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Servas 03: Veränderungen Teil 02

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»Oh, habe ich deshalb eine ganze Woche lang auf der Couch geschlafen, mein Herr?«, fragte Melissa und zwinkerte Mara grinsend zu.

»Papa!«, sagte Mara die sich nun ebenfalls ein Grinsen nicht verkneifen konnte.

»Das war doch etwas ganz anderes. Das Bett im Gästezimmer ist ja weg und in deinem Zimmer wollte ich sie nicht schlafen lassen«, sagte Bernd etwas verlegen.

»Wieso denn nicht?«, fragte Mara, die nun langsam etwas lockerer wurde.

»Weil das eben dein Zimmer ist«, sagte Bernd und schaute Mara ernst an.

»Was ist das denn?«, fragte Melissa um die peinliche Stille die gerade auf kam zu brechen und deutete auf den Schlüsselkasten neben der Tür.

Doch statt etwas zu sagen, wurde Mara erst einmal ziemlich rot im Gesicht. »Das... Das... Das ist ein... ähm... Schlüsselkasten«, sagte sie verlegen.

»Ein Schlüsselkasten?«, fragte Bernd, der nicht wirklich mitbekommen hatte, wie peinlich das Mara war, weil er gerade aus dem Fenster schaute und die Aussicht bewunderte.

Melissa sah ihn an und schüttelte kaum merklich mit dem Kopf. Doch auch diesen Hinweis übersah er, weil er gerade den Kasten anschaute. »Für was für einen Schlüssel denn?«, fragte er.

Mara war hin und her gerissen zwischen der Tatsache, daß sie nicht lügen sollte und nicht gerade jetzt damit anfangen wollte und der Peinlichkeit die ihre Antwort bedeuten würde.

Melissas Versuch, ihr diese Peinlichkeit zu ersparen war auch nicht sehr hilfreich. »Ich nehme an für die Zimmertür«, sagte diese. Doch das war alles andere als die Wahrheit und sie konnte das so auch nicht im Raum stehen lassen.

Nun blieb ihr keine Wahl mehr als mit der Wahrheit heraus zu kommen. »Nein«, sagte sie. »Der ist für meinen Gürtel.« Sie hoffte, daß diese Erklärung ausreichen würde. Doch ihr Vater hatte auch Melissas neuerlichen Hinweis nicht bemerkt und schaute nun Mara an. »Dein Gürtel hat aber doch gar kein Schloss«, sagte er.

»Nicht für den Gürtel. Für meinen Keuschheitsgürtel«, sagte sie gerade heraus, da ihr nun keine andere Wahl mehr blieb.

Ihr Vater sah sie nur wortlos mit offenem Mund an.

In diesem Moment hörte Mara zu ihrer Erleichterung die Türklingel.

»Entschuldigt bitte, ich muss auf machen«, sagte sie und ließ die Beiden in ihrem Zimmer stehen. Schnell ging sie nach draußen und die Treppe herunter.

»Ich mache schon auf«, hörte sie Rebeccas Stimme, als sie gerade am oberen Ende der Treppe angelangt war.

Sie ging zurück und blieb im Wäschezimmer stehen. Dort versuchte sie, sich zu beruhigen, was ihr allerdings nur leidlich gelang. Als sie zurück in das Wohnzimmer kam, saß ihr Vater auf einem der Sessel und Melissa kniete neben ihm.

Mara schaute kurz zu den Beiden, ließ sich in den zweiten Sessel fallen und legte das Gesicht in die Hände. Daß ausgerechnet ihr Vater von dem Gürtel erfuhr, war ihr so peinlich, daß sie am liebsten im Boden versunken wäre.

»Ich denke, wir lassen dieses Thema am Besten«, sagte Bernd und schaute zu seiner Tochter.

Mara schaute auf und sah ihn dankbar an.

»Aber jetzt erzähl doch mal, deine Lehrerin hat mir gesagt, daß du nicht mehr da bist, wo du nach der Schule hin gekommen bist. Hast du wirklich nichts angestellt, daß du dort weg bist?«, wollte Bernd wissen.

