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Erotisches Vokabular

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Glied, Schwanz, Rammkolben: Eine Systematik für Autor/innen.
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Glied, Schwanz, Rammkolben: Eine Systematik für Autor/innen

********************

Erotische Literatur lebt -- unter anderem -- von der gelungenen Integration intimer Organe und Regionen. Einerseits erwarten die Leser eine klare Benennung, denn das zeichnet Erotika ja gerade aus. Andererseits darf das aber nicht zu plump oder mit einer falschen Konnotation kommen, denn das törnt eher ab oder wirkt unfreiwillig komisch.

Nachfolgend beschreibe ich eine Systematik, die für mich ganz gut funktioniert, die aber jede/r Autor/in für sich selbst aufbauen, abändern und anpassen kann. Es geht also um die Grundstruktur und die Logik dahinter, nicht um einzelne Begriffe. Für diese spielen die Stilunterschiede von Autor/innen eine wesentliche Rolle, daher wäre das ohnehin nicht eins zu eins übertragbar.

Dingo666

********************

1) EINLEITUNG

LIT-Texte bewegen sich im Spannungsfeld zwischen erotischer Literatur und pornografischen Texten. Zwischen diesen beiden Punkten des Spektrums gibt es eine Menge Unterschiede und Differenzierungsmöglichkeiten, aber dieser Beitrag soll keine Abgrenzung o.ä. liefern.

Es geht speziell und ausschließlich um den Umgang mit der Benennung und Beschreibung von Körperteilen und Aktivitäten, die in „normaler" Belletristik i.d.R. übergangen oder ausgeblendet werden. Eben die primären und sekundären Geschlechtsorgane, sowie das, was diese tun. Mit dieser Frage müssen sich sowohl erotische als auch pornografische Autor/innen beschäftigen.

Dieser Text soll Autor/innen eine Hilfestellung anbieten und zum Nachdenken anregen, mehr nicht. Ich erhebe also keinesfalls den Anspruch, dass es genau so am allerbesten wäre oder nicht anders ginge. Im Gegenteil: Falls jemand völlig gegensätzlicher Meinung ist, wäre ich an einem Austausch interessiert.

Hier die Vorgehensweise, die ich gewählt habe, und die bisher ganz gut funktioniert. Ganz gut funktioniert heißt:

- Ich komme damit beim Schreiben gut zurecht.

- Ich erhalte kein negatives Feedback von Lesern oder anderen Autor/innen dazu.

- Allgemein kommen die Geschichten, die auf diese Weise geschrieben wurden, ganz gut an.

2) SAMMLUNG VON BEGRIFFEN

Im Internet gibt es massenhaft Auflistungen von Begriffen und Bezeichnungen für die Geschlechtsorgane usw. Hier nur ein schnelles Beispiel, das Google ausgespuckt hat:

https://www.desired.de/liebe/sex/lustige-woerter-fuer-penis-vagina/

Eine halbstündige Recherche, auch über die bekannten Synonym-Funktionen, liefert genug Stoff. Diese einfach mal alle durchgehen oder sammeln. Das ist der Heuhaufen, in dem sich die Nadeln verbergen.

Meine Ausgangs-Stichworte, nach denen ich mal möglichst viele Begriffe gesucht und daraus eine Tabelle angelegt habe:

- Schwanz

- Eier

- Sperma

- Muschi

- Kitzler

- Sperma/Flüssigkeiten

- Brüste

- Po/Poloch

- ficken

- eindringen

Diese Wortgruppen sind natürlich beliebig veränderbar und erweiterbar, je nach Gusto.

3) SELEKTION DER BEGRIFFE

Aus den unzähligen Möglichkeiten, die das eigene Vorwissen, die Fantasie oder das Internet liefert, am besten erst mal diejenigen aussuchen, die man mag und die man gerne verwendet. Alle anderen werden ins Archiv gepackt -- vielleicht braucht man ja irgendwann was ganz Ausgefallenes.

