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Sandstürme - Teil 15

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„Wie gesagt. Klingt alles nicht ganz so optimal. Aber wir werden euch stets auf dem Laufenden halten und auch heute gilt wie immer Sicherheit geht vor. Und ja, falls einige von euch mit Passagieren konfrontiert werden, die wegen der möglichen Umleitung nach Abu Dhabi aggressiv werden, könnt ihr argumentieren, dass ein Sandsturm einer Maschine ordentlich zusetzten kann und eine Landung keine Option ist. Richard und Renato. Würde es helfen, wenn ich heute beim Boarding mit der Cabin Crew beim Eingang stehe, damit die Passagiere sehen, dass wir vorne trotz Gewitter entspannt sind?", fragte ich die beiden. Ich sah beide nicken.

„Jepp, wir sind ready. Spricht nichts dagegen", sagte Richard und Renato schien den Gedanken auch zu befürworten. Ich sah von Weitem, wie Zsa Zsa mir zulächelte, bevor sie im hinteren Teil des Fliegers verschwand. Sonja machte es sich im Galley der Business Class gemütlich, wo auch Arda und Astrid ihre letzten Handgriffe tätigten.

„Also, dann gehe ich nochmals nach vorne und ich freue mich dann, dich wieder über Indien zu sehen", sagte ich lächelnd zu Sonja.

„Ich mich auch. Bin mal gespannt, was für einen Sitzt ich hier in letzter Minute zugewiesen bekomme", sagte sie nachdenklich, aber äusserst freundlich.

„Bis gleich", sagte ich zu Sonja und ging noch nach vorne ins Cockpit, bis mir Renato bescheid gibt, wann er mich braucht. Nun hiess es Warten und die jüngsten Entwicklungen mitzuverfolgen. Neben uns stand noch eine Maschine unserer Fluglinie, die mit einer neuen Besatzung weiter nach Australien flog.

Es war schon dunkel und die Busse fuhren vor und auch Renato wollte mich abholen. Ich positionierte mich zwischen einer der Engländerinnen und Renato und begrüsste die Gäste. Zum Glück waren die ersten Gesichter eher fröhlich, dass es endlich losgeht. Hin und wieder gab es einen Dämpfer und ein wütender Passagier liess seinen Frust an Renato aus, also ob er das Gewitter bestellt hätte. Bei einem Passagier schaltete ich mich ein, damit Renato sich wieder den anständigen Gästen zuwenden konnte. Der Passagier erklärte mir, dass er um jeden Preis seinen Anschlussflug nach Paris bekommen müsse. Sein aggressives Englisch mit einem französischen Dialekt ging mir auf den Sack. Ich bemühte mich dennoch freundlich zu bleiben und gab ihm ein paar mögliche Lösungsansätze bekannt, die er zu würdigen schien. Er verschwand in der Business Class und ich grüsste ziemlich schnell wieder unsere anderen Gäste und Renato warf mir noch einen ulkigen Blick wegen der Pappnase von vorhin zu. Eine ältere Dame drückte mir ihr Ticket in die Hand und hakte sich bei mir ein und fragte mich, wo sie sich jetzt hinsetzten müsste. Ich ging mit ihr ein paar Meter zu ihrem Sitzplatz. Sie fragte mich nach meinem Namen, und ob ich ihr was zu trinken bringen kann. Ich erklärte ihr, dass der Service später durch meine Kollegen durchgeführt wird und liess durchblicken, dass ich fürs Fliegen bezahlt werde.

„Oh, dann nehmen Sie sich heute bitte vor den Gewitter in Acht", erklärte sie mir. Ich nickte ihr zu.

„Das klingt doch nach einem guten Plan, Ma'am. Genau so machen wir das", sagte ich und verabschiedete mich winkend von der alten Dame.

Die britische Flugbegleiterin lächelte mir zu und sagte etwas, das ich nicht verstanden habe, weil zwei laute Gäste das Flugzeug betraten.

