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Eine emotionale Affäre

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Renate wirkte verzweifelt. „Karl, wenn ich wirklich daran teilnehmen muss, dann fliege ich noch heute Abend zu meinem Mann und kläre das mit ihm."

„Mach das", bestätigte ihr Karl. „Er wird das schon verstehen, schließlich ist er ein großer Junge."

Renate schien anfänglich diese Zurückstufung ihres Ehemannes übergehen zu wollen, doch dann antwortete sie: „Bernd ist kein Junge mehr. Er ist mein Mann und er liebt mich. Und nur deshalb wird er mir vielleicht gestatten, an dem Termin teilzunehmen, statt mit ihm unsere Silberhochzeit zu feiern. Ich muss jetzt los, um noch einen Flieger nach Hamburg zu bekommen."

„Bevor du gehst habe ich noch eine Bitte an dich. Ich unterstelle, dass dein Mann einsichtig ist und dich gehen lässt. Ich möchte, dass du am 16. bis spätestens 18 Uhr wieder hier bist und du die gleiche Kleidung trägst wie bei unserem ersten Treffen, als du im Vorstand deine Präsentation vorgetragen hast. Du erinnerst dich, es war das graue, enganliegende Etuikleid, das über deinen Knien endete. Und vergiss nicht die roten Accessoires, die du getragen hast: den roten Gürtel, die rote Handtasche, deine halterlosen, hautfarbenen Strümpfe mit dem roten Strumpfband und der roten Naht, deine roten High Heels und deinen Ring mit dem roten Rubin."

„Daran kannst du dich noch erinnern?", fragte sie sehr erstaunt. „Ja, dein Bild in dieser eleganten Aufmachung ist in meinem Gedächtnis eingebrannt", sagte er mit einem Lächeln. „Ich werde schauen, was sich machen lässt", erwiderte sie ernst und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Was ist denn um 18 Uhr?", wollte sie noch wissen. Karl antwortete knapp: „Lass dich überraschen!"

Schnell holte sie ihren Koffer aus ihrer Suite, stürmte zum Taxistand und fuhr zum Flughafen. Sie hatte Glück, sie konnte mit der letzten Maschine noch mitfliegen und würde gegen 22 Uhr in Hamburg sein. Kurz vor dem Boarding rief sie ihren Mann an und kündigte ihr Kommen an. Als er wissen wollte, was denn der Grund dafür sei, dass sie vor dem morgigen Closing Lunch noch einmal mit ihm sprechen müsste, vertröstete sie ihn auf später, wenn sie zuhause sein würde.

Gegen 23 Uhr betrat sie ihr Haus. Sie stellte ihren Koffer im Eingangsbereich ab, hing ihren Mantel an der Garderobe auf und ging ins Wohnzimmer. Bernd wartete dort auf sie. Vor ihm auf dem Tisch standen zwei Gläser Wein.

„Setz dich und nimm dir ein Glas", forderte er seine Frau auf, die seiner Aufforderung nervös folgte.

„Bist du endlich zur Vernunft gekommen und hast den Typen endlich verlassen?", begann er die Konversation.

„Wie kannst du nur sagen, dass ich ihn verlassen soll. Er ist doch nur ein Freund", schnauzte sie ihn fast an.

