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Magische Welten 03

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„Einst haben Dinosaurier die Erde bevölkert. Sie waren sogar die vorherrschende Spezies. Aus Gründen, welche bis heute noch nicht ganz klar sind, wurden die Lebensumstände auf der Welt so verändert, dass es für diese Riesen keine Chance zum Überleben mehr gab. Die Natur hat sich angepasst und kleinere Lebewesen hervorgebracht und alles nahm seinen Lauf, allerdings ohne Saurier. So ähnlich glaube ich, wird es auch dem Menschen ergehen."

„Du glaubst, wenn wir in hunderten von Jahren die Portale wieder öffnen, finden wir eine Welt ohne Menschen vor?"

„Möglicherweise finden wir das Paradies", fasse ich zusammen.

„Das könnte eine Lösung sein", stimmt auch Vivaren zu.

„Und wie lange sollten wir die Portale verschlossen lassen?", spinnt Luna den Gedanken weiter.

„Ich würde sagen 500 oder 1.000 Jahre. Genau sagen kann man es nicht", überlege ich laut.

„Kann man nach 500 Jahren nachschauen?", erkundigt sich Arinor.

„Hängt davon ab, wie es auf der anderen Seite aussieht. Aber ich denke schon", spinne ich den Gedanken weiter.

„Dann würde ich vorschlagen, wir verschließen die Portale und verfügen, dass sie erst in 500 Jahren wieder geöffnet werden dürfen. In einer gemeinsamen Aktion der drei Reiche wird aber zunächst überprüft, ob sich die Lage gebessert hat", fasst Luna zusammen.

„Darf ich noch eine Bitte äußern", füge ich an. „Mir ist aufgefallen, dass in meinem Reich und im Land der wilden Drachen der medizinische Bereich weit hinter dem der Welt der Menschen zurückliegt. Ich nehme an, in diesem Reich wird es nicht anders sein. Dies ist leicht zu erklären, da sich der Teil der Menschen noch unabhängiger entwickelt hat als unsere Länder.

Mein Vorschlag lautet deshalb, dass ich noch Medikamente, Bücher und andere Unterlagen im Bereich der Medizin aus der Welt der Menschen auf diese Seite der Portale bringe, damit wir auf die Ergebnisse aufbauen können."

„Du kennst dich in diesem Bereich aus?", erkundigt sich Luna.

„Sie hat bei meinem Vater die Krankheit nur aus meinen Erzählungen erkannt. Dabei wussten alle unsere Heiler keinen Rat", mischt sich Arinor ein. „Sie kennt sich aus."

„Ich bin Ärztin und habe das alles studiert", erkläre ich.

„Dann weißt du, was du suchen musst", fasst Luna zusammen. „Dann ist ja alles gut."

„Ich bin dafür", meldet sich Vivaren.

„Für mich geht es auch in Ordnung", schließe ich mich an.

„Dann werden wir in zwei Wochen die Portale schließen. Hat jemand etwas einzuwenden?"

Es kommt kein Einwand. Der Rat des Drachenlandes hält sich zurück. Schließlich sind es Luna, Vivaren und ich, die als oberste Vertreter unsere Länder den Entschluss fassen.

„Ich bin zufrieden", fasse ich zusammen. „Wir schützen unsere Länder vor negativen Einflüssen von außen, wir greifen aber auch nicht ein. Die Menschen haben es nun selbst in der Hand, ob sie es schaffen oder nicht."

Kapitel 19 -- Rückkehr ins Schattenreich

Luna hat Vivaren und Arinor in einem Apartment neben meinem einquartiert. Alle sind zu mir gekommen, um den Abend abzuschließen und nun sitzen wir hier und essen zu Abend. Ich habe mit meiner Gabe jedem sein Lieblingsgericht auf den Tisch gezaubert und wir lassen es uns schmecken.

„Wie ist das Schattenreich?", erkundigt sich Arinor.

„Wie soll ich es beschreiben, das muss man sehen", antworte ich nach kurzem Nachdenken.

