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Legenda Major - Generatio Proxima

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Diese schauen verwundert den König an. Der Lord will bereits protestieren, da meldet sich Peter zu Wort.

„Als oberster Kommandant der Wachen kann ich bestätigen, dass Lady Serena die verschollene Prinzessin ist und dass ihr besser ihren Befehl ausführt."

„Gehen wir!", sagt einer der Männer zu Lord Kemenor.

„Aber ich ...", will dieser protestieren.

„Ihr habt die Prinzessin gehört. Folgt uns oder wir müssen Gewalt anwenden."

„Das wirst du bereuen!", faucht er in meine Richtung.

„Machen wir aus zwei Tagen vier. Er droht der Prinzessin. Das bedarf einer etwas längeren Nachdenkphase", lache ich.

Als er sich noch immer widersetzen will, packen die Wachen den Mann links und rechts unter den Armen und führen ihn ab. Der König wohnt der Szene leicht überfordert bei, sagt aber kein Wort.

„Kommt!", sage ich und betrete den Raum.

Alle folgen mir und ich gehe direkt auf das große Sofa zu, auf das ich mich setze. Alle anderen tun es mir gleich. Mein Vater setzt sich genau mir gegenüber in einen Sessel.

„Du bist, wie deine Mutter. Kaum da und du hast das Kommando schon übernommen."

„Bin ich zu forsch?", frage ich leicht verunsichert.

„Nein, Serena, ganz sicher nicht. Ich glaube, du bist die wesentlich bessere Königin als ich."

„Ich will dich nicht entmachten. Das läge mir fern. Aber wenn ich helfen kann, dann bin ich dazu bereit. Ich glaube, das Land braucht Veränderung."

„Das braucht das Land in der Tat. Du hast in diesen wenigen Stunden gezeigt, dass du entschlossen bist und diese Veränderungen herbeiführen kannst. Ich habe nur Bedenken, dir diesen Scherbenhaufen aufzuhalsen."

„Du möchtest die Macht abgeben?", frage ich überrascht.

„Nichts lieber als das. Es ist nur noch eine Bürde."

„Ich will mich ganz bestimmt nicht an die Macht drängen."

„Und wenn ich dich darum bitte? Du hast Energie und du hast Freunde. Ich bin nur noch müde und einsam."

„Wie soll das ablaufen? Soll ich langsam immer mehr Aufgaben übernehmen?"

„Ich würde mich gerne komplett zurückziehen. Ich rate dir ganz neue Berater um dich zu scharen und einen Schlussstrich unter meine Arbeit ziehen. Du hast gesehen, welche Macht Lord Kemenor hat. Ich traue mich ja nicht einmal mehr, etwas gegen ihn zu sagen. Ich habe alles falsch gemacht, mach du es besser."

„Dann sollten wir die große Ratsversammlung einberufen und verkünden, dass ein Machtwechsel vollzogen wird", schlage ich vor.

„So machen wir das."

Mein Vater klingelt und ein Bote betritt wenig später, nachdem er angeklopft hatte und zum Eintreten aufgefordert worden war, den Raum. Der König gibt ihm den Auftrag die große Ratsversammlung einzuberufen. Sie soll in zwei Stunden tagen. Mit Verwunderung im Gesicht, aber dennoch mit Elan, macht sich der Bote auf den Weg.

„Ich habe noch ein Anliegen, Vater", sage ich frei heraus.

„Das wäre?"

„Du kannst Samantha nicht heiraten?"

„Fürchtest du Konkurrenz", grinst er.

„Nein, aber sie will dich nicht heiraten."

„Ist das so?", wendet sich mein Vater an Samantha.

Diese errötet und nickt mit dem Kopf. Ich sehe ihr an, dass sie noch immer wie gelähmt ist, wenn sie es mit dem König zu tun hat. Innerlich muss ich grinsen. Wie wird sie sich verhalten, wenn ich Königin bin?

„Du kannst frei sprechen", helfe ich ihr.

„Eure Majestät, Serena -- oh verzeiht -- Prinzessin Serena sagt die Wahrheit."