Jetzt platze Bernd der Kragen: „Nein, er ist ein Nebenbuhler und ihr habt vor mir ganz offen eine Affäre. Ich glaube dir, wenn du mir sagst, ihr hattet bislang keinen Sex miteinander. Also ist es keine körperlich-sexuelle Affäre. Aber du betrügst mich auf der Gefühlsebene und das seit drei Monaten. Seit drei Monaten hast du nur noch deinen Karl im Kopf, und zwar jeden verdammten Tag, jede verdammte Stunde und jede verdammte Minute. Karl macht dies, Karl macht das. Karl ist dir doch viel wichtiger als ich. Ich bin doch nur noch ein lästiges Anhängsel für dich. Leugne es nicht, es gibt so viele Anzeichen dafür, dass du mich emotional hintergehst. Du rufst ihn ständig an, bist ständig mit ihm im Kontakt. Er ist die erste Person, die du kontaktierst, wenn du Neuigkeiten hast. Ich kenne deine E-Mail-, deine WhatsApp Kommunikation mit ihm, also sag nicht, ich würde falsch liegen. Daher weiß ich auch, dass du seinen Rat einholst, und nicht den meinen. Du vergleichst mich mit ihm und lässt ihn deine Vergleiche kommentieren. Du erzählst ihm von unseren Eheproblemen, von unserem Sexleben, von einfach allem. Du lässt mich von ihm kleinreden und verteidigst mich nicht. Du distanzierst dich von mir, du bist respekt- und ehrlos mir gegenüber und nörgelst ständig an mir herum. Plötzlich bin ich dir nicht mehr beruflich erfolgreich genug. Ich bin dir einfach nicht mehr genug. Du strebst nach höherem. Wenn ich versucht habe, mit dir über ihn zu reden, bist du sofort in die Defensive gegangen und hast die ‚besondere Freundschaft' mit diesem Typen merklich runtergespielt. Du vernachlässigst mich zugunsten deiner „besonderen Freundschaft". Warum wohl schlafe ich im Gästezimmer und warum haben wir in den letzten zwei Monaten nicht mehr miteinander geschlafen? Weil die Welt sich doch für dich nur noch um diesen Karl dreht. Du betrügst mich ganz ungeniert mit ihm. Du bist mit deinem Freund eine emotionale Affäre eingegangen. Den Respekt, das Vertrauen, die Nähe und Toleranz, die wir beide mal voreinander und miteinander hatten, haben wir nicht mehr. Ich nehme an, du hast dies alles auf ihn übertragen. Gesteh dir endlich ein, dass du fremdgehst. Sprich ehrlich mit mir, deinem Mann, über die Affäre. Ich bin gerne bereit, mit dir gemeinsam nach Ursachen und Problemen in unserer Beziehung zu suchen und mit dir an unserer Ehe zu arbeiten. Aber ich kann diese Demütigungen, diese Trauer, diesen Schmerz nicht länger ertragen. Ich bitte dich, an mir und an unserer Ehe festzuhalten und die Affäre mit Karl zu beenden - oder mach mit uns Schluss. Nein, ich bitte dich nicht, ich fordere dich auf, diese Affäre sofort zu beenden, ansonsten beende ich unsere Ehe. Du hast die Wahl."

Nachdem Renate ihren ersten Schreck überwunden hatte, wehrte sie sich: „Wie immer übertreibst du. Ich will nur diesen Vertrag und wenn ich ihn habe, dann werde ich Karl nicht mehr sehen und nicht mehr mit ihm sprechen. Die Abarbeitung des Vertrages übernehmen andere aus der Firma, ich bin dann außen vor. Ich bin heute eigentlich nur gekommen, um dir persönlich zu sagen, dass das Closing Lunch vom 15. auf den 17. August verschoben worden ist."

Bernd schaute sie verstört an. „Am 17. August feiern wir doch unsere Silberhochzeit. Ist dir das bewusst?"

Renate antwortete sofort: „Ja, das ist mir sehr wohl bewusst, und ich weiß, dass dieser Termin dir sehr viel bedeutet. Aber wenn ich zum Closing Lunch nicht erscheine, wird mein Konkurrent den Zuschlag bekommen und all meine Arbeit war umsonst. Ich möchte deine Zustimmung, dass wir unsere private Feier verschieben und hoffe, du gibst sie mir. Du kannst mich gerne zum Closing Lunch begleiten und wir verabschieden uns nach dem Essen und feiern woanders unseren ganz persönlichen Tag. Was meinst du?"

