nicht so einfach, zu zweit gleichzeitig auszusteigen. Aber wir schaffen das.

Du steckst die Zapfpistole in den Straßenkreuzer. Der Tankwart kommt raus. Es ist ein alter Mann im Overall ohne Zähne. Er stinkt nach Schweiß und Kautabak. Du fragst ihn nach einer Zange, und er bringt so ein Riesenteil, mit dem man Ketten durchschneiden kann. Du nimmst es ihm aus der Hand, und knippst die Kette in der Mitte durch, während der Mann zusieht. Es scheint ganz einfach zu sein. Wir sind wieder getrennt und fast tut mir das leid.

„Aber ich habe das Ding immer noch um mein Handgelenk.", wende ich ein. „Die Handschelle!"

„Ich auch.", sagst du einfach so, als wäre das kein Problem.

„Genau. Das ist nicht gut!"

„Sieh's doch so: Du trägst so eine Schelle und ich auch. Warum sollten das nicht unsere Trauringe sein? Könntest du damit leben?"

Du siehst mich an, und ich verstehe, was du meinst.

„Ja, ich will!", seufze ich, und wir küssen uns, als hätten wir gerade geheiratet. Vielleicht haben wir das auch.

Wir gehen Hand in Hand in den schmierigen Laden der Tankstelle. Ich immer noch in meinem Brautkleid, aber barfuß, weil ich mit den Pumps nicht Autofahren kann. Drinnen um die Eisbox stehen drei Typen. Alle schmierig, alle stinkend.

„Wir wollen hier keine Homos!", ruft einer.

Ich halte mich an dir fest. Du ignorierst sie.

Sie provozieren, aber du lässt dich nicht verunsichern. Du gehst sogar an die Kühlbox und holst ein Sixpack Coke heraus. Dann bezahlst du lässig an der Theke den Sprit und die Cola, und wir gehen raus.

Die Typen tuscheln. Als ich schon eingestiegen bin kommen sie raus. Sie bauen sich vor dir auf und schubsen dich leicht an der Schulter. Sie übergießen uns mit üblen Beleidigungen.

Ich bitte dich einzusteigen, damit wir fliehen können. Aber du hast genug.

„Ich habe keinen Bock mehr.", sagst du. „Wir klären das jetzt."

Als der Typ dich noch einmal schubst packst du seinen Arm, drehst ihm den blitzschnell auf den Rücken. Ich höre das Knacken, als du ihm zwei Finger brichst.

Der nächste stürzt sich auf dich. Du greifst hinter dich ins Auto und holst den schweren Bass vom Rücksitz. Wieder höre ich die Saiten drohend vibrieren, aber dieses Mal triffst du. Es kracht.

Der Typ sackt zusammen.

„Wenn jetzt ne Saite gerissen ist, dann kannst du aber was erleben."

„Nein", japst der Typ. „Das waren meine Rippen. Die sind gebrochen."

„Na, da hast du ja nochmal Glück gehabt, was?"

Der dritte Typ steht nur da. Er ist der Größte der drei, aber er hat es kapiert.

Du machst nur „Buh!", und er haut ab.

Du steigst ein, und ich fahre los. Wir sind noch nicht wieder ganz auf dem Highway, da beugst du dich zu mir rüber und küsst mich. Ich kann die Straße nicht mehr sehen, aber wenn wir jetzt gegen einen Truck crashen und dabei drauf gehen, dann ist das vollkommen in Ordnung für mich.

Was könnte es Besseres geben, als neben meiner Frau und Herrin zu sterben?

Kapitel 12

Ich hatte auf eine erotische Story gehofft, erotisches Kopfkino. Und was bekomme ich? Ein Roadmovie wie Thelma and Louise mit Lesben. Joelle & ich quasi.

Das stinkreiche, behütete Mädchen, das sich emanzipiert von seiner Familie, indem es sich von der Kampflesbe entführen lässt.

Ich fand mich nicht so wahnsinnig gut getroffen in ihrer Darstellung.

Eine Kampflesbe war ich nun wirklich nicht.

Mit drei Typen könnte ich es definitiv nicht aufnehmen, auch nicht mit geschwungenem Bass. Ich war definitiv keine Ninja-Bassistin.

Ich fand, dass meine Hände das schönste an mir waren. Nicht weil sie so besonders schlank waren, sondern weil sie coole Sachen auf dem Griffbrett anstellen konnten.

Nun gut, sie machte mich zu ihrer Retterin. Es war ihre Phantasie, das konnte ich ihr nicht vorwerfen.

1...56789...20