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Die Wikingerfibel Teil 03

Geschichte Info
Alva und ihr Stamm kämpen gegen Wikinger aus Bergen
31.1k Wörter
4.66
7k
8
Geschichte hat keine Tags

Teil 3 der 4 teiligen Serie

Aktualisiert 09/11/2023
Erstellt 09/08/2023
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Die Wikingerfibel

Teil 3 - Der große Kampf

Kapitel 1

„Wir haben bald wieder Frühjahr. Wo wollen wir denn dieses Jahr hin, wieder zu den Dänen?", will Fjell wissen.

„Ich würde es diesmal etwas westlich von den Dänen versuchen. Dort müssten germanische Stämme siedeln. Ich gehe davon aus, dass wir dort etwas andere Beute machen können als bei den Dänen und den Briten.", antworte ich.

„Andere Beute?"

„Sie haben andere Bräuche und Sitten. Könnte sein, dass sie für uns nützliche Dinge besitzen, die wir noch nicht kennen. Außerdem soll es dort Cervisia geben, eine Art Bier."

„Was ist Bier?"

„Ein alkoholisches Getränk."

„So wie unser Met?"

„Den Met macht man aus Honig und damit ist er süßlicher. Bier macht stellt man aus Malz und Hopfen her. Deshalb schmeckt es leicht bitter."

„Igitt! Bitter, das schmeckt doch nicht."

„Warte, bis du es probiert hast", grinse ich.

„Waren wir schon einmal in dem Gebiet?"

„Dort, wo ich diesmal hinfahren möchte, nicht. Der Weg ist allerdings ähnlich, wie der zu den Dänen, nur etwas länger."

„Du willst in ein ganz neues Gebiet?"

„In diesem Gebiet leben die Gallier. Ich weiß nicht genau, was uns dort erwartet. Aber ich bin selbst neugierig."

„Auf die Cervisia?", will er grinsend wissen.

"Nicht nur wegen der Cervisia, aber auch deswegen", lache ich.

„Ich bleibe lieber beim Met", beharrt er.

„Unser Met ist grässlich", sage ich.

Allein schon daran zu denken, führt dazu, dass ich mich schütteln muss. Ich habe selten so etwas Scheußliches getrunken. Manchmal sehne ich mich nach einem guten Glas Wein, so wie ich es früher ab und zu getrunken habe. Ich habe dann meist einen Wein aus der Toskana oder aus Umbrien gewählt. Aber das sind inzwischen nur noch Erinnerungen.

„Er könnte tatsächlich besser sein", stimmt mir mein Partner zu. Er reißt mich damit wieder aus meinen Träumereien.

„Wenn die eine richtig gute Cervisia brauen, dann nehmen wir den Braumeister mit. Dann will ich ihn haben."

„Braumeister? Du verwendest manchmal Worte, die ich nie gehört habe."

„Das hat damit zu tun, dass ich aus einer anderen Welt komme", grinse ich.

Fjell weiß von meiner Vergangenheit, weiß, dass ich wegen einer Fibel, die ich immer trage, aus meiner Welt um Jahrhunderte zurückversetzt wurde und bei den Wikingern gelandet bin. Ich musste mich am Anfang umgewöhnen und darauf achten, mich nicht zu verraten. Inzwischen habe ich mich voll und ganz eingelebt. Nur bei manchen Begriffen, vor allem für Dinge, die es bei den Wikingern noch nicht gibt, tue ich mich schwer. Mein Partner Fjell ist der Einzige, der weiß, wie es gelaufen ist.

Ich lebe inzwischen seit sechs Jahren bei den Wikingern und ich muss gestehen, ich fühle mich unglaublich wohl. Wir unternehmen jedes Jahr im Frühling einen Überfall und suchen uns dabei immer wieder neue Gebiete aus. Genau genommen suche ich die Ziele aus und die Männer folgen mir.

Die Überfälle laufen inzwischen immer nach dem gleichen Muster ab. Gefährlich sind sie nicht wirklich, dafür aber immer erfolgreich. Einmal in diesen Jahren sind wir, wie schon beim ersten Mal, in einen echt heftigen Sturm geraten. Aber wir haben auch diesen ohne größere Schäden überstanden.

