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Gaia - Teil 06

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-"Wir hatten nur mal ein ernstes Gespräch unter Männern zu führen. Kein Grund zur Aufregung." antwortete ich ihr.

Sandra schaute mich vielsagend an. Und mir war schon klar, dass sie wusste oder zumindest ahnte worum es ging und Bestätigung suchte. Ich nickte ihr kurz zu und sie verstand und lächelte. Leider ließ uns Arya aufgedreht wie sie nun einmal war keine große Verschnaufpause.

-"Das hat aber verdammt lange gedauert." grollte sie uns.

-"Wir waren vielleicht 15 Minuten draußen." verteidigte sich Daniel.

-"Ich sag ja: Verdammt lange." trieb uns Arya weiter.

-"Na komm mal wieder runter. 15 Minuten sind doch nicht lang. Außerdem quatschst du mit Sabrina oft 3x so lange und ich sage nix. Und gerade hattet ihr Frauen ja auch wieder genug Zeit und ich bohre nicht nach. " ging Daniel nun in den Gegenangriff über.

-"Das ist was anderes." verteidigte nun sie sich.

-"Inwiefern?" wollte Daniel wissen.

-"Das sind Gespräche unter Frauen. Das geht dich auch nix an." verweigerte Arya passiv aggressiv die Aussage.

-"Merkst aber schon, dass es bei mir und Paps im Grunde das Selbe ist oder?" stellte er nun klar.

-"Kommt mir halt immer so lang vor, wenn du nicht da bist." startete Arya einen letzten Versuch und zog mir ihren Lippen einen Flunsch.

Daniel schaute mich fragend an und ich lächelte. Spätestens hier wurde ihm nun endgültig auch klar, was sie empfand und das dies nur ein weiteres Zeichen ihrer Zuneigung für ihn war. Leider ließ Arya uns keinen Moment Ruhe. Sie fuhr fort:

-"Außerdem haben wir heute wieder viel vor. Christiane fährt heute mit uns Raus hat sie gesagt."

Ich schaute Christiane an. Diese allerdings war gerade in ein Gespräch mit Sandra vertieft und bemerkte mich nicht.

-"So?" fragte Daniel seine Schwester.

-"Ja!" antwortete sie euphorisch. „Wir wollen gleich los. Also seid ihr soweit?"

-"Darf ich vielleicht noch einen Kaffee trinken und mir noch ein Brötchen schmieren?" ging ich nun dazwischen und versuchte meine Tochter zu bremsen.

-"Och Menno... Aber beeilt euch bitte. Ich will raus aufs Meer." schmollte sie.

-"Es wird in Ruhe gegessen, sonst schlägt´s auf den Magen. Abgesehen davon haben wir erst halb Zehn. Der Tag ist noch lang." bremste ich sie weiter.

Arya schlug die Hände über Kreuz und setzte eine Schnute auf. Sollte sie ruhig erst Mal schmollen. Sie musste lernen, dass nicht immer alles sofort ging. Dieses Mädchen hatte einfach Hummeln im Hintern wie man so schön sagte. Ich schmierte mir noch in Ruhe ein Käsebrötchen und auch Daniel aß etwas. Ich vermute der arme Junge war gleich vorhin von ihr mit dem Hund raus gescheucht worden und hatte bisher noch gar keine Gelegenheit gehabt Etwas zu essen. Was ihn anging, musste auch er einfach noch lernen Mal mehr für sich einzustehen und seine Bedürfnisse und Wünsche mehr zu äußern und durchzusetzen. Um meines Sohnes Willen ließ ich mir extra viel Zeit. Sehr zum Leidwesen von Arya die mich bei jedem Bissen beobachtete und zweifellos fragte wann es endlich losging. Dass auch Christiane und Sandra sich noch ein Brötchen machten und einen Kaffee tranken war egal. In ihren Augen lag die Verspätung nur an mir. Na sollte ich ruhig der Böse sein. Mir war es egal. Im Endeffekt zeigte es mir ja nur, dass Sandra wegen ihrer gestrigen Befürchtungen im Zoogeschäft nun wirklich keine Sorgen zu machen brauchte. Sie war hier und jetzt fein raus. Und auch in Zukunft würde es da sicher immer Mal wieder solche Situationen geben wo Mal der Eine und Mal der Andere von uns der oder die Schuldige war.

