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Krieg und Liebe-Henschels Rückkehr

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Ich nickte. „Die britische Verwaltung von Tanganjika lässt mich garantiert nicht einreisen, geschweige denn, dort wieder zu leben und zu arbeiten. Außerdem haben sie ihre eigenen Leute für die Eisenbahn und brauchten keine feindlichen Experten, die auch noch gegen sie gekämpft haben."

„Das sehe ich auch so, eine sehr realistische Einschätzung. Und deshalb mache ich jetzt einen Vorschlag: ich habe in meinem ganzen Kaufmannsleben mich nie an fremdem Eigentum vergriffen." Er griff hinter sich, zog eine lederne Tasche herbei, die wie ein Arzttasche aussah, öffnete sie und holte drei anscheinend schwerere Leinensäcke hervor, die er auf den zwischen uns stehenden Tisch stellte. Dann schaute er mich wieder frontal an. „Ich besitze heute in Kigoma praktisch Dein gesamtes materielles Vermögen, da es mir gelungen war, eine Plünderung oder Beschädigung Deines Hauses auf geschickte Weise zu verhindern. Den einzigen Besitz, den Una neben ihren persönlichen Kleidungsstücken nach Lumbo mitgebracht hat, sind ihre ihr heiligen Wissensbücher." Muhammad Ali schaute mich nun bedeutungsvoll an. „Wir waren nie in den Lage, einen Handel oder einen Kauf Deines in der Kriegsnot zurückgelassenen Besitzes einschließlich Deiner Villa zu vereinbaren. Aus diesem Grund habe ich eine Gesamtschätzung vorgenommen und ein von mir aus Deinem Besitz übernommenes Vermögen von 2.200 Pfund Stirling ermittelt. Damit Du mit Deinem Vermögen in Portugiesisch-Ostafrika anfangen kannst, habe ich auf Vorschlag von Ahmed Abbas", er schaute nun lächelnd seinen Vetter an, der mich synchron ebenfalls anlächelte, „diesen Vermögenswert in britischen Gold-Sovereigns mitgebracht. Die sind auch in dieser Kolonie echtes Geld wert und Ahmed Abbas wird Dir gerne helfen, es für Dich verwendbar zu machen."

Ich war zugegebenermaßen zutiefst schockiert und konnte im ersten Moment gar nicht reagieren. Ich war ziemlich mittellos aus familiären und persönlichen Gründen nach Ostafrika zurückgekehrt, darauf angewiesen, mir durch meine neue Stellung als Direktor der Eisenbahngesellschaft meinen Lebensunterhalt und den meiner kleinen Familie zu sichern. Und jetzt kam mein alter Freund und machte mich ohne Zwang aus freien Stücken zu einem vermögenden Mann. Ich war wirklich sprachlos, mir schossen tatsächlich Freudentränen in die Augen, die ich mit meinem Handrücken wegwischte.

„Muhammad Ali", sagte ich schließlich mit hörbar bewegter Stimme, „Du bist wahrscheinlich der größte Freund, den ein Mensch auf Erden haben kann. Erst verdanke ich Dir meine Familie. Und jetzt dies unglaubliche Geschenk."

„Ist kein Geschenk", entgegnete der arabische Kaufmann. „ist ein Handel. Zugegebenermaßen ein ungewöhnlicher Handel unter Freunden. Aber mein Geschäft und das Geschäft meines Bruders wie meiner weiteren Familie hat in Deinen sechs Jahren in Kigoma ungeheuer von Deiner Arbeit und Deiner Freundschaft uns gegenüber profitiert. In Allahs Namen, dann sehe ich mich im positiven Sinn verpflichtet, auch meinen Teil zur dieser Freundschaft beizutragen." Wir standen beide auf, umarmten uns, wobei ich mich noch einmal zutiefst bei ihm bedankte. Dann öffnete Muhammad Ali eines der drei Säckchen, griff mit der Hand hinein und hielt sieben, acht glänzende Goldmünzen mit der bekannten reitenden St. Georgs-Prägung in der Hand. „Die sind hier alle in Südafrika geprägt. Wegen des Goldes haben die Briten die Burenrepubliken erobert und sich einverleibt. Südafrikanisches Gold ist das Beste, meiner Meinung nach."

