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Die Wikingerfibel Teil 03

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„Opa, Opa, wie hast du die Oma kennen gelernt?"

„Sie war plötzlich da, sie saß an der Klippe vor der Burg und hat verträumt über das Meer hinausgeblickt. Dieser Augenblick, in dem sie aufgetaucht ist, war ein Segen für den ganzen Stamm", erzählt er schmunzelnd. „Wir müssen uns heute nicht mehr auf das Meer hinauswagen."

„Ist das gefährlich?"

„Wenn ein Sturm aufzieht, dann kann es ganz schön gefährlich werden."

„Warst du auch schon in gefährlichen Situationen?"

„Es ist im Laufe der Jahre so mancher Sturm auf uns zugekommen. Aber deine Oma hat immer gewusst, wie sie zu reagieren hat und so sind wir immer gut ans Ziel gekommen."

„Andere Stämme nicht?"

„Nein, da hat es öfters Probleme gegeben. Einige sind nie mehr nach Hause gekommen und einige Stämme fahren heute noch auf Meer hinaus."

„Warum denn, wenn es gefährlich ist?"

„Weil sie keine kluge Frau haben, wie es deine Oma ist."

„Oma erzählst du nun deine Geschichte?"

„Ja, mein Schatz, ich erzähle dir, wie alles begann. Ich war unterwegs und stand plötzlich vor einer großen und mächtigen Burg. Ein Mann hat mich gerufen und wollte, dass ich an der Sitzung des Rates teilnehme ..."

Epilog 3

Ich stehe am Grab meiner Mutter. Sie ist letzte Woche überraschend von uns gegangen. Wir waren alle nicht darauf vorbereitet und es war mir nicht mehr möglich, mich von ihr zu verabschieden. Das wird mir erst jetzt bewusst. Bis zur Beerdigung gestern hatte ich keine Zeit, mir irgendwelche Gedanken zu machen. Ich musste einfach funktionieren.

Nun aber stehe ich an ihrem Grab und habe endlich Zeit, von ihr Abschied zu nehmen und um sie zu trauern. Das Wetter ist trüb und ich bin mutterseelenallein auf dem Friedhof. Endlich kann ich durchatmen. Ich lasse die schönen Momente mit meiner Mutter Revue passieren. Es waren so viele, dass sie nur so über mich hereinpurzeln und mir ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Ich hatte die beste Mutter der Welt!

Mir kommt vor allem unsere letzte Reise nach Norwegen in den Sinn. Diese hat mich ganz besonders beeindruckt, da meine Mutter mich in ihr Geheimnis eingeweiht hat. Wir sind danach noch dreimal dorthin gefahren und ich habe immer gespürt, wie verändert sie dort war. Sie war entschlossener, zielstrebiger, eine Kriegerin, sie war dann immer etwas mehr Alva als im normalen Leben. Trotz dieser nicht unwichtigen Seite blieb sie Zeit ihres Lebens ausgesprochen menschlich und hat sich stets für die benachteiligten Personen eingesetzt. Sie war und ist für mich ein ganz großes Vorbild.

In den letzten zwei Jahren war sie dann aber zu schwach, die lange Reise und vor allem die Wanderung auf sich zu nehmen. Nur nach Haugesund zu reisen, ohne auch den Wasserfall zu sehen, das kam für sie nicht in Frage. Ihr Herz hatte sie in dieser einmaligen Landschaft und nicht in der Ortschaft verloren.

Ich erinnere mich auch daran, dass sie mich von Klein auf „Ingrid mein Schatz" genannt hat und das bis zum Schluss. Es war egal, wie alt ich war, sie hat mich immer so genannt. Bei diesem Gedanken wird mir warm ums Herz, auch weil sie mir auf der Rückreise damals erzählt hat, dass sie zusammen mit dem Wikinger beschlossen hatte, ihrem ersten Kind diesen Namen zu geben.

Plötzlich überkommen mich eine unbändige Sehnsucht und die Gewissheit, dass ich ihren Spuren folgen muss, um richtig Abschied von meiner Mutter nehmen zu können. Ich muss nach Norwegen, genauer gesagt nach Haugesund zum Wasserfall reisen.

