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No-LIMIT-Rooms 08

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Mein Gesichtsausdruck muss wirklich seltsam gewesen sein, denn er brach plötzlich in helles Lachen aus.

„Nein, im Ernst: Du hast mich nie geliebt. Aber Du hast den Sex mit mir geliebt. Und, das muss ich zugeben, ich auch mit Dir!"

Ich fühlte, wie ich vor Verlegenheit rot wurde. Eigentlich hätte dieses Thema mir nichts ausmachen sollen. Letzte Nacht hatte ich mich, in der Bar, öffentlich begrapschen und melken lassen. Trotzdem war es mir peinlich.

Doch Yuri lächelte weiter.

„Der Vater Deiner Tochter war Dein erster Liebhaber gewesen. Er hatte Bedürfnisse in Dir geweckt, welche Du vorher nicht kanntest. Du hattest angefangen, Sex zu lieben. Dann starb er und Du lerntest mich kennen."

„Das klingt in diesem Zusammenhang sehr harmlos, findest Du nicht?", konterte ich. „Immerhin habe ich Dich wohl nicht zufällig und beiläufig kennengelernt, denn Du hast mich ja wohl entführt."

„Touché!", lachte er. „Aber dann hattest Du Dich verändert. Du wurdest zu meiner Gangsterbraut!"

Ich betrachtete das langsam schmelzende Parfait auf meinem Teller. Weil ich nichts mehr sagen wollte, nahm ich den Löffel auf und begann es zu essen.

Auch Yuri sagte nichts mehr. Schweigend aßen wir das Dessert auf, dann verließen wir das Restaurant.

Vor der Tür erwartete uns Petya, der sich uns wieder diskret anschloss, während wir weiter an der Newa spazierten. Ich hatte mich nicht wieder bei Yuri eingehakt, sondern schritt nur nachdenklich neben ihm her. Dabei genoss ich erneut den Ausblick.

Keine Ahnung, ob ich das früher bereits einmal gesehen hatte, doch ich liebte es.

Yuri schritt gut eine viertel Stunde neben mir her. Doch dann, als wir eine riesige Klappbrücke in Sicht hatten, durchbrach er unser Schweigen.

„Heute Abend wird es wieder schön. Wir feiern zurzeit die Weißen Nächte. An dieser Brücke findet ein allabendliches Spektakel statt. Jugendliche machen sich einen Spaß daraus, die Letzten zu sein, die noch über die Brücke kommen, bevor sie für die Nacht unpassierbar wird. Es ist die schönste Jahreszeit in St. Petersburg. Wir werden später noch einmal herkommen. Aber nun möchte ich Dir noch ein wenig von meiner Stadt zeigen."

Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass Petya sich von uns entfernt hatte, doch irgendwann in den letzten 10 Minuten muss er zurück zum Auto gegangen sein, denn jetzt hielt Yuris Wagen plötzlich neben uns. Natürlich im absoluten Halteverbot.

Schnell stiegen wir in den Wagen.

Durch den nachmittäglichen Großstadtverkehr fuhren wir zur Auferstehungskirche. Die Auferstehungskirche wurde in Gedenken an Zar Alexander II. gebaut, der an dieser Stelle im Jahr 1881 bei einem Attentat ermordet wurde, erklärte mir Yuri währenddessen.

Wir parkten auf einem Parkplatz in 5 Minuten Entfernung. Petya folgte uns wieder in einigem Abstand. Zunächst bewunderten wir sie von außen. Sie war wirklich beeindruckend.

Zu meiner Überraschung bekreuzigte Yuri sich, als wir die Kirche betraten. Ich hätte mit allem gerechnet, jedoch nicht damit, dass er religiös sein mochte.

Doch sobald ich im inneren der fantastischen Kirche stand, vergaß ich für einen Moment alles andere. Staunend bewunderte ich die zahlreichen Ikonen, Fresken und Mosaiken. Ich konnte mich gar nicht sattsehen an den farbenfrohen Bildern. In diesem Moment bedauerte ich, dass ich keine Kamera oder ein Handy besaß. Wie gerne hätte ich Aigul diesen Ort gezeigt.