Bernd war wütend und enttäuscht. „Nein", erwiderte er, ich bin nicht damit einverstanden, unsere silberne Hochzeit zu verschieben. Siehst du denn nicht, dass Karl diese Terminverschiebung absichtlich herbeigeführt hat, um unsere Ehe symbolisch zu beenden. Ich wette mit dir, er hat dich morgen Abend zu sich bestellt. Renate, er wird dir dann sagen, dass du mit ihm schlafen sollst. Ansonsten wird er den Vertrag nicht unterschreiben. Für ihn ist das die letzte Gelegenheit, auf dich einzuwirken. Er will dich einfach nur ficken und hat Genugtuung daran, unsere Ehe zu zerstören. Dieses Schwein wird dich zwingen, dass du mich verlässt und dass wir uns scheiden lassen. Er wird dir anbieten, dass du mit ihm als seine Geliebte zusammenleben kannst. Er wird dich sexuell ausbeuten, dich mit seinen Freunden teilen. Du bist ihm doch jetzt schon auf emotionaler Ebene hörig, und dann wirst du ihm auch noch sexuell hörig sein. Und irgendwann wird er dich einfach fallen lassen. Aber dann gibt es keinen Ehemann mehr, der dich auffängt. Dann bist du allein. Ich habe Beweise, dass er auf diese Art und Weise schon einige Male eine Gespielin an sich binden konnte. Es war immer die gleiche Masche: zuerst Gehirnwäsche, dann Erpressung. Denk an meine Worte."

Renate stammelte nur: „Du spinnst. Du bist auf ihn nur eifersüchtig, weil Karl so erfolgreich und gutaussehend ist und ich ihn mag und ihm vertraue. Ich gehe jetzt ins Bett und werde morgen Vormittag wieder nach Frankfurt fliegen. Nach dem Closing Lunch am 17. komme ich zurück und wir besprechen, wie es mit uns weitergeht. Schlaf gut." Damit stand sie auf und ging wortlos ins Schlafzimmer und verschloss die Tür hinter sich.

Am nächsten Morgen packte Renate ihren Koffer mit der Kleidung, die Karl so gerne an ihr sehen wollte. Als der Taxifahrer an der Tür schellte, stand Bernd neben ihr. „Wir erneuern morgen entweder unser Ehegelübde oder besprechen unsere Scheidung. Du entscheidest durch deine Handlungen. Geh nicht zu ihm, ich bitte dich! Der Mann ist toxisch für dich, für mich, für uns", sprach er in ruhigem Ton zu ihr. Sie antwortete nicht, sondern gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Dann übergab sie dem Taxifahrer ihren kleinen Koffer und ließ sich zum Flughafen fahren.

Als sie die Sicherheitsüberprüfung am Flughafen erledigt hatte, blieben ihr bis zum Boarding noch fast zwei Stunden Zeit. Sie holte sich einen Kaffee, setzte sich auf eine hintere Sitzbank und rief Karl an. Sie erzählte ihm, dass Bernd nicht zugestimmt hätte, dass sie an dem Closing Lunch teilnehmen kann. Bevor Karl nachfragen konnte, ob sie denn teilnehmen würde, sagte sie: „Ich bin bereits am Flughafen. Ich bin pünktlich um 18 Uhr in der Bar, und bin gespannt, was du mir zu sagen hast. Und natürlich nehme ich morgen am Closing Lunch teil."

„Das wollte ich von meiner Freundin hören. Du hast dich richtig entschieden. Dein Verlierer von Ehemann ist doch nur eifersüchtig auf meine und deine Erfolge. Er hat Angst, dass du ihn verlässt und er sein erbärmliches Leben allein - ohne dich - führen muss. Ich freue mich auf heute Abend. Hast du an das graue Kleid gedacht? Bekomme ich es schon heute Abend an dir zu sehen? Das wäre geil."

Die letzten Worte ihres Freundes hörend, erschrak sie. Hatte er mit Bezug auf ihr Aussehen von „geil" gesprochen? Nach einigen Sekunden interpretierte sie seine Aussage als ein Kompliment. Karl riss sie aus ihren Überlegungen. „Erde an Renate", flachste er. „Bist du noch da?" „Ja ja", antwortete Renate schnell, „wenn du es willst, dann werde ich mich entsprechend kleiden. Du, mein Flug wird aufgerufen. Noch ein Wort: Du brauchst mich nicht abzuholen. Ich werde ein Taxi zum Hotel nehmen. Bis heute Abend, mein Freund."

