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Prosperos Revier

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"Ah, das Gefühl ist mir nur zu vertraut. Nun ja, ich habe mich letzthin sorgfältig aus Situationen extrahiert, wo das wieder aufkommen könnte."

"Das ist aber sicher auch nicht abendfüllend."

"Die Abende gehen noch, nur nachts wird's eng. Beziehungsweise unangenehm leer in manchen Möbeln. Vor allem jetzt, da mein Fußwärmer sich verabschieden wird."

"Das hat er bei dir auch gemacht? Prospero schäm dich. Einfach so mit fremden Männern ins Bett!"

"Das solltest du ihm nicht vorwerfen. Es war Liebe auf den ersten Blick."

"Daran glaubst du?"

"Du nicht?"

"Ich glaube, ich sollte meinen kleinen Wonneproppen jetzt langsam einladen und von dannen ziehen."

"Bevor du's tust?"

"Das ist jetzt deine Interpretation. Er wird schon ganz unruhig."

"Es ist gleich sieben. Normalerweise essen wir gemeinsam um diese Zeit."

"Ja, er ist ein Gewohnheitstier. Das gilt für mich ebenfalls, das ist auch meine Zeit."

"Dann bleib doch hier, und wir essen gemeinsam."

"Jetzt wird mir vieles klar. Warum er nicht mehr weg wollte. Das Angebot ist verlockend, aber..."

"Aber?"

"Damit du noch zum Abschied diesen Austausch hast... Kater kriegt man vielleicht mit einer Mahlzeit ins Bett, bei Muschis muss man erheblich mehr investieren."

"Platz genug für drei wäre da."

Prospero schien das ähnlich zu sehen, und machte sich schon einmal auf den Weg in die Küche. Verdutzt schaute Cindy ihm nach. Zeigte mir noch einmal das blitzende Weiß. Ob die im Dunkeln leuchteten? Ich würde es zu meiner Mission machen, das herauszufinden, so viel war mir jetzt schon klar. Sie trank ihren Tee aus und seufzte.

"Gut. Ich weiß, das ist ein lieb gemeintes Angebot. Und schwerer auszuschlagen, als du vielleicht denkst. Wenn da nicht dieser Schwur wäre, von künftigen Dummheiten abzusehen..."

"Dann bekommst du jetzt meinen, dass ihr beide jederzeit willkommen seid."

Sie zog sich bereits wieder ihren Mantel an.

"Prospero! Wir brechen auf."

Er maunzte, aber blieb in der Küche. Recht so, stärke mir den Rücken, Mann. Sie schüttelte den Kopf und lud ihn dort ein. Er wehrte sich nicht, aber begeistert sah er nicht aus. Also gut. Abschied. Sie bedankte sich noch einmal förmlich. Drehte sich plötzlich und küsste mich recht informell auf die Wange.

"Wir kommen sicher mal auf dein Angebot zurück."

