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No-LIMIT-Rooms 08

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„So, fertig! Raus mit Dir!"

Sie gab mir einen spielerischen Klaps auf meinen Hintern.

„Danke, Aigul!"

„Quatsch, ich tu das auch für mich. Wenn Du Yuri wieder erobern kannst, nützt uns allen das!"

Sogleich fühlte ich mich wie eine Nutte. Doch Aigul bemerkte meine Reaktion.

„Tut mir leid, so wollte ich das nicht ausdrücken. Du musst ihn nicht für uns ficken. Versuche einfach, ihn wieder um Deinen Finger zu wickeln. Wenn Du es ohne Sex schaffst, auch gut. Aber Du selbst hattest mir gesagt, dass der Sex mit Yuri Dir Spaß gemacht hatte. Vielleicht solltest Du es wieder ausprobieren."

Nachdenklich starrte ich sie an. Sollte ich das? Plötzlich wurde ich wieder nervös.

„Aigul, ich habe Angst!"

Sie ergriff meine beiden Hände.

„Ja, die habe ich auch. Jeden Tag. Aber davon lassen weder Du noch ich uns unterkriegen. Diese Angst sichert unser Überleben!"

In diesem Moment hörten wir ein Auto auf den Parkplatz kommen.

Aigul ließ meine Hände los, drehte sich zum Fenster und blickte hinaus.

„Das ist er, los jetzt!"

Sie kam zu mir, packte mich an meinen Schultern, hauchte mir einen Kuss auf die Wange, drehte mich dann um und schubste mich geradezu aus dem Zimmer.

„Und keine Sorge um Marja, ich kümmere mich um sie!"

Verwirrt und noch immer unsicher ging ich zum Treppenhaus. Polina und Mavi standen neben der Tür zur Melkstube und starrten mich an.

„Viel Glück, Nadia!", wünschte mir Polina.

Unfähig, irgendetwas zu sagen, nickte ich nur zurück. Ich holte tief Luft und ging die Treppe hinunter.

Ich verließ das Gebäude diesmal zur Vordertür. Sie wurde von einem der Aufpasser für mich aufgehalten, der sie wohl sofort geöffnet haben musste, als er Yuri auf den Hof hatte fahren sehen.

Er lächelte mich freundlich an.

„Guten Tag, Nadia! Ich wünsche einen schönen Nachmittag!"

„Äh, Danke schön, gleichfalls!"

Zögerlich trat ich in die Mittagshitze, auf den Parkplatz. Ein mir unbekannter Mann stand neben der Limousine. Sobald er mich erblickte, öffnete er die rechte, hintere Tür des Wagens für mich.

Wortlos nickte ich ihm zu und trat an den Wagen heran. Im dunklen Inneren konnte ich Yuri auf der Rückbank erkennen.

„Guten Tag, Yuri!", grüßte ich ihn.

„Hallo Nadia! Schön, dass Du es pünktlich geschafft hast. Du siehst bezaubernd aus, komm, steig ein!"

Sein Tonfall war freundlich.

Allen Mut zusammen nehmend, stieg ich in den klimatisierten Wagen. Sobald ich drin saß, schloss der Fahrer die Tür. Einen Moment lang fühlte ich mich gefangen, unterdrückte diese Empfindung aber sofort wieder und schnallte mich an.

Yuri ließ sich nicht anmerken, ob er meine Nervosität bemerkt hatte, sondern beobachtete mich.

„Wenn ich nicht wüsste, dass Du eine Deutsche bist, würde ich spätestens jetzt merken."

„Wie bitte?", fragte ich verwirrt.

„Das Anschnallen! Ihr Deutschen seid so überkorrekt. Anschnallen, halten an roten Ampeln, befolgen von Regeln."

Ich hatte keine Ahnung, was ich darauf antworten sollte. Beim Aufwachen im Krankenhaus hatte ich nicht einmal gewusst, dass ich eine Deutsche war. Selbst meine Gedanken waren russisch, ich übersetzte nicht ständig von Deutsch auf Russisch. Jetzt, wo es mir bewusst wurde, bemerkte ich, dass ich die deutschen Begriffe für alles kannte, aber diese erst hervorsuchen musste, während die russischen Begriffe sofort da waren.

