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Magische Welten 03

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„Ich Eure Majestät", meldet sich ein noch recht junger Mann.

„Nennt mich bis zur Krönung Regentin. Das gebietet der Respekt gegenüber Königin Serina. Aber bereitet alles vor. Damit ist die Sitzung beendet."

Getratsche macht sich breit. Ich achte nicht darauf und gebe Ferina ein Zeichen, mir zu folgen. Xerimus, der immer noch neben der Tür wartet, gebe ich ebenfalls ein Zeichen mir zu folgen. Als wir vor der Tür stehen, drehe ich mich zu den beiden um.

„Wie ist euer Eindruck?"

„Ihr könnt mich nicht zur Kanzlerin machen, das ist unmöglich", protestiert Ferina.

„Darüber reden wir. Wo können wir uns ungestört unterhalten?"

„Hier entlang", meint der Hauptmann.

Er geht voraus und öffnet wenige Schritte weiter eine Tür und hält sie mir auf. Ich trete ein und finde mich in einem mittelgroßen Kaminzimmer wieder, das offenbar für Besprechungen gedacht ist. In der Mitte stehen ein bequemer Sessel sowie drei Couchen um einen kleinen Tisch herum. Ich gehe auf den Sessel zu und setze mich.

„Nehmt Platz!", sage ich und mache eine einladende Handbewegung.

„Wir?", erkundigt sich Ferina.

„Wer sonst? Wir müssen reden."

Ich kann deutlich sehen, dass sich die junge Frau unwohl fühlt. Der Hauptmann scheint meinen etwas lockereren Stil schon erkannt und angenommen zu haben. Er lässt sich auf der Couch links von mir nieder.

„Setz dich!", weise ich Ferina an, die immer noch unentschlossen ist.

Dabei deute ich zu meiner Rechten und nun kommt sie doch meiner Einladung nach. Allerdings sitzt sie so, als müsste sie jederzeit bereit sein, aufzuspringen.

„Ich habe dich zur Kanzlerin ernannt, weil Königin Serina Vertrauen zu dir hat und deine Dienste schätzt. Das, was ich bisher gesehen habe, bestätigt diese Einschätzung."

„Aber Kronprinzessin, ich bin von niederem Stand."

„Das ist mir herzlich egal. Du bist fähig und außerdem sollst du mich Amy nennen und keine Titel verwenden."

„Aber Ihr seid die künftige Königin."

„Du bist ...", verbessere ich sie.

Sie schaut mich verdutzt an. Sie scheint sich wirklich nicht gleich an meinen Führungsstil gewöhnen zu können.

„Regentin, ich kann weder Kanzlerin sein noch kann ich Du sagen."

„Was meinst du?", wende ich mich an Xerimus.

„Mit Verlaub, ich halte es für eine kluge Entscheidung. Die Königin konnte sich die ganze Zeit auf Ferina verlassen."

„Siehst du", sage ich und lache Ferina an. „Wir drei müssen ein gutes Team sein, wir müssen den gesamten Staatsapparat durchleuchten und die faulen Früchte aussortieren. Ich bitte euch beide, um eure Hilfe."

„Die hast du", versichert Xerimus.

„Ich werde eine gute Kanzlerin sein, eure ...", sagt Ferina.

Ich räuspere mich, weil sie sicher irgendeinen Titel sagen will. Mit einer Handbewegung gebe ich ihr zu verstehen, dass sie sich ein Herz fassen soll.

„Danke für dein Vertrauen, Amy", sagt sie schließlich.

Ich lache zufrieden, stehe auf und nehme Ferina in den Arm. Diese ist zunächst verdutzt, lässt sich dann aber doch auf die Geste ein und drückt mich zurück.

„Ich werde manches anders machen, als ihr es bisher gewohnt seid. Aber ich kann euch versichern, dass mir allein das Wohl der Bürger dieses Landes am Herzen liegt. Ich verfolge keine anderen Interessen."

„Endlich jemand mit Herz und Verstand", meint Ferina. Sie hängt aber noch hinzu: „Oh, Verzeihung!"

