Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Göttliche Fügung

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

„Diese Vermutung liegt nahe. Aber trotzdem, was hat das mit mir zu tun?"

„Werner hat trotz der guten Noten auf ein Studium verzichtet, auch wenn er gerne Jura studiert hätte. Einerseits, weil seine Mutter nie das Geld dafür aufbringen könnte und andererseits, weil er sie unterstützen wollte. Deshalb hat er sich dazu entschlossen, eine Arbeit zu suchen. Mit seiner Vorstrafe war das aber kein leichtes Unterfangen. Zum Glück hat er auf einer Ihrer Baustellen trotz allem einen Job gefunden."

„Sie haben gesagt, er wurde entlassen. Was ist passiert?"

„Am Samstag hat ihn sein Vorgesetzter zu sich zitiert und hat gemeint, auf der Baustelle sei Werkzeug verschwunden. Da Werner neu und außerdem noch vorbestraft ist, könne nur er der Täter sein und hat ihn deshalb fristlos entlassen."

„Ohne konkrete Beweise? Nur auf eine reine Vermutung hin?"

„Genau, ohne konkrete Beweise", bestätigt sie. „Er behauptet, er brauche keine. Da Werner noch in der Probezeit ist, habe er das Recht, ihn auch ohne Angabe von Gründen auf die Straße zu setzen."

„Das stimmt zwar, ist aber nicht fair", werfe ich ein. „Was war das für eine Baustelle?"

„Die für das neue Gymnasium gleich hinter meiner Kirche."

„Aha, ich werde mir die Sache morgen genauer anschauen."

„Helfen Sie Werner?"

„Ich werde mir anhören, was sein Vorgesetzter zu sagen hat und dann eine Entscheidung treffen. Ich nehme an, dass Sie Ihre Informationen von Werner haben."

„Der hat mich sicher nicht angelogen. Er hat das Werkzeug nicht gestohlen."

„Ich glaube Ihnen", beruhige ich sie. „Wo kämen wir hin, wenn ich einer Pastorin nicht glauben würde."

„Sie meinen, Werner könnte mich angelogen haben?", hält sie dagegen. „Niemals!"

„Ich mache mir ein Bild von der Sache und melde mich morgen", wiederhole ich. „Sie müssen verstehen, dass ich nicht allein aufgrund Ihrer Erzählungen, mir ein Urteil bilden kann. Das wäre auch nicht korrekt. Ich versichere Ihnen aber, dass ich der Sache sehr genau nachgehen werde."

„Ok, das ist auch wieder wahr", lenkt sie ein. „Ich zähle auf Sie."

---

Der Kellner bringt die Hauptspeise. Wir haben das Thema Werner eh abgeschlossen, weshalb wir uns auf unsere Speisen konzentrieren. Jenny isst mit sichtlichem Genuss, was mich insgeheim lächeln lässt. Sie scheint also doch den weltlichen Gelüsten nicht ganz abgeneigt zu sein.

„Wie kommt es, dass eine so hübsche, junge Frau Pastorin wird."

„Ich bin nicht hübsch", wehrt sie sofort ab.

„Ausgesprochen hübsch sogar", beharre ich.

„Machen Sie Frauen immer solche Komplimente?"

„Nur wenn sie gerechtfertigt sind."

„Sie scheinen ein Charmeur zu sein."

„Ganz im Gegenteil. Ich bin eher zurückhaltend."

„Das sehe ich", grinst sie.

„Wie gesagt, ich mache nur Komplimente, wenn ich es auch so meine."

„Sie sind der Meinung, ich sei hübsch?"

„Sehr hübsch sogar."

„Und was sagt Ihre Frau dazu, dass sie mit Komplimenten so um sich werfen?"

„Ich bin nicht verheiratet", antworte ich. „Und, bevor Sie fragen, ich habe auch keine Freundin."

„Wie ist das möglich?", will sie wissen. Ihre Frage kommt unglaublich schnell. Sie ist ehrlich überrascht.