„Warum diesmal weiter als bisher?", will Fjell wissen.

„Naja, in den anderen Gebieten gibt es nicht mehr viel, was wir nicht kennen und brauchen. Unsere Landwirtschaft versorgt uns und genau genommen könnten wir auf die Raubzüge gänzlich verzichten."

„Aber sie machen riesigen Spaß."

„In anderen Zeiten werden die Leute auch wieder wegfahren", grinse ich. „Dann nennt man es allerdings Urlaub."

„Siehst du, Traditionen soll man beibehalten", meint er. Dabei grinst er mich breit an.

„Ach Fjell, diese Raubzüge bedeuten doch auch Gefahr, inzwischen unnötige Gefahr. Das Meer ist unberechenbar und wir können nicht ewig davon ausgehen, dass meine Taktik, die Dörfer zu umstellen und alle zu überraschen, jedes Mal funktioniert. Wenn sich ein Stamm in Dänemark, Gallien oder bei den Briten auf unser Vorgehen einstellt oder einfach nur aus Vorsicht Wachen aufstellt, dann könnte es für uns ganz schön haarig werden."

„Du würdest die Überfälle lieber nicht mehr machen?"

„Wir können heuer noch einmal los und zu den Galliern reisen. Wie gesagt, es könnte gut sein, dass wir dort noch Dinge erbeuten, die wir gebrauchen können, sie aber noch nicht selbst besitzen. Ich habe ja schon gesagt, einen Braumeister hätte ich gerne. Über kurz oder lang sollten wir jedoch überlegen, uns in Zukunft nicht mehr in Gefahr zu bringen."

„Du bist eine kluge Frau", grinst er. „Meine kluge Frau."

Wir sind schon seit vier Jahren verheiratet. Kinder haben wir noch keine. Solange ich so viel zu tun habe und solange wir auf Raubzüge gehen, achte ich stets darauf, nicht schwanger zu werden. Das heißt aber nicht, dass ich nicht eines Tages Kinder haben möchte. Im Moment würde ich sie aber vernachlässigen oder womöglich als Waise zurücklassen. Das will ich nicht.

Fjell und ich haben bereits öfters über das Thema gesprochen. Schließlich werden wir auch oft genug darauf angesprochen. Wir sind schon vier Jahre verheiratet und noch immer kinderlos, das ist für einen normalen Wikinger unvorstellbar. Die wissen aber nicht, wie der weibliche Zyklus funktioniert. Natürlich ist das keine Garantie, nicht schwanger zu werden, aber es ist besser als nichts. Andere Hilfsmittel oder gar die Pille gibt es nicht.

Wir beide sind uns einig und er hat Verständnis für meine Gründe. Immerhin sind wir jung und haben noch etwas Zeit. Wir haben sogar besprochen, dass wir zwei Kinder möchten, ein Mädchen und einen Jungen, wenn das klappt. Das Mädchen soll Ingrid heißen. Ingrid bedeutet die schöne Göttin. Fjell neckt mich dann immer und sagt, sie sollte meine Schönheit aber nicht mein Temperament erben. Das wäre besser, weil sie sonst ein Wirbelwind wäre, wie ich einer bin. Sie würde dann nie Ruhe geben und uns ständig auf Trab halten. Das würde dann vermutlich anstrengend werden, sehr anstrengend sogar.

Dabei würde ich ja gerne Ruhe geben. Es ist nur so, dass ich viel um die Ohren habe. Durch meinen Wissensvorsprung kann ich vieles nicht einfach abgeben. Ich muss mir meine Zeit gut einteilen, aber wir kommen auch wirklich gut voran.

Unser Stamm hat inzwischen alle Höfe ausgebaut und wir müssen große Flächen an Weide- und Ackerland bearbeiten. Unsere Viehbestände sind beachtlich und der Nachwuchs bei unseren Tieren ist groß genug, um den Bestand zu sichern. Auch die Böden sind fruchtbar und alles wächst und gedeiht prächtig. Wir versorgen uns schon seit einiger Zeit selbst und man könnte sagen, wir leben im Überfluss.

