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Marion: Roxys Geheimnis 20

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Während das Wasser einlief und sich langsam einladende Schaumberge bildeten, zog sich Marion das Sweatshirt über den Kopf. Wie immer fasste sie es mit überkreuzten Armen unten am Bund, so dass sie es anschließend linksherum gedreht in den Händen hielt. Routiniert begann sie automatisch, das Teil wieder rechts zu drehen und war gleichzeitig in Gedanken schon wieder dabei, es ordentlich gefaltet auf die Ablage des Badeschränkchens zu legen.

In dem Moment musste sie an Heiligabend denken. Als Roxy ihre Klamotten einfach in die Ecke pfefferte, weil sie sich so auf das Bad gefreut hatte. Damals dachte Marion, das ist typisch für die erfrischend junge Rotzgöre, für die sie Roxy damals noch hielt. Dass ihr halt noch die Manieren und die Lebenserfahrung fehlten, um zu wissen, wie wichtig Ordnung halten war.

In der Rückschau wurde ihr nun sonnenklar, wie falsch diese Einschätzung war. Dass Roxy hervorragende Manieren an den Tag legen konnte, wenn sie wollte. Und sehr wohl auch Ordnung halten, auf ihre Dinge Acht geben. Aber halt nicht immer und überall, nicht zum Selbstzweck. Sondern nur wenn es nötig war. Und es nichts Wichtigeres gab.

Und damals gab es für sie nichts Wichtigeres, als schnell die Klamotten loszuwerden. Es war doch vollkommen wurscht, ob sie säuberlich zusammengelegt auf der Kommode lagen, oder zusammengeknüllt irgendwo auf dem Boden. Nachdem sie doch eh gleich zur Wäsche kamen.

Marion hatte bei diesen Gedanken in ihrem Tun innegehalten. Sie begann zu lächeln, streckte ihre Hand aus und ließ das Sweatshirt einfach genüsslich zu Boden fallen. Das fühlte sich wundervoll an. So herrlich befreiend. In Gedanken hörte sie zwar noch ihre Mutter mit erhobenem Zeigefinger ‚Marion Jolanda!' rufen. Aber sie antwortete einfach mit ausgestrecktem Mittelfinger.

Instinktiv schaute sie in den Spiegel, um diese freche Rotzgöre zu sehen. Aber da war keine pubertierende Göre, da war eine wunderschöne, selbstbewusste, erwachsene Frau. Eine Frau mit Hammerbody. In einem... wie nannte es Alessia so nüchtern?... ‚in erster Linie die Brüste sicher und bequem in Form haltenden BH'.

Sofort runter mit dem einengenden, spießigen Ding. Und am besten gleich in den Müll damit! Sie fasste nach hinten, öffnete den Verschluss, ließ ihn an den Armen heruntergleiten und schleuderte ihn, ohne zu schauen, in Richtung des Papierkorbs.

Viel lieber schaute sie jetzt auf ihre Brüste. Auf diese war sie im Grunde immer schon ein Bisschen stolz. Schon in der Schule hatte sie schon früher als die anderen Mädchen etwas größere und festere Brüste. Selbst als sie übergewichtig und pummelig war, waren ihre Brüste schön anzusehen. Und heute, im Vergleich zu Jessis perfektem Äußeren erschienen sie ihr sogar noch einen Tick fester als die des deutlich jüngeren Fitnessmodels. Manch einer von Jessis interessierten, fast neidischen Blicken unter der Dusche galt wohl Marions Busen.

Marion fasste mit beiden Händen an deren Unterseite und prüfte, wie weit der BH sie überhaupt anheben musste. Dabei drehte sie sich auch nach rechts und links, um zu sehen, ob sie dann wesentlich weiter vom Körper abstanden.

Kopfschüttelnd kam sie zum Entschluss, dass diese paar Zentimeter es nie und nimmer wert waren, sich den ganzen Tag in so ein mehr oder weniger unbequemes Ding zu zwängen. Dass sie da nicht schon viel früher darauf gekommen war? Sie hatte sich darüber noch nie Gedanken gemacht, denn es war normal, jeden Morgen dieses Ding anzulegen. So wurde es ihr antrainiert. Zucht und Ordnung musste sein.

