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Jugendliebe 2.0

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„Aber ich bin auch irgendwie geschäftlich. Ich arbeite für ihn."

„Das kann schon sein, aber er sieht so verändert aus. Das muss an Ihnen liegen."

„An mir?"

„Woran sonst?"

Ich bin mir sicher, dass sich Isabella täuscht. Seine gute Laune wird vermutlich mit etwas anderem zu tun haben. Eventuell mit einem besonders wichtigen Geschäftsabschluss, mit einem neuen Auto, das er sich bestellt hat oder an etwas anderem, das ihm große Freude bereitet. Aber doch nicht mit mir!

---

Im Büro angekommen nimmt sich Gerry eine Stunde lang Zeit, mir alles genau zu zeigen und zu erklären. Für mich ist das sehr wichtig, da ich von seiner Arbeit so gut wie keine Ahnung habe. Ich soll seine Termine planen und für ihn die erforderlichen Unterlagen vorbereiten. Das zumindest soll meine Aufgabe für den Anfang sein, hat er gesagt. Klingt einfach, ist aber deshalb schwierig, da ich noch nicht seine Prioritäten kenne.

„Wenn du etwas falsch machst, dann sage ich es dir. Keine Sorge. Mir ist klar, dass du erst alles lernen und vor allem richtig einschätzen musst", meint er. „Ich bin mir aber auch sicher, dass du das schaffst und ich bin dir dankbar dafür, dass du es versuchst. Ohne dich wäre ich aufgeschmissen."

Ich schaue ihn verblüfft an. Er hat eine unglaublich tolle Art die Menschen zu motivieren, mich zumindest.

„Und jetzt an die Arbeit. Ciao!", meint er.

„Ciao", antworte ich mechanisch.

Er schenkt mir noch ein vergnügtes Lächeln und verschwindet durch die Verbindungstür in sein eigenes Büro. So! Jetzt bin ich auf mich allein gestellt. Aber nein, er hat ja gesagt, dass ich ihn immer fragen kann und, dass mir auch Sabine zur Hand gehen wird. Das beruhigt mich wieder ein wenig.

Ich schaue nach. Der nächste Termin ist bereits in einer Viertelstunde. Es ist eine Aussprache mit der Rechtsabteilung. Ich frage Sabine, ob es dafür Unterlagen braucht und sie gibt mir den Tipp, ich solle mir eine Themenliste kommen lassen, damit Gerry weiß, was alles auf dem Programm steht und sich die Zeit richtig einteilen kann. Sie nennt mir auch den Namen des Verantwortlichen der Rechtsabteilung.

Ich rufe ihn an und drei Minuten später habe ich auch schon die Liste. Ich bin erleichtert, drucke die Aufstellung aus und bringe sie Gerry, der am Telefon hängt. Deshalb lege ich die Liste einfach nur auf seinen Schreibtisch und ernte einen dankbaren Blick sowie einen erhobenen Daumen. Meine erste Aufgabe wäre damit schon mal geschafft.

Der Termin mit der Rechtsabteilung dauert ganz schön lange. Erst drei Stunde später steht ein Termin mit einem neuen Lieferanten auf dem Terminplan. Vorbereiten brauche ich dafür nichts, da es nur ein Gespräch zum Kennenlernen sein soll. Ich lehne mich also in meinem Stuhl zurück, drehe mich zur Scheibe und schaue durch die Fensterfront nach draußen. Ich bin erleichtert. Der Anfang ist geschafft!

Der Blick nach draußen zieht mich in seinen Bann. Das Wetter ist immer noch nicht besonders und dunkle Wolken hängen über der Stadt. Auf eine ganz bestimmte Art und Weise ist aber auch das schön. Etwas traurig und melancholisch, aber auch schön.

Doch schließlich werde ich nicht fürs Nichtstun bezahlt, ermahne ich mich. Ich reiße mich vom Anblick los und arbeite einige Mails ab, die auf der Direktionsadresse eingegangen sind. Die meisten leite ich an die zuständige Abteilung weiter, so wie Gerry es mir gezeigt hat. Nur zwei Anfragen kommen mir so wichtig vor, dass er selbst entscheiden sollte. Deshalb drucke ich sie aus und lege sie zur Seite, um später mit ihm darüber zu sprechen.

