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Göttliche Fügung

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Eine Pastroin wirft mich aus der Bahn.
15.2k Wörter
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„Herein", rufe ich.

An meiner Bürotür hat es geklopft. Es ist ein sehr schüchternes und unsicheres Klopfen. Ich hätte es um ein Haar überhört. Dabei dürfte eigentlich niemand klopfen -- zumindest nicht so zaghaft. Besucher werden im Regelfall von meiner Sekretärin telefonisch angekündigt und dann begleitet. Die hat jedoch ein sehr energisches Klopfen. Zurückhaltung ist nicht ihre Stärke. Da muss jemand anderes vor der Tür stehen.

Zu mir vorzudringen ist generell nicht einfach. Ohne Termin geht da schon mal gar nichts. Nur wer auf einer speziellen Vormerkliste steht, wird beim Empfang weitergelassen und muss sich dann bei meiner Sekretärin melden. Erst wenn sie den Besucher gecheckt hat und grünes Licht gibt, dann darf ein Besucher zu mir ins Büro. Auf diese Vorgehensweise hat meine Sekretärin bestanden.

Es ist aber schon nach 17 Uhr. Deshalb dürfte niemand mehr bis vor meine Tür kommen. Meine Sekretärin könnte schon weg sein. Ach ja, wenn ich mich richtig erinnere, hat sie in der Früh erwähnt, dass sie heute etwas früher wegmuss, weil sie einen wichtigen Termin mit ihrem Sohn wahrnehmen muss. Ich bin da nicht so streng. Schließlich bleibt sie an manchen Tagen auch deutlich länger, wenn es notwendig ist. Sie ist wirklich eine sehr treue Seele und eine hervorragende Sekretärin.

Allerdings hätte in diesem Fall der Empfang den Besuch erst gar nicht durchlassen dürfen. Außerdem habe ich heute ganz sicher keinen Termin. Ich hatte mir ganz bewusst den ganzen Nachmittag und Abend freigehalten, weil ich mich auf ein Projekt konzentrieren muss. Diese Unterbrechung kommt deshalb denkbar ungelegen.

Langsam wird die Klinke nach unten gedrückt und die Tür öffnet sich nur einen Spalt. Ein wirrer brauner Lockenkopf erscheint. Im ersten Augenblick kann ich nur Haare erkennen. Hey, da schaut sogar eine Nase hervor. Also steckt vermutlich doch ein Mensch darunter, eine Frau -- vermutlich.

„Na kommen Sie schon herein", fordere ich sie auf.

Ich finde es ein wenig lustig, dass jemand sich nicht traut, in mein Büro zu kommen. So etwas ist mir noch nie passiert. Ich muss schmunzeln und bin allein dadurch schon versöhnlich gestimmt. Der Ärger über die Unterbrechung ist verraucht.

„Ich will nicht stören", meint eine angenehm klingende Frauenstimme.

„Das haben Sie schon", necke ich sie.

„Oh, das wollte ich nicht. Soll ich ein andermal wiederkommen?"

So viel Zurückhaltung ist mir schon lange nicht mehr untergekommen. In der Regel sind die Leute eher zu forsch als zu schüchtern. Doch diese Frau übertrifft alles, was mir bisher untergekommen ist. Ich habe beinahe ein schlechtes Gewissen, dass ich sie aufgezogen habe.

„Kommen Sie herein", antworte ich entschlossen. „Was kann ich für Sie tun?"

Während ich das sage stehe ich auf. Auf meine Aufforderung hin lässt sie die Tür aufschwingen und kommt wenige Schritte in den Raum herein. Mein ungebetener Gast entpuppt sich als junge Frau mit einer sensationellen Figur. Sie ist sportlich-leger gekleidet, trägt eine enganliegende Jeans und ein weißes Tanktop. Es ist eindeutig zu erkennen, dass sie keinen BH trägt. Der großzügige Armausschnitt gewährt einen ausgesprochen heißen Einblick. Ich kann die Ansätze ihrer Brüste erkennen. Die strammen Rundungen sind zwar kaum sichtbar, lassen der Fantasie aber genügend Spielraum. Der Stoff des Tops ist zwar etwas fester, aber ihre Brustwarzen machen sich dennoch als kleine Erhebung bemerkbar. Die gesamte Erscheinung ist echt sexy.

