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Eine emotionale Affäre

Geschichte Info
Ehebruch bedeutet nicht immer sexuelles Fremdgehen.
15.1k Wörter
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Vorwort

In dieser Geschichte geht es um eine Affäre und den daraus entstehenden Ehebruch. Allerdings werden keine sexuellen Aktivitäten und Praktiken beschrieben. Es handelt sich bei der Affäre nicht um Seitensprünge, sondern um ein Fremdgehen ohne Sex, um eine emotionale Affäre. Im Gegensatz zu einer sexuellen Affäre findet der Betrug beim emotionalen Fremdgehen zumindest anfänglich nur auf der Gefühlsebene und ohne körperliche Aktivitäten statt. Wer eine emotionale Affäre hat, dem ist die dritte Person tendenziell wichtiger als sein Lebenspartner.

Ich hatte mir vorgenommen, eine emotionale Affäre zu beschreiben. Das Ergebnis findet ihr nachstehend. Viel Spaß beim Lesen.

Eine emotionale Affäre

Renate Neumann saß, in ihren Gedanken versunken, seit 18 Uhr allein an einem kleinen Tisch in der Bar des 5-Sterne-Hotels „Frankfurter Palast" in Frankfurt am Main. Obwohl sie eigentlich keine starke Raucherin war, steckte sie sich eine Zigarette nach der anderen an. Ihre Nervosität war spürbar. Wer sie genau beobachtete, konnte ein leichtes Zittern ihrer Hände erkennen. Manchmal nahm sie das gefüllte Glas Wein, das vor ihr auf dem Tisch stand, in die Hand und führte es in Richtung ihres Mundes. Aber gut 20 Zentimeter, bevor ihre Lippen das Glas hätten berühren können, stoppte sie die Bewegung. Sie schaute auf den Wein, und es schien, als ob sie sich mit ihm sprachlos unterhalten würde. Dann nahm sie erneut das Dossier, das vor ihr auf dem Tisch lag, zur Hand und las es nochmals durch.

Der Barraum war nur mäßig gefüllt. Renate hatte auch kein Interesse an den Anwesenden, und insofern bemerkte sie auch nicht den in einer entfernten Ecke des Raums, im Halbschatten sitzenden Mann, der offensichtlich auch auf jemanden wartete, denn er schaute oft auf seine Uhr und auf sein Handy.

In unregelmäßigen Abständen wurde Renate durch das Vibrieren ihres Smartphones, das den Erhalt einer SMS ankündigte, aus ihren Gedanken gerissen. Dann nahm sie ihr Telefon in die Hand, überprüfte den Absender und las die Mitteilung, beantwortete aber keine.

So wie Renate Neumann gekleidet war, musste ein nicht eingeweihter Beobachter annehmen, sie würde auf jemanden warten, der sie entweder in ein 3-Sterne-Restaurant oder zur Premiere einer Oper ausführen würde. Sie trug ein graues, enganliegendes Etuikleid, das über ihren Knien endete. Ihre schlanke Taille wurde durch einen breiten, roten Gürtel betont. Das Rot Ihrer Handtasche und ihrer High Heels spiegelte sich in der Farbe ihrer Lippen wider. Ihre hautfarbenen, mit einer roten Naht und roten Strumpfbändern veredelten halterlosen Nylonstrümpfe umschmeichelten ihre schönen Beine. Ein Ring mit einem leuchtenden Rubin in der Mitte, der ringsum mit kleinen Diamanten verziert war, war der einzige Schmuck, den sie offen trug. Dieser Ring musste sehr wichtig für sie gewesen sein, denn sie berührte ihn oft, nahm ihn gelegentlich von ihrem linken Ringfinger ab und schaute ihn intensiv an, nur um ihn anschließend wieder an ihren Finger zu stecken.