„Beeindruckend, nicht wahr?", fragte mich Yuri mit gedämpfter Stimme.

Ich nickte nur, unfähig meinen Eindruck in Worte zu fassen.

Wie mochten die Menschen das früher empfunden haben, als es noch keine Fotografien und Filme gab? Für die damaligen Menschen musste es fast ein Wunder gewesen sein. Und mit Sicherheit hatten auch diese Ikonen die Menschen in die Kirchen gelockt.

Ich wäre gerne noch länger geblieben, doch Yuri führte mich bereits weiter.

„Komm, ich habe Dir noch viel mehr zu zeigen."

Sobald wir wieder beim Wagen waren, fuhren wir erneut zur Newa.

„Die Eremitage heben wir uns für ein anderes Mal auf. Dafür ist es heute schon viel zu spät. Aber wir werden sie uns von einem Boot aus ansehen", erklärte Yuri während der Fahrt. „Ich besitze ein kleines Sportboot, auf welches wir jetzt wechseln."

Zum Steg, an dem Yuris Boot lag, waren es gut 20 Minuten Fahrt. Während Petya den Wagen parkte, führte mich Yuri bereits auf den Steg. Ein Mann begrüßte uns nickend: „Das Boot ist bereit, ich wünsche Ihnen eine gute Fahrt!"

Yuri nickte nur freundlich zurück und führte mich auf dem Steg zu seinem Boot.

Sein ‚Kleines Sportboot' entpuppte sich, zumindest in meinen Augen, als ausgewachsene Yacht, von gut 12 Meter Länge.

Er half mir beim Einsteigen, damit ich nicht ins Wasser fallen konnte. Dann führte er mich ein wenig an Bord herum. Im Inneren befanden sich drei Räume. Sogar zwei Schlafkabinen waren vorhanden. Dieses Boot war sicher hochseetauglich und keineswegs nur dazu bestimmt, nur auf der Newa zu fahren.

„Scheint ein perfektes Schmugglerboot zu sein", bemerkte ich spitz.

Yuri lachte nur.

„Nein, diese Yacht ist viel zu auffällig zum Schmuggeln. Obwohl sie schnell genug wäre, um den Zollbooten davonzufahren. Doch spätestens am Hafen würde ich dann von Polizisten erwartet."

Sein verschmitzter Ausdruck verriet mir, dass dies nur die halbe Wahrheit war.

Plötzlich kam mir ein Verdacht.

„Ich befinde mich nicht zum ersten Mal auf diesem Boot, oder?"

„Du erinnerst Dich?"

„Nein. Aber wenn Du mich aus Deutschland entführt hast, musstest Du mich ja irgendwie über die Grenzen schaffen. Mit dem Auto hättest Du mich über mindestens zwei Grenzen schaffen müssen."

Er zuckte mit den Schultern.

„Das wäre kaum ein Problem gewesen. Aber die Reise auf diesem Boot war für Dich wesentlich komfortabler."

„Komfortabler?"

In meiner plötzlichen Vorstellung hatte ich, auf der Reise, gefesselt und geknebelt in einem Stauraum gelegen.

„Du bist als mein Gast in meiner Kabine gereist, falls Du das meinst. Und eigentlich hatte ich gehofft, dass Du Dich daran erinnerst, sobald wir das Boot betraten."

„Nein, ich habe noch immer keine Erinnerungen. So sehr ich es mir auch wünsche."

Es dauerte einige Augenblicke, bis ich seinen merkwürdigen Blick bemerkte, mit dem er mich musterte.

„Was?", meine Stimme überschlug sich fast.

„Bist Du sicher, dass Du Deine Erinnerungen zurückhaben möchtest?"

Ich wollte schon „Natürlich!" antworten, doch dann zögerte ich. Endlich fragte ich ihn direkt: „Was hast Du mir Schlimmes angetan, woran ich mich nicht erinnern soll?"

Zu meiner Überraschung wurde er nicht zornig. Stattdessen verriet sein Blick so etwas, wie Bedauern.

