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Legenda Major - Generatio Proxima

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„Das ist mein Vater. Ich bin mit ihm hierhergekommen, um ihm zu zeigen, wo ich mit Mutter gelebt und danach als Magd gearbeitet habe. Ich möchte, dass er meine Freunde kennenlernt. Übrigens, ich hole mir mein Haus zurück."

„Sie hat die Herrschaften in den Kerker werfen lassen", meint der Kutscher ganz ehrfürchtig.

„In den Kerker werfen, warum?", will Genoveva wissen.

„Sie haben euch nach Lady Rosa und Sir Balthasar noch ärger bestraft als zuvor, hat mir Anna erzählt."

„Du hast Anna getroffen?"

„Ja, sie ist bei mir."

„Sie wurde doch von Rittern der königlichen Garde abgeholt. Keiner weiß, was sie verbrochen hat."

„Nichts, sie wurde an den königlichen Hof berufen."

„Was macht sie da?"

„Sie leitet die Küche und die Lager. Anna ist ganz in ihrem Element."

„Oh, die Küche und die Lager, das ist eine wichtige Aufgabe. Hast du etwas mit dem königlichen Hof zu schaffen?"

„Ja, ganz am Rande", flunkere ich.

„Sie ist die Königin, Königin Serena Simons", platzt erneut der Kutscher dazwischen.

Genoveva erstarrt und schaut mich ungläubig an. Ich kann beinahe sehen, wie ihr Gehirn arbeitet.

„Ist das wahr?", vergewissert sie sich.

„Das ist wahr und mein Vater ist König Gerald, der zu meinen Gunsten abgedankt hat."

„Du bist die verschollene Prinzessin?", haucht sie.

„Ja, die war ich. Jetzt bin ich ja nicht mehr so verschollen", grinse ich.

Mein Scherz kommt bei ihr jedoch nicht wirklich an. Sie fällt auf die Knie und bittet mich um Verzeihung, dass sie mir nicht die nötige Ehre erwiesen hat.

„Genoveva, bitte steh auf!", sage ich zu ihr. „Für dich werde ich immer Serena, die kleine Magd, sein und daran soll sich auch nichts ändern. Ich werde ganz sicher meine Vergangenheit nicht leugnen. Ich bin sogar stolz auf die Menschen, die in dieser Zeit zu mir gehalten haben."

Ich ziehe sie an den Armen nach oben und bitte sie, mit mir in die Stube zu gehen. Dort setzen wir uns hin.

„Genoveva, ich habe die neuen Herrschaften wegen Grausamkeit verhaften lassen und sie werden nie mehr zurückkommen, weil ich ihnen dieses Gehöft wegnehme."

„Was soll dann daraus werden, Eure Majestät?"

„Sei nicht albern, Genoveva, nenn mich Serena und sag Du. Ich will, dass dieser Hof ab sofort den Bediensteten gehört und dich bitte ich, die Verwaltung und Leitung zu übernehmen. Ich werde einen Erlass vorbereiten lassen, dass es in Zukunft verboten ist, Bedienstete körperlich zu bestrafen. Sollte dies der Fall sein, wird, wie in eurem Fall, der Hof den Besitzern weggenommen und geht an die Bediensteten als Entschädigung für die erlittenen Grausamkeiten."

„Das willst du machen?", platzt die Köchin heraus.

„Das will ich. Ich habe selbst viel zu lange miterleben müssen, wie sich die Herrschaften auf Kosten der Bediensteten bereichert haben. Ich werde auch verfügen, dass allen, die arbeiten, auch eine angemessene Verpflegung zusteht."

„Das ist ein Wort."

In ihrem Eifer umarmt mich Genoveva und auch die übrigen Bediensteten kommen langsam zu mir. Wir sitzen noch eine Weile zusammen und ich muss erzählen, wie es am königlichen Hof zugeht. Auch Geschichten aus meiner Zeit als Magd werden zum Besten gegeben, weil mein Vater danach fragt. Es ist ein wunderschöner Nachmittag, den ich in vollen Zügen genieße.