„Entschuldigung, könntest du das nochmals wiederholen?", fragte ich die Kollegin. Wir gingen aufeinander zu und trafen uns in der Galley, so bezeichnen wir die Bordküche eines Flugzeugs.

„Ja, die hättest du dir gleich ins Cockpit nehmen sollen. Die hätte dir bestimmt viele Tipps geben können", sagte sie amüsiert. Ich musste schmunzeln.

„Das wäre bestimmt lustig gewesen, weil ...", sprach ich.

„Martin. Bist du es?", klopfte mir von hinten plötzlich ein Finger auf die Schulter. Ich drehte mich um und konnte es nicht glauben.

„Anna? Was machst du hier? Und ich glaube es nicht. Renata!", sagte ich nun zu beiden, die mich fast mit offenem Mund ansahen.

„Du hier?", fragte mich Renata. Ich nahm beide etwas tiefer in die Bordküche, damit sie nicht den Einstiegsbereich blockierten.

„Ja ..., ich meine ihr hier?", fragte ich genauso ungläubig das zweite Mal in Folge. Anna schien weniger überrascht zu sein.

„Weisst du, wir nehmen in Dubai den Anschlussflug nach Milano", sagte Anna höchst erfreut über meine Anwesenheit und schien noch immer entspannt.

„Ich habe gerade eben noch zu Anna gesagt, dass der Pilot heute bestimmt nicht halb so gut ausschaut, wie du", sagte Renata und entlockte mir ein Lachen. Sie wurde rot nach dieser Aussage.

„Da habt ihr euch aber einen tollen Tag ausgesucht, um mit mir zu fliegen", sagte ich lachend. Sie lachten mit mir.

„Wenn uns einer heil hier rausbringt, dann bist es du", sagte Anna völlig übertrieben.

„Ich würde gerne etwas für euch tun, aber wir sind hier ausgebucht und vorne sind wir auch Full House. Aber geniesst den Flug. Renata streichelte mir kurz vor Begeisterung über den Oberarm und die beiden Italienerinnen begaben sich in die Economy. Ich habe mir ihre Sitzreihen gemerkt und rief kurz hinten in der Küche an, ob sie ihnen später eine kleine Aufmerksamkeit geben könnten. Mal schauen, was sie einrichten können. Die Stimmung der meisten Passagiere war tendenziell besser als erwartet.

Ich wollte mich wieder auf den Weg ins Cockpit machen, doch ich sah, wie sich Anna plötzlich gegen den Strom der einsteigenden Passagiere bewegte. Ich wartete kurz, weil sie wohl zu mir wollte.

„Ciao Bello. Ähm. Wenn man ein und denselben Mann zweimal auf dem Erdball begegnet, sollte man das ernst nehmen. Wow. Du schon wieder. Hier, meine Visitenkarte. Vielleicht können wir uns eines Tages zu einer Tasse Kaffee treffen oder so. Jedenfalls, es hat mich sehr gefreut dich wiederzusehen und ich wünsche dir einen guten Flug", sagte sie gut gelaunt.

„Auch dir und Renata einen guten Flug und danke für die Karte. Es wäre schön, euch ein drittes Mal zu sehen. Alle guten Dinge sind drei, sagt man bei uns in Deutschland", sagte ich.

„A presto", sagte Anna liebevoll lächelnd und ging zurück an ihren Platz. Ich fühlte mich geehrt, dass sie mir ihre Karte in die Hand gedrückt hat. Ich hätte den Mut nicht gehabt und musste an Zsa Zsa und an Sonja denken. Noch eine Frau mehr, war wirklich nicht das, was ich jetzt gesucht habe. Kurz ging mir durch den Kopf, die Karte in den Müll zu schmeissen. Doch aus irgendeinem Grund steckte ich sie in die Hosentasche und machte mich auf den Weg in die Business Class. Ich lächelte und suchte Sonja, doch ich sah sie nirgends.

„Hallo Schatz", erklang es auf Höhe First Class.