Das Finale

Zwei Stunden, nachdem Renate in Frankfurt angekommen war, landete auch Bernd am Frankfurter Flughafen. Er hatte das Dossier der Detektei bei sich. Es belegte, dass Karl Böhmer schon einige Male Frauen ihren Männern entfremdet hatte und sie sich, nachdem er ihrer sexuell überdrüssig geworden war, für seine beruflichen Zwecke prostituierten. Wenn er dann final mit ihnen fertig war, waren sie nur noch ein Wrack, emotional und körperlich. Bernd war sich sicher, was an dem Abend passieren würde. Er hatte es Renate prophezeit.

Ab 16 Uhr war er Gast in der Bar des „Frankfurter Palastes". Er suchte sich einen Tisch aus, der weit genug von der Bar entfernt war, so dass er nicht sofort auffiel, aber einen guten Überblick über die anwesenden Gäste hatte.

Dann ging er zum Ober und stellte sich als Privatdetektiv vor. Er gab dem Ober eine Hälfte eines 200-Euro-Scheines, damit er ein kleines, in einem Salzstreuer verstecktes Übertragungsgerät in der Nähe einer bestimmten Frau positionieren würde. Er würde ihm ein Zeichen geben, wenn diese Frau die Bar betreten sollte. Der Ober, ein älterer Herr, der in seinem Berufsleben schon so manches erlebt hatte, war nicht besonders erstaunt, einen derartigen Wunsch zu hören und willigte sofort ein.

Kurz vor 18 Uhr betrat Renate den Raum. Bernd gab dem Ober das verabredete Zeichen. Renate bestellte ein Glas Grauburgunder und der Ober lieferte es ihr an ihren Tisch, zusammen mit dem Salzstreuer. Bernd betrachtete verstohlen seine Frau. Sie sah in dem grauen Kleid atemberaubend aus. Die roten Accessoires betonten ihre Figur. Renate wirkte auf ihn aufgeregt. Sie war eindeutig nervös. Als kurz nach sechs Karl den Raum betrat, sprang sie sofort auf, um ihm ihre Position zu zeigen. Karl lächelte, als er mit weit geöffneten Armen auf sie zuging, sie umarmte, zu sich heranzog und ihr einen Kuss auf den Mund gab. Als er versuchte, seine Zunge in ihren Mundraum zu schieben, löste sie sich mit sanfter Gewalt von ihm. Bernd hatte die ganze Szene mit seinem Handy gefilmt. Das Empfangsteil des Übertragungsgerätes lag vor ihm. Ein In-Ohr-Kopfhörer war damit verbunden, so dass Bernd alles hören konnte, was die beiden sprachen. „Karl, so kenne ich dich ja gar nicht", begrüßte Renate ihren Freund. Der jedoch nahm ihre Hand und drehte Renate um ihre eigene Achse. „Renate, du bist wunderschön. Ich freue mich, dass du da bist, denn ich muss mit dir noch etwas besprechen. Ich habe leider nur kurz Zeit, da mich mein Chef noch einmal zu sich bestellt hat. Er will von mir noch einmal die Hauptbestandteile unseres Vertragswerkes erklärt haben. So, setzt dich bitte hin." Die beiden nahmen gegenüber an dem kleinen Tisch Platz. Als der Ober ihn nach seinem Getränkewunsch fragte, schickte Karl ihn weg mit der Begründung, er würde gleich wieder gehen müssen. „Ich bin auf die Überraschung gespannt", begann Renate das Gespräch. „Wirklich?", fragte Karl. „Ich glaube, du kannst dir schon denken, was ich dir gleich sagen werde. Du musst mir noch eine Bedingung erfüllen, bevor ich meinem Chef empfehle, den Vertrag mit deinem Arbeitgeber abzuschließen." Renate schaute ihn verstört an. „Nun hab dich nicht so. Es ist auch nichts Besonderes, denn ich möchte nur, dass du mir in den nächsten zwei Nächten bedingungslos sexuell zur Verfügung stehst. Du wirst machen, was ich sage und du wirst es mit Freude machen. Haben wir uns verstanden? Um es ganz klar zu sagen, ich werde dich ficken bis deine Fotze und dein Arschloch glühen und du oft genug meine Ficksahne geschluckt hast. Falls du dich weigern solltest, ist unser Geschäft geplatzt und dein Mitkonkurrent, mit dem wir parallel verhandelt haben, bekommt den Auftrag. Zwei Tage Sex für einen Bonus von dreihunderttausend Euro und die Aussicht auf eine Beförderung sind nicht zu viel verlangt." Renate war sprachlos. Böhmer wartete ein paar Sekunden, dann schaute er auf seine Uhr, stand auf und verabschiedete sich mit den Worten: „Ich sehe dich um halb acht in meinem Zimmer 423. Sei pünktlich."