Gegen Abend bitte ich den Stallburschen uns zwei Pferde zu satteln, die er am nächsten Tag beim Haus abholen soll, in dem ich früher mit meiner Mutter gelebt habe. Vater und ich reiten nach einer langen und herzlichen Verabschiedung los, satteln am Haus die Pferde ab und bringen sie auf die Koppel. Anschließend verwandle ich mich und wir fliegen nach Hause.

Als wir vom geheimen Garten zurück zum Schloss gehen, schaut mich mein Vater nachdenklich an.

„Die Leute dort mögen dich", stellt er fest.

„Sie waren lange Zeit meine Familie."

„Es tut mir leid, dass ich nicht für dich da war."

„Weißt du Vater, ich bin gar nicht so traurig, dass ich bisher dieses Leben hatte. Ich bin wohl die erste Königin, die weiß, was es heißt, zum gemeinen Volk zu gehören und die Maßnahmen ergreifen kann, um das Leben der Menschen wirklich zu verbessern, weil sie das wahre Leben kennt und nicht nur den königlichen Hof."

„Ich bin stolz auf dich!"

Mehr kann mein Vater nicht sagen, da schon Peter und Samantha auf uns zugelaufen kommen. Lili folgt etwas abgeschlagen.

„Wo warst du?", will Samantha wissen.

„Ich war fliegen mit meinem Vater."

„Hier ist die Hölle los", informiert mich Lili.

„Das heißt?"

„Die Rebellen haben eine Botschaft geschickt."

„Wie geschickt?"

„Sie haben einen Ritter gefesselt auf ein Pferd gesetzt und ihm einen Brief ins Hemd gesteckt. Dann wurde das Pferd losgeschickt. Nach zwei Tagen, in denen das Pferd herumgeirrt ist, wurde es von anderen Rittern eingefangen und die Nachricht zum Schloss gebracht."

„Wie geht es dem Ritter?", erkundige ich mich.

„Er hatte Hunger und Durst, sonst geht es ihm gut."

„Kommt, lasst uns gehen und schauen, was sie wollen."

Ich sitze mit meinen Vertrauten im Kaminzimmer. Auch mein Vater ist dabei. Hierher ziehen wir uns immer dann zurück, wenn wir etwas zu besprechen haben.

Ich habe zuvor noch kurz den Ritter besucht, den die Rebellen als Postboten missbraucht haben und mich versichert, dass es ihm gut geht und er versorgt wird. Er war etwas überrascht, dass sich die Königin selbst darum kümmert, dass es ihm an nichts fehlt.

Nun sitze ich hier mit der noch geschlossenen Rolle. Es ist ein recht billiges Papier, trägt aber ein Siegel. Dieses besteht nur aus einem Maulwurf und der Schrift „Rebellion".

„Was soll der Maulwurf?", will mein Vater wissen.

„Ich glaube sie wollen damit sagen, dass sie im Untergrund agieren."

„Das ist doch kindisch", meint er.

„Vater, diese Menschen haben keine Bildung und auch nicht die Zeit, sich schöne Bilder und Symbole auszudenken. Sie sind einfach gestrickt, aber sie haben legitime Forderungen."

„Ach Papperlapapp", meint er.

„Siehst du, Vater, diese Einstellung hat dazu geführt, dass das Volk immer unzufriedener wurde. Weil die Wünsche und Forderungen nicht einmal berücksichtigt wurden, steigt auch der Widerstand gegen das herrschende System."

„Schon gut, schon gut, ich habe vieles falsch gemacht", wehrt Vater ab.

„Es geht nicht darum, was du falsch gemacht hast. Mir ist wichtig, dass sich etwas ändert, dass die Fehler der Vergangenheit gesehen und in Zukunft vermieden werden."

„Bist du eine von ihnen?"

„In gewisser Weise ja. Ich werde nicht mit Gewalt Änderungen herbeiführen, aber ich sehe die Notwenigkeit."

„Dann lies schon vor!", meint er ungeduldig.

