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Magische Welten 02

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„Eine Runde fliegen?", überlegte ich. „Jetzt nachts?"

„Warum nicht. Ich bin ein Schattendrache und kann nachts hervorragend sehen. Hast du Angst?"

„Ich bin noch nie allein auf einem Drachen geflogen und nachts schon gar nicht."

„Da ist doch nichts dabei. Ich bin bei dir."

Ich war extrem unentschlossen. Ich stand vor einem Drachen und sollte mit ihm durch die Nacht fliegen. Dabei wusste niemand, wo ich war. Würde mich Saphira entführen, keiner hätte auch nur einen Schimmer davon, was passiert war. Mein Verstand schrie danach, ins Haus zu rennen und mich im Bett zu verkriechen. Ja, ich gebe es zu, ich hatte Angst. Wer hat das nicht, wenn er nachts allein auf einem Drachen fliegen soll, den er noch nie zuvor gesehen hat.

Doch dann schaute ich in Saphiras Augen. Ihr Blick traf mich ganz, ganz tief in meinem Herzen. Er war so voller Liebe und Zuneigung, dass mir schlagartig klar wurde, was es mit der Beziehung zwischen einem Reiter und seinem Drachen auf sich hatte. Ich wusste einfach, dass mich dieses wunderschöne Drachenmädchen niemals verraten würde. Sie würde immer zu mir stehen und mich nie im Stich lassen. Mein Herz hatte entschieden!

Ich ging auf den unglaublich schönen, blauen Drachen zu und überlegte, wie ich auf den Rücken des riesigen Tieres gelangen könnte. Bei Horus war es einfach gewesen. Der hatte geholfen und ich brauchte es nur meiner Mutter gleichzutun.

„Bei uns beiden ist es nicht anders. Steig einfach auf meine Vorderpfote", meinte Saphira.

„Du kannst meine Gedanken lesen?"

„Ich kann sie fühlen."

Ich musste grinsen. In dieser Welt gab es wohl keine Geheimnisse, dachte ich amüsiert. Selbst vor einem Drachen konnte man keine Geheimnisse haben.

„Was heißt, vor einem Drachen. Ich bin nicht irgendein Drache, ich bin deine Seelenverwandte", protestierte Saphira.

„Schon gut, ich habe es nicht so ernst gemeint", beschwichtige ich sie.

Ich stieg auf die Vorderpfote meines Drachen und Saphira hob sie hoch, damit ich ohne größere Anstrengung zu ihrem Nacken klettern konnte. Dort suchte ich mir den perfekten Platz aus und setzte mich hin.

„Kann es losgehen?", erkundigte sich Saphira.

„Ja, flieg los!"

Mein Drachenmädchen erhob sich in die Luft. Im ersten Moment wurde mir dann doch leicht mulmig. Es wackelte etwas und bereits wenig später war ich mehrere Meter über dem Boden. Ich hielt mich etwas fester an der Zacke vor mir fest und hielt die Luft an. Trotz aller Aufregung freute ich mich, alleine zu fliegen und das auch noch mit meinem eigenen Drachen. Es war ein ganz besonderes Gefühl.

Saphira schwang sich in die Luft und gewann schnell an Höhe. Sie blieb aber relativ niedrig, zumindest wenn ich es mit dem ersten Flug auf Horus verglich. Ich konnte spüren, wie sie auf mich Rücksicht nahm. Trotz allem war es ein berauschendes Gefühl über das Königreich zu segeln. Genau genommen war es eher ein Gleiten. Es fühlte sich unglaublich an.

Was mich verwunderte war, trotz Dunkelheit und Höhe, konnte ich alles genau sehen, was sich am Boden befand. Auch konnte ich Gespräche mitverfolgen, wenn ich mich darauf konzentrierte. Dabei waren die Menschen, die beisammenstanden, weit unter mir und sprachen ausgesprochen leise.

„Wie ist das möglich, dass ich alles sehe und auch höre."

„Wir sind miteinander verbunden. Deine Sinne haben sich den meinen angepasst."

