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Legenda Major - Generatio Proxima

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„Kluger Schachzug", schmunzelt Lili.

Inzwischen haben wir das Kaminzimmer erreicht. Ich nehme die Krone ab und übergebe sie einem Diener, damit er sie in meine Gemächer bringt. Lili schaut mich fragend an.

„Du kommst mit", lache ich.

Damit betreten wir das Zimmer. Anna schaut sich überrascht um. Sie ist von der Umgebung eingeschüchtert. Als sie mich erblickt, beginnen ihre Augen zu leuchten.

„Serena, es geht dir gut! Wie froh ich bin!", sagt sie.

Dabei kommt sie auf mich zu gerannt und fällt mir um den Hals. Es ist eine ehrliche, offene Geste, die ihrem Herzen entspringt. Als ich die Umarmung erwidere und sie an mich drücke, beginnt sie zu weinen. Ich nehme sie um die Taille und führe sie zur Couch. Dort lasse ich sie nieder und setze mich zu ihr.

„Was ist denn?", frage ich.

„Nach dir ist eine neue Herrschaft gekommen. Irgendwelche Verwandten von Sir Baltasar. Die sind noch schlimmer als er und Lady Rosa. Ich habe einmal fünf und einmal zehn Hiebe mit der Rute bekommen. Aber sag, wie geht es dir?"

„Danke, mir geht es gut. Darf ich vorstellen, das ist Lili meine Freundin, Lili, das ist Anna. Sie war mein Halt, als ich noch eine Magd war."

Die beiden begrüßen sich und erneut schaut mich Anna an. Sie mustert mein Kleid. Es ist nicht das vornehmste, das ich im Schrank habe, aber im Vergleich zu den Kleidern von Lady Rosa ist es deutlich schöner und edler.

„Was machst du hier am Hof des Königs? Du siehst fabelhaft aus."

„Mir geht es gut und ich habe eine wichtige Aufgabe."

„Warum hast du mich herholen lassen?"

„Weil du meine Freundin bist und weil du mir wichtig bist. Soweit ich das beurteilen kann, war es genau die richtige Entscheidung. Du musst nicht mehr zurück."

„Ich muss nicht mehr zurück? Ich darf hier bei euch bleiben?"

„Das darfst du."

Ihre Begeisterung zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen. Anna war schon immer gut im Verwalten der Vorräte. Ich habe mir gedacht, dass sie die Aufsicht über die Küche und die Lager des Schlosses übernehmen könnte. Das schlage ich ihr auch vor.

„Ich? Kannst du so etwas überhaupt entscheiden?", staunt sie.

„Das kann ich", grinse ich. „Überleg es dir."

„Da gibt es nichts zu überlegen. Wenn ich darf, würde ich diese Aufgabe gerne übernehmen."

Ich klingle und ein Diener steht wenig später in der Tür. Er bückt sich tief zu Boden und Anna beobachtet ihn dabei mit Staunen.

„Lass Lord Rasmus rufen, ich möchte ihn sprechen. Er findet mich in der Küche."

„Sehr wohl, Eure Majestät", antwortet der Diener und verschwindet.

Anna schaut mich entgeistert an. Ich muss laut loslachen, als ich ihre Verwunderung erblicke.

„Eure Majestät? Das hat er jetzt nicht wirklich gesagt?"

„Doch, das hat er", grinst nun auch Lili. „Du sitzt gerade Königin Serena gegenüber."

Verwirrt fällt Anna auf die Knie. Nun ist sie endgültig überfordert. Ich knie mich vor sie und ergreife ihre Hände.

„Für dich werde ich immer Serena sein, die Freundin."

Ich nehme sie in den Arm und drücke sie fest an mich. Wie oft hat sie mich getröstet und mir Kraft gespendet, wenn ich an meinem Dasein als Magd beinahe verzweifelt wäre.

„Komm hoch", sage ich und ziehe sie auf die Beine."

„Du bist die Königin? Wie ist das möglich?"

