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Harmloses Flirten – Cosi Fan Tutte?

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Fremdflirten – Vorstufe zum Betrug?
15.5k Wörter
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Vorwort des Autors:

Dies ist ein weiterer Text von mir zum Thema „emotionaler Betrug" mit besonderem Bezug auf „Flirten". Was ist denn ein Flirt, auch als Liebelei bezeichnet?

Der Flirt ist eine unverbindliche Kontaktaufnahme zwischen zwei Menschen. Er ist eine durch Blicke, Worte und Komplimente ausgedrückte Bekundung, eine erotische Beziehung, vielleicht eine Liebesbeziehung, beginnen zu wollen.

Beim Flirten kommen sich Menschen einander näher, manchmal nur flüchtig und nur für einen kurzen Augenblick, manchmal aber auch intensiver und für länger. Ob dieses Spiel um Zuneigung mit dem Ende des Flirts aufhört, oder ob es schon während der Liebelei zu ersten, vorwiegend nur zaghaften sexuellen Handlungen, wie ein Kuss, eine andere zärtliche Berührung, oder ein Austausch von Kontaktinformationen kommt, entscheiden die „Turteltäubchen" -- üblicherweise nonverbal -- im Laufe ihres Flirts.

Zum Text:

Wer Wert auf viele explizite Beschreibungen körperlicher sexueller Handlungen legt, wird enttäuscht werden. Wer das nicht will, möge bitte andere Geschichten lesen. Es gibt viele, auch gute Geschichten, die sich vornehmlich der Beschreibung der körperlichen Lust widmen.

Ich freue mich über jede Kritik, wenn sie nicht anonym veröffentlicht wird. Sofern anonym eine negative Kritik eingestellt wird, behalte ich mir vor, diese zu löschen.

Die Handlungen und die Personen in dieser Geschichte sind erfunden und somit fiktiv. Alle Personen -- wenn sie existieren würden, aber das tun sie ja eben nicht -- wären volljährig.

Protagonisten:

Bernd - Freund von Karin

Karin - Freundin von Bernd

Franz Blücher - bester Freund von Bernd

Stefan - Ehemann von Sonja

Sonja - Freundin von Karin

Gustav Maler - Arbeitskollege von Bernd

Und nun zur Geschichte:

Bernd fühlte Schmetterlinge im Bauch. Er hatte über eine seriöse Dating Plattform eine Frau kennengelernt, die ihm in jeder Hinsicht gefiel. Mit 43 war sie zwar elf Jahre älter als er, aber das störte ihm nicht, ganz im Gegenteil. Sein Motto war, dass Frauen ab einem bestimmten Alter nicht mehr älter werden, sondern nur noch interessanter. Und diese Frau war für ihn sehr interessant.

Es schien, dass es auch bei ihr „gefunkt" hätte. Schließlich war sie es, die ihn schon bald nach ihrem ersten Date anrief, um ihm mitzuteilen, dass sie Gefallen an ihm gefunden hätte, und einem Wiedersehen nicht abgeneigt wäre. „Eine Frau, die weiß, was sie will, und dies auch durchsetzen kann", dachte er anerkennend.

Karin, so ihr Name, scheute sich auch nicht, in anderen Dingen ihre Vorlieben zur Schau zu stellen. So kleidete sie sich stets beim Ausgehen ein wenig aufreizender als der Durchschnitt anderer Frauen in ihrem Alter. Anfänglich hatte Bernd beschlossen, dass seine angehende Freundin eine exhibitionistische Ader hat, und ihn mit der Zurschaustellung ihrer Reize anmachen will. Dann bemerkte er im Laufe der nächsten paar Wochen, dass sie auch auf die Meinungen anderer Männer reflektierte, und sie sich bemühte -- in seiner Gegenwart -- deren Bestätigung zu erhalten, dass sie attraktiv war. Wenn es ein Spiel war, dann waren die anerkennenden Blicke von Anderen ihre Pluspunkte. Und sie erspielte sich diese Punkte nicht nur nonverbal. Nein, sie versuchte auch eine verbale Bekräftigung zu erhalten, dass sie gut aussah, indem sie das Gespräch mit diesen für sie wildfremden Männern suchte. Um es kurz zu machen, sie flirtete mit den Kerlen, die natürlich bereitwillig auf diese Liebelei eingingen. Selbstredend störte Bernd das Fremdflirten seiner Freundin ganz gewaltig, aber was sollte er tun?