„Ich arbeite zu viel, ich bin nicht geschickt darin, Frauen anzusprechen, ich weiß es nicht. Suchen Sie sich eine Antwort aus. Zutreffend sind alle, ein wenig zumindest."

„Sie machen einer Pastorin Komplimente", meint sie. „Da kann ich schwer glauben, dass Sie schüchtern sind."

„Was soll ich dazu sagen? Es ist aber so."

„Wie kommt es, dass Sie so jung schon ein derartiges Imperium leiten?"

„Jetzt wird es persönlich", werfe ich ein.

„Es würde mich aber ehrlich interessieren."

„Dann würde ich aber vorschlagen, wir gehen zum Du über. Ich heiße Gregor, meine Freunde nennen mich Greg."

„Ich heiße Jenny."

„Du willst also wissen, wie ich dazu komme, ein so großes Unternehmen zu leiten? Wo soll ich anfangen?"

„Am besten am Angang", grinst sie. „Wir haben Zeit bis morgen um 7 Uhr."

„Ach ja! Wir haben Zeit", antworte ich und lache. Sie schlägt mich mit meinen eigenen Waffen. „Ich war Zwanzig, als meine Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben kamen."

„Das tut mir aber leid", meint Jenny. „War sicher eine sehr schwere Zeit für dich."

„Das war es. Ich hatte aber so gut wie keine Zeit zum Trauern. Bereits am Tag nach der Beerdigung hat mich der Notar meiner Eltern aufgesucht und wollte mich dazu überreden, das Unternehmen zu verkaufen."

„War vermutlich kein schlecht gemeinter Rat."

„Er wollte an Holländer verkaufen. Diese hätten das Unternehmen zerschlagen und nur die Aufträge übernommen. Die Mitarbeiter wären - bis auf ganz wenige Ausnahmen - entlassen worden."

„Das wolltest du nicht?"

„Für mich kam das nicht in Frage. Mein Vater hat mir beigebracht, dass man als Unternehmer für seine Mitarbeiter Verantwortung trägt. Ein Verkauf hätte deshalb für mich bedeutet, sie im Stich zu lassen. Das wäre einem Verrat an den Prinzipien meines Vaters gleichgekommen. Das konnte ich nicht."

„Ein Bauunternehmer mit Gewissen?"

„Die Frage ist ganz einfach: zählt das schnelle Geld oder hat das Unternehmen ein sicheres Fundament, um eventuell auch schwierige Zeiten zu überstehen?"

„Du hast dich nicht für das schnelle Geld entschieden?"

„Ich habe mein Studium hingeschmissen und die Leitung des Unternehmens übernommen."

„Das war sicher nicht einfach."

„Was es ganz bestimmt nicht. Ich musste viel Lehrgeld zahlen, aber am Ende habe ich es geschafft."

„Deshalb deine Anspielung darauf, dass du wenig Zeit für Frauen hattest."

„Das war sicher auch ein Grund. Kann aber sein, dass ich einfach zu wählerisch bin."

„Je mehr ich dich kennenlerne, umso mehr vertraue ich darauf, dass mein Anliegen wegen Werner bei dir in guten Händen ist."

„Warum das?"

„Du bist ein Mann mit Werten. Im Grunde bist du Werner nicht unähnlich. Er hat sich für seine Familie aufgeopfert, du dich für die Mitarbeiter deines Betriebes."

„Ich glaube nicht, dass die Mitarbeiter es so sehen. Ich bin der reiche Unternehmer und sie sind nach wie vor die ausgebeutete Arbeiterklasse."

„Ist es wichtig, dass du es weißt oder, dass es die anderen wissen?"

„Du hast ja Recht. Ich habe es für mich und meine Eltern getan. Ich brauche keine Anerkennung."

„Du bist ein toller Kerl", meint Jenny. Sie schaut mich irgendwie verträumt an.

„Wie sieht es denn bei dir aus? Gibt es einen Mann in deinem Leben?"

„Männer gibt es viele in meinem Leben", meint sie schmunzelnd. „Aber es gibt nicht den einen Mann."

„Du bist überzeugter Single?"