Ich fasse den Entschluss und mache mich gleich daran, meinen Vorsatz in die Tat umzusetzen. Ich habe keinen Mann und keine Familie, im Job bin ich unabhängig und so muss ich auf niemand Rücksicht nehmen. Schon eine Woche später lande ich in Bergen, miete mir einen Wagen und mache mich auf den Weg. In Haugesund angekommen, wandere ich, mit einem Rucksack bepackt, auf den Weg zum Wasserfall.

Ich habe das Gefühl, als würde mich auf der gesamten Strecke jemand begleiten. Ich fühle ihre Nähe. Meine Mutter ist mir in dieser Einöde so unglaublich nahe und ich genieße dieses Gefühl. Sie fehlt mir! Am Wasserfall angekommen, bleibe ich einige Tage dort. Ich durchquere nicht nur einmal den Fjord schwimmend, um dem herabstürzenden Wasser noch näher zu sein. Meine Mutter hat mir damals erzählt, dass sie dies getan hat und es ein unglaublich schönes Gefühl war. Das ist es auch.

Ich genieße die Tage meiner Wanderschaft. Als ich dann wieder nach Haugesund zurückkehre, verliere ich die Leichtigkeit der letzten Tage und mir wird wieder schwer ums Herz. Ich weiß dabei nicht einmal genau warum. Es kann daran liegen, dass ich meiner Mutter sehr nahe war und dieses Gefühl nun vermisse. Mich beschleicht der Verdacht, dass ich nicht wirklich alles unternommen habe, um den Spuren meiner Mutter zu folgen. Es muss noch etwas geben, das ich tun kann, ja tun muss.

Unruhig schlendere ich durch die Straßen von Haugesund. Ich komme mir vor, wie eine Getriebene. Ich gehe ziellos durch die Straßen. Plötzlich fällt mein Blick auf das Schild einer Bibliothek. Sie ist unscheinbar und wirkt altmodisch, aber sie zieht mich magisch an und ich folge einem inneren Drang, sie zu betreten. Beim Eintreten blicke ich mich erst einmal um.

„Kann ich dir helfen, mein Kind?", ertönt hinter mir eine Stimme.

Ich drehe mich um, auch überrascht von der Anrede. Ich muss jedoch meinen Blick senken, denn vor mir steht eine alte Frau, die nicht die Größte ist und noch dazu in gebückter Haltung dasteht.

„Ja, das können sie", sage ich nachdenklich. „Ich suche etwas über eine Kriegerin der Wikinger. Ihr Name war Alva und sie hat hier in der Gegend gelebt, etwas weiter vorne bei der Ruine."

„Bei der Ruine? Woher weißt du, dass hier vor vielen Jahren eine Burg gestanden haben soll?"

„Meine Mutter hat mir davon erzählt."

„Dann muss sie vor sehr langer Zeit gelebt haben. Die Ruine gibt es nur noch in Erzählungen. Auch ich habe sie nie gesehen."

„Gibt es ein Grab von Alva?"

„Nicht, dass ich wüsste."

„Ein Wikingergrab aus dieser Zeit?", bohre ich nach.

Die alte Frau überlegt eine Zeit lang, dann beginnt sie zu schmunzeln. Kleine Lachfältchen bilden sich in ihrem Gesicht und sie sieht plötzlich jünger aus, als sie sein müsste.

„Es gibt ein Wikingergrab. Das wird allerdings Laura zugesprochen, der Nachfolgerin von Alva, wenn man den Mythen und Erzählungen glaubt."

„Wo ist das Grab von Laura?", frage ich aufgeregt.

Diese Information weckt Hoffnungen in mir, etwas zu finden, was ich bisher übersehen habe. Ich weiß nicht warum, aber mir ist sofort klar, dass ich dorthin muss. Dort ist etwas, das ich sehen muss.

„Sicher ist nichts. Man vermutet es nur."

„Wo?", frage ich energisch.

„Du willst es unbedingt wissen", grinst die Alte.

„Entschuldigung, wenn ich vorhin etwas unfreundlich geworden bin. Es interessiert mich einfach sehr."

„Das sehe ich. Du findest das Grab, wenn du die Küstenstraße weiterfährst. In der dritten Kehre ist ein kleiner Parkplatz. Da kannst du anhalten und hinaus zur Klippe gehen. Dort befindet sich ein Hügel ganz aus Steinen. Darunter soll das Grab liegen. In der Nähe soll auch die alte Burg gestanden haben."