„Das ist unglaublich!"

„Gefällt dir auch das Fliegen?"

„Und wie. Ich möchte am liebsten nie mehr landen."

Tatsächlich war es so, dass ich mich auf dem Rücken meines Drachen absolut sicher und ausgesprochen wohl fühlte. Ich war so weit oben und doch mitten im Geschehen. Mit dem eigenen Drachen zu fliegen war ganz anders, als bei jemandem mitzufliegen.

„Sollten wir nicht etwas weiter oben fliegen? Möglicherweise werden wir bei dieser Höhe entdeckt", gab ich zu bedenken.

„Man kann uns nicht entdecken. Dazu sind die Augen der Menschen zu schlecht."

„Bist du dir da sicher. Du bist nun wahrlich nicht die Kleinste."

„Das schon, aber ich bin ein Schattendrache."

„Das wollte ich dich auch noch fragen. Warum bist du ein Schattendrache? Du bist doch blau."

„Nachtblau."

„Ja und?"

„Ein Schattendrache muss nicht zwangsläufig grau oder schwarz sein. Auch, wenn ich zugebe, dass die allermeisten Schattendrachen das sind, so gibt es ganz wenige, die nachtblau sind. Diese Farbe bietet uns nicht nur eine perfekte Tarnung am nächtlichen Himmel, auch am Tag sind wir dort nicht so leicht auszumachen. Wir können weniger hoch fliegen, als es ein normaler Drache tun muss, will er unentdeckt bleiben."

„Dann ist ein blauer Schattendrache besser als ein schwarzer?"

„So in etwa."

„Bist du mächtiger als Horus?"

„Ich bin etwas kleiner, weil ich ein Weibchen bin. Die Männchen müssen ja immer mit ihrer Größe und Stärke angeben. Aber wir Mädchen haben eben andere Qualitäten."

„Das heißt?"

„Horus ist zwar etwas größer und von der Kraft her auch etwas stärker als ich, trotzdem bin ich mächtiger, weil du mächtiger bist."

„Ich bin mächtiger als wer?"

„Als deine Mutter natürlich."

„Ich bin mächtiger als meine Mutter?"

Diese Aussage von Saphira überraschte mich ungemein. Wie sollte ich bitte mächtiger sein als meine Mutter. Sie war die große Heldin, sie hatte das Land befreit und sie war die liebevollste Mutter. Ich hatte mein Leben lang zu ihr aufgesehen und nun, seit sie mich in diese Welt mitgenommen und mir ihre Weggefährten vorgestellt hatte, wuchs sie sogar zum Übermenschen. Und nun sollte ich auf einmal noch mächtiger sein als sie. Wie sollte das gehen?

„Es mag dich verwundern, aber es ist so. Als dein Drache weiß ich das."

„Aber wie soll ich zu so viel Macht kommen? Wozu brauche ich sie?"

„Ich kann nicht in die Zukunft blicken, aber ich bin der festen Überzeugung, dass dir eine äußerst wichtige Aufgabe zukommen wird."

„Mir?"

„Ja, mein Fräulein, dir", kicherte sie.

„Als ob das lustig wäre", sagte ich laut.

Ich war geschockt und Saphira musste lachen. Das war unerhört. Ich musste erst einmal verdauen, dass sie mir auf den Kopf zugesagt hatte, dass mir eine äußerst wichtige Aufgabe zukommen würde. Was sollte das denn bedeuten? Kam es erneut zum Krieg? Das wollte ich nicht, ich wollte keinen Krieg. Es sollte alles so bleiben, wie es war.

„Siehst du unter uns die große Wüste?", riss mich Saphira aus meinen Gedanken.

„Was ist damit?"

„In diese Richtung müssten wir fliegen, wenn wir ins Drachenland wollen."

„Das ist heute wohl etwas zu weit und ich weiß auch nicht, ob wir unangemeldet dort auftauchen können."