„Eher Single wider Willen, würde ich es nennen. In meiner Studentenzeit hatte ich eine relativ feste Beziehung. Wobei das vom Standpunkt abhängt. Für ihn war es weniger fest, für mich dafür umso mehr."

„Das tut mir leid."

„Mein Gott, ich war eben noch sehr naiv, was Männer angeht. Natürlich habe ich als angehende Theologin an die einzige große Liebe geglaubt. Dass es auch Windhunde unter den Männern gibt, musste ich nach und nach feststellen."

„Du hattest mehrere solcher Typen?"

„Ich war mit dem einen bedient. Allerdings habe ich in meinem Amt immer wieder Frauen getroffen, die von ihren Männern betrogen, ausgenutzt und sogar misshandelt worden sind."

„Und bei dir?"

„Nach Günther gab es keine Beziehung mehr und für eine schnelle Nummer bin ich nicht zu haben. Als Pastorin hat man schließlich einen Ruf zu verlieren."

„Dann ist dein Amt eher ein Nachteil für dein Privatleben?"

„Ich würde es keinen Nachteil nennen. Meine Überzeugung, wie eine Beziehung aussehen sollte, deckt sich mit dem Bild, das man als Pastorin abgeben sollte. Insofern habe ich das Amt nie als hinderlich empfunden."

---

Der Abend ist wie im Flug vergangen. Jenny und ich haben im wahrsten Sinne des Wortes über Gott und die Welt gesprochen. Dabei musste ich feststellen, dass sie zwar ein gläubiger Mensch aber kein Pedant ist. Mit der etwas lockereren Sichtweise auf das Leben, die aber dennoch auf Werte baut und einige Grundpfeiler besitzt, die nicht verrückt werden dürfen, könnte ich mich sogar anfreunden.

„Darf ich dich nach Hause bringen?", frage ich vorsichtig.

„Das wäre schön."

Ich zahle die Rechnung und wir schlendern zum Wagen. Ich würde am liebsten den Arm um ihre Taille legen und sie festhalten. Das Wissen um ihr Amt hemmt mich jedoch. Kopf und Augen haben völlig unterschiedliche Informationen. Während sich in meinem Hirn das Bild der Hüterin des Glaubens festgesetzt hat, steht vor meinem Auge eigentlich nur ein heißer Feger. Diese Diskrepanz in der Wahrnehmung wirft mich komplett aus der Bahn. Ich bin schon normal nicht der Draufgänger bei Frauen. In diesem Fall bin ich allerdings noch viel unsicherer, als sonst.

Ich öffne die Beifahrertür und schließe sie, sobald sie eingestiegen ist. Das Lächeln, das sie mir dabei schenkt, raubt mir für einen kurzen Moment den Atem. Ich könnte darin versinken. Ich fahre langsamer als normal. Sicher spielt dabei eine Rolle, dass ich sie als Autoritätsperson ansehe und deshalb versuche mich korrekt zu verhalten. Ich versuche die Regeln - in diesem Fall die des Straßenverkehrs -- zu beachten. Es gibt aber noch eine zweite Erklärung, die ich für zutreffender halte. Ich versuche die Zeit, die ich mit ihr zusammen sein kann, in die Länge ziehe.

Irgendwann kommen wir dann aber doch vor dem Pfarramt an. Ich stelle den Wagen ab, steige aus und öffne die Beifahrertür. Gemeinsam schlendern wie die wenigen Schritte bis zur Haustür.

„Hier wohnst du also?"

„Im obersten Stock befindet sich eine Wohnung. Sie ist nicht groß, sie ist nicht luxuriös und sie ist alt, aber etwas Besseres habe ich bisher nicht gefunden. Zumindest nichts, das ich mir auch leisten kann."

„Meins wäre das nicht", gebe ich ehrlich zu.

„Du bewohnst vermutlich eine Villa."

„Ich schäme mich nicht dafür."

„Das brauchst du auch nicht."

