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Eine emotionale Affäre

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Karl sah am Bildtelefon, wie Renate über das nachdachte, was er ihr gerade erzählt hatte. Dann fing Renate an, auf seinen Vorschlag zu antworten: „Du verstehst mich wirklich. Es tut mir so gut, deinen Rat einzuholen. Aber ich glaube, wenn ich Bernd den Sex mit mir verweigern würde, sieht das so aus, als ob der Grund unseres Streits wirklich wichtig gewesen wäre. Ich wünschte mir, er wäre so zielstrebig und erfolgreich, wie du es bist, aber er ist es nun einmal nicht und trotzdem liebe ich ihn. Er ist mein Ehemann, mit dem ich fast 25 Jahre lang eine innige und vertrauensvolle Beziehung hatte. Sei mir nicht böse, aber dieses Mal werde ich deinem Rat nicht folgen."

„Du entscheidest, was gut für dich ist", entgegnet Karl ein wenig eingeschnappt. So wie er den Satz aussprach und wie er die Augen rollte, fühlte sich Renate gleich ein wenig schuldig. „Na, vielleicht hast du ja auch ein bisschen recht, Karl. Ich wähle die Mitte. Ich werde ihn eine Woche nicht ran lassen. Ein wenig Strafe muss sein!", meinte Renate süffisant. „So, ich muss jetzt wieder an unserem Vertragswerk arbeiten. Ich melde mich morgen Vormittag und werde berichten, wie der Abend zuhause gelaufen ist. Bis morgen, mein lieber Freund." „Bis morgen, meine liebe Freundin", schloss Karl die Konversation.

Der Ehestreit eskaliert

Gegen 19 Uhr stand Bernd im Foyer des Bürogebäudes, in dem seine Frau arbeitete. Er hatte sie eigentlich erwartet, aber sie ließ ihn warten. Als sie kurz vor halb acht den Aufzug im Erdgeschoss verließ und auf ihn zukam, lächelte sie nicht. Sie gab ihm auch keinen Begrüßungskuss bevor sie mit den Worten: „Hallo Schatz, ich konnte leider nicht früher kommen, denn ich musste noch ein wichtiges Telefonat mit dem Vorstand der Ranconia wegen des Großauftrages führen", ihre Verspätung zwar begründen, aber nicht entschuldigen wollte.

„Du hast also mit Karl Böhmer telefoniert?", fragte Bernd. „Was gab es denn so Wichtiges, dass es keinen Aufschub bis morgen duldete?" Renate zuckte bei Nennung des Namens ihres Freundes kurz zusammen, fing sich aber sofort wieder und versuchte sich einer Antwort zu entziehen: „Komm, lass uns nicht mehr über die Arbeit reden. Ich habe großen Hunger und freue mich auf das Gespräch mit dir." Bernd meinte dazu nur lakonisch: „Ja, wenn das so ist", und ging vor ihr her zu ihrem Wagen. „Ich habe mein Auto zuhause gelassen und bin mit der U-Bahn gekommen. Wir können auch deinen Wagen stehen lassen und ein Taxi nehmen. Dann können wir beide ein oder auch zwei Gläser Wein trinken", schlug er vor. „Nein, ist schon in Ordnung. Ich fahre und werde mich zurückhalten. Wir können auch alkoholfrei einen netten Abend verbringen", erwiderte Renate.

Nachdem sie ihre Menü- und Getränkeauswahl getroffen und beim Ober bestellt hatten, fragte Renate, was er denn so dringend mit ihr besprechen möchte. Bernd schaute sie einige Sekunden an und sagte dann: „Ich spreche ganz offen. Seit Mittwoch verhältst du dich irgendwie merkwürdig. Du hast mich nicht angerufen oder auf meine Anrufe und Nachrichten reagiert. Das ist ungewöhnlich. Als ich dir von meinem aus meiner Sicht großen Auftrag erzählt habe, hast du das abgetan, als wäre es im Verhältnis zu deinem möglichen Großauftrag nichts. Das hat mich sehr verletzt. Ich dachte bislang, dass du stolz auf mich bist. Deine Antwort aber, ich solle den Job wechseln, zeigt mir, dass du es offensichtlich nicht bist."