Beim Zurückschwenken des Oberkörpers begann sie zu wackeln, die Brüste ein Wenig hüpfen zu lassen. Zum Vergleich nahm sie die Hände weg und ließ sie frei schwingen. Okay, dachte sie sich, beim schnellen Gehen und beim Laufen würden sie dann doch ein wenig zu viel Aufmerksamkeit erregen. Fürs Büro wäre es ohne BH dann doch zu gewagt. Aber in der Freizeit sollte ihr das künftig keine Gedanken mehr bereiten. Und Sport-BHs waren okay, die trug sie ja nicht lange. Vielleicht konnte sie aber auch auf Tops umsteigen. Schon ein Grund, mal in Jessis Sportgeschäft vorbeizuschauen.

Jetzt richtete sie ihren Fokus auf die Brustspitzen. Hier in der warmen, zunehmend feuchten Heizungsluft waren die Höfe sehr entspannt. Sie waren recht groß und die Nippel lagen flach darin. Das wirkte ein wenig unansehnlich. Instinktiv strich sie mit den Fingern darüber und schon zogen sich die Höfe zusammen. Fasziniert beobachtete sie, wie sich die Nippel dabei ein Stück herausschälten.

Sie musste jetzt an Roxys wunderhübsche kleine Brüste denken. Deren Nippel aber immer abzustehen schienen. Lag es daran, dass sie Roxy nur im erregten Zustand kannte? Quatsch! Sie konnte zwar gedanklich 24 Stunden am Tag Sex mit ihr haben, aber das war ja nicht wirklich der Fall. Lag es an ihrem jungen Alter, dass ihre Haut generell viel straffer war? Oder lag es letztlich an den Piercingstäbchen, die verhinderten, dass die süßen Dinger breit und flach wurden?

Gedankenverloren begann sie, an ihren Nippeln zu zwirbeln. Ob sie sich auch Nippelpiercings stechen lassen sollte? Ob diese ihr auch standen? Oder störten diese nicht doch eher? Konnte diese jede Frau tragen, oder kam es darauf an, wie empfindsam die Nippel waren? Ob sie Roxy vielleicht eher einmal mit einem Nabelpiercing überraschen sollte?

Ihr Blick und ihre Hände glitten nun zu ihrem flachen Bauch. Dabei versuchte sie, ihre Muskeln anzuspannen. Und tatsächlich verstärkte sich der Eindruck, sie habe diesen sogenannten Waschbrettbauch. Zumindest wirkte es in der indirekten Beleuchtung so ähnlich, wie es bei Jessi unter der Dusche aussah. Nicht nur diese sprichwörtlichen sechs Wellen waren zu erahnen, sondern auch deren gemeinsames Ende zu den Außenseiten hin, wo sich ein kleiner Graben zu bilden schien, und sich so scheinbar eine rechteckige Struktur inmitten der sonst runden Silhouette ergab.

Neugierig ertastete Marion die festen Strukturen. Sie wusste natürlich, dass sie trainierte Bauchmuskeln hatte. Aber diese lagen auch Monate nach Beginn ihres Krafttrainings -- sie hatte mit Kniebeugen und mehr oder weniger unbeholfenen Klappmesserübungen begonnen - noch unter dicken Speckschichten verborgen. Und so fühlte sich ihr Bauch zwar fest an, wenn sie die Muskeln anspannte, sah aber weiterhin dick und schwabbelig aus.

Durch das Training nahm sie zunächst auch gar nicht ab, sondern eher zu. Selbst als sie daraufhin im schlabbrigen Jogginganzug mehrmals die Woche zum schnellen Gehen quälte -- mehr war anfangs nicht drin -- gab es keinerlei sichtbaren Effekt.

