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Magische Welten 02

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„Spinnt ihr?", rief sie entsetzt herüber.

„Es ging doch alles gut", verteidigte ich uns.

„Frag deine Mutter, ob sie das nie gemacht hat, als sie noch jung war", meldete sich Saphira in meinem Kopf.

Als ich laut aussprach, was mein Drache wissen wollte, schaute meine Mutter etwas verlegen drein. Mir war klar, dass sie und Horus früher die gleichen oder ähnliche Kunststücke vollführt haben.

„Wenn ich ehrlich bin, haben wir das und anderes gemacht", gab sie schließlich zu.

„Anderes?", erkundigte ich mich.

„Horus wollte unbedingt, dass wir üben, wie ich von ihm herabfalle und er mich wieder auffängt. Das könnte im Fall der Fälle wichtig sein, hat er gemeint", gab sie zur Antwort.

„Das können wir auch", meldete sich sofort Saphira.

„Was?", wollte ich fast panisch wissen. Mir schwante Fürchterliches.

Noch bevor Saphira antworten konnte, drehte sich Horus auf den Rücken, meine Mutter verlor den Halt und fiel der Erde entgegen. Diesmal war ich es, die einen Schreckensschrei ausstieß.

Ihr Drache flog schnell wie ein Pfeil nach unten, setzte sich unter sie und fing sie gekonnt auf. Die Landung war zwar etwas neben dem normalen Sitzplatz, aber an sich war es eine tolle Show.

„Das meine ich."

„Du willst so etwas mit mir machen?"

„Du könntest deine Mutter damit beeindrucken."

„Und wenn ich auf einem deiner Stacheln aufgespießt werde?"

„Das passiert nicht so leicht. Ich lasse dich das erste Mal auf meinen Flügel fallen."

„Sicher?"

„Ganz sicher!"

„Dann versuchen wir es", entschied ich. Dann musste ich kichern. „Ich muss verrückt sein. Das ist nur dein schlechter Einfluss."

„Na gut, wir fliegen aber etwas höher hinauf, damit wir mehr Spielraum haben, zumindest beim ersten Mal."

Ich hielt mich fest und es ging erneut steil nach oben. Meine Mutter schaute uns irritiert hinterher. Ich hatte den Eindruck, sie ahnte bereits, was wir vorhatten.

„Lasst den Unfug", rief sie uns hinterher.

„Ach so, bei uns ist es Unfug und bei dir?", brüllte ich hinab.

„Es geht los. Bist du bereit?", meldete sich in dem Moment mein Drache.

„Nun mach schon, bevor ich es mir anders überlege", presste ich zwischen den Zähnen hervor. Mir ging echt die Düse, aber ich wollte es nun durchziehen.

Saphira drehte sich, wie zuvor auch schon Horus, auf den Rücken, ich ließ los und fiel wie ein Sack Mehl Richtung Erde. Meine Mutter stieß einen lauten Schrei aus. Sie hatte eindeutig Angst um mich. Dabei taten wir doch auch nur das, was sie bereits mit Horus vorgemacht hatte.

„Versuch in den Schneidersitz zu kommen, dann kannst du besser landen", hörte ich Saphira.

Sie war absolut ruhig und schon auf dem Weg, mich aufzufangen. Ich versuchte in den Schneidersitz zu kommen und eine aufrechte Haltung einzunehmen. Es gelang mir zwar erst beim zweiten Anlauf, aber rechtzeitig für die Landung war ich in Position. Ich setzte nur knapp neben den Stacheln aber so, dass ich genau dazwischen gewesen wäre.

„Fast perfekte Landung. Du bist ein Genie", hörte ich Saphira.

„Besser als ihr es gemacht habt", rief ich meiner Mutter zu.

Ich musste grinsen und freute mich riesig, dass ich es geschafft hatte. Von meiner Mutter kam nur ein Schnauben. Sie hatte echt einen Schreck bekommen. Ich dagegen fand langsam Spaß an der Sache. Es war auch lustiger, es zu machen, als es zu sehen.

