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Prosperos Revier

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Schüttelte nur manchmal nur unmerklich den Kopf. Ich glaubte nachvollziehen zu können, warum. Es ging mir ja nicht anders. Bei einer belebteren Passage unterbrach sie dann doch die andächtige Stille.

"Tut mir leid, aber ich müsste mal für kleine Mädchen. Und wir uns langsam auf den Heimweg machen, kleiner Streuner."

"Das ist doch wohl hoffentlich nicht dein Ernst?", fragte ich ungläubig.

"Ich scherze nie, wenn die Natur ruft", gab sie blitzschnell zurück. "Gleich in doppelter Hinsicht."

Die erste Anspielung verstand ich selbstverständlich, die zweite nicht.

"Ich erkläre es dir gleich", setzte sie nach, als sie das Unverständnis in meinem Gesicht las. "Eins nach dem anderen."

"Du weißt ja, wo es ist."

"Weißt du, was jetzt Sache ist?", wendete ich mich an ihren Kater, der ihrem Aufbruch keine weitere Bedeutung zuzumessen schien, und einfach auf meinen Schoß ausgewichen war. Hm. Brummen ist auch eine Antwort. Keine besonders hilfreiche in diesem Moment.

"Prospero, komm!", lockte sie vom Türeingang aus, nach Abschluss ihrer Rufbeantwortung.

Klasse. Der schaute nur gelassen in ihre Richtung und machte überhaupt keine Anstalten, darauf zu reagieren.

"Ich glaube, du wurdest gerade überstimmt. Dein Aufbruchsvorschlag ist damit abgelehnt", appellierte ich an ihr Demokratieverständnis.

Sie seufzte, produzierte wieder ihre blitzenden Zähne und kam zu uns.

"Damit du es verstehst: Ich möchte nicht weg, weil ich nicht hierbleiben will. Sondern eben genau darum, weil ich es will. Das geht mir alles ein wenig zu schnell. Es war ein wunderschöner Abend. Und es wird nicht unser letzter sein, da mach dir keine Gedanken. Aber ich kenne mich und meine Natur viel zu gut. Ich kann sehr impulsiv sein, und das bringt mich manchmal in Schwierigkeiten."

"Verstehe. Du hast Angst, dass er uns heute gleich beiden die Füße wärmen würde."

"Nee, so impulsiv bin ich dann doch nicht. So schnell miaut meine Muschi nicht, für niemanden. Ich bin einfach nur verwirrt, angenehm, wunderbar verwirrt. Vielleicht sogar noch etwas mehr. Belassen wir es für heute dabei."

Logisch. Sie kam gerade aus einer langjährigen Beziehung. Wollte sich nicht vom Zauber des Moments in die nächste locken lassen. Verständlich. Okay. Schade, aber okay.

"Ich hab's nicht eilig. Ihr wisst ja beide, wo ich wohne."

"Danke für dein Verständnis. Prospero. Hast du das auch kapiert?"

Wenn er das tat, woran ich trotz seiner sicherlich vorhandenen Intelligenz zweifelte, interessierte es ihn nicht so wahnsinnig. Er blieb stur auf meinem Schoß, obwohl ich mittlerweile aufgehört hatte, ihn am Hals zu kraulen.

"Prospero. Ach, Dicker, nun komm. Ich möchte dich heute bei mir haben."

Diesen Apell schien er wiederum zu verstehen. Nun kam doch Bewegung in ihn, er verließ gemächlich seinen Ruheplatz, streckte sich, und lief dann der bereits aufgestandenen Cindy hinterher. Ich folgte den beiden in den Flur. Er schritt gemessen, aber ohne Zögern in die geöffnete Transportkiste.