Dieser setzte erst langsam ein, als sich ihre Ernährungsumstellung bemerkbar machte. Dazu hatte ihr Arzt geraten, und das war offensichtlich viel nachhaltiger, als die Radikaldiäten, die zwar kurzfristig anschlugen, letztlich aber nur mehr Stress verursachten. Und in Verbindung mit Fressattacken, Frust und schlechtem Gewissen die irrige Annahme reifen ließen, sie verfüge genetisch bedingt über einen ‚langsamen Stoffwechsel', der verhindere, dass sie jemals schlank und sportlich sein könne.

Und so fühlte sie sich im Laufe der Jahre zwar zunehmend leistungsfähiger und schlanker. Aber dieser Effekt kam so schleichend und war eng mit dem ganzen Automatismus verbunden, mit dem sie die letzten Jahre verbrachte. Dem Autopilotmodus, der nur die tägliche Routine von Arbeit und Sport abspulte, das Leben um sie herum jedoch weitgehend ausblendete.

Da musste erst eine junge Punkerin in ihr Leben treten, um sie aus diesem Wachkoma zu wecken. Sie wieder aufnahmefähig zu machen für Komplimente. Den Eispanzer abzulegen, der sie umgab, damit niemand auf die Idee kam, ihr überhaupt welche zu machen. Denn diese konnten ja nur verlogen sein. Niemand fand eine pummelige, gesundheitlich angeschlagene, geschiedene, graue Büromaus attraktiv.

Und diese faszinierende junge Frau musste sie auch noch ausdrücklich dazu auffordern, sich ihren Körper im Spiegel zu betrachten. Zu realisieren, dass ihr Körper tagtäglich Wunder vollbrachte. Immer für sie da war. Anstandslos funktionierte. Er es also immer Wert war, dass man auf ihn achtete. Ihn wertschätzte. Selbst wenn er pummelig und gesundheitlich angeschlagen war. Dann sollte man ihn erst recht wahrnehmen und auf ihn achten.

Marion war lange nicht in der Lage dazu. Sie erinnerte sich an den Moment, als sie auf der Waage und an den Jogginghosen feststellte, dass sie endlich begonnen hatte abzunehmen. Voller Stolz schaute sie damals in den Spiegel. Und war maßlos enttäuscht. Denn an den Stellen, an den das Fett tatsächlich abgeschmolzen war, warf die jahrelang überdehnte Haut Falten. Bildete Streifen. Bindehautgewebeschwäche lautete die lapidare Diagnose des Arztes. Aber sie sei auf dem besten Wege, ihren angeschlagenen Körper zu entlasten.

Also automatisierte sie Training und Ernährung effektiv weiter. Aber beschloss, die Hoffnung, jemals wieder einen attraktiven Körper zu erlangen, von der Liste ihrer real erreichbaren Lebensziele zu streichen. Und damit auch die Notwendigkeit, dieses Ziel regelmäßig im Blick zu halten. Ein attraktiver Körper war nicht notwendig in ihrem Leben. Und somit existierte er auch nicht.

Kopfschüttelnd über ihre jahrelange mentale Blindheit ertastete sie weiter mit Händen und Blicken ihren Bauch. Und da war sie tatsächlich zu sehen und zu ertasten. Die gerissenen Bindehautstreifen. Wo sich sonst die Haut wieder zusammengezogen hatte, und sich direkt über die trainierten Muskelpartien spannte, gab es immer wieder unförmige Rillen. Wie Narben eines längst zurückliegenden Kampfes bedeckten sie in mehr oder weniger gleichmäßigen Mustern Marions Bauch.

Und natürlich waren ihr diese Streifen bewusst, denn es war unmöglich, sie bei ihrer regelmäßigen Körperpflege zu übersehen. Bei einer Körperpflege, die im wesentlichen daraus Bestand, an unpassenden Stellen wuchernde Behaarung zu entfernen. Und das hatte nichts damit zu tun, sich attraktiver zu fühlen.

Sie hasste Körperbehaarung seit dem Sommer, in dem sie sich bei ihr erstmals gebildet hatte. Diesem unseligen Tag im Freibad. Als Carola aus der Klasse über ihr im Vorbeigehen auf Marions Schritt gezeigt hatte. Und dann ihrer Freundin etwas ins Ohr flüsterte, worauf diese zu lachen begann und sie hämisch angrinste. Es sollte Jahre dauern, bis sie sich wieder traute, Bikinis zu tragen.