Die Frau selbst ist etwa 1,70 m groß, ausgesprochen schlank und hat einen trainierten Körper. Die braune, lange Mähne ist leicht gelockt. Als sie die Haare zur Seite schiebt, kommt ein ausgesprochen zartes Gesicht zum Vorschein. Sie hat eine süße kleine Stupsnase und kleine Grübchen, die einfach niedlich sind. Ihr schüchterner Blick weckt augenblicklich den Beschützerinstinkt in mir.

Diese mir unbekannte Frau zieht mich vom ersten Augenblick an in ihren Bann. Wie ferngesteuert gehe ich auf die Tür zu und strecke ihr schon von weitem die Hand entgegen. Sie nimmt und schüttelt sie. Als sich unsere Hände berühren habe ich den Eindruck, als würde ein Funken überspringen. Am liebsten würde ich sie nicht mehr loslassen. Ich weiß nicht, ob es ihr ähnlich ergeht, zumindest lässt auch sie meine Hand erst los, als es schon etwas zu lange ist für einen normalen Händedruck.

„Kann ich bitte Herrn Bodener sprechen?", erkundigt sie sich.

„Ich bin es höchstpersönlich."

„Sie?"

„Ja, ich! Warum?"

„Ach nur so", meint sie ausweichend. Eine leichte Röte schleicht sich auf ihre Wangen.

„Was, nur so?", bohre ich nach.

„Ich hätte erwartet, dass sie älter wären."

„Ich hoffe, es ist nicht schlimm, wenn ich in diesem Punkt Ihre Erwartungen nicht erfülle", scherze ich.

„Nein, nein, das ist schon in Ordnung", wehrt sie ab. Dabei wird das Rot in ihrem Gesicht noch intensiver. Sie schaut mich mit großen Augen an. Dieses Mädchen ist zum Anbeißen.

„Bitte, setzen Sie sich doch", biete ich an und deute auf eine Sitzgruppe. „Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?"

Da sie zögert, versuche ich ihr ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. Sie aber rührt sich keinen Millimeter. Sie starrt mich immer noch an und wirkt wie erstarrt. Mir kommt das Kaninchen in den Sinn, das vor Schreck wie versteinert vor der Schlange sitzt. Allerdings bin ich keine Schlange und sie auch kein Kaninchen.

Ich lege meine Hand auf ihre Taille und schiebe sie vorsichtig in Richtung der weißen Ledersitzgruppe. Zuerst reagiert sie irritiert auf meine Berührung, weist mich aber nicht ab. Sie geht etwas ins Hohlkreuz, um meinem sachten Druck nachzugeben, kommt dann aber doch meinem Drängen nach. Sie setzt sich tatsächlich in Bewegung und nimmt schließlich auf der Couch Platz.

„Darf ich Ihnen etwas anbieten?", wiederhole ich meine Frage.

„Nein, Sie haben sicher nicht viel Zeit."

„Ich nehme mir die Zeit, die wir brauchen."

„Trotzdem, ich würde lieber gleich zur Sache kommen."

„Gut, wenn Sie meinen", lenke ich ein. „Worum geht es."

„Um Werner, er hat für Sie gearbeitet."

„Hat?"

„Er wurde entlassen, weil er angeblich etwas gestohlen hat. Aber das hat er ganz sicher nicht. Das muss ein anderer gewesen sein. Für Werner lege ich meine Hand ins Feuer."

„Seien Sie mir nicht böse, aber für mich arbeiten über 700 Menschen. Da kann ich nicht jeden kennen."

„Das ist mir schon klar, immerhin sind Sie der größte Bauunternehmer weit und breit."

„Wie sollen wir vorgehen?", frage ich nachdenklich. Eigentlich ist es mehr eine rhetorische Frage an mich selbst.

„Ich weiß es nicht. Ich habe versucht, mich an Sie direkt zu wenden. Ganz spontan und ganz ohne Plan. Sie sind meine letzte Hoffnung."

