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Magische Welten 03

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„Wenn ich dein Alter und das deines Opas berücksichtige, so kommt mir der Unterschied etwas komisch vor", sage ich zur jungen Frau.

„Er ist genau genommen mein Urgroßvater", grinst sie. „Er mag es aber nicht, wenn ich ihn Uropa nenne."

„Ah, ich verstehe."

Wir kommen in der Krankenstation an und ich bitte die beiden, sich zu setzen. Ich will mir zunächst meinen Gegner anschauen. Graf Deringheim liegt auf einem Tisch und ein Heiler steht ratlos davor. Der Verletzte trägt noch immer seine Lederrüstung, was ich nun wirklich nicht verstehe.

„Wollt ihr ihm denn nicht helfen?", frage ich.

„Wir sind ja dabei."

„Das sehe ich", antworte ich genervt. „Der Mann braucht Hilfe und das zeitnah."

„Wir wissen aber nicht wie?", meint der Heiler ratlos.

Ich blicke mich um. Die Krankenstation sieht ärmlich aus. Hier muss ich noch einiges an Aufbauarbeit leisten. Ich gehe kurz vor die Tür, wünsche mir eine Tasche mit allem, was ich für den Fall brauche und gehe damit in den Raum zurück. Ich wollte nicht vor aller Augen meine Gabe zur Schau stellen.

„Eure Majestät", meint der Heiler. „Ich wüsste nicht, was ich machen soll. Man könnte die Wunden verbinden, aber wie kriegen wir den Mann aus den Kleidern?"

Er wirkt hilflos. Mit so einem Mann wird es schwierig sein, eine vernünftige ärztliche Versorgung aufzubauen.

„Lassen Sie mich machen", sage ich nur.

Ich gehe an den Tisch, nehme eine Schere aus dem Koffer und beginne die Rüstung vom Körper des Verletzten zu schneiden. Zum Glück sind die Ärmel und die Hose so gemacht, dass sie an den Seiten mit Lederbändern verschnürt sind. Es genügt also diese Bänder zu durchtrennen und schon lässt sich die Hose abziehen, der Ärmel klafft auseinander.

Ich nehme Desinfektionsmittel und eine Nadel mit einem Faden zur Hand und beginne die Wunde am Arm zu nähen. Am rechten Bein muss ich eine Sehne wieder zusammenflicken und dann die Wunde verschließen. Schwieriger wird es am anderen Bein. Dort hat der Schwerthieb einiges an Schaden angerichtet.

Der Heiler verfolgt mein Tun mit Neugier und Skepsis. Das junge Mädchen, das den alten Mann begleitet, beobachtet mich genau. Ich habe den Eindruck, als würde sie jede meiner Handlungen genau registrieren.

„Möchtest du mir helfen?", frage ich.

„Wenn ich darf", meint sie schüchtern.

„Komm her, wie heißt du denn?"

„Ich bin Merenia."

„Gut, ich bin Amy."

„Eure Majestät ..."

„Amy, einfach nur Amy."

„Ich kann doch nicht ..."

„Wenn ich es dir sage!"

„Wo kann ich helfen?"

Ich zeige ihr, wie ich den Verband am Arm anlege. Sie hilft mir dabei und stellt sich ausgesprochen geschickt an.

„Kannst du das auch an den Beinen machen? Die Wunden müssen gut abgedeckt werden, damit kein Schmutz drankommt."

„Das kriege ich hin", meint sie lächelnd.

Ich gehe derweil und schaue mir die Krankenstation an. Ich entdecke dabei einen kleinen Nebenraum. Ich wünsche mir einen Apparat herbei, mit dem ich die Augen des alten Mannes lasern kann. Dann gehe ich zum Grafen zurück. Merenia ist mit dem Verband fertig.

„Bringt ihn in ein Bett und gebt ihm zu Essen und zu Trinken. In der Früh und am Abend bekommt er eine davon."

Ich halte der Helferin des Heilers eine Packung Schmerzmittel hin, die ich in meinem Koffer habe. Sie aber schaut mich mit großen Augen an.