Er überlegte, ob sie ihn vielleicht nur eifersüchtig machen wollte, um ihm zu zeigen, dass er sich anstrengen müsste, sie für sich zu gewinnen, weil bereits andere Männer am Start waren, ihn zu ersetzen. Was er ihr zugutehielt, war, dass sie scheinbar die Männer nur anflirtete, und niemals von ihnen mehr wollte als nur einen kurzen Flirt. Ihm war bewusst, dass Karin und er erst am Anfang einer möglichen Beziehung standen, und er kein Recht hatte, den Eifersüchtigen zu spielen. Er beschloss, ihr Spiel weiter zu beobachten, und wenn sie ihn in einem Monat noch immer mit dieser Respektlosigkeit ihm gegenüber ärgern würde, sie darauf anzusprechen, und sie zu bitten, mit dem Fremdflirten aufzuhören. Wenn sie seinem Wunsch nicht nachkommen würde, war er sich sicher, dass es aus seiner Sicht für die beiden keine gemeinsame Zukunft geben könnte. Fremdflirten in einer Beziehung ist für ihn Betrug am Partner, und deshalb würde er mit ihr Schluss machen.

Karin hatte einen großen Freundeskreis, von denen drei Pärchen als ihre „besten Freunde" herausragten. Bernd wurde schnell Bestandteil dieser Clique und gemeinsam verbrachten sie auch einen Großteil ihrer Freizeit, wie Abhängen in Cocktail-Bars, Speisen in Restaurants, gemeinsames Kochen zuhause, Tennisspielen oder auch Kinobesuche.

Bernd hingegen hatte mit Franz nur einen besten Kumpel aus alten Schulzeiten, dem er bedingungslos vertraute. Franz wurde aber nie von Karin in ihren Freundeskreis mit aufgenommen. Wenn Franz und Karin eifersüchtig aufeinander waren, wer die Aufmerksamkeit von Bernd am meisten verdiente, dann zeigten sie diese Spannung bei den wenigen Anlässen, bei denen sie sich trafen, aber nicht offen.

Am liebsten ging die Clique tanzen. Es gab in der Nachbarstadt ein gediegenes Tanzlokal, das die Altersgruppe der über 40-Jährigen umwarb. Alle zwei Wochen, wenn sie dorthin gingen, um einen Freitagabend ausgelassen zu verbringen, „donnerten" sich die vier Frauen auf. Alle waren ungefähr im selben Alter, um die 40, sie waren jeweils um einen Meter 75 lang und jede von ihnen hatte einen sportlichen Körper. Der größte Unterschied zwischen Karin und ihren drei Freundinnen war aber nur bei genauerem Betrachten ihrer Hände zu erkennen: Karin trug, im Gegensatz zu den anderen Frauen, keinen Ehe-- oder Verlobungsring.

Drei Monate später.

Zufrieden hatte Bernd festgestellt, dass Karin, nachdem beiden immer klarer wurde, dass sie auf dem besten Wege waren, ein Paar zu werden, mit dem Fremdflirten -- zumindest in seiner Gegenwart -- aufgehört hatte. Natürlich hatten sie schon lange intensiven und verbindenden Sex miteinander. Sie waren exklusiv, auch wenn sie weiterhin nicht verlobt waren.

Bernd war nun auch ein fester Bestandteil der Clique, und wurde als Karins Partner akzeptiert. An einem der letzten Tanzabende, als alle bis auf Bernd und Sonja, eine der Freundinnen, auf dem Tanzboden aktiv waren, stand Sonja von ihrem Platz auf, und setzte sich neben Bernd.