„Ich habe erst nach meinem Weggang vom Landsitz, auf dem ich gearbeitet habe, erfahren, dass ich die verschollene Prinzessin bin. Meine Mutter war die Königin, die bei Nacht und Nebel den Hof des Königs verlassen hat."

„Wie soll ich dich dann jetzt nennen."

„Serena, einfach nur Serena", sage ich eindringlich. Dann füge ich lachend hinzu. „Glaubst du mir jetzt, dass ich dir eine Stelle am Hof anbieten kann."

„Ich denke schon", grinst nun langsam auch sie.

„Komm mit, ich zeige dir, wo deine neue Arbeitsstelle ist. Deinen Vorgänger haben wir gerade vorhin entlassen, weil er in die eigene Tasche gewirtschaftet hat."

„Dann komme ich ja gerade richtig", lächelt nun auch Anna.

Wir gehen zur Küche und ich zeige Anna alles. Ich stelle sie den Personen, mit denen sie arbeiten muss, vor und ermahne alle, ihr keine Schwierigkeiten zu machen. Ich sage allen, dass ich sonst harte Konsequenzen ziehen werde.

Noch während der Vorstellungsrunde kommt Peter zu uns. Ich erkläre ihm kurz, dass auf dem Landsitz weiterhin Bedienstete mit harten, körperlichen Strafen bedacht werden. Die neuen Besitzer sollen ins Gefängnis gesteckt werden.

„Du willst die Herrschaften in den Kerker werfen lassen?", will Anna wissen.

„Ich kann das", lächle ich ihr zu.

„Das glaube ich", meint sie.

So vergeht die Zeit. Anna hat sich gut eingelebt und ich halte mein Programm bei, mit dem ich mich schonen soll. Ein paar Tage später unternehme ich nach dem Mittagessen, einen Spaziergang durch den Garten. Ich bin allein, weil ich nachdenken will. Ich bin seit einer Woche Königin und habe schon einiges verändert. Trotzdem sind die Rebellen weiterhin aktiv. Es wird mir nichts anderes übrigbleiben, als mit ihnen zu sprechen. Aber wie soll ich das anstellen?

Plötzlich sehe ich eine Gestalt, die auf einer der vielen Parkbänke sitzt. Beim Näherkommen wird mir bewusst, dass es sich um meinen Vater handelt. Als ich ihn erreiche, trete ich leise an die Bank hin.

„Darf ich mich setzen?"

„Ja, mein Liebes. Das darfst du doch immer."

„Wie geht es dir?", frage ich.

„Danke, mir geht es blendend. Erst jetzt wird mir bewusst, welche Last das Regieren war. Dabei war das Schlimmste, dass ich nie wusste, wem ich vertrauen kann und wem nicht. Du machst es besser, du hast Freunde um dich versammelt und gibst ihnen Aufgaben."

„Das hättest du auch können."

„Nach dem Verschwinden deiner Mutter habe ich niemandem mehr vertraut. Ich will ihr ganz bestimmt keine Schuld geben. Ich habe es nicht anders verdient. Als Stimmen laut wurden, deine Mutter könnte eine Hexe sein, nur weil sie sich mit Kräutern gut auskannte, spätestens da hätte ich eingreifen müssen.

Stattdessen ließ ich sie allein. Ich war, wieder einmal feige. Ich habe nicht gesehen, welches Ausmaß diese Gerüchte angenommen haben und dass deine Mutter um ihr Leben und vor allem um dein Leben fürchten musste. Als gute Mutter hat sie die einzig richtige Entscheidung getroffen, die sie hat treffen können. Sie hat dein Leben geschützt und ist geflohen. Mir aber hat das den Boden unter den Füßen weggezogen."

„Hast du ihr jemals die Schuld gegeben?"

„Nein, niemals, wo denkst du hin."

„Wusste sie von der Magie?"

„Ja, natürlich, als Frau des Königs wusste sie es zwangsläufig."

„Warum hat sie mir dann nie etwas davon gesagt. Ich wäre plötzlich mit meinen Fähigkeiten konfrontiert gewesen und hätte nicht gewusst, was ich damit anfangen soll."