„Prinzessin Serena", lache ich. „Mensch Samantha, wir sind Freundinnen."

„Aber du bist die Prinzessin und sollst die Macht im Reich übernehmen", wirft sie ein.

„Ihr alle hier, seid meine Freunde und ich möchte nicht, dass sich daran irgendetwas ändert. Ich brauche eure Hilfe dringender als jemals zuvor."

„Dann muss ich mich wieder auf Brautschau machen", grinst mein Vater.

„Von mir aus, aber such dir keine junge Frau mehr aus. Was soll ein Mädchen wie Samantha mit einem alten Knacker, wie dir?", lache nun auch ich.

„Du nennst mich einen alten Knacker?", spielt er den Empörten.

„Benimm dich altersgerecht, dann werde ich dich nicht kritisieren."

Plötzlich wird er ernst. Mir ist klar, er denkt wieder an meine Mutter. Auch, wenn ich ihn erst sehr kurz kenne, aber so viel ist mir schon bewusst geworden, dass ihn immer diese tiefe Traurigkeit überfällt, wenn er an sie denkt.

„Wart ihr glücklich?", erkundigt er sich.

„Du meinst Mama und ich?"

„Ja, wer sonst?"

„Mama hat als Heilerin gearbeitet, wir haben in einem kleinen Haus gewohnt und ja, wir waren glücklich. Wir waren nicht reich, aber wir hatten alles was wir brauchten, vor allem uns.

Sie hat sich nie beklagt, aber ich glaube, sie hat dich ihr Leben lang vermisst. Es gab auch nie einen anderen Mann in ihrem Leben. Glaub nicht, dass sie keine Verehrer hatte. Sie hätte auswählen können. Aber sie wollte keinen. Heute ist mir klar, sie hat dich unglaublich geliebt."

„Lebt sie noch?"

„Nein, Mutter ist vor drei Jahren gestorben. Dann hat sich der Adelige, der in der Gegend das Sagen hatte, unser Haus unter den Nagel gerissen und ich musste bei ihm als Magd arbeiten."

„Als Magd?"

„Ich war noch minderjährig und allein."

„Wie heißt der Mann, ich werde ihn zur Rechenschaft ziehen", sagt er erbost.

„Das hast du bereits, indirekt. Sir Baltasar und Lady Rosa sowie ihr Sohn Lukas wurden von Rebellen getötet als diese mich ergreifen wollten."

„Sie haben es nicht geschafft?"

„Lord Rasmus kam mit seinen Rittern genau zur richtigen Zeit vorbei und hat sie getötet oder in die Flucht geschlagen."

„Danke, Lord Rasmus", meint mein Vater.

„Gern geschehen. Das ist doch unsere Aufgabe als Ritter."

„Er hat mich mitgenommen, weil er einen Verdacht hatte. So bin ich mit zu Lady Samantha und ihren Eltern, um sie zu dir zu bringen und da sind wir nun."

Ich lasse bewusst aus, dass wir von Rebellen ein zweites und ein drittes Mal angegriffen wurden und uns getrennt haben. Mit einem Blick gebe ich Peter zu verstehen, dass er nichts sagen soll. Man könnte es ihm als Feigheit auslegen. Da spielt es auch keine Rolle, dass es meine Idee war und die Sache ja Gott sei Dank gut ausgegangen ist.

„Es ist Zeit", meint nun mein Vater. „Wir sollten zur Ratsversammlung."

Kapitel 21

Seite an Seite schreiten wir den langen Gang hinunter auf eine gewaltige Doppelflügeltür zu. Sie ist aus dunklem Holz und mit unzähligen und sehr realistischen Schnitzereien versehen. Ganz oben, in der Sandsteineinfassung erblicke ich einen Drachen. Überrascht bemerke ich, dass mir die steinerne Abbildung zuzwinkert.

Im ersten Moment kann ich das nicht glauben. Warum sollte mir ein Stein mit dem Auge ein Zeichen geben. Als es aber ein zweites Mal passiert, schaue ich etwas überrascht.

„Du bist ein Drache?", flüstert mir mein Vater zu.