Sie ließ diese erst noch stehen und umarmte mich stattdessen. Blieb einfach eine Weile in dieser innigen Verbindung, bis ein leises Maunzen sie daran erinnerte, was jetzt eigentlich geplant war. Ein letzter kurzer Kuss, und dann machte sie sich auf den Weg. Und ließ mich mit ähnlichen Gefühlen, wie die von ihr benannten, zurück. Angenehm und wunderbar verwirrt.

~~~

Schon ein bisschen verliebt? Wie sie auch? War es das, was sie mit vielleicht noch etwas mehr gemeint hatte? Am folgenden Montagnachmittag klingelte mein Telefon. Sieh an.

"Hey", begrüßte sie mich.

"Hallo, schöne Frau. Ist er schon wieder ausgebüxt? Bei mir ist er tatsächlich noch nicht angekommen."

"Nein, er liegt hier auf meinem Sofa und wirkt etwas beleidigt, weil ich ihn diesmal so schnell aus deinen Armen riss. Nur für den Fall, dass es wirklich so ist, und du ähnlich empfindest... wollte ich mich für deine Zuwendungen und dein Verständnis bedanken. Und dich heute zu mir zum Essen einladen."

"Ah, Gerechtigkeitssinn und Dankbarkeit. Sehr lobenswert."

"Das ist ein Ja?"

"Natürlich. Wenn ich sagen würde, ich kann es kaum erwarten, ihn wiederzusehen, wäre das nur die halbe Wahrheit."

"Wenn ich sagen würde, es ginge mir nur darum, selbstverständlich auch."

"Na, dann lassen wir doch das Konditional mal weg und ich sage dir, ich freue mich wie ein Schneekönig darauf, dich so schnell wiederzusehen."

"Ja, ich freue mich auch auf dich. Unbeschreiblich sogar. Um sieben? Ich texte dir die Adresse. Ach so, nimm mal meine WhatsApp-Anfrage an."

"Das ist hiermit geschehen."

"Dann weißt du jetzt, wo du hinmusst. Wir sehen uns um sieben."

"Es ist ein Date."

Sie lachte.

"Ja, verdammt. Es ist ein Date."

Tatsächlich. Mit dem Auto waren es nur fünf Minuten, zu Fuß wäre man auch höchstens zwanzig unterwegs gewesen. Ich wurde schon vor ihrer Haustür von einem Maunzen begrüßt. Was für ein irres Tier. Er wusste, wer da kam.

"Hallo", begrüßte ich zunächst ihn, und dann sie, während er noch weiter um meine Beine strich. Und übergab ihr den Blumenstrauß. Ich hatte mich nur mit größter Mühe davon abgehalten, es gleich in rote Rosen ausarten zu lassen.

"Danke dir. Das wäre doch aber nicht nötig gewesen", meinte sie, und zeigte mir den Weg in ihre Küche. Die klein war, wie die Wohnung insgesamt, eine Zweizimmer-Wohnung, wobei in ihr Schlafzimmer gerade mal ihr Bett passte. Ein Kleiderschrank stand deshalb im Flur.

"Prospero hat bereits fünf Minuten vor der Tür gesessen und auf dich gewartet", eröffnete sie mir, als sie die Blumen auswickelte und in eine Vase packte. "Ihr habt echt eine besondere Verbindung. Er wusste genau, dass du kommst. Auch das macht er sonst nur bei mir."

Es überraschte mich nicht einmal mehr. Er war wieder sofort auf meinen Schoß gehüpft und ließ sich von mir verwöhnen. Zum ersten Mal sah ich sie nun in Alltagsklamotten, denn diesmal hatte sie sich nicht herausgeputzt. Trug Leggins und ein T-Shirt mit weitem Ausschnitt, unter dem die schwarzen Träger ihres BHs hervorlugten.

Leggins, die wie eine zweite Haut saßen. Okay, in dem Moment, wo sie sich bückte, um nach der passenden Vase in ihrem Küchenschrank zu suchen, achtete ich nicht mehr auf die schönen Hände. Wurde mir zum ersten Mal wirklich bewusst, dass sie nicht nur eine außergewöhnliche interessante, sondern gleichfalls ziemlich aufregende Frau war.

Grinste mich der Kater schon wieder an? Und war das nur eine Reaktion auf das Halskraulen, was für ihn nur knapp unter dem Bauchkraulen auf der Beliebtheitsliste zu stehen schien.

Ja, Katerchen, da hast nur mir was Tolles ins Haus geschleppt. In absolut jeder Beziehung. Ich enthielt mich zwar jeden Kommentars, aber ich glaube, den einen oder anderen begehrlichen Blick von mir fing sie schon auf.

Pünktlich um sieben servierte sie einen wirklich grandiosen Gemüseauflauf, dazu Rosmarin-Kartoffeln und einen herrlichen Wein. Ihre schwachen Versuche, ihre Kochkünste hinter meinen zurückzustellen, zerlegte ich sofort mit allen ehrlich gemeinten Komplimenten deren ich fähig war, und die sie sich absolut verdient hatte.

