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Julia

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„Ich weiß nicht..."

„Wissen können wir nur, was wir erfahren und erleben, hat mir ein weiser Mann mal gesagt. Der Rest sind Geschichten, die wir und andere uns erzählen."

„Dein Guru?"

„Sowas in der Art. Eine Lesbe mit Schwanz. Auch sonst nicht ganz von dieser Welt. Der aber ganz genau wusste, wovon er redete. Weißt du, was er mir gewünscht hat? Einen Hauptgewinn. Und weißt du was? Das bist du. Hast du selbst gesagt. Also, iss endlich dein gottverdammtes Brot, damit ich dich zum Nachtisch vernaschen kann."

„Das könnte dir so passen", parierte sie umgehend, aber ihr Lächeln war zurück. „Mit ein paar schönen Sprüchen kriegst du mich nicht ins Bett."

„Natürlich nicht. Ich hatte an mein Sofa gedacht."

„Janine, du bist..."

„Unmöglich, ich weiß. Gewöhn dich dran. An mich, an das Unmögliche und unmöglich Erscheinende. Das Unvorhersehbare. Das Unerwartete."

„Wie deine Hand auf meinem Schenkel? So unerwartet kommt das nun eher nicht."

„So ungewollt doch eher auch nicht, oder?"

„Hörst du mal auf, mich erobern zu wollen? Du hattest mir ein gesittetes Frühstück versprochen."

„Ja, ich will dich einfach nur besser kennenlernen. Deine Wünsche. Deine Sehnsüchte. Vor allem die, die du dir nicht einzugestehen traust."

„Ich weiß sehr wohl, was ich will und was ich nicht will."

„Ich auch. Und habe keinerlei Skrupel, es dir zu geben."

„Danke. Also Zeit, mir die ganze Geschichte durch den Kopf gehen zu lassen. Das ist lieb. Das wünsche ich mir wirklich von dir."

Bevor ich etwas erwidern konnte, klingelte es an meiner Tür. Verdammt. Verdammt. Verdammt. Das waren doch sicher Sammy und Jens. Natürlich. Sie waren es. Entschuldigten sich dafür, vorhin nicht aufgemacht zu haben. Gehört hatten sie es wohl, aber keiner von ihnen war willens oder in der Lage gewesen, zeitnah darauf zu reagieren.

Da meine Küche für vier Leute zu klein war, gingen wir dann tatsächlich zu ihnen rauf. Okay, vor weiteren Attacken war sie für den Rest des Nachmittags aus diesem Grunde vor mir sicher. Ihre Hand hielt ich aber während der gesamten Zeit. Und sorgte mit einem ultraheftigen Abschiedskuss dafür, dass sie sich die Sache in der richtigen Art und Weise durch den Kopf gehen ließ.

Bis zu unserer nächsten Verabredung am nächsten Tag, dem Sonntag. Diesmal bei ihr in Friedrichshain und schon um elf. Mehr Zeit mit ihr. Die ich zählen lassen wollte.

***

Scheiße, das war in ihrer Ecke ja noch schlimmer mit den Parkplätzen als bei uns. Ich hätte doch das Rad nehmen sollen. Jetzt parkte ich drei Straßen weiter und hatte den Wagen hinter mir beim Einparken wahrscheinlich angeditscht. Ich entschied mich, das nicht nachzuprüfen. War ohnehin schon mindestens zwei Minuten zu spät dran.

Und hatte noch einige Meter zu laufen. Eine schöne Ecke, in der sie da lebte, kannte ich noch gar nicht. Kein Wunder, Berlin war alles andere als klein. Ich lebte erst seit Ende 2011 dort. Kein Vergleich zu der kleinen niedersächsischen Großstadt, aus der ich kam. Na, Berlin ließ sich ohnehin mit nichts vergleichen.