„Dann wollen wir uns jetzt mal einen schönen Nachmittag machen", wechselte er unvermittelt das Thema und riss mich damit aus meinen Gedanken, während der Fahrer den Wagen startete.

„Petya, eine Stadtrundfahrt! Ich möchte Nadia, St. Petersburg zeigen."

„Da!", bestätigte der Angesprochene und wir fuhren los.

Das Stacheldraht bewehrte Tor stand für uns weit offen, als wir vom Parkplatz fuhren.

* * *

Sobald wir die Hauptstraße erreicht hatten und in Richtung St. Petersburg fuhren, hatte ich mich weit genug beruhigt, um ein Gespräch zu beginnen.

„Also eine Stadtrundfahrt?"

Yuri nickte.

„Seit Du hier bist, hast Du von der Stadt noch nicht viel gesehen. Ich wollte Dir eigentlich schon lange Mal meine Stadt zeigen, bin aber nie dazu gekommen."

„Und weshalb jetzt?", fragte ich.

Er antwortete nicht, sondern betrachtete mich nur.

Sofort drohte wieder die Panik in mir aufzusteigen. Dies war ein Mafiaboss, Herr über mein Leben und Schicksal. Ich schaffte es trotzdem, mich zusammenzureißen und seinen Blicken standzuhalten.

Unvermittelt griff er in seine Hosentasche und zog den Kontroller für mein Halsband hervor. Er schirmte die Tastatur mit einer Hand ab, während er einen Code eingab. Sogleich vernahm ich ein deutliches Klicken von meinem Halsreif und verspürte, wie er sich ein wenig öffnete.

Überrascht griff ich hoch und berührte ihn.

Yuri steckte die Fernbedienung ein und wandte sich wieder mir zu.

„Den benötigst Du heute nicht!", erklärte er. „Nimm ihn ruhig ab."

Langsam klappte ich den Reif auf und nahm ihn ab. Sofort gelangte kühle Luft an meinen nackten Hals. Yuri streckte mir fordernd seine Hand hin und ich reichte ihm den Halsreif.

Es fühlte sich seltsam an. Nur etwas mehr als zwei Tage hatte ich den schweren Halsreif getragen. In der ersten Nacht hatte er mich immer wieder gestört und mir den Schlaf geraubt, doch inzwischen hatte ich mich an ihn gewöhnt. Jetzt fühlte ich mich zugleich befreit, als auch unglaublich nackt am Hals. Verstohlen rieb ich mir meinen Nacken.

Er verstaute den Reif in einer Schatulle, legte sie in ein Fach vor sich und entnahm ein anderes kleineres Kästchen.

„Ich denke, heute solltest Du das hier tragen!"

Er präsentierte mir das Schmuckkästchen und öffnete es.

Aufs Höchste erstaunt blickte ich auf ein Diamantcollier.

Er legte die Schatulle zwischen uns auf den Sitz und nahm das Collier heraus.

„Dreh dich etwas, damit ich es Dir anlegen kann!", befahl er.

Sofort gehorchte ich.

Überraschend sanft legte er mir das Collier um meinen Hals und verschloss es hinten.

„Fertig, lass Dich Mal ansehen!"

Ich drehte mich wieder zu ihm.

„Perfekt!"

Verwirrt tastete ich nach dem Collier.

„Ich verstehe nicht ...?"

Yuri lehnte sich entspannt zurück.

„Ich mag hübsche Sachen. Und Ihr beide passt gut zusammen!"

Bitterkeit stieg in mir auf und ich fühlte, wie mir vor Zorn das Blut ins Gesicht schoss. Sogleich wandte ich mein Gesicht ab und blickte aus meinem Fenster nach draußen, wo die Vorstadt von St. Petersburg an mir vorüber zog.

Ich war also eine Sache, nur sein Besitz? Sogleich fühlte ich mich beschmutzt und herabgesetzt.

