Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Klassenfahrt

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Die Tränen aus den Augen blinzelnd blickte er sich um, um eine Erklärung für dieses überaus schmerzhafte Wecken zu erhalten. Nadine kniete vor ihrem Bett. Sie sah so aus, als könnte sie nicht glauben, was sie sah.

"Oh mein Gott! Sagt jetzt nicht, ihr habt es letzte Nacht miteinander getrieben!?"

Die Empörung in ihrer Stimme war so übertrieben, dass Ben und Julia genau wussten, dass es gespielt war. Julia setzte sich ebenfalls auf und die Decke rutschte herunter. Unabsichtlich offenbarte sie ihrer Freundin ihren nackten Busen. Nadine klappte der Kiefer herunter.

"Ihr seid ja nackt!"

Ungeniert, wie man sie kannte, griff sie flux die Decke und hob sie an um ihre Aussage bestätigt zu wissen. Die Proteste der beiden ignorierte sie.

"Oh, doch nicht..."

Nadine klang etwas enttäuscht. Sie hätte zu gerne Mäuschen gespielt. Vielleicht würde sich die nächsten Tage ja noch was ergeben...

Julias Geschimpfe riss sie wieder ins Hier und Jetzt. Sie war wirklich kein Morgenmensch.

"Hey, was soll das denn, spinnst du? Und nein, wir hatten gestern Abend keinen Sex! Das geht dich aber auch nichts an!", grummelte Julia.

"Sorry", entschuldigte sich Nadine schnell.

"Ihr solltet euch beeilen. Ich war schon unten, weil ich dachte ihr würdet schon beim Frühstück sein. Doch offensichtlich nicht. Es ist schon viertel nach Sieben!"

Erschrocken sahen sich die beiden an. Sie hatten verschlafen.

Sie sprangen aus dem Bett. Eilig zog Ben sich an, während seine Liebste schon im Badezimmer verschwunden war. Er wollte schnell in sein Zimmer und sich fertigmachen.

Wenige Minuten später trafen sich die drei an der Treppe auf ihrem Flur, gingen zusammen eilig in den Speisesaal und nahmen Platz. Während Ben beim Buffet war, um sich wie üblich seinen Teller mit Massen von Rührei vollzuladen, tauschten die jungen Frauen sich flüsternd über die vergangene Nacht aus. Sie hatten einfach keine Geheimnisse voreinander. Während Julia penibel darauf achtete nichts zu erwähnen was Ben eventuell unangemessen finden, oder sauer aufstoßen lassen würde und eher von der emotionalen Seite berichtete, nahm Nadine mal wieder kein Blatt vor den Mund und erzählte von ihrem gestrigen Vergnügen in kleinsten Details.

"Oh mein Gott, das war der Wahnsinn. Wir haben es kaum zu ihm in die Wohnung geschafft!", kicherte sie.

Ben kam wieder an den Tisch und Nadine musste ihre Erzählung unterbrechen. Julia war sehr dankbar darum. Sie fand es nicht gut so offen über sein Sexualleben zu erzählen.

Etwa eine Stunde später stand die gesammelte Meute vor dem Bus am Berghang und wartete auf Henry, den Skilehrer mit dem diejenigen, die die schwarze Piste meistern wollten, fahren würden. Neben Herrn Nagel natürlich.

Es dauerte gar nicht lang, da kam ihr Skilehrer dazu.

"Grüß Gott!", rief er der Klasse entgegen. "Entschuldigt meine Verspätung. Seid ihr schon alle fertig? Dann können wir ja los."

Herr Nagel gab den Schülern, die nicht mit auf die Schwarze wollten noch ein paar Anweisungen.

"Ihr fahrt maximal auf der roten Piste, verstanden? Und um 13:00 Uhr treffen wir uns alle wieder hier am Bus zum Mittagessen."