„Wenn du das so sagst ...", meint er, beendet den Satz aber nicht.

„Du meinst, ich sollte dich einladen?", muss ich laut loslachen.

Luna und seine Schwester beobachten uns schmunzelnd. Zunächst verstehe ich nicht, was sie sich dabei denken. Nach kurzer Zeit wird mir das aber klar und sofort schießt mir die Hitze in die Wangen.

„Wenn du das gerne machen würdest", spielt er den Unschuldigen.

„Gerne, wenn du Zeit hast."

Nun kichern die beiden laut los. Luna kann sich fast nicht mehr einkriegen und auch Vivaren amüsiert sich köstlich. Das Verhalten der beiden treibt nun auch Farbe in Arinor's Gesicht und genau das sieht echt süß aus. Ich hätte nie gedacht, dass er derart verlegen dreinschauen könnte.

„Kommst du alleine klar?", will er von seiner Schwester wissen.

„Na klar, ich schaffe es auch alleine zurück und zu Hause kann ich auf Vater und Mutter zählen, die sind sicher schon zurück ins Baumhaus gezogen."

„Dann wird es dort sowieso eng", antwortet ihr Bruder.

„Und bis zur Grenze kann ich dich begleiten", bietet sich Luna an.

„Du kannst mich auch noch weiter begleiten. Eventuell könntest du das Wochenende bei mir verbringen", meint Vivaren.

Ich schaue die beiden überrascht an. Es ist nicht das, was sie sagen, es ist vielmehr, wie sie es tun und wie sich die beiden dabei anschauen. Mir kommt es vor, als würde Luna Gefühle für Vivaren hegen. Wobei deren Reaktion auch darauf schließen lässt, dass die Anziehung gegenseitig ist.

„Das wäre echt lieb von dir", meint Luna verlegen. Sie wird dabei sogar rot.

Ich werfe Arinor einen fragenden Blick zu. Er zuckt nur mit den Schultern und grinst ebenfalls. Also habe nicht nur ich die Spannung zwischen den beiden bemerkt.

„Dann würde ich mich freuen, wenn wir zusammen ins Schattenreich fliegen und ich dir alles zeige. Da die Reise doch recht lange ist, würde ich vorschlagen, du bleibst etwas länger bei uns."

„Das würde mich sehr freuen", antwortet er.

Bella, die mit uns am Tisch sitzt, schaut nur noch zwischen mir und Arinor sowie Luna und Vivaren hin und her. Dabei grinst sie verträumt.

„Du wirst auch jemand finden, der zu dir passt", raune ich ihr ins Ohr.

Wir reden noch einige Zeit über Belanglosigkeiten. Doch je später der Abend wird, umso enger rücke ich zu Arinor hin, bis dieser den Arm um mich legt und ich mich offen an ihn kuschle. Aber auch Luna und Vivaren sitzen eng umschlungen da.

Bella ist dann auch die erste, die sich zurückzieht. Aber auch wir anderen machen uns auf und gehen ins Bett. Ich verabschiede mich von Arinor mit einem Kuss. Ich will zunächst nur zaghaft die Lippen auf seine legen. Er jedoch zieht mich eng zu sich heran, drängt sofort seine Zunge in meinen Mund und natürlich lasse ich mich darauf ein.

Als wir uns voneinander lösen, staune ich nicht schlecht. Auch Luna und Vivaren küssen sich leidenschaftlich. Es sieht ganz danach aus, dass sie uns zum Vorbild genommen haben. Sie gehen noch einen Schritt weiter als wir.

„Ich kann doch wieder das zweite Zimmer haben?", wendet sich Luna an mich.

„Ja, von mir aus."

„Dann gute Nacht", kichert sie etwas verlegen.

Sie zieht Vivaren einfach mit sich und die beiden verschwinden und lassen mich und Arinor überrascht zurück. Wir wissen zunächst nicht, was wir tun sollen. Ich kann deutlich sehen, dass auch er hin und hergerissen ist. In meinem Zimmer ist bereits Bella verschwunden und mit ihm ins andere Zimmer zu gehen, traue ich mich dann doch nicht. Es könnte uns jemand dabei sehen und dann ist das Gerede vorprogrammiert.

Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als uns voneinander zu verabschieden. Er geht ins zweite Zimmer, ich dagegen husche zu Bella. Als ich nach einem Umweg im Bad ins Bett krabble grinst meine Freundin.

„Du und der Mann aus dem Land der wilden Drachen", kichert sie.

„Ich mag ihn", antworte ich verlegen.

„Ihr seid ein schönes Paar. Genießt es!"

„Hättest du gedacht, dass Luna und Vivaren etwas füreinander empfinden?", erkundige ich mich.

„Als du mit Arinor zu seinen Eltern geflogen seid, hat seine Schwester Luna das Land gezeigt und sie sind verdächtig lange unterwegs gewesen", kichert Bella.

Mit diesen Neuigkeiten schlafen wir ein. Ich träume von einem kräftig gebauten und unheimlich gutaussehenden Mann. Natürlich hat er die Gesichtszüge von Arinor. Wie könnte es anders sein. Er verfolgt mich bis in meine Träume.

Am nächsten Morgen brechen wir dann auf. Während Luna Vivaren ins Land der wilden Drachen begleitet, machen sich Bella und ich auf Divina sowie Arinor auf seinem Drachen auf den Weg in die magische Welt.

Als wir auf der Wiese vor dem Haus von Gordin landen, sehe ich schon von weitem den alten Mann und meine Mutter auf der Bank sitzen und Händchen halten. Im ersten Moment bin ich etwas verblüfft, freue mich dann aber für die beiden.

„Der künftige König", grüßt uns Gordin und lacht.

„Wie bitte?", erkundigt sich Arinor.

„Der alte Mann kann Gedanken lesen und in die Zukunft blicken. Du kannst ihm nichts verheimlichen", erkläre ich vergnügt.

„Heißt das?", erkundigt sich meine Mutter. Dabei schaut sie aber in Gordins Richtung.

„Die beiden mögen sich und ich bin mir sicher ...", grinst er.

„Greif der Zeit nur nicht voraus", mahne ich ihn.

Nach einer herzlichen Begrüßung essen wir noch zu Abend und dann setzen wir unseren Weg fort in Richtung Schloss. Bella hat sich inzwischen an das Fliegen auf dem Drachen gewöhnt und auch den Geheimgang geht sie gelassen entlang. Arinor hingegen staunt, als wir den Tunnel durchqueren und im Schloss herauskommen.

„Soll ich mich um ein Zimmer für unseren Gast kümmern?", erkundigt sich Bella.

„Da es schon spät ist, denke ich, er bleibt bei mir", sage ich etwas verlegen. Dabei spüre ich, wie die Hitze in meine Wangen schießt.

„Dann wünsche ich eine gute Nacht", kichert meine Freundin. Wenig später ist sie verschwunden.

„Ich hoffe, es macht dir nichts aus", frage ich unsicher.

Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich das einfach entschieden habe, weil ich es mir wünsche. Allerdings habe ich Arinor nicht gefragt, ob auch er damit einverstanden ist.

„Wenn du nicht Sorge hast, dass es Gerede gibt, mir ist es mehr als recht", grinst auch er.

Ich nehme entschlossen seine Hand und ziehe ihn in mein Zimmer, das sich nur zwei Türen weiter befindet.

Den folgenden Tag nütze ich, um meinem Freund das Schloss und die nähere Umgebung zu zeigen. Beeindruckt ist er vom Thronsaal, da es einen solchen in seinem Land nicht gibt. Auch bei Luna habe ich keinen gesehen. Das wird wohl daran liegen, dass diese beiden Länder von einem Rat mit einem Vorsitzenden geführt werden, ich hingegen bin Königin. Zwar habe ich auch einen Rat, aber dieser spielt inzwischen nur noch eine untergeordnete Rolle. Ich nehme mir vor, ihm bei einem Flug über das Land die Größe und die Schönheit meines Reiches zu zeigen.