Mein Herzschlag beschleunigte sich, und das kam nicht von dem Tempo, mit dem ich zu ihr eilte. Sie wohnte im Erdgeschoss, wie sie mir erzählt hatte. Sie stand tatsächlich ungeduldig am Fenster, ich braucht nicht einmal zu klingeln. Sekunden später lagen wir uns in ihrem Türeingang in den Armen und küssten uns wild. Es dauerte einige Zeit, bis es uns gelang, uns voneinander zu lösen und die Wohnungstüre hinter uns zu schließen.

Ihre Wohnung war wunderschön, mit einer Terrasse und auch das angrenzende leicht verwilderte Gartenstück gehörte zu ihrem Reich. Alles nur periphere Wahrnehmungen, denn meine Aufmerksamkeit fokussierte sich sofort ausschließlich auf Julia. Ihren Mund, ihre Umarmung. Das Gefühl ihrer kleinen Brüste in meinen Händen. Das ihrer Hände an meinen Handgelenken.

„Hey! So haben wir nicht gewettet", kam ihr allerdings von einem Lächeln begleiteter Protest. „Frontalangriff bitte einstellen."

„Das war kein Frontalangriff. Nur ein Reflex. Tut mir leid, bei so schönen Brüsten entwickeln meine Hände ein Eigenleben."

„Nun, danke für das Kompliment, aber auch heute gilt, dass ich es vorziehen würde, wenn wir alles schön langsam angehen. Also erstmal ganz in Ruhe frühstücken, reden, uns besser kennenlernen... verstehst du, was ich meine?"

„Natürlich. Und du kriegst gerade bestimmt einen völlig falschen Eindruck von mir. Eigentlich bin ich gar nicht... mehr.... so das Sexmonster, die ihre Finger nicht unter Kontrolle hat und an nichts Anderes als Ficken denkt. Im Gegenteil, ich bin eigentlich total ruhig geworden, durch Yoga und Meditation, statt dreimal täglich masturbiere ich beispielsweise jetzt einmal alle drei Monate... Und das ist jetzt nichts Erzwungenes, dass ich mir das verbiete oder so. Ich denke einfach nicht mehr dran. Gut, seitdem ich dich kenne, denke ich wieder daran. Sehr intensiv sogar. Sehr, sehr intensiv sogar. Aber das ist nicht das Wichtigste für mich, wenn ich an dich denke, weißt du..."

„Ja, ich weiß genau, was du meinst. Setz dich doch erstmal. Brot habe ich nicht gebacken, aber frische Brötchen geholt. Bedien dich. Und sollte ich jetzt viel beruhigter sein, dass du nicht mehr das Sexmonster bist?", fragte sie mit diesem spöttischen Grinsen, dass ich mittlerweile so lieben gelernt hatte.

„Das kommt natürlich drauf an. Manche... oder sagen wir, die meisten meiner Partnerinnen wussten das eher zu schätzen, dass ich nicht aufhören konnte, sie zum Kommen zu bringen. Sie zum Teil tagelang nicht aus dem Bett gelassen habe, außer vielleicht, um eine Pizza an der Tür in Empfang zu nehmen. Aber wie das Leben so spielt. Frau wird halt älter und gelassener."

„Na sowas. Probier mal den Käse da, das ist ein echter Gruyere, stinkt bestialisch, aber schmeckt irre gut. Das ist bei mir nicht anders. Während der Wettkampfzeit denke ich ebenfalls kaum bis gar nicht an Sex."

„Ja, der ist lecker", bestätigte ich kauend und beobachtete sie aufmerksam. „Wie ist das eigentlich, wissen die anderen Fahrerinnen, dass du lesbisch bist?"

Sie nickte und machte sich eine weitere Brötchenhälfte zurecht.

„In meinem Team wissen es alle und auch sonst wohl die meisten, obwohl ich damit nun nicht unbedingt hausieren gegangen bin", meinte sie und hielt ihr Brötchen dann mit einem feinen Grinsen in Mund-Nähe, ohne abzubeißen. „Eine Zeitlang meinten einige, mir erzählen zu müssen, dass sie auch die eine oder andere Bi-Erfahrung gemacht hatten. Das war teilweise völlig absurd, wie das ablief."

„Kann ich mir vorstellen. Na, aber einfach ist das doch bestimmt nicht, mit den ganzen geilen Ärschen im Feld und so."

