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Jugendliebe 2.0

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„Er hat gemeint, ich würde ihn an eine Jugendliebe erinnern. Meinst du, er meint sie damit."

„Ganz sicher. Eine von den vielen würde er nie als Jugendliebe bezeichnen. Nein, das glaube ich nicht."

„Das ist echt krass. Nach so vielen Jahren."

„Aber es scheint genau so zu sein."

„Das ändert aber noch immer nichts daran, dass er mein Boss ist."

„Scheiß drauf, dass er dein Boss ist! Er könnte die Liebe deines Lebens sein. So wie ihr zwei Euch anschaut. Das ist das Risiko doch allemal wert."

„Ich weiß nicht. Ich muss nachdenken."

„Aber nicht zu lange. Wer weiß, wie lange er noch bereit ist, sich auf dich einzulassen. Danach könnte er sich wieder in seinem Schneckenhaus verkriechen. Und das wäre sehr schade für Euch beide."

---

Ich habe ausgesprochen unruhig geschlafen. Die Sache mit Gerry beschäftigt mich mehr, als ich mir eingestehen würde. Ist das überhaupt möglich, dass er so lange keine Frau mehr angefasst hat? Dann muss ihm diese eine, unglaublich viel bedeutet haben. Zu gerne würde ich wissen, was damals genau passiert ist und wer diese Frau ist, dass sie so eine Wirkung auf ihn hatte. Diese eine Frau muss echt die ganz, ganz große Liebe gewesen sein. Sonst hätte sie es nie geschafft, Gerry dermaßen aus der Bahn zu werfen. Ich frage mich, wie sie es nur fertiggebracht hat, ihm derart das Herz zu brechen. Vermutlich hat sie ihn verlassen oder noch schlimmer, sie hat ihn betrogen. Wenn mich ein Mann dermaßen liebt, würde ich alles versuchen, ihn zu halten.

Ich gehe hinunter ins Esszimmer und nehme mir eher lustlos eine Tasse Kaffee. Ich setze mich hin und grüble weiter nach. Isabella, die hereinkommt, um sich zu vergewissern, ob wirklich alles in Ordnung ist, grüßt mich, lächelt mich freundlich an und verzieht sich schnell wieder. Ich glaube, sie hat bemerkt, dass ich für mich sein möchte und nachdenken muss.

Jetzt wo ich seine Geschichte kenne, fällt es mir noch viel schwerer, seine Liebe nicht zu erwidern. Er muss in mir etwas ganz Besonderes sehen, sonst würde er sich nicht plötzlich öffnen. Schwer für mich ist es aber vor allem auch deshalb, weil ich, wenn ich ehrlich bin, unglaublich viel für ihn empfinde. Ich bin nach unzähligen Jahren offenbar die erste Frau, zu der er sich hingezogen fühlt. Ich empfinde das einerseits als ganz große Ehre, andererseits macht es mir aber auch ein wenig Angst. Kann ich seinen Ansprüchen gerecht werden? Was stellt er sich vor? Warum ausgerechnet ich?

„Guten Morgen", sagt Gerry, als er zur Tür hereinkommt. Damit reißt er mich aus meiner Grübelei.

„Guten Morgen, gut geschlafen?", erkundige ich mich.

„Es geht", antwortet er ausweichend.

Mir ist klar, dass er nicht so gut geschlafen hat. Das sehe ich ihm auch an. Vermutlich habe ich dieselben dunklen Ringe um die Augen, wie er. Trotz allem versucht er freundlich zu sein. Das rechne ich ihm hoch an und bemühe mich ebenfalls um Normalität. Allerdings erkenne ich in seinem Blick eine unglaubliche Traurigkeit. Es bricht mir beinahe das Herz ihn so zu sehen. Er leidet, das ist ganz offensichtlich. In meiner Fantasie male ich mir aus, ich würde zur zweiten Enttäuschung seines Lebens und genau das will ich nicht. Aber was soll ich nur machen?