Ich schaute unverändert fassungslos in das geöffnete Säckchen, nachdem Muhammad Ali die Sovereigns zurückgelegt hatte. Dann schaute ich zwischen den beiden arabischen Händlern hin und her. „Und was mache ich jetzt mit diesem Goldschatz?"

„Ganz einfach", war Ahmed Abbas Antwort. „Lege es erst einmal in Deinen Diensttresor in Deinem häuslichen Büro. Da liegen sie sicher, nur Du kennst die Schlosskombination, wenn Du sie ordnungsgemäß verändert hast. Und dann reden wir in den kommenden Wochen darüber, wie Du damit unter den hiesigen Umständen umgehen kannst."

Wie sich jeder vorstellen kann, schwebte ich geradezu mit den drei Leinensäcken in dem Arztkoffer, den ich ebenfalls geschenkt bekam, zu Una nach Hause.

Una reagierte auf die Nachricht der Ereignisse des Vormittags noch fassungsloser als ich und war für eine halbe Stunde absolut stumm. Dann hatte sie doch einen klaren Kommentar. „Muhammad Ali ist ein wirklich ungewöhnlicher Mann und ein großartiger Freund und Helfer. Wir werden ihm dies nie vergessen und dies Geld mit viel Verantwortung verwenden."

An diesem Abend liebten sich Una und ich vollständig entspannt. Der Druck der langen Trennung war ‚abgearbeitet', die gemeinsame Zukunft unserer kleinen Familie war bis auf Weiteres sowohl finanziell als auch arbeitsmäßig gesichert und wir hatten in unserer neuen Heimat erste Freunde gefunden. Wir hatten an diesem Abend einfach Zeit, uns auf uns beide allein zu konzentrieren. Das Ergebnis stellte sich beinahe nebenbei ein: Una wurde zum zweiten Mal von mir schwanger.

Meinen 40. Geburtstag am 27. Juli hatte ich noch mit mir allein und ohne Aufhebens gefeiert. Aber meine neu hinzugekommene Lebensgefährtin als auch Muhammad Ali wussten, dass dies runde Lebensjubiläum nur wenige Wochen zurücklag und bestanden beide darauf, es noch während des Aufenthaltes meines arabischen Händlerfreundes angemessen nachzufeiern. Somit wurde mein mittelgroßes Direktorenhaus zum ersten Mal zum Zentrum einer gesellschaftlichen Feier. Una hatte sich in der Vorbereitung Rat bei Fatima Abbas über die örtlichen Sitten geholt und dabei aus ihrem Haushalt gleich volle Verstärkung unserer eigenen Alleinkämpfer-Köchin bekommen.

„Private Feiern bestehen insbesondere aus gutem Essen", hatte mir Una Fatimas Ratschlag gleich weitergegeben. „Wir müssen uns nur von Anfang an entscheiden, ob Portugiesisch mit oder Arabisch ohne Alkohol. Wie Du von dem großen Begrüßungsabend im Abbas'schen Haus weißt, kann die arabische Küche dies mit verschiedenen Tees und anderen Getränken hervorragend kompensieren. Insofern wäre mir eine arabische Getränkeordnung fast lieber."

Ich nickte zustimmend, denn unsere wichtigsten Geburtstagsfeier-Gäste waren moslemischen Glaubens. „Ist ein guter Vorschlag."

Was dann unter Unas und Fatimas Regie in unserer Küche und unter freiem Himmel -- die trockene Sommerzeit zwang die Feier geradezu ins Freie -- war für meinen Geschmack schon atemberaubend. Es war erst gerade eineinhalb Jahre her, dass unsere Schutztruppe sich unter schwierigen Umständen gerade mal ausreichend mit Essen hatte versorgen können, nun feierte ich nur rund einhundertfünfzig Kilometer weiter südlich meinen Geburtstag im schmackhaften Überfluss.