„Quatsch, einige sind Teammitglieder und die anderen sind Gegner, nicht mehr und nicht weniger. Kolleginnen. Ich denke beim Rennen oder Training doch nicht an Sex."

„Vielleicht solltest du mal mit mir trainieren, dann ändert sich das vielleicht", gab ich zu bedenken. „Aber ernsthaft, hast du dich nicht mal bedient? Ich meine, ohne Grund haben sie dir bestimmt nicht von ihren Vorerfahrungen berichtet, oder?"

Sie seufzte.

„Die Möglichkeit hätte wohl einige Male bestanden, aber du weißt doch mittlerweile, wie ich ticke. Für mich hat Sex mit Gefühl zu tun. Ist dessen Ausdruck. Oder dessen Basis, verstehst du?"

„Ja, glaub schon. Aber wenn es richtig funkt..."

Sie kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum, aber ihr Grinsen wurde immer breiter.

„Wenn es richtig funkt und die Zeit da ist... weiß auch ich sie zu nutzen, das willst du doch wohl hören?"

„Oh ja. Das wollte ich hören. Und ich stell mir das jetzt nicht... durchgängig... vor, keine Angst. Aber du hast jetzt auch kein Keuschheitsgelübde in der Saison, oder so, ich meine... der Typ, mit dem ich zusammen war, hatte mit dem Radfahren aufhören müssen, unter anderem, weil ich ihn so hart rangenommen hatte, aber das ist bei Frauen ja hoffentlich anders..."

„Was?", fragte sie hustend, nachdem sie sich ein wenig verschluckt hatte.

„Lange Geschichte. Mit anderen Worten, es ist deiner Form nicht abträglich, wenn du..."

„Nein, vielleicht nun nicht gerade Marathon-Geschichten vor einem Rennen..."

„Okay. Das wollte ich hören. Warum grinst du so?"

„Du wolltest nicht durchgängig dran denken, vergessen?"

„Oh, kannst du das sehen?"

„Nun, ich glaube nicht, dass mich jemals jemand zuvor so mit den Augen ausgezogen hat...", vermeldete sie mit Augenrollen.

„Quatsch, nackt bist du in meinem Kopf schon die ganze Zeit, mittlerweile laufen da ganz andere Sachen ab, von denen die sich die meisten um Zungen und Finger drehen..."

„Aha. Danke für die Info. Anderes Thema. Yoga. Finde ich nun wieder interessant. Schon länger?"

„Mehr als fünfzehn Jahre. Zweimal täglich, eine Stunde Hatha-Yoga, also körperliche Übungen, fünfzehn Minuten Pranayama, also Atemübungen, zwanzig Minuten Meditation."

„Oh, dann betreibst du das richtig ernsthaft. Ich hatte mal kurz angefangen, als zusätzliche Reha-Maßnahme nach einer Verletzung... ist auch schon wieder fünf Jahre her. Seitdem nicht mehr."

„Ich bin sogar eine zugelassene Yoga-Lehrerin. Wenn du Interesse hast, bringe ich dir gerne was bei. Seit gestern denke ich allerdings daran, dass ich mehr Zeit auf dem Rad verbringen sollte."

„Warum das?", fragte sie schmunzelnd.

„Na, damit ich zumindest auf deinen lockeren Trainingseinheiten mit dir mitfahren kann, wenn du hier in Berlin bist. Und so mehr Zeit mit dir verbringen.

„Ernsthaft, das würdest du tun wollen?"

„Natürlich. Ich will alles für dich tun. Mögliche Quälerei wie erwähnt eingeschlossen."

Sie lächelte vor sich hin und schüttelte leicht den Kopf. Sah mir dann direkt in die Augen.

„Du meinst das ernst, nicht wahr? Du... denkst wirklich ernsthaft über eine Beziehung mit mir nach?"

„Ja. Erschreckt dich das?"

„Ein bisschen."

„Du doch aber auch, oder nicht?"

„Ja. Schon. Obwohl ich das eigentlich nicht will."