Wir brauchten noch circa eine halbe Stunde bevor wir uns dann schließlich auf den Weg runter zum Anleger machten. Arya war kaum zu halten und rannte vor. Der kleine King rannte seinem Frauchen hechelnd nach kam aber kaum hinterher. Und wie schon erwartet, hatte Arya ihr Schoßtierchen die ganze Zeit im Blick. Ich hatte wirklich Sorge, dass sie irgendwo gegen rennt oder ausrutscht und vom Steg fällt. Sie schaute kaum nach vorne. Was uns anderen betrifft: Daniel folgte seiner Schwester in einigem Abstand. Sandra, Christiane und ich bildeten den Abschluss. Als wir dann an der großen Yacht unserer Kinder ankamen wartete Arya schon mit Ihrem Hund auf Deck auf uns. Sandra und ich gingen zu ihr an Bord während Christiane Daniel noch aufhielt und mit ihm zusammen die Ankerseile löste und ihm dabei einige wichtige Dinge zum Vertäuen erklärte. Schließlich kamen sie zu uns und Daniel und ich holten die Planke ein. Danach hatten Sandra und ich endlich Mal wieder etwas Ruhe. Christiane spielte ganz hervorragend die Paten-Tante und hatte die Beiden gleich unter Deck gescheucht. Zweifellos erfolgte nun erst einmal ein WIRKLICHER Rundgang über das Schiff. Sie würde den beiden erst einmal jede Schraube und Mutter zeigen und erklären wie was zu handhaben war und mit ihnen nicht eher weitergehen bevor sie ihr nicht jede Notfallmaßnahme auswendig und fehlerfrei runter beten konnten. Zum Glück lernten die Zwei ja schnell. Ich befürchtete allerdings, dass Aryas notorische Ungeduld, das Ganze Unterfangen schwierig wenn nicht sogar unmöglich machen würden und das das Ganze viel länger in die Länge zog als wirklich nötig. Christiane tat mir schon irgendwie leid. Aber ihre Professionalität und Erfahrung beruhigten mich ungemein.

Jaa, die Zwillinge hatten ihre Kräfte und konnten dadurch jedes Problem mit Gedankenkraft lösen, jedes Ersatzteil herbeizaubern und waren so im Notfall wesentlich besser gerüstet als jeder normale Mensch. Aber was half es wenn sie nicht wussten wo das Problem dann lag oder welches Ersatzteil dann wo benötigt würde? Wie dem auch sei, ich hoffte Christianes Nerven würden durchhalten und machte es mir derweil mit Sandra auf dem Sonnendeck gemütlich. Wir unterhielten uns angestrengt, planten unsere bevorstehende Hochzeit und leiteten telefonisch alles Mögliche in die Wege. Sandras kleiner Laptop, den sie von Zuhause mitgebracht hatte half dabei sehr. Unser Internet hier auf Gaia war zwar bei Weitem nicht so umfangreich wie auf der Erde, aber auch hier waren wir vernetzt und alle möglichen Händler und Geschäfte boten auf unserer zentralen Handelsplattform ihre Waren und Dienstleistungen an. Darunter war im Grunde so ziemlich alles was wir brauchten, angefangen beim Floristen bis hin zum DJ und der Band.

Es dauerte fast 2 Stunden bis Christiane mit den beiden alles durch hatte und ziemlich geschafft, schwitzend und mit Ölverschmierten Händen zu uns an Deck trat und laut verkündete:

-"Boar dieses Mädel schafft mich noch irgendwann. Habt ihr was zu Trinken und vielleicht ein Handtuch für mich?"