Der Ober brachte die Getränke an den Tisch und Bernd hörte auf zu reden. Renate trank ein Sprudelwasser, Bernd ein Glas Weißburgunder. Als der Ober ihren Tisch verließ, nahm er seinen Gesprächsfaden wieder auf. „Ich bin gestern gegen 23 Uhr nach Hause gekommen. Dein Handy lag auf dem Nachttisch und war noch beleuchtet. Ich wollte das Telefon in den Ruhemodus versetzen, habe dann aber auf dem Display eine Nachricht von dir an Karl Böhmer gesehen, ein rotes Herz. Ein rotes-Herz-Emoji bedeutet Liebe und Romantik. Liebst du ihn? Möchtest du dich von mir scheiden lassen?" Renate starrte ihren Ehemann an. Sie überlegte, wie sie antworten sollte. Sollte sie ihm eine Szene machen, dass er ihr Handy ausspioniert hatte? Sollte sie ihm von Karl erzählen und ihm erklären, dass er nur ein guter Freund ist und keine Affäre und hoffen, dass er ihr glaubt? Oder sollte sie einfach aufstehen und nach Hause fahren. Wenn sie letzteres tun würde, wäre ihre Ehe am Ende, auch wenn sie dafür keinen Grund sah. Dessen war sie sich sicher. Also blieben nur die Möglichkeiten eins und zwei übrig. Option Eins schied auch aus, denn früher hatten sie gegenseitig die Nachrichten auf dem Smartphone des jeweils anderen, ohne dessen ausdrückliche Zustimmung lesen dürfen mit der Begründung, jeglichen Verdacht einer Affäre im Keim zu ersticken. Es gibt keine Geheimnisse zwischen uns, hatten sie einander geschworen.

Übrig blieb also nur Option zwei. „Nein, Bernd, ich liebe ihn nicht. Ich liebe nur dich. Karl ist ein Freund und das rote Herz sollte Freundschaft ausdrücken, mehr nicht", versuchte sie eine Erklärung. „Und du meinst, dass Karl ein rotes Herz nicht falsch verstehen wird?", hakte Bernd nach.

„Ja, Karl ist nur ein Freund. Er hat mich am Mittwoch nach der Präsentation zu einem Mittagessen eingeladen und wir haben geredet. Wir haben schnell gemerkt, dass wir auf der gleichen Wellenlänge liegen. Bevor ich etwas sagen konnte, hat er mir bestätigt, dass für ihn die Ehe heilig ist und er niemals eine verheiratete Frau verführen würde. Und ich habe ihm gesagt, dass ich dich niemals betrügen würde. Wir haben geredet und geredet über den Großauftrag, über meine Karriereaussichten, über Gott und die Welt, über uns, über unsere Hobbys und Vorlieben."

Bernd unterbrach sie. „Du hast mit ihm über uns, über unsere Ehe, über mich geredet? Hast du das gerade gesagt?"

„Ja, ist das denn schlimm? Er hat gefragt und ich habe ihm seine Fragen beantwortet", bestätigte Renate seine Befürchtungen.

„Und es war Karl, der dir den Floh ins Ohr gesetzt hatte, du hättest einen Mann verdient, der beruflich erfolgreicher ist als ich?", schrie er sie fast an. Sie beruhigte ihren Mann: „Nun sei nicht so laut. Es müssen ja nicht alle unser Gespräch mitbekommen. Nein, Karl hat nie so etwas gesagt. Als ich dich mit ihm verglichen habe, ist mir erst bewusst geworden, dass in dir viel mehr Potenzial steckt, als du selbst meinst."

