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Die Wikingerfibel Teil 03

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Deshalb will ihn auch nicht lange warten lassen und mache mich schon bald wieder auf den Rückweg. Für diesen brauche ich zwar etwas länger, weil ich nun doch etwas müder bin als auf dem Hinweg, aber auch diese Durchquerung stellt keine zu große Herausforderung für mich dar.

Als ich wieder ans Ufer klettere, kommt Fjell auf mich zu und umarmt mich. Ihm ist es offenbar egal, ob ich patschnass bin und das Wasser auf ihn übertrage. Er ist sichtlich froh, dass ich wieder zurück bin.

„Du bist ganz kalt", meint er.

„Du wirst mich wärmen und ich denke, wie machen ein Feuer."

„Das machen wir."

„Was hast du zu essen mitgenommen?"

„Etwas Trockenfleisch und Brot", meint er.

„Da habe ich eine bessere Idee."

Mir ist beim Wandern aufgefallen, dass es hier zahlreiche Hasen gibt. Deshalb nehme ich ein Hanfseil und ein Messer aus meiner Kleidung. Ich trage beides ständig bei mir. Fjell schaut mich überrascht an.

„Was hast du vor?"

„Ich gehe Hasen jagen!"

„Hast du eine Falle dabei?"

„Eine Falle?"

„Wie willst du sonst einen Hasen jagen?"

„Schau zu und lerne", grinse ich ihn an.

Ich suche mir einen Haselstrauch und schneide einen passenden Ast ab. Ich bearbeite ihn gekonnt und spanne ihn mit dem Hanfseil zu einem Bogen. Anschließend schneide ich noch zwei kleinere Äste ab, die ich anspitze und zu Pfeilen verarbeite.

Als ich auch damit fertig bin, gehe ich etwas in die Büsche und schon wenig später erspähe ich ein Tier. Der Hase sitzt da und schnuppert unruhig in die Luft. Der Wind steht günstig und er kann offenbar von mir keine Witterung aufnehmen. Ich lege den Pfeil ein, spanne vorsichtig den Bogen, lasse los und schon saust er auf das Tier zu. Bevor der Hase flüchten kann, wird er durchbohrt und fällt tot um.

Ich packe ihn bei den Ohren und schleiche weiter. Keine 100 Meter entfernt sitzt auch schon der nächste Hase. Während der erste etwas klein und mager ist, habe ich jetzt ein großes und wohlgenährtes Exemplar vor mir. Erneut lege ich den Pfeil ein, spanne den Bogen und lasse los. Der Schuss sitzt auch diesmal perfekt.

Mit beiden Hasen, die ich wieder an den Ohren halte, gehe ich zurück zu Fjell, der geduldig an unserem Lagerplatz gewartet hat. Ich habe ihn darum gebeten, weil zwei Jäger die Gefahr erhöhen, dass die Tiere aufmerksam werden.

Als er meine fette Beute bemerkt, blickt er mich mit großen Augen an. In so kurzer Zeit gleich zwei Hasen zu erlegen, scheint auch für ihn, kaum machbar zu sein.

„Wie hast du das denn geschafft?"

„Ich habe sie geschossen."

„Wie geschossen?"

„Ich zeige es dir morgen. Jetzt lass und die Tiere häuten, ausnehmen und braten. Ich habe Hunger."

„Kannst du das?"

„Machst du Feuer?", grinse ich.

„Das kann ich", antwortet er schnell.

Während Fjell Feuerholz sammelt, mache ich mich daran, die Hasen vorzubereiten. Ich schneide noch zwei dickere Äste ab, auf die ich die Tiere spieße und baue eine rudimentäre Halterung, um sie über das Feuer zu legen. Als sie langsam über der Flamme vor sich hin brutzeln, lege ich mich daneben ins Gras und blicke hinauf in den Himmel

„Es ist schön hier"; sage ich.

„Es ist vor allem schön, dass wir allein sind."

„Du musst mich viel zu oft mit anderen teilen, das ist mir schon klar. Aber was soll ich machen?"