„Versuchen wir es noch einmal? Diesmal mit Landung zwischen den Stacheln?", bat ich Saphira.

„Bist du dir sicher? Das ist nicht so einfach."

„Ich glaube, ich habe den Dreh raus."

„Du bist ein Naturtalent."

„Oh, danke für das Lob."

Wir mussten beide kichern. Es war einfach unglaublich, wie gut ich mich mit meinem Drachen verstand. Wir waren jetzt schon ein Herz und eine Seele und mir war klar, ich würde dieses Mädchen vermissen, sollten wir auch nur für kurze Zeit getrennt werden.

„Mir geht es gleich wie dir", kam die Antwort.

Im selben Augenblick schoss sie auch schon wieder nach oben. Diesmal stießen wir durch die Wolkendecke. Aus einem inneren Drang heraus, breitete ich meine Arme aus und fühlte mich frei und unbeschwert. Es war ein so herrliches Gefühl. Dann aber kippte Saphira überraschend zur Seite und ich fiel erneut in die Tiefe.

Die Wolken zogen an mir vorbei, ich war wie im Nichts, doch irgendwann kam ich dann doch unten wieder heraus. Damit sah ich auch wieder, wie ich der Erde näherkam. Weit unter mir sah ich Saphira. Sie hatte wohl gespürt, dass ich einen längeren Flug versuchen wollte und sich darauf eingestellt. Immer schneller näherte ich mich dem Boden unter uns. Nach einiger Zeit ging ich in Position und wurde nach einem relativ langen Flug von meinem Drachenmädchen aufgefangen, und zwar so, dass ich genau auf meinem Platz zwischen zwei Stacheln zum Sitzen kam.

„Wow, das war eine perfekte Landung", lobte meine Mutter.

„Ich habe ein ganz tolles Drachenmädchen, mit dem ich mich hervorragend verstehe. Ich würde nie einen anderen Drachen haben wollen", rief ich zurück.

„Ich sehe, ihr versteht euch super."

„Ihr könntet zusammen abspringen und Drachen tauschen", schlug Saphira vor.

„Du meinst ..."

„Genau, ich fange deine Mutter auf und Horus dich, dann lassen wir euch erneut fallen und tauschen wieder zurück."

„Das funktioniert? Ich kenne Horus nicht."

„Er ist ein Schattendrache."

„Ja, aber nicht meiner."

„Vertrau mir, Horus schafft das."

„Wenn du es sagst. Hast nicht du ihn einen eitlen Gockel genannt?", neckte ich mein Drachenmädchen. Sie aber schnaubte nur.

Ich rief den Vorschlag meiner Mutter hinüber. Diese zögerte zunächst, aber anscheinend wurde auch sie von ihrem Drachen bequatscht und überzeugt. Damit ging es schon wieder ab nach oben. Diesmal für uns beide.

„Bis später!", grinste Saphira.

Gleichzeitig drehte sie sich in der Luft und ich ließ mich einfach fallen. Ich ging dieses Mal schneller in Position und wurde auch schon wenig später von Horus aufgefangen. Saphira hingegen nahm meine Mutter auf den Rücken und auch bei ihnen klappte es hervorragend.

„Das war ein Kinderspiel", kicherte Saphira. Sie war übermütig.

Beide Drachen schossen wenig später erneut in die Höhe und kippten uns ab. Wieder tauchten sie ab und ich kam wieder auf meinem Mädchen zu sitzen. Ich tätschelte ihr den Hals, um ihr zu zeigen, wie froh ich war, wieder auf ihr zu sitzen.

„Nochmal?", erkundigte sich Saphira.

Nach kurzer Rücksprache mit meiner Mutter ging es erneut nach oben. Diesmal allerdings ließen sie uns von weit oben herabfallen und während ich auf die Erde hinabstürzte, konnte ich sehen, wie Saphira übermütig hinter Horus herjagte und ihn neckte. Dann aber schoss sie nach unten, um meine Mutter aufzufangen. Auch Horus widmete sich meiner Landung, die ausgesprochen sanft und zielgenau war.