„Madam, kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?", fragte ich Sonja, die mich angrinste.

„Renato dachte, wenn schon, dann schon", sagte Sonja sichtlich begeistert.

„Ich freue mich für dich. Zum Glück bist du so weit vorne. Die beiden Italienerinnen von Koh Samui fliegen mit uns mit", sagte ich grinsend und erwähnte nicht die Visitenkarte.

„Hast du Ohropax für mich?", fragte Sonja neckisch.

„Die Kopfhörer werden reichen. Also meine Gute, dann mal bis Indien und einen schönen Flug", sagte ich. Es war komisch, sie jetzt zurückzulassen. Ich bedankte mich bei Renato, für das nette Upgrade und ging ins Cockpit. Richard gab mir ein Update, dass wir wohl in zwanzig Minuten unsere Triebwerke starten können.

Ich war begeistert. Bis jetzt schien alles nicht so schlimm zu sein, wie wir es erwartet hätten. Jedoch benötigen wir heute mindestens dreissig Minuten, um auf die Startbahn zu gelangen. Richard informierte die Gäste, dass es gleich losgehen kann. Ich schaltete die grosse Beleuchtung im Cockpit aus und wir machten uns bereit zum Rollen. Wir schalteten ein Triebwerk nach dem anderen an und begannen aus eigener Kraft zu rollen.

Die Scheibenwischer surrten laut hin und her und wir konzentrierten uns auf die Umgebung und machten den Flieger startklar. Sollten wir aufgrund von Problemen wieder nach Suvarnabhumi zurückkehren müssen, erklärte Richard nochmals den Ablauf sowie die entsprechenden Flughöhen. Es herrschte eine rege Betriebsamkeit, da viele Flieger verspätet die Hauptstadt verlassen möchten. Wir kommen nur langsam vorwärts und müssen oft stoppen. Nach dreissig Minuten waren wir die Nummer zwei für den Start.

Schön war, dass Richard immer einen Moment für ein Spässchen fand, der die Ernsthaftigkeit unseres Unterfangens aber nicht minderte. Xavier wirkte heute erstaunlich ruhig.

„Before Take-off Checklist Completed", liess ich Richard vor dem Erreichen der Startbahn wissen, nachdem wir Punkt für Punkt durchgegangen waren. Praktisch zeitgleich erhielten wir die Startfreigabe. Unser Airbus schwenkte auf die Piste und die Scheibenwischer bewegten sich auf Hochtouren. Die Piste wurde von uns als die richtige identifiziert und war frei.

„So Harry, zufrieden mit all dem hier?", fragte mich Richard.

„I'm very happy, Dumbledore", rutschte mir raus, was ihm noch ein breites Grinsen entlockte.

„Also gut, Take-Off!", sprach Richard und drückte die Schubhebel nach vorne und mit etwas Verzögerung heulten die beiden Rolls-Royce Triebwerke laut auf. Sie übertönten die Scheibenwischer.

„Thrust Set", sagte ich. „Hundert Knoten", nannte ich die Geschwindigkeit, die mir Richard mit einem kurzen „Checked" entspannt beantwortete. Auch ich überprüfte laufend die angezeigten Parameter. Alles im gewünschten Bereich.

Nun sprach eine automatisch generierte Computerstimme „V1". Jetzt mussten wir in die Luft, egal was passiert. Richard nahm, wie es sich gehört, die Hand vom Schubhebel.

„Rotate", sprach ich zu Richard, der den Steuerknüppel nach hinten zog. Der Flieger erhob sich mit einer Verspätung von mehr als 1.5 Stunden in den Himmel. Aufgrund der Wetterlage mussten wir während des Steigfluges einige Gewitterfronten umfliegen. Es war ein schönes Gefühl aus den Wolken zu stechen und auf unsere Reiseflughöhe zu steigen. Überall sahen wir unter uns Blitze aufflackern. Es war ein unglaubliches Schauspiel, das mir selbst heute noch den Atem raubt. Plötzlich spürt man, wie gross und mächtig dieser Planet ist und wie abhängig wir von ihm sind und wo die Dominanz des Menschen endet. Der Flug blieb anfänglich etwas turbulent.