„Du kannst es doch nicht ganz lassen, König zu sein", grinse ich.

Dabei aber breche ich das Siegel und falte das Papier auseinander. In einer etwas krakeligen Schrift sind nur wenige Zeilen vermerkt.

An die neue Königin!

Wir haben gehört, dass wir eine neue Königin haben, die auch gewillt ist, Veränderungen herbeizuführen. Der Erlass gegen körperliche Strafen für Bedienstete ist ein erster Schritt aber reicht noch lange nicht aus, um unsere Forderungen zu erfüllen. Wenn Ihr gewillt seid, das Gespräch zu suchen, dann hängt ein weißes Laken an den großen Turm. Wir werden dann einen Unterhändler schicken. Aber wehe, ihm wird auch nur ein Haar gekrümmt.

Die Rebellen

Ich lese den Brief und reiche ihn dann weiter. Jeder liest ihn und gibt ihn dann dem Nächsten. Keiner sagt ein Wort bis nicht alle die wenigen Zeilen gelesen haben.

„Was sagt ihr?", frage ich in die Runde.

„Wir verhandeln nicht!", meint Vater.

„Meinen die es ernst?", will Lili wissen.

„Sie sind gut informiert", sage ich. „Sie wissen, dass ich den Erlass herausgegeben habe, das ist noch nicht lange her. Sie haben eine Quelle im Schloss."

„Was, die müssen wir finden", meldet sich Peter.

„Warum, ich habe nichts zu verbergen."

„Sie könnte eine Gefahr darstellen."

„Ach was! Ich glaube nicht, dass sie das Risiko eingehen, diese Person und damit diese für sie wichtige Informationsquelle zu verlieren und wenn sie mir etwas hätten antun wollen, dann wäre das längst schon passiert."

„Das ist auch wieder wahr", stimmt Peter zu.

„Samantha, lass das weiße Tuch an den Turm hängen."

„Das sieht wie eine Kapitulation aus", wirft Peter ein.

„Es ist ein Zeichen, nicht mehr und nicht weniger. Wer glaubt, wir würden kapitulieren, der soll es halt glauben. Für mich sind Gespräche eine Möglichkeit, Probleme aus der Welt zu schaffen."

Kapitel 23

Wir haben noch am Abend das weiße Tuch am Turm angebracht. Nun warte ich gespannt auf den Unterhändler. Die Nacht habe ich gut geschlafen und sitze nun am Frühstückstisch. Seit Anna für die Küche zuständig ist, hat sich der Speiseplan drastisch verändert. Natürlich ist das in Absprache mit mir passiert, aber der Vorschlag kam von ihr. Die Gerichte sind einfacher und nur an Sonn- und vor allem an Feiertagen sind sie etwas ausgefallener. Auch die vorher unglaubliche Auswahl gibt es nicht mehr. Der Hof soll sparsamer werden.

Ich habe mir gerade eine Tasse Kaffee genommen und wähle ein Brötchen aus, da kommt ein Diener auf mich zu. Voller Ehrfurcht bleibt er vor mir stehen.

„Eure Majestät, der Unterhändler der Rebellen steht am Schlosstor."

„Dann bringt ihn hierher. Ich denke er kann ein Frühstück vertragen."

„Wir sollen ihn hierher begleiten?" erkundigt er sich. Er kann wohl nicht glauben, dass ich so gastfreundlich bin.

„Genau das habe ich gemeint", bestätige ich.

Gespannt, wie dieser Unterhändler der Rebellen aussehen mag, warte ich. Lili grinst mich an.

„Du bist neugierig", kichert sie.

„Ich habe mich noch nie mit einem Rebellen länger unterhalten. Bisher ist noch jedes Zusammentreffen für die Gegenseite ungünstig verlaufen."

Bevor Lili noch etwas sagen kann, klopft es an der Tür und auf meine Aufforderung hin, einzutreten, schwingt die Tür auf. Herein kommt ein junger Mann, den ich auf Mitte Zwanzig schätze. Er ist ärmlich gekleidet, wirkt aber sauber und hat struppige, kurze, blonde Haare. Ich finde ihn süß.