„Wenn ich mich verwandle, dann schon. Woher weißt du das?"

Er deutet nur mit dem Kopf nach oben zum Drachen. Dabei lacht er wissend. Offenbar hat er auch gesehen, dass das Tier mir zuzwinkert.

„Du hast es gesehen?", frage ich leise.

„Alle Menschen, die Magie in sich tragen, können sehen, wenn der Drache zwinkert. Aber das war das letzte Mal der Fall, als Aurora, die Prinzessin dieses Reiches und Freundin deiner Großmutter Anastasia hier durchging."

„Was bist denn du?"

„Kein Gestaltenwandler. Da ich nur adoptiert wurde, konnte sich die Magie in mir nur schwach ausbilden. Ich beherrsche das Element Luft."

„Gibt es noch andere Magier im Land?", erkundige ich mich.

„Hinter den Bergen leben Menschen mit Magie. Auch die Enkeltochter von Aurora. Sie heißt Luna und soll vier Elemente beherrschen."

Inzwischen haben wir die gewaltige Flügeltür erreicht. Mein Vater dreht sich noch einmal zu mir um. Dann spricht er laut.

„Serena, bevor wir durch diese Tür gehen, möchte ich dir noch eines sagen. Ich bin überglücklich, dass du zu mir gekommen bist und ich bin dir unsagbar dankbar, dass du mir verziehen hast. Ich bürde dir eine große Last auf, aber dieses Tor hat bewiesen, dass du mächtig bist und es schaffen wirst, dass alles wieder ins Lot kommt."

„Ich bin auch froh, dass ich dich getroffen habe. Lange Zeit wusste ich nichts von dir und war dann unglaublich enttäuscht, dass du mich nicht als Tochter akzeptieren wolltest..."

„Ich war dumm und von den Gepflogenheiten geblendet. Damals galt ein Sohn mehr als eine Tochter."

„Das ist heute noch der Fall", sage ich. „Aber ich habe dich kennengelernt. Ich werde dir nicht alles verzeihen, nicht sofort und nicht alles, aber ich glaube, du bist kein schlechter Mensch."

Einer spontanen Eingebung folgend umarme ich meinen Vater. Er schaut mich zunächst etwas verdutzt an, erwidert dann aber meine Geste.

„Ich liebe dich über alles, Serena. Das musst du mir glauben", sagt er leise an meinem Ohr.

„Ich liebe dich auch, Vater."

Damit lasse ich von ihm ab und wir stellen uns nebeneinander vor das Tor. Zwei Diener öffnen es auf einen Wink meines Vaters hin. Eine Fanfare ertönt.

„König Gerald Simons betritt den Saal", verkündet ein Rufer.

„Warum Simons, war das nicht der Name des früheren Geschlechts, das über das Reich der Mitte regierte?", frage ich leise meinen Vater.

„Ich habe diesen Namen angenommen, aus Respekt vor dem alten Geschlecht und vor allem wegen Aurora, meiner Patentante."

„Aha", kann ich da nur sagen. „Dann bin ich auch Serena Simons, wenn ich deine Tochter bin."

„Wenn du es so möchtest, würde ich mich freuen, dass du meinen Namen annimmst."

„Wird mir nicht viel anderes übrigbleiben", grinse ich.

Mein Vater setzt sich in Bewegung und ich folge seinem Beispiel. Samantha, Rebecca, Lili und Peter sind immer noch hinter uns. Als wir ganz vorne sind, weist mein Vater meinen Begleitern Plätze in der ersten Reihe zu. Mir hingegen gibt er zu verstehen, dass ich mich auf den Thron neben seinem setzen soll. Dieser ist normalerweise für den Partner des Königs oder der Königin gedacht.

Ruhe herrscht im Saal. Das leise Tuscheln, das noch bei unserem Eintreten geherrscht hat, ist verstummt. Viele haben sich gewundert, dass ich neben meinem Vater hergehe. Auch, wenn ich die Prinzessin bin, so müsste ich, dem Protokoll zufolge, zwei Schritte hinter ihm gehen.