Mara hielt seinen Blick und atmete einmal tief durch.

»Nein Papa. Es ist wirklich so wie Herrin Rebecca gesagt hat. Herrin Julia ist sehr krank und deshalb ist jetzt ihre Schwester bei ihr«, sagte sie und begann zu erzählen, wie sie nach der Schule zu Herrin Julia gekommen war und auch, daß sie dort für den Antiquitätenladen verantwortlich war. Wie sie Rebecca das erste Mal in London getroffen hatte und wie es gekommen war, daß sie nun hier war.

Während sie erzählte, war Melissa aufgestanden, hatte sich in der kleinen Küchennische umgesehen und Tee gekocht, den sie nun tranken, während Mara weiter erzählte.

- - -

Nachdem es geklingelt hatte, öffnete Rebecca selbst die Tür, um Mara und ihren Vater nicht zu stören.

»Ich mache schon auf«, rief sie nach oben.

Vor der Tür stand Emylia. Sie sah ein wenig genervt aus.

»Was ist denn mit dir los?«, fragte Rebecca und bat Emylia hinein.

»Ich habe die letzten zwei Stunden damit verbracht, jemanden zu finden, der für ein paar Tage eine Serva zu sich nehmen kann. Aber von denen, die ich gefragt habe, hat niemand Platz oder andere Ausreden.«

»Eine Serva?«, fragte Rebecca.

»Ich habe heute Morgen mit Peter gesprochen. Offenbar hat er eine Serva, die von ihrem Eigentümer misshandelt wurde. Er hat mich gebeten, einen Platz für sie zu finden. Aber bis es soweit ist, muss sie irgend wo untergebracht werden«, erklärte Emylia, nachdem die Beiden im kleinen Salon Platz genommen hatten.

»Verstehe. Aber warum bringst du sie nicht einfach so lange in die Schule?«

»Isabella war dagegen. Und ich halte es auch nicht unbedingt für eine all zu gute Idee, eine misshandelte Serva in der Schule unterzubringen.

»Und nun wolltest du mich fragen, ob sie hier wohnen kann«, stellte Rebecca fest.

»Nein. Ich komme gerade von Isabella. Ich bin auf dem Weg zu dem Haus unterm Sportplatz. Das steht schon eine Weile leer. Vielleicht kann ich sie da ja unterbringen«, sagte Emylia.

»Ich bezweifele, daß es eine gute Idee ist, eine misshandelte Serva alleine in einem leerstehenden Haus unter zu bringen.«

»Was soll ich denn sonst machen? Bis ich jemanden gefunden habe, wo sie bleiben kann, das wird sicher eine Woche dauern. Es gibt zwar genug Leute, die auch in dem Verein Mitglied sind, aber da muss ich ja erst mal prüfen, wer davon überhaupt geeignet ist und wie sie sich mit ihr verstehen.«

Rebecca schaute sie eine Weile nachdenklich an. »Ich habe doch das große Schlafzimmer bezogen. Also ist ein Zimmer frei geworden. Und wenn das nichts ist, ich habe auch noch die beiden Gästezimmer«, sagte sie.

»Das kann ich dir nicht zumuten Rebecca. Du hast doch mit den Vorbereitungen für die große Hochzeit zu tun. Außerdem wolltest du doch auch wieder anfangen zu arbeiten. Oder willst du den Job etwa nicht mehr?«, fragte Emylia.

»Ich denke nicht, daß es ein großes Problem für mich ist, diese Frau hier etwas zur Ruhe kommen zu lassen. Und im Moment haben wie mit der Hochzeit eigentlich erst mal keine große Arbeit. Die geht erst im Sommer los, wenn es darum geht, die Planung fertig zu machen. Und die Stelle will ich auf jeden Fall. Auch wenn ich zehnmal weiß, daß du die eigentlich extra für mich geschaffen hast. Aber ich fange da ja erst in eineinhalb Wochen am Ersten an. Und bis dahin solltest du für die Frau doch wohl etwas gefunden haben«, sagte Rebecca.

»Das würdest du tatsächlich machen?«, wollte Emylia wissen.