„Du weißt, was ich mache. Und Du weißt inzwischen, dass Du nicht völlig freiwillig hier bist. Doch es war nie etwas gegen Dich persönlich. Deine Schwester hatte Dich hineingeritten. Und Du warst es, die das Gleichgewicht wiederhergestellt hat."

„Gleichgewicht wiederhergestellt?" Ich verstand es wirklich nicht.

Yuri zögerte, dann schüttelte er seinen Kopf: „Nicht heute, heute soll ein schöner Tag werden. Komm, wir machen nun eine Bootsfahrt."

„Sag mir, was Du mit ‚Gleichgewicht wiederhergestellt' meinst!"

„Ein anderes Mal. Petya, mach die Leinen Los, wir fahren ab!"

Er ergriff mein Handgelenk und führte mich ins Cockpit der Yacht. Rechts, vor dem Steuerrad waren zwei, mit weißem Kunstleder bezogene, Sessel vor der Steuerkonsole. Links, etwa einen Meter entfernt, ein dritter Sessel. Nach vorne und zur Seite wurde das Cockpit durch Scheiben vor Wind und Wasserspritzern geschützt. Über das Cockpit ragte ein Sonnendach aus Stoff.

„Schade, dass ich das Kraftpaket jetzt nicht ausfahren kann, aber hier, auf der Newa, herrscht eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Setz Dich doch."

Ich setzte mich auf den Platz neben seinem, auf den er zeigte. Vor mir war ein Bildschirm und viele Anzeigen, die ich nicht deuten konnte.

Petya hatte inzwischen die Leinen losgemacht und stand nun am Bug, um uns, mit einem Bootshaken, vom Steg wegzustoßen. Sobald wir frei waren, holte er die Fender ein, während Yuri langsam das Boot vom Liegeplatz weg manövrierte.

Sobald wir die Fahrrinne erreicht hatten, fuhren wir langsam flussaufwärts. Ich hatte erwartet, dass Yuri Petya steuern lassen würde, doch zu meiner Überraschung blieb er selbst am Steuerrad. Ich hatte nicht auf Petya geachtet, doch plötzlich stand er neben mir und reichte mir ein Glas Cola. Dann setzte er sich in den Stuhl auf der anderen Bootsseite.

„Äh, Danke!"

Er nickt nur stumm, dann blickte er wieder aufs Wasser. Sein Blick wanderte ständig herum, als suchte er etwas Bestimmtes.

„Wir beginnen bei der Peter & Paul Festung", rief Yuri plötzlich, die Fahrgeräusche übertönend. „Zar Peter der Große legte im Mai 1703 den Grundstein dafür und gründete damit diese Stadt. Die Festung liegt auf einer Insel mitten in der Newa. St. Petersburg erstreckt sich über 42 Inseln, man kann fast alles per Boot erreichen."

Er sah nicht zu mir herüber, sondern konzentrierte sich ganz aufs Steuern. Das war auch notwendig, denn es fuhren überraschend viele Boote auf dem Fluss.

Ich stellte die Cola in eine Halterung am Sessel und versuchte, mich zu entspannen. Doch seine Worte gingen mir nicht aus dem Kopf. Was hatte er gemeint? Aber ich entschied mich dagegen, ihn jetzt zu einer Antwort zu drängen.

Stattdessen beobachtete ich ihn von der Seite. Er wirkte irgendwie gelöst und entspannt. Offensichtlich genoss er es, am Steuer seiner Yacht zu sitzen. Widerwillig verdrängte ich die Frage aus meinem Kopf und beschloss, mich völlig auf diese Rundfahrt zu konzentrieren.

Und als er mich später, weit nach Mitternacht, zurück zur Milchbar fuhr, hatte ich diese Bemerkung tatsächlich vergessen. Es war tatsächlich ein schöner Tag geworden.

Scham und Sex

„Na, wie war es?"

Neugierig schauten mich Aigul, Polina und Mavi an, als Aigul mir diese Frage stellte. Wir waren in der Melkstube und pumpten unsere Milch ab.

„Es war nett."