„Unsinn, es gibt nichts, was du lieber willst. Na, mal abgesehen von den Sachen, an die auch du krampfhaft versuchst, nicht durchgängig zu denken."

Sie streckte mir die Zunge raus.

„Oh ja, damit..."

„Hey! Reden. Weiterreden. Gut, also ich weiß von dir, dass du eine ungewöhnliche Frau bist, mit einem interessanten Job, der dir viel gibt, aber ebenso viel Zeit erfordert. Du magst Sex und schaffst es irgendwie jedes Gespräch darauf zu lenken. Du bist diszipliniert, denn zweimal täglich diese Yoga-Routine durchzuziehen erfordert schon einiges an Disziplin. Du bist ein sehr angenehmer und umgänglicher Mensch, sonst würden Sammy und Jens nicht so von dir schwärmen... Du kannst Brot backen, bist natürlich und direkt, siehst verdammt gut aus... und was noch? Was muss, was sollte ich noch von dir wissen?"

„Alles. Schließlich werde ich bis an dein Lebensende deine Partnerin sein. Kein Spruch. Ich weiß es."

Jetzt klappte ihr doch die Kinnlade nach unten. Weil sie sofort erfasste, dass ich das so meinte, wie ich es sagte. Sah mich eine ganze Weile fest an und nickte dann andeutungsweise.

„Ja, ich glaube dir, dass du das denkst. Also gut. Erzähl mir was. Von deiner Familie zum Beispiel. Hast du Geschwister?"

Wir redeten fünf Stunden ununterbrochen. Diesmal ging es hin und her, ein echter Dialog, kein Verhör. Na, zumindest nicht von ihr, ich konnte manchmal nicht aus meiner Haut. Wir lachten sehr viel dabei und ich schaffte es tatsächlich, nicht durchgängig daran zu denken, sie zu vernaschen. Behielt meine Händchen schön bei mir. In manchen Gesprächspausen stellte ich allerdings sicher, dass sie genau wusste, woran ich gerade dachte.

Ich war mir hundertprozentig sicher, dass sie dabei genauso feucht war wie ich. Ebenfalls, dass ich sie trotz all ihrer Bedenken hätte verführen können, wenn ich das gewollt hätte. Aber das wollte ich nicht mehr. Sie wollte und musste sich sicher fühlen, das spürte ich ganz deutlich. Sie wollte mit offenen Augen auf mich zugehen, nicht in etwas hineinstürzen.

Ihr Handy machte ein Geräusch. Sie seufzte.

„So spät schon... Das ist mein Zeichen, dass ich mich langsam zum Training fertigmachen muss."

„Okay. Dein Job. Und was machen wir danach?"

„Janine, bitte..."

„So meine ich das nicht. Wollen wir vielleicht was machen, was weiß ich, ins Kino, oder was essen gehen, oder beides?"

„Ach so."

Sie überlegt kurz.

„Beides zusammen geht zeitlich eher nicht. Aber was essen gehen ist eine gute Idee, dann spare ich mir das Kochen. Damit du auch gleich siehst, wie peinlich das ist, mit mir Essen zu gehen, bei den enormen Mengen, die ich in mich reinschaufeln muss. Kennst du einen guten Italiener? Pasta ist mein Hauptnahrungsmittel."

„Klar. Ich hole dich ab. Um acht? Super. So. Aber fünf Minuten hast du jetzt noch?"

„Ja, sicher, wieso?"

„Gleich. Ich muss erstmal pullern. Wo ist dein Klo?"

Sie beschrieb mir den Weg. Es war höchste Eisenbahn, eigentlich musste ich schon seit einer Stunde, hatte mich aber von ihr und unserem Gespräch nicht losreißen können. Als ich zurückkehrte, räumte sie gerade die Reste unseres Frühstücks verspätet in den Kühlschrank. Ich stellte mich hinter sie und wartete noch, bis sie die Kühlschranktür geschlossen hatte.