»Wenn es wirklich nur für eine Woche ist, ja.«

»Ich danke dir für das Angebot. Aber ich will mir trotzdem erst mal mit Helen zusammen das Haus am Sportplatz ansehen.«

»Kein Problem«, gab Rebecca zurück. »Wenn das mit dem Haus nichts wird, sag mir einfach Bescheid.«

»Das werd ich machen. Ich danke dir«, sagte Emylia, stand auf und verabschiedete sich.

- - -

»Und jetzt schläfst du bei ihr im Schlafzimmer?«, fragte Bernd etwas erstaunt, nachdem Mara ihm alles erzählt hatte, was ihr seit dem sie von zu Hause weggelaufen war widerfahren war. Sie hatte gerade damit geendet zu erzählen, wie es ihr gegangen war, als sie von Kira erfahren hatte daß ihre Eltern sich getrennt hatten.

»Ja«, sagte Mara. Sie hatte beschlossen ihrem Vater die ganze Wahrheit zu erzählen, und auch nicht auszulassen, was sie für Rebecca empfand. Allerdings hatte sie es vorgezogen lieber nicht zu erzählen, wie sie darauf regierte, wenn sie mit der Peitsche geschlagen wurde.

»Und du schläfst auch mit ihr?«, fragte Bernd nach dieser Antwort.

»Papa!«, sagte Mara empört, während Melissa sich mehrmals räusperte.

»Entschuldigung hohes Gericht. Ich ziehe diese Frage zurück«, sagte Bernd ein wenig betreten.

»Nein. Bis jetzt noch nicht«, sagte Mara etwas wehmütig.

»Und selbst wenn, Mara ist eine erwachsene Frau. Sowas sollten Eltern eigentlich gar nicht fragen«, warf Melissa schmunzelnd ein, worauf hin Mara ihr einen dankbaren Blick zu warf.

»Und wieso haben du und Mama sich scheiden lassen?«, fragte Mara, worauf hin die Stimmung etwas bedrückter wurde.

»Entschuldigung, ich denke, das ist eine Sache, die ihr Beiden alleine besprechen solltet«, warf Melissa ein. »Wenn Sie nichts dagegen haben, mein Herr, hier auf dem Gelände arbeitet eine alte Bekannte. Ich würde mich derweil mit ihr hier irgend wo treffen.«

Bernd sah sie nur an und nickte.

Melissa verließ darauf hin das Zimmer und ging nach unten. Sie klopfte an die offene Tür zu dem kleinen Salon in dem Rebecca saß.

»Hallo«, sagte diese und bot Melissa einen Platz an. »Wie läuft es denn?«, fragte sie.

»Herr Bernd war etwas erstaunt darüber, als sie erzählt hat, daß sie in ihrem Zimmer schläft«, sagte Melissa, nachdem sie in einem der Sessel platz genommen hatte. »Anscheinend geht es Mara bei Ihnen ja recht gut.«

»Das hoffe ich doch. Aber sie ist im Moment etwas schwierig. Daß sie erfahren hat, daß ihre Eltern sich getrennt haben, hat sie doch ziemlich mitgenommen«, sagte Rebecca

»Das kann ich gut verstehen. Sie reden gerade darüber. Aber ich denke es ist nicht all zu gut, wenn ich dabei bin.«

»Sie können doch wohl am allerwenigsten dafür Melissa«, sagte Rebecca.

»Ich weiß. Es war auch nur ein glücklicher Zufall daß Herr Bernd mich meinem letzten Herren abgekauft hatte, nachdem der mich auf offener Straße geschlagen hat.«

»Ja, Kira hatte davon erzählt«, sagte Rebecca. »Wollen wir so lange einen Tee trinken?«

»Vielen Dank, aber eine alte Bekannte von mir arbeitet hier auf dem Gelände, ich würde mich gerne mit ihr treffen, wenn sie Zeit hat«, sagte Melissa. Sie holte ein Comm aus der Innentasche ihrer Tunika. »Wenn ich kurz darf?«

»Natürlich«, sagte Rebecca »Ich bin derweil in meinem Büro.«

Melissa tippte einen Kontakt an und wartete bis Claudia sich meldete. Als Rebecca zurück kam, hatte sie das Gespräch gerade beendet.