Neben den wenigen Freunden, die ich bereits vor Ort hatte gewinnen können, kamen meine Gäste aus der kolonialen Führungsebene der Region. Selbst der Provinzadministrator, der seinen Sitz auf der vorgelagerten Isle of Mozambique hatte, war meiner Einladung gefolgt; ein perfekter Anlass, ihn persönlich kennenzulernen.

Ein geradezu babylonisches Sprachgewirr herrschte in der Herrenrunde meiner Geburtstagsfeier, während die getrennte Damenrunde sich ähnlich wie am Begrüßungsabend für die Anreisenden aus Kigoma auf Suaheli-plus unterhielt. Ich zog aber aus diesem Abend eine klaren Konsequenz: ich musste meine Kenntnisse in den vor Ort vorherrschenden Sprachen so schnell wie möglich erweitern und vertiefen. Denn an diesem Abend konnte mir Una nicht als allgegenwertige Übersetzerin zur Verfügung stehen.

Noch eine zweite Erkenntnis erwuchs aus meiner Geburtstagsfeier. Die Hoffnungen auf den Erfolg unseres Eisenbahnprojektes waren riesig, fast illusorisch, aber die verfügbaren finanziellen Ressourcen der Region für dies Projekt waren verdammt limitiert. Eine Schlüsselzahl geistert mir bereits seit einigen Tagen durch den Kopf. Hatte die deutsche Ostafrikanische Eisenbahngesellschaft im Mittel einen Baufortschritt von rund 150 Kilometer pro Jahr erreicht, waren an diesem Ort aufgrund der beschränkten Mittel vielleicht gerade einmal 20% dieses Wertes erzielbar. Die politische und finanzielle Lage im kolonialen Mutterland wurde selbst vom höchsten portugiesischen Beamten vor Ort als „chaotisch" und „sehr unzuverlässig" beschrieben.

„Die Regierung erwartet Geldeinnahmen aus ihren Kolonien; im Gegenzug Gelder für Investitionen zu bekommen, ist nahezu ausgeschlossen", war seine ernüchternde Analyse der Verhältnisse in Lissabon. „Zudem wechseln in Lissabon die Regierungen und Minister in einem derartigen Tempo, dass ein Brief, den ich beispielsweise heute an den für die Kolonie zuständigen Minister schicke, erst von seinem Nachfolger oder gar von dessen Nachfolger gelesen wird, der aber bereits aus seinem Amt abberufen wurde, wenn sein Antwortschreiben mein Büro erreicht." Er zuckte hilflos mit den Schultern und hob entschuldigend seine Hände. „Wir müssen uns auf unsere eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten konzentrieren. Das Mutterland ist sehr weit entfernt und sehr kaputt."

Wenn ich unsere Eisenbahngesellschaft, wie von ihren Aktionären gewünscht, zum Erfolg führen wollte, musste ich bei inländischen Nutznießern so gute Überzeugungsarbeit zu leisten, dass von dort erhebliche Zusatzgelder fließen würden. Auch eine weitere Möglichkeit der Finanzmittelbeschaffung kristallisierte sich in den Tischgesprächen unserer Herrenrunde heraus: die Engländer mussten eigentlich ein großes Interesse haben, ihren Kolonien Nord-Rhodesien und Nyassa-Land eine kurze Schienenverbindung zum Ozean zu geben. Denn die bereits bestehenden englisch-rhodesisch-südafrikanischen Bahnverbindungen in Nord-Süd-Richtung hatten tausende Kilometer zwischen den Häfen und den britischen Kolonien zurückzulegen. Und weiter südlich verbanden bereits portugiesische Bahnlinien die Häfen von Lourenço Marques und Beira mit kolonialem Hinterland der Portugiesen und Engländer.