So etwas Leckeres hatte ich wirklich noch nie gegessen, ein Gericht, was ich nicht kannte. Was kein Wunder war, denn das war ihre eigene Kreation. Schon sah ich ein minimales Problem für eine mögliche gemeinsame Zukunft. Wenn wir uns weiter auf diese Art verwöhnten, konnten wir zwar sehr glücklich, aber sicher auch schnell recht voluminös werden.

Beim Essen redeten wir hauptsächlich über unsere Jobs, Familie und Ähnliches. Der gemütliche Teil begann dann nach einer selbstgemachten Schokoladen-Mousse, die mir schon Geräusche entlockte, die sie eigentlich erst viel, viel später in anderen Situationen zu Gehör bekommen sollte.

Ihr Wohnzimmer war im Vergleich zum Rest der Wohnung schon etwas größer, aber immer noch recht klein. Dabei sehr gemütlich, sehr verspielt, und es wurde schnell klar, warum der Name ihres Katers aus Shakespeares "Der Sturm" stammte.

Sie las offenbar leidenschaftlich gern, eine komplette Wand bestand nur aus Bücherregalen, die von oben bis unten voll waren. Ein kleines Zweisitzer-Sofa und ein Sessel. Wir setzten uns selbstverständlich zu dritt auf das Sofa.

"Möchtest du noch ein Glas?"

"Ja, gerne. Der ist wirklich hervorragend. Zur Not laufe ich nach Hause, und hole mein Auto ein andermal. Ist ja wirklich nicht weit weg."

Prospero ließ sich kurz von uns beiden kraulen, wobei wir das ziemlich gezielt mit Streicheln des anderen verbanden. Bekam er das mit? Auf jeden Fall richtete er sich nach kurzer Zeit zu unser beider Überraschung auf, sah uns kurz an, und verzog sich dann auf den Sessel. Wo er sich einrollte und die Augen schloss.

"Nanu? Was ist denn mit ihm?", versuchte ich mich ihrer längeren Erfahrung zu bedienen.

Sie seufzte.

"Es könnte der Weingeruch sein. René... hat ein Alkoholproblem. Unter dem wir beide gelitten haben."

Oh Scheiße. Mir wurde klar, dass ich nur sehr wenig oder fast nichts über sie wusste.

"Er wurde oft aggressiv, wenn er getrunken hatte. Nicht oft körperlich, aber er wurde meist sehr laut, und hat Prospero manchmal regelrecht aus der Wohnung gebrüllt."

Oh mein Gott. Nicht oft. Er hat sie geschlagen.

"Ich weiß, wie das jetzt klingt. Aber... das ist nur ein Teil der Geschichte. Ich erzähle dir sicher irgendwann den Rest. Nur eines... Prospero hat sich mal auf ihn gestürzt, als er... mich in Gefahr sah. Hat ihn gebissen und gekratzt, bis er von mir abließ. Bekam dafür einen furchtbaren Tritt, schwere Prellungen. Das war einer der Gründe, warum wir uns getrennt haben. Wie gesagt, ich muss dir das alles nochmal im Zusammenhang erzählen, damit du es verstehst. Ich bin daran nicht unschuldig."

Irgendwas musste ich antworten, obwohl ich vor Entsetzen wie gelähmt und eigentlich sprachlos war.

"Das tut mir furchtbar leid. Das ist... unvorstellbar für mich, dass ein Streit so eskalieren kann."

"Wie gesagt, das ist nur eine Seite der ganzen Angelegenheit. Ich... werde wahrscheinlich eine Weile brauchen, bevor ich dir da mehr erzählen kann. Verstehst du?"

"Natürlich. Aber, das dein tapferer kleiner Kater da eingeschritten ist..."

"Ja. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel mir dieses Tier bedeutet. Und ich ihm. Aber dies zur Erklärung, warum er sich jetzt wahrscheinlich zurückzog. Es ist eigenartig, er reagiert stärker als alle anderen Katzen die ich hatte, oder kenne, auf Gerüche. Vielleicht war er in einem früheren Leben mal ein Hund."

"Das würde einiges erklären. Ach übrigens, das hast du vielleicht gar nicht mitbekommen, bei unserem letzten Essen hatte ich ihm als Garnierung Petersilie um das Futter gelegt. Die hat er tatsächlich aufgefressen."

Sie lachte herzlich.

"Ja, manchmal hat er ganz komische Anwandlungen. Einmal hatte ihm ein Bekannter einen Rest von seinem Döner hingelegt, den er nicht mehr essen wollte. Prospero hat sich draufgestürzt, aber hat nur das Brot und irrerweise die Zwiebeln gefressen. Mein Bekannter ist völlig vom Glauben abgefallen. Meinte, ich hatte das arme Tier mit meinem vegetarischen Fimmel wohl total verrückt gemacht."

"War René eigentlich auch Vegetarier?"

"Natürlich nicht. Wir passten insgesamt überhaupt nicht zueinander. Auch da hätte ich dem Instinkt meines Katers vertrauen sollen. Der mochte ihn von Anfang an nicht. Ich war total verliebt, und habe alle die Warnsignale nicht gesehen. Nicht sehen wollen, oder nicht sehen können. Liebe kann schrecklich blind machen."