Ja, das glaubte ich nicht nur gern. Da war ich mir plötzlich sogar sehr sicher.

~~~

Nach einer verregneten Woche, die zu meiner Stimmung passte, wurde das Wetter zum Wochenende plötzlich herrlich. Es war Anfang Mai, und die Temperaturen waren trotz Regens noch erstaunlich hoch geblieben. An dem Freitagnachmittag lockte mich strahlender Sonnenschein in den Garten.

Ich hatte zwar nicht die Begeisterung meiner Mutter für Gartenarbeit geerbt, aber verwildern lassen wollte ich ihn nicht. Bei der Gelegenheit sah ich dann gleich den fetten schwarzen Kater, den Frau Schubert angesprochen hatte. Er war allerdings alles andere als zutraulich und verpieselte sich sofort, als ich ein paar Schritte auf ihn zuging.

Hm. Wir würden wohl keine Freunde werden. Komisch, wie schnell ich mich mit seinem Erzfeind angefreundet hatte. Er fehlte mir richtig, daher die eher gedrückte Stimmung in der abgelaufenen Woche. Sein Frauchen hatte ebenfalls einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Eine ganz erstaunliche Frau. Nicht nur optisch.

Hatten wir geflirtet? So ganz sicher war ich mir im Nachhinein nicht, aber lustig war es auf jeden Fall gewesen. Von ihrem Spruch inspiriert, hatte ich mir auf Netflix prompt noch einmal Star Trek reingezogen. Natürlich die Next Generation, meine Lieblingsserie dieser Franchise. Vor allem wegen Picard. Earl Grey, hot.

Auch an diesem Abend lief die Glotze, und genau diese Serie. Durch das geöffnete Wohnzimmerfenster, wo ansonsten durch die Ausrichtung zum Garten nur leise Verkehrsgeräusche zu hören waren, hörte ich dann gegen zehn ungewohnte Geräusche.

Obwohl ich das zum ersten Mal hörte, erkannte ich sofort, was das sein musste. Katzengesang, oder besser: Katergesang. Ich kriegte richtig Herzklopfen, zog mir schnell Schuhe an und eilte in den Garten. Tatsächlich machte ich im Dunkel in einiger Entfernung ein nur zu bekanntes rötliches Fellbündel aus. Von seinem Kontrahenten nur die grünen Augen.

"Prospero!", rief ich ihm begeistert zu.

Er drehte sich zwar nicht um, schien aber der Meinung zu sein, nun das Ganze etwas beschleunigen zu müssen. Fauchte kurz und rannte auf die beiden leuchtenden Augen zu. Das schwarze Monster gab sofort Fersengeld. Prospero verfolgte ihm bis zum Zaun, wo wohl irgendwo ein Loch sein musste.

Er wartet noch einen Moment, dann machte er kehrt und kam in meine Richtung. Alter, was freue ich mich. Das schien ihm ähnlich zu gehen, er beschleunigte auf den letzten Metern und lief förmlich in meine Arme, da ich mich abgehockt hatte, um ihn angemessen zu begrüßen.

Ließ sich sofort aufnehmen und von mir ins Haus tragen. Bekam noch einen kurzen Snack und Milch, die weder alle, noch schlecht geworden war, und schaute mit mir dann auf meinem Schoss weiter Star Trek. Dabei mit diesem befriedigten tiefen Brummen, das er ebenfalls als Zeichen seines Genusses produzierte.

Ich sah noch keinen Grund, Cindy anzurufen. Da sie mitgeteilt hatte, dass sie doch in relativer Nähe wohnte, war nicht auszuschließen, dass er diesmal seinen Besuch kurzhalten würde, und es wirklich nur ein kurzer Abstecher war. Eine Nacht war er auch bei seinem vorherigen Besuch auf der Jagd gewesen. Das war bei ihr bestimmt nicht anders.

Zudem konnte sie sich sicher denken, wo er war. Allerdings wünschte ich mir aus zwei Gründen, dass er diesmal ebenfalls einen längeren Besuch plante. Zum einen natürlich, weil ich ihn wirklich liebgewonnen hatte. Zum anderen, weil ich sie so eventuell früher als erwartet wiedersehen könnte.

