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Schamlose Mädchen

Geschichte Info
Die Serien-Geschichte überarbeitet und ergänzt.
18.2k Wörter
4.61
12.1k
5
Geschichte hat keine Tags

Teil 7 der 8 teiligen Serie

Aktualisiert 10/06/2023
Erstellt 12/14/2022
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Dies ist die überarbeitete Fassung der gleichnamigen neunteiligen Serie als eine zusammenhängende Geschichte. Ich danke allen Userinnen und Usern, die mir Kommentare oder persönliche Rückmeldungen gegeben haben. Alle, die für mich nachvollziehbar waren, habe ich berücksichtigt.

Ankunft

Ihr Ferienquartier auf Korsika, eine hauptsächlich von Familien aus Deutschland und den Benelux-Staaten bewohnte Naturisten-Anlage, hieß San Carlu. So stand es in großen Buchstaben zusammen mit dem Zusatz Village Naturiste in großen Buchstaben an der von blühendem Oleander eingerahmten Einfahrt, an die sich eine Umzäunung anschloss, damit auch ja niemand hüllenlos einen falschen Weg nahm. Die beiden Torflügel waren weit geöffnet und im langsamen Heranrollen konnte Hannah erkennen, dass die auf einer Seite von Eukalyptus-Bäumen gesäumte Sandpiste direkt am Strand endete, denn am Ende war nur das Blau des Meeres oder des Horizonts zu sehen. Hinter weiteren Oleanderbüschen und Hecken aus verschiedenen mediterranen Buschpflanzen lagen die Gärten der zweigeschossigen, in Beige-Tönen angestrichenen Ferienhäuser mit den braunen Ziegeldächern. Es wirkte so, als wolle jeder, der hier wohnt, wenn er nicht am Strand ist, vor der Welt geschützt sein. „Da ist es, Nummer 52", sagte Hannahs Freundin Ina.

In dem Moment wachte auch Inas Tochter Britta auf, die seit dem Verlassen der Fähre im Hafen von Bastia auf dem Rücksitz gedöst hatte, weil sie die Landschaft nicht interessierte. Sie ließ das Seitenfenster herunter, um besser hinaus sehen zu können. „Ist ja alles menschenleer", maulte sie. Vor der Reise hatte sie schon immer mit ähnlichen Bemerkungen gegen die Wahl dieser Anlage rebelliert, wäre lieber in eines der großen Feriendörfer für Naturisten am Atlantik gefahren, wo es viel Animation für Jugendliche gibt. Dort waren sie vor zwei Jahren gewesen.

„Es ist kurz vor 13 Uhr. Die Leute sind bestimmt alle am Strand", sagte Ina. „Aber es parken fast keine Autos hier", maulte sie weiter. „Der Parkplatz war vorne an der Einfahrt. Jetzt komm mal runter", hörte sie ihre Lebensgefährtin Hannah sagen. „Jetzt wird erst einmal ausgepackt." Während Hannah ihren Koffer und Rucksack nahm sowie Ina Koffer und Handtasche, beließ es Britta bei ihrem Rucksack. Sie lief gleich ins Obergeschoss und kam nach wenigen Sekunden zurück, nackt. „Ich will jetzt schwimmen", sagte sie und ließ die beiden stehen. Was Ina darauf antwortete, konnte Hannah nicht verstehen. Mal schauen, wer jetzt Brittas Reisetasche holen würde.

Zum ersten Mal seit etwa zwei Jahren hatte Hannah Britta gerade wieder ganz nackt gesehen, denn im letzten Jahr hatte sie einen Segelurlaub mit einer Jugendgruppe der Kirchengemeinde gemacht. Hannah war etwas erstaunt, denn in dieser Zeit hatte sich Britta körperlich von einem Mädchen zur jungen Frau entwickelt. Das war ihr gar nicht so aufgefallen, da Britta neben ihrem Zimmer ein eigenes Bad hatte und ihre Figur durch eine Abneigung gegen besonders figurbetonte Kleidung oder das Herumlaufen im Haus in Unterwäsche schon länger zu einer Art Geheimnis gemacht hatte.

