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Ehe zerstört?

Geschichte Info
Ihr Ex-Freund kreuzt zum dritten Mal ihr Leben
16.3k Wörter
4.71
25.7k
5

Teil 1 der 2 teiligen Serie

Aktualisiert 06/11/2023
Erstellt 02/11/2022
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Ehe zerstört?

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Mitwirkende:

Claudia SchulteEhefrau

Klaus SchulteEhemann

Roland MeisterLover

Andreas MeisterBruder von Roland

Michaela WeißDetektivin

Fritz BielefeldDetektiv

Oberschwester

Mitpatientin

Montagvormittag.

„Herr Schulte, bitte legen Sie sich hin und verabschieden Sie sich vorher noch von Ihrer Frau. Wir werden Sie gleich in den Vorbereitungsraum fahren", bestimmt die Oberschwester.

Das Bett in einem der Zimmer auf der Privatstation in der Klinik wirkt nicht besonders einladend. Aber es wird mir in den nächsten Tagen zur Erholung dienen, nachdem ich heute noch ein künstliches Hüftgelenk bekommen werde. Ich bin ein wenig nervös.

Meine Frau spürt dies natürlich und gibt mir einen zärtlichen Kuss.

„Du brauchst nicht auf den Ausgang der Operation zu warten, mein Schatz", flüstere ich ihr zu.

„Keine Angst, dein Operateur hat schon tausend Mal Leuten eine neue Hüfte eingebaut. Du musst nur aufpassen, dass der Onkel Doktor das richtige Bein nimmt", meint sie scherzhaft. „Ich komme dich dann morgen besuchen. Ich liebe dich."

„Ich dich auch", antworte ich nicht ein wenig gefasster als vorher und lege mich hin. „Bitte vergiss den Heizungsbauer heute nicht. Du weißt, wie lange wir auf den Termin mit dem Spezialisten von der Herstellerfirma haben warten müssen. Wenn wir den verpassen, müssen wir uns im Herbst warm anziehen."

„Aber natürlich, mein Schatz. Ich werde mich darum kümmern", beruhigt mich Claudia. Dann wendet sie sich von mir ab und geht zur Tür.

Ich schaue meiner Frau bewundernd hinterher, wie sie das Zimmer verlässt. Claudia war und ist eine Schönheit, stelle ich immer wieder fest. Sportlich schlank, knapp über einen Meter 70 lang und ein paar Kilo über 50 leicht. Ihr schulterlanges, blondes Haar trägt sie meist offen. Lediglich ihre C-Brüste hängen etwas. Aber dafür gibt es ja wunderschöne Dessous, die das verschleiern können. Sie ist intelligent, lacht viel und ist im Bett eine Granate. Zumindest war sie das, als ich sie vor etwa 17 Jahren kennengelernt habe. Sie war seinerzeit 25 Jahre jung und hatte sich gerade von ihrem Verlobten Roland getrennt. Roland war seit ihrer Oberstufenzeit ihre große Liebe gewesen. Sie hatten zusammen Lehramt für Religion und Sport studiert und wollten nach der Uni heiraten. Aber Roland hat es mit der Treue nicht ganz so genau genommen. Als sie ihm auf die Schliche kam, immerhin hinterging er sie gleichzeitig mit zwei weiteren Studentinnen, hat sie mit ihm sofort Schluss gemacht. Und ich kam zur rechten Zeit, um sie seelisch aufzufangen. Ich war seinerzeit Privatdozent an der Uni im Fach Alt-Griechisch und damals 42 Jahre alt. Man sagte mir hinter vorgehaltener Hand eine gewisse Nähe zu einem griechischen Mafia-Clan zu. Ich habe dies nie dementiert, aber auch nie bestätigt. Doch es verstärkte in manchen Verhandlungen ganz automatisch meine Autorität.

Für Claudia muss ich anfänglich eine Art Vaterfigur gewesen sein, ein Mann, der Ihr nach dieser großen Enttäuschung mit Roland Rückhalt und Sicherheit bieten konnte und dazu noch eine Schulter zum Ausweinen. Also das Gegenstück zu ihrem Ex-Verlobten. Einige Monate später haben wir dann geheiratet.