"Wie alt ist er eigentlich?"

"Schon sechs. Ich habe ihn schon seit er winziges Kätzchen war, gerade der Mutter entwöhnt. Er war total drollig, als er klein war. Manchmal ist er das immer noch."

"Ja, total. Gestern mit dem Napf... Na, und in mein Herz ist er reinspaziert, als gehöre sich das einfach so. Nun gut, die Wohnung und alles, was drin und drum herum ist, betrachtet er wahrscheinlich als sein Revier."

"Er hatte nie Probleme, offene Türen einzurennen. Und dein Herz ist offenbar nicht nur sperrangelweit offen, sondern verfügt über eine Menge Platz", meinte sie lächelnd, schmiegte sich an mich und legte ihre Hand auf meine Brust.

Nur kurz, dann gesellte sie sich zu meiner, und wir nahmen das abgebrochene Streicheln vom Vorabend wieder auf. In wohliger Stille kippte sie ihren Kopf in den Nacken und sah mich an. Da war so viel Sehnsucht, Liebe und Zärtlichkeit in diesem Blick, dass ich mich von Wärme und Zuneigung geflutet fühlte. Konnte gar nicht anders, als darauf zu reagieren.

Langsam auf ihre weichen Lippen zuzusteuern, und dann vor Verzückung in unserem ersten richtigen Kuss zu vergehen. Ein feines, zärtliches Spiel nur, das unsere Zungen da begannen. Kein Fordern, kein Wollen, einfach nur Andacht und Freude, über die Vertiefung unserer Intimität. Wir lösten uns, und unsere Hände fanden nun den Weg ins Gesicht des anderen.

Strichen, hauchten ganz zart über die Haut des anderen, liebkosten einander in exquisiter Zärtlichkeit. Rieben leicht unsere Gesichter aneinander, ließen unsere Lippen wieder zueinander finden. Ich ahnte, dass wir ähnlich empfanden, diese Vollständigkeit, Vollkommenheit, das so wunderbar neue und dennoch urbekannte Gefühl des instinktiven Vertrauens, das über das Körperliche hinausging.

Uns weiter öffnete, Möglichkeiten schaffte, aber doch freie Wahl ließ, diese zu verfolgen. Etwas aus einem Star Trek Film kam mir kurz in meinen sonst völlig klaren und gedankenlosen Sinn. Nur der Begriff: ein perfekter Moment. In sich absolut und durch nichts in seiner Reinheit und Schönheit zu verbessern oder zu steigern. Nur hier eine Folge davon.

Außer durch einen tretelnden, brummenden Kater, der auf seinem Sessel signalisierte, was er von dieser Entwicklung hielt. Was soll uns von den Tieren angeblich unterscheiden, neben unserem ach so hochgelobten Verstand, auch die Fähigkeit der altruistischen Liebe? Was für ein Unsinn, dieser Kater dort freute sich über unser Glück, für uns, mit uns.

Wir konnten gar nicht anders, als ihn zu uns zu zitieren und ihm für seine Rolle bei all dem streichelnd und kraulend zu bedanken. Seine Anwesenheit erleichterte auch, nicht weiter zu gehen, als es in diesem Moment angemessen und richtig erschien. Stattdessen begannen wir ein längeres Gespräch, mal lustig, mal traurig, aber das Wichtigste dabei war: völlig offen.

War es nicht das Gefühl der Notwendigkeit, sondern ein Bedürfnis, dem anderen zu vermitteln, was uns bewegte, wer wir waren, was uns zu dem gemacht hatte, was der andere nun vorfand. Es war bereits nach ein Uhr, als ich mich schließlich verabschiedete, und mit dem Auto nachhause fuhr.

Die beiden halbgefüllten Gläser Wein blieben die ganze Zeit unangetastet stehen, weil wir außer uns, und natürlich unserem felligen Freund, nichts mehr wahrnahmen. Erst bei meinem Aufbruch bemerkten wir dies, und leerten sie, denn zum Wegschütten war dieses edle Tröpfchen bei weitem zu schade.

"Kommst ihr morgen wieder zu mir?", fragte ich zum Abschied.

Sie lachte, mit diesen faszinierenden blitzend weißen Zähnen, und ich verstand zunächst nicht warum.

"Du bist der erste Mann in meinem Leben, der nicht nur mich, sondern gleich meinen Kater mit auf ein Date einlädt. Aber natürlich, gerne, ich denke, da spreche ich für uns beide, oder?", wandte sie sich an den Kater, der mich ebenfalls zur Tür begleitet hatte.

Tatsächlich, das war mir ohne Nachdenken einfach so rausgeflutscht.

"Oh. Das ist... ja, er gehört einfach dazu. Okay, dann freue ich mich jetzt schon auf euch beide. Bis dann."