Ich genieße den Tag mit Arinor. In den Momenten, in denen wir alleine sind, schmiege ich mich an ihn, lasse mich von ihm küssen oder genieße einfach nur seine Nähe. Der Tag verfliegt viel zu schnell und mich holen die Amtsgeschäfte schneller ein als mir lieb ist. Schon am Tag darauf muss ich zur Audienz. Da ich einige Tage weg war, scheint sich einiges angestaut zu haben. Arinor ist mir nicht böse und will auf eigene Faust einen Ausflug unternehmen.

Vor der eigentlichen Audienz treffe ich mich mit Ferina und Bella, um uns abzusprechen. Nachdem dies erledigt ist, gehe ich zusammen mit Bella in den Thronsaal, die Kanzlerin will noch etwas erledigen und kommt dann nach.

„Was haben wir denn heute?", frage ich den Zeremonienmeister.

„Die Adeligen wollen Eure Majestät sprechen. Sie sind unzufrieden", meint er.

„Gut, dann reden wir."

Es kommen zahlreiche Adelige durch die Tür, welche der Zeremonienmeister öffnet. Bella die auf dem zweiten Thron sitzt, beobachtet die Szene mit Sorgenfalten im Gesicht. Auch ihr scheint die Sache nicht sonderlich zu gefallen.

Die Männer, die den Saal betreten, setzen sich nicht auf die bereitstehenden Stühle, sie stellen sich vor dem Podium auf und da es viele sind, fühle ich mich eingekreist. Die Lage wirkt ein wenig bedrohlich. Trotzdem lasse ich mir mein Unbehagen nicht anmerken.

„Wir fordern Euren Rücktritt", spricht jener Mann, der schon bei der Krönungsfeier beanstandet hat, dass ich dem Lord geholfen habe.

„Das nenne ich eine klare Ansage", stelle ich klar. „So einfach geht das aber nicht."

„Wir haben uns beraten und sind zum Schluss gekommen, dass es nicht länger tragbar ist, dass Ihr unsere Königin seid."

„Was genau ist nicht tragbar?"

„Na, einfach alles. Wie Ihr Euch kleidet, wie Ihr Euch benehmt, einfach alles."

„Ich als Königin habe nicht das Recht mich zu kleiden und zu benehmen, wie ich möchte?"

„Wenn es der Würde des Amtes und des Landes Schaden zufügt, nicht."

„Der Würde des Landes oder des Adels?"

„Der Adel ist die Stütze des Landes", kontert er.

„Da bin ich nicht ganz Eurer Meinung. Ich glaube, es braucht in einem Land das Volk, den Adel und die Königin. Keiner der drei kann ohne die anderen bestehen. Wie viel Bedeutung man den jeweiligen Säulen der Gesellschaft beimisst, hängt sicher auch vom Standpunkt ab, aus dem man die Sache betrachtet.

Wenn ich den Eindruck vermittelt habe, der Adel sei überflüssig, so war dies nicht meine Absicht und ich bin auch bereit dies klarzustellen. Ich bin nur der Meinung, dass es vor meiner Zeit ein Ungleichgewicht gegeben hat. Dem Volk wurde zu wenig Bedeutung beigemessen und vor allem haben sich einige aus dem Adel übermäßig und auf fragwürdige Weise bereichert. Aus diesem Grund hat das Volk unter zu hohen Steuern gelitten. Das aber funktioniert nicht auf Dauer. Ein Volk, das unter zu großen Belastungen stöhnt, wird früher oder später aufbegehren."

„Das klingt alles klug und schön. Aber was gedenkt Ihr zu unternehmen?"

„Gar nichts, ich werde weiterhin darauf achten, dass es ein gesundes Gleichgewicht im Land gibt."

„Ihr seid nicht bereit, daran etwas zu ändern oder zurückzutreten?"

„Was würde das ändern? Ich kann euch versichern, das Volk würde aufbegehren, würde ich zurücktreten. In dem Fall kann der Adel nur verlieren."

