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No-LIMIT-Rooms 07

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„Jelena?", fragte ich.

Sie nickte.

„Haben sie dir gekündigt?"

„Ich habe Mist gebaut!"

Nun wurde ich doch hellhörig. Nicht, dass ich nicht genug eigene Probleme hatte, um mich noch mit denen anderer zu belasten. Aber ich wollte übermorgen eine Show mit Alice bestreiten. Wenn sie vorher flog, ginge das kaum.

„Sehr schlimm?"

„Sagen wir mal so, ich könnte eine Fürsprecherin gut gebrauchen, die ein gutes Wort für mich einlegt, und die auch etwas Macht hat."

„Nun, ich fürchte, da bin ich die Falsche. Versöhne dich mit Jelena. Sie wäre da die Richtige."

„Du willst mir also nicht helfen?"

„Ich kann nicht. Vermutlich würde es dir eher schaden, wenn ich mich einmischen würde."

„Ich glaube, du lügst. Bitte, überlege es dir noch einmal."

„Ich bezweifele, dass ich in diesem Moment auch nur eine Freundin im Haus habe, mit Ausnahme von Isabell. Und die ist auch gerade sauer auf mich. Da gibt es also nichts zu überlegen."

„Schade. Dann werden auch wir keine Freundinnen werden. Aber ich hoffe, dass wir die Show trotzdem noch zusammen durchziehen können. Wünsch mir zumindest Glück!"

„Ich wünsche dir nur das Allerbeste, Alice. Aber du musst mir glauben: Ich kann dir nicht helfen!"

Wortlos stieg sie aus dem Pool und nahm ihren Bademantel auf. Nachdem sie ihn angezogen hatte, nahm sie meinen vom Haken.

„Willst du auch raus?"

Eine Sekunde zögerte ich, dann nickte ich zustimmend und stand auf, um hinauszugehen. Da warf sie mir den Bademantel zu. Bevor ich zugreifen konnte, landete er im Wasser.

„Ups, tut mir leid! Schönen Abend noch, Johanna, Kumiho, wer oder was immer du auch bist. Bis Samstag!"

Sie nahm ihren Badeanzug auf und ging davon.

Wütend warf ich meinen nassen Bademantel aus dem Becken und ließ mich wieder zurückfallen. Einen Moment war ich in Versuchung, sie aus der Show zu werfen, aber dafür war es zu spät. Wen sollte ich bis Übermorgen noch als Ersatz nehmen?

Sie hatte nicht gesagt, was für Mist sie gebaut hatte. Würde sie sofort rausgeworfen? Würde sie noch diese Woche fliegen? Dann würde meine Show zwar nicht platzen, aber das Script nicht mehr passen.

Ich musste mit Isabell darüber sprechen.

Trotz allem merkte ich, wie das warme Wasser und die Massagedüsen meinen verkrampften Muskeln guttaten. Einen Massagetermin sollte ich mir auch noch besorgen. Dringend.

Als ich später in mein Apartment zurückkehrte, eingewickelt in ein Badetuch und den pitschnassen Bademantel über den Arm, fand ich es verlassen vor. Auf dem Tisch lag eine Notiz, dass Isabell die Nacht in ihrer Wohnung verbringen wollte.

Ärgerlich fegte ich den Zettel vom Tisch, warf den Bademantel in den Trockner und legte mich dann ins Bett, wo ich über den Tag weiter nachdachte.

Der Eingang einer Nachricht auf dem Pad riss mich aus meinen Gedanken. Die Absenderin war Alice. Ich zögerte einen Moment, sie aufzurufen, überwand mich jedoch.

‚Es tut mir leid, ich meinte es nicht so! Ich bin echt verzweifelt! Können wir noch einmal miteinander reden? Please!', schrieb sie mir.

Seufzend tippte ich: ‚Meinetwegen. Aber nicht mehr heute. Wann passt es dir morgen?'

Die Antwort kam prompt: ‚10 Uhr, ich komme zu dir?'

‚Einverstanden.'

