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No-LIMIT-Rooms 08

Geschichte Info
Nadia erwacht ohne Gedächtnis in einer russischen Klinik.
28.4k Wörter
4.54
11.9k
1

Teil 8 der 8 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 03/12/2021
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No-LIMIT-Rooms 08

Nadia

von

J. Paschmann

Die Milchbar

Nadia

Als ich aufwachte, wusste ich nicht, wo ich war oder wie ich hierhergekommen war. Ich hörte ein Baby schreien. Offensichtlich lag ich in einem Krankenhausbett, doch es war bestimmt kein modernes Krankenhauszimmer, wie ich es kannte.

Der Saal, anders kann ich es nicht bezeichnen, fasste 10 Betten. Es gab fahrbare Trennwände aus Stoff, welche zwischen die Betten geschoben werden konnten, doch keines der Betten war so abgeschirmt.

Vier Betten waren belegt, es waren alles relativ junge Frauen. Nun wurde mir auch klar, warum Babygeschrei mich aufgeweckt hatte, denn neben jedem der Betten stand ein Babybett, und zwei Frauen stillten gerade ihr Kind.

In meinem linken Arm steckte eine Kanüle, welche zu einem Tropf führte. Ich versuchte, mich aufzurichten, doch war seltsamerweise zu schwach dafür. Außerdem fühlte ich mich irgendwie leer, während gleichzeitig meine Brüste schmerzten. Mühsam hob ich mit meinem rechten Arm die Decke an und sah an mir herunter. Meine Kleidung bestand offensichtlich aus einem hellblauen Krankenhauskittel. Verwirrt betrachtete ich die feuchten Stellen meines Kittels, an den Stellen, wo meine Brustwarzen waren.

„Ah, Nadeschda, Du bist wach. Wie geht es Dir? Möchtest Du jetzt stillen? Ich bringe Dir sofort Deine Tochter!"

Nadeschda? Der Name sagte mir nichts. Ich hieß doch ...? Und die Schwester hatte mich auf Russisch angesprochen. Aber ich war doch gar keine Russin? Oder doch?

Noch immer stand die Frau lächelnd neben mir, aber ihr Gesichtsausdruck schien jetzt besorgt.

„Nadeschda, alles gut?"

Unfähig zu antworten, schüttelte ich meinen Kopf. Was war hier los? Wer war ich? Wo war ich? Warum hatte ich eine Tochter?

Mühsam brachte ich einige Worte hervor.

„Verzeihung, aber ich kann mich an nichts erinnern! Ich weiß nicht, wer, oder wo ich bin!"

Das Lächeln verschwand aus dem Gesicht der Schwester.

„Moment, ich hole den Doktor."

Während die Schwester aus dem Zimmer eilte, sah ich in die neugierig blickenden Augen meiner Zimmergenossinnen.

Es dauerte nicht lange, bis die Schwester mit einem Mann im Arztkittel zurückkehrte. Er mochte um die 50 Jahre alt sein, war glatt rasiert, sein Haar leicht ergraut.

„Guten Morgen! Ich bin Doktor Walaschenko. Anastasia hier sagte mir, dass Sie Probleme haben?"

„Guten Morgen, Herr Doktor! Ja, ich kann mich an nichts erinnern. Nicht an meinen Namen, nicht wo ich bin. Nicht einmal, an eine Schwangerschaft, und auch an keine Geburt!"

Er schaute auf ein Klemmbrett, was ihm die Schwester reichte und las mit gerunzelter Stirn einen Moment lang irgendetwas nach. Dann entspannten sich seine Züge wieder und er begann freundlich zu lächeln.

„Ihr Name lautet Nadeschda Tolstaya. Erinnern Sie sich?"

Ich horchte in mich hinein. Nein, der Name sagte mir überhaupt nichts. Er war mir völlig fremd.

„Nein!", antwortete ich mit zunehmender Verzweiflung.

„Hm, erinnern Sie sich an etwas anderes? Wie lautet der Name unseres Präsidenten?"

Präsident? Welchen Präsidenten meinte er? Den Bundespräsidenten?

Wie war nur gleich sein Name?