„Ich bin sicher, sie wollte dich nur schützen", meint er nachdenklich. „Wie hätte sie es dir auch sagen sollen, wie hätte sie erklären sollen, dass du als einzige weit und breit magische Kräfte besitzt?"

„So habe ich das noch nie gesehen."

„Du hättest Fragen gestellt und keine Ruhe gegeben, bis du nicht eine zufriedenstellende Antwort bekommen hättest. Das wusste sie."

„Ach, etwas anderes. Darf ich Graf Sonnenfels einladen?"

Mein Vater lächelt verschmitzt. Mir kommt es so vor, als würde er in Erinnerungen schwelgen.

„Der alte Graf Sonnenfels", meint er schließlich. „Natürlich darfst du ihn einladen. Du bist die Königin, wer sollte es dir verbieten?"

„Ihr wart doch Rivalen?", werfe ich ein.

„Das waren wir", meint Vater nachdenklich. „Ich war der König und damit hatte ich die Nase vorne. Du kannst mir glauben, ich habe oft darüber nachgedacht, ob nicht er die bessere Wahl für deine Mutter gewesen wäre."

„Das werden wir nie wissen. Ich weiß aber, dass er mein Patenonkel ist und, dass ich ihn gerne um mich hätte, ab und zu zumindest."

„Dann lade ihn ein. Ich habe nichts dagegen."

Eine längere Zeit lang sitzen wir schweigend nebeneinander. Es ist kein unangenehmes Schweigen. Vielmehr hängt jeder seinen Gedanken nach, bis mein Vater die Stille durchbricht.

„Hast du dich bereits verwandelt?"

„Du meinst in meinen Drachen? Ja das habe ich."

„Bist du auch geflogen?"

„Natürlich, es ist wunderschön."

„Ich habe dich nie als Drache gesehen. Hast du dich verwandelt, seit du im Schloss bist?"

„Wie denn? Es gibt hier keinen Platz, wo ich mich einigermaßen sicher verwandeln könnte. Es sollen doch nicht alle sehen, dass ihre Königin ein Drache ist."

Mein Vater schaut mich verstehend an. Dann aber legt sich ein verschmitztes Lächeln auf seine Lippen.

„Was ist?", frage ich.

„Dieses Schloss wurde einst mit Magie erbaut. Einer aus dem Geschlecht der Simons hat es aus dem Nichts entstehen lassen. Keine Ahnung, wie er es angestellt hat, dass niemand aufgefallen ist, dass plötzlich ein solch gewaltiger Bau dasteht und dies wohl nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Auf jeden Fall hat er dabei nicht nur den Drachen über dem Eingang des Thronsaales erschaffen und die Wesen über den Fenstern des Saales, er hat auch einen Platz geschaffen, auf dem sich die Gestaltenwandler des Geschlechts der Simons unbeobachtet verwandeln können."

„Und wie geht das?", frage ich. Vater hat die Neugier in mir geweckt.

„Komm mit", meint er nur.

Langsam steht er auf und geht einen unscheinbaren Weg entlang. Dieser führt, soweit ich das beurteilen kann, nur auf eine riesengroße Hecke zu. Dennoch folge ich ihm.

„Wo willst du hin?", frage ich ungeduldig.

„Du wirst schon sehen. Eine Königin sollte sich in Geduld üben können", neckt er mich.

„Spiel nie mit einem Drachen", gebe ich lachend Kontra.

„Auch wieder wahr", lacht er. „Der Drache wäre aber töricht, würde er mir etwas antun. Dann würdest du nie erfahren, was ich dir zeigen will."

„Auch wahr", antworte ich leicht genervt.

Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihm brav zu folgen. Ich habe sogar den Eindruck, er geht bewusst etwas langsam. Dabei ist es vermutlich nur meine Ungeduld, die mich antreibt und ihn dadurch langsam erscheinen lässt.

„Sind wir bald da?"

„Du bist wie ein nerviges Kind", lacht er.