Atmete ihr heiß in ihren Nacken. Drehte sie langsam an ihren Schultern in meine Richtung. Küsste sie ganz leicht und neckisch auf ihre weichen Lippen, während ich sie mit meinen Armen umfing und sanft an mich heranzog. Wir verschmolzen miteinander, küssten uns unablässig, drückten und rieben uns aneinander.

Im Limbo zwischen Zärtlichkeit und Leidenschaft. Verschafften uns eine Ahnung davon, wie es sein könnte, nicht mehr. Ein Aufwärmen, kein Aufheizen. Obwohl es bereits ordentlich hitzig wurde. Ein bewusstes körperliches Einstimmen, Gewöhnen, Vertrauen auf körperlicher Ebene aufbauen. Ihre und meine Erregung zu fühlen, darin zu baden, ohne auf Weiteres, ohne auf Entladung zu drängen.

Es war wundervoll, entspannt und gelassen. Und voller Gefühl. Ich hatte ein gutes Zeitgefühl. Nach ziemlich genau fünf Minuten ließ ich von ihr ab.

„So, dann will ich dich nicht weiter vom Training abhalten."

Ihr Blick sprach Bände. Ich hätte in diesem Moment alles mit ihr anstellen können. Das wusste sie und das wusste ich. Ihre Dankbarkeit, dass ich nichts weiter unternahm, dass ich sie und ihre Grenzen voll und vollständig respektierte, öffnete sie in diesem Moment noch weiter für mich. Ließ sie sich in diesem Moment nicht nur auf eine vage Idee einer Beziehung mit mir ein. Befand sich schon mitten darin.

„Du bist unglaublich", versetzte sie noch und lächelte glücklich.

Ja, glücklich. Diesmal ohne doppelten Boden, ohne diese tiefe Traurigkeit, diese unterschwellige Angst, die vorher deutlich spürbar gewesen waren. War sie jetzt völlig frei.

„Warte erstmal, bis du richtig Grund hast, das zu sagen", kündigte ich selbstbewusst an.

***

Dieser Blick. Wir waren gerade vor ihrem Haus angekommen. Es war ein witziges Essen gewesen, wir hatte viel gelacht und uns tief in die Augen geschaut. Weniger von uns und unserem Vorleben erzählt, nur kleine Anekdoten am Rande. Nein, was gestern und vorgestern war, zählte bereits nicht mehr.

Oder nicht mehr so viel. Die Gegenwart wurde wichtiger als Vergangenheit und Zukunft. Der Moment zählte. Nun aber saßen wir vor ihrem Haus in meinem Auto, und ihre Augen stellten die Frage, die ihr Mund nicht auszusprechen wagte. Weil es trotz allem noch zu früh dafür war.

„Fährst du morgen schon nach Holland, oder erst am Dienstag?", fragte ich in die knisternde Stille hinein.

Sie seufzte.

„Morgen Nachmittag. Das heißt, ich sehe dich wahrscheinlich nicht? Du musst doch sicher arbeiten?"

„Eigentlich schon."

Natürlich konnte ich mir kurzfristig frei nehmen. Obwohl, der Fall, an dem ich gerade arbeitete... Sie nickte und schien meine Gedankengänge zu erraten.

„Komm nicht auf die Idee, wegen mir Urlaub zu machen, oder so. Ich trainiere noch locker am Morgen, dann muss ich packen und werde am frühen Nachmittag von unserer Polin abgeholt. Die hat einen Transporter. Da würde so gut wie keine Zeit für dich bleiben."

„Wann ist das Rennen?"

„Freitag. Am Samstagnachmittag bin ich dann schon wieder in Berlin. Das halten wir aus."

Das wir machte mich glücklich.

„Dir ist schon klar, dass du mich wenigstens zweimal täglich anrufen musst?", erkundigte ich mich.

„Ich glaube, das könnte um einiges leichter werden, wenn du mir deine Nummer gibst", meinte sie grinsend.

Das stimmte natürlich. Wir hatten noch nicht einmal Handynummern ausgetauscht. Irgendwie verlief alles ganz anders als jemals zuvor. Ich zückte mein Handy und tippte ihre diktierte Nummer ein. Fügte sie bei WhatsApp hinzu und schrieb ihr gleich die erste Nachricht. Die Frage, die sie hören wollte.