---

Der Tag im Büro ist eigentlich ganz gut gelaufen. Gerry war zwar etwas abwesend und bei zwei Besprechungen musste ich mehrfach eingreifen, um ihm auf die Sprünge zu helfen, aber zwischen uns war der Tag weitgehend normal. Es wirkte zwar alles noch ein wenig verkrampft zwischen uns, aber er hat nicht ein einziges unfreundliches Wort zu mir gesagt oder mich spüren lassen, dass er sauer auf mich wäre. Nun warte ich bei Sabine auf Gerry, der noch ein Telefongespräch führt.

„Was ist denn bei Euch los?", will Sabine wissen.

„Bei uns?"

„Bei Ihnen und Herrn Weigler."

„Was soll zwischen uns denn sein?"

„Da herrscht eine Anspannung, die ist ja mit Händen zu greifen."

„Fällt das wirklich so auf?"

„Wenn man nicht blöd ist und Euch kennt", stellt sie mit einem Schmunzeln fest. „Also, sagen Sie schon. Was ist los?"

„Zwischen uns herrscht eine gewissen Anziehung."

„Und?"

„Ich habe einen Rückzieher gemacht."

„Warum?"

„Na, will er mein Chef ist!", antworte ich empört.

„Sie fragen sich, was ist, wenn es schief geht?"

„Ja, auch."

„Warum auch."

„Jeder in der Firma würde glaubt, ich hätte mich hochgeschlafen."

„Was kümmert Sie das Geschwätzt der Leute?", kontert sie. „Sie wissen schließlich selbst am besten, dass sie den Job schon vorher hatten."

„Das hat Gerry auch gesagt", antworte ich. „Trotzdem, da bleibt die Frage, was ist, wenn es nicht funktioniert."

„Dann suchen Sie sich im schlimmsten aller Fälle eine neue Arbeit", antwortet sie. „Aber ich glaube nicht, dass unser Chef das möchte. Er ist ein sehr korrekter Mann."

„Sie hätten nichts dagegen?"

„Warum? Ich bin seit über zehn Jahren seine Sekretärin und habe ihn noch nie so gesehen, wie gestern. Er war ganz aus dem Häuschen."

„War er mit anderen Frauen nie so?"

„Mit welchen Frauen?"

„Sie wollen mir doch nicht sagen, dass es keine Frauen in seinem Leben gab."

„Ich kann mich nur an zwei erinnern, die gemeint haben, sie müssten unbedingt eine Chance bei ihm haben."

„Und?"

„Sie sind kläglich gescheitert", grinst sie schadenfroh. "Doch das gemeine dabei war, er hat gar nicht mitbekommen, wie sehr sie versucht haben, ihn zu ködern."

„Also keine Frauen?"

„Ich bin bisher davon ausgegangen, dass er schwul ist und das unglaublich gut verbirgt."

„Gerry schwul?"

„Ja, warum nicht. Wenn ein Mann so gar kein Interesse an Frauen zeigt, dann ist er meisten schwul."

In dem Moment geht die Tür von Gerrys Büro auf und er kommt heraus. Wie zwei ertappte Mädchen richten wir uns auf und tun so, als ob nichts wäre. Er schaut von Sabine zu mir und dann wieder zurück.

„Ist etwas?"

„Nein, ich habe nur auf dich gewartet und wir haben etwas Smalltalk betrieben", antworte ich ausweichend.

„Ja, so war es", pflichtet mir Sabine ein wenig zu schnell bei.

„Na dann, ist ja alles gut", meint er. Gerry wendet sich mir zu. „Gehen wir?"

„Ja, von mir aus."

„Bis morgen, Sabine", grüße ich.

„Bis morgen! Und denk an meine Worte. Wenn du ein schönes Kleid siehst, das dir auf Anhieb gefällt, solltest du schleunigst zugreifen. Wer weiß, ob es morgen noch im Angebot ist."

„Ihr sprecht über Mode?"

„Und Schuhe. Über Dinge, die Frauen eben interessieren", antworte ich scheinheilig. Dabei muss ich grinsen. „Männer reden über Fußball, Frauen über Mode und Schuhe. Das weiß doch jeder."