Gegen 19 Uhr erhob sich ein geschäftsmäßig gekleideter Mann Ende 40 von seinem Barhocker an der Theke, an der er schon seit dem Zeitpunkt saß, an dem Renate die Bar betreten hatte, und näherte sich ihrem Tisch. Sie sah nicht zu ihm auf, als er vor ihr stand und seine Statur den Tisch in einen Halbschatten hüllte. Als er sie fragte, ob er sich zu ihr setzen und ihr ein Getränk ausgeben dürfte, blickte sie auf, sah in kurz an und beantwortete seine Frage emotionslos mit einem klaren und eindeutigen „Nein". Er wollte sich als Mann darstellen, für den ein „Nein" keine Antwort war und ergriff den ihr gegenüberstehenden Stuhl und wollte sich zu ihr an den Tisch setzen. Renate stand auf und fuhr den Mann in einer Lautstärke an, dass jeder im Barraum ihre Worte hören konnte: „Ist Ihnen die Bedeutung des Wortes ‚Nein' unbekannt? Ich bin verheiratet und fordere sie auf, mich in Ruhe zu lassen." In einem versöhnlichen Ton schloss sie ihre kleine Wutrede mit dem Wort „Bitte". Der Mann hatte verstanden und schlich zurück zur Theke.

Natürlich war sich Renate bewusst, dass sie mit ihrem Aussehen, ihrer Erscheinung für jeden Mann eine Aufforderung darstellen musste, es bei ihr zu versuchen, zum Schuss zu kommen. Sie war eine Frau Ende 40, schlank, sportlich mit blonden, schulterlangen Haaren und auf ihren High Heels zirka einen Meter achtzig groß. Sie selbst würde sich niemals als schön bezeichnen, das taten andere für sie.

Ihr Auftreten gegenüber diesem Verehrer zeigte ihre Entschlossenheit, sich behaupten zu müssen und es auch zu wollen. Eine Charaktereigenschaft, die sie in ihrem Beruf brauchte. Renate war Kundenbetreuerin mit dem Schwerpunkt Neukundengewinnung für ihren Arbeitgeber, der Firma LabTecnical AG mit Sitz in Hamburg, die Produkte und Dienstleistungen für Labore weltweit entwickelte, produzierte und vertrieb. Und sie war gut in dem, was sie tat. Seit fast zwanzig Jahren arbeitete sie schon für LabTecnical und hatte sich nach ihrem Studium der Betriebswirtschaftslehre von einer Assistentin der Vertriebsleitung zur stellvertretenden Vertriebsleiterin Europa hochgearbeitet. Sie war die beste Akquisiteurin, die die Firma je hatte und jetzt stand sie kurz vor dem Abschluss ihres größten Geschäftes mit der Firma Ranconia AG. Diese Gesellschaft vertrat 50 von einer US-amerikanischen Holding betriebenen Krankenhäuser in Deutschland und übernahm für diese die gemeinsame Beschaffung von Gütern, so auch von Labortechnik. Und Ranconia wollte bei Renates Firma einen Beschaffungsauftrag, gestreckt über fünf Jahre, im Gegenwert von insgesamt dreihundert Millionen Euro abschließen. Renate hatte fast drei Monate lang an diesem Auftrag gearbeitet und sich gegen viele namhaften Mitbewerber durchgesetzt. Der Vertrag war unterschriftsreif und bedurfte nur noch der Unterschriften des für den Einkauf zuständigen Vorstands Karl Böhmer und des Vorsitzenden des Aufsichtsrates. Und es war Böhmer, der ihr vor wenigen Minuten sehr direkt erklärt hatte, dass er noch eine Bedingung dafür hätte, seine Unterschrift vor dem Closing Lunch unter dem Vertrag zu leisten: Renate sollte ihm in den nächsten zwei Nächten sexuell bedingungslos zur Verfügung stehen. Falls sie sich weigern würde, wäre das Geschäft geplatzt, und der Mitkonkurrent, mit dem man parallel verhandelt hätte, käme zum Zug.

Drei Monate zuvor

Wieder einmal war Renate auf dem Sprung. Ihr Flieger nach Frankfurt würde in knapp drei Stunden abheben. Endlich hatte sie beim Vorstand der Ranconia AG einen Termin bekommen, ihr Unternehmen und seine Produkte vorzustellen. Sie war aufgeregt, denn es wurde im Markt kolportiert, dass die Ranconia den Auftrag hätte, für 50 Krankenhäuser die Labor-Einrichtungen teilweise zu erneuern, um sie auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen.