„Hol mir ein Glas Wasser", weise ich sie an.

Als sie damit zurück ist, drücke ich eine Tablette aus dem Blister und halte sie dem Grafen hin.

„Was soll ich damit?"

„In den Mund und dann mit Wasser hinunterschlucken?"

„Wollt ihr mich vergiften?"

„Na klar, ich vergifte Euch, nachdem ich Euch zusammengenäht habe", lache ich sarkastisch auf. „Runter damit! Das nimmt Euch die Schmerzen."

Er macht es tatsächlich und folgt dann der Helferin. Sie führt ihn in einen anderen Raum, wo die Betten stehen. In der Tür aber dreht er sich um.

„Danke!", sagt er.

„Gern geschehen. Schont Euch. Die Wunden müssen heilen", sage ich nur.

Dann wende ich mich Merenia zu. Sie hat sich wieder zu ihrem Urgroßvater gesetzt.

„Wie alt bist du?"

„Ich bin 18 Jahr alt."

„Würde es dich interessieren, Heilerin zu werden?"

„Das kann ich doch nicht. Ich bin nicht von adeliger Herkunft."

„Das ist doch mir egal. Willst du?"

„Wenn das möglich wäre, würde ich mich sehr freuen."

„Gut, dann komm zunächst mit deinem Opa mit, wir gehen dort hinten hinein."

Sie schaut mich mit großen Augen an, nimmt dann aber doch ihren Urgroßvater unterm Arm und gemeinsam führen wir ihn in den Raum, wo die Maschine steht.

„Was ist das?", erkundigt sie sich.

„Gegen die Demenz können wir wenig machen. Aber ich kann ihm sein Augenlicht wieder zurückgeben."

„Ihr könnt was?", staunt Merenia. „Seid Ihr eine Magierin?"

„Du sollst mich mit du ansprechen und nein, ich bin keine Magierin. Auf den Augen deines Urgroßvaters hat sich eine Schicht gebildet. Diese werden wir entfernen", erkläre ich ihr mein Vorgehen.

Ich setze den alten Mann an die Maschine, stelle sie ein und starte sie. Ich muss ihn beruhigen, damit er stillsitzt. Das summende Geräusch, das die Maschine von sich gibt, beunruhigt ihn. Doch als ich meine Hand auf seinen Arm lege, entspannt er sich sichtlich und bleibt ruhig sitzen. Wir können problemlos beide Augen lasern. Anschließend decke ich beide Augen ab.

„Bring deinen Urgroßvater nach Hause. Er muss den Schutz für die Augen bis morgen früh drauflassen. Dann kannst du ihn abnehmen. Außerdem gebe ich dir Pillen mit. Er soll jeden Tag eine davon nehmen. Es hilft zwar nicht viel gegen das Vergessen, aber die Vitamine helfen ihm, sich etwas besser zu fühlen."

„Was sind Pillen?", erkundigt sich Merenia.

Ich zeige ihr die kleinen rosafarbenen Kügelchen und erkläre ihr, dass er sie jeweils am Morgen vor dem Frühstück mit etwas Wasser hinunterschlucken soll.

„Bist du allein oder hat dein Opa jemand, der sich um ihn kümmert, wenn du nicht da bist?"

„Ich bin allein mit ihm. Meine Eltern sind bei einem Unfall auf dem Feld gestorben."

„Gut, dann kommt mit!"

Ich gehe mit den beiden ins Schloss zurück. Die Krankenstation ist direkt daneben, ist aber in einem eigenen Gebäude untergebracht. Als ich eine Wache sehe, gebe ich dem Mann den Auftrag, nach Ferina zu suchen.

Wir sind noch nicht bei meinem Büro angekommen, da eilt sie auch schon daher. Sie schaut mich überrascht an.

„Das ist der alte Mann, der das Schwert erkannt hat?", flüstert sie mir zu.