„So schlimm?", sage ich. „Haben Sie Zeit?"

„Zeit? Wofür?"

„Ich lade Sie zum Abendessen ein. Dabei erzählen Sie mir die ganze Geschichte und wir suchen nach einer Lösung."

„Das kann ich nicht annehmen", wehrt sie ab.

„Warum nicht?"

„Ich kenne Sie doch nicht."

„Frau ....?"

Erst jetzt fällt mir ein, dass sie sich noch nicht vorgestellt hat. Das muss untergegangen sein. Mir ist das bisher aber nicht aufgefallen. Irgendwie habe ich das Gefühl, als würden wir uns schon ewig kennen.

„Oh, Verzeihung! Ich bin Jenny Simons", antwortet sie. „Ich bin Pastorin."

„Pastorin?", erkundige ich mich überrascht. „Ich dachte Sie wären die Frau von diesem Werner."

„Nein, ich bin nur die Pastorin. Ich leite die Pfarrei zum Heiligen Christoph. Die ist etwas weiter draußen."

„Die Pfarrei kenne ich. Ich wohne ganz in der Nähe. Aber um ehrlich zu sein, hätte ich Sie nie im Leben für ein Pastorin gehalten."

„Das passiert mir öfter", lächelt sie.

„Wie ist es nun, mit dem Abendessen? Leisten Sie mir Gesellschaft."

„Ich weiß nicht?", überlegt sie.

„Haben Sie noch Termine oder Verpflichtungen?"

„Nein, das nicht?"

„Haben Sie schon etwas vor?"

„Nein, eigentlich auch nicht."

„Aber?", frage ich. „Das war doch ein Satz mit aber."

„Ich kann doch nicht mit Ihnen einfach so essen gehen?"

„Warum nicht?"

Sie schaut mich nachdenklich an. Offenbar habe ich sie mit meinem Vorschlag überrumpelt. Ihrem Blick nach zu urteilen ist sie hin und her gerissen.

„Was sollen die Leute von uns denken?"

„Was sollen sie schon denken? Wir gehen doch nur essen."

„Sie wissen doch selbst, dass sich die Leute dann gleich das Maul zerreißen."

„Ich verspreche Ihnen, wir geben den Leuten keinen Anlass zum Tratschen."

„Ich weiß nicht.", meint sie unsicher. „Halte ich Sie nicht von der Arbeit ab?"

„Ich komme heute sowieso nicht mehr voran. Mir würde eine Ablenkung guttun."

Ihr Blick huscht unruhig hin und her, ist aber immer wieder auf mich gerichtet. Langsam frage ich mich, was ich für einen Ruf genieße, dass sie sich derart sträubt. Oder woran liegt es sonst?

„Na gut", lenkt sie zögerlich ein. „Aber ich bin nicht passend gekleidet."

„Ich fahre Sie nach Hause, dann können Sie sich umziehen."

„Zu mir nach Hause?"

„Wohin sonst?"

„Dann reden die Leute doch erstrecht."

„Ich warte im Wagen", biete ich an. „Sie können aber gerne so bleiben, wie Sie sind. Ich hätte daran wirklich nichts auszusetzen. Wir sind doch unter uns."

Die Frau Pastor schaut mich überlegend an. Ich finde sie einfach zum Anbeißen. Vor allem ihre Schüchternheit spricht mich unglaublich an -- abgesehen von ihrer einnehmenden Erscheinung natürlich. Ich frage mich, ob sie als Pastorin nicht auch Durchsetzungsvermögen braucht. Das passt nicht ganz zusammen. Mir kommt ihr Verhalten irgendwie sonderbar vor. Aber es kann schon sein, dass sie mit ihrer schüchternen Art und Beharrlichkeit genauso ans Ziel kommt. Das würde sicher besser zu einer Pastorin passen als Arroganz.

„Das ist doch zu salopp", wehrt sie ab. Dabei macht sie eine Handbewegung, um auf ihre Kleidung zu zeigen.

„Mir nicht."

„Sie sind doch sicher Frauen gewöhnt, die stets top gekleidete sind."

