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Magische Welten 03

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„Das ist doch ein Trick?"

„Der einzige Trick ist, dass du mich erst besiegen musst."

„Du führst etwas im Schilde."

„Ich will gewinnen", lache ich. „Natürlich überlasse ich dir die Macht nicht kampflos. Wo denkst du hin? Aber ich gebe dir mein Wort, dass ich dich in einem fairen Kampf schlagen werde. Solltest du gewinnen, dann übernimmst du die Macht und jeder wird es respektieren."

„Dein Wort, dass ich nicht lache!"

„Man kann mir viel vorwerfen, man kann mit dem, was ich tue nicht einverstanden sein, aber ich glaube keiner in diesem Raum zweifelt an meinem Wort."

„Schwörst du es bei allem, was dir heilig ist?"

„Ich schwöre es, bei allem was mir heilig ist."

Graf Deringheim überlegt noch kurz, dann nimmt er das Messer von Ferinas Kehle. In diesem Moment wollen die Wachen auf ihn lostürmen.

„Halt, ich habe diesem Mann mein Wort gegeben!", bremse ich sie aus.

„Aber er hat Euch dazu gezwungen", meint Xerimus, der mich vor den Adeligen korrekt anspricht.

„Wo kämen wir hin, wenn das Wort einer Königin nichts mehr wert ist? Ich wusste, dass er meiner Freundin ein Messer an den Hals hält und habe deshalb ganz bewusst meine Zusage gegeben", halte ich dagegen.

Die Wachen weichen zurück. Erneut sehe ich Verwunderung in den Augen der Adeligen. Auch Deringheim selbst wirft mir einen anerkennenden Blick zu.

Ferina läuft auf Xerimus zu, der sie in den Arm nimmt. Ich habe mich also nicht getäuscht. Aber der Hauptmann kann sich nicht ganz auf sie konzentrieren. Sein Blick haftet immer noch irritiert auf mir.

„Wann wollen wir kämpfen?", erkundige ich mich beim Grafen.

„Ist morgen früh in Ordnung?", schlägt er vor.

„9 Uhr am Trainingsgelände?"

„Abgemacht!", stimmt er zu.

Kapitel 20 -- Der Kampf

„Amy, was hast du dir dabei gedacht?", braust Arinor auf.

Wir sitzen beim Abendessen und die anderen haben ihm nach seiner Rückkehr von dem Vorfall und dem bevorstehenden Kampf erzählt. Er ist sichtlich beunruhigt.

„Mach dir keine Sorgen, ich kann kämpfen", versuche ich ihn zu beruhigen.

„Das hättest du nicht machen sollen", stimmt ihm Xerimus zu.

„Was hätte ich denn tun sollen? Hätte ich meine Freundin einfach sterben lassen sollen?"

„Das wäre wohl besser gewesen", meint Ferina.

Ich sehe ihr an, dass sie sich Vorwürfe macht, dass er es geschafft hat, sie in seine Gewalt zu bringen. Meine Freundin hat noch sichtbare Zeichen am Hals, wo das Messer ihre Haut eingeritzt hat.

Ich drehe mich zu Ferina, die neben mir sitzt und ziehe sie in eine Umarmung. Einen Moment weiß sie nicht, wie sie sich verhalten soll, dann aber erwidert sie meine Geste.

„Das wäre keine Option gewesen. Ich stehe zu meinen Freunden. Eine Königin muss Verlässlichkeit ausstrahlen. Ich opfere niemand, nur um selbst heil aus einer Sache herauszukommen."

„Aber der Graf ist ein guter Kämpfer. Mit dem Schwert war er bei den Turnieren immer einer der Besten."

„Ich bin aber auch nicht schlecht. Er glaubt, er hat leichtes Spiel. Dem ist aber nicht so."

„Du kannst kämpfen?", erkundigt sich Arinor. „Mit dem Schwert?"

„Ich habe es bei Gordin gelernt und ausgiebig trainiert. Ich bin nicht so unerfahren, wie ihr alle denkt."

„Trotzdem mache ich mir Sorgen", meint Bella. „Er ist ein Mann."