Unsere Ehe dauert nun 15 Jahre an. Wir hatten unsere Höhen und Tiefen. In den ersten drei Jahren kamen wir fast nicht aus den Betten heraus. Claudia war dem Sex gegenüber mehr als aufgeschlossen, machte alles mit, was uns Spaß machte. Je ausgefallener, je versauter, je gewagter, umso mehr ging sie ab. Jeder von uns beiden übernahm mal die Führung, war dominant oder genoss es, devot zu sein.

Und dann wurde unser Sexleben schleichend langweiliger und auch seltener. Als wir mit unserer Ehe im verflixten siebten Jahr angekommen waren, gab es fast nur noch Blümchensex am Wochenende. Vielleicht war diese Entwicklung unseren jeweiligen Karrieren und dem damit verbundenen Stress geschuldet, vielleicht auch nur meinem Alter. Ich feierte in diesem Jahr meinen neunundvierzigsten Geburtstag. Und auch Claudia feierte etwas, nämlich neben ihrem zweiunddreißigsten Geburtstag eine Reunion mit ihrem Ex Lover Roland. Es dauerte fast zwei Monate, bis ich dahinterkam. Ihre ständigen Lehrerkonferenzen am Nachmittag, teilweise bis in die späten Abendstunden, machten mich irgendwann stutzig. Ich spionierte meiner Frau nach und als ich mir ihrer Untreue sicher war, engagierte ich eine Detektei, die mir schnell eindeutige Beweise lieferte.

Es waren Fotos, wie Claudia mit Roland Händchen haltend durch Einkaufsstraßen schlenderte, sich innig küssend auf Bahnhofsteigen verlustierten, sie beide in seinem Haus verschwanden. Aber auch Videos, wie sie Rolands Schwanz in einem Kinosaal blies oder er sie in einer einsamen Gasse stehend von hinten fickte.

Zwei- bis dreimal die Woche trafen sie sich regelmäßig für etliche Stunden. Dass meine Frau während dieser Schäferstündchen oft sehr gewagte Kleidung trug, verdeutlichte mir, dass ich nur noch zweite Wahl war, denn mich empfing sie abends nach der Arbeit nur in Pullover und Jeans.

Eines Tages war meine Schmerzgrenze erreicht. Ich sah kein Ende in der ehebrecherischen Verbindung der beiden. So schrieb ich meiner Frau einen Brief, in der ich ihr erklärte, dass ich von ihrem Fremdgehen wüsste und dass ich sie vor die Wahl stelle, entweder sofort damit aufzuhören und Roland nie mehr wiederzusehen oder, ebenfalls sofort, ihre Sachen zu packen und das Haus zu verlassen. Falls sie sich für die zweite Option entscheiden würde, würden wir unsere Angelegenheiten vor einem Scheidungsrichter verhandeln. Im Falle ihrer Wahl der ersten Option würde ich allerdings auf einen Ehevertrag mit Gütertrennung und Vermögensausgleich, auf gemeinsame Sitzungen bei einem Eheberater und, mindestens so lange wir den Eheberater in Anspruch nehmen würden, auf getrennte Schlafzimmer bestehen. Unabhängig von ihrer Wahl wäre ich mir aber nicht sicher, ob ich ihr jemals verzeihen könnte und ob es noch eine gemeinsame Zukunft für uns gibt.

Ich legte den Brief am Folgetag, als Claudia noch ihre Morgentoilette erledigte, zusammen mit einigen sie kompromittierenden Fotos auf den Küchentisch und fuhr, ohne mich von ihr zu verabschieden, zur Arbeit.

Ich war gerade dabei, mein Büro aufzuschließen, als mir mein Smartphone den Erhalt einer WhatsApp Nachricht signalisierte. „Bitte verzeih mir. Ich habe die Affäre mit Roland beendet." Nicht mehr und nicht weniger.