Plötzlich klopft es an der Tür. Auf meine „Herein" hin kommt Meintner zur Tür herein. Er scheint sehr entschlossen zu sein, denn er hat die Klinke kaum gedrückt, da hat er auch schon zwei Schritte in den Raum gemacht. Dann allerdings bleibt er abrupt stehen und schaut mich aus weit aufgerissenen Augen an.

„Sie hier?"

„Ich bin auch froh, Sie wiederzusehen", antworte ich gelassen. „Was kann ich für Sie tun?"

„Ich habe ein Problem mit einer Mitarbeiterin und muss deshalb dringend mit Herrn Weigler sprechen."

„Im Augenblick geht das nicht. Er hat eine Besprechung und die dauert etwas länger. Kann ich Ihnen weiterhelfen?"

„Sie?", antwortet er entrüstet.

„Ja, ich. Ich bin die Assistentin von Herrn Weigler. Aber das haben Sie inzwischen doch sicher auch selbst schon bemerkt. Also nehmen sie entweder mit mir vorlieb oder sie gehen wieder und kommen, wenn der Chef Zeit für Sie hat."

Er schaut mich verdutzt an. So viel Entschlossenheit hat er sich von mir wohl nicht erwartet. Er weiß aber auch, dass er an mir nicht vorbeikommt. Gerry hat mir versichert, dass er mir den Rücken stärken wird, sollten mir Mitarbeiter blöd kommen und versuchen direkt mit ihm Kontakt aufzunehmen. Das habe es noch nie gegeben und werde es auch nicht geben, hat er mir versichert.

„Was ist? Ich habe meine Zeit nicht gestohlen. Hüh oder Hot?", lege ich nach.

„Na gut", lenkt er ein.

Ich deute auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch, er geht darauf zu und setzt sich hin. Die Situation ist zu lustig. Gestern saß ich noch vor seinem Schreibtisch und heute sind die Rollen vertauscht. Meintner scheint das nicht aufzufallen. Er ist irgendwie in Gedanken und weiß wohl nicht recht, wie er anfangen soll.

„Wir haben in der Buchhaltung eine sehr fleißige und kompetente Mitarbeiterin. Sie ist nun schon dreimal zu mir gekommen und hat sich über ihren Vorgesetzten beklagt."

„Belästigt er sie?"

„Nein, das nicht, soweit sie gesagt hat. Aber ihm fehlt es offenbar an Manieren."

„Das heißt?"

„Er rülpst in ihrer Gegenwart, er riecht manchmal ein wenig streng und macht ab und zu unangebrachte Witze, hat sie erzählt. Außerdem spielt er ihr immer wieder Streiche. Ein ungehobelter alter Sack, der noch in der von Männern dominierten Welt hängen geblieben ist."

„Und Sie wissen jetzt nicht, was Sie tun sollen?"

„Genau, die Mitarbeiterin hat mir offen mit Kündigung gedroht."

„Sie ist aber zu gut und Sie möchten Sie auf keinen Fall verlieren, nehme ich an."

„Genau."

„Wie kompetent ist er?"

„Nun ja, er kennt die Firma in- uns auswendig."

„Ist aber nicht unentbehrlich?"

„Das sicher nicht."

„Wenn Sie sich entscheiden müssten, würden Sie ihn behalten oder sie?"

„Eindeutig sie."

„Gut, dann schicken Sie beide nacheinander zu mir. Zuerst die Frau, dann den Mann."

„Zu Ihnen?"

„Ja, zu mir. Ich bin schließlich die Assistentin des Chefs."

„Aber Sie untergraben damit meine Kompetenz", wirft er besorgt ein.

„Herr Meintner, ich habe nicht die geringste Absicht, Ihre Position in irgendeiner Art und Weise zu schwächen. Dann hätte ich ja Ihre Aufgaben auch noch an der Backe. Das will ich ganz bestimmt nicht. Aber ich bin die unerfahrene Assistentin und kann damit viel unkonventioneller vorgehen, als Sie oder Herr Weigler."