In den darauffolgenden Monaten des südlichen Frühlings und Sommers entstand zum ersten Mal so etwas wie berufliche und häusliche Routine. Ich bemühte mich intensiv, sowohl die Bauarbeiten am Schienenstrang selbst als auch an den beiden Brückenbauwerken und den ersten Bahnhöfen und Betriebsgebäuden voran zu bringen, wobei der zunehmend stärker werdende Regen der Sommerzeit mit seinem Matsch und den anschwellenden Flüssen und Bächen das Leben nicht einfacher machte. Una brachte unseren Haushalt personell und organisatorisch auf Vordermann und wurde ab dem November langsam, aber sicher runder. Zu meinem Glück gehörte meine Lebensgefährtin zu dem verführerischen Schwangerschaftstyp, dessen Lust auf körperliche Liebe mit zunehmendem Schwangerschaftsverlauf zu- und nicht abnahm. Wir kamen trotz den sommerlich feuchten und schwülen Wetters beide auf unsere Kosten. Da Una ohnehin die Reiterposition und in der 69er Position die obere Lage bevorzugte, mussten wir uns auch nicht weiter umstellen.

Wir hatten gerade das neue Jahr 1921 begonnen, als Una mit einem Vorschlag auf mich zukam. „Wird der Bahnhof hier in Lumbo so groß wie in Kigoma?"

Ich lachte. „Nein, meine Liebe. So einen Prachtbau kann sich die Eisenbahngesellschaft von Lumbo nicht leisten. Wird deutlich kleiner. Und ein Hotel gibt es frühestens in einem zweiten Bauabschnitt."

„Hast Du einen Bauplan in Deinem Büro?"

Ich bejahte, holte dann wunschgemäß den Plan aus meinem Büro und breitete ihn auf dem Esstisch aus. „Was interessiert Dich denn daran?"

Una betrachtete die Architektenzeichnung, die ich von meinem Vorgänger übernommen hatte, eine Zeitlang stumm und deutete dann mit dem Finger auf drei Räume in einer Ecke des Erdgeschosses. „Werden diese Räume zwingend für den Eisenbahnbetrieb benötigt?"

Ich schaute sie verblüfft an. „Warum fragst Du? Hast Du eine Verwendung dafür?"

„Möglicherweise." Sie richtete sich auf und drehte sich zu mir hin. „An der Mittellandbahn und in Kigoma selbst hattet ihr Deutschen alles wohl organisiert. Es gab die Eisenbahn, den Bahnhof, das Hotel, im Ort gab es eine Arztpraxis, später ein kleines Krankenhaus und es gab zwei Schulen. Dazu gab es den Hafen mit allem was dazu gehörte." Sie nickte zweimal, wie um ihre Worte zu unterstreichen. „Hier in Lumbo ist alles viel weniger organisiert. Und ich vermute, dass es im Hinterland entlang Deiner neuen Bahntrasse, ähnlich aussieht."

„Stimmt." Ich konnte Unas Analyse nur zustimmen. „Obwohl Portugiesisch-Ostafrika viel länger Kolonie ist als beispielsweise Deutsch-Ostafrika je war, hat man sich bisher nicht viel Mühe gegeben, das Land zu organisieren. Und es fehlt an Geld, wie man überall sieht."

„Von Wirtschaft und Handel verstehe ich nur so viel, wie in meinen Enzyklopädien steht. Und das ist ziemlich theoretisch", schaute mir Una nun direkt ins Gesicht. „Aber in Sachen Bildung und Erziehung, aber auch hinsichtlich medizinischer Versorgung fühle ich mich deutlich kompetenter. Also, ich habe mir überlegt, dass Du in jeden Bahnhof entlang der neuen Trasse eine einfache Arztpraxis und ein Betreuungszentrum für Mütter und Kleinkinder einrichtest. Jede Station hat ständig eine ausgebildete afrikanische Krankenschwester und eine afrikanische Hebamme, die sowohl Kenntnisse von europäischer als auch unserer eigenen Medizin hat. Dazu gibt es einen Arzt, der seinen Hauptsitz hier in Lumbo hat und mit Eurer Eisenbahn nach einem festen Terminplan an den anderen Bahnhofspraxen Dienst tut." Als Una in mein total überraschtes Gesicht schaute, setzte sie nach. „Ich habe bereits mit Fatima und einigen anderen Frauen in Lumbo gesprochen. Und die sind begeistert. Fatima hat mir zugesagt, dass die hieraus entstehenden Zusatzkosten von Ahmed und seinen Händlerkollegen akzeptziert werden." Jetzt grinste sie mich geradezu diabolisch an. „Ich glaube, dass Fatimas Zusage zuverlässig ist."

