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Eine emotionale Affäre

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Während der Autofahrt meinte Karl dann zu ihr, dass er sie darum bitten würde, bis zum Abschluss des Geschäftes mindestens einmal pro Woche für zwei Tage zu ihm nach Frankfurt zu kommen. Er wollte das Projekt bis Mitte August abgeschlossen haben, da er dann Urlaub hätte, und er wollte bis zu seinem Urlaubsbeginn den Auftrag im Rahmen eines straffen Auswahlverfahrens vergeben haben. Karl informierte Renate von dem Umstand, dass es noch einen namhaften Mitbewerber gab. Dieser Mitbewerber wäre jeweils von Montag bis Dienstag in Frankfurt vor Ort, sodass er vorschlug, dass sie Mittwoch und Donnerstag zu ihm kommen sollte. Sie würden in jeder Woche bis zum Abschluss mindestens fünf bis sechs Kliniken besuchen, damit sich Renate selbst einen Eindruck von dem Zustand der Labore machen könne. Renate fand das eine gute Idee und stimmte dem sofort zu.

Nachdem sie sich im Frankfurter Palast eingecheckt hatte, ging sie mit Karl noch auf den versprochenen Absacker in die Bar des Hotels. Der Raum war gut gefüllt, aber sie konnten noch einen freien Zweiertisch finden. Üblicherweise unterhielten sich Besucher in einem derart noblen Hotel in einem ruhigen Ton, sodass Renate und Karl sich gut unterhalten konnten.

„Sag mal, Renate, ist dein Mann denn überhaupt nicht eifersüchtig? Du sagst ihm, dass du unerwartet übernachten musst. Er hört zu, wie ich dir den Namen des Hotels mitteile, in dem ich für dich ein Hotelzimmer gebucht habe und dass ich dich dort noch hinbringen werde. Ich an seiner Stelle wäre ziemlich angepisst, wenn meine wunderschöne Frau den Abend mit einem Mann verbringt, dem sie erst heute Mittag vorgestellt worden ist."

Renate entgegnete: „Nein, Karl, mein Mann ist nicht eifersüchtig, weil er in den nunmehr fast 25 Jahren unserer Ehe niemals einen Grund gehabt hat, eifersüchtig zu sein. Ich würde ihn nie betrügen. Aber manchmal wünschte ich mir, dass er ein bisschen misstrauischer wäre. Ich würde mir davon ein bisschen mehr Würze in unserem Liebesleben versprechen. Du weißt doch bestimmt auch, dass Versöhnungssex der schönste Sex ist, oder hast du dich noch nie mit deiner Frau gestritten?" Beide mussten über Renates letzte Bemerkung lachen. Karl ließ sie allerdings unkommentiert im Raum stehen.

Der weitere Abend verlief sehr ungezwungen. Sowohl Renate als auch Karl gaben viel über sich preis. Gegen Mitternacht stand Renate auf und meinte, dass es nun Zeit wäre, noch ein paar Stunden Schlaf abzubekommen. Schließlich müsste sie morgen früh bereits um sieben Uhr am Flughafen sein, um dieses Mal nicht den Flug zu verpassen.

Renate fasste den Abend zusammen: „Karl, ich habe mich wirklich sehr gefreut, dir begegnet zu sein und so viel über dich erfahren zu haben. Ich habe das Gefühl, ich kenne dich schon eine Ewigkeit und kann dir all meine Probleme privater Natur anvertrauen und um deinen Rat bitten. Das ist mir noch nie passiert. Eigentlich bin ich sehr zurückhaltend mit Informationen über mein Leben, über meine Ehe, über meine Wünsche und Hoffnungen und über mein Liebesleben. Aber bei dir habe ich keine Probleme, mich dir anzuvertrauen. Ich weiß nicht warum, aber vielleicht finde ich das in den nächsten Wochen noch heraus.

Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit dir in den nächsten Monaten und hoffe, dass ich dich von der Leistungsfähigkeit meiner Firma überzeugen kann und den Auftrag gewinne. Du hast gesagt, dass du Privates und Berufliches trennen kannst. Darauf verlasse ich mich. Bring mich bitte noch zum Aufzug und da verabschieden wir uns."