„Was soll da vorne denn sein?"

„Nur Geduld", wiederholt er sich.

Als wir endlich die Hecke erreicht haben, bleibt er stehen. Ich schaue mich um, kann aber nichts entdecken, das mein Interesse wert wäre.

„Konzentrier dich auf deinen Drachen, aber verwandle dich nicht", weist er mich an.

„Wie soll das gehen?"

„Wenn du Gestaltenwandlerin bist, dann geht das. Du wirst schon herausfinden, wie."

Ich versuche mich auf meinen Energiestrom zu konzentrieren, bekomme ihn zu greifen und überlege, was ich damit tun könnte. In dem Moment öffne ich leicht genervt die Augen und sehe mit Staunen, wie die Hecke sich plötzlich öffnet und ein Durchgang entsteht.

„Geht doch!", grinst mein Vater. „Geh durch und denk daran, dass ich mitkommen darf."

Ich tue, wie von ihm verlangt und trete durch den Durchlass. Er folgt mir, sichtlich mit sich selbst zufrieden.

„Ich kenne das Schloss auswendig, aber in diesem Teil war ich noch nie."

„Warum nicht?", frage ich überrascht.

„Ich bin kein Gestaltenwandler. Schon vergessen?"

„Ach so", sage ich und schlage mir beinahe mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Natürlich, das hast du doch gesagt."

Vor uns liegt eine riesige Wiese. Rund herum verläuft die hohe Hecke, die alles vor neugierigen Blicken abschirmt. Es ist tatsächlich der ideale Platz, um sich zu verwandeln.

„Du kannst jederzeit hierherkommen und zum Drachen werden. Nur wer deine Zustimmung hat, darf mit dir den Durchgang passieren. Alle anderen bleiben im Gestrüpp hängen.

„Das finde ich genial", freue ich mich.

„Nun, wird's bald?"

„Was meinst du?"

„Du sollst dich verwandeln. Ich will endlich sehen, wie meine Tochter als Drache aussieht."

„Ich muss dir schon an unserem ersten Abend als Drache vorgekommen sein", sage ich kichernd.

„Du warst energisch, aber ich glaube, das habe ich gebraucht. Es hat mir auch gezeigt, dass ich mich auf dich verlassen kann und dass du eine gute Königin sein wirst, was du übrigens bereits bewiesen hast."

„Danke Vater. Du solltest etwas an den Rand der Wiese gehen."

Mit freudiger Erwartung im Gesicht tritt er zur Seite und lässt mir den nötigen Platz. Nun stelle ich mir vor, wie ich als Drache aussehe und schon verändert sich meine Sicht auf die Umgebung.

„Unglaublich!", höre ich meinen Vater staunend sagen. „Was würde ich geben, wenn ich einmal in meinem Leben fliegen könnte."

Er hat wohl eher zu sich als mit mir gesprochen. Dennoch höre ich ihn deutlich. Schnell verwandle ich mich zurück und winke ihn zu mir heran. Er schaut mich zunächst überrascht an, kommt dann aber doch auf mich zu.

„Halte dich an meinem Rücken fest", weise ich ihn an.

„Wozu?"

„Das wirst du schon noch sehen."

„Ist das jetzt die Retourkutsche, weil ich dir nicht gesagt habe, was sich hinter der Hecke versteckt?"

„Halte dich einfach fest!"

„Denk dran, ich bin ein alter Mann."

Ein wenig unsicher tut er, was ich von ihm verlange. Als ich spüre, wie er sich an mir festhält, verwandle ich mich erneut. Ich höre einen lauten Schrei und bin schon wieder ein Drache.

„Fall nicht herunter", übermittle ich in Gedanken meinem Vater.

„Serena, bist du das?"

„Wer denn sonst?"

„Wir können über Gedanken kommunizieren?"

„Das Sprechen fällt mir als Drache etwas schwer."

„Du bist aber gewaltig groß."

„Willst du fliegen?"

„Das geht?"

„Natürlich. Halt dich fest!"