„Eure Majestät, der Unterhändler der Rebellen", meint der Diener.

„Willkommen, setzt Euch", biete ich an.

Dabei deute ich auf den Stuhl, genau gegenüber von meinem Platz. Damit können wir uns in die Augen schauen. Da ich mich bei seinem Eintreten erhoben habe, setze ich mich wieder hin und alle anderen folgen meinem Beispiel.

Der Rebell schaut etwas skeptisch in die Runde. Ein wenig unsicher nähert er sich dem angebotenen Platz und setzt sich langsam hin.

„Wer hat hier das Sagen?", erkundigt er sich.

„Oh, verzeiht, ich bin Serena, die Königin. Ich gehe davon aus, dass wir zwei das Gespräch führen. Trotzdem darf ich vorstellen: Lili, meine rechte Hand, Samantha die Herrin des Schlosses, Rebecca ihre rechte Hand und Lord Peter Rasmus, der Kommandant der Wachen und des Heeres."

Er schaut jeden einzelnen genau an. Ich beobachte, wie er auf dem Stuhl nervös herumwetzt und sich offenbar nicht ganz wohl fühlt.

„Nehmt Kaffee, Tee, Brötchen, was Euch beliebt", biete ich an.

„Das ist Euer Frühstück?", erkundigt er sich.

„Ja, das ist unser Frühstück. Wenn Ihr etwas Besonderes wünscht, kann ich in der Küche nachfragen lassen, ob es vorrätig ist."

„Brot, Butter und Marmelade, das ist alles?", staunt er immer noch.

„Hier ist noch Honig und die Eier werden frisch gemacht", antworte ich.

„Ich dachte immer ...", meint er. Allerdings beendet er den Satz nicht.

„Ihr habt gedacht, dass hier in Saus und Braus gelebt wird?"

„Ja, so ähnlich."

„Das war einmal. Meine Küchenchefin ist der Meinung, es gehe auch sparsamer", antworte ich. „Ich denke allerdings nicht, dass Ihr gekommen seid, mit mir über das Frühstück am Hof zu sprechen."

„Nein, das wirklich nicht", meint er und wird dabei ein wenig rot.

„Greift doch zu, es ist genügend da", biete ich an.

Zaghaft nimmt er sich eine Tasse Kaffee und ein Brötchen. Ich beobachte den jungen Mann belustigt, sage aber bewusst nichts. Er soll das Gespräch beginnen. Schließlich sind es die Rebellen, welche Forderungen erheben. Ich kann warten.

„Man schickt mich, um zu fragen, ob Ihr bereit seid, unseren Forderungskatalog zu erfüllen", meint er schließlich.

„Welchen Katalog?"

„Den würden wir Euch zukommen lassen."

Ich mache eine Pause, so als würde ich nachdenken. Dabei habe ich schon sehr klare Vorstellungen, wie die Verhandlungen zu laufen haben. Ich weiß, meine Freunde werden damit nicht zufrieden sein, aber ich möchte den kürzesten Weg, um endlich Ruhe ins Volk zu bringen.

„Ich glaube, Ihr versteht, wenn ich nicht einem Forderungskatalog zustimmen kann, den ich noch nie gesehen habe", antworte ich bewusst langsam und in einem nachdenklichen Ton. „Ich habe einen ganz anderen Vorschlag. Ihr bringt mich zu Eurem Anführer und ich spreche mit ihm direkt. Forderungen hin und her zu schicken, finde ich persönlich zu langwierig."

„Wie meint ihr das?", will er überrascht wissen.

„Ihr habt eine Forderung, ich aber bin nur bereit, diese bis zu einem bestimmten Punkt zu erfüllen, da ich an das gesamte Volk denken muss und die Maßnahmen ausgewogen sein sollen. Schreiben wir uns, dann pendelt Ihr hundert Mal hin und her. Wenn ich mit eurem Anführer, eurem Rat oder wer auch immer bei euch die Entscheidungen trifft, direkt sprechen kann, dann können wir viel schneller eine Einigung erzielen."