„Da du eine Drachenreiterin bist, dürfen wir. Aber auch ich denke, wir sollten langsam umkehren. Auch, wenn du nun, da wir uns verbunden haben, weniger Schlaf brauchst, solltest du dich etwas hinlegen. Ich denke auch, du solltest den Deinen zunächst von mir nur erzählen und mich erst danach vorstellen."

„Du bist ein kluges Mädchen", grinste ich.

Auch Saphira grinste und drehte ab. Ich streckte die Arme in die Luft und genoss den Wind, der gegen meine Brust wehte. Es fühlte sich einfach unglaublich an, so ruhig durch die Lüfte zu segeln und die Welt unter uns zu lassen. Hier oben gab es weder Probleme noch Sorgen. Es gab nur unendliche Weite und unbegrenzte Freiheit. Es gab nur mich und Saphira.

Schließlich setzte mein Drachenmädchen wieder sanft auf der großen Wiese auf. Es war schon weit nach Mitternacht. Wir verabschiedeten uns und ich lief ins Haus, legte mich ins Bett und schlief augenblicklich ein.

Kapitel 6 -- Mein Drache, dein Drache

Als ich am Morgen erwachte, fühlte ich mich so frisch und voller Tatendrang, wie selten zuvor. Ich war zwar kein Morgenmuffel, aber Frühaufsteherin war ich auch keine. Doch heute hatte ich das Gefühl vor Energie zu platzen. Nichts hielt mich mehr im Bett.

Ich zog mich an und ging hinunter in die Küche. Sofie schaute mich überrascht an, als ich ein Lied pfeifend in der Tür stand. Sie war selbst noch nicht richtig wach.

„Du bist heute schon auf?", erkundigte sie sich zweifelnd.

„Wie du siehst", meinte ich belustigt. „Dir auch einen guten Morgen."

„Hilfst du mir, das Frühstück herzurichten?"

„Stell das Frühstück auf den Tisch!", befahl ich ihr.

Sofie blickte mich überrascht an, ging dann aber hinüber zum Tisch und stellte nacheinander alles drauf, was es für ein Frühstück brauchte. Wie von Zauberhand war das Nächste schon in ihrer Hand, nachdem sie das eine abgestellt hatte. Für Sofie war es wie ein Zwang. Sie schaute mich aber verblüfft an.

„Ist, wie bei meiner Mutter, nur etwas anders. Sie kann sich die Sachen wünschen, ich muss sie befehlen", erklärte ich ihr.

„Dann könntest du das Kochen übernehmen. Immer meine ich", sagte sie und schaute gespielt unschuldig drein.

„Könnte ich", musste ich über ihren verschmitzten Blick lachen.

„Du hast also deine Gabe entdeckt?", wollte sie wissen.

„Nicht nur das."

„Was denn noch. Doch nicht auch die Elemente? Das wäre doch noch viel zu früh."

„Nein die Elemente noch nicht."

„Was dann? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen", meinte sie leicht genervt.

„Letzte Nacht hat mich mein Drache besucht."

„Dein Drache? Cool!"

„Ja cool. Wir sind eine Runde zusammen geflogen."

„Nachts?"

„Ja, Saphira hat gemeint, das sei kein Problem und das war es dann auch nicht."

„Saphira? Das ist doch der Drache von Eragon."

„Kann sein, dass meine Saphira eine Nachkommin von Eragons Saphira ist. Auf jeden Fall ist es nicht seine."

„Das ginge auf keinen Fall. Wie sieht sie denn aus?"

„Wunderschön. Sie ist ein nachtblauer Schattendrache."

„Das würde passen", meinte sie nachdenklich. „Vor allem bei mächtigen und berühmten Drachen kommt es nicht selten vor, dass einige Generationen später der Name wieder aufgegriffen wird und da dein Drache dir seinen Namen selbst gesagt hat, muss sie ihn sich selbst gegeben haben."

„Wer gibt den Drachen normalerweise ihre Namen?"

„Normalerweise gibt der Drachenreiter den Namen, wobei auch dort der Drache ihm diesen suggeriert."

„Aber bei meinem Drachen hatte ich eine Vorahnung."