Beispiel „Schwanz"

Folgende Varianten verwende ich oft und gerne: Penis, Ding, Erektion, Ständer, Latte, Rohr, Prügel, Kolben ... (insg. 45 Begriffe)

Folgende Möglichkeiten gefallen mir nicht (alle aus dem o.g. Link gezogen): Aal, Apparat, Babymacher, Banane, Ding-Dong, Drittes Bein, Einspritzpumpe, Fleischpeitsche -- um nur die ersten paar zu nennen.

Pseudowitzige Sachen mag ich persönlich nicht, das fliegt alles raus. „Fleischpeitsche" dagegen hat durchaus was. Ggf. vielleicht würde das mal in eine wilde Orgie passen, wenn der Protagonist komplett ausrastet. „Einspritzpumpe" höchstens dann, wenn der Held als Entwicklungsingenieur bei Bosch arbeitet, mit seinem Beruf verheiratet ist, und seine gedankliche Wortwahl ihn als Workaholic kennzeichnen soll...

Wie gesagt -- alles individuell auch ganz anders gestaltbar.

4) RUBRIKEN / INTENSITÄTSSTUFEN

Die Begriffe, die ich als für mich verwendbar erklärt habe, werden in folgende Rubriken unterteilt:

- Nüchtern/Klinisch/Steif

- Normal (d.h. für LIT etc. normal, i.d.R. umgangssprachlich)

- Umschreibung, Wortbild, Metapher

- Witzig/Übertreibung

- Deftig/Hart/Schmutzig

- Spezial

Beispiel: Sperma

- Nüchtern: Ejakulat

- Normal: Sperma, Samen, Samenflüssigkeit

- Umschreibung: Soße, Milch, Sahne

- Witzig: Blubber, Creme de la Creme, Schmodder

- Deftig: Wichse, Ficksahne, Spermaschleim, Fickpisse

- Spezial: (hier leer)

Das Interessante daran: Diese Liste -- mit der Ausnahme von „Spezial" -- folgt einer gewissen Intensitätsabstufung, die sehr nützlich für die Wortwahl im Laufe eines Geschlechtsaktes ist. Das bringt uns zur...

5) ERREGUNGSKURVE

Gut erforscht und hinreichend beschrieben sind die unterschiedlichen Erregungsstadien des Homo Sapiens bei sexuellen Aktivitäten. Ich wiederhole das hier nicht und gehe auch nicht auf die Unterschiede zwischen den Geschlechtern etc. ein -- bei Bedarf bitte recherchieren. Das Thema ist auf jeden Fall interessant und nützlich, denn je besser man die Details des Zusammenspiels von Organen, Hormonen und elektrischen Impulsen etc. beim Sex kennt, umso mehr Material hat man für das Schreiben.

Wichtig für unsere Zwecke ist die Hypothese, dass sowohl erotische als auch pornografische Literatur diese Erregungskurve sprachlich nachbildet, bzw. nachbilden muss. Genauer gesagt: Falls das passiert, führt das zur entsprechenden Resonanz bei Leser und Leserinnen -- sie werden von der Beschreibung und der Vorstellung, die sich im eigenen Kopf bildet, erregt. Texte, die diese Kurve nicht erzeugen, wirken schwächer oder gar nicht erotisch.

Ein Beleg: Relativ häufig beschweren sich Leser in den Kommentaren darüber, dass eine Story zu schnell und unvermittelt loslegt, d.h. die Figuren fallen sofort übereinander her und fetzen sich die Kleider vom Leib. Die Leser wollen mehr Vorspiel, mehr Tiefe, mehr Gefühl. Je allmählicher und umfangreicher man die Einstiegsstufen schildert und die Erregungskurve aufbaut, umso eher nimmt man alle Leser mit, und umso heftiger kann dann die finale Erlösung ausfallen.

Die Länge einer Geschichte spielt also durchaus eine Rolle: Auf einer LIT-Seite muss man sich beeilen, es geht nicht anders -- ein Quickie. Mit drei Seiten kommt man schon ganz gut hin. Und wenn man einen Akt über sechs oder acht Seiten vorbereitet und dabei die Erregungsschraube immer höher dreht, dann kommt fast automatisch eine „life changing sex experience" dabei heraus.

