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Ein Studentenleben in den 80ern 03

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Auch morgens beim Frühstück und auf der Busfahrt zurück Richtung Uni war er immer noch mies gelaunt und in sich gekehrt. Vom flotten Skilehrer war so gar nichts mehr übrig. Bis Sylvia sich kurz vor dem Ende der Busfahrt auf den freien Platz neben ihm setzte.

„Bitte, Christoph, nimm es nicht ganz so schwer. Ich verstehe ja, dass Du enttäuscht warst gestern Abend. Ich möchte Dir aber sagen, dass es für mich trotzdem ein total schöner Abend war."

„Echt jetzt? Sagst Du das, um mich zu trösten?"

„Unsinn. Du bist ein ganz toller Typ: Super Kumpel, klasse Skifahrer, schaust gut aus. Ohne Klamotten noch besser als mit. Du musst Dich einfach nur mehr trauen. Es gibt überhaupt keinen Grund, so schüchtern durch die Gegend zu laufen, glaub mir. Da musst Du echt jetzt mal etwas an Dir arbeiten. Andere Jungs treten viel selbstbewusster auf, obwohl sie viel weniger drauf haben als Du. Und zwar in jeder Hinsicht", erklärte Sylvia und drückte ihm ein züchtiges Küsschen auf die Wange.

Dieser Zuspruch tat Christoph sichtlich gut. Seine Gesichtszüge entspannten sich, es kam wieder Farbe in sein Gesicht und die Körperspannung kehrte zurück. Das war für Sylvia das Zeichen, sich zurückzuziehen. Beim Aufstehen beugte sie sich noch neben seinen Kopf und flüsterte ihm mit breitem Grinsen ins Ohr. „Und Du musstest Dir um mich gestern echt keine Sorgen machen. Ich bin schon noch zu meinem Recht gekommen. Ich hab einfach ein bisschen an mir rumgespielt und mir dann zwei Finger in die Muschi gesteckt und mir vorgestellt, es wäre Dein Schwanz. Ich bin so was von abgegangen, das glaubst Du nicht. Und weil es so schön war, habe ich es mir heute morgen gleich noch mal gemacht."

Christoph musste unwillkürlich grinsen. Da hatte also Sylvia aus dem missglückten Date mehr und besseres mitgenommen als er. Eigentlich ein ganz gerechtes Ergebnis. Der eigentliche Plan wäre zwar viel schöner gewesen, aber so ging es irgendwie auch. Ganz schön kompliziert, die Sache mit der körperlichen Liebe....

Christoph beschloss, aus dem Erlebten zwei Konsequenzen zu ziehen. Wenn, wie gestern, etwas nicht auf Anhieb funktionierte, würde er künftig versuchen, die depressive Phase einfach zu überspringen und aus eigener Kraft nach einer Alternative, einem Plan B, suchen. Und um die Schüchternheit zu überwinden, wollte er bei allen Situationen, in denen man zwischen weniger und mehr Risiko entscheiden konnte, immer die zweite Variante wählen. Zumindest wollte er einen Monat lang testen, wie er mit diesem Prinzip zurechtkommen würde.

Die erste Gelegenheit ergab sich gleich am nächsten Tag. Nach dem Skikurs ging die Arbeit an der Uni trotz Semesterferien weiter. Die erste Hausarbeit im Öffentlichen Recht stand an. Christoph wollte die Aufgabe möglichst zügig angehen und hatte die erste Hälfte der Semesterferien dafür reserviert. Gut erholt und ausgeruht verschaffte er sich in der Bibliothek einen ersten Überblick über die Aufgabenstellung. Mit einem kleinen Umweg über den Supermarkt machte er sich am Nachmittag auf den Heimweg ins Wohnheim. Als er gerade sein Briefkastenfach öffnen wollte, fiel ihm auf, dass auf der Bank vor dem Hauseingang jemand saß und leise vor sich hin weinte.

Jemand? Die absolute Traumfrau: Sehr schlank, mittelgroß, kurze dunkle Haare in Art eines Pagenkopfes mit Seitenscheitel. Jeans, Pulli, und Lederjacke ganz in schwarz.

Um seinem neu gefassten Vorsatz treu zu bleiben, ging Christoph in die Offensive: „Ist etwas passiert? Kann ich Dir irgendwie helfen?" Die Unbekannte hob den Kopf und gab den Blick auf ihr Gesicht frei: Große ausdrucksvolle, braune Augen, volle Lippen (ohne Lippenstift) und eine Nase, die gar nicht mal so klein war, aber das Gesicht erst richtig interessant machte. Schade nur, dass die Augen so traurig waren. Und die Stimme auch: „Ich weiß nicht. Ich glaube, gerade kann mir gar niemand helfen", war die Reaktion. In norddeutschem Tonfall.