„Du bist eine kluge Frau und unser Stamm hat sich unglaublich entwickelt, seit du ihn führst. Ich werde dich immer unterstützen", versichert er mir.

„Das weiß ich. Trotzdem sollten wir uns öfter einmal eine Auszeit nehmen. Zeit für uns haben."

An diesem Abend haben wir noch viel geredet, uns geküsst und geliebt. Es war einer der schönsten Abende meines Lebens.

Kapitel 7

Am nächsten Morgen schlafen wir etwas länger als sonst. Schließlich haben wir einen freien Tag. Wir sind am Abend auch erst etwas spät eingeschlafen und haben die Nacht eng umschlungen verbracht. Zum Frühstück machen wir uns über die Reste der Hasen her. Die Tiere sind selbst noch am Morgen echt lecker, auch das kalte Fleisch zergeht auf der Zunge. Am Vormittag zeige ich Fjell, wie man einen Bogen und Pfeile selbst herstellen kann und wie man damit umgeht.

Wie erwartet, erweist er sich auch hier als gelehriger Schüler. Wir schießen auf verschiedene Ziele, die ich ihm vorgebe. Zuerst pfeifen seine Pfeile weit am Ziel vorbei. Doch mit jedem weiteren Versuch verbessert er seine Treffsicherheit und schon bald sitzt fast jeder Schuss.

Gegen Mittag haben wir nicht nur Hunger, Fjell beherrscht den Bogen inzwischen so gut genug, dass er damit jagen gehen kann. Wir erwischen auch tatsächlich zwei Hasen. Einen bringe ich zur Strecke, den zweiten trifft er.

„Das hat richtig Spaß gemacht", meint Fjell begeistert, während auch diese Hasen über dem Feuer braten.

„Du bist ein sehr gelehriger Schüler", lobe ich ihn.

„Mit dir macht das Üben richtig Spaß."

„Für mich war es beim Lernen immer wichtig, dass ich verstand, wozu ich etwas brauche. Einfach nur etwas lernen, von dessen Sinnhaftigkeit ich nicht überzeugt war, fiel mir immer schwer."

„Diesen Bogen werde ich aufbewahren. Er ist ein schönes Erinnerungsstück und bekommt zu Hause einen Ehrenplatz", lacht er stolz.

Nach dem Essen räumen wir noch schnell alles zusammen und mir ist wichtig, dass wir den Platz so hinterlassen, als wäre nie jemand hier gewesen. Danach machen wir uns auf den Rückweg. Wir sind bestens gelaunt und kommen auch gut voran. Da wir erst nach dem Mittagessen aufgebrochen sind und dazu auch noch etwas getrödelt haben, dürften wir erst sehr später ins Dorf kommen, als wir ursprünglich geplant hatten. Es könnte sein, dass wir auf dem Rückweg sogar ein zweites Mal übernachten müssen. Aber das ist mir im Augenblick völlig egal, weil ich die freie Zeit in vollen Zügen genieße. Die wenigen Tage ohne Verpflichtungen und Aufgaben, sind für mich wie ein Geschenk.

Am Nachmittag vor unserer zweiten Übernachtung werde ich zunehmend unruhig. Je näher wir dem Dorf kommen, umso mehr bekomme ich ein ungutes Gefühl. Ich kann nicht genau sagen, was es ist, aber mich ergreift eine Unruhe, die mich nicht mehr loslässt.

„Ich habe ein komisches Gefühl. Etwas stimmt nicht", informiere ich auch Fjell.

„Ach was, was soll denn nicht stimmen?", winkt er ab. „Du bist nur nervös, weil wir wieder ins Dorf kommen."

„Nein, das ist es nicht", halte ich dagegen. „Ich bin mir sicher, dass Gefahr droht. Ich weiß nur noch nicht, was es ist."

Während Fjell meine Warnung trotz meiner Besorgnis in den Wind schlägt, erhöhe ich meine Aufmerksamkeit umso mehr. Plötzlich packe ich Fjell am Ärmel seiner Jacke und ziehe ihn hinter einen Felsvorsprung.