Ich spüre, wie sich mein Vater am Stachel in meinem Nacken festhält und fliege los. Es ist auch für mich ein Erlebnis. Nach längerer Zeit kann ich endlich wieder die unbegrenzte Freiheit spüren. Den Wind so unmittelbar zu fühlen, zu erleben, wie ich über den Himmel schwebe, ist einfach umwerfend. Erst jetzt wird mir bewusst, wie sehr mir dieses Gefühl in den letzten Tagen gefehlt hat. Diesen Platz werde ich definitiv lieben.

„Danke Vater."

„Wofür?"

„Dass du mir diesen Platz gezeigt hast."

„Danke, dass du mich mitgenommen hast. Das ist ja unglaublich schön."

„Möchtest du ein bestimmtes Gebiet sehen?"

„Ja, da wo du mit deiner Mutter gelebt hast, wenn das machbar ist."

„Natürlich ist das machbar. Dann fliegen wir dorthin."

Ich lache und drehe ab, um zum kleinen Haus zu fliegen, in dem wir gelebt haben. Die Strecke, für die wir mehrere Tage gebraucht haben, lege ich in einer halben Stunde zurück. Ich schaue mich um und lande in der Nähe, dann verwandle ich mich zurück.

Bedächtig gehe ich auf das Haus zu. Ich war schon lange nicht mehr hier. Als Magd hatte ich viel zu wenig Zeit. Es wirkt verlassen. Vorsichtig gehe ich auf die Tür zu und versuche, sie zu öffnen. Sie ist nicht verschlossen. Ich trete ein und mein Herz zieht sich zusammen, als würde sich eine eisige Hand drum herum legen und es zusammendrücken. Es ist alles noch so, wie ich es damals verlassen musste. Nur eine dicke Staubschicht hat sich abgesetzt. Offenbar hat hier nie jemand nach uns gewohnt.

„Hier habt ihr gelebt?", erkundigt sich mein Vater. Er hat einen Kloß im Hals.

„Hier habe ich die glücklichste Zeit meines Lebens verbracht."

„Deine Mutter hat dieses Haus sicher erworben. Damit gehört es dir."

„Ich werde es beanspruchen", versichere ich ihm. „Aber jetzt sollten wir zurück."

Ich verlasse das Haus und muss abbremsen, weil sich mir ein Mann und eine Frau in den Weg stellen, hinter ihnen sind zwei Wachen. Da ich ziemlich abrupt stehen bleibe, läuft mein Vater in mich hinein.

„Warum bleibst du stehen?", brummt er.

„Weil da Leute sind?", antworte ich etwas genervt.

„Was macht ihr hier?", brüllt mich der Mann an.

„Wir haben das Haus begutachtet, da es mir gehört."

„Dass ich nicht lache", meint der Mann. Er lacht auch tatsächlich laut auf. „Dieses Haus gehört zum Anwesen."

„Aber es wurde mir unrechtmäßig genommen", halte ich dagegen.

„Verschwindet oder ich bringe euch beiden Manieren bei."

„Wir werden nicht verschwinden", sage ich entschlossen.

„Hast du nicht die beiden Wachen gesehen", flüstert mir mein Vater ins Ohr.

Ich aber verstecke die Hand hinter meinem Rücken und lasse dort ein Schwert entstehen. Mit Erdmagie kann ich Materie verformen und schaffe es ohne Probleme.

„Greift euch die Göre und bringt ihr Manieren bei!", befiehlt der Mann seinen beiden Wachleuten.

Damit treten er und seine Frau zur Seite. Ich dagegen ziehe mein Schwert hervor und gehe in Kampfposition. Die beiden Wachleute lachen nur.

„Brauchst du meine Hilfe oder schaffst du die Kleine alleine?", spottet einer der beiden.

„Willst du mich beleidigen. Natürlich werde ich mit einem Mädchen allein fertig. Schenk du schon mal den Wein ein."

„Dann versuch´s doch und lass uns keine Zeit verlieren", fordere ich ihn auf.