„Ja, der ist es und das ist seine Urenkelin Merenia. Gibt den beiden bitte zwei Zimmer im Ostflügel. Sie sollen direkt nebeneinander liegen. Außerdem soll eine Magd sich rund um die Uhr um den Mann kümmern. Merenia wird auf der Krankenstation arbeiten. Ich muss mir zwar noch überlegen wie ich diese ausbaue und eine vernünftige Versorgung hinkriege. Aber vorerst soll sie sich erst einmal einleben."

„Sie hat also vorerst keine Aufgaben?"

„Nein, vorerst nicht."

Kapitel 21 -- Gerda

Ich sitze mit meinen Freundinnen, dem Hauptmann, Arinor und Merenia beim Abendessen. Während die anderen über den Kampf sprechen und davon schwärmen, wie ich den Grafen besiegt habe, bin ich schon wieder im Grübeln.

„... Amy, hörst du mir überhaupt zu?", reißt mich Bella aus meinen Gedanken.

„Wenn ich ehrlich bin, habe ich nachgedacht."

„Worüber?"

„Über die Krankenstation. Ich nehme an, dass die medizinische Versorgung im ganzen Land so ähnlich ist, wie in unserer Krankenstation."

„Wir haben einige gute Heiler", wirft Ferina ein.

„Kanzlerin, ihr habt nicht gesehen, was Amy gemacht hat", meldet sich schüchtern Merenia. „Das war unglaublich."

„Du darfst sie Ferina nennen, zumindest, wenn wir unter uns sind", sage ich zu der jungen Frau. „Aber so außergewöhnlich war das nicht."

„Oh doch! Das hättet ihr sehen sollen. Sie hat in der Wunde genäht und dann diese verschlossen. So etwas habe ich noch nie gesehen."

„Das werden die Heiler hier doch auch so machen", sage ich überrascht.

„Hast du eine Ahnung! Die geben den Patienten einen Tee oder eine Salbe. Mehr machen die nicht. Was du mit den Augen meines Opas angestellt hast, so etwas hat es in diesem Land mit Sicherheit noch nie gegeben. Wie hast du das hingekriegt?", plappert Merenia los.

„Tee und Salben, mehr nicht?", frage ich.

„Was sollen sie sonst noch alles tun?", will Bella wissen.

„Wir brauchen eine solide Ausbildung zumindest für einfache Dinge. Aber alleine kriege ich das nicht hin", überlege ich laut.

„Ich helfe dir, wo ich kann", bietet Merenia an.

„Das ist lieb von dir und auf deine Hilfe zähle ich auch. Aber allein wird das nicht reichen. Ich muss eine Ärztin hierherholen, die sich nur um die Ausbildung und die schwierigsten Fälle kümmern kann. Für mich wäre das alles zu viel. Ich habe schließlich auch noch andere Verpflichtungen", überlege ich weiter.

„Was hast du vor?", erkundigt sich Ferina.

„Ich muss zurück in meine Welt, bevor das Portal verschlossen wird. Du, Merenia, suchst in den nächsten Tagen neun weitere junge Frauen und Männer, die Interesse haben, anderen Menschen zu helfen und alles Nötige zu lernen."

„Sie müssen nicht Adelige sein?

„Das ist mir egal. Sie sollen den Wunsch haben, anderen Menschen zu helfen."

„Gut, es fallen mir bereits einige ein."

„Bella, wir werden einen Flügel des Schlosses zu einer Schule umfunktionieren. Dort sollen die Schüler wohnen und unterrichtet werden. Ich denke, der Nordflügel würde sich eignen. Von dort gelangt man auf kürzestem Weg in die Krankenstation."

„Das könnte klappen. Den Nordflügel nutzen wir im Moment sowieso nicht für andere Zwecke."

„Lässt du bitte alles vorbereiten. Ich denke an zwei Klassenräume und zehn Zimmer, in denen die Schüler wohnen und lernen können. Dazu brauchen wir Lager für Bücher und medizinisches Material und einige Behandlungsräume."