Meine Form, die Erregungskurve zu fassen, folgt dem Konzept der „Five Rhythms" von Gabrielle Roth. Das habe ich mal kennengelernt und kann es sehr empfehlen. Es gibt aber etliche andere, ähnliche Systematiken.

Die fünf Rhythmen = fünf Phasen:

FLOWING-Phase: Alles ist noch offen und unverbindlich. Flirten, Abchecken, Antanzen etc. Der Beginn jeder Story, bei dem glaubhaft und nachvollziehbar erläutert wird, warum es ausgerechnet hier zum Sex kommt. Aus der Alltagserfahrung wissen nämlich alle Leser: Das ist eine große Ausnahme! Es muss schon was Besonderes passieren, damit es funkt.

STACCATO-Phase: Jetzt ist die Richtung klar, jeder weiß, was gespielt wird. Hier wird Energie aufgebaut -- vor allem körperlich. Strippen, Fummeln, Blasen, Ficken! Die Staccato-Phase lebt davon, dass es Zug um Zug immer heißer und intensiver wird.

CHAOS-Phase: Es ist so viel Energie da (im Körper und/oder zwischen den Figuren), dass man sie nicht mehr kontrollieren kann. Man verliert förmlich die Beherrschung und muss loslassen, ob man will oder nicht. Der Orgasmus.

LYRISCHE Phase: Der Abschwung hinterher. Muss nicht lang sein, aber wenn er ausgeblendet wird, fehlt was. Erlösung, Leichtigkeit, Freude kommt auf. Manchmal auch Tränen, aber selbst die fühlen sich gut und richtig an. Das ist die Belohnung der Katharsis.

STILLE Phase: Idealerweise wird man nach dem Sex (oder jeder anderen heftigen Erfahrung) ganz ruhig und klar und leer. Man sieht bzw. spürt mehr als vorher. Liebe zum Beispiel. Diese Phase kann in Meditation übergehen, aber das erfordert ein gewisses Training. Je intensiver die ganze Kurve, umso mehr Stille hier.

Daraus ergibt sich die Folgerung, dass die Wortwahl von Erotika diese Kurve bestmöglich unterstützen sollte. Je nachdem, wo sich die Figuren -- und damit auch die Leser -- erregungsmäßig befinden, passen manche Begriffe einfach besser.

Nachfolgend wird nur der Aspekt der Begriffswahl weiter diskutiert. Die Kurve selbst ist für alle stilistische Faktoren nützlich. Beispielsweise kann man die Satzlänge reduzieren, je höher die sexuelle Energie schwappt. Am Anfang passen noch ausführliche Beschreibungen des Hintergrunds und der Personen, breit ausgewalzte Satzkonstruktionen mit vielen Adjektiven, mit Zeit und Raum und Ruhe. Kurz vor dem Orgasmus geht es zack zack! Sie schreit. Er röhrt. Die Nachbarn klopfen. Das Bett bricht zusammen. Action pur. Aber darüber reden wir ein andermal.

6) DIE RUBRIKEN IM DETAIL

6 A) NÜCHTERN

Am Anfang, bevor die Erregung überhaupt in Schwung kommt, sind Menschen nüchtern und kritisch drauf - Alltag. Vor allem, wenn sich die Partner noch nicht kennen, was in Geschichten sehr oft der Fall ist. Wenn sie also miteinander reden, oder auch nur über die Dinge nachdenken, werden sie eher kühl draufschauen und solche Begriffe verwenden.

„Oh je, dachte sie verzagt. Er will mich wirklich haben! Hier und jetzt, in der Toilette des Luxusrestaurants. Im Stehen! Und nachher läuft mir sein Ejakulat die Beine runter. Soll ich das wirklich zulassen? Will ich das auch?"