„Ich mag Nachtflüge", sagte Richard nachdenklich, als er aus seinem Seitenfenster blickte.

„Ist mein Erster auf dem A330. Worin besteht für dich der besondere Reiz?", fragte ich den Australier.

„Mich stimmen Nachtflüge erstaunlich philosophisch. Oft gibt es tolle Gespräche und es ist einfach wunderschön, die Sterne zu sehen und das Gefühl zu haben, als ob der Mond unter uns liegen würde", sagte Richard ungewohnt ernst und nahbar. Es war fast so, als ob es keine Fassade aus Witzen und blöden Sprüchen bei ihm geben würde.

„Ich weiss, woher du kommst. Ist wirklich traumhaft", sagte ich und drehte mich zu Xavier nach hinten um. „Na, noch hier bei uns?", fragte ich ihn.

„Yes Sir", kommentierte er knapp und wach. „Wäre schön, jetzt Musik zu hören", fügte er hinzu.

„Und bei dir alles okay, Richard?", wollte ich wissen, weil er wie gebannt aus dem Fenster blickte und die funkelnden Blitze um uns herum anschaute.

„Ja, ist es. Mir geht es gut. Es ist nur ... es war ähnliches Wetter, als ich vor fünf Jahren von Auckland zurück nach Sydney geflogen bin. Als ich am Abend nach dem Flug in meine Einfahrt fuhr, warteten zwei Polizisten auf mich, mit der Nachricht, dass meine Frau versucht hat einem Hindernis auszuweichen und mit dem Auto und meinen beiden Töchtern in einen Baum gefahren ist. Sie konnten nichts mehr für sie tun. Die Ärzte haben noch versucht, meine ältere Tochter am Leben zu erhalten -- vergeblich. Ähm ... Sorry Jungs, das kommt manchmal hoch", sprach Richard sichtlich berührt.

„Sorry, Richard! Das muss die Hölle auf Erden gewesen sein. Oh Gott, das tut mir so leid", sprach ich tief betroffen. Ich streckte ihm meine Hand entgegen, nach der er dankend wie nach einem Rettungsring griff. Obwohl ich ein distanziertes Verhältnis zu ihm hatte, war ich ihm in diesem Moment unglaublich nahe. Er kniff die Lippen zusammen und versuchte stark zu bleiben.

Xavier stand vom Jumpseat auf und streichelte Richard über den Rücken und klopfte ihm auf die Schulter. „Hey, wir sind für dich da", sagte der Spanier wie ein Fels in der Brandung. Er hatte diesen Tonfall in der Stimme, der einem Hoffnung und Zuversicht schenkte. Mit diesem einen Satz sagte er mehr wie ich mit tausend Worten. Ich hoffe, dass ich auch eines Tages eine solche Reife wie Xavier erreiche. Auch für Richard war Xaviers Stimme wie ein Lichtblick. Er fing sich wieder.

„Kennt ihr Pappnasen eigentlich ‚Teardrop' von Massive Attack? Dieses Lied hat mich damals weitermachen lassen", sagte Richard verlegen in Xaviers Richtung und versuchte kurz den Starken zu mimen. Vielleicht hat die vorherige Aussage des Spaniers, dass es schön wäre, Musik zu hören in Kombination mit dem Wetter bei Richard diese traurige Erinnerung geweckt. Für mich war es ein unglaublich intimer Moment und der blosse Gedanke an diesen Schicksalsschlag liess mich erschaudern. Ich erinnerte mich an den Song und begann den Takt von Teardrop mit der flachen Hand auf dem Panel über dem Autopiloten zu klopfen und den letzten Takt klopfte ich auf den Oberschenkel.