„Na und?", frage ich leicht verärgert. „Glaubst du, nur Männer können kämpfen?"

„Nein, das meine ich nicht", weicht Bella aus.

„Schluss jetzt! Ich habe mich auf den Kampf eingelassen und werde auch antreten. Alles andere ist keine Option", beende ich die Diskussion.

Der Abend wird dann noch recht angenehm. Ferina und Xerimus fragen Arinor aus. Sie wollen mehr über das Land der wilden Drachen und das Leben dort erfahren. Er erzählt auch recht bereitwillig.

„Ich geh schlafen, muss morgen schließlich ausgeruht sein", sage ich schließlich.

„Ich komme auch", meint Arinor und steht auf.

Zusammen verlassen wir den Speisesaal. Aus dem Augenwinkel heraus bekomme ich mit, wie uns die anderen überrascht hinterherschauen.

Arinor ist immer noch bei mir untergebracht. Ich fühle mich in seiner Nähe wohl und auch an diesem Abend schlafe ich in seinen Armen ein. Ich denke nicht an den nächsten Tag oder den Kampf mit dem Grafen, ich denke einfach nur an den Mann, der mir immer mehr bedeutet und den ich nicht mehr missen möchte.

Als der Wecker mich aus dem Schlaf reißt, öffne ich mühsam die Augen und sehe, wie auch Arinor sich verschlafen reckt. Ich könnte mich an diesen Anblick am Morgen glatt gewönnen.

Doch heute ist nicht die Zeit, noch länger zu träumen. Ich quäle mich aus dem Bett und tapse noch halb verschlafen ins Bad. Dort stelle ich mich unter die Dusche und wache nun endlich auf. Nach der Morgentoilette ziehe ich meine lederne Rüstung an. Meinen Dolch schiebe ich in die geheime Tasche am Oberschenkel. Inzwischen ist auch Arinor fertig und wir gehen zum Frühstück.

„Du lässt dich nicht davon abbringen?", sagt er auf dem Weg zum Speisesaal.

„Nein, das muss ich machen."

„Ich verstehe dich."

„Ich habe mein Wort gegeben, um meine Freundin zu retten. Da mache ich keinen Rückzieher."

„Deshalb liebe ich dich. Man kann sich auf dich verlassen."

Abrupt bleibe ich stehen. Ich schaue in seine Augen und sehe die Liebe. Mir wird ganz warm ums Herz.

„Ich liebe dich auch", hauche ich.

Dann stelle ich mich auf die Zehenspitzen und lege meine Lippen auf die seinen. Es entwickelt sich ein sehr sanfter und sinnlicher Kuss. Ich schließe die Augen und versinke in einer Welt aus Leidenschaft.

„Hey, ihr Turteltäubchen", kichert jemand. Es ist Bella. „Dachte ich es mir doch."

„Was dachtest du dir?"

„Dass ihr ein Paar seid."

„Woher wusstest du das?"

„Na hör mal, man braucht euch nur anzuschauen. Schon im Drachenland wart ihr kaum zu trennen."

Erst jetzt fällt mir auf, dass das stimmt. Ich habe mich von Anfang an in Arinor's Nähe wohl gefühlt.

„Können wir schon die Hochzeit bekanntgeben?", neckt mich meine Freundin.

„Erst mal muss ich einen lästigen Grafen im Kampf besiegen", lenke ich von der Frage ab.

„Das ist doch ein Kinderspiel für dich", grinst sie.

„Ein Kinderspiel?", will Arinor wissen. „Wie kommst du darauf?"

„Sie hat bestimmte Fähigkeiten ...", deutet Bella an.

„Ich kämpfe fair. Keine Gabe, keine Elemente, kein Tricksen", stelle ich klar.

„Nicht dein Ernst?", fährt mich meine Freundin an.

„Ich kann ihn in einem Kampf ohne jegliche Hilfen besiegen", beharre ich.

Das Frühstück fällt bei mir klein aus. Ich will nicht vollgefressen zum Kampf kommen. Deshalb trinke ich eine Tasse Kaffee, nehme noch ein Glas Orangensaft und esse dazu ein kleines Stück Brot.