Er schaut mich überlegend an, dann schleicht sich ein verschmitztes Lächeln auf sein Gesicht.

„Sie waren für den Job als Projektmanagerin tatsächlich überqualifiziert", grinst er.

„Ich glaube, Sie hatten absolut Recht", grinse ich zurück.

---

Wenig später klopft es ausgesprochen zaghaft an meiner Bürotür. Wäre es nicht so still im Raum, hätte ich es vermutlich überhört. Auf mein Herein hin, wird die Tür vorsichtig einen kleinen Spalt breit geöffnet und ein Blondschopf erscheint. Ich vermute, die Frau ist etwa in meinem Alter. Sie hat lange, blonde und auffallend glatte Haare, die sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hat.

„Darf ich?"

„Ja, kommen Sie herein. Bitte!"

Erst jetzt öffnet sie die Tür ganz und tritt unsicher ein. Ihr Blick irrt neugierig und verstohlen durch mein Büro. Dann bleiben ihre Augen an mir hängen und Überraschung macht sich auf ihrem Gesicht breit.

„Sie haben mich rufen lassen?"

„Ich habe Sie gebeten, zu mir zu kommen. Bitte setzen Sie sich."

Ich stehe dabei auf und biete ihr mit einer einladenden Handbewegung Platz auf der Couchgruppe an. Nur sehr zögerlich geht sie dorthin und setzt sich erst nieder, als sie sich nochmals zu mir umgeschaut hat und ich ihr aufmunternd zunicke. Ihr ist die Sache sichtlich unangenehm. Ich nehme in einem der Sessel ihr gegenüber Platz, stütze meine Ellbogen auf meinen Knien auf und lege das Kinn in die Hände. Ich schaue sie freundlich an.

„Ich bin Amy, Amy Geringer. Ich bin die Assistentin von Herrn Weigler. Können wir du zueinander sagen? Das würde mich freuen. Wir sind doch in etwa im gleichen Alter."

„Sie können gerne Du zu mir sagen, ich bin Lisa Emmer."

„Wenn, dann gleiches Recht für alle. Also Du oder Sie?"

Ich lächle sie freundlich an. Sie fühlt sich sichtlich unwohl in ihrer Haut.

„Also bleiben wir beim Du. Du hast dich beim Personalchef, Herrn Meintner beklagt, weil du Schwierigkeiten mit deinem Vorgesetzten hast. Ist daraufhin etwas passiert?"

„Herr Meintner hat schon zweimal mit Herrn Winter gesprochen, aber es hat nichts gebracht. Was soll ich tun? So kann ich nicht mehr weitermachen."

„Du brauchst gar nichts mehr tun. Das ist jetzt meine Aufgabe und vor allem die von Herrn Meintner. Ich wollte nur so von Frau zu Frau mit dir sprechen. Da redet es sich doch etwas leichter als mit einem Mann. Was sind denn genau die Probleme?"

„Es ist mir ja egal, dass Winter mich die ganze Arbeit machen lässt und dann so tut, als wäre er der große Experte. Aber ich sehe nicht mehr ein, dass er mir Streiche spielt und mir die Arbeit auch noch schwermacht, wo immer er kann. Neulich hat er meinen Computer lahmgelegt und dann behauptet, ich sei zu dumm, ihn zu bedienen. Er sperrt mich angeblich versehentlich abends im Büro ein, sodass ich die ganze Nacht hier verbringen musste. So geht das in einer Tour."

„Er ist dann auch nicht der Mann mit Manieren, habe ich gehört."

„Manchmal riecht er streng und hat Ausdünstungen. Manchmal habe ich den Verdacht, dass er trinkt. Er wirkt dann am Morgen so, als wäre er auf direktem Weg von der Kneipe ins Büro gekommen."

„Igitt, das ist eine echte Zumutung. Hat er dir Avancen gemacht oder zweideutige Dinge gesagt?"