Inzwischen war aus den leichten Wölbungen von vor zwei Jahren Brüste mit C-Körbchen geworden. Dazu fehlte im Gegensatz zum letzten gemeinsamen Urlaub wieder die Bikini-Hose und ihre Schambehaarung hatte Britta komplett entfernt. „Sehr mutig, mit 15, aber sie könnte auch für 17 oder 18 durchgehen", dachte sich Hannah. Viel mehr beschäftigte sie aber, dass Ina sich durchgesetzt hatte, was das Mitreisen von Britta anging. Jenseits der Segelgruppe wollte sie ihre Tochter erst nach dem Abitur verreisen lassen. Und die hatte im Gegensatz zum letzten Jahr wieder Interesse an FKK, wollte unbedingt mit und Ina versagte es ihr nicht.

Es hatte zwischen Ina und ihr keinen wirklichen Streit gegeben, aber Hannah hatte das Gefühl, dass Zeit zu zweit ihnen gut getan hätte, weil ihnen der Einklang in den letzten Monaten mehr als nur etwas abhanden gekommen war. Ina hatte die Kunden einer anderen Werbeagentur übernommen und seitdem unheimlich viel Zeit im Büro ihrer Agentur verbracht, die sie seit einem Schlaganfall ihres Vaters vor fünf Jahren alleine führen musste. Der hatte immer gedacht, ein Ehemann von Ina würde mal als Partner einsteigen, doch im Studium hatte sich Ina bewusst auf One-Night-Stands mit Männern eingelassen und war schwanger geworden. Ansonsten gab es davor und danach nur Frauen in ihrem Leben, was sie ihren Eltern aber erst später offenbart hatte.

Hannah hatte Ina während eines semesterbegleitenden Praktikums in ihrer Agentur kennengelernt. Zwei Monate nach dem Praktikum wurden sie ein Paar, hatten da aber schon über drei Monate immer wieder mal Sex miteinander gehabt. Die Agentur-Welt war nichts für Hannah, aber für Ina. Deshalb bewarb sich Hannah zum Ende des Studiums erfolgreich für ein Volontariat in einer städtischen Pressestelle und fand danach übergangslos eine Anstellung in der PR-Abteilung eines mittelständischen Unternehmens. Dort durfte sie schon nach einem Jahr an internen Qualifizierungsmaßnahmen teilnehmen, ist in absehbarer Zeit Kandidatin für den Wechsel in eine höhere Position.

Britta und Hannah waren für Ina seit einigen Wochen also zur Nebensache geworden, hatten das bis jetzt irgendwie klaglos hingenommen. Britta hatte schon den einen oder anderen Giftpfeil in Richtung ihrer Mutter abgeschossen und ihr Leben seit einigen Monaten mit einer gewissen Rücksichtslosigkeit gelebt. Aber so richtig zur Sprache gekommen war es nicht. Hannah fand Inas Verhalten ebenfalls etwas rücksichtslos. Sie hatte Versuche unternommen, mit ihr ins Gespräch zu kommen, doch wirklich gelungen war ihr das nicht. Überhaupt verbanden sie inzwischen fast nur noch ritualisierte Abläufe. In der wenigen Freizeit am Wochenende waren alle Dinge abhanden gekommen, die für Jugendlichkeit und Ungezwungenheit standen. Hannah nahm zum ersten Mal den Altersunterschied von zehn Jahren zwischen ihnen wahr, fühlte sich gerade in Sachen Freizeitgestaltung und Leben miteinander Britta näher als Ina. Die intimen Momente, die zuletzt immer weniger geworden waren, ließen Hannah etwas wehmütig an den Beginn ihrer Beziehung denken.

Die Häuser von San Carlu standen in Reihen versetzt zueinander und waren durch viele Fußwege miteinander verbunden. Alle mediterranen Pflanzen von der Zypresse bis zur Bougainville waren in den Gärten und entlang der Wege zu sehen. Eine kleine Allee von Palmen markierte die Grenze zum Strand, der unterhalb einer kleinen Steilküste lag. Sie hatten ein etwas größeres Haus gemietet mit einer großen Wohnküche, großzügigem Bad und großer Terrasse im Erdgeschoss sowie zwei über eine recht steile Holztreppe zu erreichenden Zimmern im Obergeschoss. Im Inneren war alles in mediterranem Stil eingerichtet und die Veranda so groß, dass es neben einem Essplatz eine Lounge-Atmosphäre verströmende Sitzgruppe gab. „Hier draußen werden wir lange sitzen", meinte Hannah.