Ich wollte ihr etwas Gutes tun, daher ließ ich mit einer Handbewegung das Öl von ihren Händen verschwinden und in Ihrer Hand ein Glas mit Fruchtcocktail auftauchen.

-"Wow. Das ist ja mal ein Service." meinte sie nur und setzte sich zu uns. „Im Grunde würde jetzt nur noch ne Kippe in der anderen Hand fehlen und das Bild ist komplett." scherzte sie.

Ich hob bereits meine Hand, da stoppte sie mich.

-"Ne du lass mal. Ich rauche nicht. Soll ziemlich ungesund sein hab ich gehört. Ich meinte ja nur..."

-"Ich hoffe unsere Beiden waren nicht zu anstrengend." erkundigte sich Sandra bei ihrer Freundin.

-"Die BEIDEN, sind nicht das Problem. Arya ist einfach..."

-"Ungeduldig." half ich ihr aus.

-"Ja. Genau das. Sie ließ mich nichts zu Ende erklären und war gleich 10 Schritte weiter und würde lieber gestern als heute losfahren und alles Andere dazwischen in den Wind schlagen und alle Risiken über Bord werfen. Daniel hingegen: Der hört Einem zu, stellt Fragen und ist wissbegierig."

-"Das tut mir leid." entschuldigte sich Sandra. „Ich werd Mal mit ihr Reden."

-"Alles in Ordnung. Ich klär das schon. Sie muss einfach lernen, dass manche Dinge halt eben wichtig sind und es sonst gefährlich werden kann. A pro pos: Ich hab die Beiden oben auf der Brücke gelassen. Die Zündung ist zwar aus und die Kontrollen gesichert, aber bei ihren Kräften... Ich werd mal wieder hochgehen, Ihnen die Steuerung erklären und wir können dann los." sagte Christiane.

Ihren restlichen Cocktail trank sie in einem Zug aus und erhob sich dann.

-"Starkes Zeug. Davon bei Gelegenheit gerne mal mehr." reichte sie mir ihr leeres Glas, lächelte und machte sich wieder unter Deck.

Ich ließ das leere Glas verschwinden und meinte dann zu Sandra:

-"Wir sollten trotzdem auch Mal bei Gelegenheit mir ihr Reden. Ihre Impulsivität ist zwar ganz nett und ungemein erfrischend, aber an der falschen Stelle kann das einen auch in ernste Schwierigkeiten bringen. Und bei den Kräften die sie nun hat..."

-"Ja da hast du wohl leider Recht. Ich werd mal von Frau zu Frau mit ihr Reden. Mit Daniel hast du ja eben alles geklärt?" war sie neugierig und wollte mehr wissen.

-"Ja das habe ich." antwortete ich ihr. „Er ist ein wenig wie ich damals, sehr zurückhaltend und introvertiert. Die Lehrer hatten wohl viele Erwartungen an Ihn wegen unserer Stellung hier in der Kolonie und seinen exzellenten Noten. Und er hängt sehr an Arya. Er liebt sie innig.

-"Genau wie bei uns damals." lächelte mich Sandra an und reichte mir ihre Hand.

Ich ergriff sie und gemeinsam sahen wir Händchenhaltend und in Nostalgie versunken von unseren Sonnenstühlen hinaus aufs Meer. Das Brummen des Motors unterbrach schließlich die Stille. Na dann konnte unser kleiner Bootsausflug ja beginnen.

Christiane musste am Steuer sein. Langsam setzte sich die Yacht in Bewegung und wir entfernten uns vom Anleger, dann eine gekonnte Drehung und wir fuhren mit voller Kraft hinaus auf die offene See. Unsere kleine Bucht entfernte sich immer weiter von uns und war bald nur noch ein verschwommener Fleck am Horizont, dann stoppten wir. Eine ganze Zeit lang passierte erst einmal gar nichts. Vermutlich erklärte Christiane den Beiden nun die Navigation und die Instrumente. Wir lagen einfach nur so dar und sanft wogten die Wellen gegen das Schiff. Ich musste wohl noch einmal eingedöst sein. Als ich wieder zu mir kam machten wir bereits wieder gut Fahrt und brausten nur so über das Wasser. Auch Sandra erhob sich gerade wieder und rieb verschlafen ihre Augen.