Sie hatte am Vorabend ihre Freude über die Terminbestätigung mit ihrem Mann Bernd geteilt. Beide wussten, dass sie ihn in den nächsten Wochen sehr vernachlässigen würde. Wenn Renate erst einmal „Blut geleckt" hatte, dann war sie nicht zu bremsen. Dann kannte sie nur ein Ziel: Umsatz machen.

Bernd wusste das zur Genüge. Die beiden waren seit fast 25 Jahren miteinander verheiratet. Am 17. August würden sie ihre silberne Hochzeit feiern. Er würde sie mit einer zweiten Hochzeitsreise überraschen, drei Wochen Hawaii. Diese Insel zu besuchen und zu erleben war schon immer ihr Traum. Er würde ihn ihr erfüllen. Auch Bernd war Akquisiteur. Seine Firma stellte Einweg- und Hygieneartikel für Arztpraxen und Krankenhäuser, her und er war für den Vertrieb im norddeutschen Raum zuständig. Seine Umsatzziele waren allerdings deutlich kleiner als die seiner Frau.

Bernd war klar, dass seine Frau mit Bezug auf ihr Äußeres und ihrer Kleidung immer auf einem schmalen Grat zwischen „geschäftlich" und „zu auffällig" schritt. Das war ihr Stil und ihr Markenzeichen. Renate war sich ihrer Wirkung auf ihre männlichen Gesprächspartner bewusst und setzte sie natürlich auch ganz gezielt ein. Allerdings war sie immer die Unnahbare. Sie flirtete nicht mit den Entscheidungsträgern und erst recht stellte sie ihnen keine sexuellen Gefälligkeiten in Aussicht. Aber natürlich ließ sie sich von den Herren zum Essen ins Restaurant ausführen, zeigte sich mit ihnen in der Öffentlichkeit, solange die Vertragsverhandlungen andauerten, und nach dem festlichen Essen nach Vertragsabschluss, Closing Dinner oder Closing Lunch je nach Tageszeit genannt, schloss sich oft auch ein „Zug durch die Gemeinde" mit Tanzen an. Nur beim Tanzen durften die Herren sie berühren und auch nur in einem der Situation angemessen, schicklichen Maße.

Bernd war sich bewusst, dass er sich keine Gedanken machen musste, ob seine Frau ihm treu war oder auch nicht. Er war sich sicher, dass sie es war. Zu sehr harmonierten die beiden emotional, intellektuell und vermeintlich auch im Bett. Und niemals gab es auch nur einen Hauch von Zweifel. Sie telefonierten oft und lange, wenn sie abends in einem Hotelbett und er zuhause im Ehebett lag. Sie ließen ausführlich ihren Tag Revue passieren. Manchmal fragte sie ihn nach Rat, wie er eine scheinbar festgefahrene Verhandlungssituation entschärfen würde.

So war es auch dieses Mal. Renate hatte vor dem Gesamtvorstand der Ranconia AG ihr Unternehmen, seine Leistungskraft und seine Produkte vorgestellt. Sie hatte ziemlich am Anfang ihres Vortrags ihre Kenntnis über den möglichen Großauftrag offengelegt und natürlich an diversen Stellen im Laufe ihrer Rede einfließen lassen, wie ihr Unternehmen ein derartiges Projekt effizient begleiten könnte, um auch viele Synergien zwischen den beteiligten Firmen heben zu können. Dass sie, während sie redete, beabsichtigt einen Augenblick zu lange den von ihr identifizierten wichtigsten Entscheidungsträger anschaute und dabei mit einer fließenden Handbewegung in ihr Haar griff und es aus ihrem Gesicht zog, war wie immer Teil ihrer Taktik. Eloquent und fachlich sattelfest beantwortete sie gestellte Fragen. Zum Ende ihres Termins war sie sicher, die erste Runde überstanden zu haben. Der Vorstandsvorsitzende bedankte sich bei ihr für ihre Präsentation und lobte an erster Stelle Renate, aber auch ihren Arbeitgeber für ihre Professionalität. Er verkündete, dass der für dieses Projekt zuständige Vorstandskollege Karl Böhmer die weiteren Gespräche mit ihr initiieren sollte und schloss die Sitzung. Als sich Renate von allen Vorständen mit Handschlag verabschiedete, lud Böhmer sie ein, mit ihm ein verspätetes Mittagessen einzunehmen. Er wollte keine Zeit verlieren und mit ihr die nächsten Schritte in Bezug auf das Projekt abstimmen. Gerne nahm Renate die Einladung an. Auf ihre Frage hin, ob auch andere Person an dem Essen teilnehmen würden, verneinte Böhmer dies mit Verweis darauf, dass er die Federführung hätte und er seine Kollegen zeitnah informieren würde. „Zu viele Köche verderben den Brei", meinte er süffisant, aber auch zweideutig.