Karl ging um den Tisch auf Renate zu und die beiden umarmten sich. Karl gab der Frau einen Kuss auf die Wange. Er hielt sie noch fest, als er in einem ernsten Ton anfing, zu ihr zu sprechen: „Ich habe noch niemals solch eine Frau wie dich kennengelernt. Du bist intelligent, geistreich, humorvoll und obendrein noch sehr schön. Du kennst deinen Wert, und du würdest dich niemals unter diesem verkaufen. Ich weiß, warum wir uns so vertrauen, wie wir es tun. Wir sind Seelenverwandte.

Gestatte mir, dass dich meine Firma an den kommenden Mittwochen, wenn du für die weiteren Verhandlungen in Frankfurt bist, hier im Frankfurter Palast einquartiert und wir die Abende in platonischer Freundschaft mit einem kulinarischen Abendessen und vielen Gesprächen bei einem oder mehreren Gläsern Wein zusammen verbringen. Um dir zu zeigen, dass ich wirklich keine Hintergedanken habe, sage ich dir, du kannst jederzeit deinen Ehemann mitbringen. Er kann gern an unseren Gesprächen teilhaben."

Mit den Worten: „Dort hinten sind die Aufzüge. Ich glaube, da findest du selbst hin", ließ er sie los und wünschte ihr eine geruhsame, wenn auch kurze Nacht. Dann ging er in Richtung des Ausgangs und Renate zu den Aufzügen. Beide drehte sich auf halbem Wege um, um dem jeweils anderen nachzuschauen und mussten darüber herzlich lachen.

Als Renate am nächsten Morgen, im Taxi sitzend, auf dem Weg zum Flughafen ihre erhaltenen neuen Nachrichten überprüfte, stellte sie erleichtert fest, dass sie keine Nachricht von Karl erhalten hatte. Offensichtlich konnte er wirklich Privates und Berufliches auseinanderhalten. Allerdings las sie einige Nachrichten von ihrem Mann, der vergeblich versucht hatte, sie telefonisch zu erreichen, und sie bat, ihn doch zurückzurufen, wie spät es auch werden würde. Sie hatte ihr Handy in ihrer schönen, neuen, roten Handtasche deponiert und es nicht gehört.

In Hamburg angekommen, fuhr sie erst nach Hause, um sich frische Kleidung anzuziehen und dann mit ihrem Auto in die Firma. Sie berichtete ihrem direkten Vorgesetzten, wie das Meeting und die Präsentation verlaufen waren und dass sie, Renate Hoffmann, sich nicht zuletzt aufgrund der Aussage des Vorstandsvorsitzenden, gute Chancen ausrechnete, diesen Großauftrag abschließen zu können. Sie besprach mit ihm auch, dass sie in den nächsten Wochen jeweils von mittwochmorgens bis donnerstagabends in Frankfurt sein würde, um die Verhandlungen voranzutreiben. Sie berichtete davon, dass Herr Böhmer ihr angeboten hatte, dass seine Firma ihre Reisespesen übernehmen werde. Damit stieß sie allerdings bei ihrem Chef auf taube Ohren. Er gab ihr ganz klar zu verstehen, dass für ihn solch ein Angebot immer Geschmäckle hätte. Er bestand darauf, dass die Firma natürlich für die Reisespesen ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen geradestehen würde. Er hatte nichts dagegen, dass aufgrund des potenziellen Megaauftrages Renate bis zum Vertragsabschluss jeweils im Frankfurter Palast nächtigen könne. Die Mehrkosten, die über dem üblicherweise zu genehmigenden Budget liegen würden, würde er quer schreiben.

Ansonsten lobte sie ihr Chef und versprach ihr, bei einem erfolgreichen Abschluss eines Vertrages in dem angedeuteten Volumen, einen Bonus in Höhe von mindestens dreihunderttausend Euro. Ob es darüber hinaus noch zu einer Beförderung kommen würde, läge allerdings nicht in seiner Macht. Dies müsste der Aufsichtsrat entscheiden. Er aber würde einen solchen Vorgang positiv begleiten.