„Keine Sorge, ich bin dir für das Kompliment dankbar."

Ich lasse sie los und gehe auf Xerimus zu. Ich drücke auch ihn. Nun gibt es für mich kein Zurück mehr. Ich bin die Regentin eines Reiches. Wahnsinn!

Kapitel 8 -- Personalumbau

Ferina bringt mich in den Speisesaal. Es ist inzwischen Mittag und ich habe tatsächlich schon wieder Hunger. Das Gespräch mit Serina und die Versammlung haben mich ein wenig angestrengt. Ich habe mich ständig konzentrieren müssen, da alles völlig neu für mich ist.

„Was machen wir am Nachmittag?", frage ich Ferina zwischen einem Bissen und dem nächsten.

Das Essen schmeckt köstlich. Es sind Speisen, die ich überhaupt nicht oder mit einer anderen Rezeptur kenne. Vor allem einige Gewürze sind mir völlig neu. Ich probiere von allem und bin begeistert. Ich nehme mir vor irgendwann die Küche und das Küchenpersonal zu besuchen.

„Es gibt viel zu tun", meint die Kanzlerin ausweichend.

„Das ist mir schon klar", schmunzle ich über ihre Unsicherheit. „Aber du weißt vermutlich am besten, wo wir anfangen sollen. Du darfst Vorschläge machen, du darfst mir auch dreinreden, ich bin dankbar für jede Hilfe, die du mir geben kannst."

„Das ist nur alles sehr neu für mich", gesteht die junge Frau.

„Und für mich erst", grinse ich. „Ich hatte vor drei Tagen noch nicht einmal Ahnung davon, dass es dieses Reich gibt."

„Du bist definitiv schlimmer dran als ich", kichert nun auch sie. „Also an die Arbeit! Ich würde sagen, wir nehmen uns heute die Berater und den Rat vor. Morgen besuchen wir die Wachen und das Heer."

„Ich werde für morgen alles vorbereiten lassen", bietet Xerimus an.

„Nicht vorbereiten, ich möchte einen Überraschungsbesuch durchführen, weil ich nur so erfahre, wie das wirkliche Leben ist. Wenn die Leute wissen, dass jemand kommt, dann zeigen sie sich von einer anderen Seite."

„Da hast du auch wieder recht", gibt der Hauptmann zu.

„Übermorgen muss ich einen Tag lang in meine Welt zurück. Ich muss meine Angelegenheiten regeln."

„Du bist überraschend aufgebrochen?"

„Sehr überraschend."

„Wie weit ist es bis zu dir nach Hause?", will Ferina wissen.

„Weiter als du dir vorstellen kannst."

„Schaffst du das in einem Tag?"

„Das geht schon, wenn ich mich beeile."

Ich frage mich, ob ich meiner engsten Vertrauten erzählen kann, was es mit meiner Welt, mit den magischen Wesen und den anderen Reichen auf sich hat. Ich wäre nicht abgeneigt, aber entscheide mich am Ende doch dagegen. Noch ist es zu früh. Ich bin der absolute Neuling in diesem Reich und sollte mir nicht erlauben, alles auf den Kopf zu stellen. Zugang zur magischen Welt haben nur die Königin und der König.

„Dann sollten wir uns die Berater anschauen. Ich würde vorschlagen Ferina informiert alle und gibt ihnen Termine. Wir sprechen mit jedem eine halbe Stunde lang. Dich Xerimus würde ich bitten, die Vorzimmerdame zu spielen ...", gebe ich die Marschrichtung vor.

„Die was?", unterbricht mich der Hauptmann.

„Du lässt immer den nächsten eintreten, wenn wir mit dem vorhergehenden fertig sind", antworte ich lachend. „Die Vorzimmerdame gibt es in meiner bisherigen Welt. Sie ist Sekretärin und Wächterin zugleich. Meist sind sie gefürchtet, weil sie entscheiden, ob du zum Boss vorgelassen wirst oder nicht."

„Zum Boss?", erkundigt sich Ferina.

