Seniorenresidenz Waldesruh 2v4

Peter stand schon an der Tür, als der Doktor Pia die Hand zum Abschied reichte. Dann, an seinen Vater gewandt, grinste er und meinte: "Also wenn das mit eurer Hochzeit nicht klappt ... ich würde schon einspringen ...!"

"Ja, ja. Das könnte dir so passen!", lachte Peter und zog die verdutzte Pia am Arm aus dem Büro.

Nachdem sie das Spalier der schmachtenden Helferinnen durchquert hatten und wieder alleine im Fahrstuhl standen, fragte Pia: "Sind eigentlich alle Gynäkologen so ...?"

Peter lachte auf und schaute sie von oben herab an. "Nicht alle. Aber die meisten!"

Als nächstes wollte Peter zur Bank, und auf dem Weg dorthin durchquerten sie die Einkaufspassage. Sie blieben vor einigen Schaufenstern stehen, aber Peter hatte wenig Sinn für Schuhe oder Kosmetikartikel. Vor einem Juwelier bestaunte Pia einen herzförmigen Anhänger, während er sich eher für eine Uhr begeistern konnte. Aber Peter schien es eilig zu haben und so gingen sie weiter, bis sie das Bankgebäude betraten. Während Pia in der Halle wartete, wurde Peter von einem älteren Herrn abgeholt und in ein Büro geführt.

Es war fast eine Stunde vergangen und Pia wurde langsam unruhig. Sie glaube zwar nicht, daß dem alten Herrn etwas passiert war, aber vielleicht war er ausgebüchst? Pia verwarf diesen Gedanken aber sofort wieder, denn wer würde schon aus dem Paradies flüchten? Es dauerte dann noch eine Viertelstunde, bis Peter mit dem Bankmenschen erschien und sich die Beiden herzlich voneinander verabschiedeten. Peter entschuldigte sich bei Pia wegen der vergangenen Zeit und schlug als Versöhnung ein Cafe vor, wo es seiner Meinung nach den besten Apfelkuchen der Welt gab.

Die beiden hatten sich im Wintergarten des Cafes niedergelassen und Pia war voll des Lobes über die Qualität des Kuchens. Einmal entschuldigte sich Peter kurz, und als er zehn Minuten später zurückkam grinste er übers ganze Gesicht. Peter bestellte noch zweimal heiße Schokolade mit ganz viel Sahne obendrauf.

"Das ist ein Leben! Nicht wahr?", grinste Peter Pia an.

"Das darf ich gar keinem erzählen", antwortete Pia. "Wenn rauskommt, wie ich meinen Arbeitstag verbringe, killt mich die Nussbaum drei bis viermal!"

"Ach die Nussbaum", nickte Peter andächtig. "Die ist auch nur eine ... Frau. Glaub es mir." Peter hatte das Wort MÖSE schon auf der Zunge gelegen, aber im letzten Moment bekam er doch noch die Kurve. "Wollen wir noch eine Zigarette rauchen und dann fahren?" Pia nickte und gab ihm Feuer.

Nachdem die Kassiererin gegangen war, nahm Peter ein kleines Kästchen aus der Anzugjacke und tat erstaunt. "Ach ja, das ... ", sagte er leise. "Das ist wohl für dich!" Pia nahm das Kästchen und schaute Peter fragend an. "Na mach es schon auf!"

Als Pia den Deckel abhob und den Anhänger, der ihr im Schaufenster des Juweliers so gut gefallen hatte, sah, lief ihr Gesicht rot an. Im ersten Moment wußte sie gar nicht, was sie sagen sollte, dann mußte sie den Impuls, Peter um den Hals zu fallen, unterdrücken und nahm statt dessen liebevoll seine Hand. "Oh wie lieb von dir! Das kann ich aber unmöglich annehmen!"

"Natürlich kannst du!", sagte Peter mit einer Stimme, die keinen Widerspruch erlaubte.

Wieder lotste Peter Pia aus dem Gewirr der Straßen hinaus, bis sie auf der gut ausgebauten Landstraße waren. Es herrschte so gut wie kein Verkehr und beide hingen ihren Gedanken nach. Pia schaute zur Seite und sah Peter, wie der sie intensiv anschaute. Peter lächelte sie an und dachte: "Du kleine Schlampe. Hab ich dich endlich da, wo ich dich haben wollte."

Pia erwiderte sein Lächeln, nahm die rechte Hand vom Lenkrad und legte sie leicht wie eine Feder in Peters Schoß. "Wenn du Filou denkst, du hättest mich rumgekriegt, dann hast du damit zwar Recht, aber so leicht mache ich es dir trotzdem nicht!", dachte sie und freute sich diebisch auf die Fortsetzung.