„Wir kommen nicht ins Schloss. Das ist ausgeschlossen."

„Ihr habt Angst, ich könnte euch alle festnehmen lassen? Das kann ich verstehen, auch wenn ich das niemals tun würde, weil ich stark an einer Einigung interessiert bin."

„Habt Ihr Angst vor uns?", will er wissen. Dabei spielt ein etwas hochnäsiges Lächeln um seine Lippen.

„Nein, die habe ich absolut nicht. Aber ich bin der Meinung, dass einige eurer Forderungen gut sind und umgesetzt werden sollen."

„Was ist dann Euer Vorschlag?"

„Ihr bringt mich zu euch."

„Damit ihr wisst, wo unser Hauptquartier ist? So dumm sind wir auch nicht."

„Nehmt mich mit verbundenen Augen mit, macht, was ihr wollt, aber ich will mit eurem Anführer direkt verhandeln."

„Dieses Risiko kannst du nicht eingehen!", fährt Peter dazwischen. „Die haben schon mehrfach versucht, dich umzubringen."

„Davor habe ich keine Angst. Der junge Mann, der sich noch immer nicht mit Namen vorgestellt hat, wird seinem Anführer von mir mitteilen, dass dies eine ganz, ganz dumme Idee wäre. Weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie das Volk lebt, bin ich eine der Ersten, die Veränderungen will. Ich habe ja schon damit angefangen. Deshalb ist es sinnvoll, mit mir zu reden. Wenn ich tot bin, klappt das weniger gut."

„Ich heiße Markwart. Aber wenn Ihr tot seid, brauchen wir nicht mehr zu verhandeln", meint der Unterhändler und lacht schelmisch.

„Das glaubt Ihr echt?", frage ich.

„Warum nicht?"

„Habt Ihr eine Ahnung, was los ist, wenn ich getötet werde? Dann übernimmt wieder mein Vater und der wird euch jagen, bis jeder einzelne von Euch erledigt ist."

„Das kann er gern versuchen", meint Markwart hochnäsig. „Uns kann man nicht alle erledigen."

„Nein, alle nicht, aber für das Volk ändert sich dann leider nichts. Mein Vater wird nur noch darauf konzentriert sein, die Rebellen zu jagen und ihr seid nur noch damit beschäftigt, euch zu verstecken. Gespräche oder gar Verbesserungen wird es keine geben. Ich fürchte, es würde sogar noch schlimmer kommen. Ist es das, was ihr wollt? Glaubt mir, ich bin eure Chance, etwas zu bewegen, weil ich auch etwas zum Besseren ändern will."

Er schaut mich überrascht an. Er hat uns bisher als Gegner gesehen. Dass wir am gleichen Strang ziehen könnten, muss erst langsam in seinen Kopf. Ich habe aber den Eindruck, langsam versteht er mich. Auch Peter sehe ich an, dass er meiner Argumentation folgen kann.

„Ich will dich aber begleiten", meint Peter.

„Ausgerechnet der Kommandant der Wache und des Heeres?", meint Markwart.

„Ich nehme Lili mit", entscheide ich.

„Mich?", meint diese.

„Hast du Angst?"

„Nein, aber ... bin ich so wichtig?"

„Mir schon."

„Was machen wir nun?", erkundigt sich Markwart. Er ist mit meiner Gesprächsführung sichtlich überfordert.

„Du frühstückst in Ruhe zu Ende, reitest dann los, machst deinem Anführer den Vorschlag zu einem direkten Treffen, erklärst ihm, warum es keine gute Idee wäre, mir etwas anzutun und dann informiert ihr mich, wie und wann das Treffen vonstattengehen soll."

„Und wenn mich Ritter verfolgen, um herauszufinden, wo wir unser Hauptquartier haben?"

„Ich gebe Euch mein Wort, keiner von uns wird Euch folgen."

Ich nicke Peter zu und er bestätigt dies. Daraufhin scheint Markwart sich etwas zu beruhigen.

„Ich vertraue Euch", meint er.