„NETT?", fragten die drei, beinahe gleichzeitig.

„Öhm, ja, es war ein schöner Tag. Er hat mir St. Petersburg gezeigt. Wir waren gemeinsam Essen und haben dann eine Fahrt mit seiner Yacht auf der Newa gemacht. Die Stadt ist wirklich beeindruckend."

Die Drei sahen sich an, schließlich fragte mich Aigul direkt: „Du hattest also keinen Sex mit ihm?"

Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss. Diese unverblümte Art, über dieses Thema zu sprechen, war mir noch immer peinlich.

„Nein."

Die Drei seufzten unisono.

„Was?", entfuhr es mir, aufgebracht.

„Du hattest die Chance, wieder mit ihm zusammen zu kommen", erklärte Aigul schließlich. „Es ist wichtig, ein gutes Verhältnis zu ihm zu haben. Auch, damit Du den Halsreif wieder loswirst!"

Unwillkürlich fuhr meine Hand zu dem Halsreif, den mir Yuri am Ende des Tages wieder umgelegt hatte, bevor er mich bei der Milchbar absetzte.

„Soll ich mich etwa prostituieren, wie eine billige Nutte?", entfuhr es mir entrüstet.

Sofort tat mir diese Äußerung leid, denn ich bemerkte, wie meine Worte die Mädchen verletzten. Es war unbedacht gewesen, auch wenn es meine wahren Gefühle waren.

„Entschuldigung, so meinte ich das nicht. Es ist nur so, dass ich mich nicht so einfach hingeben kann. Ich möchte, dass mindestens so etwas wie Zuneigung im Spiel sein sollte, wenn ich mit jemanden freiwillig Sex habe."

„Es ist ein rein körperlicher Akt, wie das Abpumpen von Milch, nichts, wo Du Dich emotional reinhängen musst. Du kannst es auch genießen, wenn Du die Person nicht liebst", erklärte Aigul, noch immer verstimmt.

„Und, hast Du es genossen, mit fremden Männern zu ficken?" Meine Worte kamen scharf und verletzten Aigul sichtlich.

„Oder Ihr?", fuhr ich auch die beiden Anderen an.

Verblüfft sahen sie mich an.

Ausgerechnet Polina antwortete mir: „Manchmal hat es mir Spaß gemacht. Nicht alle Männer sind schlecht. Und Du selbst hast uns gesagt, das Sex ein rein körperliches Bedürfnis ist, wofür wir uns nicht zu schämen brauchen. Dass Du auf einmal so prüde bist, überrascht uns alle. So kennen wir Dich nicht. Seit Du aus dem Krankenhaus zurück bist, bist Du ein völlig anderer Mensch."

Verwirrt blickte ich von einem Gesicht zum anderen. Mavi und selbst Aigul nickten zustimmend.

Ich fühlte mich angegriffen. Als hätte ich mir das Ganze ausgesucht, mit Absicht meine Erinnerungen verloren. Begriffen sie denn alle nicht, wie es mir ging? Wie mich mein Gedächtnisverlust belastete? Dass ich emotional gerade eine Woche alt war? Im letzten Moment unterdrückte ich den Ausruf: ‚Fickt euch doch selbst!'. Stattdessen drehte ich meinen Kopf weg und schwieg. Wortlos befreite ich mich hektisch von der Milchpumpe und stand auf, um die Milch einzutüten.

Als ich in der Milchküche war, kam Aigul mir nach.

Wortlos begann sie neben mir, ihre Milch abzupacken. Sie rang sichtlich nach den richtigen Worten, das Gespräch wieder aufzunehmen, doch ich ignorierte sie. So arbeiteten wir schweigend, bis ich fertig war und zu Marja ging, um sie zu füttern und zu wickeln. Sie war bereits wach und quengelte, während ich sie aus ihrem Bettchen hob. Um den Anderen auszuweichen, zog ich mich mit ihr in mein Zimmer zurück. Im Moment wollte ich niemanden sehen oder sprechen.

Bewusst blendete ich den Streit aus und zwang mich, mich ganz auf meine Tochter zu konzentrieren.