„Er redet nur zweideutig und schickt mir auch eindeutige Bilder."

„Per Mail?"

„Als Mail oder über WhatsApp, beides kommt vor."

„Hast du die Bilder noch?"

„Nein, die habe ich natürlich sofort gelöscht. Ich will doch keinen solchen Schweinkram in meinem Posteingang oder auf meinem Handy haben."

„Kein Problem, die IT-Abteilung kann die Mails sicher wiederherstellen", überlege ich laut. „Bist du in der Lage die Abteilung zu führen?"

„Ich, warum?"

„Bist du in der Lage oder nicht?"

„Ich mache ja eh schon alles."

„Wie sieht es mit deinen Fähigkeiten in der Personalführung aus?"

„Darin habe ich wenig Übung, das muss ich zugeben. Aber das habe ich bisher nicht gebraucht."

Lisa wirkt überrascht und unsicher. Sie ist eine sehr bescheidene Frau. Sie wird Unterstützung benötigen, aber sie ist sicher ein Gewinn für das Unternehmen. Das meint Meintner schließlich auch.

„Das kann man lernen und notfalls kommst du zu mir."

„Wie meinen Sie das?"

„Du, wie meinst du das?"

„Ach ja, äh ... entschuldige."

„Ach, wie unhöflich von mir. Möchtest du etwas trinken? Einen Kaffee?"

„Ein Glas Wasser bitte."

Ich gehe zur Tür und rufe Sabine zu, sie möchte uns ein Glas Wasser und einen Kaffee bringen. Außerdem bitte ich sie, Herrn Meintner zu mir zu schicken. Dann gehe ich wieder zurück und setze mich hin.

„Ich wollte niemanden unter Druck setzen, indem ich gesagt habe, ich würde es nicht mehr aushalten und gehen."

„Das nimmt dir niemand übel", beschwichtige ich sie. „Ich finde es gut, dass du dir nicht alles gefallen lässt."

„Echt?"

„Solche Kerle haben schon lange genug mit ihrer Masche Erfolg gehabt."

In diesem Moment klopft es. Meintner und Sabine kommen nacheinander herein. Während Sabine souverän den Kaffee und das Wasser abstellt, wirkt der Personalchef unsicher.

„Herr Meintner, Danke, dass Sie Zeit haben. Setzen Sie sich doch. Möchten Sie auch einen Kaffee?"

„Ja danke", antwortet er und ich werfe einen bittenden Blick zu Sabine.

Meintner kommt zu uns und setzt sich hin. Er schaut uns beide erwartungsvoll an.

„Lisa hat mir ihre Probleme geschildert. Ich bin der Meinung, wir übertragen ihr die Leitung der Buchhaltung. Sie wird von uns beiden Unterstützung in der Personalführung benötigen und sicher finden Sie einen Weiterbildungskurs zu diesem Thema, den Frau Emmer besuchen kann. Aber ich glaube, sie ist inzwischen in der Lage, diese Aufgabe zu übernehmen. Was glauben Sie?"

Meintner schaut mich mit einem neugierigen Blick an. Lisa hingegen holt überrascht Luft. Sie schaut mich mit großen Augen an. Offenbar kann sie noch immer nicht glauben, was ich gesagt habe. Ihr ist klar, dass es jetzt, wo Meintner dabei ist, ernst wird.

„Ich soll was?"

„Die Buchhaltung übernehmen. De facto machst du es jetzt ja auch schon. Wozu brauchen wir Winter?"

„Ich will doch nur in Ruhe gelassen werden. Ich will nicht seinen Job."

„Er behindert dich in der Arbeit, er schickt dir unangebrachte Bilder und er macht zweideutige Bemerkungen. Die Arbeit machst du, er steht im Weg, wo er nur kann und kassiert statt dir auch noch die Lorbeeren. Wozu bitte sollten wir so einen Mann wie ihn brauchen? Wir nicht und du auch nicht."

„Wenn du es so siehst", antwortet sie schüchtern.

„Wie soll ich es sonst sehen. Wir sind hier nicht beim Sozialamt. Wenn er keine Leistung bringt und andere bei der Arbeit behindert, dann sorry, dann tut es mir leid für ihn."