„Kann es sein, dass Sie mich für einen Snob halten?"

„Herr Bodener, Sie in Ihrer Position."

„Ich in meiner Position? Sehen Sie, genau diesem Vorurteil begegne ich immer wieder."

Erneut wird sie etwas rot. Als mir bewusst wird, dass sie Pastorin ist und vor mir rot wird, finde ich das lustig. Ihre Unsicherheit ist ungewöhnlich. Kann es sein, dass ich ihr gefalle?

„Was grinsen Sie?"

„Nur so", wiegle ich ab. „Was ist nun?"

„Na gut, dann gehen wir. Aber bitte wählen Sie kein superschickes Lokal aus."

---

Während wir mit dem Lift in die Tiefgarage fahren, überlege ich, wohin ich sie ausführen könnten. Da fällt mir ein Geheimtipp ein. Man isst super, aber es ist noch nicht die angesagte Location bei jenen Leuten, die sich auf ihren Reichtum oder ihren Status etwas einbilden.

„Hätten Sie Lust, zum Starnberger See zu fahren?"

„Zum Starnberger See?", wiederholt sie. „Ist das nicht etwas weit?"

„Wir fahren mit einem Elektroauto."

„Ich meine vor allem, wegen der Zeit."

„Ich muss erst morgen früh um 8 Uhr wieder im Büro sein", erwidere ich. „Und Sie?"

„Ich habe Gottesdienst um 7 Uhr", dabei kichert sie etwas verlegen.

„Gut, das ist machbar."

Wir haben die Garage erreicht und ich öffne ihr galant die Beifahrertür meines Wagens. Es ist ein BMW I3.

„Das hätte ich nicht gedacht", meint sie.

„Was?"

„Dass Sie ein so kleines Auto fahren."

„Ich fürchte, Sie haben eine völlig falsche Vorstellung von mir."

„Naja, was das Auto angeht schon."

Ich schließe die Beifahrertür und eile zur Fahrerseite. Als ich sitze und losfahre, werfe ihr ihr noch einen Blick zu, ob alles in Ordnung ist. Die Frau Pastorin lächelt.

„Sie leiten ein Multimillionenunternehmen, sind reich, sitzen in Ihrem Turm aus Glas und Stahl und schauen auf die Leute herab."

„Diesen Eindruck mache ich auf Sie?"

„Nun ja, nicht Sie direkt", antwortet sie. „Man braucht aber nur ihr Bürogebäude zu betreten. Alles ist darauf ausgerichtet, andere Menschen zu beeindrucken. Selbst ihre Couch im Büro ist nicht normal."

„Was ist an meiner Couch nicht normal?"

„Sie ist weiß."

„Ach so! Was ist so schlimm an weiß?"

„Weiß ist die Farbe der Unschuld. Sie wollen den Gesprächspartner glauben machen, Sie wären die Rechtschaffenheit in Person. Während sich der Besucher in Sicherheit wiegt, sofern die Leute so naiv sind, ziehen Sie sie bereits über den Tisch, lange bevor ihre Opfer es bemerken."

„Haben Sie den Eindruck, ich hätte Sie über den Tisch gezogen?"

„Zumindest sind Sie nicht auf mein Anliegen eingegangen."

„Das wollte ich beim Abendessen."

„Dann bin ich aber gespannt."

Den Rest der Fahrt schweigen wir. Während ich mich auf den Verkehr konzentriere, weil inzwischen die Pendler nach Hause fahren und damit das Verkehrsaufkommen stetig zunimmt, scheint Jenny die Landschaft zu bewundern. Erst als ich auf den Parkplatz einbiege, wendet sie den Blick wieder zu mir.

„Ein bescheideneres Lokal hätte es auch getan."

„Jetzt lassen Sie sich doch ein wenig verwöhnen."

„Ich bin doch nicht passend gekleidet für dieses Restaurant. Ich falle auf, wie ein bunter Hund", brummt sie.

„Ich versuche einen Tisch am Fenster zu bekommen. Der Blick auf den See ist atemberaubend", erkläre ich.

„Am Fenster passt", antwortet sie. Jenny ist sichtlich verunsichert.