Bevor ich den Speisesaal verlasse, konzentriere ich mich und wünsche mir ein Schwert, das perfekt in der Hand liegt und sich für den bevorstehenden Kampf perfekt eignet. Sofort halte ich eines in der Hand. Es ist wunderschön! Noch nie habe ich eine so reich verzierte Waffe gesehen. Der Schmuck kommt voll zur Geltung, ist allerdings so angebracht, dass er nicht stört. Das Schwert liegt perfekt in der Hand. Es ist aus bestem Stahl und trotzdem nicht zu schwer.

Besonders fallen mir die Runen auf, die sich über die Klinge ziehen. Ich kenne diese Schriftzeichen nicht, aber sie verleihen der Waffe etwas Magisches, so als wäre sie etwas ganz Besonderes.

Gestärkt, aber nicht mit vollem Bauch und mit einer perfekten Waffe, machen wir uns auf den Weg zum Turnierplatz. Zu meiner Überraschung sind die Zuschauertribüne und die Plätze rund um den Kampfplatz voll mit Zuschauern. Sowohl der Adel als auch Wachen, Bedienstete des Hofes und einige Bürger, die offenbar von dem Kampf erfahren haben, sind gekommen. Die Anlage ist überfüllt und ich muss mich zwischen den Leuten durchzwängen.

Als ich die Arena erreiche werde ich bejubelt. Ich habe den Eindruck, als wären alle auf meiner Seite. Selbst der Adel ist mir offenbar wohlgesonnen. Ich nehme an, es hat Eindruck hinterlassen, dass ich vor der Gefahr nicht zurückgewichen bin, für meine Freundin eingestanden bin und mein Wort gehalten habe.

Plötzlich werden Buh-Rufe laut und es kommt zu Gedränge. Im ersten Moment ist mir nicht klar, was da vor sich geht, dann aber wird mir bewusst, dass Graf Deringheim im Anmarsch ist und offenbar auf Widerstand der Zuschauer trifft.

„Lasst ihn durch. Dies soll ein fairer Kampf sein. Ich habe Graf Deringheim herausgefordert und er hat sich darauf eingelassen. Jeder darf den Kontrahenten anfeuern, den er möchte. Aber es ist mein Wunsch, dass es fair zugeht", rufe ich in die Menge.

Ein Raunen ist zu hören. Aber es öffnet sich eine Gasse, durch die Deringheim auf die Kampffläche gelangt. Auch er ist von der großen Zahl an Zuschauern überrascht.

„Eure Majestät, es freut mich, dass Ihr zu Eurem Wort steht", begrüßt er mich.

„Graf Deringheim, was habt Ihr denn gedacht?", grinse ich. „Weil ich eine Frau bin, habe ich noch lange keine Angst vor Euch."

„Trotzdem wird Euch die Zuversicht nichts nützen", grinst er leicht überheblich.

„Ich stelle fest, dass Ihr mich mit meinem Titel ansprecht und mich nicht erneut als Schlampe bezeichnet."

„Ich muss gestehen, Ihr habt Euch verhalten, wie man es sich von einer Königin von Format wünschen würde. Leider war dies in den letzten Jahren nicht immer der Fall."

„Ich habe ja gesagt, ich bin angetreten, um etwas zu verändern."

„Leider bleibt Euch nicht mehr viel Zeit dazu", meint er.

Ich kann ihm ansehen, dass er sich seines Sieges sicher ist. Doch genau das, dass er mich offenbar als Gegnerin nicht nur unterschätzt, sondern gar nicht als solche ansieht, ist mein großer Vorteil und den werde ich ausnützen.

„Dann wollen wir die Zuschauer nicht länger warten lassen", antworte ich gelassen.

„Ihr habt es aber eilig", grinst er.

„Wir kämpfen, bis einer von uns beiden sich ergibt oder tot ist. Einverstanden?"

„Könnt Ihr garantieren, dass mir nichts geschieht, wenn ihr beim Kampf ums Leben kommt?"

„Ihr seid Euch des Sieges aber sehr sicher", grinse ich. „Ferina!"