Die Luft im Haus war aufgrund der Hitze doch etwas stickig. Die Reinigungskraft hatte die Fensterläden nicht geschlossen. Die neuen Gäste sollten wohl nicht als ersten Eindruck von ihrem Quartier den Blick in einen dunklen Raum haben. Hannah öffnete einen Fensterläden sowie die Verandatür und trat hinaus. Sie hielt inne. Es war bis auf ein ganz leichtes Rascheln der Blätter der Eukalyptus-Bäume nichts zu hören. Nachts würden sie hier wahrscheinlich vollkommene Ruhe haben.

Hannah schaute sich um. Ina war nicht zu sehen. Sie musste wohl nach oben gelaufen und schon mit dem Auspacken der Koffer beschäftigt sein. „Lass uns den Strand anschauen und erst nach einem Bad im Meer auspacken", rief Hannah hinauf, zog sich aus und legte ihre Kleidung auf einen der Stühle am Essplatz der Veranda. Sie ging zu einem der Bougainville-Büsche und genoss den Duft. In diesem Moment umarmte Ina sie von hinten und ließ sie ihre Brüste im Rücken spüren. „Ja, hier können wir es aushalten und am Meer noch viel besser. Lass uns gehen." Ein kurzer Kuss und Ina schloss die Verandatür ab, griff zu den Badelaken und nahm Hannah an die Hand, um durch das Gartentor auf den Weg zum Strand zu kommen.

*

Nach Britta gingen nun auch sie im Lichtkleid Richtung Meer. Schon vor dem Weg hinunter zum Strand, der in die kleine Steilküste geschlagen worden war, genoss Hannah den Blick aufs Meer. Es lag ruhig unter einem wolkenlosen Himmel. Hier und da glitzerte es. Aus einiger Entfernung war etwas Lärm von badenden und spielenden Kindern zu hören. Zusammen mit dem Himmel ergab sich ein wunderschönes blaues Farbenspiel. Für einen Moment überfiel Hannah eine innere Lähmung, die sie in den letzten Wochen immer wieder gespürt hatte. „Ich denke, Du willst ins Wasser", hörte sie Ina sagen, die sie sogleich am Arm weiter zog Richtung Weg hinunter zum Strand. Dort sahen sie an der Wasserkante Britta liegen, die einen Teil ihres Körpers immer aufs Neue von den ganz leichten Wellen überspülen ließ. Hannah war beeindruckt, denn Brittas Körper hatte wirklich schon viel weibliche Ausstrahlung und nahezu nichts mädchenhaftes mehr.

Sie legten ihre Handtücher hinter Britta ab und schwammen erst einmal ein Stück hinaus. Das Wasser war an dieser Stelle sehr flach und es dauerte lange, bis Hannah keinen Boden mehr unter den Füßen finden konnte. Das Wasser war warm, nur ab und an spürte sie an den Füßen eine kühle Unterströmung. Der Strand war nun mindestens 50 Meter vom Ufer entfernt. Soweit sie das überblicken konnte, war er so gefüllt, dass sich immer genug Abstand zur nächsten Familie halten ließ, wenn man es denn wollte. Hannah war anfangs schnell hinaus gekrault und es dauerte eine Weile, bis Ina ihr nahe war. „So ein Wettschwimmen kannst Du mit Britta machen", rief sie mit vorwurfsvollem Blick und kehrte um, bevor sie überhaupt bei Hannah angekommen war.

Solche Momente hatten in letzter Zeit stark zugenommen. Da, wo es sonst Zärtlichkeit gegeben hatte, stand inzwischen eine schroffe Bemerkung oder einfach nur Schweigen. Hannah musste sich eingestehen, dass sie sich irgendwie daran gewöhnt hatte. So, wie sie im letzten Sommer im Alltag jenseits von Zärtlichkeiten noch mit Ina geredet hatte, sprach sie nun mit Melanie, die vor vier Monaten als Trainee in die Firma gekommen und Hannah zugeordnet worden war. Die beiden waren, obwohl Hannah acht Jahre älter war, ganz rasch sehr vertraut miteinander geworden.