Der Kellner, der neben uns steht, checkt sofort und bitten uns, ihm zu folgen. Ich lasse der Frau Pastorin den Vortritt und habe damit Gelegenheit sie von hinten etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Ihr Po ist der Hammer. So, wie er sich in der Jeans abzeichnet, muss es ein unglaublich heißer Knackarsch sein.

Ich frage mich, wie eine so junge und ausgesprochen hübsche Frau dazu kommt, diesen Berufsweg einzuschlagen. Ich schätze sie ist in meinem Alter. Wäre sie keine Pastorin, würde ich ihr sofort den Hof machen. Doch so bin ich ein wenig gehemmt.

Der Kellner bietet uns einen Tisch an, von dem aus wir einen herrlichen Blick über den See haben. Wir setzen uns und bestellen einen Aperitif. Jenny nimmt die Karte, die auf dem Tisch liegt, schlägt sie auf und legt sie sofort wieder weg.

„Was ist?", frage ich.

„Haben Sie die Preise gesehen?"

„Die brauchen Sie nicht zu erschrecken. Ich habe doch gesagt, dass ich Sie einlade."

„Trotzdem!", beharrt sie.

„Genießen Sie doch einfach den Abend", bitte ich sie. „Machen Sie mir die Freude."

„Sie haben leicht reden."

„Sie sind eine ausgesprochen hübsche, junge Frau. Sie werden doch öfters eingeladen?"

„Eigentlich nicht."

„Echt nicht?", frage ich. „Was machen Sie dann in Ihrer Freizeit?"

„Ich lese viel, gehe zum Sport und verbringe Zeit mit Freunden -- meist Studienkolleginnen."

„Theologie?"

„Ja, natürlich. Manchmal auch mit Leuten aus der Schulzeit."

Ich bin überrascht. Ich hätte erwartet, dass eine Frau, wie sie, kein Problem hat, Anschluss zu finden.

„Sie sind noch nicht lange in Ihrer Pfarrei?"

„Seit einem halben Jahr."

„Als Pastorin dürfen Sie schon Männer treffen und eventuell auch heiraten?"

„Ja, bei uns gibt es kein Zölibat."

„Aber die Menschen haben Angst, Sie anzusprechen, weil Sie Pastorin sind?"

„Kann schon sein."

„Dann haben Sie auch mit Vorurteilen zu kämpfen?"

„Wieso auch?"

„So wie ich bei Ihnen", necke ich sie.

Sie schaut mich leicht genervt an. Dann aber zieht sie die Mundwinkel nach oben und lächelt mich an.

„Aber Pastor sind sie keiner", kontert sie.

„Auch kein Heiliger", antworte ich lachend. „Bei Gott nicht!"

„Auf eine so abwegige Idee wäre ich echt nie gekommen."

„Ich hin aber auch nicht der Teufel."

„In unserer Kirche gibt es keinen Teufel."

„Dann nennen Sie es eben das Böse", antworte ich. „Ich bin, wie jeder andere Mensch auch. Ich habe gute und ich habe weniger gute Eigenschaften."

„Sie wollen damit sagen, Sie sind doch gleich, wie ich."

„Nun ja, als Mensch schon, äußerlich weniger", schmunzle ich.

Erneut wird sie leicht rot. Trotzdem verschwindet das Lächeln nicht aus ihrem Gesicht. Ihre Augen funkeln noch ein kleines Bisschen stärker.

„Das hat mir schon lang kein Mann mehr gesagt. Mit Anzüglichkeiten halten sich Ihre Geschlechtsgenossen bei einer Pastorin zurück", meint sie tadelnd.

„Ich sehe sie aber im Moment eher als Mensch und Frau."

„Kann man das trennen?"

„Trennen wohl nicht, aber man kann den Schwerpunkt anders legen", antworte ich. „Ich hätte gedacht, das wäre genau das, was Sie sich wünschen."

„Woher wollen Sie wissen, was ich mir wünsche?"

„Ich schließe es aus Ihrer Kleidung."

„Aus meiner Kleidung?"