Als Renate das Büro ihres Chefs verließ, war sie sehr erfreut, aber auch ein wenig erstaunt. Die barsche Reaktion ihres Vorgesetzten zu den Reisekosten, die die andere Firma übernehmen wollte, hatte sie doch ein wenig überrascht. Glaubte er wirklich, dass sie mit der Zurverfügungstellung eines noblen Hotelzimmers geködert werden könne? Meinte er, dass sein Vorstandskollege auf der „anderen Seite des Tisches" damit ein bestimmtes Ergebnis erzielen wolle? Das war doch an den Haaren herbeigezogen. Renate beruhigte sich selbst mit dem Eingeständnis, dass dies ihr Chef nicht gesagt hatte und sie vielleicht ein wenig zu viel in seine Äußerungen hineininterpretieren würde. Kurz vor Dienstschluss bekam sie dann ihre genehmigten Reiseanträge mit den Flugzeiten und den Hotelreservierungen bis Mitte August von der Personalabteilung zugestellt.

Sie rief daraufhin sofort Karl an, um ihm mitzuteilen, dass sie am kommenden Mittwoch um 8 Uhr 45 in Frankfurt landen und dass sie dann ein Taxi nehmen würde, um zu ihm ins Büro zu kommen. Karl widersprach dem und teilte ihr mit, dass er sie natürlich vom Flughafen mit seinem Wagen abholen würde und sie anschließend sofort einige ihrer Kliniken abfahren würden, um ihr vor Ort zu zeigen, welche Beschaffungs-, Integrations- und Schulungsmaßnahmen Gegenstand des Vertrages sein sollten. Anschließend bat er sie, dass sie zukünftig über die Bildtelefonfunktion von WhatsApp miteinander kommunizieren. Telefonate, bei denen er sie sehen könnte, würden seinen Tag nur verbessern. Renate lachte daraufhin und meinte nur: „Jawoll, mon commandant. Ich lege jetzt auf, aber nur, um dich sofort zurückzurufen." Und das tat sie dann auch.

Nachdem sie das Telefonat beendet hatten, lehnte sie sich glückselig in ihrem Sessel zurück. Sie hatte während des Telefonats einen Screenshot von Karls Gesicht gemacht. Sie rief das Foto auf. Minutenlang schaute sie sich das Foto an, bis ihr schlagartig auffiel, dass sie sich den ganzen Tag noch nicht bei ihrem Mann zurückgemeldet hatte, genauso wenig, wie sie ihn gestern angerufen hatte. Sie gestand sich ein, dass sie ihn ganz einfach vergessen hatte. Ihr wurde schlecht. Sie war nur einen Tag von ihrem Mann getrennt und hatte ihn schon vergessen. Lag das an dem potenziellen Großauftrag, oder lag das daran, dass sie die Gespräche mit Karl genossen hatte. Sie fühlte sich schuldig, verstand allerdings nicht, wessen sie schuldig sein sollte. Schließlich hatte sie mit Karl keinerlei körperlichen Kontakt, bis auf die Umarmung zum Abschied. Und das kann man ja wohl nicht als fremdgehen interpretieren. Je länger sie darüber nachdachte, umso mehr ärgerte sie sich über ihren Mann. Er hätte ja schließlich anrufen können, um zu erfragen, wie es ihr ginge. Aber anscheinend war sein Interesse an ihr auch nicht mehr so hoch, wie es vielleicht vor Jahren gewesen war. Renate fing an, Bernd mit Karl zu vergleichen, wurde dabei allerdings jäh unterbrochen, als ihre Assistentin mit einer Vase mit 24 roten langstieligen Rosen ihr Büro betrat. Mit dem Hinweis, ein Kurier hätte dieses Blumengesteck gerade überbracht, gab sie ihr einen kleinen Umschlag, der in den Rosen gesteckt hatte.