Beim Wechsel war es nun Horus, der Saphira neckte und die beiden Drachen führten sich auf, wie verspielte Kinder. Dabei vergaßen sie uns aber nicht, auch wenn sie uns erst kurz vor dem Boden abfingen.

„Ich mag den Großen", kicherte Saphira.

„Den eitlen Gockel?", neckte ich sie erneut.

„So übel ist er gar nicht."

„Habt ihr geflirtet?"

„Sofern Drachen flirten, kann man es als solches bezeichnen."

„Wie ist es eigentlich bei euch mit dem Altersunterschied?"

„Wir sind beide noch sehr jung."

„Jung? Wie jung?"

„Er ist 347 Jahre alt und ich 236."

„Das nennst du jung?"

„Na hör mal. Drachen können weit mehr als 1.000 Jahre alt werden."

„Ja dann", musste nun auch ich kichern.

„Ich muss langsam zurück, auch wenn ich schon lange nicht mehr so viel Spaß hatte, wie mit euch drei", meinte Mutter. Sie riss uns damit aus unserem Gespräch.

„Schade!", meinte ich.

„Ich habe Verpflichtungen", meinte sie entschuldigend.

Ich verstand meine Mutter und war froh, dass sie sich so viel Zeit für mich genommen hatte. Es war echt schön gewesen und ich hatte es in vollen Zügen genossen. Doch jetzt mussten wir uns wohl wieder unseren Aufgaben widmen. Ich musste ja auch wieder zum Training.

Wir flogen zurück zum Tunneleingang. Dort stiegen wir ab und ich umarmte meine Mutter.

„Es freut mich, dass du jetzt schon deinen Drachen gefunden hast und dass du dich so gut mit Saphira verstehst."

„Ich bin auch froh. Das Fliegen macht unheimlich Spaß."

„Ich würde vorschlagen, du bleibst noch etwa zwei Wochen bei Gordin, kommst dann eine Woche zurück in den Palast und anschließend geht es dann zu Tante Luna und zur Ausbildung an die Schule der Drachenreiter."

„Das nenne ich einen Plan", grinste ich.

„Ich denke, die Schule wird dir guttun. Da lernst du alles, was du fürs Leben als Drachenreiterin brauchst und du lernst Deinesgleichen kennen. Ich selbst denke immer wieder mit Freude an diese Zeit zurück", meinte meine Mutter ein wenig verträumt. „Es war eine ganz besondere Zeit."

„Das glaube ich dir und ich freue mich inzwischen echt auf die Drachenreiterschule. Seit ich Saphira kenne, ist mir erst so richtig klar geworden, dass ich eine fundierte Ausbildung brauche."

„Das freut mich", meinte Mutter. Sie umarmte mich herzlich. „Bis dann."

Als sie mich aus ihren Armen entließ, drehte sie sich zu Horus um, streichelte sanft über seine Nüstern und legte ihren Kopf gegen seine Wange. Sie schien mit ihm in Gedanken zu kommunizieren. Dann aber löste sie sich von ihm, grüßte Saphira und verschwand wenig später im Tunnel.

Ich blickte ihr noch einige Zeit hinterher. Ich war meiner Mutter für die Zeit, die sie mit mir geflogen war, sehr dankbar. Es war ein ganz besonderer Moment gewesen. So jugendlich unbeschwert hatte ich sie noch nie erlebt.

Dann aber löste ich mich aus meinen Gedanken, kletterte auf Saphira und wir flogen zurück zum Haus. Dabei fiel mir auf, wie Horus neben meinem Drachenmädchen herflog. Die beiden mochten sich sehr.