Die Kanzlerin kommt auf mich zu. Sie hält einen Brief in der Hand, der das königliche Siegel trägt.

„Dieser Brief sichert Euch freies Geleit zu, sollte ich verlieren. Dann könnt Ihr mit dem Adel über meine Nachfolge beraten."

„Mir wäre lieber, der alte Kanzler würde wieder eingesetzt, um die Nachfolge zu regeln. Ich bin nicht sicher, ob Eure Freundin dies nicht behindert."

„Der alte Kanzler hat versucht mich umzubringen und sitzt im Gefängnis. Solange ich Königin bin, wird er ganz sicher nicht in sein früheres Amt zurückkehren. Ich kann Euch aber versichern, dass Ferina alles tun wird, um meine Zusagen in die Tat umzusetzen."

„Euer Wort genügt mir", lenkt er ein.

Er legt seinen Umhang ab und übergibt ihn einem Diener. Dann tritt er siegessicher auf den Kampfplatz. Ich umarme Ferina und Arinor. Sie wünschen mir viel Glück. Dann trete auch ich zum Grafen auf den Platz, auf dem wir gleich aufeinandertreffen werden.

Als ich ihm gegenüberstehe, ziehe ich mein Schwert. Erneut stelle ich fest, wie angenehm es in der Hand liegt. Ich schwinge es zweimal durch die Luft, um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen.

„Das erste Mal ein Schwert in der Hand?", erkundigt sich der Graf hämisch.

„Ich habe zum ersten Mal dieses Schwert in der Hand", korrigiere ich seine Aussage. „Es fühlt sich gut an.

Zu meiner Überraschung leuchten plötzlich die Runen an der Klinge rot auf. Es sieht beinahe so aus, als würde ein Fluss aus roter Lava über das Metall fließen. Dieser Anblick verleiht dem Schwert etwas Mythisches. Es sieht unglaublich schön und mächtig aus.

„Ein typisches Schwert für ein Mädchen. Voller Schnickschnack, schön anzusehen, aber ungeeignet zum Kämpfen", lacht der Graf laut auf.

„Du Idiot!", ruft da ein Zuschauer aus der ersten Reihe. Es ist ein alter Mann, den ich auf 90 Jahr oder gar mehr schätzen würde. „Das ist Sienas Schwert!"

Alle schauen den alten Mann an. Auch ich bin überrascht. Doch da fällt mir ein, dass ich im Buch gelesen habe, wie Siena Gordin befiehlt, ihr ein Schwert zu reichen. Im Buch wird es genau so beschrieben, wie dieses hier aussieht. Auch dort ist von den Runen die Rede, die sich über die Klinge ziehen.

„Alter Mann, was redest du da? Wie soll dieses Mädchen in den Besitz dieses Schwertes kommen. Es ist seit Jahrzehnten verschollen und die Legende besagt, dass nur eine Königin es führen kann, die würdig ist", patzt der Graf den alten Mann an.

„Ich sage dir, das ist Sienas Schwert", beteuert der Alte, wie in Trance. „Ich sage dir, diese Königin wird Großes vollbringen und sie wird das Land im Sinne der großen Königinnen verwalten und zu neuer Blüte führen."

Es herrscht eine unheimliche Stille. Die Stimme des Alten klang plötzlich ganz anders, eher wie eine Frauenstimme. Allerdings auch vorher klang der Alte nicht mehr sehr männlich.

„Was soll das? Lasst uns anfangen", ruft der Graf. „Wer hört denn schon auf das Geschwätz eines alten Mannes."

„Ich zum Beispiel", antworte ich entschlossen. „Aber wir können gerne den Kampf beginnen."

Mit diesen Worten gehe ich in Kampfstellung, versuche dabei aber ein wenig ungeschickt zu wirken. Ich will ihn so lange wie nur möglich im Glauben lassen, er könnte mich besiegen.

Zunächst tanzen wir nur um den Gegner herum. Ich will ihn angreifen lassen und auch der Graf scheint noch unentschlossen zu sein. Ich tue so als würde ich über meine eigenen Beine stolpern und mich im letzten Moment doch noch abfangen können. Ich bin die geborene Schauspielerin.