Ganz ehrlich, Liebe auf den ersten Blick war es keinesfalls gewesen, Interesse auf den ersten Blick sehr wohl. Nicht nur, weil sie wirklich interessant aussah, der ungewöhnliche Haarschnitt, dezent geschminkt, mit einem Lippenstift, der ihre weißen Zähne noch weiter in Szene setzte.

Wunderschöne, zartgliedrige Hände. Ja, ich weiß, das klingt jetzt absurd, dass mir bei einer Frau mit ihrer Figur vor allem dies so aufgefallen war. Hing vielleicht damit zusammen, dass ich am längsten draufgestarrt hatte, um nicht versehentlich mehr sie, als den Kater zu kraulen. Vielleicht wurde ich einfach langsam alt.

Verhießen sie doch das, was mir in der Affäre mit Tanja versagt geblieben war. Zärtlichkeit. Wir trafen uns da immer nur wenige Stunden. Und da wollte sie befriedigt werden. Nach allen Regeln der Kunst. Mehr nicht. Da sie allerdings Geben als genauso selig wie Nehmen empfand, war es immer noch aufregend genug.

Prospero machte keinerlei Anstalten, von sich aus zu seinem Frauchen zurückzukehren. Folgerichtig klingelte am Sonntagnachmittag mein Handy.

"Hey! Er ist wieder bei dir, nicht wahr?"

"Wie kommst du denn darauf? Ich hab ihn so vermisst, dass ich mir selbst einen Kater angeschafft habe. Er sieht allerdings deinem sehr ähnlich. Sehr, sehr ähnlich. Zum Verwechseln gar."

"Das könnte dir so passen. Wann darf ich ihn heute abholen? Ich fühle mich natürlich schon etwas schuldig, eure Romanze da zu unterbrechen..."

"Du könntest um sieben kommen. Wenn du willst, kannst du ihn mitnehmen. Allerdings unter einer Bedingung: Diesmal essen wir alle drei zusammen."

"Ich dachte, du bist nicht der Typ, der Eigenbedarf anmeldet?"

"Ich würde es eher als Bedürfnis verstehen. Nämlich ein gutes Essen zu teilen und vielleicht eine anregende Unterhaltung."

"Aha. Nicht mehr?"

"Das klingt ja direkt enttäuscht. Schauen wir mal. Um Enttäuschungen, wie zunächst bei deinem Kater vorzubeugen, mit Fleisch oder Fisch kann ich leider nicht dienen. Diesen Dingen habe ich mich noch vor Beziehungen entwöhnt."

Zu meiner Überraschung wurde es still am anderen Ende der Leitung. Nach vielleicht fünfzehn, zwanzig Sekunden antwortete sie dann.

"Dann passt das hervorragend. Ich esse derlei ebenfalls nicht. Okay, es ist ein Date."

Ein Date?

"Wunderbar. Gerechnet hatte ich allerdings mit sowas nicht. Ich hatte für heute ein paar Curries geplant. Treffe ich damit notfalls deinen Geschmack?"

"Nicht nur notfalls. Make it so. Um sieben. Bis dann."

Huh. Sie legte sofort auf. Das war fast ein bisschen komisch. Auch ihre Pause, nachdem ich mich als Vegetarier geoutet hatte. Na, vielleicht würde sie das irgendwann einmal erklären. Prospero musste wohl ihre Stimme am Handy erkannt haben, denn er zeigte wieder kurz seinen Milchtritt.

So nannte man das wohl, oder Treteln. Ich hatte mich selbstverständlich ein wenig schlau gelesen. Man will seine Freunde schließlich verstehen. Okay, ein Gemüsecurry, eins mit Kichererbsen, vielleicht noch ein Dal dazu? Bombay Potatoes? Chapati und Reis. Oder doch ein Naan? Warum nicht beides? Nein. Jetzt nur nicht durchdrehen.

Es war schon ewig lange her, dass ich mal für jemanden gekocht hatte. Schade, Katerchen, dass du davon nichts magst. Aber du wirst nicht leer ausgehen. Er hatte sich das Treiben in der Küche fast durchgängig angeschaut.

Was mich wunderte, denn er tat das sonst eher nicht. Kam in der Regel erst, wenn er die Tür zum Vorratsschrank hörte. Kannte und mochte er den typischen Geruch? Dann lief er zur Haustür. Lange bevor es klingelte.

"Ah, unser Date. Willkommen. Und pünktlich zudem."

Sie widmete sich zunächst ihrem entlaufenen Gefährten, der sich wieder sofort auf ihren Arm nehmen ließ.