Kapitel 7 - Regieren

Wie von meiner Mutter geplant, blieb ich noch zwei Wochen bei Gordin und den Seinen. Es war eine Zeit des intensiven Trainings, es war aber auch eine sehr schöne Zeit. Verschiedene Kampftechniken und das Fliegen auf dem Drachen füllten meine Zeit von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang aus. Abends fiel ich meist müde und geschafft ins Bett. Manchmal schlief ich auch bei Saphira, die sich dazu auf der Wiese niederließ und mich unter ihren Flügel nahm. In solchen Fällen schlief auch Horus in unserer Nähe. Er meinte, dies sei zu unserer beider Sicherheit. Ich dagegen war davon überzeugt, ihm ging es darum, in Saphiras Nähe zu bleiben. Die beiden waren sich sehr zugetan und ich war froh, dass sich die beiden so gut verstanden.

Eines Abends, als ich von einem Trainingsflug zurückkam, stand meine Mutter bei Sofia in der Küche. Die beiden lachten und scherzten ausgelassen. Mir bot sich in diesem Moment wieder dieses unbeschwerte Bild meiner Mutter. Es war schön, sie so gelöst zu erleben. Sie wirkte wieder wie ein junges Mädchen, wie ein Teenager und nicht wie eine Königin oder Mutter. Hier in der magischen Welt zeigte sie sich mir von einer ganz neuen Seite und ich war froh für sie.

Nach einem gemütlichen Abend voller Geschichten und Anekdoten aus ihrer Jugend, machten wir uns auf den Weg zurück ins Schloss. Nur schweren Herzens konnte ich mich von Saphira verabschieden. Wir hatten mehr als zwei Wochen lang jeden Tag und manchmal auch die Nächte miteinander verbracht. Nun würde ich sie für eine ganze Woche nicht mehr sehen. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich das schaffen sollte. Sie war mir ans Herz gewachsen, sie war zu einem Teil von mir geworden.

„Du wirst mich eine Woche beim Regieren unterstützen", erklärte mir meine Mutter auf dem Weg durch den Tunnel. „Morgen um 8 Uhr halten wir im Thronsaal Audienz."

„Wir beide? Warum?", erkundigte ich mich.

„Ich möchte, dass du einen Einblick in das Leben einer Königin bekommst."

„Was ist, wenn ich zum Schluss komme, dass mir das ganz und gar nicht gefällt?"

„Ich werde dich zu nichts zwingen", versicherte Mutter. „Wenn du der Meinung bist, es gefällt dir nicht, dann solltest du überlegen, ob du dieses Amt anders führen oder überhaupt nicht übernehmen willst. Ich werde dir dabei keine Vorschriften machen und egal, wie du dich entscheidest, werde ich dir niemals böse sein."

„Kann ich auch sagen, ich will das nicht?"

„Natürlich! Warum solltest du nicht diese Freiheit haben? Dann wird eben dein Bruder König oder wenn auch er nicht will, werden wir eine andere Lösung suchen müssen", erklärt sie ganz ruhig. „Du hast als Königin große Macht und kannst viel für dein Volk bewirken. Dazu aber musst du diese Würde mit Freude tragen. Königin zu sein, kann aber auch eine Bürde sein, es geht nicht nur einfach darum wahllos Befehle zu erteilen und Entscheidungen zu treffen, wie es einem gerade in den Sinn kommt. Man muss gut nachdenken und alle Konsequenzen in Betracht ziehen. Wenn dir das nicht liegt, dann lass es lieber."

„Du willst mich davon abhalten, Königin zu werden?"

„Ganz bestimmt nicht", lächelt meine Mutter. Sie dreht sich kurz vor der Tür ins Schloss zu mir um und nahm mich liebevoll in den Arm. „Ich will dir nur keine Illusionen machen. Wie alles im Leben hat das Regieren schöne Seiten, aber es ist auch kein Honigschlecken. Was mir ganz besonders wichtig ist, du sollst wissen, worauf du zugehst, um dich dann frei entscheiden zu können."

„Würdest du heute, wenn du wählen könntest, nochmals Königin werden?"