„Still!", raune ich ihm zu. Er wollte gerade ansetzen, etwas zu sagen.

„Was ist los?", flüstert er.

„Da, schau!", weise ich ihn leise an.

Wir blicken vorsichtig um den Felsvorsprung und als auch er das Lager erblickt, schaut er mich zunächst völlig entgeistert an.

„Was ist das?"

„Keine Ahnung, das sind Wikinger, die hier nicht hingehören."

„Ich schätze, das sind 30 bis 40 Krieger."

„Die wollen das Dorf angreifen."

„Aber noch nicht sofort. So wie es aussieht, sind sie erst eingetroffen und richten sich erst noch ein. Ich denke, sie werden in zwei oder drei Tagen losschlagen", erfasst Fjell die Lage recht genau.

Wir sind noch eine gute Stunde zu Fuß vom Dorf entfernt. Der Lagerplatz ist gut gewählt. Es ist eher unwahrscheinlich, dass sie hier entdeckt werden. Hätte ich mit Fjell nicht diesen Ausflug unternommen, wären wir vermutlich nie auf sie aufmerksam geworden. Sie haben zum Dorf hin sicher Wachen aufgestellt, für den Fall, dass zufällig doch jemand vorbeikommt. In diesem Fall würden sie ihn sicher festsetzen und damit verhindern, dass er Alarm schlagen kann.

Dass jemand von der Rückseite kommen könnte, haben sie wohl nicht für möglich gehalten. Auch wenn dies tatsächlich sehr unwahrscheinlich ist, finde ich es trotzdem ganz schön leichtsinnig, zu dieser Seite hin keine Wachen aufzustellen.

„Was jetzt?", will Fjell wissen.

„Wir warten, bis es Abend ist und schleichen uns dann an. Ich muss wissen, wer das ist und was sie wollen."

Wir warten dann auch still ab, bis es dunkel wird. Während ich mich gemütlich hinsetze und einfach nur abwarte, hängt Fjell ständig am Felsvorsprung und lässt das Lager nicht eine Sekunde auf den Augen.

Auch mir passt es nicht, dass diese Typen hier herumlungern, aber nervös zu werden ändert auch nichts an dem Problem. Wir müssen abwarten und genau das mache ich. Ich überlege in dieser Zeit, was ich unternehmen kann, wenn sie eine Gefahr für uns und das Dorf darstellen. Da ich davon ausgehe, dass sie eine Bedrohung sind, ist dies sicher gut investierte Zeit.

Als es endlich dunkel wird, geselle ich mich zu Fjell. Er bemerkt mein Kommen und blickt sich zu mir um.

„Sie bauen immer noch das Lager auf. Ich weiß nicht, was die vorhaben. So wie es aussieht, richten sie sich auf deinen längeren Aufenthalt ein."

„Komm, lass uns anschleichen!", sage ich nur.

Ich verlasse die Deckung hinter dem Felsen und versuche mich in der Dunkelheit sowie hinter Büschen und Bäumen zu verbergen. Geschmeidig schleiche ich mich in Richtung Lager.

Auch dort kehrt langsam Ruhe ein. In der Mitte werden mehrere große Feuer entfacht. Die Krieger setzen sich drum herum und bereiten ein dürftiges Mahl zu. Mir aber fällt ein kleines Lagerfeuer ins Auge, um das herum nur vier Männer sitzen. Es befindet sich etwas abseits.

Meine Art ist es nicht, mich abzusondern. Ich mische mich immer unter meine Leute, aber hier offenbar wollen die Anführer unter sich bleiben. Deshalb gebe ich Fjell ein Zeichen, wir ziehen uns so weit zurück, wie es nötig ist, und schleichen uns dann an diese Männer heran.

Besonders aufmerksam sind sie allerdings nicht und so gelangen Fjell und ich überraschend nahe an die Gruppe heran. Uns trennen nur ein Busch und etwa drei Meter Abstand von diesem kleineren Feuer.