Ich habe einen Plan und um diesen umzusetzen, muss ich in die Welt der Menschen zurück. Gerda wäre die Richtige, um die Ausbildung junger Leute in die Hand zu nehmen, die zunächst eine Mischung aus Krankenschwester und Arzt werden sollten. Meine Sorge jedoch ist, dass sie mich für verrückt erklärt und gar nicht erst mitkommt, wenn ich ihr sage, sie soll auf einem Drachen fliegen.

„Du willst eine zweite Krankenstation aufbauen?", erkundigt sich Bella.

„Es soll eine Mischung aus Krankenstation und Schule werden. Bei uns würde man so etwas ein Lehrkrankenhaus nennen."

„Ich verstehe", meint Bella. „Hier werden die jungen Leute ausgebildet und sollen dann, im ganzen Reich verteilt, Krankenstationen aufmachen."

„So stelle ich mir das vor. Wobei die Krankenstation im Schloss immer auch Anlaufpunkt für Fragen und schwierige Fälle bleiben wird."

Wir plaudern noch etwas über meine Pläne und wir machen uns dann auf, um ins Bett zu gehen. Ich schlendere mit Arinor durch die Gänge in Richtung unseres Zimmers und denke darüber nach, wie ich das Gespräch mit Gerda am besten beginne.

„Du bist nachdenklich", stellt Arinor fest.

„Ich werde morgen in meine Welt reisen und mit meiner Freundin sprechen."

„Ja und?"

„Wie soll ich ihr das hier erklären?", sage ich. Dabei mache ich eine Handbewegung, die alles einschließen soll, was uns umgibt.

„So schwierig?"

„Du hast ja keine Ahnung. In der Welt der Menschen gibt es keine Drachen, keine Magie und keine magischen Wesen. Dort gibt es vor allem Technik und Wissenschaft."

„Technik und Magie passen nicht zusammen?"

„Ein Mensch, der in seiner Erziehung auf Technik und Wissen geprägt wurde, dem fällt es schwer etwas zu verstehen, das nicht greifbar ist, so wie die Magie."

„Wie hast du es geschafft, dich darauf einzulassen?"

„Ich wurde damit konfrontiert. Divina stand plötzlich vor mir. Also war die Frage, die ich mir gestellt habe, ob ich verrückt bin oder mir das nur einbilde."

„Aber du hast entdeckt, dass es Divina und noch einiges mehr wirklich gibt."

„Das habe ich."

„Dann mach es bei deiner Freundin doch gleich", schlägt er vor.

„Du meinst, ich soll sie zu Divina führen und mit einem Drachen konfrontieren?"

„Hast du eine bessere Idee?"

„Nein, das könnte tatsächlich klappen."

„Soll ich mitkommen?"

„Das wäre schön", sage ich. „Ich liebe dich."

„Ich dich doch auch, meine Königin", lacht er.

Er bleibt stehen, hält mich zurück, zieht mich in seine Arme und küsst mich. Ich schmelze dahin und vergesse alles um uns herum. Es gibt für mich nur noch diesen Mann und den Kuss. Erst als er sich von mir löst, kehre auch ich in die Realität zurück. Wir gehen weiter in mein Zimmer, in unser Zimmer.

Der Wecker reißt mich schon wieder aus meinem Schlaf. Ich liege quer über Arinor, mein Kopf ruht auf seiner Brust und ich kann seinen Herzschlag hören. Er beruhigt mich. Da entdecke ich, dass er die Augen bereits geöffnet hat.

„Guten Morgen, mein Prinz", sage ich.

„Es ist immer schön, dir beim Schlafen zuzusehen. Guten Morgen."

„Jetzt ist aber Schluss mit Schlaf", sage ich und schwinge mich aus dem Bett. „Willst du wirklich mitkommen?"

„Ich folge dir, wo immer du hingehst", meint er.

Dann steht auch er auf und wenig später sind wir beim Frühstück. Ich spreche mich mit meinen Freundinnen ab und breche anschließend zusammen mit Arinor auf, in die Welt der Menschen. Ich bin gespannt, wie er sich dort zurechtfindet.