Es war die nächste Aussage, die ihn verletzte. „Du vergleichst mich mit deinem Lover und möchtest, dass ich es dir beruflich gleich tue. Dass ich jeden Tag von morgens um acht bis abends neunzehn Uhr arbeite, dass ich mindestens eine Nacht die Woche in einem Hotel weit weg von uns übernachte, dass ich meine Zeit, die ich für dich reserviert habe, meiner Karriere übertrage. Wenn ich das machen würde, warum sollten wir dann verheiratet bleiben. Wir würden dann doch nicht zusammenleben, sondern nur nebeneinander zusammen wohnen. Was wollen wir mit dem ganzen Geld, das wir verdienen würden? Wir haben ein schuldenfreies, großes Haus. Wir sind in den letzten 20 Jahren mindestens einmal im Jahr groß in den Urlaub gefahren, und zwar nicht nach Mallorca, sondern in die Karibik oder an jeden anderen Ort dieser Welt, den wir besuchen wollten. Ist es das wert, dass ich versuche, mit dir gleichzuziehen? Ein für alle Mal, ich werde dies nicht machen. Du und unsere Ehe sind mir das Wichtigste auf dieser Welt. Wenn ich bei deinem Vergleich mit deinem Lover schlecht wegkomme, tut es mir leid, aber dann ist das eben so!"

Renate sah ihn erschrocken an. Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. Sollte ihr Mann mit dem, was er sagte, recht haben? Wie kam sie dazu, ihn mit Karl zu vergleichen? Karl war nur ein Freund, Bernd ihr Ehemann. Doch statt ihm dies zu sagen, ihn um Verzeihung zu bitten, sagte sie nur leise: „Karl ist nicht mein Lover. Er hat mich nie angefasst und ich habe ihn nie berührt. Er hat vorgeschlagen, dass du mich auf meinen Dienstreisen, die ich mit ihm unternehmen muss, um den Auftrag, um den es doch nur geht, zu verstehen und zu definieren, begleitest. Er hat vorgeschlagen, dass du in meinem Hotelzimmer übernachtest, wenn ich in Frankfurt bin und wir zu dritt zum Abendessen gehen und uns ein wenig amüsieren. Meinst du, er schlägt dies vor, wenn er mit mir schlafen möchte?"

Bernd unterbrach sie. „Mit dir möchte jeder Mann schlafen, es sei denn, er ist schwul. Aber schwul ist dein Karl bestimmt nicht. Du bist einfach wunderschön, geistreich und für jeden Mann die Trophäe, die nicht mehr getoppt werden kann. Karl versucht, einen Keil zwischen uns zu treiben. Wenn ich dann aus dem Weg bin, wird er dich auch sexuell und nicht nur emotional verführen, und du wirst ihm nachgeben. Und spätestens dann ist unsere, ihm doch so heilige, Ehe zerstört. In drei Monaten werden wir unsere silberne Hochzeit feiern. Ich hoffe, wir erreichen dieses Datum zusammen. Wie machen wir also weiter?"

Renate schaute ihn fassungslos an. „Willst du, dass ich den Auftrag sausen lasse, nur weil ich eine rein platonische, aber freundschaftliche Beziehung zu einem der Vorstände des Auftraggebers aufgebaut habe? Dass kannst du nicht wirklich wollen. In drei Monaten ist der Vertrag unterschrieben. Ich garantiere dir, dass ich Karl dann nur noch selten sehen werde, vielleicht dann, wenn ich für einen anderen Auftrag in Frankfurt oder Umgebung bin."

Bernd schaute sie traurig an. „Du hast nicht verstanden, was die Gefahr ist. Lass uns nach Hause fahren. Ich möchte mit dir am Wochenende mit unseren Freunden Heinz und Petra eine Wildwasser-Rafting-Tour in Österreich machen. Die Flüge sind gebucht, das Hotel ist reserviert. Kommst du mit?"

„Natürlich komme ich mit. Das ist eine schöne Idee, und ich bin mir sicher, wir beide werden unsere Divergenzen in dieser Zeit beilegen können. Komm, lass uns nach Hause fahren. Ich bin müde und möchte ins Bett. Und bevor du fragst, ich möchte mit dir heute Abend keinen Sex haben. Unser Gespräch hat mich doch emotional sehr aufgewühlt und meine Lust auf null gebracht", beschloss Renate den Abend.

Die Autofahrt nach Hause verlief schweigend. Als Renate sich zum Schlafen umgezogen hatte und hinlegen wollte, bemerkte sie mit Schrecken, dass auf Bernds Bettseite das Bettzeug fehlte. Sie rief nach ihrem Mann und ging ins Gästezimmer ins Obergeschoss. Dort fand sie Bernd auf dem Bett vor, auf den Fernseher starrend.