„Love, love is a verb,

Love is a doing word", sangen Richard und ich praktisch zeitgleich. Xavier kannte das Lied, aber offenbar nicht den Text und summte mit. Auch ich kannte den Text nicht sehr genau und summte mit Xavier mit. Letztendlich summten wir alle drei wohl eine Minute lang zusammen diesen Trip-Hop Klassiker und es war wie eine Befreiung für mich.

Ich konnte all den Scheiss, den ganzen Ballast mit Sonja und Stacy zusammen mit dem schlechten Wetter in Thailand hinter mir zurücklassen. Und selbst wenn Zsa Zsa schwanger sein sollte, wusste ich, dass ich das hinbekommen kann. Wenn Richard der grösste Schmerz eines liebenden Menschen widerfahren ist und er noch immer lächeln kann, sollten meine Probleme mich nicht aus der Bahn werfen. Ich bewunderte ihn plötzlich in gewisser Hinsicht.

„Na, ist zwischen dir und Sonja alles wieder gut?", fragte mich Richard überraschend.

„Nein, wir haben uns getrennt", sagte ich, ohne ihm etwas vormachen zu wollen. Alles andere hätte diesen magischen Moment entweiht. „Wir hatten einen Dreier mit einer anderen Frau und die könnte jetzt schwanger sein. Das gab den Todesstoss", sagte ich so offen, wie Richard zu uns war. Er schaute überrascht, aber irgendwie bekümmert aus dem Fenster nach vorne.

„Scheisse, das ist für euch alle drei ziemlicher Bockmist", sprach Richard Tacheles. Xavier schaute mich komplett fassungslos an. Im Gegensatz zu Richard wusste er, wer die womöglich Schwangere sein könnte. Er war baff. „Liebst du die andere, die du vielleicht geschwängert hast?", fragte Richard mehr wie ein Freund als ein Kommandant.

„Ich kann dir das nicht sagen", sprach ich mein Unwissen aus.

„Kacke, das ist natürlich blöd. Xavier, was meinst du?", fragte ihn Richard.

„Was soll ich dazu sagen. Ich bin schwul. Ich verstehe nicht viel von Geschwängerten und solchen Sachen", sagte Xavier zu Richard.

„Was, du bist ne Schwuchtel? Komm mir jetzt nicht mit sowas! Wirklich? Du?", sagte Richard überrascht. Aber in der scherzhaft ruppigen Äusserung schwang auch ganz viel Anerkennung für seine Offenheit mit.

„Jepp, so ist es", sagte Xavier wie gewohnt sehr ruhig.

„Geil. Wirklich geil, dass du so offen darüber sprichst und mit dir so im Reinen bist", sagte Richard.

„Ja, aber das löst Martins Problem nicht", sagte Xavier ruhig.

Was hast du der Frau wegen der Schwangerschaft gesagt?", wollte Richard wissen.

„Na ja, dass ich zu ihr stehen werde. Wegen mir ist sie ja in dieser Situation", sagte ich.

„Gut, du übernimmst Verantwortung. Das machen nicht alle", sagte Xavier.

„Ja, aber ist es gut für das Kind, wenn sich die Eltern nicht lieben?", fragte Richard berechtigterweise.

„Wir sind auf gutem Weg, uns zu verlieben", sagte ich.

„Nur so ein Tipp von einem alten Hasen. Als ich meine Frau kennengelernt habe, wusste ich, dass ich Kinder von ihr will. Nachdem sie mir mit meinen beiden Engeln genommen wurde, war der Zug abgefahren. Ich wusste, niemand wird in ihre Fusstapfen treten können. Drum ist das alles nur noch wie ein Spiel für mich. Vielleicht gewöhnt man sich an eine, wie zum Beispiel bei Mila oder so. Aber ein Kind, niemals", sagte Richard gut gemeint.

„Ich habe ein paar Freunde, die verdammt gute Eltern sind, die ursprünglich aus ‚Versehen' ein Kind bekommen haben. Es kann auch gut gehen", sagte Xavier.