Es entsteht eine längere Pause. Keiner von uns traut sich etwas zu sagen. Ich, weil ich damit den Abschied einläuten müsste, was ich nicht möchte. Ob es ihr ähnlich ergeht, kann ich nicht sagen. Bevor es peinlich wird, ergreife ich dann aber doch das Wort.

„Wie verabschiedet man sich von einer Pastorin?"

„Wie von jeder anderen Frau."

Einen Moment denke ich darüber nach, ob ich sie auf die Wange küssen soll oder ob ich ihr nur die Hand gebe. Es ist schon bei einem normalen ersten Date immer schwierig abzuschätzen, wie weit man gehen kann. Doch so unsicher, wie in diesem Moment, war ich noch nie.

„Gute Nacht!", sage ich.

Dabei ziehe ich sie in eine Umarmung und drücke ihr einen Kuss auf jede ihrer Wangen. Ich mache das, ohne nachzudenken. Ich kann einfach nicht anders. Nur die Hände zu schütteln und zu gehen, wäre mir zu distanziert. Dazu mag ich sie zu sehr.

Die Berührung meiner Lippen mit ihrer Haut raubt mir beinahe den Atem. Mich überkommt ein fast übermenschlicher Wunsch danach, sie auf den Mund zu küssen. In mir tobt ein heftiger Kampf zwischen Vernunft und Verlangen. Mein Kopf rät mir davon ab, da ich nicht weiß, wie sie darauf reagiert. Ich habe sie gerade eben kennengelernt und möchte sie nicht sofort wieder verschrecken. Schließlich hat sie mir wenig vorher klar gesagt, dass sie für Abenteuer nicht zu haben ist.

Als ich mich mit Widerwillen und nur der Vernunft gehorchend von ihr löse, fällt mir auf, dass sie die Augen geschlossen hat und sie erst einige Zeit später öffnet. Ihr Blick ist verklärt und in mir kommt der Verdacht auf, dass auch sie sich mehr gewünscht hätte. Doch als sie mich mit einem unglaublich weichen Blick mustert, ist die Magie des Augenblicks bereits verflogen. Mir ist klar, dass ich nicht mehr daran anknüpfen kann. Zumindest nicht heute Abend.

„Gute Nacht", haucht sie.

Ihre Stimme klingt unglaublich erotisch und verführerisch. Sie wirft mir noch einmal einen samtweichen Blick zu, zieht die Schlüssel aus der Hosentasche und verschwindet beinahe fluchtartig ins Haus.

---

„Hallo Greg, deine Sekretärin hat mich angerufen und mir ausgerichtet, ich möchte mit Werner zu dir kommen. Er wartet draußen. Die Sekretärin hat gemein, ich soll zunächst allein mit dir sprechen. Was ist los? Wie hast du mich gefunden?"

„Hallo Jenny", grüße ich.

Dabei stehe ich auf, komme hinter meinem Schreibtisch hervor und gehe auf sie zu. Ich breite meine Arme aus und, als sie keine Anzeichen macht, sich dagegen zu wehren, sondern im Gegenteil einige Schritte auf mich zukommt, umarme ich sie und drücke ihr jeweils einen Kuss auf jede Wange. Es ist inzwischen Nachmittag und ich habe mich bereits mit dem Fall befasst.

„Das Internet ist ein Quell der Erkenntnis", antworte ich grinsend.

„Warum hast du nicht selbst angerufen?"

Ihr Stimme klingt etwas enttäuscht. Offenbar war ihr mein Vorgehen etwas zu sehr von oben herab.

„Entschuldige, ich war auf der Baustelle und hatte deine Nummer nicht dabei. Du hast sie mir gestern nicht gegeben", antworte ich. „Da ich aber annehme, dass es in deinem Interesse ist, wenn wir das Missverständnis so schnell wie möglich aus der Welt schaffen, habe ich den Weg über meine Sekretärin gewählt."

„Ok, dann lassen wir es für dieses Mal gelten", meint sie versöhnlich. „Was gibt es?"

„Ich habe mir die Personalakte von Werner kommen lassen und einen Lokalaugenschein auf der Baustelle vorgenommen. Dabei bin ich auf eine Spur gestoßen, die mehr als interessant ist. Kurzum: Werner ist unschuldig."