„Ja, ganz bestimmt. Immer wieder würde ich es wollen. Mir liegt das Wohl unseres Volkes am Herzen und ich nehme die Schattenseiten gerne auf mich, wenn ich dafür etwas bewegen kann."

„Du bist eine tolle Frau, eine wundervolle Mutter und sicher auch eine gute Königin", sagte ich anerkennend.

„Danke", brachte meine Mutter hervor. Ihr Stimme war belegt. Sie war emotional, was ich nur selten bei ihr gesehen hatte.

Wir öffneten den Geheimgang, drückten uns kurz zum Abschied und gingen auf unsere Zimmer. In dieser Nacht bekam ich nur wenig Schlaf, da ich noch lange wach lag. Mir ging einfach nicht aus dem Kopf, was meine Mutter gesagt hatte. Bei ihr hatte ich immer gedacht, sie würde gerne Königin sein. Dass sie es auch als Bürde empfand, war mir nie aufgefallen und das überraschte mich. Aber je länger ich nachdachte, umso mehr wurde mir bewusst, mit welcher Begeisterung sie immer für ihr Volk da war. So gesehen konnte ich verstehen, dass sie gern auch die Schattenseiten des Regierens in Kauf nahm, nur um für ihr Volk da sein zu dürfen und zu können.

Erst in den Morgenstunden dämmerte ich weg und es war wohl nur meiner Verbindung zu Saphira zu verdanken, dass ich mich trotzdem ausgeruht und fit für den Tag fühlte, als es Zeit war zum Aufstehen. Saphira fehlte mir. Zu gerne wäre ich nun zu ihr gelaufen und hätte ihre Nüstern liebkost, mich auf sie geschwungen und wäre mit ihr hinauf in den Himmel geflogen.

„Du fehlst mir auch", vernahm ich in meinem Kopf.

„Was machst du gerade, mein Drachenmädchen?"

„Ich werde mit Horus eine Runde fliegen. Ich mag den alten Macho."

„Dann hab viel Spaß."

Sie zu hören, zu wissen, dass es ihr gut ging, war für mich schon genug. So konnte ich den Tag starten und am Abend würde ich mich wieder bei ihr melden. Diese Gedankenübertragung auch über größere Strecken hinweg, war echt eine schöne Sache.

Ich ging in den Speisesaal und traf dort meine Mutter. Wir begrüßten uns und ich machte mich über das Frühstück her.

„Ich werde dir heute alle Entscheidungen überlassen und nur eingreifen, wenn ich der Meinung bin, dass du völlig falsch liegst. Wenn du es heute gut machst, dann übernimmst du die Regierungsgeschäfte für die ganze Woche."

„Du willst mir ..."

„Ich habe Vertrauen in dein Urteilsvermögen. Schließlich bist du meine Tochter."

„Aber ich habe noch nie ..."

„Nur zuschauen und zu überlegen, wie hätte ich gehandelt, ist nicht genug."

„Warum nicht?", wollte ich wissen.

„Die entscheidende Frage ist doch, wer muss es verantworten, wenn etwas in eine bestimmte Richtung gelenkt wird. Solange ich die Entscheidungen treffe und du nur zuschaust, werde immer ich es sein, die auch die Verantwortung dafür spürt. Wenn aber du sagst, wie etwas zu geschehen hat, dann musst du es viel näher an dich heranlassen. Dann bist du es, die die Verantwortung zu tragen hat."

Ich verstand nicht ganz, was sie meinte. Aber ich hatte fertig gefrühstückt und so erhoben wir uns und gingen in den Thronsaal. Unsicher ging ich neben meiner Mutter her. In diesem Saal war ich öfters, aber noch nie zu dieser Tageszeit. Die zahlreichen Menschen, die bereits anwesend waren, irritierten mich.