Das bringt auch mit sich, dass wir starken Zuzug haben. Viele wollen von anderen Stämmen weg und zu uns. Einige kommen nur, um zu lernen, andere wollen ganz bei uns bleiben. Um diese Menschen kümmert sich Fjell. Er achtet auch sehr darauf, dass wir nicht Leute bei uns aufnehmen, die uns schaden wollen. Er hat diesbezüglich ein hervorragendes Auge und kann meist schon beim Eintreffen einer Person sagen, ob sie zu etwas taugen oder nicht.

Wir sind nun auf dem Weg zur Versammlung, wo ich den Vorschlag unterbreiten will, dieses Mal zu den Galliern zu reisen. Fjell begleitet mich dabei, wie er das meistens tut. Und wie üblich ist er neugierig und möchte schon vorab wissen, was ich plane. Ich erzähle es ihm auch gern, weil ich weiß, dass er mich später in der Sitzung vorbehaltlos unterstützt. Wenn er Einwände hat, dann macht er sie schon vorher. Später kann ich mich voll und ganz auf ihn verlassen.

Kapitel 2

Es ist wieder einmal soweit, wir stechen in See. Natürlich hat der Rat meinem Vorschlag zugestimmt. Es kennt sich schließlich keiner so gut aus, wie ich, keiner weiß, wie es draußen in der Welt aussieht. In all den Jahren, in denen ich das Ziel unserer Raubzüge bestimme, waren sie immer von großem Erfolg gekrönt. Warum sollten sie mir also nicht vertrauen.

Wir haben eine Woche gebraucht, um die Schiffe zu beladen und startklar zu machen. Hakon war in dieser Zeit kaum noch ansprechbar. Er hatte alle Hände voll zu tun. Inzwischen besitzen wir neun Schiffe und da die meisten Männer und auch einige Frauen mitkommen wollen, könnten wir mit der gesamten Flotte in See stechen. Zur Vorsicht jedoch lasse ich zwei Schiffe und einen Teil der Männer im Dorf zurück. Es ist eine Sicherheitsmaßnahme.

Da ich durchsetze, dass alle an der Beute beteiligt werden, fällt es einigen nicht schwer, nicht mitzufahren. Andere jedoch wollen unbedingt dabei sein, weil sie Spaß daran haben. Zum Glück geht es genau auf und so muss ich keinen enttäuschen oder zum Mitfahren überreden.

Maja will dieses Mal wieder mitkommen. Laura ist inzwischen alt genug, um allein in Haugesund zu bleiben. Das Mädchen ist zu einer taffen jungen Dame herangewachsen. Sie hat sich bestens eingelebt und engagiert sich in vielerlei Hinsicht für die Gemeinschaft. Das einst schwache und bleiche Mädchen hat sich zu einer wahren Schönheit entwickelt, die überall anpackt und ausgesprochen klug ist. Sie ist auch sehr beliebt und langsam sehe ich, dass die jungen Männer sie umschwärmen. Sie ist zwar noch zu jung zum Heiraten, aber offenbar möchten sich einige der Jünglinge schon mal ins Gespräch bringen. Es war damals definitiv die beste Entscheidung, die beiden mitzunehmen. Hier konnten sie neu anfangen und in Ruhe ein schöneres Leben beginnen.

Lifa und Greta sind nicht mehr aus Haugesund wegzukriegen. Sie lieben den Hof, den Ackerbau und die Viehzucht. Ihr Rat ist bei den anderen Einwohnern sehr gefragt. Viele kommen zu ihnen, wenn sie etwas nicht wissen oder ein Problem haben. Sie koordinieren auch, was jeder anbauen soll, damit wir von allem ausreichende Mengen haben und es nicht bei anderen Gütern zu einer Überproduktion kommt.