Bernd sah, wie Renate ungläubig ihrem vermeintlichen Freund Karl hinterher starrte. Er winkte den Ober zu sich und übergab ihm einen Umschlag, auf dem ihr Name stand, mit der Bitte, ihr diesen in fünf Minuten zuzustellen. Falls sie fragen sollte, wer ihm den Umschlag gegeben hätte, solle er sagen, dass ein Kurier den Umschlag beim Concierge abgegeben hätte. Dann übergab Bernd ihm noch die zweite Hälfte des durchgerissenen 200-Euro-Scheins als vollständigen Lohn für seine Gefälligkeiten.

Bernd betrachtete seine Frau, wie sie in ihren Gedanken versunken war, seit Karl sie verlassen hatte, allein an dem kleinen Tisch in der Bar des 5-Sterne-Hotels „Frankfurter Palast" saß. Obwohl sie eigentlich keine starke Raucherin war, steckte sie sich eine Zigarette nach der anderen an. Bernd spürte fast körperlich ihre Nervosität. Wer sie genau beobachtete, konnte ein leichtes Zittern ihrer Hände erkennen. Manchmal nahm sie das gefüllte Glas Wein, das vor ihr auf dem Tisch stand, in die Hand und führte es in Richtung ihres Mundes. Aber gut 20 Zentimeter, bevor ihre Lippen das Glas hätten berühren können, stoppte sie die Bewegung. Sie schaute auf den Wein, und es schien, als ob sie sich mit ihm sprachlos unterhalten würde. Dann nahm sie wieder das Dossier, das vor ihr auf dem Tisch lag, zur Hand und las es zum x-ten Male durch. Es beschrieb anhand von fünf Beispielen, wie Karl Böhmer Frauen erst emotional sich hörig machte und dann auch noch sexuell unterwarf. Diese Frauen vertraten alle Firmen, mit denen Böhmers Firma auch Geschäftskontakte unterhielt. Mit der Hoffnung auf einen möglichst großen Auftrag ließen sie sich mit Böhmer auch privat ein. In zwei der fünf Fälle kam es direkt zu körperlichem Sex, in den anderen drei Fällen schaffte es Böhmer, dass diese Frauen ihre Männer emotional hintergingen. Er wurde zu ihrem jeweiligen „Seelenverwandten". Und kurz vorm Geschäftsabschluss gaben sie sich ihm dann auch körperlich hin.

Die Detektei, die dieses Dossier innerhalb weniger Wochen zusammengestellt hatte, berichtete Bernd, dass es gar nicht so schwer gewesen wäre, die Fakten zusammenzutragen. Böhmer war im Markt für diese „Spielchen" bekannt, und nachdem sie den Namen der ersten Frau, die auf Böhmer hereingefallen war, ausfindig gemacht hatten, hatten sie schnell deren zehn zusammen. Alle Frauen waren geschieden und sie gaben unisono Karl dafür die Schuld. Sie waren nicht gerichtlich gegen ihn vorgegangen, denn die Erpressung konnten sie nicht beweisen und das jeweilige Techtelmechtel waren sie ja freiwillig eingegangen. Aber sie sahen die Chance, sich an ihm ein wenig zu rächen und gab den Detektiven bereitwillig jede Auskunft, die diese hören wollten.