Im Posteingang waren weitere Nachrichten. Von Diana, die mir mitteilte, dass am 28. die Hal Show stand, von Thomas, der noch einmal das Script besprechen wollte und eine Nachricht von Rebecca.

‚Hallo Johanna, wie ich merke, trainierst du fleißig. Das freut mich. Ich wollte dir nur sagen: Ich behalte dich auch von hier im Auge! Bis bald!'

Wütend warf ich das Pad zurück auf den Nachttisch. Konnten mich nicht alle mal in Ruhe lassen?

55 Freitag der 13.

Gleich nach dem Aufwachen rief ich Isabell an, doch sie drückte mich weg. Langsam echt stinkig auf ihre Launen, machte ich mich fertig und frühstückte alleine. Lustlos absolvierte ich mein Lauftraining und kam gerade rechtzeitig zurück, um Alice vor meiner Tür anzutreffen. Die hatte ich völlig vergessen. Schnell musterte ich sie und ihren Aufzug: Etwas schlampig, ausgebeulte Tasche im Trainingsanzug, als würde da etwas Schweres drin stecken, vermutlich ihr Handy.

„Oh, hallo. Komm mit rein. Ich mache mich nur schnell frisch, dann können wir miteinander reden."

Dankend nickte sie und trat hinter mir ein.

„Du widmest dem Ponytraining viel Zeit, oder?", erkundigte sie sich, sobald wir im Apartment waren. Ich schaute verwirrt. Weshalb kam sie immer wieder darauf zurück?

„Muss ich."

„Oh, ok."

„Darf ich dir etwas anbieten, Tee?"

Sie nickte, und ich setzte Wasser auf.

Während das Wasser anfing zu kochen, kämpfte ich mich aus den Boots.

„Sehen unbequem aus."

„Es geht. Ich gewöhne mich langsam daran. Aber es sind definitiv keine Joggingschuhe."

Sie nickte verstehend.

„Wo ist Isabell?", wechselte sie das Thema.

„Hat zu tun."

Inzwischen war der Tee fertig und ich kam mit Tassen und der Kanne zum Tisch.

„Bin gleich umgezogen, einen Moment."

„Mach dir keinen Aufwand, dein Outfit stört mich nicht."

Achselzuckend setzte ich mich.

Sie schien zu überlegen, wie sie beginnen sollte.

„Also, was ist mit dir und Jelena?", versuchte ich den Anfang.

Erleichtert nickte sie.

„Wir waren zusammen. Einige Monate."

Ich wartete, nippte inzwischen an meinem Tee und verbrannte mir ein wenig die Zunge. Daher blies ich über die Tasse, während ich sie auffordernd ansah.

„Es war nach deiner ersten Show, da bekamen wir Streit. Wegen dir!"

„Wegen mir?" Überrascht ließ ich die Tasse sinken.

„Ich sagte ihr, dass sie völlig überreagiert hätte, als sie dich ausgepeitscht hat."

„Oh", war alles, was mir dazu einfiel. Das alles erschien mir schon so lange her, schien so unwichtig zu sein. Dabei lag es gerade einmal einige Wochen zurück.

„Danach bekamen wir häufig miteinander Streit. Aus anderen Gründen."

Alice begann mich mit ihrem stockenden Bericht zu nerven. Sie sollte endlich auf den Punkt kommen.

„Ich hatte früher ein kleines Drogenproblem."

Wenn ich für diesen Satz jedes Mal zehn Euro bekommen hätte, wenn ich den gehört hatte, säße ich wohl nicht mehr hier. Doch ich schwieg beharrlich.

Seufzend rückte sie endlich mit der Sprache raus: „Ich bin rückfällig geworden, und Jelena hat mich erwischt!"

Das war nach der Einleitung keine große Überraschung.

„Das ist Mist", nickte ich. „Aber was kann ich da tun? Wie du sicherlich bemerkt hast, sind Jelena und ich noch immer nicht befreundet. Und ich sehe auch nicht, wie wir das jemals könnten."

„Aber du scheinst bei Rebecca Einfluss zu haben. Sie deckt dich, ist in dich verliebt!"

Laut musste ich auflachen.