Dann machten sich alle auf den Weg zu den Skiliften. Ben und Julia fuhren wieder gemeinsam in einer der Gondeln. Diesmal dauerte die Fahrt mehrere Minuten. Hand in Hand genossen sie die Aussicht über dieses fantastische Panorama. Kurz vor dem Gipfel durchstießen sie tiefhängende Wolken, wodurch die Landschaft sich von jetzt auf sofort massiv veränderte. Plötzlich hatten sie nur noch wenige Meter Sicht. Die Gondel vor und hinter ihnen war kaum noch zu erkennen. Eine nasse, unangenehme Kälte machte sich in ihren ungeschützten Gesichtern breit. Die ganze Szenerie wirkte auf sie sehr bedrohlich und leichte Zweifel machten sich in ihnen bemerkbar.

"Vielleicht hätten wir doch bei der Roten bleiben sollen...", bemerkte Julia beklommen.

"Ja vielleicht.", stimmte Ben ihr unbehaglich zu.

Noch während er sprach, durchbrachen sie die Wolkendecke und warme Sonnenstrahlen schienen auf sie herab. Sie waren am Ziel.

Das helle Sonnenlicht drängte schnell die düsteren Gedanken und die Beklommenheit zurück und wich einer freudigen Anspannung auf die Abfahrt. Sie grinsten sich voll Vorfreude an als es Zeit war abzuspringen und glitten lässig zu den bereits wartenden.

Die Gruppe musste noch einige Minuten warten, bis sie endlich vollzählig waren und ihr Skilehrer noch ein paar einleitende Worte loswerden konnte.

"Also ihr Lieben! Willkommen auf der schwarzen Piste. Ich weiß, dass ihr alle nach über einer Woche bereits gut dabei seid und wisst was ihr tut und wo eure Grenzen liegen. Dennoch möchte ich euch bitten, diese Abfahrt nicht zu unterschätzen. Der Schwierigkeitsgrad zwischen rot und schwarz ist sehr viel steiler als zwischen den niedrigeren! Des Weiteren möchte ich, dass mich niemand überholt! Zumindest die ersten zwei oder drei Male, bis ihr die Strecke kennen gelernt habt. Haltet Abstand zwischen einander und achtet darauf nicht zu schnell werden. Gut, noch Fragen?"

Niemand meldete sich. Seine Ansprache hatte viele etwas eingeschüchtert.

Henry lächelte breit in die Runde. Er hatte sein Ziel, wie immer, mit seiner kurzen Rede erreicht. Das war an den Gesichtern der um ihn herumstehenden, klar zu erkennen. Die Jugend neigte einfach zu schnell zur Selbstüberschätzung. Und auf dieser Piste, konnte das gefährlich werden.

"Also dann. Los geht's!"

Langsam bewegte sich die Gruppe zum Streckenanfang und mit einem johlenden Aufschrei sprang Henry aus dem Stand heraus auf das Gefälle und beschleunigte. Völlig überrumpelt starteten die Schüler eilig die Abfahrt, um den Anschluss zu ihrem Skilehrer nicht zu verlieren. Ben und Julia waren die Ersten. Beide hörten sofort auf herumzualbern. Nach wenigen Sekunden der Beschleunigung verstanden sie die mahnenden Worte. Die Piste war nicht mit den anderen zu vergleichen. Sie war unebener. Überall waren kleine Schneehügel und Kuppen. Sie war bedeutend schmaler. Zu Ihrer rechten schossen verschwommen Tannen und Kiefern an ihnen vorbei. Dahinter eine tiefe Klippe. Und das Gefälle war viel steiler als die der Roten. Ben und Julia fuhren ausladende Kurven, um nicht zu schnell zu viel Geschwindigkeit aufzunehmen und nicht an Henry vorbeizusausen. Hier war, zumindest für sie als Anfänger, höchste Konzentration gefragt.