„Na ja, zuerst muss sie mal schwanger sein und dann sehen wir weiter", fügte ich hinzu. Ich wollte garnicht lange über das Thema sprechen, doch trotzdem stellte ich mir die Frage, ob ich Zsa Zsa auch hätte näher kennenlernen wollen, wenn sie nicht schwanger wäre und es weder Sonja noch Stacy geben würde.

„Jungs, können wir all das Besprochene nach der Ankunft hier im Cockpit zurücklassen?", wünschte Richard, was für mich einer Erleichterung gleichkam.

„Ja, so machen wir das", sagte ich. Xavier stimmte zu.

Über dem Golf von Bengalen kam auch schon Sonja zu uns nach vorn, was die Stimmung ungeheuer auflockerte. Es freute mich, sie zu sehen. Richard nahm sein Essen ein und ich überwachte das Flugzeug.

„Na, Sonja. Verwöhnen dich unsere Leute?", fragte Richard, als er sich das kleine Brötchen auf dem Tablett halbierte, das er zu seinem Meeresfrüchtesalat geniessen wollte.

„Ja, ist ganz nett eure First Class, wirkt mit dem Holz aber etwas altbacken. Aber der Service ist gut", sagte Sonja und liess schmunzelnd ihre Augenbrauen hüpfen.

„Unsere First auf dem A330/A340 ist scheisse. Anderswo ist das eine Business. Aber die Girls leisten gute Arbeit", sagte Richard zustimmend.

„Interessanterweise sind es zwei Männer, die mich bedienen", sagte Sonja herausfordernd.

„Ich dachte, du lässt dich nur von unserem Harry Potter bedienen?", sagte mein Captain schmunzelnd. Ich wusste, dass er jetzt mit ihr spielen wird, weil er wusste, dass wir nicht mehr zusammen sind.

„Nur wenn ich festen Boden unter den Füssen habe", sagte sie und lächelte mich an, als ob wir noch zusammen wären.

„Welche drei Dinge magst du eigentlich am liebsten an Martin? Ich mag, dass er halbwegs gut fliegt, manchmal einen lustigen Witz bringt und er mir das Gefühl gibt, der beste Pilot hier im Cockpit zu sein", sagte Richard, als er die Butter auf die eine Brothälfte schmierte.

Xavier lachte ironisch auf, was fast schon einen protestierenden Charakter hatte.

„Ich liebe seine respektvolle Art, das Gefühl offen über Probleme reden zu können und noch ein paar andere Features, die ich jetzt nicht auf den Voice Recorder sprechen möchte", sagte Sonja schmunzelnd. Sie sprach damit ein System an, das die im Cockpit geführten Gespräche der letzten zwei Stunden aufzeichnet. Das ist besonders bei Zwischenfällen für die Ermittler von Bedeutung.

„Erzähl es ihm ruhig, was du alles an mir magst. Das Gerät nimmt nur die letzten zwei Stunden auf, der Anfang wird wieder überschrieben", scherzte ich.

„Was magst du eigentlich an diesem aufmüpfigen Frauenzimmer?", fragte mich Richard.

„Na ja, ich mag ihren Charme, den Humor sowie ihren Musikgeschmack", sagte ich nett, aber nicht ganz so schwärmend wie Sonja.

„Das mochte ich auch an meiner Oma", sagte Richard grinsend und pikste mit seiner Gabel in den Salat.

„Glaub mir, es gibt noch tausend Dinge an ihr, die dir bei deiner Oma niemals in den Sinn gekommen wären. Und ich bin mir sicher deine Oma war eine tolle Frau", sagte ich und Xavier und Richard lachten.

„Was hat dir an deiner Oma gefallen?", fragte Sonja Xavier und ich legte meine Aufmerksamkeit auf den Navigationsbildschirm und überprüfte danach, ob der Kraftstoffverbrauch im grünen Bereich lag. Alles verlief nach Plan. Im indischen Luftraum versuchte ich noch einige Tricks mit Richard auszuspielen, um etwas von unserer Verspätung gutzumachen.