„Joachim Gauck?"

Völlig überrascht sah Walaschenko mich an.

„Kommen sie aus Deutschland?"

„Deutschland? Keine Ahnung. Warum?"

„Joachim Gauck, das ist ein deutscher Name! Außerdem sprechen Sie zwar ganz gut Russisch, aber nicht völlig akzentfrei."

Nach kurzem Zögern fügte er auf Deutsch hinzu: „Guten Tag, können sie mich verstehen?"

Verwirrt nickte ich.

„Ja, ich habe das verstanden. Also stamme ich aus Deutschland? Wo bin ich hier überhaupt?"

„Sie sind hier in der Poliklinik von Ul'Yanka."

Als ich ihn noch immer fragend ansah, ergänzte er: „Einem Vorort von St. Petersburg, Russland."

Vor meinem geistigen Auge blitzte eine Karte von Europa auf. Es war eine große Schulkarte, aufgehängt in einem Klassenzimmer. St. Petersburg war eine russische Großstadt an der Ostsee. Dann verschwand das Bild wieder so schnell aus meiner Erinnerung, wie es gekommen war.

Langsam schüttelte ich wieder meinen Kopf.

„Mir sagt der Name St. Petersburg etwas, aber ich erinnere mich nicht, hier zu wohnen."

Plötzlich machte es Klick in meinem Verstand. Russland! Er meinte bestimmt den russischen Präsidenten!

„Mit Präsident meinen Sie Putin?"

Meine Antwort wurde von ihm mit einem Nicken und einem Lächeln quittiert.

„Das ist richtig! Sie scheinen nicht ihr ganzes Gedächtnis verloren zu haben!"

Jetzt verwandelte sich meine Verzweiflung in Wut.

„Doktor, ich will endlich wissen, was mit mir passiert ist!"

„Selbstverständlich! Sie haben gestern eine gesunde Tochter zur Welt gebracht. Allerdings hat es Komplikationen gegeben. Es war eine ungewöhnlich schwere Geburt. Ich befürchte, dass Sie ein Geburtstrauma erlitten haben."

Geburtstrauma? Tochter? Ich war noch verwirrter als zuvor. Wenn ich eine Tochter zur Welt gebracht hatte, wie konnte ich das vergessen?

Moment, wer war der Vater?

In meinem Kopf überschlugen sich die Fragen nur so.

Walaschenko wartete geduldig, bis ich meinen Blick wieder auf ihn richtete.

„Doktor, was bedeutet das?"

„Zunächst einmal: Machen Sie sich keine Sorgen! Das kommt gelegentlich vor, auch wenn es selten passiert. Sie haben möglicherweise bereits vorher unter enormen Stress gestanden. In Kombination mit der schweren Geburt hat sich ihr Verstand entkoppelt. Eine Schutzreaktion des Gehirns. Ich bin kein Psychiater, doch aus Erfahrung kann ich Ihnen versichern, dass so ein Zustand meist nicht lange anhält. Sie werden höchstwahrscheinlich bald Ihre Erinnerungen zurückerhalten."

„Bald? Wie bald? Und was meinen Sie mit höchstwahrscheinlich?"

„Nun, in ganz seltenen Fällen kommt es vor, dass das Gedächtnis dauerhaft beschädigt wurde."

Entsetzt sah ich ihn an.

„Aber keine Sorge: Das dürfte bei Ihnen nicht der Fall sein. Ich bin sicher, in spätestens einigen Tagen werden Sie sich wieder an alles erinnern können!"

„Und wenn nicht?"

„Machen Sie sich keine Sorgen! Versuchen Sie nicht, sich mit Gewalt zu erinnern! Sie hatten keine Sauerstoff-Unterversorgung während der Geburt, daher sind alle Ihre Erinnerungen noch da. Es ist Ihr Verstand selbst, der sie eingeschlossen hat. Ihre Erinnerungen werden zweifellos zurückkehren. So was dauert selten länger als einige Stunden. In seltenen Fällen auch mal Tage. Erst wenn es einige Wochen anhält, besteht Grund zur Besorgnis. Ich werde jetzt Ihren Freund anrufen, der Sie eingeliefert hat. Möglich, dass die Erinnerung augenblicklich zurückkehrt, sobald Sie ein bekanntes Gesicht sehen."