Greta hat in all den Jahren nicht einen Moment unter Heimweh gelitten. Es interessiert sie offenbar absolut nicht, was bei ihr zu Hause los ist. Deshalb zieht es sie auch nicht hinaus in die Welt. Sie liebt ihre Wikingerfreundin und geht in ihrer Aufgabe auf dem Hof und als Lehrerin für andere voll auf.

Wir segeln auch dieses Mal zunächst der Küste entlang in südliche Richtung und ändern erst später die Richtung, um Kurs auf das Ziel im Südwesten zu nehmen. Ich wähle ganz bewusst den kürzesten Weg über das offene Meer. Dies birgt zwar trotz aller Vorsicht immer noch ein bestimmtes Risiko, es ist aber so gering wie möglich.

Im Laufe der Jahre habe ich meine Karten neu und besser gezeichnet. Da ich bereits in meinem alten Leben das Segeln geliebt habe, komme ich ganz gut mit den Karten und den Routen zurecht. Klar ist es etwas anderes, ob man in der Freizeit mit einem kleinen Boot segelt und dabei auf die neuesten technischen Hilfsmittel zählen kann, oder ob man mit einem alten Wikingerschiff das offene Meer überqueren muss. Deshalb bin ich stolz auf mich, weil ich es trotzdem hinkriege.

Da ich dieses Mal nach Gallien und nicht nach Dänemark will, halten wir zwar auf die dänische Küste zu, segeln dann aber parallel zu dieser weiter in westliche Richtung. Das Wetter ist herrlich und ich kann vom Ausguck, den ich mir auf den Mast meines Schiffes habe bauen lassen, die Gegend gut überblicken und auf meiner Karte neue Einträge machen.

Meine Männer lachen mich immer aus, wenn ich oben in meinem Nest hocke und mir die Zeit mit Zeichnen vertreibe. Ich habe den Eindruck, sie sind der Meinung, ich würde mich dort oben verkriechen und faul herumhängen. Aber mir ist das egal. Ab und zu kommt Fjell zu mir nach oben. Er ist wohl der Einzige, der weiß, was ich im Ausguck treibe, auch weil ich es ihm genau erklärt habe.

Wochen nach unserem Start entdecke ich ein gallisches Dorf. Es ist nicht zu groß und birgt damit nur mittelmäßige Gefahr bei einem Überfall. Trotzdem ist es noch groß genug, um dort ausreichend Beute machen zu können. Das zumindest ist meine Einschätzung.

Ich gebe allen ein Zeichen, die Segel abzunehmen und die Fahrt zu verlangsamen. Wie üblich warten wir die hereinbrechende Nacht ab und nähern uns erst dann vorsichtig der Küste. Gegen Mitternacht gehen wir an Land und da die Männer ein eingespieltes Team sind, geht alles ausgesprochen schnell von statten.

Als der Ort eingekreist ist und ich das Zeichen zum Losschlagen gebe, bricht die Hölle los. Meine Leute machen so viel Lärm, dass die Bewohner erschrocken aus dem Bett hochfahren. Bevor sie die Lage halbwegs überblicken und sich wirklich wehren können, sind sie auch schon entwaffnet.

Wir treiben, wie inzwischen üblich, alle am Dorfplatz zusammen und ich verlange den Dorfvorsteher zu sprechen. Zunächst versteht man mich offenbar nicht, dann aber tritt ein kleiner, etwas dicklicher Mann vor.

„Wir haben keinen Dorfvorsteher. Wir haben einen Häuptling und der bin ich", sagt er stolz.

„Gut, dann bist du eben der Häuptling. Wir sind Wikinger und verlangen, dass ihr eure Vorräte mit uns teilt."

„Teilen? Ihr wollt nicht alles mitnehmen? Und was ist mit den Frauen?"

„Was soll mit den Frauen sein?", frage ich überrascht.

„Ihr wollt sie nicht mitnehmen?"

„Wozu?"

„Weil ihr Frauen braucht, die euch den Haushalt machen und so. Du weißt schon, was man mit Frauen alles machen kann?", meint er etwas verlegen.

