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Die Wikingerfibel Teil 03

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Ich schleiche mich zum Feuer und halte die erste Pfeilspitze in die nur noch schwache Flamme des Lagerfeuers. Zu lange hat keiner mehr Holz nachgelegt. Für meine Zwecke aber reicht es.

Das Harz an der Spitze des Pfeiles beginnt sofort zu brennen. Es funktioniert, wie eine Fackel. Ich eile damit, von den betrunkenen Wikingern aus Bergen unbemerkt und unbehelligt, zum Ufer, stecke am ersten einen zweiten Pfeil in Brand. Dann schieße ich den ersten auf das erste Schiff. Erneut setze ich den nächsten Pfeil am vorhergehenden in Brand und schieße den zweiten auf das zweite Schiff. So verfahre ich, bis ich auf jedes der fünf Schiffe einen brennenden Pfeil abgeschossen habe.

Zu meinem Glück landen alle Pfeile auf dem Deck des jeweiligen Schiffes und bleiben dort liegen oder bohren sich irgendwo ins Holz, so genau kann ich das von meinem Standort aus nicht erkennen, da mir die Seitenwände die Sicht versperren.

Ich kann meine Aktion ausführen, ohne dass auch nur eine der zehn Wachen auftaucht. Vermutlich schlafen sie noch immer selenruhig ihren Rausch aus.

Ich aber mache mich eilig davon, schlage mich zum Ufer in Richtung zur Nachbarinsel hin durch und schwimme wieder zu meinem Ausgangspunkt zurück. Da ich annehme, dass mich niemand dort vermutet, lege ich mich wieder hinter den Büschen auf die Lauer und werfe einen Blick hinüber zu den ruhig im Wasser schaukelnden Schiffen.

Mit großer Freude stelle ich fest, dass es auf allen fünf Schiffen brennt. Zunächst ist es nur ein schwacher rötlicher Schein, den ich erkennen kann. Dieser wächst aber stetig an, bis schließlich meterhohe Flammen vom Deck in die Höhe schlagen. Noch immer kann ich nichts von den Bewachern ausmachen. Ich nehme an, sie liegen immer noch neben dem heruntergebrannten Lagerfeuer und schlafen.

Unterdessen findet das Feuer immer neue Nahrung auf den Holzschiffen, auch die Segel gehen in Flammen auf und brennen lichterloh. Selbst mir ist aus der Entfernung klar, dass es keine Rettung mehr gibt. Schiffe und Ladung sind in ein Flammenmeer gehüllt.

Das hell lodernde Feuer und das laute Knistern der Flammen ist, bis zu mir herüber, zu sehen und zu hören. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit, vernehme ich Schreie und wenig später laufen einige Männchen aufgeregt am Ufer der Nachbarinsel auf und ab. Da das Feuer der Schiffe die Landschaft rundum in ein gespenstisches Leuchten hüllt, kann ich trotz der Nacht sehen, wie Boote zu Wasser gelassen werden und sich den brennenden Schiffen nähern.

Die verzweifelten Versuche, zu den Schiffen zu gelangen, scheitern jedoch kläglich. Die Männer kommen gar nicht erst in die Nähe ihres Zieles. Vermutlich können sie aufgrund der gewaltigen Hitze nicht bis zum Rumpf der Schiffe herankommen. Sie machen sich schließlich auf den Rückweg. Ich kann mir gut vorstellen, wie verzweifelt sie sein müssen.

Genau genommen ist es ja auch ein Trauerspiel. Fünf so mächtige und stolze Schiffe zu sehen, wie sie in Flammen stehen und nichts mehr zu retten ist, tut auch mir im Herzen weh. Aber es gab keine andere Lösung.

Offenbar hat der Stammesführer aus Bergen die größten und imposantesten Schiffe gewählt, um diesen Angriff zu starten. Er wollte damit wohl auch seine Macht unter Beweis stellen. Nun aber steht sein Stolz wieder einmal in Flammen.