Die nächsten Wochen verliefen geschäftsmäßig. Wir vollzogen die Gütertrennung und beurkundeten notariell den Vermögensausgleich. Ab jetzt wirtschaftete jeder für die eigene Tasche. Ich hatte das Haus komplett übernommen, dafür meiner Frau einen entsprechenden monetären Ausgleich erstattet. Jeder verfügte über sein eigenes Konto. Für die laufenden Ausgaben, die uns gemeinsam betrafen, hatten wir ein separates Konto eröffnet, das jeder von uns monatlich mit einem vereinbarten Betrag speiste.

Mithilfe des Eheberaters kamen wir uns wieder näher und nach über zwei Monaten schliefen wir das erste Mal wieder miteinander. Als wenn wir einen Schalter umgelegt hätten, war der Sex wieder erfüllend. Ich ließ mich auf meine Frau ein, sie sich auf mich.

Wenn ich allerdings sagen würde, ich hätte ihr von Anfang an wieder vertraut, müsste ich mich selbst auslachen. Natürlich habe ich kontrolliert, ob sie weiter mit Roland Kontakt hält. Dafür habe ich ihr Smartphone mit einer Überwachungssoftware verwanzt. Ich konnte ihre Telefonate mithören und ihre Textnachrichten mitlesen. Aber Claudia hatte Wort gehalten. Roland schien Geschichte zu sein.

Ende 2013 zogen wir nach Hamburg um. Ich folgte einem Ruf an die Hamburger Universität und Claudia kam an einem Hamburger Gymnasium als Unterstufenlehrerin in ihren beiden Fächern Religionslehre und Sport unter.

„Herr Schulte, träumen Sie?" Die Oberschwester war ins Zimmer gekommen, ohne dass ich dies wahrgenommen hätte. Erschreckt sehe ich sie an. „Na, ich hoffe, Sie haben von mir geträumt", sagt sie lachend, geht am Bett vorbei und fängt an, mich mit Bett aus dem Zimmer zu schieben.

Claudia:

Gerade haben die beiden Heizungsbauer unser Haus verlassen. Das war eine böse Überraschung. Ich habe immer noch ganz wackelige Knie. Musste das sein? Ich kann es immer noch nicht glauben, einer der beiden Monteure war Roland. Was ist denn das für ein blöder Zufall? Verschwindet der Kerl denn nie aus meinem Leben? Aber es ist eigentlich nichts passiert und es wird bestimmt auch nichts passieren.

Mein Telefon schellt. Ist es das Krankenhaus? Ich kenne die Nummer nicht. Als ich das Gespräch annehme, erkenne ich eine vertraute Stimme. Es ist Roland, der meint, dass unser Treffen kein Zufall gewesen sei, sondern Schicksal. Acht Jahre hätten wir uns schon nicht mehr gesprochen, geschweige denn gesehen, resümiert er. Er fragt mich, ob ich spontan Zeit auf eine Tasse Kaffee hätte. Er hätte so viele Fragen an mich, wollte wissen, wie mein Leben in den letzten acht Jahren verlaufen ist.

Ich antworte ausweichend, dass mein Mann gerade operiert worden wäre und ich gleich noch ins Krankenhaus fahren wollte, um festzustellen, ob es ihm auch gut geht und die Operation gut verlaufen ist.

Aber Roland ist hartnäckig. „Dann frag doch einfach deinen Mann, ob er gegen ein ganz harmloses Treffen etwas einzuwenden hätte. Ich gehe davon aus, dass er dir vertraut, dass wir beide nicht gleich wieder im Bett landen werden."

„Ich gehe garantiert nicht mehr mit dir in die Kiste. Ich habe meinen Mann versprochen, niemals mehr mit dir Kontakt aufzunehmen. Das Versprechen werde ich auch nicht brechen", erwidere ich kühl.

„Kann ich verstehen", versucht Roland mein Argument zu entkräften, „ich schlage vor, dass du deinen Mann einfach fragst, ob wir uns in einem Café, gewissermaßen auf neutralen Boden, einfach nur zum Quatschen treffen können. Wenn er nein sagt, respektiere ich das natürlich. Aber vielleicht ist er einverstanden, ganz einfach, weil er dir vertraut."