Er weiß wohl nicht, wie er sich am besten ausdrücken soll. Das hat vermutlich auch etwas damit zu tun, dass auch ich eine Frau bin.

„Sehe ich so aus, als würde ich eine Frau brauchen?", frage ich belustigt.

„Naja, du bist selbst eine. Da wäre es tatsächlich ein wenig sonderbar", meint der Häuptling, leicht irritiert. „Aber deine Männer vielleicht?"

„Die haben auch schon eine Frau. Was ist nun mit dem Teilen und wie ist übrigens dein Name. Ich bin Alva, die Anführerin dieses Stammes."

„Ich bin Häuptling Gebretix. Was genau wollt ihr?"

„Es ist mir eine Ehre, Häuptling Gebretix. Wir wollen sehen, was ihr habt, und dann mitnehmen, was wir brauchen."

„Dann bleibt uns nichts mehr."

„Keine Sorge, wir lassen euch so viel, wie ihr braucht, um zu überleben. Wir wollen euch nicht alles nehmen."

„Ihr seid aber komische Normannen."

„Wir sind keine Normannen, wir sind Wikinger. Habe ich das nicht schon gesagt?"

„Wikinger? Wie kommt ihr denn zu uns?"

„Mit dem Schiff, wie sonst?"

„Ihr seid wirklich keine Normannen?"

„Nein, wenn ich es dir sage."

„Was sind Normannen?", flüstert mir Fjell zu.

„Das sind Wikinger, die es vor langer Zeit in die Normandie verschlagen hat. Das ist eine Region im Norden des späteren Frankreichs, einem Land, das noch viel weiter westlich liegt als Gallien und ebenfalls ans Meer grenzt."

„Das sind Unseresgleichen?"

„Die haben sich inzwischen ganz anders entwickelt und sind ein eigener Volksstamm."

„Aber wie kommen die dorthin? Ich habe noch nie gehört, dass Wikinger weiter gesegelt sind, als wir dies tun."

„Die wird schon irgendwann ein Unwetter vom Kurs abgebracht und in eine ferne Gegend verschlagen haben. Ich weiß es auch nicht so genau", antworte ich Fjell. Dann wende ich mich wieder dem Häuptling zu.

„Die Normannen rauben euch die Frauen?"

„Die nehmen immer die jungen und hübschen Mädchen mit. Ich habe keine Ahnung, was sie ihnen alles antun. Bisher ist keine mehr zurückgekommen."

„Und die Normannen kommen bei euch vorbei?"

„Ja, immer etwa um diese Zeit."

„Dann gibt es wohl noch mehr Touristen in diesem Gebiet", sage ich halblaut. Dabei grinse ich Fjell an.

„Touristen?", erkundigt er sich und zieht eine Augenbraue nach oben.

„Menschen, die Urlaub machen, nennt man in einer späteren Zeit auch Touristen."

„Die kommen aber nicht, um Urlaub zu machen", lacht er.

„Das ganz sicher nicht. Jetzt aber lasst uns alle schlafen gehen. Morgen sehen wir weiter."

Wir sammeln noch die restlichen Waffen ein und stellen Wachen auf, die restlichen Wikinger ziehen sich auf unsere Schiffe zurück. Ich bin gespannt, was der morgige Tag so alles bringt. Fjell und ich liegen noch etwas wach im Bett.

„Das ging aber einfach", meint er begeistert.

„Ich habe ein ungutes Gefühl", antworte ich.

„Diese Leute sind doch keine Gefahr. Die sind froh, dass nur wir und nicht diese Nordmänner gekommen sind."

„Normannen nennen die sich und ja, es ging einfach und sie haben Angst. Aber ich habe trotzdem kein gutes Gefühl bei der Sache."

Am nächsten Morgen spreche ich mit Häuptling Gebretix. Das Dorf hat einiges an Vorräten zu bieten. Vor allem interessieren mich neue Getreidesorten und Rüben. Wir können einiges auf unsere Schiffe laden, das es so bei uns noch nicht gibt. Ich bin zufrieden, denn ich bin vor allem an neuen Dingen interessiert.