Als sich mein Vater auf dem Thron niederlässt, setze auch ich mich, wie alle anderen, hin. Ich blicke zum König und stelle mit Schrecken fest, dass er müde und abgekämpft aussieht. Habe ich ihm so zugesetzt?

Ich sende meine Geistmagie aus und stelle schnell fest, dass es eine größere Zahl an Anwesenden gibt, die erleichtert wirken, dass die verschwunden Prinzessin aufgetaucht ist. Einige hoffen, dass sich nun das Blatt zum Guten wendet. Einige sind hingegen skeptisch und andere machen sich Sorgen um ihre Rechte und Privilegien. Verwunderung herrscht auch, dass Lord Kemenor nirgends zu sehen ist.

Als mein Vater sich erneut erhebt, verstummen selbst die Gedanken. Alle warten mit Spannung auf den Grund der Versammlung.

„Große Ratsversammlung. Ich nehme an, es hat sich bereits herumgesprochen, dass die verschwundene Prinzessin endlich aufgetaucht ist. Meine Tochter Prinzessin Serena ist an den Hof gekommen und hat sich mir zu erkennen gegeben."

Er macht eine Pause, um seine Worte wirken zu lassen. Die Nachricht scheint für niemanden mehr eine Überraschung zu sein.

Ich lasse meinen Blick durch den Thronsaal schweifen. Er ist groß und durch riesige, meist längliche Fenster mit Abbildungen in bunten Farben, dringt genügend Licht in den Raum, um ihn hell und freundlich erscheinen zu lassen. Die Fenster sind, wie das Eingangstor auch, mit Sandstein umrahmt. Ich bemerke, dass über jedem ein Tier abgebildet ist, bei jedem Fenster ein anderes. Ich kann einen Wolf, einen Drachen, einen Fuchs und noch einiges mehr entdecken. Als ich auch eine Maus sehe, muss ich beinahe lachen. Doch da reißt mich mein Vater wieder aus den Gedanken.

„Ich bin nun alt und müde. Das Reich befindet sich in keinem guten Zustand. Ich weiß, dass ich nicht der beste König war. Es ist deshalb die Zeit für Neues gekommen. Ich danke ab und übergebe die Krone meiner Tochter, Königin Serena Simons."

Alles schauen meinen Vater überrascht an. Ich natürlich auch. Ich hatte damit gerechnet, dass er mir die Amtsgeschäfte übergibt, aber ich hatte keinen blassen Schimmer, dass er abdanken will. Ein Blick zu Lili, Samantha, Rebecca und Peter zeigt mir, dass auch sie von dieser Entwicklung überrascht wurden.

„Was?", frage ich laut. Ich bin wohl die erste, die die Sprache wiedergefunden hat. „Das ist nicht dein Ernst!"

„Und ob!", antwortet mein Vater überraschend entschlossen. „Ich werde mich ganz zurückziehen. Ich weiß nun, du bist im Zeichen des Drachen geboren, du bist eine starke und vor allem mutige Frau und wirst das Land zu Wohlstand und Blüte führen, wie das Reich es verdient. Du bist die Königin und darfst alles verändern, du sollst sogar alles verändern -- hin zum Guten!"

Es bricht Applaus aus. Auch, wenn nicht alle klatschen, so sind es doch etwa Zweidrittel, jene Räte, die auch eine Veränderung wollen, denen es ums Reich und nicht um ihre eigenen Taschen geht.

Als dazu auch noch Rufe laut werden, dass ich etwas sagen soll, werde ich unruhig. Ich habe so etwas noch nie gemacht. Trotzdem erhebe ich mich. Lili gibt mir mit einem Handzeichen zu verstehen, dass ich sicher alles richtig mache. Sie gibt mir Mut.

„Große Ratsversammlung. Mein Vater hat mich genauso überrascht, wie euch. Ich bin und war nicht auf diese Ehre vorbereitet. Ich verspreche euch aber, mein Bestes zu geben und das Land wieder zu dem zu machen, was es unter meiner Großmutter, Königin Anastasia, war. Ich habe den obersten Berater meines Vaters, Lord Kemenor, seines Amtes enthoben und werde auch alle anderen Ämter überprüfen. Wer der Krone treu gedient hat, hat nichts zu befürchten. Wer aber in seine Tasche gewirtschaftet hat, der wird die Konsequenzen hart und entschlossen zu spüren bekommen."