Natürlich kann man auch schreiben „...läuft mir sein Saft die Beine runter". Das hängt auch von der Persönlichkeit und dem Hintergrund der geschilderten Frau ab. Mit „Ejakulat" wird aber indirekt deutlich gemacht, dass sie das im Moment noch gar nicht so attraktiv findet und erst noch rumgekriegt werden muss. Der Ausdruck unterstützt also die Kurve, die Charakterentwicklung und den Plot.

--> Besonders für die Phase „Flowing" interessant. Interessanterweise kann das auch zu „Stillness" passen. Ausprobieren!

6 B) NORMAL

Die „Normal"-Rubrik setzt schon eine gewisse Lockerheit der Figuren voraus. Mit einem beliebigen Fremden würde man sich auch nicht ohne weiteres über „Samen" oder „Sperma" austauschen. Mit guten Freunden durchaus. Sobald die Protagonisten sich also kennengelernt haben und es nicht mehr befremdlich finden, an Sex miteinander zu denken, passt das ganz gut ins Bild.

Die „Normal"-Begriffe sind besonders nützlich, denn man kann sie am flexibelsten nutzen, über den kompletten Text hinweg, unabhängig vom aktuellen Erregungslevel. In den nachfolgenden Phasen können sie gemischt mit härteren Vokabeln verwendet werden.

--> In entsprechender Kombination in allen Phasen verwendbar.

6 C) UMSCHREIBUNGEN

Dann wird es immer direkter und deftiger. Die „Umschreibungen" werden i.d.R. als etwas anstößiger empfunden, weil damit das ansonsten übliche sprachliche Tabu markiert wird. Sie wirken „heißer".

„Sie schnupperte heimlich an seiner Haut, als er sie umarmte und ihr mit einer Hand um den Po griff. Ein schwacher Hauch von Tabakblättern und Leder kitzelte ihre Geruchsnerven. Sie kicherte innerlich. Ob wohl seine Sahne auch so schmecken würde?"

--> Für Staccato sehr nützlich, teilweise auch bei Lyrisch einsetzbar.

6 D) WITZIG

„Witzig" passt nicht immer und muss vorsichtig gehandhabt werden. Hier werden Umschreibungen auf die Spitze getrieben oder in einen anderen, meist dreckigen Zusammenhang gebracht. Während „Sahne" noch ganz nett klingt, denkt man bei „Schmodder" eher an was potenziell Ekliges. Wenn aber die Leute schon ziemlich erregt sind, gewinnt das durchaus an Verlockung.

„Ah, ja, spritz mir deinen Schmodder rein, du Hengst!" Das wird eine Frau wohl nur von sich geben, wenn sie schon supergeil drauf ist und die Erregung höchstens noch mit Grenzüberschreitungen zu steigern ist.

Körperlich passiert dasselbe beim Spanking, Beißen, Peitschen o.ä. Die Schmerzempfindlichkeit nimmt mit wachsender Erregung ab, d.h. es braucht jetzt heftigere Impulse, um sie noch als Steigerung zu empfinden -- den „Kick".

Sprachlich sehe ich das ähnlich. Wenn die Bettfedern quietschen und die Leutchen nicht mehr atmen, sondern nur noch stöhnen und japsen, dann passen solche Ausdrücke gut ins Bild und heizen die Szene weiter auf.

--> Für spätes Staccato und Chaos gut nutzbar, teilweise auch bei Lyrisch.

6 E) DEFTIG

Die „Deftig"-Rubrik ist die höchste Steigerung. Hier stehen Begriffe, die ansonsten auch Übelkeit auslösen können. „Spermaschleim" zum Beispiel. Vielleicht verziehen gerade einige das Gesicht, wenn sie das lesen, denn die Lektüre dieses Beitrags dürfte bis hierher nur begrenzte Erregungsgefühle ausgelöst haben. Als krönender Begriff bei einem völlig abgespaceten Höhepunkt mit Plateauorgasmus und nahe an der Ohnmacht kann man das vielleicht aber bringen. In der Chaos-Phase löst sich alles auf, die Ordnung zerfällt, alles wird möglich.