»Meine Bekannte holt mich gleich ab. Ich warte so lange draußen«, sagte Melissa.

Rebecca brachte sie noch zur Tür und ging wieder in den Salon, wo sie ein Pad nahm und sich den Katalog eines Schneiders für Brautmoden an sah. Sie wusste zwar, daß ein aufwändiges Brautkleid für Vivian nicht in dem Budget war, welches Vera ihr gegeben hatte, doch sie hatte mit Vivians Eltern und einigen anderen gesprochen, die das Budget für die Hochzeit und erst recht für das Brautkleid mit Freuden aufstocken wollten. Von Scarlett wusste sie, daß Vera einen altmodischen Anzug komplett mit Weste und Krawatte tragen wollte. Das passte eigentlich ganz gut zu jeder Art Brautkleid. Sie schickte Scarlett mehrere Vorschläge, doch keiner davon gefiel beiden so richtig, bis sie auf einmal genau das richtige Kleid gefunden hatte. Sie schickte das Bild an Scarlett und wenige Minuten später schrieb diese begeistert, daß das genau das richtige Kleid sei und auch zu Veras Anzug passen würde.

- - -

Melissa wartete an der Auffahrt zu Rebeccas Haus auf Claudia. Diese kam einige Minuten später mit einem Elektrowagen angefahren. Die Beiden begrüßten sich herzlich mit einer Umarmung, dann fuhren sie die Straße entlang bis zu einem nahegelegenen Servicepunkt. Dort gingen sie in den Imbiss, wo Claudia Kuchen bestellte und zwei Kaffee holte.

»Schön dich zu sehen«, sagte Melissa. »Wie geht’s dir?«

»Ich kann mich nicht beklagen. Ich wohne unten im Ort, bin verheiratet und habe ein Kind, also werde ich, wenn alles vorbei ist, hier bleiben«, antwortete Claudia. »Und dir?«

»Ich bin gut unter gekommen. Ich sollte eigentlich auf einen Anwalt acht geben. Aber anscheinend werde ich wohl bei ihm bleiben. Laut meiner Akte habe ich ja noch gut fünf Jahre als Serva«, sagte Melissa. »Aber ich mag ihn. Wahrscheinlich werde ich wohl auch danach bei ihm bleiben. Jedenfalls wenn er das auch will.«

»Hat es dich vielleicht erwischt?«, fragte Claudia schmunzelnd.

»Ja, vielleicht. Ach hör doch auf, solche Fragen zu stellen«, gab Melissa brüskiert zurück. »Er ist wirklich nett. Er hat zwei Töchter, eine davon ist bei Frau Winter. Die andere ist gerade hier auf die Schule gekommen. Ein nettes Mädchen.«

»Also wirst du keine Leute mehr verprügeln, die ihre Serva misshandeln? Du wirst noch ein richtiges Hausmütterchen«, gab Claudia grinsend zurück. »Und das mit deiner Ausbildung.«

»Na und? Was ist denn schon dabei? So schlimm finde ich das gar nicht.«

»Dann pass aber auf, daß du niemandem die Arme brichst, wenn dich beim Einkaufen jemand falsch anspricht«, sagte Claudia lachend.

Melissa schaute Claudia nun ernst an. »Hast du es schon gelesen?«

»Ja. Angeblich soll sie bei dem Brand umgekommen sein. Aber das will ich einfach nicht glauben«, sagte Claudia.

»Das glaube ich auch nicht. Ich hoffe nur, es geht ihr gut«, sagte Melissa betrübt.

»Ich denke schon. Yanna wird sicher dafür gesorgt haben, daß sie in Sicherheit ist.«

»Ich kann es nur hoffen. Aber ich fürchte, wir werden es nie erfahren.«

»Hast du etwas von den anderen gehört?«, wollte Claudia wissen.

»Nein. Und ich denke, es ist besser, wenn wir nicht nachforschen«, gab Melissa zurück.