Als er seine Frau bemerkte, sagte er traurig: „Ich habe keine Lust neben meiner Frau zu schlafen, wenn sie in Gedanken bei ihrem ach so asexuellen Freund Karl ist. Sag nichts und gehe einfach ins Bett. Wir sind morgen früh um zehn mit unseren Freunden am Flughafen verabredet. Ich war so frei, unseren Koffer auch mit deinen Sachen zu packen. Er steht im Flur. Du kannst den Inhalt gerne vervollständigen, falls ich etwas vergessen haben sollte. Ich wünsche dir eine gute Nacht."

Renate verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Sie legte sich in ihr Bett und weinte sich in den Schlaf. Sie liebte ihren Mann, doch sie wollte auch diesen Auftrag, wenn es sein musste, wenn es nötig wäre, um jeden Preis. Das musste Bernd einfach verstehen.

Karl lässt nicht locker

Gegen drei Uhr wurde Renate wach als ihr Smartphone vibrierte und eine WhatsApp Nachricht ankündigte. Schlaftrunken nahm sie das Telefon und schaute aufs Display. Es war eine Nachricht von Karl. Er wollte wissen, ob es ihr gutgehen würde und ob sie ihm über das Gespräch mit ihrem Mann erzählen möchte.

Renate schrieb zurück, dass es ihr beschissen gehen würde und dass sie frühestens Montagmorgen sich melden könne, da ihr Mann für das kommende Wochenende einen Miniurlaub in Österreich geplant hatte. Sie schloss ihre Nachricht mit einem Freundschaft-Emoji, ein blaues Herz. Karl antwortete wieder mit einem Kuss-Emoji.

Endlich Versöhnungssex

Das Wochenende mit ihren Freunden war kurzweilig. Alle vier hatten sich amüsiert und hatten viel Spaß auf dem Wasser. Renate und Bernd schliefen in der kurzen Nacht auf Sonntag miteinander. Es war zärtlicher Sex. Bernd kannte jede erogene Stelle seiner Frau. Er wusste, wie und wo er sie streicheln musste, um sie zu erregen. Er leckte sie, er fingerfickte sie und schließlich führte er seinen Schwanz in sie ein. Kraftvoll, aber langsam, vögelten die beiden. Alles war so vertraut, so intim. Sie waren eins. Nachdem sie sich fast eine Stunde lang gegenseitig verwöhnt hatten, kuschelte sie sich in seine Arme und versuchte einzuschlafen. Aber sie konnte es nicht. Bald hörte sie ihren Mann ruhig atmen. Er schlief und hielt sie fest in seinen Armen. Das Gefühl des Glücks wurde von einem Gedanken verdrängt, dem Gedanken an Karl. Sie dachte in diesem Moment an ihn und fragte sich, ob sie ihm von dem Sex mit Bernd berichten sollte. Sie beschloss das zu tun, um ihm zu zeigen, dass Bernd immer noch ihr Mann wäre und Bernd als einziger das Recht an ihrem Körper hätte. Karl hatte ja gesagt, dass sie ihn sexuell nicht interessieren würde. Nein, das stimmte nicht. Das hatte Karl nie gesagt. Er hatte gesagt, dass er keine verheiratete Frau verführen würde. Würde er sie begehren, wenn sie sich scheiden lassen würde?

Renate löste sich aus dem Griff ihres Ehemannes. Sie nahm ihr Telefon und ging ins Badezimmer. Sie simste ihm: „Ich möchte dir Mittwoch von den Gesprächen mit meinem Mann erzählen. Ist das in Ordnung für dich?" Dann schaltete sie ihr Handy aus und ging ins Bett, um zu schlafen.

Aus dem Ehestreit wird eine Ehekrise

Der Montag und der Dienstag verliefen routiniert. Zwischen Bernd und Renate schien es wieder zu laufen. Bernd hätte gesagt, es würde mechanisch, routiniert laufen. Er hoffte, dass Renate wegen seiner geäußerten Bedenken das Gespräch mit ihm suchen würde. Aber von ihr kam nichts.