„Gut, ich sehe schon, ich stamme echt aus einer völlig anderen Welt. Bei uns nennt man den Chef, den Leiter eines Unternehmens, einer Behörde oder eines Amtes manchmal Boss."

„Woher kommst du. Von solchen Dingen habe ich noch nie gehört", staunt Ferina.

„Ich werde es dir eines Tages zeigen. Ich komme aus einer ganz anderen Welt, aus einem anderen Reich und dort ist so vieles anders als hier."

„Besser?", fragen beide gleichzeitig.

„Nein, ich denke nicht. Ich habe zwar noch nicht viel von diesem Reich gesehen, aber mir gefällt es hier jetzt schon besser."

„Dann bin ich ja beruhigt", meint Ferina.

„Zurück zu unserem Programm. Du, Ferina, wirst mich beraten. Du bist bei mir im Raum und gibst mir Informationen zu den einzelnen Beratern. Wir entscheiden gemeinsam, wen wir behalten und wen wir austauschen."

„Aber Amy, du bringst hier echt alles durcheinander", jammert Ferina.

„Weil ich Berater austauschen will? Nach allem, was ich gehört habe, finde ich das nicht falsch."

„Das nicht, da bin ich bei dir."

„Was dann?"

„Du lässt mich mitreden!"

„Na und?"

„Ich bin ein junges, dummes Mädchen."

„Du bist jung, da stimme ich dir zu. Du bist aber ganz bestimmt nicht dumm", stelle ich entschlossen klar und Xerimus nickt zustimmend. „Es kann sein, dass meine Art anders ist. Ich bewerte Menschen nicht nach ihrem Stand, ich beurteile sie nach ihren Fähigkeiten, ihrem Einsatz und ihrer Loyalität. Ich möchte, dass die Menschen, die mir wichtig sind und auf die ich zählen kann, mich mit du ansprechen. Dabei ist mir scheißegal, ob ich höhergestellt bin oder nicht. Es zählen Freundschaft und Vertrauen. Was für dich eventuell auch noch neu sein könnte, ich lasse die Menschen, die mir wichtig sind, mitentscheiden. Ich habe die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen. Ich lasse auch die Meinung anderer zu, besonders wenn ich weiß, dass ich mich auf sie verlassen kann."

Einen Moment herrscht Stille. Ferina und Xerimus blicken mich überrascht an. Ja, mir ist klar, dass ich jetzt viel gesagt habe und davon einiges für sie ungewohnt ist. Aber ich will mich auch nicht verbiegen. Ich will ich sein und dem Amt meinen Stempel aufdrücken.

„Scheißegal, echt?", kichert plötzlich Ferina. „Du bist echt anders, gut anders als alle anderen Königinnen vorher."

„Ich habe meinen Stil. Das heißt aber nicht, dass ich besser bin als andere. Aurora und Siena waren ganz große Persönlichkeiten und haben viel für dieses Land getan."

„Viel für das Land getan?", erkundigt sich Xerimus. „Das ist doch nur eine Legende."

„Das ist nicht nur eine Legende, die beiden Königinnen hat es wirklich gegeben."

„Und Drachen, Werwölfe und Trolle auch?", meint Ferina ungläubig.

„Wer weiß, was es in früheren Zeiten alles gegeben hat", antworte ich ausweichend. „Aber nun zurück zu unserem Programm. Nach den Beratern treffen wir den Rat."

„Gut, auch das werde ich vorbereiten."

„Weil du von Vorbereitung sprichst, ich bräuchte ein Schlafzimmer und hätte das gerne im Ostflügel des Schlosses."

„Im Ostflügel? Die Gemächer der Königin sind aber im Westflügel."

„Ich bin nicht Königin. Es gibt aber auch noch andere Gründe, warum ich den Ostflügel vorziehe. Außerdem würde ich dich bitten, den Raum, in dem wir uns vorhin unterhalten haben, morgen in mein Büro umgestalten zu lassen."

„Büro, was ist das?"