Seine Worte beruhigten mich ein wenig.

Doch nun brachten sich meine schmerzenden Brüste in Erinnerung.

„Herr Doktor, meine Brüste schmerzen so."

„Das ist nichts Schlimmes! Schwester, können Sie mal kommen?"

Eilig kam die Schwester heran.

„Herr Doktor?"

„Bringen Sie unserer Patientin ihre Tochter!"

„Sofort!"

Damit eilte sie wieder weg, während er sich wieder mir zuwandte.

„Ihre schmerzenden Brüste sind absolut nichts Besorgniserregendes. Sie haben einen Milchschub. Sie müssen stillen!"

„Ich werde morgen wieder nach Ihnen schauen. Machen Sie es gut, Nadeschda!"

Immer noch völlig konfus nickte ich: „Danke, Doktor!"

Keine 5 Minuten später schob die Schwester ein Kinderbett in das Zimmer. Daraus nahm sie ein verhutzeltes, kleines Baby, was mit blinden Augen versuchte zu begreifen, was geschah.

Damit ging es meiner Tochter nicht viel anders als mir. Vorsichtig wurde sie in meinen Arm gelegt, dann richtete die Schwester meine Liege so auf, dass ich aufrecht saß.

Völlig versunken starrte ich in das kleine Gesicht, sah die kleine Nase, die Augen, roch den Duft des Babys, und begann plötzlich hemmungslos zu weinen. Dabei konnte ich nicht einmal sagen, warum, denn mit einem Mal fühlte ich mich glücklich. Als ich mit Hilfe, und Erklärung der Schwester mein Baby ansetzen wollte, schoss, zu unserer beider Verblüffung, die Milch nur so heraus und in das Gesicht des kleinen Würmchens, welches sofort zu schreien begann.

„Das ist ungewöhnlich. Du hast schon ein Kind?"

Verblüfft schüttelte ich meinen Kopf.

„Nicht, dass ich wüsste."

„So wird das nichts. Du ertränkst ja dein Baby!"

Mit diesen Worten entzog sie mir meine heftig protestierende Tochter, und legte sie zurück in das Kinderbettchen.

„Du bist ja wie eine Milchkuh. Das ist später gut, deine Tochter wird viel zu trinken haben. Aber jetzt nicht. Wir müssen abpumpen!"

Sie verschwand aus dem Raum, um nach wenigen Minuten wieder mit zwei kleinen Milchpumpen und einer Nuckelflasche zurückzukommen.

„Leg die an und pump ab, ich bringe die Kleine nach nebenan, wo sie ein Fläschchen bekommt und anschließend auch gleich gewickelt wird. Ich werde Dir heute Nachmittag zeigen, wie das alles geht."

Mit diesen Worten nahm sie meine Tochter aus der Krippe und verließ wieder das Zimmer.

Etwas ratlos betrachtete ich die beiden Geräte in meiner Hand.

Meine Bettnachbarin sprach mich an.

„Warte, lass Dir helfen, ich kenn' die schon!"

Sie stand auf und kam zu mir herüber.

„Mein Name ist Lenia, hallo. Ich habe mitbekommen, dass du aus Deutschland stammst, was verschlägt dich hierher nach St. Petersburg?"

Langsam schüttelte ich meinen Kopf.

„Ich habe keine Ahnung. Ich kann mich nicht einmal an meinen Namen erinnern. Der Doktor meinte, ich hätte ein Geburtstrauma und eine zeitweise Amnesie."

Sie blickte überrascht.

„Du erinnerst dich an überhaupt nichts mehr?"

„Nein."

Ihr Blick verriet Unglauben.

„Na dann, reden wir eben nicht."

Verletzt biss ich mir auf die Unterlippe. Das Ganze klang selbst in meinen Ohren so unglaubwürdig.

Etwas unwirsch zeigte sie mir, wie ich die Milchpumpen anzulegen und einzuschalten hatte. Dann legte sie sich in ihr Bett und ignorierte mich.