Mittwochmorgen flog sie nach Frankfurt. Bernd hatte sie an der Haustür mit einem Kuss und einer, wie er meinte, spaßigen Ermahnung, ‚sie solle nichts machen, das sie nicht auch mit ihm machen könnte', verabschiedet. Sie meinte Trauer in seinen Augen erkannt zu haben. Sie antwortete ihm, dass sie doch morgen Abend wieder zuhause wäre. Er solle doch schon mal die Kleidung herauslegen, die sie an diesem Abend nur für ihn tragen sollte. Dann kam das Taxi, und sie lief schnell zu dem Wagen.

Karl holte sie persönlich vom Flughafen ab. Nachdem die beiden den ganzen Tag über professionell an der Ausarbeitung und Konkretisierung des Auftrages gearbeitet hatten, trafen sie sich abends kurz nach zwanzig Uhr in der Bar des Frankfurter Palast. Renate schüttete wieder ihr Herz aus. Sie beschrieb, wie sie und ihr Ehemann Sex gehabt hätten, obwohl sie es ihm doch eine Woche lang verwehrt haben wollte. Sie sprachen über ihn. Sie analysierten seinen Charakter, seine Schwächen, seine Stärken. Natürlich versuchte Karl, seinen Nebenbuhler bei dessen Ehefrau schlechtzumachen. Nicht direkt, sondern indem er Renate beschrieb, wie viel besser es ihr gehen könnte, wenn sie ihren Mann dazu bringen könnte, dies und das zu tun. Und Renate sog diese giftigen Worte dankbar auf. Sie kam immer mehr zu der Überzeugung, dass sie mehr verdient hätte als den Mann, den sie seit 24 Jahren hatte.

Wieder zuhause berichtete sie freudestrahlend von ihrer Arbeit - und von Karl. Sie zitierte ihren Freund, wann immer sie meinte, dass es die Situation erfordern würde. Wenn Bernd ihren Rat erfragte, gab sie ihm, oftmals mit den einleitenden Worten: „Ich glaube, Karl würde an deiner Stelle dies und das machen", eine Antwort.

Sie merkte nicht, wie Bernd sich immer mehr von ihr entfernte. Für sie war er zwar immer noch ihr Ehemann, und sie fickte wirklich nur mit ihm und nicht mit Karl, aber er und sein Tun wurden selbstverständlich für sie. So war er selbstverständlich abends vor ihr zuhause und hatte sie selbstverständlich zu umsorgen. Schließlich war sie doch die tolle Frau, die zu lieben sie es ihm gestattete. Er sollte ihr dafür dankbar sein. Aber Bernd wollte nicht mehr dankbar sein. Er beschloss, aktiv den Freund seiner Ehefrau zu bekämpfen. Er versuchte es, Karl mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, was natürlich sinnlos war, denn Renate hatte Karl schon auf einen zu hohen Sockel gestellt. Ganz im Gegenteil kehrten sich seine Attacken gegen ihn. Natürlich erkannte er, dass er so nicht wieder an sie herankam. Er nahm sich deshalb in den kommenden Wochen zurück und versuchte zu vermeiden, dass Renate von ihrem ach so fantastischen Freund in seiner Gegenwart schwärmen konnte. Aber er fing an, ihr zu verdeutlichen, dass sie es wäre, die ihre Ehe bedrohen würde. Eines Abends, nachdem sie sich wieder gestritten hatten, weil er Renate in der Halbzeitpause eines im Fernsehen übertragenen Fußballspiels in der Toilette überrascht hatte, als sie ein Telefonat mit Karl führte, stellte er ihr ein Ultimatum. Sie sollte unmittelbar nach dem Vertragsabschluss ihr Verhältnis zu Karl beenden, oder er würde die Scheidung einreichen. Mit den Worten: „Ich möchte dich davon befreien, mit deinem minderwertigen Ehemann ein Bett teilen zu müssen und werde deshalb ab sofort im Gästezimmer leben. Meine Sachen habe ich heute bereits aus dem Schlafzimmer ins Gästezimmer gebracht", stand er auf und verließ das Wohnzimmer. Renate war geschockt, schaute ihm hinterher und rief ihm zu: „Wir bekommen das wieder hin, mein Schatz. Lass mich nur das Geschäft abschließen."