„Und jetzt?"

Sie atmete tief durch, als sie diese zwei Worte las.

„Gute Frage", meinte sie unsicher. Das gab den Ausschlag.

„Bis Samstag halten wir das aus", erwiderte ich so ruhig, wie es irgend ging.

„Wirklich?", fragte sie in einem Tonfall, der mir wieder die Nackenhaare sträubte. „Tun wir das?"

„Ja. Weil du das so möchtest. Auch wenn du dir jetzt nicht mehr so sicher bist, ob du das wirklich möchtest", stieß ich am Rande meiner Selbstbeherrschung hervor.

Als Antwort schlang sie ihre Arme um mich und küsste mich dankbar.

„Du bist die Beste. Du weißt natürlich..."

„Ja", unterbrach ich sie mühsam. „Ich weiß. Und du kannst nicht mal ahnen, wie heroisch mein Versuch ist, mich vor diesem Wissen zu verschließen, nicht danach zu handeln. Also rühr besser nicht dran."

„Tapfere kleine Janine. Am Samstag werden die Karten neu gemischt, das verspreche ich dir."

„Ich zähle darauf. Und die Tage bis dahin. Vielleicht auch die Blasen an meinen Fingerkuppen."

„Och, du Arme... komm, lass uns die Verabschiedung nicht in die Länge ziehen, sonst komme ich doch noch auf... nicht dumme, aber die falschen Gedanken."

Wir küssten uns noch einmal eher heftig und dann floh sie tatsächlich aus meinem Wagen. Was für ein irres Wochenende. Was für eine irre Frau. Was für ein für mich völlig ungewöhnlicher Beziehungsauftakt. Nun... der Abend war ja noch nicht vorbei. Ich rief sie wenig später von meinem Bettchen aus an.

„Du hast doch wohl hoffentlich noch nicht geschlafen?", begrüßte ich sie.

„Nein, das wird sicher noch eine Weile dauern", gab sie zurück. Das Schmunzeln in ihrer Stimme konnte man deutlich hören.

„Aber du bist schon im Bett?"

„Ja, gerade vom Zähneputzen gekommen. Dein Timing ist perfekt."

„Das höre ich gern. Was trägst du?"

„Du meinst, was ich anhabe? Nun, eine kurze Schlafanzugshose und ein T-Shirt, warum?"

„Warte, ich schick dir ein Bild, von dem, was ich anhabe", gab ich bekannt, knipste kurz und schickte ihr das Bild per WhatsApp.

Ich hörte, wie sie pfeifend ausatmete.

„Das ist nicht viel. Genau gesagt: nichts. Du bist... wunderschön... Wow."

„Was hältst du vom Partnerlook?"

„Du willst, dass ich mich ausziehe?"

„Genau. Über eine visuelle Dokumentation würde ich mich ebenfalls freuen."

„Was genau wird das?", fragte sie mit einem leichten Kichern. Und da ihre Stimme kurz dumpf wurde, anscheinend vorzüglicher Folgsamkeit.

„Das wird geil", kündigte ich an. „Ich bin's schon."

„So, so. Hier kommt das Bild. Mist, nee, warte, verwackelt. Ich habe einen Tatterich. Deine Schuld. So, hier hast du."

Tatsächlich kam auch von ihr eine Frontalansicht, die mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Und nicht nur dort.

„Oh Julia... du hast einen traumhaften Körper..."

„Danke schön. Du atmest ja richtig schwer... rege ich dich so auf?"

„Ja... und mein Finger an meinem Kitzler natürlich... warte, auch davon bekommst du ein Bild."

„Was? Du... oh... machst keine Witze. Janine, du bist eine... sehr ungewöhnliche Frau."

„Wieso? Jede meine bisherigen Partnerinnen sah da unten recht ähnlich aus."

Sie kicherte.

„Das meine ich nicht. Ich meine, mir so ein Bild zu schicken... und mit dir selbst zu spielen, während wir telefonieren."