Er schien zu bemerken, wie ich mich fühlte, denn sanft griff er unter mein Kinn und drehte mein Kopf zu sich.

„Entschuldige, das kam falsch rüber! Du bist keine Sache, sondern eine besondere Frau. Nicht nur hübsch, sondern auch klug. Ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Umständen kennengelernt!"

„Weshalb dann diese Erniedrigung vorgestern? Der Halsreif und der Elektroschock?"

Yuri lehnte sich wieder zurück.

Er drückte auf einen Knopf neben sich und eine Scheibe fuhr zwischen uns und dem Fahrer nach oben.

„Ich hatte gehofft, dass es Deine Erinnerungen zurückbringt. Vermutlich war ich zu ungeduldig. Die Wahrheit ist: Ich brauche Dich, nein, besser gesagt, ich brauche die Nadia von vor zwei Wochen!"

„Wofür?" Meine Stimme klang immer noch bitter.

„Dass Du hier beim mir bist, ist nicht Deine Schuld. Es ist die Schuld Deiner Schwester Laura. Aber, dass Du so lebst, wie Du jetzt lebst, ist Dein eigener Verdienst!"

„Verdienst?" Meine Stimme wurde laut und zornig. „Das soll ein Verdienst sein? Ich trete halb nackt vor Fremden auf und lasse mir an meinen Titten herumspielen, während ich ‚Muh' mache?"

„Deshalb will ich meine Nadia zurück, die sich an alles erinnert! Du selbst hast das alles entworfen. Es ist Dein Konzept. Und es funktioniert überraschend gut. Du hast Ideen, die nützlich sind. Niemals hätte ich gedacht, dass es so gut funktioniert. Und wären nicht die Umstände, wärst Du auch offiziell die Geschäftsführerin der Bar. Nicht Sasho."

„Und mit ‚Umstände' meinst Du, dass Du mich entführt hast?"

„Dass ich gezwungen war, Dich zu entführen, ja!", verbesserte er mich.

„Gezwungen?"

Yuri seufzte. Dann lachte er plötzlich los.

Verwirrt starrte ich ihn an. Was war daran so lustig?

Lächelnd sah er mir in meine Augen.

„Nadia, auch wenn Du gerade keine Erinnerung an das Vergangene hast, Du bist immer noch Du!"

Ich begriff überhaupt nichts mehr.

„Als ich Dich aus Deinem behüteten Leben riss, wurdest Du zugleich befreit. Du hast Dich selbst neu erfunden, wurdest von Nadine zu Nadia. Du selbst hast mit Deinem früheren Leben abgeschlossen und hier ein neues aufgebaut. Sobald Du Dich erinnerst, wirst Du erkennen, dass ich Recht habe. Auch wenn Du Dich gerade weigerst, das anzuerkennen: Du bist die Milchbar, durch und durch!"

Wortlos schüttelte ich meinen Kopf. Das konnte nicht wahr sein.

„Wie wäre es mit einem Spaziergang an der Newa?", wechselte er erneut das Thema.

Ohne auf meine Antwort zu warten, wandte er sich, über die Sprechanlage, an Petya und sagte ihm, dass wir an der Newa spazieren wollten.

Kurz darauf hielten wir und Petya öffnete uns von außen die Türen.

Es war warm, aber nicht zu heiß. Sobald wir ausgestiegen waren, hielt mir Yuri seinen Arm hin. Ich hakte mich widerwillig bei ihm ein. Dann gingen wir über die Straße zur Uferpromenade. Petya folgte uns in einigen Schritt Entfernung.

An der Brüstung blieben wir stehen. Der Anblick war atemberaubend. Die Newa ist ein beeindruckender Fluss, der mitten durch St. Petersburg strömt. An seinen Ufern reihen sich große Gebäude, wie Paläste und Kathedralen entlang. Und selbst große Schiffe können diesen Fluss befahren.

Von der Ostsee kam frische, salzige Meeresluft und vertrieb die Hitze des Sommers aus der Stadt. So standen wir einige Minuten lang wortlos, während ich mich des Anblicks erfreute.