Bernd sah zu, wie Renate ihren Ehering, ein Ring mit einem leuchtenden Rubin in der Mitte, der ringsum mit kleinen Diamanten verziert war, oft zärtlich berührte und ihn gelegentlich von ihrem Ringfinger nahm, nur um ihn sich intensiv anzuschauen und anschließend wieder an ihren Finger zu stecken. Bernd sah darin eine unterbewusste, symbolhafte Handlung und hoffte, dass der Streit, den sie offensichtlich in ihrem Kopf austrug, zu seinen Gunsten enden würde.

Er freute sich zu sehen, wie seine Frau einem gutaussehenden, höflichen Mann, der offensichtlich mit ihr ins Gespräch kommen wollte, rigoros einen Korb gab.

Es war halb acht durch, als Renate durch das Vibrieren ihres Smartphones, das den Erhalt einer SMS ankündigte, aus ihren Gedanken gerissen wurde. Sie nahm ihr Telefon in die Hand, überprüfte den Absender, es war natürlich Karl, und las die Mitteilung „Wo bleibst du?" Sie beantwortete sie aber nicht. So ging es die nächste Stunde weiter. In Abständen von etwa fünf Minuten vibrierte Renates Telefon. Sie las die Nachrichten, die mit jeder Nachricht immer „verzweifelter" und bedrohlicher wurden und legte das Handy anschließend wieder vor sich auf den Tisch.

Dann, gegen halb neun, Karls Ultimatum war bereits seit einer Stunde abgelaufen, stand sie auf, bezahlte beim Ober ihr Getränk, das sie nicht getrunken hatte und ging zu den Fahrstühlen.

Bernds Herz wurde schwer. Würde sie jetzt zu Karl in das Zimmer 423 gehen? Er beschloss, ihr nicht hinterherzugehen, sondern noch eine Stunde in der Bar zu warten, in der Hoffnung, dass sie es sich doch noch anders überlegen würde. Er hörte sich Karls Erpressung, die er auf seinem Smartphone gespeichert hatte, immer und immer wieder an. Er beschloss, sich an Karl zu rächen, egal, wie Renates Entscheidung ausfallen würde.

[Anmerkung des Autors: In dem Moment, in dem Renate zum Aufzug gegangen ist, steht sie am Scheideweg. Ihr bieten sich zwei Möglichkeiten. Entweder gibt sie sich Karl hin und beendet damit ihre Ehe und gewinnt den Auftrag oder sie verlässt das Hotel und fährt nach Hause und rettet damit (vielleicht) ihre Ehe, verliert aber den Großauftrag und wahrscheinlich ihren Job. Wie wird sie sich entscheiden? Für mich war der von mir gewählte Fortgang der Geschichte alternativlos.]

Der Aufzug kündigte monoton das Öffnen der Tür durch ein leises „Pling" an. Gebannt starrte Bernd, wie sich die Tür öffnete und Renate die Kabine verließ. Sie trug über ihrem grauen Kleid einen Mantel und zog ihren Trolley hinter sich her. Beim Empfang checkte sie aus und verließ das Hotel. Bernd jubilierte innerlich.

Schnell überprüfte er unter Renates Lufthansa Account, ob es eine Flugreservierung für sie gab. Es gab keine. Auch wäre kein Flieger mehr nach 20 Uhr mit Ziel Hamburg abgehoben. Er informierte sich per App, welcher Zug direkt nach Hamburg durchfahren und wann dieser abfahren würde. Er würde später direkt zum Hauptbahnhof fahren, in der Hoffnung, sie dort anzutreffen. Jetzt aber musste er versuchen, noch einen Termin beim Aufsichtsratsvorsitzenden der Ranconia AG, Herrn Darius, zu bekommen. Er rief seinen Chef an, der in der Branche „Gott und die Welt" kannte, um ihn zu bitten, dass er jetzt noch einen Termin für ihn bei Darius vereinbaren würde. Für ihn würde der Fortbestand seiner Ehe davon abhängen. Er hatte Glück. Sein Chef kannte Darius persönlich und hatte seine Mobilfunknummer. Darius ging auch ans Telefon und die beiden vereinbarten, dass Bernd sich bei ihm noch melden könne. Sofort nahm Bernd mit Darius Kontakt auf.