Hannah hatte allen Versuchen von Melanie, sich über einen Macchiato nach Feierabend hinaus zu verabreden, bisher widerstanden. Dass sie beide lesbisch sind, wussten sie schon in der zweiten Arbeitswoche voneinander. Vor dem Urlaub hatte Hannah oft wach gelegen und gegrübelt, ob sie einmal intensiver über ihre Beziehung zu Ina und das, was der Kontakt zu Melanie mit ihr machte, nachdenken müsste. Der sieben Kilometer langer Strand, den sie aufgrund von Inas Abneigung gegen Strandspaziergänge in den nächsten zwei Wochen wohl allein erkunden müsste, würde ihr viel Zeit und Raum dafür geben. Hannah holte einmal tief Luft, tauchte ab und schwamm zurück Richtung Strand. Es war schön, wieder die Strömung des Wassers an den nackten Brüsten zu spüren, nun wieder zwei Wochen ein weitgehend hüllenloses Leben zu führen.

Am Strand war es nicht Ina, sondern Britta, die ihr das Handtuch zuwarf, als sie aus dem Wasser kam. Hannah trocknete sich schnell ab. Schweigend gingen sie die unregelmäßigen Stufen der mit Holzbohlen gebauten Treppe vom Strand zu den Häusern hinauf. Am Strandstück, das zur Anlage gehörte, lagen nicht einmal zwei Dutzend Familien. In den Gärten waren keine weiteren Menschen zu sehen. Hannah merkte, dass sie Ina und Britta hinter sich gelassen hatte und blieb auf halbem Weg zu ihrem Haus stehen. „Guten Tag", hörte sie auf einmal eine Stimme aus einem Garten. Ein Mann war gerade damit beschäftigt, seine Hecke etwas zu schneiden. Ina und Britta grüßten nun zusammen mit Hannah freundlich zurück und berichteten, dass sie auf der Treppe noch eine Eidechse etwas länger beobachtet hätten. Sehr routiniert verstauten alle drei jetzt das Gepäck in den Schränken und Schubladen. Britta war schnell am Auto gewesen. Dann zogen sie sich neben einem Slip nicht mehr als ihre leichten, langen Sommerkleider an und erledigten routiniert den Einkauf im Supermarkt. Eine Stunde später sollte nach einem Stück Zitronen-Tarte und einem Espresso ein unbeschwerter Sommerurlaub mit weiterer Zeit am Strand endlich so richtig beginnen.

Erster Strandspaziergang

Zur Überraschung von Hannah hatte Ina nach der Rückkehr vom Supermarkt gesagt: „Lass uns einmal durch die Anlage laufen und nicht direkt zum Strand", was bei Britta natürlich zu einem Stöhnen führte, um zu signalisieren, dass sie sich in keiner Weise angesprochen fühlte. Wie schon drei Stunden zuvor schnappte sie sich ihr Handtuch und lief davon. „Manches Haus und mancher Garten sind aber primitiv gestaltet oder hätten dringend eine Renovierung nötig", sagte Ina. „Was kümmert es Dich. Wir haben ein schönes Haus und brauchen sonst nur diesen wundervoll breiten Strand und das flache Wasser", entgegnete Hannah.

Es waren am Strand ausschließlich Familien zu sehen oder Paare, die allesamt etwas Abstand zueinander hielten. Ein Stück entfernt erblickte Hannah zwei schwule Paare. Einige Leute hatten Liegestühle mit an den Strand gebracht und Sonnenschirme aufgestellt. Nur jüngere Frauen, Jugendliche und Kinder lagen in der Sonne ausgestreckt auf ihren Badetüchern. Die Nacktheit lebten hier, obwohl es im Gegensatz zu anderen Anlagen keine Strandordnung gab, die das zur Pflicht machte, bis auf einige Jugendliche mitten in der Pubertät alle.