„Weißt du", begann sie das Gespräch, „dass du einen guten Einfluss auf Karin hast? Ja, wirklich, und bevor du es abstreitest, muss ich dir etwas sagen. Falls du es schon weißt, unterbrich mich einfach. Karin war schon ein Mal verheiratet, und nach der Scheidung in den letzten 10 Jahren fünfmal verlobt. Sie ist fast Mitte 40, sieht aus wie um die 35 und, jetzt kommt's, flirtet ihr Leben gern wie eine Zwanzigjährige. Das hast du sicherlich schon gemerkt, oder?

Dieses verdammte Flirten war auch der Grund, warum all ihre Verlobungen bislang gescheitert sind. Sie wollte einfach nicht damit aufhören. Versteh mich bitte nicht falsch, Karin hat ihre verschiedenen Partner nie physisch betrogen, zumindest glaube ich das. Aber Männer mögen offensichtlich nicht, dass ihre Partnerinnen anderen Männern zu viel Aufmerksamkeit schenken. Weißt du was? Das Fremdflirten hat fast aufgehört, seitdem sie mit dir zusammen ist. Offensichtlich ist es ihr ernst mit dir. Sie flirtet nur noch gelegentlich, und auch nur dann, wenn sie meint, dabei nicht beobachtet zu werden."

Bernd schaute Sonja irritiert an. „Ja, es ist mir auch aufgefallen, dass Karin gelegentlich Wert auf die Meinung anderer Männer zu ihrem Äußeren legt. Aber ich finde, sie ist doch nur ein klein bisschen kokett. Ich habe sie bisher nicht heftig mit anderen Männern flirten erlebt. Das ist zumindest meine Wahrnehmung. Aber warum glaubst du, mir sagen zu müssen, dass Karin mir untreu sein könnte?", wollte er von ihr wissen.

„Nun", antwortete sie, „aus zwei Gründen. Zum einen solltest du alles über Karin wissen, bevor du ernsthafte Pläne mit ihr machst. Und zum anderen hoffe ich, dass du der bist, der sie auf Dauer davon abbringen kann, ständig wie eine läufige Hündin jeden Mann anzumachen, den sie habhaft werden kann. Und das schließt leider auch meinen Mann mit ein. Stefan soll mit mir flirten, und nicht mit ihr. Du siehst also, dass ich ein persönliches Interesse daran habe, dass du erfolgreich bist. Aber, wie gesagt, seitdem sie mit dir geht, scheint sie ihre Spielchen im Vergleich zu den Jahren vor dir weitestgehend aufgegeben zu haben."

Als Sonja sah, dass ihre Freunde die Tanzfläche in Richtung ihres Tisches verließen, stand sie auf und stellte sicher: „Ich habe dir nichts gesagt! Hast du verstanden?" Zufrieden registrierte sie, dass Bernd zustimmend nickte. Dann setzte sie sich wieder auf ihren Platz.

Im Laufe des Abends wurde wie immer noch viel gelacht, gescherzt und gelästert. Es hätte jedem auffallen müssen, dass sich Bernd daran kaum beteiligte. Er war darauf fixiert, seine Freundin zu beobachten, ob sie mit Stefan, oder mit einem der anderen männlichen Freunde aus der Clique -- mehr als unter Freunden üblich -- scherzen würde. Er wollte Sonja nicht Recht geben und suchte Fakten, die seine These, Karin ist ihm in jeder Hinsicht treu, widerlegten. Aber er konnte im Laufe dieses Abends keine finden.

Weitere sechs Monate später.

Nach einigen Wochen, in denen Bernd weiterhin keine Anzeichen dafür fand, dass seine Freundin das Bedürfnisse hätte, mit fremden Männern zu flirten, war das Thema für ihn erledigt. Offensichtlich hatte Sonja übertrieben. Seine Meinung änderte sich erst, als er eines Tages beruflich einen Termin in der Hamburger Innenstadt wahrnehmen musste. Gustav Maler, ein Kollege aus einer ausländischen Niederlassung seines Arbeitgebers, war für ein paar Tage in der Stadt, und wollte sich mit ihm über ein aktuelles Projekt bei einem Mittagessen unterhalten. Sie verabredeten sich um halb eins im Restaurant „Parlament", das sich im Gebäude des Hamburger Senats, im Rathaus befand. Bernd kannte die Lokalität sehr gut, denn Karin arbeitete für den Senat, und hatte ihren Arbeitsplatz in diesem Gebäude. Bernd und sie trafen sich drei-, viermal im Monat spontan zu einem gemeinsamen Mittagessen im „Parlament".