Bernd hatte schon lange angefangen, die Chatverläufe zwischen den beiden zu archivieren. Da Renate weiterhin davon überzeugt war, dass sie keine Affäre mit Karl habe, löschte sie ihre Nachrichten und Voice Mails auch nicht. Sie wollte so Bernd signalisieren, dass es zwischen ihnen keine Geheimnisse gab. Weiterhin hatte Bernd eine Detektei beauftragt, ihm Hintergrundmaterial über Karl Böhmer zu beschaffen. So vergingen die Tage bis Anfang August.

Terminprobleme oder Taktik?

Am 2. August teilte Renate ihrem Mann mit, dass die Verhandlungen in die letzten Runden gehen würde und, dass der Vertrag bis auf ein paar Konditionen ausgehandelt sei. Sie würde am 14. und 15. August in Frankfurt sein, um den Vertrag zu finalisieren. Das traditionelle Closing Dinner, an dem die beteiligten Vorstände, Bereichs- und Abteilungsleiter und Rechtsanwälte teilnehmen würden, war für den 15. des Monats terminiert. Sie berichtete wie selbstverständlich, dass sie mit Karl diese Terminplanung abgestimmt hätte, damit sie zeitig am 16. zurückfliegen könnte, da sie ja am 17. ihren silbernen Hochzeitstag hätten. „Du musst wissen", führte sie weiter aus, „dass es Karl gewesen war, der auf diesen Termin bestanden habe, damit wir in aller Ruhe unseren Hochzeitstag feiern können. Ist er nicht ein guter Freund?"

Renate flog bereits am 13. August nach Frankfurt, damit sie sich stressfrei auf die kommenden Tage vorbereiten konnte. Den Abend verbrachte sie natürlich mit Karl. Nach dem Abendessen gingen sie Hand in Hand in die Oper. Es wurde Mozarts „Così fan tutte" gespielt.

Am folgenden Tag, dem 14. August, wurde das Vertragswerk in großer Runde in einem Tagungsraum im „Frankfurter Palast" endverhandelt. Es war nun unterschriftsreif. Renate blickte erstaunt auf, als Karl zum Schluss des Meetings verkündete, dass der Termin des Closing Dinners auf den 17. August verschoben werden müsste, damit auch der Aufsichtsratsvorsitzende der Ranconia AG daran teilnehmen könnte. Und es würde auch kein Abendessen sein, sondern ein Mittagessen, ein Closing Lunch also. Er bestätigte, dass der Vorstandsvorsitzende von Renates Firma der Terminverschiebung auch zugestimmt hätte. Renate wollte doch am 17. in Hamburg bei ihrem Mann sein. Schließlich wären sie an diesem Tag seit 25 Jahren ein Ehepaar. Als sie Karl darauf ansprach, zuckte der nur mit den Schultern. „Ich kann doch auch nichts dafür", versuchte er sich zu entschuldigen. „Ober sticht Unter, und mein Aufsichtsratsvorsitzender ist nun einmal mein Chef." Was er nicht sagte, war, dass er in dem Terminplan seines „Ober" von vornherein den 17. als den Tag des Closing Lunch hatte blockieren lassen. Er wollte symbolisch Renates Ehe an diesem Tag beenden, wenn sie, statt mit ihrem Mann 25 Jahre Eheglück zu feiern, mit ihm beim Closing Lunch saß und sich die Nacht zuvor hat von ihm hätte ficken lassen. „Du musst deinen Mann auf den Tag nach eurer Silberhochzeit vertrösten. Mein Chef und unser Vorstandsvorsitzender haben beide darauf bestanden, dass du an dem Closing Lunch teilnimmst. Ich habe Sie auf die Terminkollision mit deiner Silberhochzeit hingewiesen. Aber sie bestanden weiterhin auf deiner Teilnahme. Sie wiesen darauf hin, dass es sich schließlich nicht um ein Geschäftsvolumen von einhunderttausend Euro handeln würde, sondern um das größte, dass beide Firmen jemals abgeschlossen hätten. Ohne Frau Neumann gibt es keinen Vertragsabschluss, haben sie gesagt."