Ich bedanke mich hastig, eile zu meinem Wagen und fahre los. Ich denke nicht einmal dran, mir etwas mitzunehmen, ich überlege auch nicht, ob ich die passenden Schuhe anhabe. Eine große Unruhe hat mich erfasst. Ich kann nicht sagen warum, aber ein unbändiger Drang zieht mich zu diesem Grab. Ich muss sofort los.

Die Wegbeschreibung der Alten ist perfekt. Ich finde den Platz, wo ich den Wagen abstellen kann, gehe hinaus zur Klippe und entdecke dort auch die zu einem großen Haufen aufgeworfenen Steine. Es könnte auch ein x-beliebiger Steinhaufen sein, den ein Bauer zusammengetragen hat, als er die Steine aus seinem Feld entfernt hat. Trotzdem bin ich mir sicher, dass ich die richtige Stelle gefunden habe. Als ich davor stehe legt sich eine große Ruhe auf meine Seele. Ich habe das Gefühl angekommen zu sein.

Ich stelle mich so vor das Grab, dass ich dabei hinaus auf das Meer sehen kann. Mein Blick gleitet in die Weite und meine Gedanken verlieren sich in Erinnerungen an meine Mutter und die vielen Erzählungen über die Wikinger, die sie uns Kindern statt einer Gute-Nacht-Geschichte immer erzählt hat. Ich fand dies immer so unglaublich spannend. Das lag vermutlich auch daran, dass meine Mutter sie so erzählen konnte, dass ich immer das Gefühl hatte, ein Teil der Geschichte und nicht nur Zuhörer zu sein.

Plötzlich fällt mein Blick auf etwas vor mir, das im Gras glänzt und funkelt, ganz nahe an den ersten Steinen des Grabhügels. Ich bücke mich und hebe es hoch. Es ist eine Anstecknadel, eine Brosche oder so ähnlich. Es sieht allerdings unglaublich alt aus. Kann es sein, dass es die Fibel ist, die Fibel, die meine Mutter damals gefunden hat? Plötzlich bin ich unglaublich aufgeregt.

Ohne lange nachzudenken, stecke ich sie mir an. Ich schließe damit die Jacke und bekomme sofort warm. Der Wind zerrt an mir und meinen Kleidern. Die Kühle der Seeluft wird nun aber von mir ferngehalten. Ich fühle mich wohl. Eine Zeit lang passiert nichts, ich stehe nur da und lass alles auf mich wirken. Die Wellen unter der Klippe brechen mit Getöse an den großen Steinen, der Wind singt sein altes ewig gleiches Lied und die Vögel zwitschern vergnügt. Plötzlich tritt eine junge Frau an meine Seite.

Ich nehme sie erst mit der Zeit richtig wahr. Es ist sonderbar, dass noch jemand in dieser Gegend ist. Sie sagt auch nichts und lässt mir meine Ruhe. Sie ist etwas älter als ich. Nach einiger Zeit aber, reißt sie mich doch aus meinen Gedanken.

„Deine Mutter war eine unglaublich beeindruckende Frau."

„Meine Mutter?", frage ich.

„Natürlich deine Mutter. Alva, unsere Stammesführerin, war eine so kluge Frau."

„Und wer bist du?"

„Ich bin Laura, ihre Nachfolgerin. Das weißt du doch."

ENDE Teil 3

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26 Kommentare
AnonymousAnonymvor 3 Monaten

Am Beginn der Geschichte nimmt Vera die Fibel ab und ist sofort wieder in der Neuzeit.

Hier im dritten Teil schwimmt sie nackt durch den Fjord ohne die Rückkehr in die Neuzeit ❓

Trotzdem danke für die Geschichte ❗

BAxbaxBAxbaxvor 7 Monaten

Zauberhaft, im besten Sinne dieses Wortes!

AnonymousAnonymvor 8 Monaten

Einfach toll geschrieben, danke dafür

Gecko22Gecko22vor 8 Monaten

Du machst deinem Namen wieder alle Ehre, ich hab die 2 Geschichten an einem Tag verschlungen. 👍

CuxbarneyCuxbarneyvor 8 Monaten

Manche Autoren und Stories brauchen Warntafeln. Süchtig machen und einfach Zeit verschwinden zu lassen kann nicht legal sein.

Danke für diese "Frechheit"

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