-"Wo sind wir?" fragte sie.

-"Keine Ahnung. Ich war genauso noch Mal weg wie du." antwortete ich ihr.

Wir fuhren einige Kurven und kurz wurde uns doch ein wenig übel. Ich vermutete, dass Christiane nun wohl gerade Arya in die Steuerung einwies und diese sich gerade am Ruder befand. Es wurde jedoch bald wieder ruhiger und gemächlich fuhren wir nun wieder in Richtung Küste. Erst noch recht verschwommen konnten wir bald die ersten Hochhäuser von Kapitol City sehen und die Stadt kam langsam näher. Oder vielmehr: Wie kamen der Stadt näher. Es dauerte nicht lange und wir konnten die Küstenstraße sehen. Wir fuhren weiter Richtung Ortskern, am Trockendock vorbei und den kleinen Fischereibetrieben rundherum. Schließlich kamen wir zum großen Pier der Stadt. Menschen tummelten sich dort, aßen, tranken, lachten und schauten aus der Ferne mit den am Geländer angebrachten Aussichtsferngläsern den Walen vor der Küste zu. Langsam kamen die Menschen immer näher und man konnte sogar Gesichter ausmachen.

Es war ein sonniger Nachmittag und das Wetter war gut. Die Menschen gingen ihrem Alltag nach. Doch da war etwas.... Irgendetwas störte mich an dem Bild, dabei könnte ich zum Verrecken nicht sagen was es war. Und da war es wieder: Diese plötzliche Düsternis die von mir Besitz ergriff. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht. Aber was zum Teufel nochmal war es?

-"Siehst du sie auch?" fragte mich Sandra ängstlich.

-"Was? Wen?" fragte ich aufgebracht.

Sandra hatte es also diesmal auch bemerkt. Ich spinnte also doch nicht.

-"Die Frau in dem dunkelblauen Kleid."

Kleid? Frau? Was? ... Und da sah ich Sie. Da war Sie wieder. Diese blonde Frau, dessen Gesicht ich bereits aus dem Aquarium kannte. Und jetzt fiel es mir auch wie Schuppen von den Augen. Jetzt wusste ich was mich störte. Es war mir zuerst gar nicht aufgefallen. Dieses lange, enganliegende dunkelblaue Kleid das sie trug. Nicht das ich etwas gegen Kleider an sich gehabt hätte. Aber in einer Welt voller Nackter ein einzelner bekleideter Mensch....? Natürlich, dass mein Kopf ein Kleidungsstück als Nebensächlich abgetan hatte, kannte ich dies noch noch zur Genüge von der Erde und war hier daran gewöhnt Äußerlichkeiten weitgehend als belanglos anzusehen.

Aber das war es noch nicht einmal: Es war ihr ganzes Umfeld, die Art wie die Menschen um sie herum auf sie reagierten. Oder sollte ich eher sagen nicht reagierten? Sie hätte auffallen müssen wie ein bunter Hund. Aber die Menschen ignorierten sie einfach. Es war als wäre sie gar nicht da. Die Menschen beachteten sie gar nicht, gingen einfach um sie herum aber keiner sah sie an. Sie hingegen schaute direkt in unsere Richtung. Es war als würde sie mir direkt ins Gesicht, in mein Inneres schauen und würde nur auf eine Gelegenheit warten mir die Seele heraus zu reißen. Ihre Augen waren einfach ganz starr und ihr Blick ansonsten absolut ausdruckslos. Wie die Zwillinge in `Shining` starrte die Frau uns einfach nur mit ihren toten Augen an. Kein anderer Muskel von ihr bewegte sich. Und obwohl ein gutes Lüftchen wehte bewegte sich ihr Kleid im Wind kein Stück. Langsam fuhren wir am Pier vorbei. Das einzige was sich bei ihr aber nach wie vor bewegte war ihr Kopf der unserer Bewegung folgte und in unsere Richtung drehte. Es war einfach nur gespenstisch.