Ich musste nun laut lachen. Erstens, weil Unas Einschätzung der häuslichen Verhältnisse bei Ahmed Abbas den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Zweitens, weil ihre Idee richtig gut war.

„Das ist ein sehr interessanter Vorschlag. Räumlich ist dies kein Problem, selbst wenn wir dafür einen separaten Eingang von außen vorsehen müssten. Zudem gewinnt der Bahnhof zusätzlich Bedeutung in allen Orten entlang der Trasse und wird somit aus einem weiteren Grund zum Ortszentrum. Man müsste nur den richtigen Arzt dafür finden. Und die Ausbildung der Krankenschwestern und Hebammen organisieren. Davon habe ich nun wirklich keine Ahnung."

Jetzt lachte Una. „Das überlasse mal Fatima und mir. Wir sprechen möglichst bald mit den beiden katholischen Missionsstationen in Lumbo und in Monapo. Beide Missionare und Priester sind auch studierte Ärzte, die werden uns mit Sicherheit die richtige Ratschläge geben."

„Dann kann ich Dich nur ermuntern, das zu tun. Von Seiten der Eisenbahn können wir die Voraussetzungen schaffen."

Anfang Juni, die winterliche Trockenzeit war bei den fast unveränderten Temperaturen zwischen 24 und 30°C für mich Europäer deutlich angenehmer, brachte Una unsere erste Tochter zur Welt. Wir nannten sie nach Unas Vorschlag ‚Gerhild', in Erinnerung an Gräfin von Cleve, der wir überhaupt verdankten, zusammengekommen zu sein. Una wusste, dass die Gräfin bei Unas Abreise auf ihre Plantage zurückgekehrt war. Aber die Gerüchteküche in Kigoma hatte viele Erzählungen über das Schicksal der Schwestern während des Krieges unter erst belgischer und dann britischer Besetzung bereit gehalten, deren Wahrheitsgehalt niemand so richtig kannte. Wie ihr jetzt vierjähriger Bruder war ‚Hilde', wie sie vom ersten Tag an von jedermann gerufen wurde, überraschend hellhäutig, aber ihre dunkelbraunen Augen und ihr Mund waren ein exaktes Abziehbild ihrer Mutter.

Einige Wochen nach Hildes Geburt war unser Liebesleben zur unser beider Befriedigung zur Gewohnheit zurückgekehrt. Da kam Una, an mich gekuschelt und an diesem Abend besonders liebevoll mit einem weiteren Vorschlag.

„Du weißt aus eigenem Erleben, dass die Gräfin, deren Namen nun unsere Tochter trägt, mich und andere junge Frauen in besonderer Weise erzogen und ausgebildet hat."

Ich lachte leise auf. „Das kann man in der Tat so sehen. Und dann hat sie Dich fertig ausgebildet an mich übergeben. Wäre ich vom Typ ein Sklavenhalter gewesen, wäre Dir das schlecht bekommen."

„Bist Du aber nicht. Weil die Gräfin die jeweilige Männer für mich wie für andere sehr sorgfältig ausgewählt hat."

„Oh, wirklich?" Ich war tatsächlich überrascht.

„Sehr genau sogar. Ich kenne einen Fall, wo sie die von ihr ausgebildete junge Frau wieder zurückgeholt hat. Die Gräfin war ja keine Sklavenhändlerin, sondern wollte uns jungen Afrikanerinnen eine gute Zukunft sichern. War nicht ihr Fehler, dass Euer dummer Krieg dazwischen kam und vieles zerstört hat."