Nach einem ausgiebigen Frühstück macht er sich schließlich auf den Rückweg. Peter scheint es in den Fingern zu kitzeln, ihn doch verfolgen zu lassen, aber ich halte ihn davon ab.

„Ich habe ihm mein Wort gegeben!", weise ich den Lord sanft zurecht. „Auf das Wort der Königin sollte Verlass sein."

Zwei Tage später kommen gleich vier Rebellen und bitten vorgelassen zu werden. Diesmal treffe ich sie im Kaminzimmer. Markwart ist einer von ihnen.

„Wir nehmen Euch und das andere Mädchen mit", informiert er mich ohne lange Umschweife.

„Jetzt sofort?"

„Dann könnt ihr keine Vorkehrungen mehr treffen", hält er dagegen.

„Ich hatte so etwas zwar nicht vor, aber ich habe nichts dagegen. Also können wir von mir aus aufbrechen. Ich informiere nur noch Lili, die mitkommt, und die anderen, dass ich nicht da bin."

„Von mir aus, aber macht schnell."

Ich übergebe Peter das Oberkommando. Er wird an meiner Stelle die Entscheidungen treffen, die nötig sind. Ich habe kurz daran gedacht, meinen Vater mit dieser Aufgabe zu betrauen, nehme davon aber doch wieder Abstand. Er ist mir zu sehr in alten Mustern gefangen. Bei ihm kann ich mir nicht sicher sein, dass er die Rebellen nicht doch jagen lässt.

„Pass auf dich auf", meint Peter.

„Das mache ich."

„Es ist schon paradox, ich habe dich aus den Händen der Rebellen gerettet und nun begibst du dich freiwillig zu ihnen."

„Die Zeiten ändern sich. Ich glaube nicht, dass mir immer noch Gefahr droht. Wenn sie mir etwas antun, dann sind sie ganz schön dumm."

Im Hof warten bereits Stallburschen mit zwei Pferden. Eines davon ist mein Brauner, den ich schon länger nicht gesehen habe.

„Geht es dir gut?", frage ich ihn. Dabei streiche ich mit der flachen Hand über den Hals des Tieres.

„Wollen wir los?", drängt Markwart.

„Von mir aus."

Wir sitzen auf und machen uns auf den Weg. Die Ritter schauen uns überrascht hinterher. Sie haben vermutlich verstanden, dass die vier Männer Rebellen sind. Warum aber ausgerechnet die Königin mit ihnen davonreitet, das dürfte ihnen wohl eher nicht einleuchten.

Etwas außer Sichtweite des Schlosses werden mir und Lili die Augen verbunden. Jemand nimmt die Zügel unserer Pferde und wir können nur noch abwarten, wohin wir geführt werden.

Nach etwa zwei Stunden, wenn ich den Stand der Sonne bedenke, bleiben wir stehen. Uns werden die Augenbinden abgenommen. Mir fällt sofort auf, dass wir uns zwischen schroffen Felsen befinden. Die drei Begleiter von Markwart nehmen unsere Pferde und er selbst führt uns zu Fuß hinter einen großen Stein, wo sich ein enger Durchgang auftut, der in eine riesige Höhle mündet. Als Versteck ist dieser Platz genial.

Markwart führt uns tiefer in die Höhle hinein. Weiter hinten erkenne ich den Schein eines Feuers. Wir halten darauf zu und als wir in die Nähe kommen, sehe ich, dass dort eine junge Frau, etwa Mitte Zwanzig, sowie zwei Männer sitzen, die ich 30 bis 35 Jahre alt sein lasse.

Die Frau ist ausgesprochen hübsch. Sie trägt einfache Kleider und ihre Haare sind etwas ungepflegt. Trotzdem kann ich deutlich erkennen, dass sie eine wahre Schönheit ist. Ihre hohen Wangenknochen und der wilde Blick geben ihr eine Entschlossenheit, wie ich sie selten bei einem Mann gesehen habe. Diese Verwegenheit an einer Frau zu erblicken, beeindruckt mich noch mehr.