Ich musste unbedingt mehr erfahren. Ich wollte wissen wer sie war, woher sie kam und was das Ganze sollte. Ich beschloss meine sonstigen Vorsätze den Leuten ihre Privatsphäre zu lassen einmal über Bord zu werfen. Diese Frau machte mir angst, und Sandra ganz offensichtlich auch. Ich sandte meinen Geist aus, tastete damit nach der Frau doch es war als sei sie gar nicht wirklich da. Da war wieder nur dieses dunkle Loch, diese Festung gegen die ich brandete wie Wasser gegen Fels. Es war eine Festung die ich nur allzu gut kannte. Sie war mir bereits einmal begegnet und zwar bei Valerie. Aber konnte das sein? Diese Frau war nicht Valerie das wusste ich, das spürte ich. Valerie´s Aura war viel wärmer, freundlicher und vor allem heller. Was mir aber hier gegenüberstand war die pure Dunkelheit. Was zum Geier war hier nur los? Valerie, Arya, Daniel und Ich waren doch die einzigen mit valeerischem Blut hier auf Gaia. Oder etwa nicht? Und wie um meinen Verdacht zu bestätigen erhob die Frau nun ihre linke Hand auf Höhe ihrer Hüfte, schnippte mit den Fingern und löste sich in Luft auf. Sie hatte sich glatt vor unseren Augen weg gezappt und niemand um sie herum hatte auch nur das Geringste bemerkt. Und genau das machte mir noch einmal mehr angst. Ich war immer vorsichtig gewesen. Auch ich konnte in den Geist der Leute eintauchen und diesen verändern und sie Dinge sehen lassen die nicht da waren. Aber ich hatte dies immer vermeiden wollen solange es nicht anders ging. Ich wollte den Leuten nicht ungefragt in die Kopfe schauen und ihnen ihre Geheimnisse entreißen oder sie manipulieren. Aber diese Frau tat dies mit einer Routine und Selbstverständlichkeit als würde sie im Grunde nur auf ein paar Insekten hinabschauen. Und ich fürchtete was wohl passieren würde wenn sie entschied diese Insekten zu zertreten. Mit einem Mal bekam ich Angst um meine Familie.

Ganz in Gedanken versunken hatte ich Sandras rufen erst gar nicht mitbekommen und langsam wurde sie panisch.

-"ALEX!?!"

-"Ja ich bin ja da. Es geht mir gut." beruhigte ich sie.

-"Du hast mich zu Tode erschreckt! Wer war diese Frau? Hat dir Thomas irgend etwas erzählt von weiteren valeerischen Besuchern die lieber bei uns leben wollen anstatt auf der Erde?

-"Nein er hat mir gar nichts erzählt. Und ich vermute das könnte er auch gar nicht. Bei Valerie damals war er ja auch nicht sonderlich hilfreich. Die Valeen gehen jeder selbst ihren eigenen Geschäften nach und tun nur Dinge als Gruppe wenn es sein muss. Soviel habe ich inzwischen durchschaut. Ich gehe der Sache daher lieber selbst auf den Grund. Sei so gut und sag den anderen erst einmal nichts. Ich möchte sie nicht unnötig beunruhigen. Vielleicht ist ja auch gar nichts weiter." versuchte ich Sandra zu beruhigen.

-"Ja aber meinst du es ist gut, dann das Selbe zu tun? Sie hat vermutlich die selben Fähigkeiten wie du?"

-"Tscht. Lass mich mal bitte kurz. Ich versuche mich zu konzentrieren." ging ich jetzt nicht weiter auf sie ein.