Nach etwa zehn Minuten fuhren sie eine weite Rechtskurve und der Fuß der Piste kam in Sicht und ihr Orientierungssinn damit zurück. Noch winzig klein war der bekannte Stellplatz ihres Busses und die Skihütten drumherum zu sehen. Zu ihrer Linken konnten sie, durch eine Baumreihe hindurch, die blaue Piste erblicken. Die Abfahrt wurde jetzt ruhiger, die Piste breiter und die Anspannung der Geschwister fiel von ihnen ab. Ben sah sich um und erblickte seine Liebste rechts von ihm. Er grinste über beide Ohren. Sie grinste zurück. Gemütlich ließen sie sich ausfahren. Steckten keine Anstrengung mehr hinein und glitten entspannt Henry hinterher. Etwa zwanzig Meter vom Skilift entfernt blieb er stehen. Ben und Julia glitten zu ihm und ließen sich erschöpft gleichzeitig in den Schnee fallen.

Sie strahlten sich erschöpft, aber hochzufrieden, an.

"Das war der Knaller!", lachte Ben.

Julia gab ihm eifrig nickend recht.

"Stimmt", erwiderte sie außer Atem.

Geduldig warteten sie bis der Rest der Truppe eintrief, als das Handy des Skilehrers klingelte.

"Henry hier," meldete er sich freundlich.

Sein Lächeln wich langsam einem sehr ernsten Ausdruck. Ben, der das sah, knuffte Julia in die Seite um sie darauf aufmerksam zu machen. Ein unangenehmes Gefühl beschlich sie.

„...verstehe. Wie sehr? Hmm. Ist die Bergwacht informiert? Sehr gut. Ist sie ansprechbar?"

Julias Magen zog sich zusammen, als sie das Gespräch mithörte. Sofort dachte sie an ihre beste Freundin. Henry beendete das Gespräch. Er schwieg und grübelte angestrengt. Tiefe Sorgenfalten zogen sich durch seine Stirn.

"Ähm...", begann er, als ein tieffliegender Rettungshubschrauber über sie hinweg, in Richtung der schwarzen Piste flog und alle Anwesenden in ein Schneegestöber hüllte.

Als der Lärm nachließ, begann er noch einmal.

"Was ich sagen wollte", begann er stockend, "eine eurer Klassenkameradinnen hatte einen Unfall. Ich möchte, dass wir jetzt alle zum Treffpunkt fahren und dort auf den Rest von euch und euren Lehrer warten, verstanden?"

"Wissen Sie wer er ist?", fragte Kevin besorgt und bleich vor Angst. Seine Freundin war auch in der Snowboardgruppe.

"Ähm, ja...natürlich. Eine gewisse Nadine.", antwortete er.

Julias Magen drehte sich. Ihr wurde schlecht und Tränen ließen ihre Sicht verschwimmen.

Ben nahm ihre Hand und hielt sie fest. Er wollte jetzt bei ihr sein und sie beruhigen. Mit versucht fester Stimme fragte er:

"Entschuldigen Sie, aber wie geht es ihr? Wir", er deutete auf Julia und sich, „sind mit ihr befreundet."

"Euer Lehrer sagte nur, sie sei wach und ansprechbar. Das ist aber schonmal viel Wert!", versuchte er die Schüler zu beruhigen.

"Mehr weiß ich leider auch nicht. Tut mir leid."

Die Gruppe machte sich schweigend auf den Weg zum Parkplatz. Eine halbe Stunde später fuhr ihr Bus auf den Stellplatz. Als er zum Stillstand kam, stieg Gerd, ihr Busfahrer, aus.

"Herr Nagel rief mich an, dass eine von euch einen Unfall hatte. Ich soll die Klasse wieder zur Pension fahren. Weiß man wie es ihr geht? Sind schon alle da?"

Er klang besorgt, obwohl er die Schüler ja kaum kannte.

„Das Herz am rechten Fleck.", dachte sich Ben.

Henry brachte ihn mit wenigen Sätzen auf den neuesten Sachstand. Damit die Schüler nicht froren, ließ Gerd die Gruppe schonmal in den Bus steigen. Schweigend setzten sich Ben und Julia in eine der Zweierreihen. Er legte einen Arm um sie und zog sie zu sich.

"Ich bin sicher, dass es nur halb so schlimm ist", sprach er ihr beruhigend zu.