„Mein Arbeitszimmer. Die Sitzecke geht gut für Besprechungen. Ich bräuchte aber auch einen Schreibtisch."

„Das Arbeitszimmer der Königin ist der Thronsaal", wirft die Kanzlerin ein.

„Dort halten wir von nun an die großen Sachen ab wie Audienzen, Gerichtsverhandlungen und kleinere Feierlichkeiten. Für Besprechungen im kleineren Rahmen nutzen wir den Raum von heute Vormittag. Er liegt idealerweise nahe am Thronsaal."

„Wie du wünschst. Ich werde morgen alles in die Wege leiten, damit die Arbeiten abgeschlossen sind, wenn du von der Inspektion der Wachen und des Heeres zurück bist."

„Gut, dann los! Du, Ferina, informierst die Berater und den Rat, ich werde in der Zwischenzeit mit Xerimus das Büro für die Gespräche mit den Beratern ein wenig umgestalten."

Damit machen wir uns auf den Weg. Ich lasse die Sitzecke etwas umstellen, damit der Sessel und eine Couch auf der einen Seite stehen, gegenüber davon die zwei übrigen Couchen. Ich habe den Sessel für mich gedacht, auf der Couch daneben werden meine Berater Platz nehmen, was in diesem Fall Ferina ist. Gegenüber sitzen die Gesprächspartner. Vor dem Raum lasse ich von Xerimus ein paar Stühle für die Wartenden hinstellen und ein Dienstmädchen bitte ich, Getränke zu holen, die sie auf das Tischchen stellen soll.

Dass ich beim Möbelschieben selbst mit Hand angelegt habe, hat Xerimus und die Dienstboten etwas irritiert. Mit der Zeit haben sie es jedoch hingenommen und meinen Anweisungen Folge geleistet. Als wir fertig sind, kommt auch schon Ferina daher und staunt nicht schlecht über die Veränderungen, die wir vorgenommen haben. Sie geht darauf aber nicht ein. Ich sehe es nur an ihren Blicken.

„Ich habe mir erlaubt die Reihenfolge nach Bedeutung der Berater festzulegen. Zunächst kommt der Mann, der für die Finanzen zuständig ist", erklärt sie unsicher.

„Das hast du gut gemacht", lobe ich sie.

Die Frau zeigt Initiative und das gefällt mir. Sagen kann ich sonst nichts mehr, da bereits der erste Berater in der Tür steht. Er hat eine junge Frau bei sich. Sie dürfte in meinem Alter sein, höchstens ein kleines Bisschen älter als ich. Ihre Haltung ist geduckt und sie blickt auffallend häufig zu Boden. Sie wirkt völlig unsicher. Ihn würde ich auf etwa 60 Jahre schätzen. Seine Kleider sitzen perfekt, sind von hervorragender Qualität und waren garantiert teuer. Er trägt den Kopf hoch und wirkt auf mich ausgesprochen arrogant. Bereits wie er um die Ecke kommt, lässt daran kaum Zweifel.

„Ich soll zu einer Besprechung kommen. Im Thronsaal ist aber niemand", sagt er anklagend. „Glaubt die junge Göre etwa, ich habe nichts Besseres zu tun."

Mich hat er offenbar noch nicht gesehen, da ich von Xerimus verdeckt werde. Seine Worte ärgern mich sehr und ich bin mir sicher, dass es mit ihm schwierig sein wird, zusammenzuarbeiten. Entschlossen trete ich hinter dem Hauptmann hervor.

„Die junge Göre ist die Regentin und wenn diese den Berater für die Finanzen sprechen will, dann finde ich nicht, dass dies verlorene Zeit ist", antworte ich energisch.

Der Mann zuckt zusammen, wird etwas blass um die Nase und verbeugt sich übertrieben tief. Aha, gut zu wissen: Er ist also nicht nur arrogant, er ist auch noch ein Schleimer.

„Eure Majestät, ich bitte vielmals um Verzeihung, so war das nicht gemeint."

„Glaubt Ihr, ich kann Worte nicht einordnen, nur weil ich eine junge Göre bin?"