„Rebecca? In mich verliebt? Wie kommst du auf den Blödsinn?"

„Hat Jelena mir erzählt."

„So ein Quatscht! Rebecca ist nicht in mich verliebt!", beharrte ich.

Alice zuckte mit den Schultern.

„Und weshalb hat sie dir einen Kimono im Wert von 5000 € geschenkt?"

Erstaunt riss ich meine Augen auf.

„Wie bitte?"

„Dein Kimono, mit dem Kumiho drauf, der hat 5000 € gekostet!"

„Du spinnst!"

Alice zuckte mit den Schultern.

„Glaubst du, der lag bei ihr im Schrank? Sie hat den einfliegen lassen, noch während du im Krankenhaus lagst."

„Woher ...?", begann ich, doch dann besann ich mich.

„Das reimst du dir doch nur zusammen, nachdem du den gesehen hast?"

Alice schüttelte den Kopf.

„Hat mir Jelena verraten!"

„Hat Rebecca ihr etwa auch gesagt, dass sie mich lieben würde?"

„Jelena hatte es ihr vorgeworfen und Rebecca hat es nicht bestritten."

Langsam schüttelte ich den Kopf. Die Frau hatte mich beinahe kaltblütig umgebracht. Mir schien es völlig ausgeschlossen, dass sie zu so was wie Liebe überhaupt fähig war. Begehren, ja, das war möglich. Aber Liebe? Nun, wie auch immer: Was immer ich auch Rebecca gegenüber empfand, Liebe war es gewiss nicht. Und war Alice überhaupt glaubwürdig? Würde Jelena einer, vermutlich nur zeitweisen Geliebten gegenüber, Rebecca so unterminieren? Jelena vergötterte Rebecca, nach allem, was ich wusste. Aber natürlich konnte sie sich auch verplappert haben. Dazu kannte ich sie nicht gut genug, um das einschätzen zu können.

„Jelena täuscht sich: Rebecca liebt mich nicht, das kann ich dir versichern. Wir haben eine komplizierte, nun, äh, Zusammenarbeit, ja. Aber keine Beziehung!"

Alice nickte zu meinen Ponyboots.

„Das gehört zu dieser Zusammenarbeit dazu, nehme ich an? Und, wie oft leckst du Rebeccas Fotze?"

Ich wollte schon aufbrausen, besann mich dann aber.

„Rebecca ist überhaupt nicht hier. Und das für vermutlich mehrere Wochen", wich ich stattdessen aus.

„Auch etwas, was nicht jeder weis. Nur du, Diana, Jelena und Isabell, die Rebeccas Schoßhündchen und Fotzenleckerin war, bevor du kamst."

„Alice, was willst du den nun, was ich tun soll?" Innerlich kochte ich bereits.

„Wie ich schon sagte: Lege ein gutes Wort für mich ein. Und niemand von deinen alten Bekannten wird erfahren, dass du jetzt hier wohnst."

Jetzt war die Katze aus dem Sack. Unverhohlene Erpressung. Traue niemals einer Drogensüchtigen! Doch ich hatte mit so etwas schon gerechnet, sobald ich Alice vor meiner Tür hatte stehen sehen. Sie hatte eher einen arroganten, denn zerknirschten Eindruck auf mich gemacht.

Ruckartig sprang ich auf und ging zum Telefon.

„Wen rufst du an?"

Ich schwieg und wählte Dianas Nummer.

Alice Ton wurde drängender: „Wen rufst du an?"

Diana meldete sich.

„Hallo Herrin Diana, Johanna hier. Wir haben ein weiteres Problem!"

Blitzschnell stand Alice neben mir und entriss mir das Telefon. Hektisch drückte sie auf die Taste, um das Gespräch zu beenden.

Sie hatte plötzlich ein Springmesser in der Hand, der schwere Gegenstand aus ihrer Hosentasche. Nun wurde es wirklich ernst.

„Was soll das?", fuhr sie mich an.

„Alice, ich werde dir das jetzt nur einmal sagen: Was immer du auch gehört haben magst, wenn du das ausplauderst, wird das Folgen für dich haben, die du dir nicht vorstellen magst. Schon mal was von den verschwundenen Frauen hier gehört?"