Meine Einlage scheint ihn zu enthemmen. Er macht einen entschlossenen Schritt auf mich zu und schwingt sein Schwert in meine Richtung. Ich wehre bewusst ungeschickt den Schlag ab, setze zum Gegenangriff an und führe die Klinge diesmal entschlossen. Ich schalte in den entschlossenen Kampfmodus.

Meine Finte funktioniert und ich kann ihn am linken Bein verletzten. Ich füge ihm trotz seiner Rüstung aus Leder einen Schnitt am Oberschenkel zu, aus dem Blut quillt. Ich erkenne sofort, dass die Wunde ihn in seinen Bewegungen einschränken wird. Als er zurückweicht, hinkt er tatsächlich und verzieht schmerzerfüllt das Gesicht.

„Das ist das letzte Mal, dass Ihr Glück hattet", keucht er auf.

Erneut startet er einen Angriff. Diesmal ist er aufgrund seiner Verletzung etwas ungelenkig, ich kann ihn mit Leichtigkeit abwehren und verletzte ihn dieses Mal am rechten Arm. Nur mit Mühe schafft er es noch, das Schwert in die Linke zu nehmen und einen Schritt zurückzuweichen, um sich außer Reichweite meiner Klinge zu bringen.

„Königin Amy, Ihr schafft das!", ruft ein Mann aus dem Publikum.

„Natürlich schafft sie das!", ruft ein anderer. „Es lebe unsere Königin!"

„Es lebe Königin Amy", rufen einige und immer mehr stimmen in den Sprechchor mit ein. Selbst aus den Reihen des Adels kommen Anfeuerungsrufe.

„Gebt auf, Graf. Ihr habt keine Chance mehr", fordere ich ihn auf.

„Das könnte Euch so passen!", faucht er.

Immer noch voll konzentriert, achte ich auf jede Bewegung meines Gegners. Er ist, wie ein verletztes Tier und wird sich bis zum Ende wehren. Das wird mir in diesem Moment klar als ich in seine entschlossenen Augen blicke. Er wird sich nicht ergeben, erst, wenn er machtlos ist oder tot am Boden liegt.

Erneut greift er an, kann aber mit der Linken keinen vernünftigen Schlag führen. Ich weiche nur aus, stelle ihm ein Bein und er stürzt wie ein Sack Mehl zu Boden. Er kann sich nicht einmal richtig abfangen. In der linken Hand hält er das Schwert, die rechte ist verletzt. Dem Grafen entkommt ein unzufriedenes Brummen.

„Ergebt Euch, Ihr habt keine Chance mehr", fordere ich ihn auf.

Doch der Graf rappelt sich unter Buh-Rufen des Publikums auf, wendet sich erneut zu mir um und will ein weiteres Mal auf mich losgehen. Es ist aber deutlich zu erkennen, dass er mit der Linken seine Waffe nicht richtig führen kann. Erneut weiche ich aus, lasse ihn ins Leere taumeln und versetze ihm einen Schlag gegen das gesunde Bein. Damit füge ich ihm auch dort eine tiefe Wunde zu.

„Bringt ihn auf die Krankenstation, ich schaue ihn mir gleich an", sage ich, noch während er sich am Boden windet.

„Ich gebe mich noch nicht geschlagen!", brüllt der Graf verzweifelt.

„Seid vernünftig, oder soll ich Euch töten?", frage ich gelassen.

Dabei trete ich mit einem Fuß auf seinen Rücken, um ihm seine ausweglose Situation vor Augen zu führen. Er versucht zwar mit dem Schwert nach mir zu schlagen, aber es gelingt ihm nicht. Er liegt hilflos auf dem Boden. Seine Lage ist ausweglos.

„Es ist vorbei!", sage ich entschlossen.

„Tötet mich!", jammert er. „Ich kann mit dieser Niederlage nicht weiterleben"

„Ihr könnt und ihr müsst", sage ich. „Das ist die Strafe dafür, mich herausgefordert zu haben."