Der Saal strahlte Macht und Bedeutung aus. Die Wände waren getäfelt und in regelmäßigen Abständen hingen Abbildungen aus dem Reich oder Portraits früherer Könige und Königinnen. Meine Mutter nahm mich am Arm und wir schritten auf das Podium zu, auf dem der Thron stand. Daneben war ein zweiter, gleich großer, aber etwas weniger verzierter Stuhl. Auf ihm nahm mein Vater Platz, wenn er zu festlichen Anlässen neben meiner Mutter Platz nahm. An normalen Tagen überließ er die Regierungsgeschäfte lieber seiner Frau.

Ich war früher immer zum Thron gelaufen, wie ein Kind, später auch als Teenager, der sich wenig Gedanken darüber machte, wo er sich gerade befand. Für mich war es von Klein auf ganz normal, in diesen Raum zu laufen, wenn ich meine Mutter etwas fragen konnte oder, wenn ich sie einfach sehen wollte. Als Kind saß ich manchmal auf ihrem Schoß, während sie den Amtsgeschäften nachging. Doch meist wurde mir dabei sehr schnell langweilig und ich verzog mich wieder. Meine Mutter lächelte dann immer gütig, drückte mir einen Kuss auf die Stirn und entließ mich wieder.

Aber heute, heute schritt ich auf den Thron zu. Heute wusste ich genau, was gleich in diesem Raum passieren würde und dass hier Entscheidungen zu treffen waren. Ich war mir plötzlich der Bedeutung bewusst, welche Mutter in ihrer Funktion als Königin zukam.

Unwillkürlich passte ich mich dem Gang meiner Mutter an und schritt, wie sie auch, majestätisch und Macht ausdrückend zum Podest. Aller Augen waren auf uns gerichtet. Heute vermutlich noch viel mehr als sonst, da die Zuschauer es nicht gewohnt waren, dass jemand zusammen mit der Königin den Raum betrat.

„Meine Damen und Herren", sprach meine Mutter, als wir das Podest erreicht hatten. Ich wurde etwas abgelenkt, da ich den Thron und den Sitz daneben genauer betrachtete. Sie waren geformt, wie zwei Drachen, wo jeweils das hintere Bein an der Außenseite vom Schwanz des mächtigen Tieres gebildet wurde, sich der Drache weiter bis nach oben zur Lehne emporrankte und der oberste Teil des Rückenteils vom Kopf gebildet wurde. Die beiden Tiere blickten sich dabei in die Augen und hatten, so schien es mir zumindest, einen sehr liebevollen Blick füreinander.

Ich hatte als Kind zwar die Drachenabbildungen bemerkt, diesen aber keine besondere Bedeutung beigemessen. Nun aber, da ich wusste, dass meine Mutter eine Drachenreiterin war und ich selbst meine über alles geliebte Saphira hatte, da bekamen diese Darstellungen plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Es war das Privileg der Königsfamilie diese besondere Verbindung zu den Drachen zu haben. Ich nahm mir vor, Mutter zu fragen, ob auch Vater ein Drachenreiter war und ob auch mein Bruder dafür auserkoren war. Da meine Mutter weitersprach, lenkte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf sie.

„Heute wird meine Tochter die Audienz abhalten. Kronprinzessin Siena wird auch alle Entscheidungen treffen und die Urteile fällen. Was sie sagt ist unumstößlich und ihre Beschlüsse haben sofortige Wirkung."

„Aber, Eure Majestät ...", wollte ein älterer Herr mit schneeweißen Haaren einwerfen. Er kam allerdings nicht weit, er wurde von meiner Mutter mit einer Handbewegung zum Schweigen gebracht. Ihre Autorität war beeindruckend.

„Ich weiß selbst, dass das nicht üblich ist, aber dies ist mein Wille und so wird es geschehen."

Ihre Stimme war freundlich und doch entschlossen. Sie ließ keine Widerrede zu und so schwieg der Mann. Er setzte sich ein wenig mürrisch wieder auf seinen Platz. Man sah ihm an, dass er mit der Entscheidung der Königin nicht einverstanden war, wagte es aber nicht, noch einmal zu widersprechen.

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