„Dankeschön!", sagte ich trotzdem.

Als ich die Geräte einschaltete, begannen sie sofort kräftig zu saugen. Unwillkürlich stöhnte ich laut auf, denn der Sog war heftig, doch zugleich auch ungemein angenehm. Ich spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss, denn ich wurde tatsächlich sexuell erregt und das war mir megapeinlich.

Eine Frau im Bett gegenüber schien es zu bemerken und begann zu kichern, sagte aber nichts, sondern zwinkerte mir nur zu.

Verlegen wandte ich mich ab und versuchte, an etwas absolut Abtörnendes zu denken. Das gelang mir tatsächlich und meine Erregung ließ nach, wenn auch das saugende Gefühl weiterhin angenehm für mich blieb. Im Moment empfand ich es eher wie eine Massage.

Nach einiger Zeit kam die Schwester wieder und betrachtete mich.

„Du lieferst ja immer noch Milch! Ganz sicher, dass Du nicht ein anderes Kind hast, was Du noch säugst?"

„Ich weiß es doch nicht!"

„Na, wie auch immer. Du hast zu viel Milch. Du wirst die herauspressen müssen. Wenn Du die weiter abpumpst, wirst Du weiter so viel Milch produzieren."

Bei diesen Worten schaltete sie die nun fast komplett vollen Milchpumpen ab und nahm sie mir ab.

„Hm, sehr viel Milch. Was dagegen, wenn sie auch andere Kinder bekommen? Eine Mutter hat noch keine Milch."

„Ähm, nein, von mir aus gerne!"

„Gut!"

Sie verschwand mit den Gläsern und den Pumpen, während ich mir Tücher auf die Nippel legte und meinen Kittel wieder hochzog.

* * *

Lenia sprach auch später nicht mehr mit mir, allerdings kam ich mit den anderen Frauen kurz ins Gespräch, die auch zugehört hatten. Lina und Kalinka waren sehr junge Frauen, nicht einmal 20 Jahre alt. Trotzdem schon verheiratet. Ich erfuhr, dass Russinnen früh heirateten, wenn sie Kinder wollten. Außerdem gab es eine Prämie vom Staat, sobald das zweite eheliche Kind geboren wurde. Beinahe ein durchschnittliches russisches Jahresgehalt. Paare, welche also eine Wohnung kaufen wollten, sahen zu, dass möglichst schnell das zweite Kind kam.

Diese beiden Mädchen glaubten mir meine Amnesie und fragten mich deshalb auch nicht nach meiner Geschichte, oder wie es in Deutschland so war.

Als die Besuchszeit anbrach, endeten unsere Gespräche. Nun durften die Väter die Mütter und ihre Kinder besuchen. Sogar im Zimmer. Dieses Krankenhaus war schon sehr progressiv, wie ich nebenbei erfuhr. In anderen Häusern musste man sich im Treppenhaus treffen, da hatten Besucher keinen Zutritt zu den Krankenzimmern.

Da Doktor Walaschenko davon gesprochen hatte, meinen Freund anzurufen, war ich innerlich sehr angespannt und neugierig, ob auch ich Besuch erhielt. Und wie er aussah. Wer war der Vater meines Kindes?

Kurz nach 14 Uhr betrat ein gut gekleideter Mann im Anzug das Krankenzimmer, blickte sich um, und steuerte dann zielstrebig auf mich zu. Er mochte etwa 40 Jahre alt sein, trug einen Kinnbart, und hatte stechend, dunkle Augen. Sein Mund umspielte ein Lächeln, welches seine Augen jedoch nicht erreichte. Instinktiv fröstelte es mich.

„Ah, Nadeschda, Dir geht es gut. Ich hatte mir gestern schon Sorgen gemacht. Aber nun ist ja alles gut."

Er beugte sich über mich und gab mir zur Begrüßung die in Russland üblichen Wangenküsse, welche ich verwirrt über mich ergehen ließ.

Nachdenklich sah ich ihn an. Hatte ich ihn schon mal gesehen? Doch so sehr ich mich auch anstrengte, konnte ich mich an nichts vor dem heutigen Aufwachen erinnern.

