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Alle Kommentare zu 'Sarah im Badeanzug'

von Ariovist

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  • 2 Kommentare
Auden JamesAuden Jamesvor mehr als 8 Jahren
Eine dreckige Kleinigkeit für Zwischendurch

Der vorliegende Text befindet sich auf halbem Wege zwischen einer richtigen Geschichte und der Schilderung einer Fantasie. Für eine richtige Geschichte ist das Geschehen noch viel zu unstimmig (z. B. das unmögliche Auftauchen des Kumpels aus dem Bad, der zuvor am Strand zurückblieb) und für eine bloße Fantasieschilderung finden sich zu viele Hintergrund- und Handlungselemente (z. B. Wette am Strand, Gedanken des Erzählers zur Abschlussfahrt etc.). Diese Unterwicklung schlägt sich logischerweise negativ im Leseeindruck nieder. Und wo wir schon bei den negativen Sachen sind anbei gleich drei Detailkritiken:

1. Dem folgenden Satz ist der Sinn verlorengegangen: „Ihrer [gem. ist Badeanzug, Anm. AJ] war an den Hüften großzügig ausgeschnitten, was ihre Brüste herrlich zur Geltung brachte.“ Hüftausschnitte bringen Beine u/o Intimregion zur Geltung, nicht den Busen (letzteren bringt das Dekolleté zur Geltung!).

2. Ähnliche Logik- bzw. Sinnprobleme (neben einen kleinen Zeichensetzungsproblem) weist der folgende Satz auf: „Jetzt musste ich einen guten Spruch finden um mit ihr in Kontakt zu kommen.“ Der Kontakt zu der gemeinten weiblichen Figur ist – auch physisch – bereits hergestellt. Ego besteht auch die Notwendigkeit eines „guten Spruch[s]“ nicht mehr!

3. Es gilt den Unterschied zwischen Vulva und Vagina zu beachten: „Ich sah, wie sie sich mit beiden Händen die Vagina hielt [...].“ Die Vagina ist das schlauchartige Organ im Innern der Frau. Wenn diese dieses mit beiden Händen halten könnte, dann wäre etwas wirklich Schlimmes passiert (denn dazu hätte das innere Organ zuvor nach außen gelangen müssen)!

Positiv fällt die Sprache des Erzählers auf, der eine gewisse Eigenständigkeit zukommt, die fast schon wie „Stil“ wirkt (diese Bezeichnungen aber noch nicht rechtfertigt, da sie im Großen viel zu ungeschliffen ist). Damit ist der Text vielen anderen schon einen entscheidenden Schritt voraus! Ferner vergrößern diesen Vorsprung – natürlich! – die abseitigen Praktiken, es wird in ein Kondom uriniert und defäkiert, die in vergleichsweise anschaulichen Beschreibungen dem geneigten Leser nahegebracht werden. Zudem versteht es „Ariovist“ in der Fahrstuhlszene, die aus heiterem Himmel – natürlich! – völlig unstimmig ist (s. Eingangskritik), eine gewisse Spannung zwischen den Figuren aufzubauen, die die erotische Wirkung der abseitigen Aspekte zusätzlich verstärkt. Der anschließende konventionelle Koitus, der wie in bloßer Sorge um den Massengeschmack nachgeschoben wirkt, fällt dagegen grau und spannungslos aus.

Überdenken sollte der Autor für den Fall weiterer Gehversuche auf dem Gebiet des pornographischen Schreibens neben all den zuvor kritisierten Aspekten zudem den Gebrauch der Gedankenrede im vorliegenden Text, die in einfache Anführungsstriche gesetzt wird; das wirkt distanziert und antiquiert. Ungleich moderner und lebendiger dagegen wirkt die erlebte Rede (obgleich diese, zugegeben, ungleich schwerer wirkungsgerecht umzusetzen ist).

Fazit: Ein Text, der sich in seinem abseitigen Höhepunkt – NS & KV treffen Kondom – und der vergleichsweise eigenständigen Sprache seines Ich-Erzählers lesbar vom Gros der sonstigen LIT-Veröffentlichungen abhebt. Kann man bei Interesse durchaus lesen!

–AJ

Auden JamesAuden Jamesvor mehr als 8 Jahren
∴ { ◊ • 1 ½ STERNE • ◊ }

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