„Das sage ich doch die ganze Zeit."

„Ich aber kann es auch beweisen."

„Du kannst es beweisen?"

„Möchtest du dabei sein, wenn ich seinen Vorgesetzten zur Rechenschaft ziehe?"

„Deshalb hast du mich gerufen?"

„Dich und Werner."

„Das wäre super", antwortet sie. Sie bekommt feuchte Augen. „Dann kann er wieder bei dir arbeiten?"

„Wenn er das möchte."

Ganz spontan umarmt sie mich und drückt ihre Wange gegen die meine. Es fühlt sich einfach göttlich an. Am liebest würde ich mich nie mehr von ihr lösen. Auch, wenn sie es länger hinauszieht, als eine normale Umarmung, löst sie sich schließlich doch -- u meinem Leidwesen. Doch zumindest kann ich in ihren Augen sehen, dass auch sie es nur mit Widerwillen tut.

„Komm, lass uns gehen", fordere ich sie auf.

Ohne lange nachzudenken, ergreife ich ihre Hand und ziehe sie hinter mir her. Ihr scheint das nicht zu missfallen, denn sie macht keine Anstalten, mir ihre Hand zu entziehen. Erst als wir in den Vorraum treten und ich die verwunderten Blicke meiner Sekretärin und von Werner sehe, wird mir bewusst, wie es auf die anderen wirken könnte. Ich lasse ein wenig verlegen los. Ich komme mir vor, wie ein ertappter Teenager. Auch Jenny schaut mich an und lächelt verlegen. Das Strahlen ihrer Augen verrät mir jedoch, dass ihr diese vertraute Berührung keineswegs missfallen hat.

In dem Moment muss sie nießen und mir wird erst jetzt bewusst, dass sie eine leicht gerötete Nase hat. Auch die Augen haben einen sonderbaren Schimmer. Es ist nicht nur das Strahlen, mit dem sie mich anschaut, ihre Augen tränen.

„Bist du verkühlt?"

„Im Pfarrhaus ist die Heizung kaputt und letzte Nacht war es verdammt kalt."

„Hast du den Klempner gerufen?"

„Die alte Anlage ist im Eimer und für eine neue hat die Gemeinde im Augenblick kein Geld."

„Das geht doch nicht. Du kannst nicht den ganzen Winter ohne Heizung dort wohnen. Du holst dir den Tod!"

„Was soll ich machen, wenn kein Geld da ist?"

---

Jenny, Werner und ich kommen auf der Baustelle an. Der Vorarbeiter sieht zunächst Werner aus dem Wagen steigen und kommt mit abweisenden Gesten auf ihn zu.

„Du brauchst hier nicht mehr zu erscheinen. Hast du Blödmann nicht verstanden, dass du gefeuert bist?"

Er hat inzwischen Werner erreicht, mustert aber inzwischen Jenny, die ebenfalls ausgestiegen ist und ihm offensichtlich gefällt. Er pfeift anzüglich.

„Wie kommst du zu so einem heißen Fe ...?"

Er bricht mitten im Satz ab. Nun hat er auch mich erblickt. Da ich um den Wagen herumgehen muss und er zudem abgelenkt war, hat er wohl nicht genau nachgeschaut, wer noch im Wagen sitzt. Die Situation ist ihm aber plötzlich sichtlich peinlich.

„Entschuldigung, so war das nicht gemeint", beeilt er sich zu sagen. „Herr Bodener, was verschafft uns die Freude."

„Ich zweifle, dass es für Sie eine Freude wird", antworte ich. „Sie können Ihre Sachen packen und verschwinden. Die Personalabteilung ist bereits informiert und bereitet Ihre Entlassung vor."

Der Vorarbeiter wird blass. Damit hat er ganz offensichtlich nicht gerechnet. Aber auch Werner und Jenny schauen mich überrascht an.

„Wie das denn?", erkundigt sich Grumser vorsichtig.