Renate begleitete Böhmer in die Tiefgarage, in der sein Sportwagen stand. Galant öffnete er ihr die Wagentür. Rückwärts setzte sie sich auf den Beifahrersitz und zog dann ihre Beine an, um sich auf dem Sitz in Fahrtrichtung zu drehen. Böhmer beobachtete sie dabei permanent, denn er hoffte, einen Blick unter ihr Kleid erhaschen zu können. Und wirklich, das Kleid rutschte auf dem stumpfen Ledersitz durch ihre Körperdrehung ein wenig nach oben und gab so einen kurzen Blick auf den roten Strumpfansatz ihrer halterlosen Strümpfe frei. Böhmer lächelte sie an und tat so, als ob er nichts gesehen hätte, dies aber auf solch eine Art und Weise, dass Renate sich sicher war, dass er den unbedeutenden, aber erotischen Augenblick wahrgenommen hatte.

Auf der fast 15 Minuten langen Fahrt ins Restaurant hatte Renate Zeit, sich ihren Geschäftspartner genauer anzusehen. Natürlich hatte sie die Vita aller Vorstände vor ihrem Termin studiert und wusste, dass Böhmer 56 Jahre alt war. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder, die bereits ein Studium aufgenommen hatten. Er hatte das Vorstandsressort Projektmanagement seit fast sechs Jahren inne und bereits viele Großprojekte erfolgreich abgeschlossen.

Böhmer hatte noch volles Haar, das an den Schläfen grau meliert war. Er war schlank, etwas länger als sie, und sah in seinem konservativen Nadelstreifenanzug durchtrainiert aus. Seine Stimme war sanft, aber doch männlich. Sein Gesicht hatte scharf geschnittene Konturen. Er war der typische George-Clooney-Typ, zu dem sich Frauen hingezogen fühlen. Renate ertappte sich dabei, wie sie ihn anstarrte. Der Mann war für sie ganz einfach männlich schön und sexy.

Die Autofahrt war kurzweilig. Als er den Wagen auf einem Parkplatz vor dem Restaurant geparkt und den Motor abgestellt hatte, sagte er zu seiner Begleiterin: „Bitte bleiben Sie noch kurz sitzen. Ich werde Ihnen beim Aussteigen helfen." Dann schwang er sich schnell aus seinem Sitz, ging um den Wagen herum und öffnete die Beifahrertür. Er hielt Renate seine Hand hin, die sie ergriff, um sich an ihr aus dem Wagen zu ziehen. Auch dieses Mal blitzte ihr Strumpfsaum auf, und dieses Mal war sich Renate sicher, dass er es darauf angelegt hatte, diesen Blick auf sie zu erhaschen.