„Lass uns hier rüber gehen. Ich will nicht am Regenbogen-Beach liegen", zeigte Britta in Richtung der schwulen Paare, ließ wieder einmal eine Spitze gegen Homosexuelle ab. Die Versuche von Svenja, lesbische Patentante von Britta und Cousine von Ina, sie szenenmäßig zu vereinnahmen, waren mit der Hochphase der Pubertät ins Gegenteil umgeschlagen. Britta akzeptierte es, Teil einer Regenbogen-Familie zu sein, lehnte aber alles ab, was darüber hinaus mit der LGBTQ+-Community zu tun hatte. Hannah ärgerte das sehr, doch wollte sie vorerst nichts weiter sagen, weil auch Ina sich in diesem Moment, wie meist bei solchen Sätzen, zum Schweigen entschlossen hatte.

„Schau mal, der Hund ist irgendwie etwas abgemagert", sagte Britta auf einmal und zeigte auf einen am Übergang von der Treppe hinunter zum Strand schnüffelnden Vierbeiner. „Wer weiß, wo die herkommen", ergänzte Ina. Britta versuchte, den Hund anzulocken, doch der schaute sie nur missmutig an und verzog sich. „Sie sind scheu", meinte Britta daraufhin. „Die haben schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht. Auch in einer solchen Anlage kann das passieren", gab Ina einen weiteren Kommentar ab. Er war negativ, wie so viele Äußerungen von ihr in letzter Zeit. Hannah nervte das irgendwie. Sie sagte aber nichts.

Um sie herum schienen sich die Leute schon auf den Abend vorzubereiten. Der Badestrand leerte sich bereits etwas. „Deutsche halt. Die sind noch vor 19 Uhr beim Abendessen", ätzte Ina. „Ich laufe jetzt erst einmal ein Stück den Strand entlang", meinte Hannah. Sie wollte die zwei mit ihrer schlechten Stimmung jetzt besser allein lassen. Wenn sie der Blick auf der Landkarte nicht getäuscht hatte, lag San Carlu fast in der Mitte des etwa sieben Kilometer langen FKK-Strandes. Hannah wollte nun einfach mal ein Stück Richtung Norden gehen. Dank der Windspiele, die von den Betreibern der Strandbars aufgebaut worden waren, konnte sie aus der Ferne mögliche Etappenziele erkennen. Zwischen zwei von ihnen lag eine große Lücke. Spätestens an deren Beginn würde sie wieder zurück nach San Carlu laufen, den Rest vom Strand an den nächsten Tagen erkunden.

Es waren wohl hauptsächlich die älteren Semester, die sich so früh zum Beenden des Strandtages entschlossen hatten. Am benachbarten Campingplatz hielt es noch viele am Strand, darunter zwei weitere schwule und ein lesbisches Paar. Die Surf- und Segelschule hatte gerade die letzte Unterrichtsstunde beendet. Das gesamte Team war nun damit beschäftigt, alles wieder von der Wasserkante ins Lager zu bringen. Gleich dahinter wechselten sich fast 20 Männer, Frauen und Jugendliche beim Volleyball ab. Und alle, die sie bisher gesehen hatte, waren nackt. Das gefiel Hannah, ganz im Gegensatz zu der aus ihrer Sicht zu hohen Textilquote im letzen Jahr am Atlantik, wo zwar Schilder standen, aber von Seiten des Betreibers der Anlage scheinbar niemand auf Einhaltung des Nacktheitsgebots achtete und drängte. Kurz hinter der dritten Strandbar ragte eine kleine Landzunge etwas ins Wasser hinein. „Dort werde ich umkehren", sagte sich Hannah.