Ich sitze auf meiner Insel und beobachte mit Schadenfreude das Schauspiel. Die zehn Wachen laufen völlig kopflos herum. Sie wissen nicht, was sie machen sollen. Ich kann mir vorstellen, sie fürchten sich vor dem Zorn ihres Anführers. Der wird sicher nicht ausbleiben, wenn er erfährt, was passiert ist.

Im Morgengrauen macht sich endlich eines der kleinen Boote auf den Weg, den sie gestern schon genommen haben, um die Ausrüstung zu entladen. Ich gehe davon aus, dass sie eingesehen haben, dass ihnen keine andere Wahl bleibt, als ihren Stammesführer von diesem sehr einschneidenden Vorfall zu berichten.

Vier der zehn Männer sitzen im Boot. Sie wirken geknickt, als ich hinter meinem Busch hervorluge und beobachte, wie sie an meiner Insel vorbeirudern. Da ich die Gesichter sehr gut erkennen kann, sehe ich ihnen auch an, dass sie noch immer vom übermäßigen Alkoholgenuss gezeichnet sind. Ich frage mich, ob es wirklich eine gute Idee ist, so ihrem Stammesführer unter die Augen zu treten. Aber mein Problem soll das ja nicht sein.

Da ich am Tag eh nicht von meiner Insel wegkomme, bleibe ich geduldig in meinem Versteck sitzen und warte ab, was passiert. Etwa drei Stunden nach dem Boot, das an mir von links nach rechts vorbeigerudert ist, kommen nun drei Boote, welche in der Gegenrichtung unterwegs sind. Sie haben es offenbar deutlich einiger, als die Männer am Morgen. Die Ruderer legen sich mächtig ins Zeug.

Von meinem Versteck aus kann ich den Stammesführer aus Bergen, seinen Sohn und die beiden Unbekannten erkennen, die zusammen am kleinen Lagerfeuer saßen, als Fjell und ich sie belauscht haben. Sie gestikulieren wild. Ich höre sie fluchen, als sie die Reste der inzwischen völlig abgebrannten und gesunkenen Schiffe erblicken.

Es ragen nur noch einige verkohlte Holzteile aus dem Wasser, das an dieser Stelle wohl nicht sonderlich tief ist. Vor allem die Masten der Schiffe stechen ein wenig schräg und völlig verkohlt aus den Wellen, als stumme Zeugen des Desasters, das sich hier abgespielt hat.

In aller Ruhe beobachte ich, wie die Männer an Land gehen, wild gestikulieren, herumlaufen, wie aufgescheuchte Hühner und sich schließlich auf den Rückweg machen. Diesmal bleiben nicht einmal mehr die Wachen zurück. Es gibt ja auch nichts mehr zu bewachen.

Ich würde gerne hören, was die Männer miteinander zu besprechen haben. Ich will mich deshalb aber nicht in Gefahr bringen und beobachte schadenfroh schmunzelnd, wie sie an mir wieder vorbeiziehen.

Ich bin ja froh, dass die Wikinger aus Bergen so unvorsichtig waren. Ich kann mir das aber gut erklären. Ich gehe davon aus, dass sie ihrem Stammesführer nur widerwillig folgen. Das konnte ich auch damals beobachten, als die Männer, die unter dem Kommando des Sohnes standen, zu uns übergelaufen sind. Sie haben sich über den Führungsstil beklagt und, dass sich der Stammesführer und sein Sohn bereichern, wo sie nur können, während die Bewohner nur das Notwendigste zum Leben haben. Zumindest damals haben sie sich ausgebeutet gefühlt und sind auch deshalb zu uns übergelaufen.

Ohne Motivation allerdings kann man von den Männern nicht volles Engagement erwarten. Wenn sie dann auch noch, so wie letzte Nacht geschehen, ohne Aufsicht bleiben, dann lassen sie eben die Sau raus. Ich hoffe, dass ich eine bessere Anführerin bin und meine Leute motivierter sind.