„Bald siehst du mit eigenen Augen, wie es um meine Welt bestellt ist", sage ich.

Wir haben uns passende Kleidung angezogen und machen uns auf den Weg durch den Geheimgang. Wir fliegen auf unseren Drachen zu Gordin, berichten ihm von unserem Vorhaben und setzen dann unseren Weg durch die Pforte fort und gelangen in die Welt der Menschen. Wir landen hinter den Buchen und schicken unsere Drachen wieder zurück in die magische Welt.

„Ich rufe nach dir, wenn ich dich brauche", sage ich zu Divina.

„Pass auf dich auf!", meint sie.

„Ich habe 25 Jahre in dieser Welt überlebt, dann werde ich es wohl noch ein paar Stunden aushalten", antworte ich vergnügt.

Ich habe ihr auf dem Flug meinen Plan erklärt. Schließlich spielt sie dabei eine wichtige Rolle. Auch sie hält ihn für den vernünftigsten Weg.

Dann machen wir uns auf den Weg zum Krankenhaus. Arinor ist ausgesprochen still und beobachtet alles genau. Vor allem die Fahrt mit dem Bus ist für ihn völlig neu.

Wir erreichen das Krankenhaus und ich mache mich auf die Suche nach Gerda. Ich frage eine Krankenschwester, die mir sagt, dass sie in der Notaufnahme sein müsste, wo ich sie dann auch finde.

„Hallo Gerda, schön dich zu sehen. Seit wann arbeitest du in der Notaufnahme?", grüße ich sie.

„Amy, schön dich zu sehen. Seit du weg bist, ist hier die Hölle los", meint sie. „Hättest du nicht vorher anrufen können?"

„Das wäre etwas schwierig. Treffen wir uns nach deinem Dienst in dem kleinen Café auf der anderen Seite der Straße?", schlage ich vor.

„Das machen wir. Ich habe um 17 Uhr fertig. Zehn Minuten später bin ich dort", meint sie. „Ich bin schon gespannt, zu erfahren, wie es dir geht."

In dem Moment geht ihr Piepser und nach einem „Wir sehen uns" ist sie auch schon wieder weg.

„Das ist ein Krankenhaus?", erkundigt sich Arinor.

„Das ist es. Hier werden Menschen behandelt."

„Du hast hier gearbeitet?"

„Ich bin ausgebildete Notärztin."

„Das heißt?"

„Das Krankenhaus hat verschiedene Abteilungen und jede ist auf einen bestimmten Bereich des menschlichen Körpers oder Krankheiten spezialisiert. Da gibt es eine Abteilung für Herzkrankheiten, für die Knochen, für Infektionskrankheiten und so weiter. Dann gibt es aber noch die Notaufnahme. Dort kommen alle hin, die nicht von vorneherein von einem Arzt in eine bestimmte Abteilung geschickt werden. Zum Beispiel werden hier Opfer von Unfällen eingeliefert."

„Das ist dann jener Bereich, wo zunächst alles behandelt werden muss."

„Als Notarzt musst du dich in allen Bereichen auskennen und vor allem musst du darauf spezialisiert sein, Menschen wieder ins Leben zurückzuholen, wenn lebenswichtige Funktionen des Körpers versagen."

„Deshalb hast du sofort gewusst, was meinem Vater fehlt", stellt er fest.

„Das war eine der leichtesten Übungen."

„Komm, wir machen etwas ganz anderes, wir gehen ins Technikmuseum. Bis Gerda Dienstschluss hat, haben wir noch ein paar Stunden."

„Warum ins Technikmuseum."

„So etwas hast du noch nie gesehen."

Und tatsächlich, Arinor ist begeistert von den vielen Maschinen und Geräten. Für den Mann aus dem Land der wilden Drachen ist dies eine völlig neue Welt. Typisch Mann, lässt er sich davon natürlich sofort begeistern.