„Ihr wollt sagen, wir sollen still sein, weil es sonst schlimmer kommen kann?"

„Ich hätte es anders nicht besser ausdrücken können."

Es entsteht eine Pause. Die Männer schauen sich an, wirken dabei ratlos. Dann ergreift der, den ich für den Sprecher halte, wieder das Wort.

„Wir werden uns beraten und Euch wissen lassen, zu welchem Ergebnis wir gekommen sind", meint er.

Da springe ich auf, gehe die Treppe hinunter und stelle mich direkt vor ihn. Seine herablassende Art regt mich fürchterlich auf.

„Ihr habt nicht das Recht, mich etwas wissen zu lassen. Ich bin die Königin und erwarte, dass man mir den entsprechenden Respekt entgegenbringt. Dabei geht es mir nicht um mich als Person, sondern um die Würde des Amtes", fahre ich ihn an.

Etwas kleinlaut entschuldigt er sich und will schon durch die Menge seiner Kollegen zur Tür, da wird es plötzlich laut. Ich höre einen Schrei. Er kommt von einer Frau.

„Was ist da los?", frage ich energisch.

„Das ist los", meint einer der Adeligen.

Er kommt zwischen den anderen nach vorne, die ihm Platz machen und eine Gasse bilden. Er schiebt Ferina vor sich her und hält ihr ein Messer an die Kehle. Ihre Augen sind weit aufgerissen. Ihr ist die Angst deutlich ins Gesicht geschrieben. Xerimus, der neben dem Seiteneingang steht, durch den ich immer den Thronsaal betrete, greift zum Schwert und richtet sich bereits auf.

Ich gebe ihm mit der Hand ein Zeichen, sich zurückzuhalten. Dabei schaue ich ihn nicht an und versuche alles, damit der Angreifer nicht mitbekommt, dass der Hauptmann der Wache etwas unternehmen will. Aus dem Augenwinkel erkenne ich den entschlossenen Blick von Xerimus. Er zaudert, ob er sich nicht doch meinem Befehl widersetzen soll. Schließlich empfindet er etwas für Ferina und will sie beschützen. Aber im Moment ist es wohl besser, wenn er sich zurückhält. Mit einem versteckten Nicken des Kopfes schaffe ich es, ihn doch noch zurückzuhalten.

„Du miese kleine Schlampe willst hier auf wichtig machen", spricht der Mann hinter Ferina. Es ist klar, dass er damit mich meint. In seiner Stimme liegt purer Hass. „Du glaubst mit Vorträgen zu den Säulen der Gesellschaft löst du alle Probleme?"

Der Mann ist um die 30. Er ist noch relativ jung, wenn ich mir das Durchschnittsalter in den Reihen des Adels anschaue. Er ist etwa 1,80 m groß und von stattlicher Statur. Er hat gepflegte, halblange Haare und braune Augen. Auf den ersten Blick könnte man ihn als attraktiv bezeichnen und ich bin mir sicher, dass er bei den Frauen seine Chancen hat.

„Ich habe nur versucht klarzumachen, dass wir nicht nur auf uns allein schauen können."

„Das ist Blödsinn. Du glaubst, du kommst hierher, wobei keiner weiß woher du überhaupt kommst, und setzt dich ins gemachte Nest? So läuft das nicht."

„Ich glaube nicht, dass das Nest gemacht ist. Aber in diesem Punkt gehen ja die Ansichten auseinander."

„Stimmt, du hast alles durcheinandergebracht. Hast überall deine Freundinnen in wichtige Positionen gesetzt. Das ist ja nur noch eine Weiberwirtschaft."

„Das ist dir als Mann natürlich nicht ganz geheuer. Fühlst du dich von Frauen bedroht?"

„Rede keinen Unsinn!"

„Gut, werden wir konkret. Was willst du? Wie soll das hier weitergehen? Ich nehme an, wir wollen beide nicht, dass jemand Schaden nimmt."

Da lacht er laut auf. Sein Blick ist starr auf mich gerichtet und mir ist klar, sein Hass bezieht sich nur auf mich.