Obwohl ich davon ausgehen kann, dass alle Männer aus Bergen abgezogen sind, bleibe ich dennoch auf meiner Insel in Deckung und mache mich erst in der Nacht auf den Weg, zurück in mein Dorf. Dieses Mal habe ich es leichter. Ich überwinde das kleine Stück Meer zwischen meiner Insel und dem Festland. Dort hole ich eilig meine Habseligkeiten aus dem Versteck und mache mich eiligst auf den Weg.

Kapitel 8

Vorsichtig und ständig darauf bedacht, nicht entdeckt zu werden, lege ich die Strecke vom Ufer bis zum Dorf zurück. Ich möchte nicht, dass ich im letzten Moment doch noch von einer Wache aus Bergen entdeckt und angegriffen werde. In solchen Fällen weiß man nie, wie ein Kampf ausgeht. Es könnte ja auch sein, dass sie mich überraschen und ich dann nicht meine volle Kampfkraft entwickeln kann. Aber wieder einmal zeigt sich, dass sie sträflich unvorsichtig sind. Ich gelange völlig unbehelligt in mein Dorf.

„Alva, Alva, da bist du ja, wir haben uns solche Sorgen gemacht", begrüßt mich Hakon, den ich als ersten treffe.

„Nein, nein, alles gut. Würdest du bitte den Rat zusammenrufen. Wir müssen die Situation besprechen."

Keine halbe Stunde später sitzen alle im Ratssaal. Auch zahlreiche Zuschauer haben sich trotz der späten Stunde eingefunden, die aus erster Hand erfahren wollen, was vorgefallen ist. Seit ich Stammesführerin bin, darf jeder, der will, bei den Sitzungen anwesend sein. Das war vor mir nicht der Fall.

Bis alle eintreffen herrscht ein großes Durcheinander und alle reden fast gleichzeitig. Der Geräuschpegel ist gewaltig. Als ich aber aufstehe und mit der Hand ein Zeichen gebe, sind alle schlagartig still. Man könnte im Raum eine Stecknadel fallen hören.

„Bürger von Haugesund. Die Wikinger aus Bergen wollen uns, das hat euch sicher Fjell bereits berichtet, überfallen. Es geht um mich. Der Stammesführer und sein Sohn fühlen sich von mir gedemütigt und sinnen auf Rache."

„Wann hast du sie gedemütigt?", will ein Mann aus dem Rat wissen.

Ich erzähle kurz von unserem Zusammentreffen, als wir damals die Frauen aus Avaldsnes, Svortland und Kopervik, die ihre Männer verloren hatten, zu uns geholt haben. Als ich zu der Stelle komme, wo ich den Stammesführer genötigt habe, den Rückweg bis nach Bergen zu Fuß anzutreten, lachen alle laut auf.

„Tatsache ist, dass sie jetzt sauer sind", schließe ich meinen Bericht.

„Dann lass sie sauer sein. Gegen uns haben sie keine Chance", ruft Folkvar.

Er ist genau jener junge Mann aus Bergen, der Teil der Mannschaft auf dem Schiff war, das der Sohn befehligt hat und das wir versenkt haben. Folkvar hat uns damals ersucht, dass sich er und seine Kammeraden uns anschließen dürfen. Seitdem hat er sich zu einem wichtigen Mitglied des Stammes entwickelt.

„Du stammst doch selbst aus Bergen", frage ich. „Hast du nicht Angst, dass du gegen jemand kämpfen musst, den du kennst oder der dir wichtig ist?"

„Wenn ich auf Leute treffe, die ich kenne, dann laufen die über, sobald sie mich sehen. Das kann ich dir versichern."

„Ich möchte hier und jetzt eines klarstellen", sage ich laut. „Diese Männer wollen mich und nur mich. Auf euch haben sie es nicht abgesehen. Ich will deshalb keinen von euch dazu überreden, zu kämpfen. Ich könnte mich auch stellen und so einen Kampf vermeiden."

„Kommt doch überhaupt nicht in Frage", ruft Lifa. Sie scheint echt geschockt zu sein.