Das Restaurant war kein typisches Mittagslokal. Es war eher eines der gehobenen Art. Das Interieur vermittelte eine private, intime Atmosphäre. Böhmer führte sie in ein angedeutetes Séparée und half ihr galant beim Hinsetzen auf das Sofa. Er selbst setzte sich ihr gegenüber. Der Ober brachte unaufgefordert zwei Gläser Champagner. Böhmer nahm sein Glas in die Hand, um einen Toast auszusprechen. Renate hielt auch ihr Glas hoch. „Ich freue mich sehr, dass wir die Möglichkeiten und Bedingungen einer Zusammenarbeit unserer beiden Unternehmen ausloten können. Sie sind natürlich eingeladen. Ich bin selten auf eine solch kompetente Kundenbetreuerin gestoßen, wie Sie es sind. Lassen Sie uns aber in den nächsten Stunden nicht über die Arbeit reden. Bis die finale Entscheidung über die Auftragsvergabe getroffen ist, werden wir uns noch etliche Male treffen, um Details auszuarbeiten. Dann müssen wir über die Arbeit reden. Jetzt aber möchte ich Sie nur näher kennenlernen. Einverstanden?", schloss er seinen kurzen Toast.

Renate bedankte sich artig für das Kompliment und gab lächelnd zu bedenken, dass sie glücklich verheiratet sei. Böhmer wurde etwas hektisch als er daraufhin erwiderte: „Entschuldigen Sie bitte, wenn ich einen falschen Eindruck erweckt habe. Ich hatte nichts Anrüchiges im Sinn. Die Ehe ist mir heilig." Renate legte kurz ihre rechte Hand auf die seine und meinte abschließend: „Ich bin es, die sich bei Ihnen entschuldigen muss, denn ich habe Sie unberechtigt in Verlegenheit gebracht. Das wollte ich nicht. Also, worüber wollen wir uns unterhalten?"

Die nächste Stunde unterhielten sie sich ganz zwanglos über ihre Hobbys und Urlaubspläne, bis Böhmer sie fragte, ob sie ihm auch etwas über ihren Ehemann erzählen möchte. Renate hielt einen Moment inne, bevor sie ihn fragte: „Warum interessiert Sie das?" Böhmer antwortete: „Ich bin ganz ehrlich zu Ihnen. Sie gefallen mir und ich würde Sie gerne auf einer freundschaftlichen Ebene besser kennenlernen. Allerdings würde ich niemals eine verheiratete Frau der Gefahr aussetzen, dass unsere Freundschaft ihre Ehe gefährden könnte. Und wenn ich das Gefühl hätte, dass unser platonisches Verhältnis Ihrem Mann missfallen könnte, würden wir es auf der rein beruflichen Ebene belassen. Und auch in diesem Fall darf ich Ihnen versichern, dies hätte keine Auswirkung auf die Auftragsvergabe. Ich bin Profi genauso wie Sie und kann das Dienstliche vom Privaten abgrenzen."

Renate sah Böhmer lange an und lächelte dabei. Dann sprach sie: „Karl", sie nannte ihn beim Vornamen und würde ihn ab sofort zu duzen, „ich fühle mich zu dir auf eine Art und Weise hingezogen, die ich schon lange nicht mehr erlebt habe. Ich bin es gewohnt, dass Männer versuchen, mich ins Bett zu bekommen."

„Renate", unterbrach sie Karl, „nur damit das klar ist, ich bin nicht schwul und ich würde dich niemals von der Bettkante schubsen. Aber deine Ehe und erst recht die meine, sind mir heilig und deshalb gibt es bei mir keine Seitensprünge und keine Affären."

Renate beugte ein wenig ihren Oberkörper zu Karl. „Ich möchte auch mehr über dich erfahren. Du bist mir sehr sympathisch."

„Aber ich habe zuerst gefragt", lachte er. „Erzähl mir über deinen Mann."

Und Renate fing an, über ihren Ehemann zu sprechen. Sie beschrieb zuerst seine körperlichen Merkmale, natürlich ohne auf die Maße seines Geschlechtsteils einzugehen. Dann erzählte sie, wie sie sich kennengelernt und wie sie beide den gleichen Beruf ergriffen hatten. Sie drückte ihr Bedauern aus, dass sie den Kinderwunsch zu Gunsten ihrer Karrieren ausgeblendet hatten und dass es jetzt zu spät dafür sei, dies zu ändern. Karl bemerkte ihren leichten Anflug von Schwermut und drückte sanft ihre Hand, ließ sie dann aber wieder los, nur um mit einer kleinen Anekdote wieder ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern.