In Alice selbstsicherer Fassade begann sich ein Riss aufzutun. Es war, als hätte ich ihr die Luft abgelassen.

„Was meinst du damit?"

„Du hast bereits den ersten Schritt in diese Richtung getan, noch einen Schritt weiter, und du gehörst dazu!"

Offensichtlich gehörte sie nicht zum inneren Kreis, sondern kannte nur die Hausgerüchte. Jetzt, wo ich ihr Angst gemacht hatte, musste ich ihr auch einen Ausweg bieten, damit sie mich nicht sofort angriff.

„Gut, ich werde dir helfen!"

Alice Gesicht drückte sowohl Überraschung als auch Misstrauen aus.

„Wir werden jetzt gemeinsam Jelena anrufen."

„What the fuck? No!"

„Soll ich dir nun helfen, oder nicht?"

Das Telefon klingelte, vor Schreck hätte sie es beinahe fallengelassen.

„Gib mir das Telefon, Alice!"

Sie drückte es an sich, trat einen Schritt zurück und hob gleichzeitig das Messer.

Ich seufzte übertrieben.

„Das wird Diana sein. Wenn ich da jetzt nicht rangehe, steht in zwei Minuten die Security vor der Tür, dann kann ich nichts mehr für dich tun!", bluffte ich.

Nun stand blanke Panik in ihren Augen.

„Alice, ich zähle bis drei! Eins, zwei ..."

Mit einer ruckartigen Bewegung reichte sie es mir rüber. Sie war eine Sub, durch und durch.

Es war Diana. Ich stellte auf laut, damit Alice mitbekam, was ich mit Diana besprach.

„Was ist los? Warum legst du einfach auf, und gehst dann nicht sofort dran, wenn ich zurückrufe?"

„Tut mir leid, mir ist das Telefon heruntergefallen, und die Batterien herausgesprungen."

„Ah, ok. Aber weshalb wolltest du mich sprechen, was gibt es für neue Probleme?"

Verdammt, was sollte ich da sagen?

„Äh, wegen der Security, wenn die nicht genau wissen, auf wen oder was die achten sollen, oder welche Kamera eingeschaltet werden muss?"

„Was meinst du?" Diana klang verwirrt.

„Nun, wenn die woanders hereinkommen, die Überwachung ist ja nicht lückenlos, oder in jedem Apartment."

Einen Moment herrschte Stille am Telefon.

„Traust du mir nicht zu, für Sicherheit zu sorgen?" Dianas Tonfalls war lauernd.

„Doch, selbstverständlich, kam mir nur so in den Sinn. Entschuldigung!"

„Gut, denn ich habe schon alles veranlasst. Hier kommt niemand mehr herein oder heraus, wenn ich das nicht will. Hast du das verstanden?"

Jetzt musste ich schlucken.

„Ja, absolut, Herrin Diana!"

„Gut. Was ist mit der Show, sagst du die ab?"

Darüber hatte ich noch nicht mit Isabell gesprochen. Verdammt, Alice brachte alles durcheinander.

„Ich überlege noch."

„Gut, dann teile mir deine Entscheidung morgen mit. Tschüss!"

Sie legte auf, bevor ich noch was sagen konnte.

„Und, klang das für dich so, als hätte ich hier irgendetwas zu sagen?", fragte ich Alice.

Langsam schüttelte sie den Kopf.

„Ich werde dir jetzt mal die Wahrheit sagen: Ich bin hier eine Gefangene!"

„Bullshit!"

„Mein Ernst: Ich kann nicht einfach gehen. Ich habe Schulden bei Rebecca!"

Alice Gesicht zeigte absoluten Unglauben.

Mit Achselzucken ging ich an ihr vorbei und setzte mich erneut an den Tisch. Sie völlig ignorierend trank ich meine Tasse leer. Mein Tee war inzwischen kalt und schmeckte mir nicht mehr. Angewidert stellte ich die leere Tasse ab. Zögernd, geradezu vorsichtig, setzte sie sich mir gegenüber hin.