Mit einem Lachen im Gesicht greift er an. Ich ducke mich weg und versetze ihm von der Seite her einen kräftigen Hieb gegen das Bein. Ein tiefer Schnitt ist die Folge und er sackt auf der Stelle zusammen. Laut schreiend hält er sich die blutende Wunde.

„Du Luder!", brüllt der zweite.

Damit stürmt nun er mit hoch erhobener Waffe auf mich zu. Noch während ich dem Angriff ausweiche, höre ich Geräusche von näherkommenden Pferden.

„Was ist da los?", brüllt einer der Ritter.

„Die haben unser Haus betreten", jammert der Mann.

„Das ist mein Haus!", sage ich entschlossen.

Erst jetzt schaut mich der Ritter an. Er ist einer aus der Gruppe von Lord Rasmus. Wohl auch deshalb erkennt er mich sofort und fällt auf die Knie.

„Eure Majestät. Hat man Euch bedroht?"

„Man hat gegen mich gekämpft, aber sie wussten nicht, wer ich bin. Du kannst dich übrigens erheben."

„Eure Majestät? Was soll denn der Blödsinn?", will die Frau wissen.

„Ihr habt Königin Serena Simons vor Euch sowie ihren Vater. Ihr habt die Königin angegriffen."

„Und ihr habt eure Bediensteten misshandelt. Deshalb sind die Ritter da, um euch in den Kerker zu werfen. Ich dulde keine Misshandlungen in meinem Reich."

„Aber wir müssen doch für Zucht und Ordnung sorgen", wirft die Frau ein.

„Ach, ich verstehe, 20 Hiebe mit der Peitsche, weil die Suppe etwas versalzen war? So was versteht ihr unter Zucht und Ordnung?"

„Das dumme Gesinde versteht doch keine andere Sprache", beharrt sie auf ihrer Meinung.

„Nehmt die beiden gefangen, werft sie in den Kerker und schickt die Wachleute nach Hause."

„Aber ich bin verletzt", wirft der eine ein.

„Warte hier!", weise ich ihn an.

Unter den neugierigen Blicken der Umstehenden gehe ich in das Haus, hole eine Wundsalbe, etwas Schnaps zum Reinigen der Wunde und Verbandsmaterial. Damit komme ich wieder heraus und versorge die Verletzung des Mannes. Dann drücke ich ihm den kleinen Tiegel in die Hand.

„Die nächsten zwei Wochen musst du täglich den Verband wechseln, die Wunde sauber halten und die Salbe auftragen", weise ich ihn an.

Den Schnaps stelle ich wieder zurück. Die Frau schimpft und zetert immer noch. Ich habe den Eindruck, sie ist die Schlimmere als ihr Mann. Ich schaue zu, wie sie in Ketten gelegt werden. Dann deute ich auf die Kutsche, mit der sie gekommen sind.

„Die brauchen sie erst einmal nicht mehr. Wir bringen sie zurück zum Hof. Komm Vater!"

Ich gehe entschlossen auf die wartende Kutsche zu, steige ein und gebe dem Kutscher den Befehl, zurückzufahren.

Als wir am Hof ankommen, herrscht geschäftiges Treiben. Wir steigen aus und ich betrachte erst einmal nur das Geschehen. Es ist, wie es immer war. Es hat sich seit meinem Weggang nichts verändert. Zunächst beachtet man uns nicht. Erst als Genoveva, die Köchin, den Kopf zur Tür herausstreckt und mich erkennt, werden alle auf mich aufmerksam. Genoveva schreit auch laut genug, dass alle schauen.

„Serena, was machst du denn hier? So nobel gekleidet und in der Kutsche der Herrschaften?", will sie wissen.

Ich gehe auf die Köchin zu und nehme sie in den Arm. Sie strahlt über das ganze Gesicht und freut sich, mich zu sehen.

„Genoveva, welche Freude. Du bist wieder gesund?"

„Ja, dank dir. Sonst wäre ich wohl elendiglich verreckt", meint sie. Dann erblickt sie meinen Vater. „Wer ist denn der ältere Herr?"

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