„Wir können diese Welt nicht einfach sich selbst überlassen. Wir müssen schauen, was wir an Nützlichem abschauen und in unsere Reiche bringen können", meint er begeistert.

Ich bleibe stehen und schaue ihn nachdenklich an. Auch er bleibt stehen und sein Blick ruht erwartungsvoll auf mir.

„Wir müssen doch etwas unternehmen", fügt er hinzu.

„Arinor, mir ist klar, dass einige Dinge, die wir heute gesehen haben, gut und nützlich sind. Ich kann auch deine Begeisterung verstehen. Du kannst aber nicht nur das herausnehmen, was dir gefällt. Entweder wir werden genauso, wie diese Welt, mit allen ihren positiven, aber vor allem auch den negativen Erscheinungen, oder wir bleiben, wie wir sind."

„Du meinst, die Verschmutzung, die Erderwärmung und alle anderen Probleme sind Teil dieses Systems", meint er nachdenklich.

„Ganz genau. Ich habe mich schon lange gefragt, ob der Fortschritt nicht ein Rückschritt ist, weil er immer neue Fragen und Probleme aufwirft. Es geht nicht immer schneller, höher und weiter."

„Aber warum nimmst du dann den Teil heraus, der die Medizin betrifft?"

„Auch dort nehme ich nicht alles. Ich versuche nur das in unsere Welt zu bringen, was den Menschen hilft, ohne Probleme zu schaffen."

„Dann willst du kein so großes Krankenhaus bauen?"

„Das ist nicht nötig. Viele in diesem Krankenhaus sind nur krank, weil sie es durch die Umweltverschmutzung geworden sind, weil sie dem Druck nicht mehr standhalten können und einiges mehr.

Ich will den Menschen auch nicht um jeden Preis helfen. Wenn das Leben zu Ende gehen soll, dann ist das eben so. Ich habe mich bereits als Studentin gefragt, ob in manchen Fällen es nicht so ist, dass die Behandlung Leid schafft oder verlängert. Wenn ich Leben rette, dann muss dieses Leben auch ein Leben sein."

„Wie meinst du das?"

„Wenn bei einem Patienten Krebs festgestellt wird, dann wird dir jeder Arzt zu einer OP, zu Chemo- oder Strahlentherapie raten. Diese muss dann sofort beginnen. Wenn Aussicht auf Heilung besteht, dann ist das ja auch gut. Wenn das Leben dieses Menschen aber nur noch verlängert wird, aber eigentlich nur aus Leiden besteht, dann frage ich mich, wozu soll ich ihn noch belastenden Behandlungen aussetzen."

„Du meinst, oft ist es besser, nichts zu tun?"

„Ich hatte eine Patientin, bei der habe ich Lungenkrebs mit Metastasen feststellen müssen. Es war aussichtslos. Sie hatte noch acht Monate zu leben und hat jede Behandlung abgelehnt. Sie hatte noch vier schöne Monate und danach habe ich ihr geholfen, die Schmerzen auszuhalten. Meine Kollegen haben nicht verstanden, warum sie keine Chemo gemacht hat. Sie hätte dann womöglich zwei oder drei Monate gewonnen."

„Das wäre doch etwas?"

„Es geht nicht um die Menge an Zeit, die wir haben, es geht um die Lebensqualität. Hätte sie die Behandlung sofort begonnen, wäre ihr übel gewesen und ihr Körper wäre geschwächt gewesen. Ich denke, sie hätte das Krankenhaus so gut wie nie mehr verlassen. So aber hatte sie vier schöne Monate ohne Übelkeit und Krankenhaus. Sie hat gelebt und nicht nur vegetiert."

„Du bist ein kluges Mädchen", meint er.

Wir verbringen den Rest des Tages im Museum und ich merke, Arinor betrachtet die ausgestellten Stücke plötzlich mit anderen Augen. Pünktlich um 17 Uhr finden wir uns im Café ein, in dem wir uns mit Gerda verabredet haben. Keine zehn Minuten später trifft auch sie ein und setzt sich zu uns an den Tisch.

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