„Spinnst du?", meint Hakon.

Auch zahlreiche andere machen mehr als deutlich, dass dies für sie nicht in Frage kommt. Am deutlichsten bringt es Greta auf den Punkt.

„Liebe Alva, du allein hast uns hier ein ausgesprochen schönes Leben ermöglicht. Bevor du in dieses Dorf gekommen bist, hat man nur Haferbrei gegessen und gehungert. Zumindest hat man es mir so erzählt. Heute geht es jedem von uns gut und du hast es sehr vielen Menschen ermöglicht, sich diesem Stamm anzuschließen, ich bin nur ein Beispiel dafür. Wir sind dir sehr, sehr dankbar für alles, was du für uns getan hast und wir stehen voll und ganz hinter dir. Ich werde dich jetzt ganz sicher nicht im Stich lassen, nur weil es gefährlich werden könnte."

Gerührt höre ich ihre Worte und als ausnahmslos alle im Saal zustimmende Worte rufen und applaudieren, rollt mir sogar eine Träne der Rührung über die Wange. Ich fühle eine solche Wärme in meinem Herzen, dass ich nicht anders kann.

„Also kämpfen wir?", frage ich mit leicht belegter Stimme.

„Wir kämpfen!", brüllen alle im Raum.

„Wie sieht die Lage aus?", erkundigt sich Hakon.

Ich erzähle kurz, was ich gemacht habe. Da Fjell allen schon bei seiner Ankunft von den Kriegern berichtet hat, die in einiger Entfernung kampieren und angreifen wollen, überspringe ich diesen Teil.

„Dann warst du das mit den Flammen?"

„Mit welchen Flammen?", frage ich irritiert. Ich verstehe nicht auf Anhieb, was er meint.

„Wir haben letzte Nacht von hier aus ein riesiges Feuer hinter der Insel gesehen und wussten nicht, was dies zu bedeuten hat. Der Schein war weitum zu sehen und die Rauchschwaden gewaltig. Ich habe mir sogar Sorgen um dich gemacht."

„Das waren dann vermutlich die Schiffe. Die Männer aus Bergen sind wieder einmal zu Fuß unterwegs", grinse ich.

„Dann sind sie sicher sauer", mutmaßt Hakon. „Wieder einmal."

„Ich glaube nicht, dass sie wissen, dass jemand von uns hinter dem Feuer steckt. Die Wachen haben gar nichts mitbekommen und erst am Morgen die völlig verkohlten Überreste der Schiffe entdeckt. Sie haben am Lagerfeuer ihren Rausch ausgeschlafen."

„In deren Haut möchte ich nicht stecken", grinst Fjell.

„Wie hast du das angestellt. Konntest du dich auf die Schiffe schleichen? Das war sicher ganz schön riskant", will Hakon wissen.

„Nein, musste ich erst gar nicht. Ich habe brennende Pfeile auf die Schiffe geschossen."

„Brennende Pfeile?", will nun Fjell wissen. „Wie geht das denn?"

„Ich habe sie mit Harz beschmiert und dann in Brand gesteckt. Das klappt bestens."

„Das musst du uns zeigen", meint nun auch Hakon. „Was sind denn Pfeile?"

„Wenn sich die Lage beruhigt hat, bringe ich euch alles bei", besänftige ich die Männer. Außer Fjell kennt ja noch keiner diese Waffe.

„Warum hast du das gemacht, ich meine die Schiffe in Brand setzen?"

„Das hat mehrere Gründe", erkläre ich. „Sie haben den ganzen Tag Ausrüstung oder Nahrungsmittel, so genau habe ich das nicht gesehen, mit kleinen Booten an Land gebracht. Ich gehe davon aus, dass sie noch nicht alles entladen hatten und das ist nun mit abgebrannt. Zweitens demoralisiert so ein Verlust und es bringt sie in eine missliche Lage. Sie müssen uns besiegen, damit sie nicht schon wieder zu Fuß nach Hause laufen müssen."