„Verzeihung, kenne ich Sie?"

Der Mann blickte einen Moment lang verunsichert, dann begann er kurz aufzulachen, als hätte ich einen überraschenden Witz gemacht.

„Verzeih, der Doc sagte schon, dass Du eine temporäre Erinnerungslücke hast. Aber dass Du mich nicht wiedererkennst ..."

Nun betrachtete er mich sehr aufmerksam und nachdenklich.

„Du kannst dich an rein gar nichts erinnern?"

„Nein. Nicht einmal an meinen Namen!"

„Dann will ich dir mal helfen. Dein echter Name lautet Nadine Zamora und Du bist Deutsche. Und ich bin Yuri. Seit knapp sechs Monaten lebst Du bei mir."

„Dann sind Sie nicht der Vater meiner Tochter?", schloss ich messerscharf.

Sein Blick wurde seltsam, sein Mundwinkel verzog sich erneut zu der Andeutung eines Lächelns, so, als würde er sich innerlich köstlich über mich amüsieren.

„Nein, das bin ich nicht. Der Vater Deiner Tochter ist tot."

„Oh", war alles, was mir im Moment dazu einfiel. Ich fühlte ein schwaches Bedauern, aber keinen Schmerz. Noch immer keine Spur einer Erinnerung.

Aufmerksam musterte ich ihn genauer. Schätzte ab, ob er vielleicht mein Liebhaber war. Zweifellos war er männlich, hatte ein starkes Kinn, war schlank, und hatte sehr gepflegte, allerdings auch sehr kräftige Hände, an denen zwei goldene Ringe glänzten. Unter seinem Hemd zeichneten sich deutlich Muskeln ab. Dieser Mann betrieb Kraftsport, aber arbeitete nicht mit seinen Händen. Der Anzug sah nicht billig aus.

Nun konnte ich an seinem Hals auch den Teil eines Tattoos erkennen, eine Schlange, so wie es aussah.

Nein, er sah nicht abstoßend aus, schien aber auch nicht mein Geschmack zu sein, ganz davon ab, dass er mindestens 15 Jahre älter als ich war.

„Sind sie mein ... Freund?"

„Du meinst, ob wir ein Liebespaar sind? Nein. Eher so etwas wie Geschäftspartner."

„Geschäftspartner?" Ich begriff nicht, was er damit meinen konnte.

„Du arbeitest für mich!", erklärte er.

„Als was?"

Er schien einen Moment lang darüber nachzudenken, bevor er antwortete.

„Nun, in Deutschland bezeichnet man so etwas wohl als ‚Mädchen für alles'!"

„Oh, also als Assistentin?"

„Ja, genau, als Assistentin."

Wieder umspielte ein seltsames Lächeln seine Mundwinkel.

„Aber genug geplaudert. Ich muss wieder los, die Geschäfte rufen. Übermorgen werde ich Dich abholen lassen. Erhol Dich gut."

Noch einmal beugte er sich vor, um mich zum Abschied zu küssen, doch nah an meinem Ohr flüsterte er dabei: „Ich habe keine Ahnung, ob Du Dich wirklich nicht erinnerst. Doch falls Deine Erinnerung teilweise zurückkommen, erzähle niemanden, wer Du wirklich bist, wenn Dir Dein Leben und Deine Freiheit lieb sind! "

Erschrocken sah ich in sein lächelndes Gesicht, als er sich erhob und mir zum Abschied eine Kusshand zuwarf.

Dann drehte er sich um und ging zielstrebig zum Ausgang, ohne sich noch einmal umzusehen.

Nun hatte ich eine Gänsehaut bekommen. Was immer ich auch für ihn arbeitete, seine Assistentin war ich vermutlich nicht. Doch über die mögliche andere Bedeutung des Begriffs ‚Mädchen für alles' weigerte ich mich nachzudenken. Nein, keinesfalls, niemals!

So müde und erschöpft ich auch immer noch war, Ruhe fand ich danach nicht mehr.