Bernd war eine halbe Stunde zu früh dran. Er beschloss, in der Gaststätte auf seinen Kollegen zu warten. Als er den großen Speisesaal betrat, sah er in einer Ecke des Raums Mahler an einem 2er-Tisch sitzen. Offensichtlich war auch er zu früh dran. Aber er war nicht allein. An seinem Tisch saß auch Karin, und Bernd konnte sehen, dass sich die beiden angeregt unterhielten. Er überlegte, ob sie sich kennen könnten, verneinte dies aber. Hatte Sonja doch Recht gehabt, dass Karin flirtsüchtig wäre?

Er ließ sich ein Bier und die Tageszeitung bringen, und fing an, das Geschehen an dem anderen Tisch unbemerkt zu verfolgen. Bernd hatte einen guten Blick auf seine Freundin. Mahler sah er im Profil. Leider konnte er nicht hören, worüber die beiden sprachen. Aber das war im Moment auch zweitrangig.

Karin war wie immer sehr schick gekleidet. Die obersten drei Knöpfe ihrer Bluse waren geöffnet, und erlaubten einen guten Blick auf ihr schönes Dekolletee. Der kurze Rock betonte ihre schlanken Beine. Ihr langes, blondes Haar umrahmte ihr schönes Gesicht.

Bernd wusste, dass sie sich jeden Tag so oder so ähnlich kleidete. Trotzdem versetzte es ihm in diesem Moment einen „Stich ins Herz", sie derart offen mit einem anderen Mann zu sehen. Es wäre ihm jetzt lieber gewesen, ihre Bluse wäre höher verschlossen. Bernd beobachtete das Gesicht seiner Freundin, und musste mit Schrecken sehen, dass Karin sehr viel lächelte, fast strahlte. Sie schaute dabei Mahler intensiv an, nur um mitunter mal kurz weg zu blicken, um dann mit einem Lächeln sofort wieder den Blickkontakt zu suchen. Karin wirkte auf Bernd sehr glücklich und ausgelassen. Er musste beobachten, wie sie gelegentlich den Körperkontakt mit seinem Kollegen suchte, indem sie beim Reden eine Hand auf seine Hand legte, und sich dabei ein klein wenig über den Tisch zu ihm hin beugte. Als Mahler dann nach der fünften, sechsten Berührung ihre Hand ergriff, und zu seinem Mund führte, um ihren Handrücken ganz galant zu küssen, hatte Bernd genug gesehen. Karin flirtete ganz eindeutig mit seinem Kollegen, und jetzt würde er dem ein Ende bereiten. Bernd stand auf, ging zum Ober, um ihm mitzuteilen, dass er den Tisch wechseln würde, und näherte sich anschließend so dem Platz, an dem seine Freundin und sein Kollege saßen, dass nur sein Kollege ihn kommen sah. Als Mahler Bernd sah, machte er sich sofort bemerkbar, indem er seinen Arm hob, und Bernd so seinen Standort zeigte.

Ein paar Sekunden später stand Mahler auf, und begrüßte Bernd per Handschlag. Erst jetzt wandte sich Bernd seiner Freundin zu, und bat Mahler, sie ihm vorzustellen. Karin intervenierte sofort: „Du brauchst mich ihm nicht vorzustellen, Gustav. Dieser Mann macht nur einen Witz, denn er kennt mich. Er ist mein Freund."

„Das wusste ich nicht", entschuldigte sich Mahler sofort bei Bernd.

Karin schaute demonstrativ auf ihre Uhr und erklärte, dass ihre Mittagspause nun zu Ende wäre, und sie zu ihrem Arbeitsplatz zurückkehren müsste. Sie verabschiedete sich bei Mahler mit einem „Es war schön, dich kennenzulernen, Gustav. Vielleicht treffen wir uns mal wieder?" Und zu Bernd gewandt: „Wir sehen uns heute Abend. Bitte bezahl meine Rechnung für mich. Ich bin in Eile." Dann gab sie ihm einen Kuss auf den Mund, und verließ beschwingten Schrittes das Lokal.