„Damit werden sie aber gefährlicher", wirft Hakon ein.

„Sie werden unvorsichtiger, agieren übereilter und machen Fehler, die wir ausnutzen können. Es läuft für sie nicht mehr nach Plan. Sie haben nicht mehr die volle Ausrüstung und sie haben keine Schiffe mehr. So etwas verunsichert."

„Ich bin gespannt, wie sie reagieren", meint Hakon.

„Wir sollten rund um das Dorf Wälle aufschütten, um uns dahinter verbergen zu können. Wir müssen unsere Verteidigungslinien ausbauen. Die Männer müssen trainieren und das Kämpfen üben. Frauen, Kinder und ältere Leute sollten wir in Sicherheit bringen. Sie sollen alle in die Burg. Dann können wir kämpfen, ohne uns Sorgen um sie machen zu müssen", fasse ich zusammen.

„Ich übernehme die Planung der Verteidigung", meldet sich Hakon.

„Ich kümmere mich um die Unterbringung der Leute in der Burg", meldet sich Greta.

„Ich und Fjell schleichen uns in der Nacht erneut zum Lager der Männer aus Bergen und versuchen weitere Informationen zu sammeln", sage ich.

Kapitel 9

Fjell und ich haben uns tagsüber ausgeruht. Ich will fit sein für die Mission. Als es dunkel wird, gehen wir los. Vorsichtig schleichen wir den Weg zurück, den mein Ehemann bei unserer Rückkehr vom Wasserfall genommen hat. Erneut kann ich nicht die Spur von Wachen entdecken. Ich frage mich, ob sie aus dem Brand auf den Schiffen wirklich nichts gelernt haben. Ich glaube nicht.

Ganz langsam und vorsichtig nähern wir uns dem Lager. Uns bietet sich auch heute ein ähnliches Bild, wie schon das letzte Mal. Die Krieger aus Bergen sitzen um zahlreiche Lagerfeuer herum. Etwas abseits davon gibt es ein kleineres Feuer, um das sich wieder der Stammesführer, sein Sohn und die zwei mir unbekannten Männer niedergelassen haben.

Auch heute schleichen wir uns an und suchen hinter dem Busch im Rücken der Männer Schutz. Er ist schön dicht und bietet die perfekte Deckung. Wir legen uns auf die Lauer und lauschen.

„Wie konnte so etwas passieren, die halbe Ausrüstung ist weg", jammert der Stammesführer.

„Das Feuer muss auf einem der Schiffe ausgebrochen sein. Vermutlich war noch Glut in einer der Kochstellen", mutmaßt einer der Männer.

„Und dann haben sich die Flammen auf die anderen Schiffe ausgebreitet?", meint der Sohn zweifelnd.

„Das muss ein gewaltiges Feuer gewesen sein. Da ist es leicht möglich, dass die Flammen übergesprungen sind", erklärt der Vater.

„Dass niemand das Feuer bemerkt hat, das ist mir unerklärlich", meint einer der Männer.

„Die Wachen müssen tief geschlafen haben", ärgert sich der Sohn. „Eine andere Erklärung gibt es nicht. Auf ein solches Feuer müsste man doch auch im Schlaf aufmerksam werden."

„Sie müssen bestraft werden, aber hart. So etwas darf nie wieder vorkommen.", mischt sich erneut einer der Männer ein.

„Und wie?", kommt vom zweiten Mann.

„Das entscheiden wir nach dem Kampf", bestimmt der Stammesführer. „Jetzt sollten wir uns darauf konzentrieren."

„Der Kampf, der macht mir Sorgen. Mehr als die Hälfte der Waffen war noch auf den Schiffen", jammert der zweite mir unbekannte Mann. Er hat sich bisher kaum an der Diskussion beteiligt.

„Dass uns ausgerechnet in dieser Situation so etwas passieren muss", knurrt der Sohn. Ich habe den Eindruck, er ist der Entschlossenste.