„Sie warf sich herum, als säße sie auf einem elektrischen Stuhl und schrie gellend. Der Orgasmus jagte ihr zehntausend Volt durch den Leib. Ihr Blut kochte, überlastete Nerven unterschieden nicht mehr zwischen Schmerz und Lust. Plötzlich war es heiß und nass überall. Mit einem manischen Lachen griff sie hinab, schmierte sich den Spermaschleim über die zuckende Bauchdecke, über die Titten, und ihm über die Wangen, die Stirn. Seine Augen spiegelten den Wahnsinn, der sie umfangen hielt. Er biss ihr beinahe den Finger ab, als er danach schnappte und in den Mund saugte."

--> Chaos! Außerhalb davon nur in absoluten Ausnahmen.

6 F) SPEZIAL

Bei „Sperma" habe ich nichts in der Rubrik SPEZIAL gelistet. Hier Beispiele aus anderen Rubriken:

Bei „Schwanz" habe ich da „Vajra" (sprich: „Watschra"). Ein altindischer Begriff aus der Tantra-Szene, den aber viele nicht kennen, und den man nur sinnvoll in einem Tantra-Kontext einbauen sollte, dann ggf. mit Erläuterung.

Bei „Brustwarzen" habe ich da „Capezzoli", die italienische Bezeichnung. Heißt glaube ich „Pilzchen" oder „Schwämmchen" oder so (mein Italienisch ist, ahem, ausbaufähig...). Vielleicht mal ganz nett mit einer glutäugigen Schönen aus dem Süden.

Soweit diese Rubriken. Auch hier der Disclaimer: Alle Begriffe sind, je nach individueller Wahrnehmung, durchaus anders sortierbar. Für mich ist „Wichse" ein relativ direkter, roher Begriff, den ich nur in einer entsprechenden Erregungsstufe verwende. Für andere Menschen mag das unter „Normal" fallen. Aus solchen Dingen ergibt sich dann der persönliche Stil des Schreibers.

7) UNGEEIGNETE VS. ATYPISCHE VERWENDUNG

Als „ungeeignet" würde ich z.B. die durchgängige Verwendung nur einer Rubrik bezeichnen. Wenn man immer nur von „Schwanz" und „Latte" spricht, egal wie die Leutchen gerade drauf sind, dann ist das zwar nicht falsch. Es unterstützt die Erregungskurve jedoch nicht und ist daher nicht optimal.

Genauso umgekehrt. Wenn man im ersten Abatz schreibt: „Sie stand vor ihm in der Schlange am Supermarkt. Interessiert musterte er die Kurven des enganliegenden Kleids und die duftigen Haare. Die Ficksahne kochte in seinen Eiern hoch.", dann ist der Bruch offensichtlich.

Eine atypische Verwendung liegt dagegen vor, wenn man DOCH an der Supermarktkasse den Begriff „Ficksahne" verwendet. Das könnte z.B. sinnvoll sein, wenn der Mann komplett ausgehungert ist und mit knapper Not das Sabbern unterdrücken kann. Nun geilt er sich schon in Alltagssituationen auf -- erkennbar völlig unpassend. Das wäre eine hübsch subtile Möglichkeit, den emotionalen Zustand des Mannes zu umreißen. So könnte man z.B. begründen, warum ein Versagertyp es überhaupt wagt, eine tolle Frau auf dem Parkplatz des Supermarktes anzusprechen.

8) VARIATION NACH KATEGORIE BZW. SUB-GENRE

Je nach Kontext kann es sinnvoll sein, nur einen Teil des Spektrums zu nutzen, bzw. zu betonen. Ein sehr gefühlvoller Text in der Kategorie „Romanze" kann durchaus ganz ohne direkte/deftige/witzige/harte Begriffe auskommen. In sich wiederum sollte die Kurve trotzdem entsprechend abgebildet sein.