Applaus brandet auf. Die meisten Räte erheben sich von den Stühlen und scheinen begeistert zu sein. Ich hoffe, ich kann ihren Erwartungen gerecht werden.

Nachdem ich gefühlt 1000 Hände geschüttelt, gleich vielen Menschen ein Ohr geschenkt und für jeden ein paar Worte übrig hatte, ziehe ich mich mit meinen Freunden ins Kaminzimmer zurück. Ich bin immer noch überwältigt.

„Königin Serena Simons und ich bin ihre Freundin", meint Lili staunend.

„Da haben wir den Salat", sage ich. „Wer hätte heute beim Frühstück gedacht, dass sich der Tag so entwickeln wird. Dabei ist er noch gar nicht zu Ende."

„Was machen wir nun?", will Samantha wissen.

„Wir werden die Macht übernehmen müssen. Das Wichtigste ist, die faulen Eier wie diesen Lord Kemenor auszusortieren und zu schauen, ob sie sich bereichert haben. Das sollte schnell gehen, bevor sie ihre Beute in Sicherheit bringen können.

Als erste Maßnahmen schlage ich vor, dass Samantha die Aufgaben von Lady Eleonora übernimmt."

„Ich soll die Hausfrau spielen?", meint sie etwas beleidigt.

„Hast du eine Ahnung, wie wichtig diese Stellung ist? Du sagst, wer was machen darf, wer zu mir vorgelassen wird, wer im Schloss wohnen darf, wo und wie. Dir untersteht das gesamte Personal im Schloss. Du hältst die Schlüssel in der Hand."

„So habe ich das noch nie gesehen. Die Frau ist mächtig", meint Samantha.

„Und wie", lächle ich ihr zu.

„Na dann!"

„Du Peter prüfst die Wachen auf ihre Loyalität, die Offiziere und das Heer. Die gesamte Verteidigung des Landes liegt ab sofort in deinen Händen. Ohne deine Zustimmung läuft nichts."

„Das ist eine große Ehre, Eure Majestät."

„Wer von euch mich noch einmal Majestät nennt, wird in den Kerker geworfen", antworte ich leicht gereizt. „Wir sind Freunde."

„Schon gut, es war doch nur ein Scherz", lenkt Peter ein.

„Übrigens Peter, kannst du bitte jemand in das Dorf schicken, aus dem ich komme. Am Landsitz gab es ein Mädchen Namens Anna. Sie war mir immer eine gute Freundin und soll nun ein gutes Leben haben. Kannst du sie bitte hierherbringen lassen?"

„In einer Woche ist sie da."

„Rebecca, du unterstützt Samantha. Als Freundin und nicht als Zofe."

„Danke!", sagt die Angesprochene. Sie strahlt mich an.

„Und ich?", erkundigt sich Lili.

„Wir nehmen uns die Bücher vor. Wir suchen nach Unregelmäßigkeiten, bewerten die Sinnhaftigkeit der Ausgaben und bilden uns ein Urteil über die Verwaltung und die Personen, die verwaltet haben."

„Ich kenne mich bei Buchhaltung nicht aus", wirft sie ein.

„Aber du hast einen Hausverstand und kannst beurteilen, was sinnvoll ist und was nicht."

Kapitel 22

Wir sind nun schon eine ganze Woche an der Arbeit. Lady Eleonora hat sich anfangs geweigert, ihre Macht abzugeben. Mit Hilfe der Wachen wurde sie schlussendlich des Schlosses verwiesen. Nach ihren Beschimpfungen gegen meine Person, habe ich ihr die angebotene Vergütung gestrichen und sie mittellos vom Hof gejagt.