Sie näherte sich dieser Stelle und sah, dass zwei Frauen damit beschäftigt waren, Fotos zu machen. Hier, an einem freien Strand, war das möglich, in naturistischen Ferienanlagen ist es das Tabu schlechthin. Links von den beiden lagen ein Mann und ein Junge. „Es müssen Mutter und Tochter sein", dachte Hannah und machte einen kleinen Bogen weg von der Wasserkante, um die zwei Frauen nicht zu stören. Sie setze sich auf einen Baumstamm, der auf dem Strand lag, und schaute zu ihnen hinüber. Für eine Moment erschrak sie, denn die jüngere von ihnen hatte große Ähnlichkeit mit Melanie. Sehr genau schaute sie sich die Frau an, um sicher zu sein, dass es nicht Melanie war, die da posierte. Das konnte Hannah schnell verneinen. Das Mädchen war vielleicht sogar noch unter 18. Dennoch konnte Hannah sich nicht von diesem Körper lösen. Von Melanies Körper kannte sie nur die Silhouette, aber die des Mädchens entsprach der Vorstellung, die Hannah sich vor einiger Zeit in einem Tagtraum von Melanie gemacht hatte. Das Mädchen war auch um die 1,75 Meter groß, der Körper bereits sehr intensiv nahtlos braun. Die apfelförmigen Brüste standen perfekt und im völlig haarlosen Schambereich bedeckten die äußeren Schamlippen alles, was darunter lag. Es sammelte sich keine Feuchtigkeit in ihrer Mitte, aber Hannahs Brustwarzen hatten sich längst aufgerichtet und signalisierten ihr, dass dieses Mädchen eine Wirkung auf sie hatte. Selbst überrascht von dieser Regung stand Hannah auf und ging nachdenklich den Strand zurück nach San Carlu.

*

Beim Abendessen in der Strandbar zeigte sich bei Hannah, Ina und Britta die für das Ende des Anreisetages typische Müdigkeit. Alle schauten nach dem Essen ihrer wirklich leckeren Pizzen von der Strandbar aus etwas versonnen auf das Meer und den aus ihm heraus aufgehenden Mond. Als sie wieder ihr Haus erreichten, war es schon dunkel und von überall her drang pausenlos das schrille Zirpen von Zikaden. Hannah blieb stehen, weil sie das in seiner Intensität faszinierend fand. Doch dann nahm sie das Geräusch einer heran nahenden Stechmücke direkt an ihrem Ohr wahr und wurde im selben Augenblick schon im Nacken gestochen. „Komm schnell rein und mach die Tür zu", rief Ina. „Hier sitzen sie überall an den Wänden", rief Tanja aus dem Badezimmer. „Dann machen wir im Sommerurlaub wohl Abende im Haus statt auf der Veranda", schaltete sich Ina wieder ein.

Hannah ärgerte sich über das Verhalten der beiden. Denn eine von Ihnen hatte im Bad das Licht nicht abgeschaltet, als sie gegangen waren, und die mit einer viel zu hellen Birne versehene Außenbeleuchtung war ebenfalls eingeschaltet. In die Wohnung konnten die Tiere gelangen, weil ein Insektengitter defekt war, auf der Veranda eben die Beleuchtung brannte und in einer Ecke auch noch ein von wem auch immer mit Wasser gefüllter Blumentopf stand, der Hannah schon am Nachmittag aufgefallen war. Sie hätte ihn da besser ganz schnell beseitigen sollen.

„Naja, wir können unseren Wein ja auch hier trinken", meinte Ina, die inzwischen alle Fenster geschlossen hatte. „Ich habe im Bad alle Mücken mit heißem Wasser von den Wänden entfernt. Jetzt gehe ich im Haus auf die Jagd. Ich will in der Nacht nicht zerstochen werden", maulte Britta sie an und in den nächsten zehn Minuten waren im Wechsel ihre Flüche und das Klatschen gegen die Wände zu hören. „Ich habe gesehen, dass beim Supermarkt ein Baumarkt ist. Da hole ich neue Fliegengitter und einen schönen Kerzenständer. Und ich werde am Morgen schauen, dass es rund ums Haus keine Brutstätte für die Biester mehr gibt", kündigte Hannah an und gähnte. „Ich bin zu müde für einen Wein." Mehr als einen kurzen Kuss gab es zwischen Hannah und Ina nicht. Hinter verschlossenen Türen und Fenstern fielen sie alle in einen unruhigen Schlaf. Erst als es schon etwas dämmerte stand Hannah auf und riss die Fenster auf. Erstes Vogelgezwitscher hatte längst eingesetzt und Gedanken an Britta, Melanie und das unbekannte Mädchen vom Strand machten sich in ihrem Kopf breit.