Christoph blieb mutig: „Schade! Wenn jemand so schön ist wie Du, sollte er eigentlich nie weinen dürfen. Bist Du sicher, dass Du keine Hilfe brauchst? Ich will mich aber auch nicht aufdrängen...."

„Nee, Du hast ja Recht. War doof von mir. Ich bin gerade hier angekommen und will hier einziehen. Es ist nur..."

„Ja?"

„Na ja, ich hatte mich mit jemandem verabredet, der mir helfen wollte, die Sachen nach oben zu tragen. Und dann haben wir uns zerstritten. Und jetzt sitze ich hier und alles ist irgendwie doof..."

„Hm" erwiderte Christoph. „Gegen ‚alles' kann ich auch nichts machen. Aber beim Einziehen kann ich Dir gerne helfen. Ich habe gerade Zeit und für ein paar Koffer und Kisten wird die Kraft schon noch reichen."

„Echt? Das ist ja lieb! Kann ich das wirklich annehmen? Du kennst mich doch gar nicht..."

„Das ist ja wohl das geringste Problem. Und es lässt sich ändern. Ich bin jedenfalls Christoph."

„Frauke."

„Super! Dann wäre das schon geklärt. Jetzt sag mir mal schnell, wo wir hin müssen mit Deinen Sachen", fragte Christoph schon halb im Gehen, nachdem er sich den ersten Umzugskarton geschnappt hatte.

„Sechster Stock. Zimmer 612", erwiderte die dunkelhaarige Schönheit.

„Dann heißt Du mit Nachnamen von Stachwitz", grinste Christoph, der gerade elegant mit dem Knie die Eingangstür aufdrückte.

„Stimmt. Aber woher weißt Du...?"

„Ganz einfach. Ich hab' 613. Wir sind Nachbarn. Und nachdem Dein Vormieter ausgezogen ist, hat die Hausverwaltung ein neues Namensschild angebracht. Seitdem warte ich gespannt, wer „von Stachwitz" ist."

„Echt? Du wohnst neben mir? Das ist ja ein witziger Zufall". Das sah Christoph im Grundsatz auch so. Die Witzigkeit war zwar noch deutlich steigerungsfähig. Aber das Eis schien gebrochen: Fräulein von Stachwitz sah schon nicht mehr ganz so hundeelend aus. Im Aufzug nach oben unterhielten sie sich schon deutlich munterer. Und als Frauke die Wohnungstür öffnete und die leere Wohnung mit dem tollen Blick auf den Fuß zum ersten Mal sah, stieg die Laune weiter.

„Mann, das ist ja todschick hier. Viel schöner als in Hamburg. Und das ist jetzt meins? Klasse!"

„Warte nur, bis wir alle Deine Sachen hier oben haben und Du es Dir ein bisschen wohnlich gemacht hast. Dann kannst Du Dich von der Bude gar nicht mehr trennen", bemühte sich Christoph, die Stimmung hochzuhalten.

Und so kam es dann auch. Rasch hatten sie sich über die Arbeitsteilung verständigt. Christoph war „als Mann" für das Hochschleppen von Kisten und Koffern verantwortlich. Frauke begann derweil schon mal mit dem Einräumen. Nach gut zwei Stunden waren sie durch. Und Christoph hatte mit seiner Prophezeiung exakt ins Schwarze getroffen: Frauke hatte bei der Auswahl ihrer Einrichtungsgegenstände genau so viel Stil und Eleganz bewiesen wie bei Kleidung und Friseur. Sehr individuell. Nicht preiswert, aber auch nicht protzig. „Schlichte Eleganz" war die passende Vokabel dafür in Christophs Wortschatz.

Inzwischen war es draußen dunkel geworden. Beide merkten, dass das Schleppen und Einrichten sie reichlich hungrig und durstig gemacht hatte. Frauke bestand darauf, Christoph zum Dank für seinen Arbeitseinsatz zum Essen einzuladen. Christoph führte sie zu einem Italiener, der leicht über der studentischen Preisklasse lag. Hierher ging er, wenn ihn seine Eltern besuchten und die Rechnung übernahmen. Das Essen war jedes mal super, auch an diesem Abend.