„Aha", meint er. Dabei schaut er mich belustigt an.

Gemeinsam gehen wir zum Aufzug. Beim Einsteigen schaue ich mich noch einmal um. Sabine grinst zu mir her und hält den Daumen nach oben. Mode! Ich grinse zurück und bin dankbar für ihre Meinung. Ich glaube, wir könnten Freundinnen werden.

---

Die ganze Fahrt über sind wir still. Keiner von uns spricht auch nur ein Wort. Das geschieht weniger, weil wir beleidigt sind, sondern wohl eher deshalb, weil wir Angst haben, das Falsche zu sagen. Mir zumindest geht es so.

Ich nutze die Zeit und denke über das nach, was mir sowohl Sabine als auch Isabella über Gerry erzählt haben. Er scheint wirklich nicht der Mann zu sein, der nur darauf aus ist, eine Frau für ein wenig Spaß ins Bett zu kriegen. Ihm scheint es ernst zu sein. Das bedeutet nicht, dass eine Beziehung nicht trotzdem scheitern könnte, aber es ist zumindest ein Garant dafür, dass es für ihn nicht nur ein Abenteuer ist und ich am Ende mit völlig falschen Erwartungen in die Sache hineingegangen bin.

Das Tor schwingt zur Seite und wir fahren den Kiesweg entlang. Vor der Garage bleibt Gerry stehen und stellt den Wagen ab. Wir steigen aus und gehen auf die Eingangstür zu. Heute öffnet uns Isabella nicht die Tür. Gerry holt den Schlüssel aus der Tasche.

„Können wir reden?", frage ich.

Er schaut mich überrascht an. Sein Gesichtsausdruck lässt keinen Rückschluss darauf zu, was er denkt. Vermutlich deshalb, weil er meiner Frage mit gemischten Gefühlen entgegensieht.

„Ich möchte mich nur kurz frisch machen, dann treffen wir uns im Garten. Passt das?"

„Super, in zehn Minuten?"

„Perfekt!"

Ich eile ins Zimmer, mache mich frisch und ziehe mir etwas Legeres an. In Jogginghose und T-Shirt gehe ich auf die Terrasse, wo Gerry bereits auf mich wartet. Er wirkt angespannt.

„Wollen wir ein Stück spazieren gehen?", meint er.

Dabei macht er eine einladende Handbewegung den Hang hinunter. Ein Spaziergang ist tatsächlich keine schlechte Idee. Nach den vielen Stunden im Büro tut es gut, sich die Beine zu vertreten.

„Nun, was willst du besprechen?", meint er nach etwa 100 Metern. Seine Nervosität ist deutlich aus seiner Stimme herauszuhören. Ich vermute, er erwartet sich, dass ich ihm nicht das sage, was er gerne hören würde. Er geht vom Schlimmsten aus.

„Ich möchte über uns sprechen."

„Über uns? Gut, fang an!"

„Ich fühle mich zu dir hingezogen und ich habe den Eindruck, dir ergeht es nicht viel anders."

„Da täuscht dich der Eindruck nicht. Ist aber auch schwer zu übersehen."

Während mir das Herz bis zum Hals schlägt und ich Angst habe, kein Wort hervorzubringen, scheint er die Ruhe selbst zu sein. Zuerst ja, da war er angespannt. Aber seit ich ihm gestanden habe, dass ich mich von ihm angezogen fühle, da hat er sich überraschender Weise entspannt. Ich frage mich, warum diese plötzliche Veränderung? Oder empfindet er doch nichts für mich und ich habe mich nur getäuscht? Ich kann es wirklich nicht einschätze. Vermutlich bin ich zu nervös. Ich weiß nicht, wie ich meine Gefühle ausdrücken soll.

„Ich wollte das nicht zulassen, weil ich bisher Angst hatte, dass etwas schief gehen könnte. Schließlich bist du mein Chef."

„Bisher?", meint er. Ein Schimmer der Hoffnung schleicht sich in sein Gesicht. Erstmals seit gestern ist wieder ein ehrliches Lächeln, um seine Mundwinkel zu sehen.