Im Schein der Flammen kann ich zwei der Männer gut erkennen. Es sind eindeutig der Stammesführer aus Bergen und sein Sohn. Die beiden anderen sind mir nicht bekannt. Ich kann aber auch nicht ausschließen, dass ich sie einmal flüchtig gesehen habe. Der Vorfall mit dem Stamm aus Bergen liegt nun doch schon einige Jahre zurück.

„Dieses Weib wird so richtig büßen. Ich bringe sie ganz langsam um. Sie wird sich wünschen, nie geboren worden zu sein", meint der Sohn des Stammesführers. Er sollte damals, wäre es nach dem Willen seines Vaters gegangen, mein Ehemann werden. Stattdessen habe ich ihn vor Avaldsnes im Meer schwimmend zurückgelassen.

„Mir hat dieses Weib auch schlimm mitgespielt. Ich musste damals die ganze Strecke zu Fuß zurücklegen. Habt ihr eine Ahnung, wie weit es von Svortland nach Bergen ist?", jammert hingegen der Vater.

„Du brauchst nicht zu jammern. Von Avaldsnes aus ist es noch viel weiter", meint der Sohn beleidigt.

„Keine Sorge, wir werden sie fangen und bestrafen", gibt sich einer der beiden mir Unbekannten selbstsicher.

„Unterschätz dieses Weib nicht!", warnt der Vater. „Sie redet zwar von Dingen, die ich nicht kenne und nicht verstehe. Man möchte meinen, sie sei irre. Das ist sie aber nicht. Sie weiß verdammt gut, was sie tut, und manchmal habe ich keine Ahnung, wie sie das anstellt."

„Sie ist aber trotz allem nur ein Weib", lacht der zweite Unbekannte abfällig.

Ich balle verärgert die Hände zu Fäusten, schlucke meinen Ärger aber hinunter. „Dir werde ich es schon zeigen", sage ich so leise, dass es nicht einmal Fjell verstehen kann.

„Ich bin ganz deiner Meinung. Die kriegen wir und dann wird sie büßen", meint der Sohn. „Wir greifen in drei Tagen an. Da sie nicht wissen, dass wir kommen, haben wir leichtes Spiel."

Ich habe inzwischen genug gehört und gebe Fjell mit einem Handzeichen zu verstehen, dass wir uns zurückziehen. Das machen wir auch und schleichen zurück zu unserem Felsvorsprung.

„Wer ist das?", will er wissen.

„Das sind der Stammesführer aus Bergen, sein Sohn und zwei Männer, die ich nicht kenne."

„Wen meinen sie, wenn sie von diesem Weib reden. Sprechen die etwa von dir?"

„Genau von mir", grinse ich.

„Was hast du ihnen getan?"

„Kannst du dich nicht mehr erinnern? Auf unserem Zeiten Beutezug wollten uns die drei Stämme begleiten und dann überfallen. Wir sind nach dem Besuch bei den Briten zu den Frauen in den drei Dörfern und hab haben sie zu uns gebracht."

„Ich kann mich erinnern."

„Die Leute aus Bergen wollten sich die Frauen holen, weil sie vom Missgeschick der Männer erfahren haben."

„Stimmt, denen haben wir den Plan vereitelt."

„Wir haben sie besiegt. Den Vater in Svortland, den Sohn auf dem Meer vor Avaldsnes."

„Richtig, beide waren gezwungen, den Rückweg zu Fuß anzutreten?"

„Dem einen habe ich das Schiff abgenommen, dem andern habe ich es versenkt. Ich war die Anführerin."

„Dann kann ich verstehen, dass sie einen Groll gegen dich hegen, einen großen noch dazu."

„Für einen Stammesführer und seinen Sohn ist es ganz schön peinlich ein Schiff zu verlieren und den Heimweg zu Fuß antreten zu müssen", grinse ich. „Dafür aber gleich einen Kampf riskieren, ist dann aber doch etwas heftig."

„Ist etwas übertrieben, das gebe ich zu. Aber was machen wir jetzt?"

„Wir trennen uns. Ich suche die Schiffe und du schleichst ins Dorf und alarmierst alle. Uns zu überraschen wird nun schwierig werden."

„Das wird nicht leicht", meint er ernst.