„Nun komm, Du hast bestimmt Hunger. Ich habe einen Tisch für uns reservieren lassen!", riss Yuri mich aus meiner Versenkung.

„Mach bitte dort keine Szene, genieße einfach das Essen, ja?", warnte mich sogleich.

Statt zu antworten, nickte ich nur.

Ich wusste noch immer nicht, was ich von dem Ganzen halten sollte. Und seine Worte, dass ich die Milchbar war, gingen mir nicht aus dem Kopf.

Nach einem kurzen Fußweg erreichten wir ein elegantes Restaurant, welches auch gut besucht war. Petya blieb draußen.

Das Restaurant war ein mehrstöckiges Gebäude. Wir erhielten einen Tisch auf der Terrasse der oberen Etage, mit Blick auf die Newa. Obwohl es für Mittagessen schon recht spät war, brachte uns der Kellner anstandslos die Speisekarte. Wegen Marja verzichtete ich auf ein alkoholisches Getränk, sondern bestellte nur eine Cola, während Yuri für sich Bier bestellte.

Die Auswahl an Speisen und Getränken war exquisit und die Preise entsprechend hoch. Trotzdem war das Restaurant voll.

Ich bestellte ein Menü mit Seezunge, während Yuri ein Steak orderte.

Endlich hatte ich mich wieder gefasst.

„Also, weshalb das Ganze heute?", fragte ich, sobald der Kellner gegangen war.

„Das hatte ich doch schon gesagt: Ein Neuanfang! Es mag vielleicht etwas dauern, bis Du Dein Gedächtnis zurückerlangst. Und mit Sicherheit wirst Du schon das eine oder andere über mich gehört haben. Doch das mag nur die halbe Wahrheit über uns sein. Ich bin ein Geschäftsmann."

„Dessen Geschäfte hauptsächlich illegal sind", rutschte mir heraus. Doch zu meiner Überraschung lachte Yuri nur.

„Jeder erfolgreiche Geschäftsmann betreibt illegale Praktiken", behauptete er.

„Drogen und Mädchenhandel sind allerdings noch eine Stufe höher, oder?"

„Ob Waffen, Öl, Maschinen oder Computer. Es gibt kein sauberes Business. Irgendwelche Menschen leiden immer. Alkohol ist eine Droge, die viel Leid verursacht. Trotzdem ist das Verkaufen von Wodka legal, während andere Drogen verboten sind. Das ist einfach nur Politik."

Ungläubig sah ich ihn an. Das meinte er ernst?

„Du kannst doch kaum Dein Geschäft mit dem Verkauf von Computern vergleichen?"

„Alles, was Geld bringt, verursacht auch Leid! Computer können genutzt werden, andere Menschen zu ruinieren. Drogen, legale wie illegale, können sowohl Elend und Leid verursachen, als auch Menschen helfen, damit klar zu kommen."

„Und die Mädchen, die Du versklavst und zur Prostitution zwingst, willst Du das auch schönreden?"

„Frauen gehören den Männern. Sie werden entweder Huren oder Ehefrauen, aber sie gehören immer Männern. Mit viel Glück bekommen sie gute Ehemänner, aber das trifft kaum auf die Frauen zu, die für mich arbeiten. Diese Frauen waren bereits traumatisiert, bevor sie für mich anschaffen gingen. Sie wurden von ihren eigenen Familien verkauft, von ihren Vätern missbraucht, oder bereits von anderen vergewaltigt. Andere hatten die Wahl zwischen Verhungern und Anschaffen. Ich gebe ihnen Sicherheit!"

Mir blieb der Mund offen stehen. Das konnte er unmöglich glauben? Noch während ich überlegte, wie ich darauf antworten konnte, fuhr er fort.

„Das hier ist nicht Deutschland! Hier gibt es kein Wohlfahrtssystem. Und das gilt auch für die Länder, aus denen die Mädchen kommen, die Du für die Milchbar ausgesucht hast. Ihnen geht es dort um Welten besser, als es ihnen in ihrer Heimat je gegangen wäre. Ihr westlichen Frauen seid viel zu hochmütig geworden. Ihr verkennt, dass es die Männer sind, welche die Welt beherrschen."