„Ob die Kleine da lebend aus der Sache herauskommt, ist mir ehrlich gesagt völlig egal. Es hängt nur von dir ab."

„Wer bist du eigentlich? Wie soll ich dich nennen?"

„Ich bin Graf Deringheim."

„Gut, Graf Deringheim. Was sind deine Forderungen?"

„Du setzt deine Freundinnen als Kanzlerin und als Beraterin für die Finanzen ab und die Männer wieder ein, die vorher diese Ämter bekleidet haben. Danach dankst du ab und wir schauen, wie es weitergeht."

„Du allein willst über das Schicksal des Landes entscheiden? Ist das nicht ein wenig anmaßend?"

„Nicht ich, wir Adeligen werden entscheiden, wenn du weg bist."

„Wollen das die anderen? Dir ist schon klar, dass die meisten hier sind, weil ihnen Traditionen wichtig sind. Du aber setzt dich über alles hinweg, was ihnen heilig ist. Die Thronfolge ist eine der ältesten Traditionen dieses Landes und genau diese trittst du im Augenblick mit Füßen."

Ein Raunen geht durch die Menge. Offenbar liege ich richtig und der Mann hat wenig Rückhalt unter den anderen Adeligen. Es ist wohl eher ein spontaner Alleingang.

„Waldimir, lass das!", mischt sich nun auch einer aus dem Adel ein.

Der Angesprochene aber packt Ferina noch etwas fester und drückt ihr die Klinge noch mehr an den Hals. Ich kann kleine Tropfen Blut erkennen.

„Lass die Frau gehen und nimm mich. Sie hat dir nichts getan", biete ich an.

Ein Seitenblick zu Xerimus zeigt mir, dass er mit diesem Vorschlag nicht einverstanden ist. Ich kann in seinem Blick erkennen, dass er sich um Ferina Sorgen macht, aber dafür die Königin in Gefahr zu bringen, das will er dann auch nicht.

„Das ist ein Trick. Darauf falle ich nicht herein", meint der Angreifer.

„Graf Deringheim, das ist eine Sache zwischen uns beiden. Diese Frau hat damit nichts zu tun. Ich habe sie zur Kanzlerin gemacht, ohne sie überhaupt zu fragen. Sie trifft keine Schuld. Also seien sie ein Mann und wir machen es unter uns aus."

Meine Entschlossenheit lässt ihn wanken, bringt mir aber auch sichtbar Respekt bei den anderen Adeligen ein. An ihren Gesichtern kann ich erkennen, dass mein Vorschlag und mein Mut sie beeindruckt.

„Ach was", füge ich hinzu. „Ich habe einen anderen Vorschlag, wir tragen einen fairen Kampf aus."

„Wie, einen Kampf?", erkundigt er sich überrascht.

„Wir gehen beide in die Arena und kämpfen gegeneinander. Jeder bekommt ein Schwert und einen Dolch. Der Sieger übernimmt die Macht in diesem Land."

„Eine Frau, ach was sage ich, ein Mädchen fordert mich zum Kampf?", lacht er.

„Hast du Angst?"

„Ganz sicher nicht?"

„Was hindert dich dann noch daran, mein Angebot anzunehmen?", provoziere ich ihn. „Betrachten wir die Situation einmal ganz nüchtern. Du bedrohst meine Freundin und Kanzlerin. Das kann ich nicht akzeptieren. Hinzu kommt, dass meine Wachen nie zulassen werden, dass du die Macht übernimmst, außer ich will es so. Nur, weil du mich dazu zwingst, werden es noch lange nicht alle akzeptieren, wenn ich zurücktrete. Vor allem die Wachen stehen zu mir und zu diesem Königreich. Ohne meine Zusicherung wirst du diesen Saal nicht lebend verlassen. Das muss dir klar sein. Der einzige Ausweg für dich ist also der Kampf, den ich dir angeboten habe. Erst danach hast du den Machtanspruch redlich verdient und hast gesiegt."

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