Renate bedankte sich bei ihr und roch verträumt an den Blumen. Als ihre Assistentin die Bürotür hinter sich geschlossen hatte, öffnete sie den Umschlag. Sie war sich sicher, dass die Blumen von Karl stammen mussten. Sie lächelte wissend, als sie dem Umschlag eine kleine Karte entnahm. Doch sie war auf dem Holzweg. Auf der Karte stand in Schönschrift geschrieben: „Für meine liebe Frau, auf die ich dermaßen stolz bin. Ich liebe dich heute mehr als gestern und all die Tage davor. Eine Rose als Dank für bislang jedes Jahr unserer Ehe. Dein Bernd."

Renate sprang aus ihrem Stuhl auf und eilte zu den Toilettenräumen. Sie schloss sich in einer Kabine ein und Sekunden später übergab sie sich. Anschließend setzte sie sich auf die Toilettenschüssel und fing an zu weinen. Hatte sie in den letzten 24 Stunden ihren Ehemann mehrfach emotional betrogen? Ihr Verstand und ihr Herz sagten: „Ja!" Trotzdem redete sie sich ein, dass überhaupt nichts vorgefallen wäre und sie sich auf das Wiedersehen mit Bernd freuen würde. Sie beschloss, mit ihm heute Abend zu Sex haben, und zwar das ganze Repertoire, dass die beiden im Laufe ihrer langen Ehe einstudiert hatten und das ihnen so vertraut war.

Der Abend mit Bernd verlief nicht so, wie Renate es geplant und erhofft hatte. Als sie gegen 19 Uhr nach Hause kam, hatte Bernd bereits ihr Lieblingsessen auf dem Tisch. Bei einer Flasche Wein berichteten beide, wie sie es eigentlich immer taten, von den Geschehnissen des Tages. Bernd war stolz, dass er einen Auftrag über fünfundneunzig Tausend Euro mit einer Klinik, die bislang nicht zu seinem Kundenstamm gehörte, abgeschlossen hatte. Renate musste lächeln, als sie im Geiste dieses Auftragsvolumen mit dem, das sie anvisierte, verglich. Sie empfand ihn plötzlich als einen Kleingeist und artikulierte dies auch: „Mein Schatz, willst du dein ganzes Berufsleben lang um Aufträge dieser Größenordnung kämpfen? Du bist doch genauso clever und vertriebsorientiert wie ich. Verändere dich doch beruflich so, dass du mit einem Arbeitgeberwechsel die Karriereleiter ein Stück emporklettern kannst."

Sie sah in dem Moment die Trauer und Enttäuschung in Bernds Augen, als sie das gesagt hatte. Waren das wirklich ihre Worte? Sie kam sich klein und schäbig vor. Wie würde Bernd reagieren?

Bernd sah sie eine ganze Zeit lang an und meinte dann resigniert: „Ich dachte, du würdest dich mit mir über meinen für mich großen Erfolg freuen. Ich bin glücklich mit dem, was ich tue. Ich bin glücklich, wenn ich vor dir zu Hause bin, um den Haushalt zu schmeißen und dein Lieblingsgericht zu kochen. Ich bin glücklich, dich umarmen und küssen zu dürfen, wenn du von deinen Dienstreisen spät abends zurückkommst. Ich habe kein Interesse daran, durch die Weltgeschichte reisen zu müssen, um irgendwelche Großkunden und deren Vorstände zu hofieren. Ich kümmere mich um meine Karriere, wenn du deine reduzierst, um unser gemeinsames Leben am Laufen zu halten. Wir brauchen nicht mehr Geld, wir brauchen mehr ‚wir'. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen."

Renate sah, wie eine Träne Bernds Auge verließ, um langsam an seinem Gesicht herunter zu laufen. Bernd stand auf, zog sich seine Jacke an, nahm seinen Hausschlüssel und seine Geldbörse an sich und ging zur Haustür. Als er sie öffnete, drehte er sich noch einmal zu seiner Frau um und meinte leise: „Du brauchst nicht auf mich zu warten, ich kann dir nicht sagen, wann ich nach Hause kommen werde." Dann dreht er sich um und schloss die Tür hinter sich.