„Ich weiß nicht." Ich merke, wie mein Widerstand schwindet. Das kann doch nicht sein. Ich liebe doch mein Mann. Einige Sekunden herrscht Schweigen, dann erkläre ich Roland, dass ich seinen Vorschlag überdenken werde. Ich verbiete ihm, mich noch einmal anzurufen. Wenn ich das Bedürfnis hätte, mich mit ihm zu unterhalten, würde ich mich melden. Seine Telefonnummer hätte ich nun. Mit einem kurzen Gruß, ohne Warten auf den Gegengruß, lege ich auf.

Ich zittere am ganzen Körper. Minutenlang bleibe ich auf dem Sofa sitzen und starre das Telefon an. In der Verarbeitung unserer Ehekrise vor acht Jahren sagte mein Mann mir einmal, wer die Gefahr sucht, kommt darin um.

Ich bereite mich darauf vor, ins Krankenhaus zu fahren und springe noch schnell unter die Dusche. Anschließend kleide ich mich an: eine enge weiße Bluse mit einem schwarzen Blazer, schwarze Dessous, ein schwarzer Minirock, der knapp über dem Knie endet, natürlich halterlose Strümpfe und High Heels. Erst als ich mich im Spiegel betrachte, hege ich Zweifel, ob ich dieses Outfit meinem Mann jetzt zumuten kann. Ach was, ich bin 40 Jahre alt, in der Blüte meines Lebens und möchte meinen Mann sehen. Da ich weiß, wie sehr sich Klaus an meinem Anblick ergötzt und ich mich gerne sexy kleide, schiebe ich meine Bedenken zur Seite und fahre los.

Klaus:

Die Operation ist gut verlaufen. Ich lag nur kurze Zeit im Aufwachzimmer, bis ich wieder auf die Station verlegt wurde. Schon morgen werde ich zum ersten Mal nach der Operation aufstehen und das Implantat belasten. Danach werde ich noch hier im Krankenhaus zusammen mit einem Physiotherapeuten das Geh-Training und eine spezielle Gangschulung aufnehmen. Wenn alles gut läuft, ziehe ich in ein paar Tagen in die Rehaklinik im Ostseebad Damp um.

Es klopft an der Tür. Ohne auf eine Einladung meinerseits zu warten, wird die Tür zur Kontrolle einen Spaltbreit geöffnet und nachdem der Besucher mich gesehen hat, öffnet sich die Tür und eine superscharfe Braut betritt den Raum:

„Claudia, willst du, dass ich einen Herzinfarkt erleide?", begrüße ich scherzhaft meiner Ehefrau.

„Ganz im Gegenteil, ich möchte, dass du dich mit deiner Rekonvaleszenz beeilst und schnell wieder nach Hause kommst. Mein heutiges Outfit ist nur ein Vorgeschmack auf das, was dich dann erwarten wird", säuselt mir Claudia zu, während sie sich zu mir auf die Bettkante setzt und mir einen zärtlichen Kuss gibt.

Ich berichte ihr von meinem Gespräch mit dem Arzt nach der Operation. Offensichtlich wäre alles perfekt verlaufen. Der Operateur geht sogar davon aus, dass ich aufgrund meiner körperlich guten Verfassung voraussichtlich nur zwei Wochen in der Rehaklinik bleiben müsste und schon am Freitag dorthin verlegt werden würde.

Meine Frau freut sich mit mir und nimmt mich in den Arm, küsst mich. Danach berichtet sie, dass unsere Heizung nunmehr wieder voll funktionsfähig wäre. Die Heizungsbauer wären pünktlich erschienen und hätten eine gute Arbeit gemacht.

„Ich weiß gar nicht, ob ich dir das sagen soll", eröffnet meine Frau dann ein wenig nachdenklich ein neues Gesprächsthema. „Einer der beiden Heizungsmonteure war Roland. Du kannst dich doch noch sicherlich an Roland erinnern?", will sie wissen.

„Aber natürlich erinnere ich mich an ihn. Er hätte es doch fast geschafft, dass wir uns in unserem verflixten siebten Jahr der Ehe getrennt hätten", fasse ich meine Erinnerung an ihren Ex-Verlobten zusammen.