Marja war mein Ein und Alles, wichtiger als Aigul oder die anderen Frauen. Ja, sogar wichtiger als mein Leben.

Plötzlich kamen mir die Tränen.

Ich hatte versagt. Ja, ich hätte mit Yuri unbedingt ins Bett steigen müssen, ihn zumindest einen Blasen müssen. Das war ich meiner Tochter schuldig. Nicht Aigul oder den anderen Frauen. Nur Marja.

Unwillkürlich griff ich an meinen Halsreif, welcher mich als Yuris Eigentum kennzeichnete.

Vielleicht musste ich einfach akzeptieren lernen, dass ich nicht mehr mir selbst gehörte. Dass mein Körper Yuris Eigentum war, über das er nach Belieben verfügen konnte. Doch wie schaltet man Scham ab?

Nachdem ich Marja versorgt hatte und sie wieder friedlich in ihrem Bettchen schlief, musste ich zunächst hinunter ins Büro und etwas Arbeiten.

Zwei Stunden lang konzentrierte ich mich auf die Buchführung und versuchte, mir wieder alles anzueignen, was ich vergessen hatte.

Manchmal ertappte ich mich dabei, dass ich Tastenkombinationen automatisch nutzte, die mir eigentlich nicht bekannt vorkamen. Mein Unterbewusstsein hatte sein Gedächtnis offensichtlich nicht verloren.

Endlich hatte ich alles erledigt und begab mich wieder nach oben.

Dort suchte ich Aigul, um mich bei ihr zu entschuldigen und wieder zu versöhnen.

Ich fand sie in der Küche, wo sie das Mittagessen für uns vorbereitete. Sie hatte diese Woche Kochdienst.

Verlegen beobachtete ich sie eine Zeit lang vom Türrahmen aus, unschlüssig, wie ich beginnen sollte. Schließlich ging ich hinein und begann wortlos, die Kartoffeln zu schälen, welche sie bereitgestellt hatte.

Sie ignorierte mich, begann aber ihrerseits mit dem Schälen.

„Es tut mir leid, Du hattest recht!", begann ich.

Ungerührt schälte sie weiter.

„Du hattest es mir eindrücklich gesagt, aber ich habe es ignoriert."

„Du schälst zu dick!"

„Wie?"

„Du schneidest viel zu viel von den Kartoffeln weg! Außerdem bist Du zu langsam."

„Das stimmt doch gar nicht!", protestierte ich.

„Siehst Du, Du kannst Kritik nicht einfach hinnehmen, Du willst Dich immer rechtfertigen, vor Dir selbst und anderen. Das ist Dein Problem!"

Sie sah mich an.

„Ich bin Dir nicht böse, wie auch. Aber Du musst verstehen, dass unser Leben hier kein Spiel ist und sehr viel von Dir abhängt."

Verlegen schälte ich die nächste Kartoffel besonders sorgfältig, bevor ich antwortete.

„Das ist mir klar, deshalb wollte ich mich auch entschuldigen."

Ich zögerte, dann sah ich ihr direkt in die Augen.

„Ich möchte Dich um Hilfe bitten. Du musst mir helfen, meine Scham zu überwinden!"

Einen Moment lang schien sie verblüfft, doch dann nickte sie.

„Gut, ich werde zusehen, was ich machen kann, Dir zu helfen. Aber es ist wirklich so, dass Du ein völlig anderer Mensch zu sein scheinst, seit Du aus dem Krankenhaus zurückgekommen bist. Nur unten in der Bar warst Du wie früher. Als hättest Du zwei Persönlichkeiten."

Darüber musste ich nachdenken. Was war in der Bar anders gewesen? Bei der Erinnerung spürte ich, wie mir das Blut vor Verlegenheit in den Kopf schoss. Ich hatte es glatt verdrängt, was ich in der Bar veranstaltet hatte. Mich barbusig vor wildfremden Männern auf der Theke präsentiert und von ihnen melken lassen.