„Genau das meine ich. Saphira hat sich den Namen selbst ausgesucht."

„Ich liebe diesen Namen. Er passt zu ihr."

„Aus dem, was du sagst, schließe ich, dass sie auch schon ausgewachsen ist."

„Ja, sie ist etwas kleiner als Horus aber offenbar mächtiger als er."

„Wow, dann bist du mächtiger als deine Mutter. Das will etwas heißen."

„Ich will aber nicht mächtiger sein als sie. Ich habe Angst davor, was auf mich zukommt."

Sofie nahm mich in den Arm und drückte mich an sich. Beruhigend rieb sie mir mit der Hand über den Rücken.

„Das Schicksal weiß, was es dir zumuten kann. Du musst nur Vertrauen in dich und deine Fähigkeiten haben."

Ich löste mich von ihr und setzte mich an den Tisch. Ich nahm mir eine Tasse Kaffee und ein Brötchen, dann aß ich langsam und in Gedanken versunken.

„Ich möchte Saphira meiner Mutter vorstellen", sagte ich. Dieses Bedürfnis war ganz plötzlich in mir aufgekommen.

„Das solltest du", meinte Sofie. „Mach dich ruhig auf den Weg. Gordin und Gerivin sage ich Bescheid, damit sie wissen, wo du bist."

„Danke Sofie."

„Gerne, wir Drachenreiterinnen müssen schließlich zusammenhalten", lächelte sie.

Ich lief hinaus auf die Wiese und dachte an Saphira. Keine Minute später landete sie hinter mir, legte sich auf den Boden und streckte mir die Pfote entgegen. Ich stieg drauf und eilte schon hinauf zu ihrem Nacken, während sie den Fuß noch anhob. Damit waren wir viel schneller und konnten wenig später auch schon abheben. Der Flug zum Geheimgang dauerte nicht lange.

„Ich bin gleich wieder da", sagte ich zu Saphira, während ich von ihrem Rücken glitt.

Während es sich mein Drache auf der Lichtung gemütlich machte, lief ich zum Eingang, eilte durch den Tunnel, schlüpfte aus der Geheimtür und machte mich auf die Suche nach meiner Mutter. Da ich annahm, dass sie um diese Zeit beim Frühstück saß, eilte ich zum Speisezimmer, wo sich tatsächlich meine gesamte Familie versammelt hatte.

„Hallo Siena", grüßten mich meine Mutter, mein Vater und mein Bruder unisono.

„Was ist denn los. Dich so früh am Morgen zu sehen, überrascht mich", fügte meine Mutter hinzu.

„Guten Morgen! Mutter, ich muss dir etwas zeigen!", plapperte ich aufgeregt los.

Ich musste bei diesen wenigen Worten immer wieder Luft holen, denn ich war noch etwas außer Atem, weil ich den ganzen Weg gerannt war. Alle schauten mich etwas überrascht an, vor allem, weil ich immer noch in der Tür stand.

„Willst du dich nicht erst einmal zu uns setzen?", erkundigte sich Mutter.

„Ich muss dir ganz dringend etwas Wichtiges zeigen", beharrte ich.

„Fünf Minuten?", bat Mutter.

Ich wusste, wenn sie es auch als Bitte formuliert hatte, so war es eher ein Befehl. Deshalb trat ich nun in den Raum, schloss die Tür hinter mir und setzte mich an den Tisch. Da ich schon gefrühstückt hatte, nahm ich mir nur etwas von den Trauben und zupfte eine Beere nach der anderen ab und schob sie gedankenverloren in den Mund. Ich war zu aufgeregt.

„Wie geht es dir?", erkundigte sich mein Vater.

„Danke, ich lerne schnell und viel."

„Das freut mich."

„Was lernst du denn alles?" wollte mein Bruder wissen.

„Ich lerne vor allem neue Leute kennen, interessante und aufregende Leute", wich ich aus.

„Leute?"

„Wenn ich eine gute Königin werden will, dann muss ich die wichtigen und einflussreichen Menschen in meinem Reich und darüber hinaus kennen."