Hier war außer mir niemand der ausreichend Erfahrungen besaß um ggf. mit ihr fertig zu werden. Valerie hatte keine Kräfte und war nur so langlebig wie wir und Daniel und Arya waren noch zu unerfahren. Außerdem wollte ich die Beiden aus der Sache raus halten und nicht weiter in Gefahr bringen. Und Thomas anzurufen...? Naja bis er hier wäre konnte es bereits zu spät sein. Außerdem war fraglich ob er etwas wusste oder mir helfen würde wenn. Er hielt sich ja auch sonst lieber für sich. Ja, er war eine Informationsquelle und kam wenn man ihn etwas fragen wollte, aber hat sich nicht einmal gerührt um seine Enkel kennenzulernen oder irgendwie an unserem Leben teilnehmen zu wollen. Ihn dann jetzt einzubinden fühlte sich einfach falsch an.

Ich konzentrierte meine Kräfte und sandte meinen Geist aus. Ich durchsuchte die Umgebung und die Stadt nach dieser düsteren Präsenz die ich von der Frau gespürt hatte und nichts. Ich weitete meinen Geist weiter und durchsuchte das Land nach ihr ab, durchsuchte die anderen Städte, selbst die See und die tiefsten Wälder und höchsten Berge... Und Fehlanzeige. Ich musste sie finden! Aber wo suchen?? Wenn sie wirklich eine Valeen war, dann konnte sie wortwörtlich überall sein, an jedem Ort und zu jeder Zeit. Vielleicht war von ihrem Sprung am Pier ja noch eine Spur übrig geblieben. Manche Wurmlöcher die wir zum Transport nutzten blieben noch eine Zeit lang offen und schlossen sich erst langsam. Sie hinterließen zwar keinen sichtbaren Durchgang, nichts wo ein Mensch einfach hindurch spazieren oder auch nur sehen könnte, aber eine kleine Signatur am Ereignishorizont konnte eine Spur zum anderen Ende enthalten und mir vielleicht Hinweise darauf liefern wohin sie verschwunden ist. Doch diese Signaturen würden nicht lange anhalten. Verschwand das Wurmloch, taten sie es auch. Ich konzentrierte mich auf den Pier und ja, da war es noch. Ich öffnete meinen Geist und meine Gedanken noch eine Spur weiter.... Dann:

BUMM! Ich wurde von etwas getroffen wie von einem Vorschlaghammer. Es war als ob ein Güterzug mich bei voller Fahrt erwischt hätte. Etwas oder Jemand drang in meinen Geist ein, wickelte sich um jede Faser meines Geistes und hielt mich fest. Ich konnte mich nicht mehr rühren, nicht mehr atmen. Die Yacht, meine Schwester Sandra, meine Kinder Arya und Daniel und auch Christiane waren nun nur noch wie wie Geister in einer fremden Welt. Ich nahm sie kaum mehr wahr obwohl ich spürte das sie noch da waren. Ich konnte noch das Schiff sehen und Sandra die neben mir Stand und mich besorgt musterte, aber es drang nicht mehr zu mir durch. Ich war wie ein Gefangener in meinem eigenen Verstand. Dann: Schwärze.

Ich befand mich in einer Wüste aus schwarzem Sand, es war dunkel und kein Licht war zu sehen, nicht einmal einen Stern am Himmel konnte ich erkennen. Die Dünen wogten und der Wind wirbelte den Sand auf, war für mich jedoch nicht spürbar. Und ich war allein, aber doch war da noch jemand. Und plötzlich konnte ich wieder atmen und ich konnte die Frau vor mir sehen. Die Frau vom Pier mit den blonden Haaren und dem dunkelblauen Kleid. Und sie sprach zu mir:

-"Na na na... Hat dich niemand gewarnt deinen Geist unvorsichtig zu öffnen? Auch wenn unser Verstand sonst uneinnehmbar ist, machst du dich damit in diesem Moment sehr angreifbar... Du hast nach mir gesucht. Was willst du also von mir?"

-"Die Frage ist: Was willst DU von MIR, von Mir und meiner Familie? Du hast uns beobachtet. Und das nicht erst seit heute. Wer bist du?" fragte ich sie wirsch.