„Was wird nicht leicht?"

„Zu den Schiffen und ins Dorf zu gelangen. Die haben sicher überall Wachen aufgestellt."

„Wir müssen den Weg bei Nacht zurücklegen. Da sind die Wachen weniger aufmerksam und wir können uns leichter verstecken. Außerdem werden sie nicht vermuten, dass sich hier nachts jemand herumtreibt. Sie kennen die Umgebung nicht so gut wie wir und würden sich bei einer Verfolgung den Hals brechen. Deshalb können sie sich vermutlich nicht vorstellen, dass jemand nachts unterwegs ist. Wir aber kennen jeden Stein hier und können uns blind bewegen."

„Blind?", grinst er.

„Du weißt schon, was ich meine", lache auch ich.

„Dein Plan könnte funktionieren. Was machst du aber, wenn du die Schiffe entdeckt hast?"

„Ich werde sie ausspionieren und komme dann ebenfalls ins Dorf."

„Gut, dann machen wir uns auf den Weg."

„Wenn ich erst in der kommenden Nacht ins Dorf komme, mach dir keine Sorgen. Es könnte sein, dass ich etwas länger brauche, die Lage auszukundschaften."

„Pass aber auf dich auf!"

„Das werde ich."

Ich küsse ihn noch einmal leidenschaftlich, dann wünschen wir uns viel Glück und schleichen uns in verschiedene Richtungen davon. Er wählt den Weg über das Land, um zum Dorf zu gelangen, ich hingegen will zum Meer, um mich dort nach den Schiffen umzusehen.

Ich kann mir vorstellen, dass die Leute aus Bergen hinter einer der beiden Insel, die Haugesund vorgelagert sind, vor Anker gegangen sind. Ich würde es an ihrer Stelle auf jeden Fall so machen. Wenn sie sich geschickt angestellt haben, dann wurden sie vom Dorf aus nicht bemerkt. Hinter den vielen Inseln ist es nicht schwer, sich zu nähern und dort unbemerkt zu ankern.

Da ich mich nur sehr vorsichtig fortbewege, komme ich auch nur langsam voran. Erst weit nach Mitternacht erreiche ich die Stelle, die ich zum Ziel hatte. Ich habe mir unterwegs bereist eine Taktik überlegt. Da ich mich an Stelle unserer Angreifer hinter der Insel, die Haugesund direkt vorgelagert ist, verstecken würde, schwimme ich vom Land aus kurzerhand zur Nachbarinsel.

Die Strecke ist für mich bewältigbar. Sie ist deutlich kürzer als die Durchquerung des Fjordes beim Wasserfall. Ich nehme jedoch an, dass Wikinger nicht so gute Schwimmer sind und deshalb gar nicht auf die Idee kommen, dass jemand die Engstellen im Meer schwimmend überwinden könnte.

Ich verstecke alles, was ich nicht unbedingt brauche, an Land und steige ins Wasser. Sehr darauf bedacht, keinen Lärm zu verursachen, schwimme ich zur Nachbarinsel, gehe dort an Land und schleiche dann auf die dem Land abgewandte Seite. Dort bewege ich mich ausgesprochen vorsichtig vorwärts. Es könnte ja sein, dass die Wikinger aus Bergen sich hinter dieser Insel verstecken oder hier auch Wachen hinterlassen haben.

Zu meinem Glück scheint die Insel aber menschenleer zu sein. Als ich endlich alles erkundet habe und zur Nachbarinsel hinüberblicke, entdecke ich fünf prächtige Schiffe, die sich dort versteckt halten. Sie haben also genau das gemacht, was ich auch getan hätte.

Da der neu Tag bereits graut, setze ich mich im Schutz der Büsche hin und beobachte die Angreifer. Jetzt noch etwas zu unternehmen, wäre zu gefährlich. Ich tröste mich damit, dass ich noch Zeit habe, weil sie erst in ein paar Tagen angreifen wollen.