»Du hast natürlich Recht. Aber interessieren würde es mich trotzdem.«

Die Beiden unterhielten sich noch eine ganze Weile, bis Melissas Comm sich meldete.

»Du, ich muss los«, sagte sie, nachdem sie die Nachricht gelesen hatte.

Claudia nickte nur. Die Beiden tranken ihren Kaffee aus und fuhren dann zurück zu Rebeccas Haus. Als sie dort ankamen, war es kurz vor 13 Uhr. Sie verabschiedeten sich voneinander und Melissa schaute Claudia hinterher, bis diese mit ihrem Wagen um die Ecke verschwunden war.

Sie klingelte und Mara öffnete ihr mit einem etwas gekünsteltem Lächeln die Tür.

»Hallo, Melissa, komm gleich mit ins Esszimmer«, sagte sie.

Die Beiden betraten das Esszimmer, wo Rebecca, Bernd und Kira bereits am Esstisch saßen und sich angeregt unterhielten. Mara und Melissa knicksten und warteten ab, bis Rebecca und Bernd sie aufforderten, sich zu setzen.

Der Grund für Maras leicht missmutiges Gesicht wurde Melissa klar, als Bernd eine Anekdote aus Maras Jugend zum Besten gab in der es um deren Flugangst ging. »Und deswegen sind wir nie in den Urlaub geflogen sondern waren immer nur an der Ostsee«, sagte er lachend.

Rebecca, nahm Maras Hand die neben dem noch leeren Teller auf dem Tisch lag und fuhr ihr mit dem Daumen über den Handrücken, während sie ihr zulächelte. Zwar fand sie solche Zurschaustellung familiärer Missgeschicke nicht all zu lustig, doch sie wusste selbst, wie wenig man gegen so etwas tun konnte. Solche Anekdoten gaben Eltern wohl schon seit hunderten Generationen, zur Belustigung aller Anwesenden, preis, obwohl sie sich, so wie sie selbst vor etlichen Jahren, vermutlich in einer ähnlichen Situation, wie die in der Mara sich gerade befand, geschworen hatten so etwas nie zu tun.

Um die Situation etwas in eine für Mara günstigere Richtung zu lenken, sagte sie »Also auf dem Rückflug hat man ihr kaum noch etwas davon angemerkt.«

Sowohl Bernd als auch Kira waren darüber etwas erstaunt, doch nach einigen ungläubigen Nachfragen ließen sie sich davon überzeugen, daß dies den Tatsachen entsprach und sie zollten ihr großen Respekt dafür, es geschafft zu haben, ihre Angst zu überwinden.

Die Unterhaltung die sich während des Essens entspann wurde immer lockerer und auch Mara, entspannten sich langsam.

- - -

Sie saßen noch eine ganze Weile im großen Salon zusammen, wo Mara beweisen konnte, daß sie ihre Aufgabe als Serva durchaus ernst nahm.

Als es für Bernd und Melissa Zeit wurde, zu gehen, brachten Mara und Kira die Beiden mit einem Elektroauto zurück zum Parkplatz. Dabei führte sie ihr Weg zum Tor auch am Stall vorbei.

Kira fragte Mara mit einem grinsen »Willst du Papa nicht zeigen, was du da so machst?«

Mara schaute zuerst zum Stall und warf Kira dann einen ärgerlichen Blick zu.

»Lieber nicht«, sagte sie.

»Wieso denn nicht? Jetzt bin ich neugierig geworden«, sagte Bernd. Wieder einmal übersah er Melissas leichtes Kopfschütteln.

Mara hielt den Wagen am Straßenrand an und warf Kira einen erneuten ärgerlichen blick zu.

»Papa, ich denke nicht, daß du das sehen willst«, sagte sie und setzte den Wagen wieder in Bewegung.

Mara lenkte den Wagen durch das Tor auf den Parkplatz und hielt neben dem Wagen ihres Vaters.

»Das war aber nicht nett«, sagte ihr Vater, als sie ausgestiegen waren.

»Tut mir leid Papa. Aber ich möchte einfach nicht, daß du das siehst«, sagte Mara mit fester Stimme.