Die beiden Männer schauten ihr schweigend hinterher. Die paar Sekunden Schweigen reichten für Mahler, um zu erkennen, dass er sich Bernd erklären musste. „Bernd, ich möchte mich aufrichtig bei dir entschuldigen. Ich wusste nicht, dass Karin deine Partnerin ist. Ich war zu früh dran, und wollte im Lokal auf dich warten. Karin ist zu mir an den Tisch gekommen, und hat mich gefragt, ob sie sich zu mir setzen darf. Ich habe mir nichts dabei gedacht, und es ihr natürlich gestattet. Ich weiß nicht, wie lange du uns schon zugesehen hast. Wir haben ein bisschen geflirtet. Aber es ist nichts passiert, was einen Ehemann-Test nicht bestehen könnte. Ehrlich, Mann, ich kannte sie vor dem heutigen Treffen nicht, und ich wusste nicht, dass sie bereits vergeben ist. Schließlich trägt sie keine Ringe. Das musst du mir glauben. Bitte sag meiner Frau nichts davon."

„He, beruhige dich, Kumpel. Es ist doch nichts passiert", versuchte Bernd die Spannung aus der Situation zu nehmen. „Ich habe gesehen, dass ihr beide ein wenig geflirtet habt, mehr nicht. Wenn sich einer danebenbenommen hat, dann war es meine Freundin. Du und ich, Gustav, wir beide sind fein miteinander. Und nun lass uns über das Projekt reden."

Am selben Abend.

Karin hatte schon das Abendessen auf dem Tisch, als Bernd zu seiner gewohnten Zeit nach Hause kam. Nachdem sie sich mit einem Kuss begrüßt hatten, aßen sie schweigend, bis auf ein paar Floskeln über die täglichen Nebensächlichkeiten wie das Mahl und das Wetter. Nach dem Essen reinigten sie zusammen die Küche, wie sie es immer taten. Bernd und Karin hatten beide ihre eigenen Wohnstätten behalten. Unter der Woche wohnte er bei ihr, am Wochenende sie bei ihm.

Als sie im Wohnzimmer beim Wein saßen, durchbrach Karin das Schweigen: „Du willst bestimmt über das reden, was heute Mittag passiert ist? Oder etwa nicht?"

Bernd schaute sie mit einem ernsten Gesichtsausdruck an. „Ja, das will ich", beantwortete er ihre Frage. „Ich habe von deinen Freunden erfahren, dass du eine Meisterin im Flirten bist, und du deine Kenntnisse und Fähigkeiten nicht nur bei deinem jeweiligen Partner einsetzt, sondern auch bei anderen Kerlen, egal ob sie verheiratet oder ledig sind, ob du sie bereits kennst, oder ob sie für dich wildfremd sind. Ich habe ihnen nicht geglaubt, und war überzeugt, dass ich allein das Subjekt deiner Begierde bin, und du nur mit mir flirtest. Du sollst mit deinem ständigen Flirten auch einen Ehemann und fünf Verlobte verschreckt haben, so dass sie gegangen sind. Also sag mir, was aus deiner Sicht passiert ist, wie du so schnell per Du mit einem dir eigentlich wildfremden Mann sein konntest, und wie es weitergegangen wäre, wenn Mahler deinen Avancen erlegen wäre, und ich diese Farce nicht beendet hätte."

Karin schaute eine gefühlte Ewigkeit auf ihre Füße, bis sie endlich antwortete: „Es ist und würde niemals mehr sein als ein bisschen harmloses Flirten. Ich bin dir und meinen Ex-Partnern immer treu gewesen. Ich habe niemals mit einem anderen Mann geschlafen, wenn ich exklusiv war. Das musst du mir glauben. Es macht mir einfach Spaß, auf andere Männer zuzugehen, und mir und ihnen das Gefühl zu geben, begehrt zu werden. Flirten macht einen glücklich. Du hast doch bestimmt gesehen, wie Gustav übers ganze Gesicht gestrahlt hat, als wir uns ein wenig unterhalten hatten. Es ist nichts dabei, freundlich zu anderen Menschen zu sein. Da gibt es nichts hineinzuinterpretieren. Ganz ehrlich, mehr war da nicht. Und überhaupt, es flirten doch alle Frauen für ihr Leben gern, wenn sie die Gelegenheit dazu haben. So wie in der Oper ‚Così fan tutte' von Mozart. ‚So machen es alle Frauen', denn, mein Schatz, tutte ist die feminine Form."