Die Krieger aus Bergen entladen den ganzen Tag verschiedene Dinge. Ich bin zu weit weg, um genau erkennen zu können, worum es sich dabei handelt. Auf jeden Fall verladen sie alles auf kleine Boote und bringen es an Land. Dabei sind sie ausgesprochen vorsichtig und nehmen den Weg hinter der Insel, auf der ich sitze, um unbemerkt ein ganzes Stück entfernt ans Ufer zu gelangen. Vom Dorf aus können sie nicht bemerkt werden.

Wären Fjell und ich nicht zufällig zu diesem Wasserfall gewandert, wäre es ihnen wahrscheinlich gelungen, uns mit ihrem Angriff zu überraschen. Nur, weil wir die Männer am Lagerfeuer haben belauscht können, wissen wir, dass Vater und Sohn offenbar Rache für die Schmach nehmen wollen, die sie durch mich erlitten haben.

Der Ruf der beiden Wikinger scheint stark beschädigt zu sein, sodass sie sich genötigt fühlen, Rache zu nehmen, um ihre Macht unter Beweis zu stellen. Sie wollen sich und den anderen zeigen, dass sie sich nicht ungestraft von einer Frau besiegen und demütigen lassen. Allerdings haben sie erneut die Rechnung ohne mich gemacht. Ich bin hoch motiviert, ihnen die Suppe gehörig zu versalzen.

Am Nachmittag beginne ich, erneut mehrere Pfeile und einen Bogen zu basteln. Da ich genügend Zeit habe, lasse ich mir bei der Suche nach den passenden Zweigen viel Zeit und auch bei der Fertigung gehe ich ausgesprochen penibel ans Werk. Ich suche mir auch ausreichend Harz an den Bäumen zusammen, um die Pfeilspitzen mit einer dicken Schicht versehen zu können.

Als es allmählich wieder Abend wird, bereite ich mich auf meine Mission vor. Als es dann endlich Dunkel ist, nehme ich den Bogen über die Schulter und binde mir die Pfeile an den Oberarm. Damit schwimme ich hinüber zur Nachbarinsel und erreiche sie ohne Probleme. Auch hier ist die Distanz nicht allzu groß.

Nun muss ich ausgesprochen vorsichtig ans Werk gehen. Langsam und darauf bedacht, keinen Lärm zu verursachen, gehe ich an einer geschützten Stelle an Land. Ich schleiche bis zum Lager, wo etwas zehn Männer um ein großes Feuer herumsitzen. Sie trinken gierig aus Krügen und unterhalten sich lauthals. Ich gehe stark davon aus, dass sie Alkohol trinken. Die Zeichen sind unverkennbar. Sie lallen beim Reden, sie sprechen viel zu laut, sind zu ausgelassen und zwei grölen immer wieder dasselbe Lied. Sie haben offenbar auch keine Wachen aufgestellt. Sie fühlen sich hier auf der Insel wohl ausgesprochen sicher.

Ich beobachte sie etwa zwei Stunden lang. In dieser Zeit trinken sie weiter. Sie werden dabei zunehmend betrunkener. Einer übergibt sich, zwei geraten in Streit und ein weiterer beginnt zu jammern und zu weinen, weil ihn seine Angebetete nicht will. Sie muss ihn zwar heiraten, da dies von den Eltern so bestimmt worden war, sie hat ihm aber offenbar schon klargemacht, dass sie mit ihm keine Kinder zeugen will und sich von ihm auch nicht berühren lassen will.

Ich bin so nahe am Lager, dass ich mithören kann, wie er sein Herz bei einem seiner Kammeraden ausschüttet, der ihm allerdings gar nicht zuhört und sich mehr für das Nachschenken des Kruges als für seinen Freund interessiert.

Das Warten aber lohnt sich. Nach den zwei Stunden, die ich damit zugebracht habe, mir diesen Jammer anzuschauen, bietet sich mir ein Bild, das jedem echten Krieger im Herzen wehtun würde. Die zehn Männer, die eigentlich die Schiffe bewachen sollten, liegen völlig besoffen neben dem Feuer, sie schnarchen laut und kriegen von ihrer Umgebung wirklich gar nichts mehr mit. Das ist meine Chance!

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