Nachdem die beiden sich etwas nettes ausgesucht hatten, stießen sie mit Prosecco auf den Einzug und auf gute Nachbarschaft an. Frauke war jetzt endgültig wie ausgewechselt. Vergnügt und entspannt plauderte sie sich mit Christoph durch den Abend. Erzählte, dass sie an einem See in Schleswig-Holstein aufgewachsen war, dass sie seit Kindertagen ruderte und Basketball spielte und nach dem Abi nach Hamburg zum Studieren gegangen war. Jura übrigens, wie Christoph. Nur bei der Frage, warum sie schon nach einem Semester den Studienort wechselte, schien sie Christoph nicht so klar wie sonst in diesem Gespräch. Sie murmelte etwas von „immer Schietwetter" und wechselte rasch das Thema. Christoph hielt es für geboten, nicht nachzufragen. Stattdessen berichtete er von sich, seinem Elternhaus, der Uni, den Kommilitonen und der Stadt.

Beim Nachtisch trafen sie drei Verabredungen: morgen früh gemeinsam joggen zu gehen, dann zusammen bei Frauke zu frühstücken und danach mit Vereinten Kräften in die Hausarbeit zu starten. Frauke beglich, wie versprochen, die Rechnung und beide schlenderten entspannt und gut gesättigt nach Hause. Im Wohnheim auf ihrer Etage angekommen, drückte Frauke Christoph ein züchtiges Küsschen auf die Wange, bedankte sich für die große Hilfe und den schönen Abend und verschwand hinter ihrer Zimmertür.

Christoph hatte damit kein Problem. Ja, Frauke wäre ein wunderbares und wunderschönes Mädchen. Nach dem etwas holprigen Start am Parkplatz hatte sich ziemlich rasch eine große Vertrautheit eingestellt, die sich sehr gut anfühlte. Aber eigenartiger Weise hatte er zu keinem Zeitpunkt an diesem sehr schönen Abend das Gefühl, das heute „noch mehr" passieren würde. Christoph schlief zufrieden ein und freute sich einfach auf den nächsten Tag.

Auch der lief gut. Es zeigte sich, dass Frauke und Christoph einfach gut zusammenpassen. Beim Joggen genau so wie beim juristischen Arbeiten. Frauke dachte klar und strukturiert und könnte sehr gut formulieren. Das gefiel Christoph. Sie arbeiteten sich bis zum späten Nachmittag in Christophs Zimmer in die Aufgabenstellung ein, machten einen Plan für das weitere Vorgehen und beschlossen dann, am nächsten Tag in der Bibliothek der Uni weiter zu machen. Danach wurde gemeinsam gekocht und weiter geplaudert. Dabei stellte sich heraus, dass sich Frauke mindestens genau so für Filme interessierte wie Christoph. Der Abend endete vor Christophs Fernseher bei einem wunderschönen französischen Film aus den sechziger Jahren und der Verabredung, am nächsten Abend gemeinsam ins Kino zu gehen.

Auch die ersten Stunden am nächsten Tag in der Uni-Bibliothek liefen gut und effizient. Am frühen Nachmittag beschloss Christoph, schnell in der Stadt noch ein paar Sachen einzukaufen, Frauke wollte weiterarbeiten. Als Christoph die Bibliothek verließ und durch das große Glasfenster noch einmal einen Blick nach innen warf, sah er Frauke in einem ziemlich erregten Gespräch mit einem anderen Mädchen. Einer Kommilitonen aus ihrem Semester. Christoph wunderte sich noch, wie Frauke in den wenigen Stunden Bibliothek überhaupt schon Leute an ihrem neuen Studienort kennen könnte, verzog sich dann aber doch rasch zum Einkaufen, zumal die Szene zwischen den beiden jungen Frauen ziemlich unentspannt wirkte.

Als er in die Bibliothek zurückkehrte, war der Platz neben ihm leer. Bei seinen Unterlagen fand er eine Karteikarte. Von Frauke. Deren Handschrift kannte er inzwischen. „Ich musste hier raus. Melde Dich, wenn Du zuhause bist. Dann trinken wir eine Tasse Tee und ich erkläre Dir alles."

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3 Kommentare
kleinaberfeinkleinaberfeinvor fast 2 JahrenAutor

Bin ich so leicht zu durchschauen? Ja, Passau.

bureebureevor etwa 2 Jahren

Schöne Geschichte für eine lange Zugfahrt. Wirkt authentisch. Passau?

Ludwig_v_ObbLudwig_v_Obbvor etwa 5 Jahren
Hochschleppen

Auch in der dritten Episode fängt kleinaberfein den Charme der 80er ein, seine Sprache und seine Bilder sind auf angenehme Weise authentisch.

Der Cliffhanger am Ende wirkt zwar, wegen der nur geringen Dramatik, eher aufgesetzt, aber die Stärken (Sprache und Stil) überwiegen.

Weiter so!

Ludwig

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