Julia konnte indessen ihre Tränen nicht mehr zurückhalten und weinte bitterlich in den Trost spendenden Armen Bens.

Es dauerte noch über eine halbe Stunde, bis sie in einigen hundert Metern Entfernung einen Hubschrauber emporsteigen sahen. Er drehte sich um seine eigene Achse und flog davon. In diesem Moment klingelte Henrys Telefon erneut. Angespannt versteifte sich Julia. Aufmerksam starrte sie zu ihm, um jede noch so kleine Reaktion zu registrieren und daraus eventuell Schlüsse ziehen zu können.

Henry hörte seinem Gesprächspartner zu und legte nach nicht einmal einer Minute wieder auf.

Im Bus war totenstille. Zwölf Paar Augen waren wie gebannt auf ihn gerichtet, als er endlich anfing zu sprechen.

"Es geht ihr soweit gut", brachte er erleichtert hervor. Sie hat sich wohl etwas gebrochen und einige Prellungen. Aber es gibt keine Hinweise auf lebensbedrohliche, oder innere Verletzungen. Sie fliegen sie jetzt nach München. Herr Nagel und der Rest eurer Klasse ist jetzt auf dem Weg hierher."

Julia war Schneeweiß. Ben griff wieder ihre Hand und lächelte ihr zu.

"Hey, hast du gehört? Nichts Ernstes! Nichts, was nicht wieder heilt!"

Julia versuchte zurück zu lächeln. Ihre Augen waren gerötet und Blutunterlaufen. Sie gab den Versuch auf und beließ es bei einem Nicken.

Quälend langsam krochen die Minuten dahin, in denen sie auf die andere Gruppe warteten. Einzelne Schüler unterhielten sich leise. Der Großteil jedoch starrte in die Leere. Der Schock steckte allen in den Knochen. Endlich kam der Rest an. Ben erschrak, als er seinen Klassenlehrer erblickte. Kalkweiß und nicht minder verquollene Augen wie Julia.

Als alle Schüler saßen, ergriff er leise, vorne im Bus stehend, das Wort. Seine Stimme war rau und brüchig, als hätte er stundenlang geschrien.

"Sind alle da? Sind alle wohlauf? Gut. Wie ihr alle bestimmt mitbekommen habt, hatte Nadine einen schweren Unfall. Sie hat, soweit ich das zum jetzigen Zeitpunkt sagen kann, eine Schneewehe übersehen, die Kontrolle verloren und ist gegen einen Baum geprallt. Der Notarzt konnte gerade eben keine inneren Verletzungen feststellen. Aber um sicher zu gehen, bringt man sie jetzt ins nächste Krankenhaus. Sobald wir wieder im Gasthof sind, werde ich hinterherfahren. Ich erwarte von euch, dass ihr euch benehmt, während ich weg bin, in Ordnung?"

Der Bus setzte sich in Bewegung. Doch anstatt sich hinzusetzen, ging er zu Julia und Ben zu. Als er vor ihnen stand, murmelte er:

"Ihr wollt bestimmt mit und ich verstehe das, aber ich möchte, dass ihr zwei heute noch hierbleibt. Okay? Sobald ich mehr weiß, sage ich euch Bescheid und wir schauen, wie es weitergeht, ja?

Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er zurück nach vorne und nahm Platz.

In der Pension angekommen eilte Herr Nagel zur Rezeption, um den Sachstand zu schildern und ein Taxi zu bestellen, während die Schüler etwas verloren vor dem Bus stehen blieben. Es war nicht mal elf Uhr vormittags. Sollten sie jetzt reingehen? Warten? Aufs Zimmer gehen? Bevor sich die Schüler entscheiden konnten, kam Herr Nagel schon wieder mit der Besitzerin des Hofes heraus.

"Das Taxi ist in wenigen Minuten da", fing er an zu erklären, „Frau Wilhelm hat sich freundlicherweise dazu bereit erklärt, sich während meiner Abwesenheit als Ansprechpartnerin für euch bereitzustellen. Ich vertraue darauf, dass Ihr hier in der Nähe bleibt und keinen Unsinn anstellt!"