„Na ja, es war sicherlich auch meine Schuld, dass wir in diese Situation geraten sind. Aber ich glaube, dass Roland sich geändert hat. Er war mir gegenüber während der ganzen Zeit, in der die beiden Monteure gearbeitet haben und sie in unserem Haus waren, sehr korrekt und förmlich. Er muss wohl nach dem Studium noch eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker durchlaufen haben. Erst als die beiden mit ihrer Arbeit fertig waren, hat er mich natürlich gefragt, ob wir uns mal auf eine Tasse Kaffee treffen könnten. Es würde ihm doch sehr interessieren, wie es mir in den letzten Jahren ergangen ist", erläutert mir Claudia in einem auffallend sachlichen Ton.

Eigentlich hätte ich jetzt erwartet, dass meine Frau mich nun um meine Zustimmung bittet, diesen Mann wieder einmal treffen zu können. Aber sie ist viel zu schlau, diese Frage direkt an mich zu richten. Und eigentlich schwang die Frage schon in ihren vorherigen Ausführungen mit.

Ich drehe den Spieß um und frage sie direkt, ob sie ihren Ex, und das Wort Ex betone ich, wieder in ihr Leben lassen möchte.

Bevor sie allerdings antworten kann, erkläre ich ihr, dass ich, wenn sie sich wieder treffen würden, ein großes Problem damit hätte. Natürlich würde ich ihr vertrauen, aber mir wäre auch klar, dass Menschen manchmal aus der Situation heraus Entscheidungen treffen, die sie anschließend bereuen würden, die aber oft auch nicht mehr rückgängig zu machen wären.

Meine Frau schaut mir tief in die Augen und bestätigt mir nach einigen Sekunden dann, dass ich natürlich recht hätte. Dieser Typ hätte schon zweimal fast ihr Leben ruiniert und sie selbst hätte kein Interesse daran, ihm noch eine weitere dritte Chance dafür zu geben.

Nach diesem Gespräch ist die lockere Atmosphäre weg. Wir beide versinken oft in eigene Gedanken und wirken wie nicht anwesend. Claudia verabschiedet sich dann auch bald von mir und verspricht mir, bis Freitag noch genügend Kleidung und Waschzeug vorbeizubringen, damit ich in der Rehaklinik erst einmal ein paar Tage über die Runden kommen würde. Sie würde mich an den Wochenenden in Damp besuchen kommen, schließlich wäre die Klinik nur rund eineinhalb Stunden Autofahrt entfernt.

Claudia:

Das war eine unruhige Nacht. Ich konnte lange Zeit nicht einschlafen, da mir Roland, aber auch das Gespräch mit meinem Mann, nicht aus dem Sinn gingen. Hatte ich Klaus anfänglich, seiner Meinung, ich könnte in eine Situation geraten, die ich nicht beherrschen würde, zugestimmt, änderte sich dies im Laufe der Nacht. Irgendwann war ich beleidigt und böse auf meinen Mann, dass er mir derartiges unterstellen würde. Vertraut er mir nicht? Hält er mich für willensschwach und muschigesteuert? Die Affäre vor acht Jahren war meiner Meinung nach darin begründet, dass Klaus und ich uns schon sehr weit auseinander gelebt hatten. Das ist heute ganz anders. Und unser Sexleben ist wieder fast so gut wie am ersten Tag. Es gibt für mich keine Begründung, warum ich ein Sexdefizit haben sollte, das mir Roland ausgleichen müsste. Ja, Roland ist in meinen Erinnerungen ein ausgezeichneter Liebhaber gewesen und wenn ich ehrlich zu mir bin, war er diesbezüglich auch besser als Klaus.