„Das stelle ich mir aber öde vor", meinte mein Bruder.

„Wie man´s nimmt", antwortete ich erneut ausweichend.

Ich war froh, dass für ihn damit das Thema gegessen war. Mir war klar, dass ich ihm nicht alles erzählen konnte und hatte deshalb Sorge, ich könnte mich verplappern, würde das Gespräch noch länger um dieses Thema kreisen.

„Komm, lass uns gehen", meinte nun meine Mutter.

Sie hatte sich offenbar beeilt und war mit dem Frühstück fertig. Sie warf meinem Vater einen liebevollen Blick und ein Lächeln zu, dann erhob sie sich vom Tisch.

„Wohin?", wollte sie wissen.

„Mir nach!", antwortete ich.

Ich eilte die Gänge entlang und Mutter folgte mir. Ich musste mich zügeln, um nicht zu laufen. Immerhin sollte mir Mutter folgen. Ihr war aber schon bald klar, wohin ich wollte. An der Geheimtür blickten wir uns kurz um und betätigten den Mechanismus. Die Tür sprang auf und wir verschwanden dahinter. Im Nu hatte ich eine Fackel entzündet und ging den Tunnel voran in die magische Welt.

„Versteck dich und komm hinter meiner Mutter hervor, wenn sie dich nicht sieht", wies ich Saphira an.

„Du willst sie erschrecken?"

„Überraschen, nicht erschrecken."

Ich musste grinsen und freute mich schon darauf, ihr denselben Streich spielen zu können, wie sie mir. Sie würde natürlich nicht so erschrecken wie ich, weil sie ja wusste, dass es Drachen gab. Ich hoffte aber, dass sie nicht damit rechnen würde, dass mein Drache mich bereits gefunden hatte.

Wir erreichten den Ausgang und standen nun auf der Lichtung. Meine Mutter blickte sich um.

„Wo ist Horus?"

„Keine Ahnung", stellte ich mich unwissend.

„Wie bist du hergekommen?"

„Nicht mit Horus."

„Zu Fuß?", erkundigte sie sich überrascht. Dabei zog sie skeptisch die linke Augenbraue nach oben. Mir war klar, sie wurde misstrauisch. Deshalb war ich froh, dass Saphira bereits hinter ihr war. Mein Mädchen war ausgesprochen geschickt.

„Nein, nicht zu Fuß. Dreh dich doch mal um."

Ich sah, dass sie sich hinter meiner Mutter in Stellung gebracht hatte. Ähnlich wie Horus, hatte sie den Kopf auf den Boden gelegt und hatte meine Mutter im Blick. Feine, weiße Wölkchen kamen aus ihren Nüstern. Ich war gespannt, wie Mutter reagieren würde. Ich beobachtete sie deshalb ganz genau, um ja keine Regung und keine Reaktion zu verpassen.

Mit fragendem Blick sah sie zunächst in meine Richtung und folgte dann der Richtung, in die ich mit meinem Finger zeigte. Ich bekam gerade noch mit, wie sie plötzlich ganz große Augen bekam, als sie den riesigen Körper hinter sich entdeckte.

„Was ist das denn?", entkam ihr.

„Ein Drache", antwortet ich amüsiert.

„Das weiß ich, aber was für ein Drache?"

„Ein Drachenmädchen, um genau zu sein!", korrigierte ich meine Mutter mit leichter Schadenfreude. „Und nicht was für ein Drache, sondern wessen Drache, sollte das heißen. Die Antwort lautet, das ist mein Drachenmädchen Saphira."

„Saphira? Aber das ist doch Eragons Drache."

„Meine Saphira ist vermutlich eine Enkelin oder Urenkelin von ihr."

„Die Enkelin", stellte mein Mädchen klar.

„Sie sagt, sie ist die Enkelin von Eragons Saphira", ergänzte ich.

„Das ist dein Drache!", staunte meine Mutter. „Ein blauer Schattendrache."

„Ja, gut erkannt."

Meine Mutter ging auf Saphira zu und strich ihr liebevoll über die Nüstern. Die beiden blickten sich direkt in die Augen.