Ich wollte schon zornig widersprechen, als er mir mit einer Geste Schweigen bedeutete. Der Ober servierte uns die Suppe.

Vor Wut war mir allerdings der Appetit vergangen.

Yuri aß zwei Happen, dann bemerkte er, wie ich ihn zornerfüllt anstarrte.

„Nun iss schon. Es wäre schade um das Essen. Dein Körper braucht die Kraft, sonst kippst Du um. Bisher hast Du immer rational gedacht. Glaubst Du, irgendeines der anderen Mädchen würde sich von meiner Meinung ihren Appetit verderben lassen, selbst wenn sie anderer Meinung wäre als ich? Du hast andere Ansichten als ich, das ist nicht Deine Schuld. Es ist alles eine Frage der Wahrnehmung. Nun iss!"

Widerwillig ergriff ich den Löffel und kostete die Suppe. Sie schmeckte wirklich köstlich. Während ich aß, dachte ich über seine Worte nach. Ich war absolut nicht seiner Meinung, musste aber anerkennen, dass wir aus verschiedenen Welten kamen. Und wegen meines Gedächtnisverlustes konnte ich nicht einmal richtig argumentieren, sondern nur emotional reagieren. Diese Diskussion konnte ich nur verlieren. Also war es das Klügste, sie nicht weiterzuführen.

Überrascht bemerkte ich, dass ich aufgegessen hatte. Ich hatte nicht einmal gemerkt, wie hungrig ich war. Und mein Körper freute sich tatsächlich auf den folgenden Hauptgang.

Yuri nickte zufrieden. Als der Ober abgeräumt hatte, lächelte er mich an.

„Nadia, Du kommst aus einer völlig anderen Welt. Und nun bist Du in meiner gelandet. Doch Du hast das Beste daraus gemacht. Das bewundere ich an Dir. Selbst jetzt, trotz Deines Gedächtnisverlustes, bist Du anderer Meinung als ich und versuchst, mir zu widersprechen. Das würde sich niemand aus meiner Umgebung trauen. Du sagst offen Deine Meinung. Keine der Frauen aus der Milchbar würde das wagen."

„Würdest Du es denn dulden, oder hätte das nicht sofort drastische Konsequenzen für sie?", schoss es aus mir heraus.

Yuri lehnte sich zurück und sah mich ernst an.

„Respekt, darauf kommt es an! Du hast Respekt vor mir, das bemerke ich selbst in Deinen Widersprüchen. Sollte mich allerdings irgendjemand respektlos behandeln, müsste ich reagieren. Ich bin nicht irgendwer, Nadia. Und ich habe mir meine Position hart erarbeitet. Aufsässigkeit kann und werde ich niemals dulden. Aber ich kann damit umgehen, dass Untergebene andere Ansichten als ich haben. Und ich nutze das auch für mich. Ich bin nicht so eingebildet, dass ich glaube, ich sei unfehlbar. Aber am Ende entscheide ich ganz alleine, mit allen Konsequenzen. Jeder Fehler kann mein letzter sein. Wenn ich meine Stellung verliere, werde ich nicht einfach arbeitslos oder gehe in Rente, ich werde umgebracht! Und das bringt mich wieder zum Ausgangspunkt zurück: Ich brauche Dich, Nadia! Du bist am ehrlichsten zu mir, redest mir nicht nach dem Mund und bist keine Jasagerin. Solche Menschen brauche ich in meinem Umfeld, auch um zu überleben. Solange Du dabei Deine Stellung beachtest und respektvoll zu mir sprichst, kannst Du mir, ganz offen, alles sagen. Wobei ich Kritik von Dir natürlich nur akzeptieren kann, wenn wir unter uns sind. Sobald jemand Anderes dabei ist, hältst Du Dich zurück, klar?"