Umgekehrt ist es bei „BDSM" oder „NonConsent" o.ä. vielleicht erforderlich, schnell auf eine rohe, schmutzige Ebene zu kommen. Aber auch hier braucht es einen Einstieg, auch wenn der kürzer ausfällt. Und es braucht Steigerungsmöglichkeiten, sonst wird es später stocken. Es lohnt sich also immer, die Begriffe sorgfältig zu wählen.

9) SCHLUSS

Ich hoffe, diese Gedanken sind eine nützliche Anregung für den einen oder die andere von euch. Ansonsten fällt mir jetzt nix mehr ein. Daher nur eines:

Viel Spaß und Freude euch allen beim Lesen und beim Schreiben!

Dingo

********************

(c) 2021 Dingo666

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Anonymous
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7 Kommentare
AnonymousAnonymvor mehr als 1 Jahr

Ich habe bereits viele Geschichten und erst jetzt diese Zusammenfassung gelesen. Es stimmt tatsächlich 😀! Geschichten, die ich mochte, waren nach diesem Schema aufgebaut und enthielten keine oder nur wenig Grammatik-/Tippfehler. Nicht überraschend, aber interessant, wenn man darüber nachdenkt.

Recherche gehört unbedingt dazu. Wenn man keine Ahnung von einem Thema hat, sollte man nicht mit Halbweisheiten kommen. Es gibt garantiert jemanden, der es besser weiß. Und nein, es ist nicht egal, weil es "ohnehin nur um Sex geht". Man muss sich nicht zu sehr in Details verlieren, aber was geschrieben wird, sollte korrekt sein.

Und als kleiner Denkanstoß: ich habe die "Weltliteratur" Josephine Mutzenbacher gelesen. Der Text passt wahrscheinlich zur Fantasie des Autors und seiner Zeit (Jungfrauen waren u.a. deshalb beliebt, weil sie keine Syphilis übertrugen), aber seit vielen Jahrzehnten ist es Pädophilie. Josephine ist in einem Großteil des Buches im Volksschulalter oder knapp darüber.

Ich trete hier sicher nicht als Moralapostel auf, aber denkt mal an eure Töchter.

AnonymousAnonymvor fast 2 Jahren

Danke! Ich finde das wirklich hilfreich - und ohne weiteres auf andere literarische Formen übertragbar. Ein bisschen off-topic, aber hier finde ich die Stelle gut, weil ich niemanden direkt angehen muss:

Ein kleines, zierliches Mädchen mit einem süßen Apfelpo hat keine 90B. Die Zahl entspricht dem Unterbrustumfang und da wären 90cm nicht mehr zierlich. Passender wäre z.B. 70D oder so.

Und: der durchschnittliche mitteleuropäische Penis ist ca. 15cm lang. Je länger (oder kürzer), desto seltener - Hallo, Herr Gauss. Wenn ich dann von einer 25*7 Fleischpeitsche lese, ist die Erregung für mich persönlich beim Teufel, weil ich mich über die lausige Recherche ärgere.

Ein bisschen recherchieren tut nicht weh, kann einen Text aber ungemein bereichern.

Danke fürs Zuhören :)

Ludwig_v_ObbLudwig_v_Obbvor mehr als 2 Jahren

@Guy Fawkes

Tja, recht viel optimistischer als Du bin ich auch nicht. Offenkundig jedoch ist ein wesentliches Grundproblem in Bezug auf das "Niveau" die Beherrschung der Sprache, wobei ich denjenigen Autoren Kredit geben würde, die in einer anderen Sprachwelt groß geworden sind (es gibt anscheinend etliche), entsprechendes Bemühen (!) vorausgesetzt.

Ähnlich wie bei Dir spielt auch für mich das (recht subjektive) Empfinden einer Geschichte als "anregend" eine wichtige Rolle; eine grobe Mißachtung der Sprache nimmt mir allerdings häufig die Lust am Lesen, und weitergehende Lust kommt schon garnicht auf.

Den Beitrag von Dingo finde ich sinnvoll, weil er - ohne zu belehren - dem bemühten Autor Hinweise gibt.