Die Klasse löste sich langsam auf. Ben und Julia schauten sich kurz an und rannten in die Hotelbar um Niklas zu informieren. Doch er war nicht da.

"Bestimmt ist er noch bei sich in der Wohnung!", meinte Julia und sie rannten die Treppen hoch in den obersten Stock. Hier war ein kleiner Nebenflur, der fürs Personal gedacht war.

An der richtigen Tür angekommen, hämmerten sie dagegen. Kurz darauf waren hastige Schritten auf der anderen Seite zu hören. Die Tür öffnete sich und ein verwirrt und müde dreinblickender Niklas schaute heraus. Er hatte gestern wieder Spätdienst und hatte wohl noch geschlafen.

"Servus", fing er an, "ähm...nicht, dass es mich nicht freuen würde euch zu sehen...aber, ich hab irgendwie nicht mit euch...", da realisierte er den Gesichtsausdruck der beiden.

"Was ist los?", er wurde ernst. "Wo ist Nadine?"

Julias Unterlippe begann wieder zu zittern und sie brachte es nicht heraus etwas zu sagen. Sie würde sonst sofort wieder zu weinen anfangen.

Ben übernahm. Mit wenigen Sätzen schilderte er das Geschehene. Entgeistert blickte Niklas seine neuen Freunde an.

"Sag das nochmal...", bat er ungläubig. Er musste etwas falsch verstanden haben.

"Nadine hat bei der Abfahrt die Kontrolle verloren und ist gegen einen Baum geprallt. Mehr wissen wir nicht.", erklärte Ben ungeduldig.

Niklas wurde plötzlich hektisch. Er riss die Tür auf und rannte zu seinem Bett. Er wühlte nach seinen Schuhen.

"Das nächste Krankenhaus mit Hubschrauberlandeplatz ist eine knappe Stunde entfernt!", erklärte er schnell, während er seine Sneaker anzog.

"Ich fahr da jetzt hin!"

"Aber, das geht doch nicht!", Julia hatte ihre Stimme wiedergefunden. "Die lassen dich doch niemals zu ihr!"

"Das ist doch egal, ich muss es versuchen! Kommt ihr mit, oder nicht?"

Ratlos sahen Ben und Julia sich an. Unschlüssig was sie jetzt unternehmen sollten.

"Wir kommen mit.", entschied Ben kurzerhand und zu dritt eilten sie auf den Mitarbeiterparkplatz hinter dem Haus. Nur wenige Autos standen hier. Intuitiv eilten die Zwillinge zu einem älterem VW, als Niklas sie aufhielt.

"Nein, hier!"

Er drückte auf seinen Schlüssel und am Ende des Parkplatzes entsperrte sich ein Porsche SUV. Ungläubig starrten Ben und Julia ihren Freund an. Dieser winkte ab und bedeutete ihnen, dass sie einsteigen sollten.

Nicht einmal eine Stunde später fuhren sie in das Parkhaus des Krankenhauses. Niklas stellte sich auf einen freien Platz und zusammen gingen sie schnellen Schrittes zur Information am Haupteingang.

Julia ging auf die junge Frau am Empfang zu.

"Entschuldigen Sie bitte?"

Die Dame blickte auf und lächelte die drei freundlich an.

"Grüß Gott, wie kann ich euch helfen?"

"Ähm...Unsere Freundin, Nadine Bertels, hatte vor etwa zwei Stunden einen Unfall beim Snowboard fahren und wurde hierher geflogen. Können Sie uns bitte sagen, wie wir zu ihr kommen?"

Die Empfangsdame tippte auf ihrer Tastatur und Augenblicke später hatte sie die Informationen die sie suchte.

"Sie ist noch nicht stationär aufgenommen...", fing sie an, "sie scheint noch in der Notaufnahme zu sein. Und da dürft ihr nicht rein. Tut mir wirklich leid. Ich kann euch nur anbieten hier zu warten. Ich behalte die Infos im Blick und gebe euch Bescheid, wenn ich neue bekomme."