Karl lenkte ihren Redefluss, indem er ihr immer wieder Fragen nach auf den ersten Blick unbedeutenden Informationen stellte. Er zeigte sich an ihrem Leben interessiert. An passender Stelle streute er kleine Komplimente über ihre Intelligenz, ihre Tatkraft und Zielstrebigkeit ein. Er merkte schnell an ihrer Körpersprache, dass Renate seine Gegenwart genoss und spiegelte diese Signale.

Beide merkten nicht, wie die Zeit verflog. „Wann geht denn dein Flieger zurück nach Hamburg?", fragte Karl. Renate riss die Augen auf und schaute hektisch auf ihre Uhr. Es war bereits nach 20 Uhr. Sie hatte ihren Flug verpasst. Der letzte Flieger würde in knapp 90 Minuten abheben. Schnell wählte sie die Telefonnummer der Airline, um einen Platz auf diesem Flug zu reservieren, musste aber erfahren, dass die letzte Maschine ausgebucht war. Sie überlegte, mit dem Zug zurückzufahren.

„Dann kommst du doch erst weit nach Mitternacht in Hamburg an und bis du dann zuhause bist, ist es schon fast Zeit, zur Arbeit zu gehen. Also mach dir doch keinen Stress", beruhigte Karl sie. „Nimm dir doch ein Hotelzimmer und den ersten Flieger morgen früh. Dann können wir beide uns noch ein wenig länger unterhalten. Komm, ruf deinen Mann an, erkläre ihm die Situation. Ich reserviere derweil ein Hotelzimmer für dich."

Statt einer Antwort nahm Renate wieder ihr Telefon in die Hand und wählte die Kurzwahlrufnummer ihres Mannes. Nach dem fünften Klingelton nahm er ab. „Hallo, mein Engel, wie geht es dir. Bist du gerade gelandet?", wollte er wissen. „Nein, Schatz, ich bin noch in Frankfurt. Mir geht es gut. Das Meeting hat sehr lang gedauert, aber es war ein voller Erfolg. Ich bin im Rennen. Wenn das klappt, dann bist du bald mit einer Bereichsleiterin verheiratet. Mit dem Abschluss müssen die mich einfach befördern. Nach der Präsentation, die fast zwei Stunden gedauert hat, hat mich der zuständige Vorstand Karl Böhmer noch zum Essen eingeladen. Wir haben uns gut unterhalten und dabei einfach die Zeit vergessen. Sei mir bitte nicht böse. Ich übernachte hier in Frankfurt und nehme einen frühen Flieger morgen früh und bin gegen zehn Uhr zuhause."

„Kein Problem. In welchem Hotel übernachtest du denn?", wollte Bernd wissen. „Ich weiß es gar nicht. Warte mal, ich frage Karl, wo er für mich etwas reserviert hat", hielt ihn Renate hin, nur um dann so laut zu fragen, dass Bernd es auch mithören konnte, „Karl, hast du schon ein Hotelzimmer für mich?"

„Gerade gebucht, Renate. Du bist in einer Suite im Frankfurter Palast untergebracht. Die Kosten gehen natürlich zu meinen Lasten, schließlich habe ich dich zu lange aufgehalten. Ich bringe dich natürlich noch dorthin. Morgen nimmst du am besten ein Taxi, um zum Flughafen zu kommen", beantwortete er ihre Frage.

„Hast du es gehört, mein Schatz? Mach dir keine Gedanken. Morgen bin ich wieder zuhause. Ich wünsche dir eine Gute Nacht. Ich liebe dich." Damit beendete sie das Gespräch und drehte sich wieder Karl zu.

„Komm, lass uns in die Bar des Frankfurter Palasts wechseln. Dort können wir noch einen Absacker zu uns nehmen, bevor ich nach Hause fahre", schlug Karl vor. „Das hört sich nach einer guten Idee an. Auf dem Weg zum Hotel kann ich noch meinen Flug für morgen buchen", bestätigte Renate seinen Vorschlag.