Sie dachte an die schönen Stunden, als Roxy ihren Bauch auf das ausführlichste verwöhnte. Streichelte, küsste und leckte. Sie erkundete und liebkoste sicher nicht nur die attraktiven Stellen. Nicht nur die straffe Haut auf straffen Muskeln. Nein, sie musste diese Streifen mit gleicher Aufmerksamkeit und Liebe bedacht haben.

Weil sie zu Marion gehörten. Sie einen Teil ihrer Persönlichkeit ausmachten. Sie tatsächlich Narben waren, die von einem Kampf zeugten. Einem Kampf gegen das Übergewicht, den sie gewonnen hatte. Bei dem es dem Gegner aber möglich war, ihr Wunden zuzufügen, die den Kampf überdauerten. Und so wie die Streifen einerseits mahnten, waren sie aber auch ein Siegeszeichen. Der Beweis ihrer Stärke hatte sich auf ihrem Körper eingebrannt.

Mit einem mitreißenden Anflug aus Stolz begann Marion, diese Streifen mit den Händen abzutasten. Zu fühlen, wie ihre Haut an dieser Stelle zwar Schwächen zeigte, aber trotzdem attraktiv war. Dass Attraktivität nicht nur eine Frage der Perfektion war. Sondern die stimmige Kombination individueller Merkmale einer Persönlichkeit. Und wie sagte Roxy doch einmal so unheimlich klug? Dass die kleinen Schwächen Marion sympathisch machten, weil Perfektion eher angsteinflößend war?

Neckte Roxy sie deshalb immer wieder? Um ihr zu bedeuten, dass sie nicht perfekt war. Und es auch gar nicht sein sollte. Dass die erfolgreiche Managerin mit der teuren Wohnung, dem Mercedes und der sportlichen Hammerfigur auch Schwächen hatte, die sie erst liebenswert machten? Dass sie diese Schwächen nicht ausmerzen, sondern liebevoll annehmen sollte?

Ihre Hände tatsteten weiter zum Hosenbund, um den Knopf und den Reißverschluss zu öffnen, und die Jeans über den festen Hintern zu schieben. Marion wollte nun auch die Streifen annehmen, die sich an der Innenseite ihrer Oberschenkel entlangzogen. Dazu schob sie die Hosen bis zu den Knien, setzte sich dann auf den Wannenrand, zog die langen Beine an und schob die Jeans irgendwie über die Füße, um sie dann abzustrampeln und achtlos auf dem Boden liegen zu lassen.

Jetzt stellte sie ihre nackten Füße auf Zehenspitzen ab und klappte die Knie weit auseinander, um mit Augen und Händen nach den dortigen Spuren ihres Erfolgs zu suchen. Und gelangte zu der Erkenntnis, dass diese für die Öffentlichkeit gut versteckt lagen. Nur ihre Roxy würde in der Lage sein, sie wahrzunehmen. Denn nur für ihre Göttin öffnete sie ihre Beine. Und das von nun an mit noch mehr Freude und Hingabe. Mit der stolzen Gewissheit, dort vollendet attraktiv zu sein.

Sie klappte ihre Beine wieder zusammen, kippte sie etwas nach rechts und strich nun mit den Händen an ihnen hinab bis zu ihren Füßen. Sie fühlten sich wunderschön glatt an. Nicht nur weil Marion dort akribisch jedes Haar ausmerzte, noch bevor es richtig das Licht der Welt erblicken konnte. Sondern auch, weil sie einfach makellos waren, wie sie nun unumwunden feststellte.

Ihre Beine konnten es ohne weiteres mit denen ihrer perfekten Venus aufnehmen. Um sich dieser Erkenntnis noch mehr zu versichern, streckte sie ihre Beine samt Zehen waagrecht und kerzengerade aus. Fasziniert ließ sie den Blick über sie gleiten, von den lackierten Zehen über die zarten Fußrücken, die glatten Schienbeine, die aufregenden Knie und die trainierten Oberschenkel. Über die zarte, perfekte Haut, die sie nun auch berührte. Deren Gefühl an den zart streichelnden Fingern sie genauso entzückte, wie das Gefühl des zarten Streichelns an ihren Beinen.