Es entsteht kurz ein betretenes Schweigen. Um die Situation zu entspannen bitte ich alle einzutreten. Nur der Hauptmann bleibt vor der Tür zurück. Ich biete dem Berater und seiner Begleitung auf den gegenüberliegenden Sofas Platz an, setze mich in den Sessel und weise Ferina an, sich auf meiner Seite auf die Couch zu setzen.

„Wie Ihr wisst, habe ich die Regierungsgeschäfte übernommen und möchte mir einen Überblick über die Situation verschaffen. Besonders interessiert mich die finanzielle Situation des Reiches. Wie ist Euer Eindruck."

„Das Geld reicht gerade so. Ich bin aber der Meinung, wir sollten die Steuern etwas erhöhen."

„Wo liegen die Ausgaben in den einzelnen Bereichen?", erkundige ich mich.

„In den einzelnen Bereichen?", will er überrascht wissen.

„Was wird für Straßenbau, was für das Heer und die Sicherheit im Allgemeinen, was für die Bildung und so weiter ausgegeben?", präzisiere ich meine Frage. „Gibt es einen Haushaltsvoranschlag?"

Ich muss gestehen, dass ich überrascht bin, dass er meine Frage nicht versteht. Für jemanden, der sich mit Finanzen beschäftigt, müsste so etwas normal sein. Wenn sogar ich als Ärztin solche Begriffe verstehe, dann sollte er es als Fachmann auf diesem Gebiet wohl locker draufhaben.

„Haushaltsvoranschlag? Was soll das sein?", will er wissen. „So etwas brauchen wir nicht."

Ich merke, wie die junge Frau neben ihm auf dem Sofa hin und her rutscht. Mir kommt ein wenig die Szene in den Sinn, als Meria vor Siena stand und nicht mit dem einverstanden war, was der Stadthalter von sich gegeben hat.

„Wie heißt du?", wende ich mich an sie.

Da die beiden auf jeweils einer Couch Platz genommen haben und dazu auch noch auf der jeweiligen Außenseite sitzen, als ob sie nicht zusammengehören würden, ist klar, wen ich anschaue.

„Ich?"

„Hast du keine Manieren. Das heißt Eure Hoheit und außerdem hast du hier gar nichts zu sagen", bellt der Berater sie an.

„Ich habe sie gefragt und außerdem werde ich mich gegebenenfalls selbst wehren, sollte die Anrede nicht korrekt sein", weise ich den Mann zurecht. Dann wende ich mich wieder an die junge Frau. „Keine Sorge, ich beiße nicht."

„Ich heiße Bella."

„Und was machst du, Bella."

„Ich bin die Assistentin."

„Von ihm?", frage ich. Dabei mache ich mit dem Kopf eine Bewegung in Richtung des Beraters.

„Ich habe einen Namen, ich bin Lord ...".

„Ruhe, ich habe Sie nicht gefragt", fahre ich ihn an.

„Ja, ich darf Lord Grissim helfen."

„Du darfst ihm helfen oder du machst die Arbeit und er spielt den Schlauen?"

Der Berater holt schockiert Luft und schaut mich hasserfüllt an. Sein Kopf ist ganz rot und er ist kurz davor, zu explodieren.

„Ähm, was soll ich sagen", meint Bella.

„Die Wahrheit?", sage ich lächelnd.

„Ja aber ...", setzt sie an, spricht dann aber nicht weiter. Ich kann genau sehen, dass sie in einer Zwickmühle steckt.

„Du meinst, du willst die Regentin nicht anlügen, willst es dir aber mit Lord Griesgram nicht vertun."

„Lord Grissim, bitte. Ich lasse mich doch nicht verleumden von so einer ...", begehrt er auf.

„Jungen Göre, wolltet Ihr sagen?"

„Ich muss mir das nicht bieten lassen", schnaubt er.

„Das stimmt, Ihr seid entlassen. Dann müsst Ihr Euch nicht mehr von einer jungen Göre so etwas bieten lassen."

„Was wollt Ihr?"