Have a good Bonfire Night

Ludwig

AnonymousAnonymvor mehr als 2 Jahren

@ Ludwig_v_Obb

Obwohl ich deinen Ausführungen (Und selbstverständlich denen von Dingo666) zustimme, hat mich doch eine Sache schmunzeln lassen. "Zitat: Ich bin neugierig, ob Dein „How to“ zu einer Verbesserung des Niveaus in LIT beiträgt."

Du suchst Niveau? Ausgerechnet hier? Bei literotica? Wo die meisten Autoren ihrer eigenen Muttersprache nicht mächtig sind? Und oft genug Fantasien absondern, die einem Achtklässler peinlich wären? Also bitte!

Man findet hier keine Autoren wie Charles Bukowski, oder Weltliteratur im Rang einer "Fanny Hill" oder "Josephine Mutzenbacher"! Und wird das wahrscheinlich auch nie! (Die Hoffnung habe ich aufgegeben.)

Aber solange ich eine Geschchte als "anregend" empfinden kann, stört mich das nicht sonderlich.

"Hat mal jemand Feuer?"

Guy Fawkes

Ludwig_v_ObbLudwig_v_Obbvor mehr als 2 Jahren

Hallo Dingo,

Deine Systematik für Autorinnen und Autoren ist sehr zu begrüßen!

Du weist auf die Bedeutung von Begriffen hin, und forderst zu bewussterem Einsatz auf.

Du unterscheidest nach „Intensitätsstufen“, und ihrem Bezug zur Erregungskurve – ebenfalls ein wichtiger Hinweis.

Selbstverständlich sind Dir weitere Voraussetzungen für eine lesenswerte Geschichte klar. Leider scheitern die meisten „Autoren“ bereits im Vorfeld. Sie müssten sich als allererstes die Frage stellen was (!) sie erzählen wollen; eine lieblose und unmotivierte Abfolge von im weitesten Sinn sexuellen Handlungen ist eben noch keine Geschichte. Solch ein Text läßt den Leser ratlos: was wollte uns der „Dichter“ (der Begriff passt hier natürlich nicht) damit sagen?

Wenn ein Autor eine Geschichte gefunden hat, die das Erzählen lohnt, ihre Personen und deren Eigenschaften für sich festgelegt hat, einen geeigneten Einstieg, eine Spannungskurve, und gegebenenfalls auch eine Pointe, dann ist die Auseinandersetzung mit dem Vokabular ein wichtiger Schritt.

Das Vokabular sollte – Du hast das ausgeführt – zur „Phase der Erregung“ passen, und natürlich zum Rahmen, in den die Geschichte eingebettet ist.

Dieser Rahmen ist allerdings auch wesentlich bestimmt durch die soziale Situation, das Milieu, und das Selbstverständnis der Handelnden (meist des Autors, das er seinen Personen - und sei es unbewusst - aufprägt). Beispielsweise scheinen manche Autoren für Frauen keine anderen Begriffe zu kennen als 'Schlampe', 'Votze', 'Fickstück' etc. (seltener auch gegenüber Männern); dieselben Autoren verwenden auch sonst rohes, ordinäres Vokabular.

Zur Geisteshaltung, die diesem Vokabular zugrunde liegt, kommen meistens noch erniedrigende Handlungen gegen den Willen des Opfers; auch eine vermeintliche Zustimmung rettet den Text nicht mehr.

Damit erweitern wir nebenbei den Blick von den Substantiven hin zu den Verben und den Attributen; auch für diese Wortarten gilt: ihr bewusster Einsatz kann die Geschichte unterstützen oder konterkarieren. Attribute können eine Geschichte lebendig und farbig machen, ihr überzogener Einsatz allerdings auch kitschig oder lächerlich.

Das alles sind schon fast Feinheiten – die Basis für all das ist und bleibt die erzählerische Idee.

Ich bin neugierig, ob Dein „How to“ zu einer Verbesserung des Niveaus in LIT beiträgt.

Ludwig

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