„Pass mir immer gut auf mein Mädchen auf", sagte Mutter zu Saphira.

„Das werde ich", versprach sie. Ich gab die Antwort an meine Mutter weiter, die daraufhin lächelte.

„Wollen wir gemeinsam eine Runde fliegen? Ich mit Saphira und du mit Horus?", schlug ich vor.

„Ja, das könnten wir. Ich rufe Horus", meinte Mutter.

„Hast du Horus schon getroffen, weißt du, wo er ist?", erkundigte ich mich bei Saphira.

„Ich habe ihn gesehen, als ich zu dir geflogen bin. Wir sind uns in der Luft begegnet. Er hat sich etwas die Flügel vertreten, wenn man das so sagen kann."

In dem Moment setzte der schwarze Drache meiner Mutter neben uns zur Landung an. Etwas unsicher blickte er auf Saphira, dann zu mir.

„Er wollte wissen, ob ich dein Drache bin", informierte mich Saphira.

„Dann lass uns ein paar Runden drehen", meinte Mutter. „Ich bin neugierig, wie du dich dabei anstellst."

Wir stiegen auf unsere Drachen und diese erhoben sich wenig später in die Lüfte. Horus beschleunigte stark und gewann recht schnell einen beachtlichen Vorsprung. Doch Saphira schien sich das nicht gefallen zu lassen und setzte ihm pfeilschnell nach. Sie wollte offenbar nicht, dass er sie abhängt. Ich hatte den Eindruck, als gäbe es eine gewisse Rivalität zwischen den beiden.

„Der eitle Gockel", knurrte Saphira.

„Was ist denn los?"

„Er versucht ständig, uns abzuhängen."

„Aber er schafft es nicht."

„Natürlich nicht. Das wäre doch noch schöner."

„Lass ihn doch. Er soll uns ruhig unterschätzen."

„Du meinst, wir zeigen ihm erst dann, was wir draufhaben, wenn er es am wenigsten erwartet?"

„Genau das."

Saphira verlangsamte etwas und ließ ihn ziehen. Es dauerte aber nicht lange, da ließen sich auch Horus und meine Mutter zurückfallen. Ich wusste es ja. Sie würden nicht auf Dauer vorausfliegen können.

„Wie sicher bist du auf Saphira?", rief meine Mutter herüber.

Dank meines neuen Gehörs konnte ich verstehen, was sie rief. Mit einem normalen menschlichen Hörvermögen wäre das nie möglich gewesen. So aber konnte ich auch die leicht mitschwingende Sorge heraushören.

„Wir kommen ausgesprochen gut miteinander klar. Alles bestens!"

„Wollen wir ein Looping versuchen?", meldet sich Saphira.

„Ein Looping? Spinnst du? Da falle ich ja runter."

„Du musst dich nur gut mit den Schenkeln an meinem Körper und mit den Händen am Stachel vor dir festhalten."

„Und was ist, wenn ich falle?"

„Dann fange ich dich wieder auf."

„Du spinnst!"

„Nein, das schaffen wir."

Mir schlug das Herz bis zum Hals. Ich sollte weit oben in der Luft ein Looping auf einem Drachen fliegen und versuchen nicht herunterzufallen. Aber mein Drache war überzeugt, dass wir es schaffen würden und ich vertraute Saphira. Damit war meine Entscheidung klar.

„Na gut, auf deine Verantwortung."

Saphira kicherte in meinem Kopf. Sie schien Spaß zu haben und irgendwie fand ich ja auch das Fliegen unsagbar toll. Ein paar Kunststücke konnten also nicht schaden.

„Halt dich fest!", wies sie mich an.

Mein Drachenmädchen ließ mir noch etwas Zeit, mich an ihr richtig festzuhalten, dann flog sie steil nach oben, kippte nach hinten, fing sich wieder ab und wir flogen erneut geradeaus. Neben uns hörte ich, wie meine Mutter überrascht Luft holte und einen kurzen Schreckensschrei ausstieß.

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