„Wenn du meinst, ich hätte hier Einfluss, wie würde das Gespräch eben dazu passen? Hast du nicht gehört: ‚Hier kommt niemand mehr rein oder raus, ohne meine Erlaubnis!'? Das galt mir und Isabell. Es bringt dir also keinen Vorteil, mich zu erpressen. Ganz im Gegenteil, denn ich habe nichts zu verlieren. Wenn ich hier auffliege, muss mich Rebecca ziehen lassen, schon um die Rooms zu schützen."

Das stimmte nur zur Hälfte, und betraf ganz sicher nicht meine Unterbringung im Zirkelkeller, aber das war ein anderes Thema.

„Also, was für Drogen, und in welchem Umfang?"

„Crack, gelegentlich."

Das gelegentlich bedeutete wohl, nicht mehr als drei- oder viermal am Tag. Verdammt.

„Du bist also deshalb aus den Rooms raus?"

Sie nickte.

„Und dir kam nicht in den Sinn, dass Jelena nur deshalb dich nicht sofort rausgeworfen hat, weil sie sehen will, wie meine Show den Bach runtergeht? Sie hasst mich, das weißt du doch? Wenn du in einer Liveshow einen Anfall bekommst, war's das! Du fliegst sofort, und ich bin auch angeschlagen."

Ihrem Blick nach, war sie auf die Idee noch überhaupt nicht gekommen.

„Ich habe es in Griff, wirklich!"

Verdammt, ich brauchte dringend Ersatz. Würde Linda oder Ronja noch einspringen können? Nein, quatsch, Diellza käme noch infrage. Hoffentlich war sie noch interessiert.

„Das würde ich dir glauben, wenn du die nächsten zwei Tage ohne Entzugserscheinungen pausieren könntest."

Ich bezweifelte, dass sie auch nur vier Stunden durchhalten konnte, ihrer Körpersprache nach zu urteilen. Warum waren mir die Anzeichen nicht schon bei unserem Gespräch letzte Woche aufgefallen?

„Das schaffe ich, ganz sicher."

„Es gäbe eine Möglichkeit, wie du in den Rooms bleiben kannst. Sozusagen auf Bewährung. Du würdest einen Entzug machen, das ist klar, aber du würdest nicht herausgeworfen."

„Und welche?"

„Versöhne dich mit Jelena. Zeige Reue, biete den Entzug an. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht."

Langsam schüttelte sie den Kopf, dabei zitterte sie ein wenig. Waren das schon Entzugserscheinungen oder die Angst vor Jelena?

„Möchtest du dich denn überhaupt mit Jelena versöhnen?"

Nun nickte sie.

„Gut, gib mir bis morgen Zeit. Ich werde sehen, was ich tun kann, um zu vermitteln. Dir ist klar, dass ich keinesfalls an Jelena herantreten kann?"

Wieder ein zögerliches Nicken.

„Also, ich suche eine Vermittlerin. Du wirst Jelena verschweigen, dass ich involviert bin, und ich werde ihr verschweigen, was du ausgeplaudert hast, was sie dir über Rebecca erzählt hat. Außerdem bleibst du bis nach unserer Show clean!"

Erneut Überraschung in ihrem Gesicht. Ihr war überhaupt nicht bewusst gewesen, wie brisant ihre Enthüllungen für sie selbst waren, sobald Jelena oder Rebecca davon erführen.

„Also, verbleiben wir so?"

Zögerlich nickte sie.

Ich nickte zu ihrem Springmesser, was sie noch immer krampfhaft in der Hand hielt.

„Das brauchst du dann ja wohl nicht."

Als sähe sie es zum ersten Mal, sah sie auf das Messer in ihrer Hand. Langsam hob sie die Hand, mit der anderen klappte sie die Klinge wieder ein. Dabei brachte sie ein verlegenes Lächeln zustande. Innerlich atmete ich etwas auf. Nun musste ich sie nur noch vor die Tür schaffen.

„Möchtest du noch einen Tee?"

„Äh, nein, Danke."