Ein leicht sehnsüchtiger Unterton verrät mir auch, dass er doch nicht so ganz ruhig ist, wie er mich glauben lassen will. Außerdem ist bei diesem einen Wort seine Stimme eine Spur zu hoch, um gelassen zu wirken. Hoffnung schwingt darin mit und lässt dies auch bei mir aufkommen.

„Ich habe mit Isabella und Sabine gesprochen."

„Mit Isabella und Sabine? Anstatt mit mir", antwortet er.

Es klingt ein wenig, wie ein Vorwurf. Ich bekomme augenblicklich ein schlechter Gewissen.

„Sei mir bitte nicht böse. Sie kennen dich und ich musste mir erst klar darüber werden, was ich will und was ich wollen sollte."

„Wollen sollte?", grinst er. „Hör doch einfach auf dein Herz!"

„Das ist nicht so leicht."

„Das ist sogar ganz leicht. Mein Herz sagt mir ganz genau, was ich empfinde."

„Für mich."

„Natürlich für dich, du Dummerchen."

Dabei nimmt er mich bei den Händen und zieht mich an sich. Er schaut mir liebevoll in die Augen. Er fixiert sie eine Zeitlang. Wir stehen Brust an Brust vor einander und er hat die Arme um mich geschlungen. Auch ich halte ihn fest. Am liebsten würde ich ihn nie wieder loslassen. Wir schauen uns aber nur in die Augen. Er unternimmt nicht den Versuch, mich zu küssen oder sich mir anderweitig zu nähern. Er steht einfach nur da.

„Du empfindest etwas für mich?"

„Sehr viel sogar."

„Scheiße, warum?", entkommt mir.

Er grinst erleichtert. Seine Augen bohren sich in meine und ich habe den Eindruck, als würde er bis hinunter in meine Seele blicken. In seinem Blick erkenne ich, dass sich in ihm Zuversicht breit macht. Mir kommt es so vor, als wisse er genau, dass er mich schon längst in seinen Bann gezogen hat und es für mich nun kein Entkommen mehr gibt. Oder ist das nur mir klar? Keine Ahnung! Aber es ist so.

„Da könnte ich dir unzählige Gründe nennen. Aber ich glaube, die Antwort ist viel einfacher. Es geht nur darum, dass ich mich in dich verliebt habe."

„In mich? Ausgerechnet in mich?", will ich unsicher wissen.

Plötzlich bin ich unsicher. Warum verliebt sich ein so wunderbarer Mann ausgerechnet in mich? Ich bin doch nicht begehrenswert. Zumindest empfinde ich mich nicht als solches. Wohl auch deshalb kann ich nicht verstehen, dass er etwas für mich empfindet.

Er aber lächelt erneut. Diesmal legt er eine Hand auf meinen Hinterkopf, zieht mich zu sich heran und legt ganz, ganz sanft seine Lippen auf die meinen. Kurz bevor sie sich berühren, scheint sein Blick mich noch einmal um Erlaubnis zu fragen. Ich nicke kaum merklich mit dem Kopf und schon berühren wir uns. Im selben Augenblick öffnen sich seine Lippen und die Zunge schiebt sich hindurch und verlangt bei mir Einlass. Ich zögere einen ganz kurzen Augenblick, es sind die allerletzten Zweifel. Doch dann fallen auch diese. Ich gebe den Weg frei und schon beginnt er sanft meine Zunge zu umgarnen und meine Mundhöhle zu erforschen. Es entwickelt sich ein äußerst sinnliches Spiel.

„Ja, ausgerechnet in dich. Ich weiß auch nicht warum!", antwortet er auf meine vorherige Frage. Ein breites Lächeln ziert dabei sein Gesicht. Ich kann auch ihm die Erleichterung ansehen.

„Du hattest keine Beziehung mehr seit Jahren, sagen Isabella und Sabine."

„Diese Tratschweiber", grinst er.

„Nun sag schon."

„Nein, hatte ich nicht."

„Warum?"

„Das ist eine lange Geschichte."

„Ich habe Zeit."

„Wirklich?"