Enttäuscht und voller Sorge gingen sie in die Gästelounge und blieben erschrocken stehen.

Herr Nagel, der im Wartebereich unruhig auf und abgegangen ist, machte gerade wieder kehrt und stand direkt vor ihnen. Völlig verdattert starrte er seine Schüler an. Zuerst fehlten ihm die Worte. Doch dann stöhnte er resigniert auf:

"Die Schneiders...natürlich...ich hätte mir ja denken können, dass ihr nicht warten könnt! Ich weiß nicht, ob ich jetzt wütend sein soll, oder nicht!"

Entsetzt blickte Niklas zu seinen neuen Freunden. Die Schneiders?!

Erinnerungen

Dass Herr Nagel gerade eine riesen Bombe hatte platzen lassen, war Ben und Julia nicht aufgefallen. Sie waren gerade nur an ihrer Freundin Nadine interessiert und wie dumm sie waren, nicht an Herrn Nagel gedacht zu haben. Natürlich würden sie sich hier über den Weg laufen.

Nachdem sie ihren ersten Schock verdaut hatten, waren sie ihm wohl eine Erklärung schuldig.

"Herr Nagel", stotterte Ben, „ähm...Bitte seien Sie nicht wütend. Nadine, Julia und ich haben Niklas hier kennengelernt und sind Freunde geworden. Er...", Ben zeigte auf ihren neuen Freund, „wollte sofort hierherfahren als wir ihm von dem Unfall erzählt hatten..."

„Und da mussten wir einfach mitfahren. Nadine ist schließlich schon mein ganzes Leben meine beste Freundin!", beendete Julia die Erklärung. Sie war schon wieder den Tränen nahe und reflexartig legte Ben tröstend einen Arm um sie. Niklas, der sich im Hintergrund aufhielt, schwieg. Er sah aus, als hätte er einen Hieb in den Magen bekommen.

Herr Nagel atmete tief durch. Er war sauer. Schließlich war er immer noch verantwortlich für sie. Volljährig hin oder her. Aber er wusste, wäre er an ihrer Stelle gewesen und sein bester Freund hätte einen Unfall erlebt, hätte er Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt um bei ihm zu sein.

"Fuck, was solls...", murmelte er in sich hinein. Etwas lauter als er es beabsichtigt hatte und die Zwillinge schmunzelten verhohlen.

Er setzte sich auf einen der freien Plätze.

"Habt ihr irgendwelche Informationen am Empfang bekommen?"

Ben und Julia waren erleichtert. Noch offensichtlicher konnte ein Verzeihen nicht sein.

"Nichts Brauchbares.", antwortete Ben. "Nur, dass sie noch in der Notaufnahme sei."

Herr Nagel nickte langsam. Die Info bekam er auch. Dann schwiegen sie. Es dauerte eineinhalb Stunden, bis die freundliche Dame vom Empfang in den Wartesaal kam und sich umsah. Als sie sie bemerkte, ging sie lächelnd auf die vier zu.

"Ich habe gute Nachrichten", sagte sie und blickte nacheinander alle an. Ihre Freundin hat jetzt ein Zimmer erhalten und ist auf dem Weg dahin."

Sie erklärte kurz den Weg und verabschiedete sich schnell wieder. Schließlich war sie allein am Empfang. Eilig machte die kleine Gruppe sich auf den Weg durch die langen Flure des Krankenhauses.

Julia klopfte zaghaft an der Zimmertür. Ein dumpfes herein drang durch die dicke Tür. Sie erschrak, als sie diese öffnete und sie ein neugieriges, jedoch übel zugerichtetes Gesicht vom Bett aus anblickte. Nadines Miene hellte sich sofort auf, als sie sah, wer gerade hereinkam.

"Hey!", kam es freudig von Nadine, „was macht ihr denn hier?"

Sie machte einen etwas benebelten Eindruck.

Julia eilte auf sie zu und umarmte sie etwas zu stürmisch. Sie ließ ihren Gefühlen freien Lauf und fing an zu weinen.

1...45678...19