"Du bist mir so eine treulose Tomate", wurde er zunächst mild gescholten. Dann schnupperte sie. "Tatsächlich. Du hast nicht heimlich beim Inder bestellt, sondern selbst gekocht. Das riecht auf jeden Fall schon mal ganz vorzüglich."

Mir kam in diesem Moment eher in den Sinn, wie ganz vorzüglich sie doch aussah. Diesmal in einem schwarzen, engen einteiligem Kleid. Wow. Sie hatte sich tatsächlich herausgeputzt. Damit hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet. Sie betrachtete das wohl wirklich als ein Date.

"Hoffen wir, dass es dir auch so schmeckt. Es ist angerichtet, sozusagen."

Oh. Den Kater nicht vergessen. Vielleicht die Dose lieber so öffnen, dass sie die nicht sah. Nachher wusste sie irgendwoher, was die gekostet hatte. Wer hätte gedacht, dass es Feinkost für Katzen gibt.

Okay, die Petersilie wird er ignorieren, aber es sieht so doch gleich ansprechender aus. Hier mein Freund. Genieße es. Schön. Einen schon mal zufrieden gestellt. Der haut richtig rein. Wild. Und jetzt zu Frauchen.

"Greif zu. Die Brote sind..."

"Chapati und Naan. Selbst gemacht?"

"Alles, was du hier siehst. Nichts mit Pasten oder Fertigsoßen. Pakistanischer Basmati-Reis. Die Kräuter sind größtenteils aus dem Garten, aber dort im Fensterbrett steht auch noch eine Reihe, was meine Mutter nicht angepflanzt hatte. Ich trinke eigentlich zu sowas nur Wasser, aber ich kann dir auch etwas Alkoholisches oder Fruchtsäfte anbieten."

"Nein, Wasser ist perfekt", wehrte sie ab und schaute prüfend in die Schälchen mit den unterschiedlichen Curries. "Hattest du das alles schon vorbereitet? Da hast du doch sicher Stunden mit zugebracht."

"Nö, ich war schon etwas länger damit beschäftigt, das stimmt. Aber Prospero hat mir Gesellschaft geleistet."

"Ja, er liebt den Geruch. Natürlich isst er nichts davon, aber wenn ich etwas in der Art koche, bleibt er die ganze Zeit bei mir in der Küche."

"Ja, das hat er eben auch getan."

"Was hast du ihm denn gegeben?", kommentierte sie die allerdings urkomische Aktion ihres Katers, der sein Fresschen bereits heruntergeschlungen hatte, versuchte den Napf auszulecken, und ihn dabei durch die halbe Küche schob. Moment, hat er die Petersilie tatsächlich gefressen? Ist das abgefahren.

"So'n Wildzeugens. Scheint ihm ja zu munden. Oder gemundet zu haben. Aber bitte, greif doch zu."

Das tat sie dann. Probierte ein Curry nach dem anderen. Still, aber mit leuchtenden Augen. Dann kam das ersehnte Urteil.

"Oh mein Gott. Du bist ein echter Künstler. Ich bilde mir auf meine Kochkünste was ein, aber das ist eine ganz andere Hausnummer. Das Chapati schmeckt genau wie in Indien. Alles eigentlich, total authentisch."

"Danke dir. Also warst du schon mal dort?"

"Zweimal. Und viel zu kurz. Einmal im Norden und einmal im Süden. Ist schon lange her, war in den ersten zwei Jahren nach meinem Studium. Ich habe mir immer vorgenommen, nochmal zurückzukehren, aber daraus wurde nichts. René hätten da keine zehn Pferde hinbekommen. Aus Curries machte er sich auch nichts. Vorgesetzt hat er sie trotzdem öfter bekommen."

"Was hast du studiert?"

"Marketing und Event Management."

"Klingt interessant."

"Dachte ich auch. Wie so vieles entpuppte sich der Klang als interessanter als die Geschichte selbst. Was machst du?"

"Langweiliges Zeug. Ich arbeite in der Verwaltung eines größeren Konzerns. Studiert habe ich Business Administration. Da war allerdings von vornherein klar, dass es nicht wirklich interessant sein könnte. Dafür krisensicher. Verwaltet wird immer und überall. Ich bin also sozusagen ein alter Verwalter."