~~~

Sie brauchte ihn allerdings nicht mitbringen. Er tauchte schon am frühen Nachmittag auf. Kam zu mir ins Arbeitszimmer, begrüßte mich angemessen, holte sich eine kleine Zwischenmahlzeit ab, und legte sich dann auf den Sessel meiner Mutter. Schlief kurz darauf ein, während ich meinem Tagewerk nachging. Träumte wohl von einer Jagd, denn öfter zuckten seine Glieder dabei.

Natürlich informierte ich Cindy schnell per WhatsApp, damit sie sich keine Sorgen machte. Sie antwortete nur: "Na klar. Dieser Stromer. Dann freue ich mich eben auf euch."

Ein bisschen sorgte ich mich allerdings schon um ihn. Gut, die Strecke war nicht so weit, aber er musste dabei zwei doch recht befahrene Straßen überqueren. Auf Dauer ging das sicher nicht gut. Aber dann war da auch die Hoffnung... mehr als das, fast schon die Gewissheit, dass das nicht von Dauer sein würde.

Völlig verrückt, als ich in ihrer Wohnung war, schoss mir tatsächlich schon in den Kopf, dass wir ihre Möbel problemlos bei mir unterbringen konnten. Sie sich sogar hervorragend mit meinen ergänzen würden. Genau wie wir. Ich war nicht nur ein bisschen verliebt, das war mir auch klar. Ganz ehrlich, so schwer hatte es mich noch nie erwischt.