Seine letzten Worte sprach er in einem Tonfall aus, der mir klarmachte, wie ernst es ihm damit war, und was es für mich bedeuten mochte, wenn ich mich nicht daran hielt. Ich schluckte meine Widerworte hinunter und nickte, zum Zeichen, dass ich verstanden hatte.

„Gut, da wir das geklärt hätten, werde ich einen Neuanfang mit Dir versuchen. Ich hoffe natürlich, Du erhältst Dein Gedächtnis bald wieder. Doch ich werde Dich nicht unter Druck setzen. Du hast letzte Nacht bewiesen, dass Du aufrichtig bereit bist zu arbeiten, das genügt mir, vorerst. Also gebe ich Dir noch etwas Zeit, Dich in alles einzuarbeiten. Selbst ohne dass Du Dein Gedächtnis zurückerlangst, solltest Du in einem Monat alle wichtigen Arbeiten in der Milchbar wieder ausüben können. Deine Stellvertreterin, Aigul, sollte Dir dabei eine große Hilfe sein. Ich werde auch zusehen, einen vertrauenswürdigen Arzt für Dich zu finden, der Dir möglicherweise helfen kann."

Der Ober servierte uns den Hauptgang und entband mich damit einer unmittelbaren Antwort.

Sobald wir wieder unter uns waren, nickte ich, zum Zeichen, dass ich verstanden hatte.

„Das weiß ich zu schätzen, Yuri. Danke!"

„Gern Geschehen! Lass es Dir schmecken!"

Wir aßen schweigend, während ich über alles nachdachte. Irgendwie war alles anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Selbst Yuri war anders, als ich bisher den Eindruck gehabt hatte. Hier im Restaurant unterschied ihn nichts von den anderen Geschäftsleuten. Er schien kein brutaler Schläger, sondern durchaus feinsinnig und gebildet zu sein. Damit mochte er allerdings auch noch gefährlicher für mich sein. Er verfolgte seine Pläne und manipulierte andere Menschen. Und ich gehörte dazu.

Als wir auf das Dessert warteten, sagte er plötzlich:

„Wenn Du fleißig bist, bekommst Du am Ende des Monats eine Woche Urlaub! Ich werde für uns eine Woche in einem Spa buchen. Du wirst meine offizielle Begleiterin dort sein."

Völlig überrascht sah ich ihn an. Meinte er das ernst?

„Weshalb?"

„Weil ich es Dir versprochen hatte. Und ich halte meine Versprechen!"

Endlich fasste ich den Mut und stellte ich die Frage, welche mich die ganze Zeit bereits beschäftigt hatte:

„Was für eine Beziehung hatten wir bisher?"

„Du warst meine Geliebte! Und ich würde es begrüßen, wenn Du es wieder würdest!"

Das Timing des Obers war wieder perfekt für mich, denn es entband mich abermals einer direkten Antwort.

Es war nicht so, dass ich die letzten Tage, vor allem, seit Aiguls Bemerkungen dazu, nicht ständig Gedanken über mich und Yuri gemacht hatte.

Ware ich fähig, mit ihm ins Bett zu gehen? Ihn einen zu Blasen?

Unattraktiv war er sicher nicht. Nach den ersten Eindrücken war ich da eher abgeneigt. Doch hier, sozusagen im hellen Tageslicht, war er nicht so unangenehm. Und ja, ich war opportunistisch. Für die Sicherheit Marjas wäre ich bereit, noch viel mehr zu tun.

„Gib mir bitte ein wenig Zeit, bevor ich Dir das beantworten kann", sagte ich, sobald die Bedienung uns wieder alleine gelassen hatte.

„Sicher, ich habe nicht erwartet, dass Du Dich mir gleich wieder an den Hals wirfst", antwortete er mit einem Lächeln. „Ehrlich gesagt, wäre ich auch enttäuscht gewesen. An hübschen Mädchen, die zum Sex mit mir bereit sind, mangelt es mir nicht. Aber bei Dir war es was anderes."

Verwirrt sah ich ihn an.

„Inwiefern?"

„Du hattest gesagt, dass Du mich liebst! Sogar sehr überzeugend!"