Der letzte Gedanke beschäftigte mich für eine geraume Zeit und ich revidierte ihn letztlich. Nein, der Sex mit Roland war damals nicht besser als der Sex mit Klaus heute ist. Vielleicht ist Roland ein wenig bestimmender, ein wenig mehr auf seine Lust konzentriert und nicht auf die Befriedigung meiner Lust. Mehr aber auch nicht. Und an ihren Schwänzen kann es auch nicht liegen, die sind in ihrer Durchschnittlichkeit beide vergleichbar. Ja, Roland ist 17 Jahre jünger als Klaus. Aber definiert Alter die Qualität von Sex? Vielleicht die Häufigkeit. Mehr aber auch nicht. Und für die Standfestigkeit eines Mannes gibt es schon lange sehr wirksame Mittel.

In mir reift mein Entschluss, mich mit Roland übermorgen auf ein Kaffeekränzchen treffen zu wollen. Ein Tag zwischen unserem überraschenden Treffen und dem Gesprächstermin ist sicherlich genug. Klaus braucht davon ja nichts zu erfahren, denn schließlich wäre es nur ein belangloses Gespräch unter alten Bekannten in einem Café.

Donnerstag.

Klaus:

Claudia war wie versprochen heute Abend da und hat mir einen Koffer voller Wäsche und Kleidung gebracht. Nur eine knappe Stunde ist sie geblieben. Sie wirkte auf mich geistig abwesend, so als ob sie nur auf den Zeitpunkt des Abschiedes warten würde. Na ja, der Abschiedskuss hat mich allerdings für einiges entschädigt.

Nachdem Claudia dann gegangen war, habe ich den Inhalt des Koffers inspizieren wollen. Mit dem Öffnen des Koffers fällt mir sofort ein Foto auf, das obenauf liegt. Das Foto zeigt meine Frau, wie sie sich nackt auf unserem Bett rekelt. Auf dem Bild steht eine kleine Widmung: „Für meinen liebsten Ehemann, damit er nicht vergisst, wer auf ihn zu Hause wartet. Ich liebe dich! Deine Claudia!" Um ihre Aussage zu unterstreichen, hat sie das Bild geküsst und dabei einen herrlichen Kussmund hinterlassen. Ich frage mich, wie sie das Foto gemacht hat. Aber statt nach einer Antwort zu suchen, ziehe ich mir die Hose runter, lege mich aufs Bett und fange an mich zu wichsen. Mit der linken Hand versuche ich dabei mein Smartphone zu bedienen, um meine Frau anzurufen und mich für das Bild zu bedanken. Dabei muss ich wohl auf einen falschen Knopf gekommen sein, denn plötzlich höre ich Claudia sprechen, und zwar nicht zu mir. Ich hatte wohl versehentlich die Spy-App aktiviert, die ich seinerzeit auf Claudias Smartphone aufgespielt hatte. Die App war mir im Laufe der Jahre nur am Jahresende, wenn das Jahresabo zur Verlängerung anstand, wieder in Erinnerung gekommen. Ich habe das Abo immer wieder verlängert, ohne darüber nachzudenken, ob ich die App noch einmal gebrauchen werde. Vielleicht war es aber auch ein latent unterbewusstes Misstrauen gegenüber meiner Frau, dass ich die Spy-App nicht von ihrem Handy deinstalliert habe.

„So, ich war bei meinem Mann in der Klinik und bin jetzt auf dem Weg nach Hause. Wenn du willst, kannst du mich ja besuchen kommen", höre ich meine Frau sagen. Mir gefriert das Blut in den Adern. Ist es wieder so weit? Lässt sie sich wieder fremdvögeln? Ich rede mir in Gedanken ein, dass es eine ganz einfache Erklärung für das soeben Gehörte geben wird. Aber der nächste Satz, den ich mithöre, zerstört alle meine Illusion, wie eine Nähnadel einen Luftballon zum Platzen bringt. „Natürlich komme ich sofort vorbei. Ich bin in einer halben Stunde bei dir, kann allerdings nur bis acht bleiben. Damit wir keine Zeit verlieren, möchte ich, dass du mich an der Haustür nur mit Morgenmantel und High Heels empfängst, hast du verstanden?", befiehlt eine Männerstimme. Wer ist der Kerl? Etwa Roland? Die Gedanken kreisen in meinem Kopf. Mir wird schwarz vor Augen, ich muss mich hinlegen, um nicht zu stürzen.