„Sie haben Werner entlassen, weil er angeblich Werkzeug und Maschinen gestohlen haben soll."

„Wer soll es sonst gewesen sein?", hält er dagegen. „Er ist neu und vorbestraft."

„Ich habe mir die Unterlagen sehr genau angeschaut. Diebstähle dieser Art geschehen auf dieser Baustelle bereits seit mehreren Monaten. Es sind zudem ungewöhnlich viele, viel mehr als auf jeder anderen Baustelle. Das entnehme ich den Berichten, die Sie persönlich abgezeichnet haben. Das Verschwinden von vorwiegend teuren Utensilien hat damit schon lange vorher begonnen, bevor Werner zum ersten Mal diese Baustelle betreten hat."

„Das ist mir gar nicht aufgefallen", verteidigt sich der Vorarbeiter. „Das war keine Absicht."

„Sie fanden es aber auch nicht der Mühe wert zu prüfen, ob Werner auf der Baustelle war, als das letzte Mal etwas abhandengekommen ist."

„Natürlich war er da."

„Natürlich nicht! Er hat fleißig den Theorieunterricht besucht und war damit über 30 Kilometer von hier entfernt."

„Das ist mir entgangen."

„Ihnen als Baustellenleiter entgeht aber offenbar sehr viel", stelle ich unumwunden fest. „Das wären nun doch zu viele Zufälle."

„Warum sollen es nicht Zufälle sein. Ich will Werner doch nicht schaden?", meint Grumser kleinlaut.

„Ist es nicht eher so, dass der Sohn Ihrer Lebensgefährtin Werners Schwester gemobbt hat und als ihr Bruder sie verteidigt hat, haben Sie ihm den Anwalt auf den Hals gehetzt. Ist es nicht eher so, dass Werner den Kopf hinhalten musste, weil der Sohn Ihrer Freundin ein verwöhnter und arroganter Bengel ist?"

„Wie haben Sie das herausgefunden?"

„Ich habe die Akten studiert. Werners Personalakte liegen Unterlagen zu seiner Vorstrafe vor und da scheint der Name Eva Breuer als Klägerin auf. Es war reiner Zufall, dass ich auch Ihre Personalakte angeschaut habe und da ist mir aufgefallen, dass eben diese Eva Breuer auch dort aufscheint, weil sie bei Firmenfeiern und ähnlichen Aktivitäten Sie manchmal begleitet."

„Verdammt!", stößt Grumser hervor.

„Die Polizei kontrolliert in diesem Augenblick Ihre Baracke. Ich wette, dass zumindest ein Teil der gestohlenen Werkzeuge und Maschinen noch immer dort aufbewahrt werden."

„Das dürfen Sie nicht oder haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?", braust er auf.

„Die Baracke gehört immer noch mir. Ich habe den Behörden die Durchsuchung nicht nur erlaubt, ich habe darum gebeten."

„Warum sollte ich Werkzeug stehlen?"

„Ich habe keine Beweise, aber ich vermute, dass sie spielsüchtig sind und Geldprobleme haben."

In diesem Augenblick kommen zwei Polizeibeamte in Uniform und zwei Männer in Zivilkleidung auf uns zu.

„Wer ist Herr Bodener?", erkundigt sich einer der Zivilbeamten.

„Ich bin das."

„Wir haben in der von Ihnen angegeben Baubaracke zahlreiches Werkzeug und Maschinen gefunden. Sind Sie sicher, dass diese gestohlen wurden?"

„In dieser Baracke haben Werkezeug und Maschinen nichts zu suchen. Da können Sie gerne die Arbeiter fragen. Außerdem hat dort nur der Baustellenleiter Zugang. Es wäre deshalb sinnlos, dort Maschinen aufzubewahren. Sie können auch gerne die internen Berichte prüfen, in denen vom Baustellenleiter aufgelistet ist, welche Werkzeuge und Maschinen gestohlen wurden."

„Na dann, ist alles klar", antwortet der Beamte. „Wollen Sie Anzeige erstatten?"

„Natürlich. Ich komme morgen auf´ s Revier."