Renate saß wie versteinert vor ihrem Essen. Ihr war der Appetit vergangen. Wie eine uralte, gebrochene Frau stand sie langsam auf und ging ins Umkleidezimmer. Sie holte die Dessous aus dem Kleiderschrank, die sie heute Abend für ihren Mann tragen wollte. Sie rieb den zarten Stoff zwischen Zeigefinger und Daumen. Sie erinnerte sich an ihr Liebesspiel mit Bernd. Wie glücklich waren sie doch gewesen. Was ist mit ihr passiert? Bernd scheint doch immer noch der Gleiche zu sein. Er gibt sich wirklich Mühe, ihr zu beweisen, wie sehr er sie liebt. Also muss sie es sein, die ihre Beziehung gefährdet. Sie musste mit jemandem darüber reden, eine neutrale Meinung einholen. Sie holte ihr Smartphone, startete WhatsApp und rief, ohne zu überlegen, ob sie vielleicht eine ihrer Freundinnen statt Karl anrufen sollte, Karls Mobilfunknummer auf. Sie hörte den Anrufton fast fünfzehn Mal, bis endlich ihr Anruf entgegengenommen wurde. Dann schaltete sie auf die Bildfunktion um und sah in Karls leuchtende Augen. Karl erkannte sofort, dass mit Renate etwas nicht stimmte. Besorgt wollte er wissen, ob es einen Vorfall mit ihrem Mann gegeben hätte und ob sie darüber reden möchte.

Natürlich wollte sie reden und sie redete und weinte und redete und weinte. Karl hörte zu und ließ an den geeigneten Stellen einfließen, dass Bernd überreagiert hätte, dass es nicht ihre Schuld wäre und Bernd sich bald bei ihr entschuldigen würde und dass ihr Ehemann sie eigentlich nicht verdient hätte. Er fragte sie, ob sie glauben würde, dass sie, nachdem was Bernd über Karriere gesagt hätte, sie immer noch eine Partnerschaft auf Augenhöhe hätten. Natürlich bestätigte sie dies, aber die Saat des Zweifels war in ihr gelegt.

Sie telefonierten fast zwei Stunden miteinander. Karl bedankte sich, dass sie ihn angerufen hatte und nicht irgendjemand anderen. Dies würde ihre Freundschaft nur stärken. Renate bestätigte, dass sie sich gefreut hätte, sich nach diesem unschönen Streit mit ihrem Mann ihm anzuvertrauen. Sie bekräftigte, wie gut sie sich verstehen würden, obwohl sie einander erst zwei Tage kennen würden und dass sie auf seine Meinung viel Wert liegen würde. Sie entschuldigte sich bei Karl, dass sie ihn zu so später Uhrzeit gestört hätte und fragte ihn, ob seine Frau nicht wissen wollte, wer ihn angerufen hätte. Karl wiegelte ab. Seine Frau hätte schon lange das Interesse an ihm verloren. Er hätte jahrelang um sie, um ihre Ehe gekämpft, hätte aber einsehen müssen, dass er gegen den deutlich jüngeren Mann, mit dem seine Frau ficken würde, keine Chance mehr hätte. Renate nahm das, was er sagte, für bare Münze und bedauerte ihn. Sie bot ihm an, dass auch er mit ihr über alles, auch über sein Eheleben, sprechen könne. Wo sie könnte, würde sie helfen. Damit verabschiedeten sie sich. Als Karl ihr nach 5 Minuten noch einen Kuss-Emoji schickte, bedankte sie sich mit einem roten Herz-Emoji. Sie hatte gelesen, dass dieses Emoji freundschaftliche Verbundenheit bedeutet. Dass es allerdings primär für die ganz großen Gefühle, für Leidenschaft und Romantik steht, hatte sie aber offensichtlich überlesen, hätte sie sich aber denken können.

Als Bernd um 23 Uhr immer noch nicht zuhause war, ging Renate zu Bett. Sie kontrollierte noch einmal, ob Karl ihr noch eine Nachricht geschickt hatte, hatte er aber nicht. Dass ihr Mann sich auch nicht gemeldet hatte, nahm sie mit einem Achselzucken wahr. Wenige Minuten später war sie eingeschlafen.