Ich nehme ihm das Schwert ab und gehe davon. Ich sehe noch, wie Wachen mit einer Trage kommen und ihn drauflegen. Xerimus nimmt ihm auch den Dolch ab und kommt dann zu mir.

„Das hast du gut gemacht", meint er ganz überschwänglich.

Auch Ferina, Bella und Arinor kommen auf mich zu gerannt. Meine Freundinnen fallen mir um den Hals.

„Du bist die Beste", jubiliert Bella.

„Dem hast du es aber gezeigt", grinst Ferina.

„Der Adel wird mich von nun an respektieren", antworte ich zufrieden.

„Die hast du auf deine Seite gezogen."

„So gesehen müssen wir dem Grafen dankbar sein", lache ich.

Nun steht Arinor vor mir. Er schaut mir tief in die Augen, dann nimmt er mich in den Arm und küsst mich.

„Ich hatte solche Angst um dich!", beteuert er.

„War alles umsonst. Ich kann mich wehren", lache ich. „Aber du wolltest mir ja nicht glauben."

„Du kannst dich tatsächlich wehren. Dein Gegner hat dich hoffnungslos unterschätzt."

„Das war sein Untergang", stelle ich fest. „Aber lass mich bitte zu dem Alten da gehen."

Ich löse mich von meinem Freund und gehe auf den alten Mann zu. Ich setze mich neben ihn und beobachte ihn. Zu meiner Überraschung tut er, als würde irgendwer neben ihm sitzen.

„Woher wisst Ihr, dass dies Sienas Schwert ist?", frage ich ihn.

„Was bitte? Wer seid Ihr?"

Seine Antwort überrascht mich. Seine Augen wirken leer und ich erkenne einen milchigen Film auf der Linse. Er hat den grauen Star und ich vermute, dass er so gut wie nichts sieht.

Da kommt eine junge Frau zu uns. Sie weiß nicht, wie sie sich verhalten soll, beugt sich dann aber nach einem schüchternen Gruß und einer tiefen Verneigung zum alten Mann.

„Opa, die Königin spricht mit dir."

„Welche Königin?", antwortet er.

„Königin Amy."

„Ich kenne keine Königin Amy. Unsere Königin heißt doch Yara?"

„Ihr müsst ihn vielmals entschuldigen, Eure Majestät, er ist nicht mehr klar im Kopf."

Sie wirkt ängstlich, so als könnte ich ungehalten darüber sein, dass mich ihr Großvater nicht erkennt. Deshalb lege ich ihr beruhigend eine Hand auf den Arm.

„Mach dir keine Sorgen. Dein Opa hat Demenz. Sein Hirn kann sich nicht mehr an alles erinnern."

„Es ist sonderbar, an alte Sachen erinnert er sich ..."

„... aber alles, was gerade eben passiert ist, weiß er nicht mehr", ergänze ich.

„Ja, das stimmt", bestätigt sie überrascht. „Woher wisst Ihr das?"

„Ich bin Ärztin und ich vermute auch, dass er nichts oder nur mehr sehr wenig sieht."

„Woher wisst ihr das?"

„Das sehe ich an seinen Augen und ich kann ihm helfen, kommt mit!"

„Wie? Wohin?", erkundigt sie sich.

Ich helfe dem alten Mann auf und nehme ihn unterm Arm. Die junge Frau schaut mich mit großen Augen an. Sie ist sichtlich überfordert.

„Aber Eure Majestät ..."

„Lass das mit dem Titel, ich bin Amy."

„Aber ..."

„Nichts aber, mitkommen habe ich gesagt!"

Ich sage es mit einem Befehlston, grinse allerdings dabei und zwinkere ihr mit dem Auge zu. Sie soll verstehen, dass ich es nicht so ernst meine.

Nun nimmt sie den Mann auf der anderen Seite und gemeinsam gehen wir zur Krankenstation. Einige Adelige stehen noch herum und beobachten die Szene mit sichtlicher Neugier. Aber offenbar haben sie sich inzwischen daran gewöhnt, dass ich mich ein wenig anders verhalte als meine Vorgängerinnen.

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