„Sie tragen Jeans und ein Top. Wenn man nicht weiß, dass sie Pastorin sind, würde man Sie für eine ganz normale, junge Frau halten. Sie möchten wie eine Partymaus aussehen. Und genau daraus schließe ich, dass sie auch als solche wahrgenommen werden möchten."

„Sie glauben wohl, mich durchschaut zu haben. Dem ist aber nicht ganz so. Ich bin sehr in der Jugendarbeit engagiert. Wenn ich auf Teenager eingehen soll, muss ich mich auch kleidertechnisch auf ihre Stufe begeben", antwortet sie. „Glauben Sie mir, im Talar finden Sie keine Gesprächsbasis mit Teenies."

„Das kann schon sein. Aber ich sehe keine Teenager."

„Hier natürlich nicht. Weil Sie mich überredet haben mit Ihnen hierher zu kommen. Ich hatte, wie sie wissen, keine Zeit, mich passend zu kleiden."

Ich will sie nicht weiter in die Enge treiben. Ich kann es an ihrem Blick sehen, dass ihr die Richtung nicht ganz gefällt, die unser Gespräch nimmt. Ich habe den Verdacht, ich habe sie ertappt, sie will es aber nicht zugeben.

„Ihr Engagement für die Jugendlichen hat Sie heute zu mir geführt, nehme ich an."

„Ja, es geht um Werner."

„Der für mich arbeitet."

„Gearbeitet hat."

„Ok, was ist passiert."

„Wo soll ich anfangen?"

„Am Anfang", schlage ich vor.

„Das wird aber eine längere Geschichte."

„Wir haben Zeit bis morgen 7 Uhr", sage ich. „Bis zu Ihrer Frühmesse."

„Na dann!", lächelt sie unsicher. „Sie haben es so gewollt."

„So schlimm wird es schon nicht werden."

„Werner ist der Älteste von drei Kindern. Seine Mutter ist alleinerziehend, weil sie der Vater der Kinder schon vor Jahren im Stich gelassen hat. Sie hatte es nie leicht und musste jeden Euro dreimal umdrehen. Es gab sogar Zeiten, da musste sie zwei Jobs annehmen, um ihre Kinder über die Runden zu bringen.

Werner ist ein guter Junge. Er hat seine Mutter schon von Klein auf unterstützt, wo immer er konnte. Zunächst hat er auf seine Geschwister aufgepasst und ist einkaufen gegangen, später hat er sogar kleine Hausarbeiten übernommen. Er ist heute in der Lage, selbstständig einen Haushalt zu führen."

„Das klingt nicht, nach der perfekten Kindheit."

„Ganz und gar nicht. Doch Werner hat sich nie anmerken lassen, dass er es nicht gerne macht oder, dass er etwas vermisst. Er hat trotz dieser Belastung immer gute Noten nach Hause gebracht. Das Abi hat er mit einem Notendurchschnitt von 1,5 abgeschlossen."

„Nicht schlecht", gebe ich zu.

„Der Ehrlichkeit wegen muss ich auch zugeben, dass er vorbestraft ist. Das war aber eine ganz blöde Geschichte", erzählt sie weiter. „Weil seine Familie so arm ist, wurden er und seine Geschwister in der Schule immer wieder gehänselt und gemobbt. Als ein paar Jungs dabei waren, seine kleine Schwester fertigzumachen, hat er eingegriffen und war dabei wohl etwas zu grob. Die Eltern der Buben, die er verprügelt hat, haben Werner angezeigt."

„Das ist unfair."

„Sie hatten das Geld, sich einen teuren Rechtsanwalt zu leisten, seine Mutter leider nicht."

„Gut, und was hat das mit mir zu tun?"

„Noch nichts. Ich wolle nur die Verhältnisse beschreiben, aus denen Werner kommt, damit Sie besser verstehen, warum ich mich so für ihn einsetze. Außerdem wollten Sie die Geschichte von Anfang an hören", schmunzelt sie.

„Sie wollen mir also sagen, Werner ist trotz allem ein guter Junge."

„Ein Jugendlicher, der sich dermaßen für seine Familie zurücknimmt und einsetzt, kann doch kein schlechter Mensch sein?"