Meintner, der unser Gespräch mitverfolgt hat, lächelt. Er hat genau verstanden, worauf ich hinauswill.

„Natürlich ist das nur meine Idee und die Entscheidung liegt bei Herrn Meintner. Schließlich ist er für das Personal zuständig. Aber ich denke, er kommt zum selben Schluss. Schließlich haben wir beide das Wohl der Firma und vor allem der Mitarbeiter im Sinn."

„Ganz Ihrer Meinung", pflichtet er mir bei. „Ich werde heute noch die Unterlagen vorbereiten lassen."

„Gut, dann sind wir uns soweit einig. Ab morgen übernimmst du die Buchhaltung. Ich würde, wenn Herr Meintner einverstanden ist, vorschlagen, dass du heute frei nimmst. Wir sollten vermeiden, dass du und Winter Euch in dieser Situation über den Weg lauft. Das muss nicht sein."

„Das ist eine sehr gute Idee", pflichtet mir Meintner bei.

„Dann wäre alles geklärt. Ich nehme an, Herr Winter wartet bereits draußen. Also sprechen wir gleich auch noch mit ihm", sage ich. „Danke Lisa für deine Bereitschaft, den Laden zu übernehmen. Du hilfst uns sehr damit."

„Ich habe zu danken", antwortet sie.

Wir stehen auf und ganz spontan umarmt sie mich. Ich sehe deutlich die Erleichterung, die sich bei ihr breit macht.

„Ich bin immer für dich da", versichere ich ihr. „Wenn du Probleme hast, komm einfach zu mir."

„Das mache ich."

Ich begleite sie noch zur Tür und bemerke draußen einen Mann. Er wirkt ungepflegt. Als er Lisa aus meinem Büro kommen sieht, grinst er gemein.

„Du glaubst du erreichst etwas, wenn du zum Chef rennst, um dich auszuheulen", fährt er sie an. Dabei lacht er gemein. „Du dumme Nuss. Bist wohl nur bis zur Tippse gekommen."

„Herr Winter!", ermahne ich ihn. „Das ist nicht die Art, wie ich es gewohnt bin, mit anderen Leuten zu sprechen und dulde so etwas auch nicht. Kommen Sie bitte herein."

„Ja, ja, ich komme schon", brummt er. Erneut wendet er sich im Vorbeigehen an Lisa. „Geh zur Seite! Der heiße Feger hat Sehnsucht nach mir."

Winter stapft auf mich zu. Als er noch zwei Meter von mir entfernt ist nehme ich auch schon den Geruch aus billigem Wein, Nikotin und Körperausdünstungen wahr. Ich muss mich überwinden, nicht zu würgen. Wie kann so ein Mensch nur hier arbeiten.

„Wer bist du denn, meine Hübsche?"

„Mein Name ist Amy Geringer und ich bin die Assistentin von Herr Weigler. Bitte nehmen Sie Platz."

Ich biete ihm den Stuhl vor dem Schreibtisch an und nehme auf meinem Sessel Platz. So haben wir den Schreibtisch zwischen uns und ich kann auf Distanz bleiben, was meiner Nase sehr gefällt. Meintner bleibt auf der Couch sitzen.

„Herr Winter, ich habe erfahren müssen, dass sie unangebrachte Fotos verschicken und sexuell anzügliche Bemerkungen und Witze machen."

„Was soll ich? Die kleine Schlampe soll sich nicht so anstellen. Die ist doch geil drauf, zwischendurch ein Bild von einem richtigen Schwanz zu bekommen."

„Sie hat Ihnen sicher gesagt, dass sie das nicht möchte."

„Was interessiert mich, was sie sagt?"

„Sie streiten es also nicht ab."

„Was streite ich nicht ab?"

„Ihr unkorrektes Verhalten. So etwas geht gar nicht."

„Was geht dich das an?"

„Ich habe mit Herrn Meintner gesprochen und wir sind beide der Meinung, dass ein solches Verhalten in diesem Unternehmen niemals geduldet werden kann."