Samantha hat sich bereits bestens in ihre neue Aufgabe eingelebt. Rebecca und sie sind ein eingespieltes Team. Seit ich weiß, dass sie mehr als nur normale Freundinnen sind, sehe ich die beiden in einem anderen Licht. Jetzt weiß ich, warum sie sich manchmal blind verstehen. Samantha hat mir erzählt, dass es zwischen ihnen gefunkt hat, als sie Rebecca erlaubt hat, zu baden. Der wunderschöne Körper habe es ihr sofort angetan. Auch deshalb sei sie überglücklich, keinen Mann heiraten zu müssen, hat sie gemeint. Das Einzige, was sie in diesem Zusammenhang bedaure sei, dass sie nun nicht mehr meine Stiefmutter wurde. Sie hat dies mit einem breiten Grinsen gesagt.

Lili hat sich als ausgesprochen kluge Frau erwiesen. Sie hat mit mir zusammen sehr schnell die Buchhaltung des Reiches durchforstet und zahlreiche Unregelmäßigkeiten entdeckt.

Wir sitzen nun im Thronsaal, der große Rat ist versammelt und die Lords, die unehrlich waren, werden einzeln aufgerufen. Lili hält jedem seine Verfehlungen vor. Teilweise haben die Herren enorme Beträge in den eigenen Taschen verschwinden lassen. Nach Lilis Vorhaltungen stehen sie wie begossene Pudel vor der Versammlung.

„Was machen wir mit diesen Herren?", frage ich in die Runde.

„Wir jagen sie mit Schimpf und Schande davon", rufen mehrere Räte.

„Was soll aus ihren Familien werden, aus ihren Kindern?", frage ich.

„Die sollen mit ihnen gehen!", ruft einer.

Andere wollen alle in den Kerker sperren, die Lords samt ihren Familien. Ich sage eine Zeit lang nichts. Mir gefällt die Sache nicht und ich überlege fieberhaft. Lili schaut mich fragend an.

„Was haben die Frauen und Kinder verbrochen? Warum sollen sie unter den Verfehlungen dieser Männer leiden. Wir wissen alle, wie viel Mitspracherecht Frauen bisher hatten."

„So gut wie keines", antwortet Lili. „Worauf willst du hinaus?"

Ich habe meinen Freunden erlaubt, mich auch in der Öffentlichkeit mit Du anzusprechen. Damit will ich ihre Position stärken, gleichzeitig aber auch zeigen, dass ich einen neuen Führungsstil habe.

„Warum soll die Frau dieses Mannes ...", dabei deute ich auf einen der Lords. „... bestraft werden? Sie hat doch nichts getan."

„Sie hat in Saus und Braus gelebt", wirft einer der Räte ein.

„Das kann schon sein, aber hat sie auch darum gebeten? Hat sie gewusst, wo das Geld herkam?"

„Vermutlich nicht", gibt der Rufer zu.

„Diese Männer", dabei deute ich auf die Beschuldigten, „Werden ab sofort in den Stallungen arbeiten. Sie werden sich um das Vieh kümmern und wehe, sie behandeln die Tiere nicht gut. Ihre Frauen möchte ich morgen hier im Thronsaal sprechen."

In diesem Moment kommt Rebecca in den Saal und informiert mich, dass Anna eingetroffen ist. Ich bitte sie, meine Freundin ins Kaminzimmer bringen und für sie ein Zimmer vorbereiten zu lassen.

Ich beschließe schnell die Sitzung und mache mich zusammen mit Lili auf den Weg ins Kaminzimmer.

„Was hast du vor mit den Frauen?", will sie wissen.

„Jede von ihnen soll die Wahl haben, ob sie bei ihrem Mann bleiben und vom kargen Lohn leben will, den er für eine Arbeit in den Stallungen bekommt oder ob sie selbst eine Arbeit im Schloss übernehmen will. Damit können jene, die ihre Männer lieben, bei diesen bleiben, die anderen haben die Möglichkeit sich zu trennen und selbst etwas aus ihrem Leben zu machen. Ich gehe sowieso davon aus, dass es sich bei den meisten um arrangierte Ehen handelt und sie sich von ihren Männern lossagen werden."

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