"Na, so alt doch wohl nicht."

"Vierundvierzig. Und der Beruf passt zu mir. Langweilig, aber krisensicher. Nicht mal eine Midlife-Crisis habe ich mir gegönnt."

"Da scheint unsere Wahrnehmung tatsächlich mal auseinanderzugehen. Mir erscheinst du hochinteressant."

Huch. Das machte mich erstmal sprachlos. Das hatte ich noch nie von einer Frau zu hören bekommen.

"Ehm... da gehe ich natürlich mit. Und erhöhe auf faszinierend. Ich weiß, man fragt so etwas Damen nicht..."

"Sechsunddreißig. Bitte kein 'ich hätte dich auf Ende zwanzig geschätzt'."

"Okay. Dann denke ich mir das nur."

"Ich denke, es war ein Fehler, dieses Kleid anzuziehen. Ich platze gleich, und das in der Folge aus seinen Nähten. Aber jetzt geht wirklich nichts mehr rein. Nochmal mein Kompliment. Das hat fantastisch geschmeckt."

"Und meins. Es war alles andere als ein Fehler dieses Kleid anzuziehen. Du siehst darin absolut göttlich aus. Du kannst es dir selbstverständlich bequemer machen, wenn du willst."

Ah, das Strahle-Weiß. Und ein Blick, den ich nicht einschätzen konnte.

"Kann ich dich noch zu einem Tee verführen? Oder jetzt doch einem Glas Wein?"

"Besser Tee. Sonst lasse ich mich noch zu mehr verführen."

Uff. Das ist... wow.

"Nämlich meinen Liebsten und mein Auto noch einen Abend hierzulassen und zu Fuß nachhause zu gehen."

"Für mich klingt das wie ein guter Plan. Es ist immer noch zu früh, Modifikationen anzubieten?"

"Allerdings. Also..."

"Earl Grey, hot. Kommt sofort. Geh doch schon mal ins Wohnzimmer rüber."

Prospero, der unser Mahl und Gespräch mit Interesse verfolgt hatte, leistete ihr Gesellschaft. Ich fand sie auf dem Sofa, und ihn auf dem Rücken liegend auf ihrem Schoss, sich sein geliebtes Bauchkraulen abholend. Und ich hatte damit Grund und Gelegenheit, beiden auf den Pelz zu rücken.

Ebenfalls einen Beitrag zu seinem Wohlbefinden zu leisten. Vielleicht auch zu ihrem? Hochinteressant. Kam ich immer noch nicht drüber weg. Ah, Musik. Die offenbar uns allen dreien gefiel. Also nochmal aufstehen. Siehste, da horchen beide gleich auf.

"Du probierst es mit allen Mitteln... sowas. Wer ist das, Rubinstein?"

"Du hast ein feines Ohr. Genau. Und ein feines Gespür. Natürlich. Daraus mache ich kein Hehl."

Prospero erfreute sich bereits wieder dem Stereokraulen. Und ich mich ihrer Nähe. Diesmal allerdings konnte ich mich ihrem Blick nicht entziehen. Und ihrem Lächeln, auch wenn ihre Zähne nur ansatzweise dabei sichtbar wurden.

"Ich mache daraus keinen Hehl, dass mich unsere offenbar zahllosen Gemeinsamkeiten langsam stutzig machen. Oder hast du das alles aus Prospero herausgequetscht?"

"Keine Sorge. Er war stumm wie ein... na ja, Kater. Gestern Abend allerdings gab es eine Gesangseinlage. Und anschließende Vorführung, wem dieses Revier hier gehört."

"Der alte Fritz. Mit dem prügelt er sich schon seit zwei Jahren hier rum. Wobei Fritz erstaunlicherweise immer den Kürzeren zu ziehen scheint. Hast du gesehen, wie groß der ist? Er hat mal versucht, Prospero ins Haus zu folgen. Ist in der Katzenklappe stecken geblieben. Das war allerdings zum Schreien komisch."

"Fritz the Cat. Auch nicht schlecht. Ja, gestern Nachmittag habe ich ihn zum ersten Mal bewusst gesehen."

Mein nächster Satz blieb mir im Halse stecken. Diesmal hatte mich der ungebrochene Augenkontakt mit dieser faszinierenden Frau händisch auf Abwege gebracht. Das war nicht mehr Prosperos Bauch. Ich streichelte ihre Hand. Die sie nicht zurückzog.