Gegen Mitternacht öffnete Bernd leise die Haustür und betrat die Wohnung. Er hatte den Abend in seiner Sky-Stammkneipe um die Ecke verbracht, hatte mit einem anderen Gast ein paar Runden Billard gespielt und sich ein American Football Spiel auf einen der Monitore im Raum angeschaut. Bernd hatte den ganzen Abend über nur zwei Bier getrunken. Er war also nüchtern und hoffte, dass seine Frau noch nicht schlafen würde und sie sich aussprechen könnten. Aber die Wohnung war dunkel. Er zog sich im Wohnzimmer aus und schlich sich ins Schlafzimmer. Er wollte seine Frau nicht wecken und verzichtete deshalb auch auf seine übliche abendliche Körperpflege.

Als er das Schlafzimmer betrat, die Tür stand offen, sah er das leuchtende Display des Smartphones seiner Frau auf ihrem Nachttisch liegen. Neugierig nahm er das Telefon in die Hand. Er sah den Chatverlauf mit einem Karl Böhmer. Es waren nur zwei Emojis, die aber mit Herzen. Er öffnete den Reiter „Anrufe" und sah, dass Renate mit Böhmer telefoniert hatte, und zwar kurz nachdem er die Wohnung verlassen hatte. Dass das Telefonat fast zwei Stunden gedauert hatte, überraschte ihn schon nicht mehr. Er redete sich ein, dass dies nichts zu bedeuten hätte, andernfalls hätte Renate den Chatverlauf gelöscht und Böhmers Telefonnummer nicht unter seinem richtigen Namen abgespeichert. Er wusste, wer Böhmer war, denn in seinem Kundenstamm waren auch zwei Krankenhäuser in Schleswig-Holstein, und die mussten sich Bestellungen, die den Gegenwert von hunderttausend Euro überstiegen, vom zuständigen Vorstand der Holding genehmigen lassen. Und dieser Vorstand war kein anderer als Karl Böhmer.

Er versetzte das Handy seiner Frau in den Ruhemodus und positionierte es zurück auf dem Nachttisch. Dann legte er sich zu Renate und hörte ihr minutenlang beim Schlafen zu. Er würde morgen Abend das Gespräch mit ihr suchen.

Der nächste Tag

„Hallo, Karl", begrüßte Renate gegen 10 Uhr im Büro ihren neuen Seelenverwandten per WhatsApp. „Ich hoffe, du hast gut geschlafen." Noch bevor Karl antworten konnte, sprudelte es aus ihr heraus: „Stell dir mal vor, Bernd hat sich heute Morgen beim Frühstück bei mir so etwas wie entschuldigt, dass er diesen kleinen Streit, den wir gestern Abend hatten, angefangen hatte. Er holt mich nach Dienstschluss ab und wir gehen zusammen essen. Er möchte mit mir über diese Nichtigkeit sprechen. Was hältst du davon?"

„Habe ich dir nicht gesagt, dass er einsehen wird, dass es seine Schuld war und dass er sich bei dir entschuldigen wird?", sagte Karl stolz.

„Ja, das hast du. Was soll ich machen? Soll ich mit ihm Versöhnungssex haben oder erst einmal ein wenig schmollen?", wollte Renate von ihrem neuen Freund wissen.

Der antwortete salomonisch: „Ich kann dir nur sagen, was ich an deiner Stelle machen würde. Ich würde ihn die nächsten zwei Wochen keusch halten. Er sollte lernen, dich zu respektieren und anzuerkennen, dass du der Bestimmer in eurer Ehe ist. Du bist doch beruflich viel erfolgreicher als er. Du bringst den größten Teil des Haushaltseinkommens nach Hause. Er lebt doch in dem Luxus, den du ihm ermöglichst. Aber, nach wie vor, das ist nur meine Meinung. Du musst selbst entscheiden, was für dich und eure Ehe richtig ist."