An diesem Punkt unterbrach Bernd sie: „Hör doch auf mit diesem intellektuellen Scheiß, und hör auf, dein Flirten kleinzureden. Flirten ist eine Bekundung, eine erotische Beziehung beginnen zu wollen. Ansonsten würde man es Unterhaltung nennen. Und nein, es machen es nicht alle Frauen, insbesondere die nicht, die in einer Beziehung sind.

Du hast heute Mittag Mahler den offensichtlichen Beweis geliefert, dass du ein sexuelles Interesse an ihm hast, und er hat dein Interesse gespiegelt. Ihr beide habt euch begehrt gefühlt. Ich habe an euren Gesichtern gesehen, dass ihr geschmeichelt wart, weil ihr in diesem Moment wusstet, dass ihr auf das andere Geschlecht attraktiv wirkt. Er hat am Tisch sitzend deine Hand geküsst, du hattest deine Hand auf seine gelegt. Dies nenne ich Austausch von Zärtlichkeiten, oder wie würdest du diese kleinen Gesten nennen? Es hätte der Anfang von mehr sein können.

Hat denn niemals ein für die Performance deines Schauspiels von dir Auserkorener mehr von dir gefordert? Etwa einen Kuss, oder ein Date, oder sogar einen Fick? Ist keiner während des Flirtens näher an dich herangerückt, und hat dich gestreichelt? Vielleicht zwischen deinen Beinen? Sag es mir!"

Karin nickte mit einem Gesichtsausdruck der Angst, Zweifel, aber auch Selbstbewusstsein zeigte, als sie antwortete: „Ja, einige Typen haben das Flirten ernst genommen, und haben mich anschließend bzw. während des Flirts mehr oder weniger bedrängt. Aber ich habe ihnen dann immer sofort unmissverständlich klargemacht, dass ich nichts von ihnen wollte, oder", und nun sah sie beschämt auf den Boden, „habe ihn geheiratet, oder habe mich mit ihm verlobt -- und das fünfmal. Bei diesen sechs Männern habe ich während des Flirtens gemerkt, dass da mehr zwischen uns war, und ich ihn wollte. Genau so, wie ich dich wollte und unverändert will. Seitdem ich dich kenne, habe ich, bis auf heute Mittag, mit keinem anderen Kerl mehr ernsthaft geflirtet. Ich wusste nicht, dass Gustav dein Kollege ist, sonst hätte ich ihn nicht angesprochen. Für mich war er nur ein netter und gutaussehender Typ, mit dem ich mich ein wenig beschäftigen wollte."

„In Ordnung." Bernd wollte so langsam das Gespräch auf den Punkt bringen. „Mit netten und gutaussehenden Typen beschäftigst du dich also. Ich beschäftige mich mit der Frage, ob wir beide miteinander exklusiv sind, oder du mich nur parkst, bis dich beim Flirten mit dem nächsten Kerl wieder einmal die Erkenntnis überkommt, dass du mehr von ihm willst. Auf dich trifft sicherlich der Spruch ‚verloben heißt sicherstellen und weitersuchen' zu. Um es klarzumachen: Für mich ist dein Flirten mit anderen Männern mir gegenüber respektlos und betrügerisch. Du hast mich damit nicht nur betrogen, sondern auch gedemütigt, als du einem anderen Mann die Aufmerksamkeit geschenkt hast, die eigentlich nur mir von dir zusteht. Du hast mir in diesen Momenten keinen Respekt erwiesen. Ich messe dich und mich an den Taten, die wir machen, wenn der andere nicht dabei ist. Vielleicht bin ich kleinlich, aber eine Beziehung ohne gegenseitigen Respekt ist für mich keine, die auf Dauer ausgelegt ist.