Er grinst wie ein Lausbube und statt einer Antwort legt er erneut seine Lippen auf die meinen und küsst mich diesmal fordernder und voller Leidenschaft. Ich habe noch nie einen Mann erlebt, der so küssen kann. Wenn ich bedenke, dass es seit über zwanzig Jahren keine Beziehung mehr hatte, dann kann ich mir seine Innbrunst auch damit erklären.

„Gehen wir ein Stück?"

„Ja gerne."

Wir setzen uns erneut in Bewegung. Gerry hält dabei meine Hand und es fühlt sich so unglaublich gut an. Wir schlendern über die Wiese, wie ein verliebtes Teenagerpaar. Dann beginnt er plötzlich zu erzählen.

„Ich stand kurz vor meinem Uni-Abschluss. Ich gebe zu, ich war bis dahin ein Weiberheld und ließ auch wirklich nichts anbrennen. Ich habe so manches Mädchenherz gebrochen. Aber ich konnte damals nicht anders, ich habe immer neue Herausforderungen gesucht und diese bestanden eben darin, immer neue Mädchen zu erobern. Wenn ich sie einmal hatte, verlor ich allerdings recht schnell wieder das Interesse. Ich gebe zu, das war nicht korrekt von mir und vermutlich war das, was danach kam, die Strafe für mein früheres Leben."

„Welche Strafe?"

„Ich habe mich unsterblich in ein Mädchen verliebt. Sie hat mich von Anfang an in ihren Bann gezogen, so wie du jetzt. Ich habe sie angesehen und mit mir ist etwas geschehen, was ich nie für möglich gehalten hätte. Für sie habe ich mich völlig verändert und ich hatte nur noch Augen für sie. Ich habe keine andere mehr angeschaut. Wozu auch? Ich hatte ja die eine, die mir alles bedeutet hat.

Wir waren seit etwa vier Monaten zusammen. Da musste ich wegen einer blöden Familienfeier nach Hause kommen. Sie aber wollte ausgerechnet diesmal nicht mitkommen. Keine Ahnung warum, einen Grund dafür hat sie mir nie genannt. Sie war schon öfters übers Wochenende bei mir zuhause und alle mochten sie. Ich hatte den Eindruck, auch sie hat die Wochenenden gerne hier verbracht. Aber dieses eine Mal wollte sie einfach nicht. Wir hatten eine heftige Diskussion deswegen und sie ist dann auch tatsächlich im Studentenheim geblieben. Ich fuhr alleine.

Als ich am Montag wieder zurückkam, war mir sofort klar, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Keine Ahnung was, aber etwas musste vorgefallen sein. Dessen war ich mir sicher. Sie konnten mir nicht mehr in die Augen schauen und fühlte sich in meiner Nähe sichtlich unwohl. Wir sahen uns nur noch selten und sie hat alle möglichen Ausflüchte gesucht, um nicht mit mir zusammen sein zu müssen. Sie hat mich gemieden. Mir war klar, dass etwas nicht stimmte und ich habe sie mehrmals darauf angesprochen. Doch sie wollte mir partout nicht sagen, was vorgefallen war.

Von diesem Wochenende an haben wir uns nur noch gestritten. Die Beziehung war nicht mehr so, wie sie war. Genau genommen war es gar keine Beziehung mehr. Aus dem Paradies wurde die Hölle. Nichts passte mehr und zwischen uns war die Magie verflogen.

Eines Tages bin ich dann eher zufällig dahintergekommen, was sich verändert hatte. Sie war an besagtem Wochenende mit einem anderen Kerl in die Kiste gesprungen. Keine Ahnung warum. Ich kannte ihn nicht. Er war zwar auch Student, allerdings in einer ganz anderen Fachrichtung. Frag mich heute nicht mehr, wie er hieß. Ich weiß es nicht. Ich wollte es auch gar nicht wissen. Was ich aber wusste war, dass damit für mich die Beziehung Vergangenheit war. Ich konnte ihr diesen Fehltritt einfach nicht verzeihen."

„Sie wollte zu dir zurück?"