Nach Yuris Besuch bemerkte ich eine Verhaltensänderung, sowohl bei den anderen Müttern, als auch den Schwestern. Immer wenn sie meinten, ich bemerke es nicht, tuschelten sie, mit verschämten Blicken in meine Richtung. Was sie sprachen, konnte ich nicht verstehen, doch mich sprach auch keine mehr an. Selbst die Schwestern sprachen nur noch das Nötigste mit mir. Die offene Freundlichkeit der ersten Stunden war vorbei. Und auch der Doktor sprach kaum mehr als zehn Worte bei der Visite mit mir. Irgendetwas stimmte nicht, ganz davon ab, dass ich auch in den nächsten zwei Tagen keinen Hauch einer Erinnerung zurückbekam. Nicht mal in meinen Träumen, denn ich schlief traumlos.

Am Freitag wurden mir bei der Visite die Entlassungspapiere ausgehändigt, und gesagt, dass ich gehen könnte. Unten würde schon ein Taxi auf mich warten, was mich nach Hause fahren würde.

Auf meine Frage, wie das mit der Bezahlung sei, wurde mir gesagt, dass schon alles bezahlt wurde. Damit war ich entlassen.

Von anderen Frauen im Zimmer waren bereits alle weg, die beim Aufwachen im Zimmer gewesen waren. Die Frauen, welche nun im Zimmer lagen, waren entweder kurz vor der Entbindung, oder hatten gerade geboren. Ich kannte sie nicht, daher rief ich nur ein kurzes ‚Auf Wiedersehen' in den Raum, und ging in einem viel zu weiten Kleid und Turnschuhen, mit meinem Kind im Arm, hinunter zur Lobby.

Dort erwartete mich offensichtlich ein relativ junger Mann, denn er sprach mich sogleich an.

„Hallo Nadeschda! Yuri schickt mich, Dich abzuholen."

„Guten Tag! Wer bist Du? Wo sollst Du mich hinfahren?"

„Na, in Deine Wohnung im Klub!"

Mir war nicht entgangen, dass er sich nicht vorgestellt hatte. Klub? Was für ein Klub? Meine Ängste stiegen wieder in mir hoch.

„Du musst mir verzeihen, aber ich habe mein Gedächtnis verloren. Was ist das für ein Klub? Ein Puff?"

Sein eben noch freundlich lächelndes Gesicht wurde schlagartig ernst.

„Yuri meinte schon, dass du Ärger machen könntest. Du kommst jetzt einfach mit und machst keine Szene. Du wirst von ihm alles erfahren, sobald wir da sind, und er Zeit für Dich hat. Nun komm."

Er wollte meinen Arm ergreifen, doch instinktiv wich ich einen Schritt zurück. Die Pförtnerin am Empfang wurde aufmerksam auf uns und schaute neugierig.

„Pass auf, Nadeschda, Du hast keine Papiere, kein Geld, und bist illegal hier in Russland. Du kannst nirgendwo hin. Und wenn Du zur Polizei rennst, wird man Dich einsperren, weil Du gegen unsere Gesetze verstoßen hast. Du bist aus Deutschland geflohen, weil Du jemanden umgebracht hast. Und nach Dir wird international gesucht. Das soll ich Dir von Yuri sagen, falls Du rumzickst. Den Rest wird er Dir erläutern. Und nein, der Klub ist kein Puff. Puffs sind illegal in Russland. Es ist ein Privatklub mit Bar, wo Du als Bedienung arbeitest."

Völlig geschockt sah ich ihn an. Ich war eine gesuchte Mörderin? Was sollte der Quatsch? Wen hatte ich umgebracht? Yuris Reaktion auf meine Frage, ob er der Vater sei, kamen mir wieder ins Gedächtnis und auch seine Antwort: ‚Nein, der Vater ist tot!'

Widerstandslos ließ ich mich jetzt am Arm ergreifen und nach draußen führen. Es war ein warmer Sommertag, und der Beton auf der Straße war schon heiß. Auf dem Parkplatz führte mich der Mann zu einem Taxi, wo ich mich mit meiner Tochter nach hinten setzte, während er auf dem Fahrersitz Platz nahm.