Ich hörte zum ersten Mal, wie Una das Wort ‚dummer Krieg' über die Lippen kam. Muhammad Ali hatte noch zurückhaltend von ‚Euerm europäischen Krieg' gesprochen, Una war jetzt direkter und wertender.

„Ja, intelligent war der Krieg tatsächlich nicht. Insbesondere weil wir Europäer auch zugleich die Kongo-Akte des gegenseitigen Respekts in Afrika mit in den Mülleimer geworfen haben." Ich schluckte etwas. „Leider gab es hier einen klaren Gewinner. Und das waren die Engländer."

„Die Welt hat sich halt geändert. Nur hier auf portugiesischem Besitz scheinen die Uhren anders zu gehen. Langsam, wie seit Jahrhunderten. Das kann man an dem Fortschritt Deiner Eisenbahn sehen. Und an vielen anderen Dingen auch. Auf der anderen Seite geht es uns Afrikanern unter portugiesischer Herrschaft sicher besser als unter britischer oder belgischer. Den arabischen und indischen Händlern ohnehin, eigentlich sind die Händler hier in einer noch stärkeren Machtposition als anderswo."

„Vermutlich hast Du recht." Ich wusste aber immer noch nicht, worauf Una hinaus wollte. Politische Diskussionen hatten wir bis dahin noch nie im Bett geführt. Ich sollte es aber gleich erfahren.

„Ich möchte dem Vorbild der Gräfin folgen und hier in Lumbo ebenfalls mit der Ausbildung und Erziehung von intelligenten als auch attraktiven afrikanischen Frauen beginnen. Praktisch als meine persönliche Kammerfrauen."

Ich nickte zustimmend im Dunkeln, was Una natürlich nicht sehen konnte. „Ja. Warum nicht? Diese Villa ist groß genug für weitere Angestellte. Und Du hast neben der Kinderfrau weitere Dienerschaft."

Ich merkte, wie sich Una aufrichtete und auf einem Ellenbogen abstützte. „Du hast mich noch nicht ganz verstanden, lieber Mann. Ich will diese jungen Frauen im vollen Umfang als ebenbürtige Dienerin ihrer Herrschaft ausbilden. Nicht nur im Kopf und im Auftreten und Benehmen. Sondern auch in allen Aspekten der Liebe. So wie ich es selbst erfahren habe."

„Aha." Bei mir war jetzt der sprichwörtliche Groschen gefallen. „Und da komme wohl ich jetzt ins Spiel, nicht wahr?"

„Genau. Oder besser gesagt, wir zusammen. So wie Du das vor vielen Jahren selbst erlebt hast, nur jetzt mit anders verteilten Rollen."

„Willst Du die Ausbildung denn dann auch auf andere Männer ausdehnen?" Ich war etwas misstrauisch geworden.

„Um Himmelswillen, nein! Du bist der einzige Mann, den ich liebe und lieben werde. Aber Du weißt, dass ich auch Frauen lieben kann. Gerne sogar. Und deshalb müssten wir dies gemeinsam machen."

„Hm." Ich musste in der Tat darüber nachdenken. Der Gedanke, neben Una eine zweite attraktive Afrikanerin mit ihm Bett zu haben und nach allen Regeln der Kunst körperlich zu lieben, war verführerisch. Und eine Aufstockung unseres Personals konnten wir auch gebrauchen. Warum also nicht. Trotzdem wollte ich nach bester preußischer Art eine Nacht über Unas Vorschlag schlafen. „Ich denke darüber nach, meine Liebe. Und wir reden morgen Abend erneut über Deinen Vorschlag."

Ich wusste genau, dass ich Unas Vorschlag wenig beziehungsweise nichts entgegenzusetzen hatte. Somit hatte ich nur zwei Bedingungen.

„Erstens will ich bei Deinem Ausbildungsprogramm der einzige Mann sein. Und zweitens will ich richtige Frauen und keine jungen Mädchen. Ihr wart auch keine Kinder mehr, als ihr im Dienst der Gräfin standet."