Und so schlug sie ein weiteres Kapitel auf, im Lehrbuch der Selbstliebe. Seit sie sich vor über 25 Jahren zum ersten Mal aus sexuellen Gründen selbst angefasst hatte, tat sie dies mit mehr oder weniger schlechtem Gewissen. Und dem Ziel, ihre erogenen Zonen zu stimulieren, um ihr immer wieder zurückkehrendes Verlangen nach einem Orgasmus zu befriedigen. Aber nie, um sich selbst zu streicheln. Sich selbst zu lieben. Ihrem Körper zu versichern, dass er attraktiv war. Und es verdiente, gestreichelt zu werden.

Und jetzt tat sie genau das, was ihre Meisterin vorhergesagt hatte. Es war so einfach und sonnenklar. Und doch hatte sie so lange gebraucht. Es ein Viertel Jahrhundert lang verdrängt. Aber dank ihrer unvergleichlichen Roxy drängte jetzt alles an die Oberfläche ihres Bewusstseins. Und das, obwohl sie noch nicht einmal mit ihrer Hausaufgabe begonnen hatte!

Marion schwamm in einem Meer aus Glücksgefühlen. Als hätte sie sich gerade ein weiteres Mal frisch verliebt. Und vielleicht stimmte das ja auch. Vielleicht hatte sie sich eben in sich selbst verliebt. Nein, sie war ganz und gar nicht selbstverliebt in diesem narzisstischen Wortsinn. Sie war liebevoll zu sich. Und vor allem zu ihrem Körper, den sie all die Jahre mit Missachtung gestraft hatte.

Weil er ihr nicht gut genug erschien, hatte sie ihn gnadenlos zu immer neuen Höchstleistungen gedrängt. Was er gehorsam und geduldig ertragen hatte. Bis er gelernt hatte, die erfolgreiche Höchstleistung selbst als seine Belohnung anzusehen. Denn die Aufmerksamkeit ihrer Besitzerin blieb ihm verwehrt. Das Glück, beachtet und liebkost zu werden, ohne ständig etwas leisten zu müssen, hatte er nie erfahren. Bis Roxy kam.

Plötzlich schämte sich Marion für das, was sie getan hatte. Denn war nicht genau das egoistisch? Einfach festzulegen, was wichtig war und was nicht, und es kompromisslos durchzusetzen? Rationale Leistungsziele festzulegen und einzufordern, ohne die emotionalen Bedürfnisse anzuerkennen, geschweige denn zu befriedigen?

Ja, sie verhielt sich wie eine selbstverliebte Narzisstin. Eine eiskalte Strategin, die jede Möglichkeit an Kritik bereits im Keim erstickte, indem sie absolute Perfektion anstrebte. Jede Schwäche ausmerzte. Und wenn sie sich nicht ausmerzen ließ, versteckte. Hinter einem emotionalen Eispanzer. Der verhinderte, dass man ihr zu nahekam, und ihre versteckten Schwächen entdeckte.

Jetzt wurde ihr auch klar, was an Heiligabend passierte. Als sie ihrer Roxy zum ersten Mal in die Arme fiel, und hemmungslos losheulte. Dieses unendlich kluge und sensible Wesen hatte Marion durchschaut. Sie hatte erkannt, welch falsches Spiel sie spielte. Nicht nur mit anderen, vor allem mit sich selbst.

Und dass sie das Versteckspiel nicht etwa aus Narzissmus spielte. Sondern aus Angst. Aus Angst, kritisiert zu werden. Aus Angst, bestraft zu werden. Aus Angst, verlassen zu werden. Und weil sie Angst vor Kritik hatte, war sie perfekt. Weil sie Angst vor Strafe hatte, war sie ordentlich und anständig. Und weil sie Angst vorm Verlassen werden hatte, war sie allein.