„Eigentlich hatte ich überhaupt nicht darüber nachgedacht. Ich war völlig übermüdet gewesen, als ich den spontanen Entschluss gefasst hatte, hinunter zu kommen. Als wäre ich betrunken gewesen. Und dann konnte ich nicht mehr zurück!", antwortete ich endlich.

„Konntest Du nicht oder wolltest Du nicht?"

„Wie meinst Du das?"

„Ich habe schon bemerkt, wie verlegen Du warst. Doch dann bist Du in der Rolle aufgegangen, als hätte es Dir Spaß gemacht. So wie früher. In dem Moment warst Du wieder die Nadia, die wir alle kannten. Deswegen verstehen die Anderen auch nicht, was mit Dir los ist."

„Verstehst Du mich denn wenigstens?" Mein Tonfall klang in meinen Ohren weniger verzweifelt, als ich mich fühlte.

Aigul antwortete nicht sofort, sondern schälte die letzte Kartoffel zu Ende, bevor sie mir direkt in meine Augen sah und antwortete.

„Ich versuche es. Weil ich Dich liebe!"

Sprachlos sah ich sie an.

In diesem Moment kamen Hong und Polina in die Küche. Verlegen nahm ich die Schüssel mit den Schalen und warf sie in den Abfall.

„Ich bringe mal kurz den Abfall hinunter!", murmelte ich, schnappte mir die Eimer und verließ die Küche.

Noch immer wusste ich mit Aiguls Liebesbekenntnissen nicht umzugehen.

Die nächsten drei Stunden kamen wir nicht mehr dazu, persönliche Worte zu wechseln, da ständig eines der anderen Mädchen in der Nähe war.

So eine Frauenwohngemeinschaft bot wenig Rückzugsraum. Zudem waren ja auch noch die Kinder da, die umsorgt werden wollten.

Erst am Nachmittag, als einige draußen auf dem Gelände die Sonne genossen und andere sich in ihr Zimmer zurückgezogen hatten, waren Aigul und ich wieder alleine.

Die ganze Zeit hatte ich nachgedacht, wie es weitergehen sollte. Mit Aigul und mit Yuri. Und natürlich auch mit mir selbst.

Ich musste handeln, durfte nicht darauf hoffen, irgendwann, mein Gedächtnis zurückzuerlangen. Vielleicht geschah das nie? Wenn ich jetzt eine andere Nadia war, vielleicht die Nadine, die ich früher war, wie konnte ich das ändern? Was hatte Nadine zu Nadia gemacht?

‚Und Du warst es, die das Gleichgewicht wiederhergestellt hat.' Yuris Worte fielen mir wieder ein. Was hatte er gemeint? Sie hatten einen unheilvollen Beiklang. War es das, was mich zu Nadia gemacht hatte? Brauchte ich ein einschneidendes Erlebnis, um mich erneut zu verändern? Noch einschneidender, als ohne Erinnerung in einer Fetischbar zu arbeiten?

Dabei hatte ich keinerlei Erinnerung an Sex. Ich wusste nur, dass ich erregt wurde, wenn ich mir Milch abpumpte. Aber Sex hatte ich seit meiner Entbindung keinen gehabt. Nicht einmal mit mir selbst.

Der gestrige Moment in der Melkstube fiel mir wieder ein, als ich mich beinahe vor den Anderen selbst befriedigt hätte.

Zumindest das hatten Nadine und Nadia wohl gemeinsam: Sex vor Anderen mochten sie nicht.

Aber war das nicht lächerlich in so einer Umgebung?

Mit einem Mal wurde es mir so klar wie nur irgendwas: Ich war nicht mehr Nadine und auch nicht Nadia. Ich konnte mich völlig neu entwickeln und Erfahrungen sammeln, weitgehend unbeeinflusst von meiner Vergangenheit. Die Scham, mich vor den Anderen selbst zu befriedigen war sicher ganz natürlich.

Doch darüber hinaus konnte ich mich selbst neu entdecken.

Aigul liebte mich und ich mochte sie. Was sprach also dagegen? Wollte ich die Sklavin meines Unterbewusstseins und einer Erziehung bleiben, an welche ich mich zurzeit nicht einmal erinnerte?