„Ich habe Euch gerade entlassen."

„Aber was soll ich dann tun?", meint er schockiert.

„Etwas, das ihr besser könnt. Ihr räumt auf der Stelle das Büro und die Wohnung im Schloss. Bella wird übernehmen."

„Bella?", meint er abwertend und lacht sarkastisch. „Die ist ein dummer Bauerntölpel."

„Sie hat bisher Ihre Arbeit gemacht. So dumm kann sie dann nicht sein."

„Das lasse ich mir nicht bieten!", faucht er und springt auf.

„Xerimus!", rufe ich, ohne ihn zu beachten.

Daraufhin geht die Tür auf und der Hauptmann steckt den Kopf herein. Er blickt mich neugierig an.

„Könntest du bitte zwei Wachleute rufen, die den Lord in sein Büro begleiten, aufpassen, dass er nur persönliche Habseligkeiten einpackt und ihn dann zu seiner Wohnung begleiten, damit er diese räumt. Gibt es Unterkünfte für einfache Beamte."

„Nein, so etwas brauchen wir doch nicht", meint der Lord herablassend.

„Gut, dann werft ihn auf die Straße. Er hat es versäumt, solche Unterkünfte bauen zu lassen, dann gibt es eben keine."

„Auf die Straße werfen? Ich bin ein Lord!", protestiert der Berater.

„Soll ich Euch den Titel auch noch aberkennen? Kein Problem. Ihr seid ab sofort nur noch Herr Grießgram, oh Verzeigung, Grissim."

„Das könnt Ihr nicht machen!"

„Warum nicht?"

„Schon mein Vater war Berater der Königin. Wir haben der Krone immer treu gedient."

„Aber nicht treu genug. Außerdem werde ich diese automatische Nachfolge bei den Beratern abschaffen. Der Sohn ist nicht zwangsläufig qualifiziert, wenn der Vater es ist. Und nun entschuldigen Sie uns, wir haben zu tun."

„Ihr werdet schon sehen, wie weit Ihr kommt mit diesem ...", bellt er.

„Bauerntrampel, wolltet Ihr sagen. Ich denke, ich habe eine kluge Entscheidung getroffen. Auf Wiedersehen!"

Der Hauptmann gibt dem Mann ein Zeichen, sich zu entfernen. Grissim schnaubt einmal laut, dreht sich beleidigt um und verlässt ohne Gruß den Raum. Als die Tür ins Schloss fällt, muss ich lachen.

„Den sind wir los", grinse ich.

„Eure Majestät, seid Ihr sicher, dass das eine kluge Entscheidung war?", meint Bella kleinlaut. Dann bekommt sie einen ganz roten Kopf. „Oh, verzeiht, ich wollte Euch nicht kritisieren."

„Schon gut. Mach dir deshalb keine Sorgen und jetzt leg los, wofür geben wir unser Geld aus, haben wir einen Haushaltsvoranschlag und was würdest du verbessern?"

Sie schaut mich zunächst überrascht an, beginnt etwas zu stammeln und legt schließlich los.

Die Ausgaben sind im Bereich des Adels, des Hofes und allgemein zum Wohle der Reichen viel zu hoch. Bella macht klar, dass bei der Versorgung der Armen, bei Infrastrukturen und anderen wichtigen Bereichen in den letzten Jahrzehnten nicht viel passiert ist. Haushaltsvoranschlag gibt es natürlich keinen. Grissim hat das Geld ganz nach Gutdünken ausgegeben und dabei vor allem seinen Freunden sowie dem Adel Aufträge und Gelder zugeschanzt. Bella ist der Ansicht, dass man die Steuern senken könnte, würden die Gelder vernünftiger ausgegeben. Das Volk stöhnt unter dem hohen Steuerdruck, betont sie.

Die junge Frau hat mit ihren Ausführungen zaghaft angefangen, sich dann aber immer mehr in Rage geredet und mit einer feurigen Rede geendet, die mir deutlich zeigt, dass ihr das Wohl der Menschen in diesem Land am Herzen liegt.

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