Im Gegenteil, sie drehte ihre Handfläche nach oben. Ließ es zu, dass ich zart darüberstrich. Ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen. Dann gab sie sich allerdings doch einen Ruck.

"Komm Schatz, geh mal zu Lars auf den Schoß. Ich würde gerne an meinen Tee kommen."

Den hätte ich ihr natürlich auch reichen können, aber ich war für den Moment zu verwirrt, um irgendwie zu reagieren. Prospero schien aber ohnehin eigene Pläne zu haben. Ohne sichtbaren Missmut sprang er von ihrem Schoß und verschwand in Richtung Küche.

"Oh, er scheint noch einen Kontrollgang machen zu wollen. Vielleicht hättest du den Namen seiner Nemesis nicht erwähnen sollen", interpretierte ich diese Aktion.

"Vielleicht. Er ist ein sehr sensibles Tier. Spürt sofort, wenn meine Aufmerksamkeit anderswo ist."

Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit verursachte ganz schönes Herzklopfen bei dem Empfänger. Auch, dass sie nach Abstellen der Tasse keinerlei Anstalten machte, die nun nicht mehr zweckgebundene Nähe aufzugeben. Sich stattdessen nur etwas eindrehte, den Kopf auf ihre Hand stützte, nachdem sie den Arm auf der Sofalehne platziert hatte.

"Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich wäre böse drum", wagte ich einen weiteren kleinen verbalen Vorstoß. Suchte und fand gleichzeitig ihre freie Hand, die gerade noch so über ihren Schenkel ragte.

"Bleib bei der Ehrlichkeit. Die musste ich zu lange vermissen. Wie so manch anderes. Du hast schöne Hände", eröffnete sie mir und sah sich ganz ruhig an, wie ich ihre streichelte. Was sie erwiderte.

"Du auch. Fiel mir schon beim letzten Mal auf. Nicht, dass der Rest..."

"Psst. Das ist mein Lieblings-Nocturne."

Okay. Ja, das war besonders schön. Ich mochte zwei andere lieber. Aber hatte keinerlei Probleme, den Mund zu halten. Außerdem unterhielten sich unsere Hände ja fortwährend weiter. Und wir sahen uns nun wieder in die Augen. Ich dehnte meine Streicheleinheiten auf ihren Unterarm aus.

Mir war schon klar, dass ich dies genauso gut auf ihre nackten Schenkel hätte erweitern können, auf denen ihr Arm ja ruhte. Was aber die Sache entweder beendet, oder in die falsche Richtung gelenkt hätte. Allen Sprüchen zum Trotz dachte ich in diesen Momenten überhaupt noch nicht so weit.

Nur minimal weiter zu dem aktuellen Geschehen. Lehnte mich ganz langsam vor, fast wie in Zeitlupe. Bis meine Lippen ihre fanden. Ein kurzer Kontakt nur, eine leichte zärtliche Berührung. Und dann ein synchrones Seufzen, als wir uns wieder leicht zurückzogen. Um dann des Rückkehrers gewahr zu werden.

Der sich vor dem Sofa postiert hatte und sich das Geschehen ansah. Es sah tatsächlich aus, als ob er dabei grinste. Grinsekatze. Daher hatte Lewis Carroll das also. Na, Grinsekater. Das passte zu dem Gesichtsausdruck, den er damit bei uns generierte.

"Na, komm her. Du störst nicht. Ein echter Gentleman, dein Kater", lobte ich seine vornehme Zurückhaltung.

Er ließ sich nicht zweimal bitten. Vorher aber vergrößerten wir automatisch seine Liegefläche, in dem wir nun ganz dicht aneinanderrückten, bis wir uns berührten. Er nahm das dankbar an und platzierte sich tatsächlich halb auf ihr und halb auf mir. Drehte sich allerdings diesmal nicht, und ließ sich in dieser Sphinx-artigen Position von uns streicheln und am Hals kraulen.

Ich hätte problemlos in sein Schnurren und Brummen einstimmen können. Ich fühlte mich unbeschreiblich wohl, mit ihm, aber vor allem dieser Frau, die mir so unvermutet von ihm in mein Leben und nahegebracht wurde. Ein feliner Cupid. Was es doch alles gab. Sie blieb weiter stumm und schaute mich nur zärtlich an. Streichelte mich weiter mit ihren Augen.