„Bist du so eine elende Emanze? Das haben wir noch gebraucht. Und ich war der Meinung, unser Chef wird endlich zum Mann und hat sich eine scharfe Assistentin zum Vögeln gesucht. Aber so wie du dich aufführst, hat er es dir wohl noch nicht so richtig besorgt."

„Herr Winter, ich lasse Ihnen zwei Möglichkeiten. Entweder Sie kündigen auf der Stelle selbst oder wir erstatten Anzeige wegen sexueller Nötigung und unangebrachten Verhaltens. Was dann geschieht, brauche ich Ihnen hoffentlich nicht auszuführen. Sie können also selbst entscheiden. Das Ergebnis für das Unternehmen ist immer das gleiche."

„Sie wollen mich aus dem Betrieb ekeln? Das wird Ihnen nicht gelingen."

„Herr Winter", meldet sich Meintner zu Wort. „Lassen Sie mich bis morgen wissen, wie Sie sich entschieden haben. Wenn ich bis morgen Mittag Ihre Kündigung am Schreibtisch habe, dann ist es gut und wir belassen es dabei. Ansonst leite ich die nötigen Schritte ein. Sie packen aber auf jeden Fall unverzüglich Ihre Sachen und verlassen das Gebäude. Sie haben bei uns nichts mehr zu suchen. Ich werde den Sicherheitsdienst bitten, Sie beim Zusammenpacken und Gehen nach Bedarf zu unterstützen."

„Meintner, Sie haben sie doch nicht mehr alle. Nur weil sich eine blöde Fotze wichtigmacht, müssen sie sich das nicht gefallen lassen."

Ich bitte über Telefon Sabine den Sicherheitsdienst zu rufen. Mir ist klar, dass Winter nicht von alleine das Feld räumen wird. Wenige Minuten später sind dann auch schon zwei Sicherheitsleute zur Stelle und begleiten Winter mit leichtem Nachdruck hinaus. Man hört ihn noch einige Zeit lang schimpfen, aber das mir egal.

„Sie haben Mut zu Entscheidungen", meint Meintner.

Er ist inzwischen aufgestanden und kommt auf mich zu. Er reicht mir die Hand und ich schüttle sie.

„Auf eine gute Zusammenarbeit!"

„Ich freue mich drauf."

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Als ich Meintner zur Tür bringe, verlassen auch die Typen aus der Rechtsabteilung Gerrys Büro. Als er mich sieht, winkt er mich zu sich.

„Kommst du bitte kurz herüber?"

Ich verabschiede mich von Meintner, schließe die Tür zu meinem Büro und gehe zu ihm. Er blickt Meintner nach, der den Gang entlang zu seinem Büro geht. Er macht eine einladende Handbewegung und ich gehe voraus in sein Büro. Dort bleiben wir hinter der Tür stehen.

„Was wollte Meintner von dir?"

„Wir haben zusammen die Buchhaltung aufgemischt."

„Was habt Ihr?"

„Wir haben Winter gefeuert und Lisa Emmer zu seiner Nachfolgerin berufen."

„Und Meintner war damit einverstanden?"

„Ja, er will gerade die Papiere vorbereiten."

„Muss ich etwas wissen?"

„Winter traktiert Lisa, obwohl sie die ganze Arbeit macht."

„Diesen Verdacht hatte ich schon länger."

„Also bist du mir nicht böse?"

„Ich bin froh, eine Assistentin zu haben, die eigenständig Entscheidungen trifft. Das ist absolut in Ordnung", meint er. „Da wäre aber noch etwas. Ich muss dich, um einen Gefallen bitten."

„Was hast du denn auf dem Herzen?"

„In zehn Minuten kommt eine Abordnung eines Unternehmens aus Italien, das Geräte herstellt, die wir gut bauchen könnten. Der Kerl, der uns derzeit damit beliefert, ist ausgesprochen arrogant und lässt mit sich nicht über den Preis reden. Die Geräte dieses neuen Unternehmens könnten eine echte Alternative sein. Wir würden sie nur vorher gerne testen."

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