Dieses Mal bemerkte Bernd Melissas leichtes Kopfschütteln. »Ist doch in Ordnung. Ich denke, es gibt einfach Dinge, die Eltern von ihren Kindern besser nicht wissen sollten.« Er nahm Mara in die Arme und drückte sie fest an sich. »Aber ich mache mir halt auch Sorgen um dich.«

»Ich weiß, Papa. Aber das brauchst du nicht. Mir geht es hier wirklich gut.«

Bevor sie sich voneinander verabschiedeten, öffnete Bernd den Kofferraum und gab Mara ihre Lederjacke. Sie zog sie sofort an und kuschelte sich an den weichen Kragen. »Danke, Papa«, sagte sie und umarmte ihn fest.

Nachdem sie es nach einigen weiteren Umarmungen endlich geschafft hatten, sich voneinander zu verabschieden, standen Mara und Kira alleine auf dem Parkplatz und schauten dem Wagen hinterher, bis er in der Ferne verschwunden war.

Mara zog die Jacke wieder aus und wandte sich an Kira. »Nimm du sie«, sagte sie und wollte Kira die Jacke geben »Dir hat sie doch so gut gefallen. Und ich brauche sie doch auch nicht.«

Kira schaute sie ungläubig an. »Das geht doch nicht. Es ist deine. Ich wollte sie dir damals schon geben, als ich in Straßburg war und dich gesucht habe.« Sie schluckte und eine Träne lief ihre Wange herunter. »Außerdem..«, sagte sie mit belegter Stimme »außerdem, das ist doch alles meine Schuld.« Nun brach es aus Kira heraus und sie weinte hemmungslos. »Wenn ich dir die Jacke nicht weggenommen hätte, dann wäre das alles doch gar nicht passiert.«

Mara schaute etwas erstaunt und reichlich bestürzt zu ihrer Schwester. Sie legte ihr die Jacke über die Schultern und umarmte sie.

»Das ist alles meine Schuld«, sagte Kira noch einmal. »Wenn das nicht passiert wäre, dann wärst du doch gar nicht weg gelaufen. Und dann wärst du auch gar nicht in die Schule gekommen. Und dann wärst du jetzt zu Hause und würdest jetzt irgend wo arbeiten und müsstest nicht hier sein.«

Mara spürte einen großen Kloß im Hals und war selbst kurz davor zu weinen.

»Es ist meine Schuld, daß du in die Schule gehen musstest und daß du da jeden Tag geschlagen worden bist und ich weiß nicht, was noch alles. Aber das werde ich ja selber noch alles mit bekommen«, sagte Kira mit tränenerstickter Stimme.

»Was?«, fragte Mara. Sie fasste Kira an den Schultern und schaute ihr ins Gesicht. »Hast du Miss Isabella nur deshalb gefragt, ob du in die Schule gehen kannst? Damit es dir genauso geht wie mir?«, fragte Mara fassungslos.

Kira schniefte laut, nickte, lehnte sich wieder bei Mara an und weinte weiter. »Es tut mir so leid. Ich wollte das doch alles nicht«, sagte sie schluchzend.

Mara wusste in diesem Moment nicht, was sie sagen sollte. Ihr gingen die vielen Momente durch den Kopf, in denen sie durch Trotz, Sturheit und Unbeherrschtheit selbst in Schwierigkeiten geraten war. Die Sache mit der Jacke war dabei nicht einmal das Schlimmste gewesen. Aber hätte sie sich selbst damals anders verhalten und wäre nicht deswegen weggelaufen, wäre sie noch zu Hause. Wäre sie nicht weggelaufen und hätte noch ein Jahr gewartet, dann hätte sie ihre Ausbildung abschließen können und sich vielleicht sogar eine eigene Wohnung nehmen können als sie 18 geworden war.

»Es ist nicht deine Schuld Kiki«, sagte sie mit belegter Stimme. »Ich bin doch selbst Schuld. Wenn ich nicht so ausgerastet wäre, dann wäre das doch nie passiert.«

»Aber... Aber ich bin doch Schuld daß du so wütend warst«, sagte Kira schluchzend.

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