„Wir haben die Waffen als erstes eingeladen und mussten deshalb vorher die restliche Ausrüstung und die Nahrungsmittel entladen. Auch von denen sind einige gesunken oder verbrannt", berichtet der eine Mann.

„Konnten wir etwas retten?", will der Sohn wissen.

„Unsere Männer haben versucht, zu tauchen. Das Meer ist an dieser Stelle nicht sehr tief. Aber es ist gefährlich in den Rumpf der Schiffe vorzudringen. Außerdem ist alles nass und ausgeweicht. Da ist nichts mehr zu machen."

Ich liege hinter dem Busch und muss mir das Lachen verkneifen. Die Männer haben zu allem Überfluss einen so leidenden Ton drauf, dass sie einem beinahe leidtun können, aber echt nur beinahe. Ich versuche Fjell nicht anzuschauen, weil ich sonst womöglich loslachen müsste.

„Wir müssen den Angriff um zwei Tage verschieben, um uns besser vorbereiten zu können, jetzt wo sich die Voraussetzungen verändert haben", überlegt der Vater.

„Das geht nicht. Dazu haben wir zu wenig Lebensmittel und außerdem will ich endlich meine Rache. Wir hätten schon viel früher losziehen sollen", motzt der Sohn.

„Wir sollten nichts überstürzen", versucht der Vater zu beruhigen.

„Wir sitzen zwischen zwei Stühlen", resümiert der eine Mann, den ich nicht kenne. „Wir haben einerseits zu wenig Nahrungsmittel und können nicht zu lange warten, andererseits können wir den ursprünglichen Plan so nicht mehr umsetzen und müssen uns eine neue Vorgehensweise zurechtlegen."

„Dann müssen wir eben improvisieren", meint der Sohn trotzig. „Wir greifen übermorgen an."

„Und wie?", will der Vater wissen.

„Wir überraschen sie. Im Morgengrauen greifen wir an. Da sie uns nicht erwarten, machen wir sie platt, noch bevor sie überhaupt verstehen, was passiert. Das wird für sie ein böses Erwachen", gibt der Sohn die Linie vor.

„Das wird unsere einzige Chance sein", stimmt ihm auch der Vater zu.

„Dann ist es so beschlossen!"

Wir haben genug gehört und ziehen uns wieder zurück. Fjell und ich sagen nichts, wir verstehen uns auch ohne Worte. Eilig machen wir uns auf den Rückweg und erreichen noch vor Tagesanbruch das Dorf. Auch dieses Mal sind wir keiner Wache begegnet.

Wir legen uns kurz hin, um den Rest der Nacht noch auszunutzen und noch etwas an Schlaf zu bekommen. Am Morgen informieren wir die anderen und machen uns dann zusammen mit allen Männern des Stammes an die Vorbereitungen.

Der Tag ist voller Arbeit. Doch am Abend sind wir mit den Vorbereitungen fertig und auf den Angriff vorbereitet. Die Stellungen rund ums Dorf sind errichtet und alle Personen, die nichts mit dem Kampf zu tun haben, wurden in der Burg untergebracht. Ich versuche immer Kämpfe zu vermeiden, aber in diesem Fall werde ich wohl nicht drum herumkommen.

Die Männer sind zwar sehr entschlossen, machen sich aber auch ein wenig Sorgen. Ich kann sie gut verstehen. Jeder Kampf birgt die Gefahr in sich, dass es Verletzte oder gar Tote gibt. Aber auch meine Krieger wissen, dass es kein Zurück mehr gibt.

Als auch die allerletzten Vorbereitungen abgeschlossen sind, legen wir uns hin, um ausgeruht in die Schlacht zu ziehen. Viel Schlaf finde ich in dieser Nacht allerdings nicht. Zu viele Gedanken schwirren mir im Kopf herum und lange vor Tagesanbruch sind wir auch schon wieder auf den Beinen und beziehen unsere Stellungen. Die Krieger aus Bergen irren sich, wenn sie glauben, uns überraschen zu können.

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