Ihre Roxy war gekommen, um das zu ändern. Sie zeigte ihr, dass sie keine Angst haben musste. Roxy würde sie nie kritisieren, denn sie war mit all ihren Schwächen perfekt. Mit Roxy durfte sie unanständig und versaut sein, ohne jemals von ihr bestraft zu werden. Und mit Roxy konnte sie zusammen sein, ohne jemals verlassen zu werden.

Diese für Marions rational dominierte Persönlichkeit so immens wichtige Erkenntnis durchflutete sie in diesem Augenblick wie ein Tsunami aus all ihren bislang unterdrückten Emotionen. Ihrem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, nach Anerkennung, nach Liebe und Geborgenheit. Den Bedürfnissen, die sie doch alle so bereitwillig von ihrer Roxy erfüllt bekam. Sie musste es nur zulassen. Für sich zulassen. Ganz ohne schlechtes Gewissen.

Sie hatte in diesem Moment erneut das Bedürfnis, ihrer Roxy heulend in die Arme zu fallen. Heulend vor Dankbarkeit und Glück. Doch ihre Roxy war nicht da. Ausgerechnet in diesem doch so entscheidenden Moment in Marions künftigem Leben. Und jetzt wurde ihr auch dieser Zusammenhang klar. Zu dieser Erkenntnis wäre Marion nie gekommen, hätte Roxy sie nicht mit sich allein gelassen. Allein mit sich und ihrem Körper. Und der Aufgabe diesen zu erkunden, um zu erkennen, wie attraktiv und sexy er doch war.

Und es verdammt nochmal auch wert war, bewundert und liebkost zu werden. Nicht nur von ihrer Roxy. Sondern von allen, die ihn ehrlich bewunderten und verehrten. Mitsamt der Persönlichkeit, die darin wohnte. Und zu diesem Personenkreis wollte Marion fortan auch gehören. Zu jenen, die sie und ihren Körper ehrlich bewunderten und verehrten.

Und das nicht aus Selbstverliebtheit, sondern aus Respekt. Respekt vor sich selbst, aber vor allem vor den Mitmenschen. Um ihnen zu zeigen: seht her, auch ich bin verletzlich, auch ich habe Fehler, habe Bedürfnisse. Fühlt euch nicht unterlegen oder abgewiesen, sondern akzeptiert euch so wie ihr seid. Mit all eurer Unvollkommenheit und euren Bedürfnissen. Und dankt euch für all das, was ihr seid. Denn ich will dies künftig auch so machen. Mich achten und beachten. Mit all meinen Fehlern und Schwächen.

Jetzt war Marion auch klar, weshalb ihr Roxy wie ein Engel vorkam. Als ein Wesen, das nicht von dieser Welt war. Ein magisches Wesen. Ihre Hexenmeisterin, ihre Zauberfee. Ihre Venus, ihre Aphrodite. Die Göttin, die sie anbetete. Vollkommen zurecht.

Aber ihre Göttin war nicht da, um sich von ihr bewundern und mit Ehrerbietung beschenken zu lassen. Und das nicht zufällig. Das gehörte zu ihrem Plan. Ihre Göttin wünschte, dass sich Marion all die Bewunderung und Ehrerbietung heute Abend selbst schenken solle. Um dabei auch zu erfahren, wie glücklich es ihre Göttin jedes Mal machte, sie bewundern und verehren zu dürfen. Dass sie umgekehrt auch Roxys Göttin war.

Beseelt von diesen wundervollen Gedanken schaute Marion verliebt auf ihre langen, perfekt glatten Beine. Bis hin zu ihren schönen Füßen. Die auch perfekt waren. Spätestens alle zwei Wochen professionell pedikürt und gepflegt wurden. Auch das war für sie bisher nur eine notwendige Routine gewesen. Und sie hatte nie erkannt, mit welcher Hingabe ihre Kosmetikerin ihre Füße behandelte. Nicht nur um sie funktionsfähig zu halten. Sondern um sie attraktiv zu machen. Sie waren perfekt. Ein Meisterwerk jener Frau, die ihr zweimal im Monat zu Diensten war, und dafür nur ein dahingesagtes Dankeschön und etwas Trinkgeld erhielt.