„Dann verzeih, wenn ich dich jetzt bitte zu gehen. Ich muss mich fertigmachen. Ich habe gleich noch eine Camshow. Du doch sicher auch?"

Sie sah aus, als käme ihr der Gedanke im Apartmenthaus eine Camshow zu machen zum ersten Mal in den Sinn. Wie konnte ich nur so blind gewesen sein? Kann eine Süchtige innerhalb einer Woche so abbauen? Nein, unwahrscheinlich. Sie musste sich da unglaublich im Griff gehabt haben. Und warum hat Jelena nicht früher reagiert?

„Äh, ja, sicher. Ich danke dir. Und: Entschuldigung, wegen des Messers!"

„Schwamm drüber. Wir reden morgen, nach der Show, ja?"

Langsam und unsicher stand sie auf. Sie wusste noch immer nicht, ob sie mir trauen durfte, aber wollte auch die Chance nicht vermasseln. Ihre Gedanken konnte ich förmlich auf ihrem Gesicht ablesen. Sie entschied sich für die in ihren Augen sicherste Variante, schritt langsam rückwärts zur Tür und winkte dabei wie ein Anime-Girl zum Abschied. Theatralischer ging es wohl nicht.

„Absolut, Danke dir Johanna, bis morgen, tschau!"

Noch halb mir zugewandt, öffnete sie die Tür, um mich im Auge zu behalten. Das war ihr Fehler.

Die Hände ergriffen sie, zogen sie zur Tür hinaus und warfen sie auf dem Boden. So schnell, dass sie erst erschrocken aufschrie, als sie schon zur Tür hinaus war. Am Boden presste ihr ein Knie im Rücken die Lunge zusammen und mehr als ein Stöhnen brachte sie nicht mehr zustande. Wie schnell und fest Aaron zupacken konnte, wusste ich nur zu gut. Durch die geöffnete Tür nickte er mir zu.

„Alles in Ordnung, Frau Blauert?"

„Alles bestens, Aaron, Danke!"

Nur Sekunden später stand auch Diana im Türrahmen.

„Was für Ärger hast du jetzt schon wieder angezettelt?"

Nur Sekunden nach Diana erschien Isabell in der Zimmertür, drängte sich ohne Entschuldigung an ihr vorbei, und stürmte ins Zimmer.

„Mein Liebling, geht es dir gut?"

„Ach, auf einmal wieder dein Liebling, aber mich gestern Abend wortlos alleine lassen und heute Morgen einfach wegdrücken?"

Als wäre sie gegen eine Wand gelaufen, stoppte sie. Ihr Gesichtsausdruck wechselte von besorgt-erleichtert, über verärgert, bis hin zu schuldbewusst. Ich war immer wieder erstaunt, zu welchem Mienenspiel sie fähig war.

„Tut mir leid, aber dass meine Sorgen begründet sind, liegt ja wohl auf der Hand, oder?"

Wäre Isabell gestern mitgekommen, wäre es vermutlich nicht hierzu gekommen, aber das wollte ich ihr nicht auf die Nase reiben.

Ich lächelte, um ihr zu zeigen, dass ich es nicht ganz so ernst meinte, und öffnete meine Arme zur Umarmung. Sie nahm das Angebot sofort an und gab mir auch einen leidenschaftlichen Kuss.

„Aaron, bring sie erst mal hinunter. Ich werde später mit ihr reden", vernahm ich im Hintergrund Dianas Stimme. Dann kam sie in den Flur und schloss die Tür hinter sich. Zielstrebig steuerte sie den kleinen Tisch an, und setzte sich, wo Alice keine 10 Minuten vorher noch gesessen hatte.

„Es tut mir ja leid, euch unterbrechen zu müssen, aber ich würde doch gerne erfahren, was hier passiert ist."

„Oh, selbstverständlich, Herrin Diana!", begann ich. „Und vielen Dank!"

„Du scheinst die Situation auch so gemeistert zu haben. Aber weshalb hat dich Alice mit einem Messer bedroht? Hast du ihr schlechten Tee serviert?"

Einen Moment verwirrt sah ich Diana an. Einen Witz hatte ich sie noch nie machen gehört.