„Und wie. Von dem Moment an, als sie wusste, dass ich alles weiß, hat sie wieder meine Nähe gesucht. Sie hat mich noch Wochen lang angerufen und mir geschrieben."

„An diesem Punkt aber wolltest du nicht mehr?"

„Für mich war der Vertrauensbruch einfach zu groß. Von dem Moment an, als ich den wahren Grund erfahren hatte, habe ich jeglichen Kontakt abgeblockt. Da auch wir eine andere Fachrichtung studierten und damit keine gemeinsamen Vorlesungen und so weiter hatten, war es recht einfach, ihr aus dem Weg zu gehen. Das Problem war weniger der Seitensprung. Sie hatte mich wochenlang im Unklaren gelassen. Wie konnte ich ihr da noch vertrauen? Und was ist eine Partnerschaft, wenn man dem anderen nicht vertrauen kann?"

„Aber danach hat es sicher noch andere Frauen in deinem Leben gegeben?"

„Nicht wirklich."

„Wie nicht wirklich?"

Gerry bleibt stehen und schaut mich nachdenklich an. Er zögert mit der Antwort. Er sucht nach den richtigen Worten.

„Vermutlich, weil ich dich noch nicht getroffen habe."

„Ich? Warum ausgerechnet ich?"

„Dieses Thema hatten wir schon. Du bist etwas ganz Besonderes."

Er grinst dabei verlegen. Dann legt er eine Hand um meine Hüfte und zieht mich erneut zu sich heran. Er küsst mich und wieder schmelze ich dahin. Mein Gott, kann dieser Mann küssen. Allmählich verstehe ich, warum er jedes Wochenende ein anderes Mädchen mitgebracht hat. Wenn ein Mann so gut küsst, dann müssen ihm die Frauen notgedrungen reihenweise zu Füßen liegen.

„Und wie stellst du dir unsere Beziehung vor?", frage ich.

„Ich hatte Angst, ich könnte dir zu alt sein. Doch dann wurde mir gestern in der Sauna klar, dass du mich genauso begehrst, wie ich dich."

„Das ist keine Antwort auf meine Frage."

„Gibt es verschiedene Arten von Beziehung? Ich kenne nur eine und genau die möchte ich mit dir."

„Eine richtige Beziehung?", frage ich. Ich kann es kaum glauben. Er will genau das gleiche wie ich.

„Hältst du mich für den Typen, der eine falsche Beziehung will? Na gut, früher einmal. Aber inzwischen habe ich schmerzlich gelernt, dass man den Moment festhalten muss, wenn man glaubt, dass es der richtige ist."

„Ganz offen, ohne die Beziehung zu verstecken?"

„Vor wem?"

„In der Firma."

„Warum? Dürfen wir keine Beziehung haben?"

„Dann glauben alle, du hättest mich nur zur Assistentin gemacht, weil ich die Beine breit mache."

„Das ist doch Unsinn!"

„Natürlich ist es Unsinn. Aber die Leute reden."

„Die reden doch sowieso. Neid ist eine der größten Geißeln der Menschheit. Aber nur, weil andere mit sich unzufrieden sind, lasse ich mir doch mein Glück nicht kaputtmachen!"

„Du stehst zu mir?"

„Voll und ganz! Ich liebe dich!", gesteht er mir. „Als mir gestern trotz aller Hoffnung klar wurde, dass du mich abweist, war ich am Boden zerstört. Dabei konnte ich doch fühlen, dass ich dir nicht egal bin."

„Warum hast du mir nichts gesagt?"

„Hätte das in dem Moment etwas geändert?"

„Vermutlich nicht", antworte ich nachdenklich.

Er hat Recht. Hätte er gestern versucht, mir gut zuzureden, hätte ich nur noch mehr dichtgemacht. Vermutlich wäre das noch schlimmer gewesen, als so. In der gestrigen Situation war ich zu festgefahren. Ich musste mir erst über meine eigenen Gefühle und die Lage, in der wir uns befinden, klar werden. Dabei war auch wichtig mehr über ihn zu erfahren.

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