Als mir der Gallier dann voller Stolz seine Cervisia zum Kosten gibt, bin ich mehr als begeistert. Das Gebräu schmeckt zwar noch nicht ganz, wie in meiner alten Welt das Bier, aber es kommt der Sache schon recht nahe. Außerdem schmeckt es deutlich besser als der Met, der in Haugesund gebraut wird.

„Kannst du mir den Braumeister vorstellen?"

„Den was?"

„Den Braumeister, den Mann, der diese Cervisia herstellt."

„Ach so, das ist Grumelix. Warte, ich lass ihn rufen."

Wenig später betritt ein Mann die Hütte, den ich auf Mitte 40 schätze. In seiner Begleitung ist eine junge und ausgesprochen attraktive Frau. Sie ist höchstens 20, wenn nicht sogar ein oder zwei Jahre jünger. Ich bin überrascht, dass er eine so junge Frau geheiratet hat. Einen solch großen Altersunterschied habe ich in meiner neuen Welt noch nie gesehen. Da waren Mann und Frau immer in etwa gleich alt.

„Hallo Grumelix, darf ich dir Alva vorstellen. Sie ist die Anführerin der Wikinger."

„Es ist mir eine Ehre", grüßt der Mann. Bevor er jedoch weitersprechen kann, unterbricht ihn die junge Frau.

„Die Wikinger haben eine Frau zur Anführerin? Das hätte ich nicht gedacht", platzt sie heraus.

„Und du bist?", frage ich betont freundlich.

„Oh entschuldige, ich bin Hermeline, seine Tochter", stellt sie sich vor.

„Ah, seine Tochter", entkommt mir.

„Was hast du denn gedacht?"

„Was wohl", grinse ich.

„Eltern suchen sich bei uns doch nie einen so alten Mann für die Tochter aus", lacht auch sie.

Ich lächle ihr nochmals kurz entschuldigend zu, dann wende ich mich wieder an den Häuptling und komme auch gleich zur Sache. Ich bin nicht der Typ, der lange um den heißen Brei herumredet.

„Ich bin daran interessiert, Grumelix mitzunehmen. Ich will nicht nur ein paar Fässer Cervisia auf die Schiffe laden, ich will auch später in der Lage sein, welche herzustellen."

Fjell, der mich die ganze Zeit betrachtet, nickt zustimmend. Ich habe den Eindruck, als würde er sich in Gedanken schon die Hände reiben. Auch ihm scheint das Gebräu zu schmecken.

„Ich kann euch doch nicht den Mann mitgeben, der bei uns die Cervisia braut. Was soll denn dann aus uns werden, wer soll bei uns dafür sorgen, dass wir welche haben?"

„Ich kann nicht mitkommen, ich habe eine Frau und sieben Kinder. Hermeline ist die älteste. Die anderen sind noch deutlich jünger. Sie brauchen ihren Vater", wehrt auch der Braumeister selbst ab.

„Gibt es keinen zweiten Mann, der Cervisia brauche kann?", frage ich.

„Nein, nicht so gut wie Grumelix", meint der Häuptling und zuckt entschuldigend mit den Schultern.

„Aber ...", meldet sich Hermeline.

Sie verstummt allerdings sofort, als ihr der Vater einen ausgesprochen strengen Blick zuwirft. Sie senkt die Augen in Richtung Boden und macht auf mich einen unterwürfigen Eindruck.

„Was wolltest du sagen?", frage ich deshalb.

„Sie hat nichts zu sagen, sie ist eine Frau", antwortet der Vater an ihrer Stelle in überraschend schroffem Ton.

„Sie ist eine Frau? Ja glaubst du, das sehe ich nicht selbst?", sage ich übertrieben freundlich. „Ich frage mich jedoch, was willst du mir mit dieser offensichtlichen Tatsache sagen?"

„Äh, bei uns dürfen Frauen nicht sprechen, wenn sich Männer unterhalten."

„Dann dürfte ich auch nichts sagen?", frage ich überrascht.