Und doch war es total anders, als jemals zuvor. War da nicht der Wunsch, mich möglichst so darzustellen, wie ich erwartete, dass sie mich sehen wollte. Das war früher immer fast schon ein Automatismus geworden. Ich fing Signale auf, und reagierte entsprechend. Verschwieg Wesentliches, um erst einmal eine gewisse Sicherheit zu haben.

Und dann zu hoffen, dass die Angebetete dann eben auch noch mit dem Rest irgendwie zurande kam, wenn das Gefühl auf ihrer Seite stark genug war. Das war diesmal völlig anders. Von beiden Seiten. Wir hatten uns am Vorabend beide nicht bedeckt gehalten. Ich hatte ihr schon ziemlich schonungslos erklärt, warum zwei meiner wichtigsten Beziehungen gescheitert waren.

Das war nämlich auf meine Kappe gegangen. Bei einer hatte ich mich idiotischerweise mit einer ihrer Freundinnen eingelassen. Nicht in die Kiste gehüpft, aber geknutscht und gefummelt wie verrückt.

Ihr damit so sehr weh getan, dass sie mich zurecht rauswarf. Bei der anderen war ich unfähig gewesen, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und angemessen zu reagieren. Hatte ich nur mich und meine eigenen im Kopf gehabt.

Gut, da war ich zwanzig gewesen, und insgesamt noch recht unreif und bescheuert. Hielt mich aber für den Bringer schlechthin. Fehler, aus denen ich gelernt hatte, und die ich keinesfalls wiederholen würde. Das hieß aber nicht, dass es da noch einen großen Topf anderer geben könnte, womit ich uns und mir das Süppchen versalzen konnte.

Meine letzte langjährige Beziehung war nicht an mir gescheitert. Auch nicht an ihr. Das war das Schlimme daran. Dass wir geglaubt hatten, für lange Zeit glauben konnten, alles richtig zu machen, alles zu tun, um die Beziehung so zu gestalten, wie wir beide uns das gewünscht hatten. Und dann... ja, ließ einfach das Gefühl nach.

Auf beiden Seiten. Kamen wir weiterhin wunderbar miteinander klar, aber mehr auch nicht. Mit allem hatte ich gerechnet. Damit nicht. Hatte erst einmal große Probleme, mir das überhaupt einzugestehen. Versuchte sie und mich mit großen, zum Teil lächerlichen Gesten davon zu überzeugen, dass alles noch im Lot war.

Das war eigentlich die schwerste aller Trennungen gewesen. Für beide. Weil wir beide an die Ewigkeit des Gefühls, dessen, was wir als Liebe verstanden, geglaubt hatten. Nichts ist schlimmer, als den Glauben zu verlieren.

Schlimmer noch für mich, weil sie nicht lange danach dann wohl tatsächlich ihre ganz große Liebe fand. Wo ich irgendwie immer noch an einen möglichen Neuanfang, trotz dann schon einjähriger Trennung, geglaubt hatte. Dass wir durch die Abwesenheit des anderen ein Wiederaufflammen des Gefühls erleben konnten. Sie heiratete den Mann sogar kaum ein halbes Jahr später.

Und nun Cindy. Die ganz anders war, als alle Frauen, mit denen ich zuvor zusammen gewesen war. Die auch nicht unbedingt viel Glück mit ihren Partnern gehabt hatte, und voller Selbstzweifel und Ängsten steckte. Aber ebenfalls voller Sehnsucht und Hoffnung. Die, so hatte sie mir erzählt, sich eigentlich mindestens ein Jahr Pause nach René hatte gönnen wollen.

Nun, danach sah es nicht aus. Nach dem Essen verzog sich unser Königskater in den Garten, um vielleicht selbst die Gunst einiger Muschis in der Umgebung zu suchen, zu jagen, oder seinen monströsen Rivalen in Schach zu halten. Ja, unser. Auch das war mir während eines Gesprächs beim Essen bereits einige Male rausgeflutscht.