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Sie gab sich Mühe, sich auf Carol und ihre Erzählungen zu konzentrieren. Ihr Blick schweifte jedoch immer wieder in meine Richtung ab.

"Dann hat Tom sich entschlossen, ein Stück zu schreiben, das der Gitarrist nicht mehr spielen konnte. Und jetzt war die Band komplett."

"Das hast du doch bestimmt gesteuert, mein Schatz", verriet sie ihren genauen Einblick in die tatsächlichen Hintergründe.

"Ich? Vielleicht ein bisschen. Du musst uns hören."

"Ja, das sollte ich. Vorher gibst du eh keine Ruhe", resignierte sie. "Und wie ist das für dich, wieder zu spielen?"

"Du musst uns hören", gab ich zurück.

Sie zog überrascht ihre Stirn kraus. Carol war bereits aufgesprungen und steckte den USB-Stick in Danicas superedel aussehende Stereoanlage. Stellte den richtigen Port ein und die Musik an. Drehte ganz ordentlich auf dabei. Unsere Musik konnte das vertragen.

Sie hatte den Stick zusammengestellt. Die Reihenfolge war ihr besonders wichtig gewesen. Es fing tatsächlich mit "Be that way" an. Dann der Song, der Lippe einpacken ließ. Und dann: "Soon".

Danica war schon bei den ersten Stücken völlig erstarrt. Als sie "Soon" hörte, sank sie in ihren Sessel zurück, starrte mit offenem Mund ihre Tochter an, die in ihrem Triumph badete. Es folgten noch drei weitere Stücke.

"Das ist unglaublich. Unglaublich. Ich bin fassungslos. Oh, Carol", brach es aus ihr hervor und sie kam zu uns aufs Sofa, um Carol zu umarmen.

"Das du talentiert bist und Großes schaffen könntest, habe ich gewusst, aber das... hätte ich nicht für möglich gehalten. Das dritte geht in die Charts, das ist euch wohl doch hoffentlich klar?"

Wir schmunzelten uns an und nickten. Sie sah nachdenklich auf ihre Tochter.

"Und ich soll euch helfen, das hast du dir doch so vorgestellt, oder?"

"Natürlich. Du wirst nach Berlin kommen."

"So einfach geht das nicht. Ich habe Verpflichtungen."

"Dann werd sie los. Das hier ist wichtiger als alles andere."

Danica seufzte.

"Vielleicht ist es das."

Ihr Blick landete auf mir und nun schien ihr einzufallen, womit sie zunächst überfallen worden war.

"Was hat sie tun müssen, um dir dieses Lied zu entlocken?", fragte sie plötzlich.

"Mich zerstören. Und damit zu heilen."

"Ich verstehe. Nun...", setzte sie an und schaute wieder auf ihre Tochter. "Carol ist etwas Besonderes, das habe ich immer gewusst. Ich wünsche ihr alles Glück dieser Welt. Natürlich auch einen Mann, der sie glücklich macht. An dich, Tom, habe ich allerdings am allerwenigsten gedacht. Wie ich damit umgehen soll und kann, weiß ich im Augenblick überhaupt nicht."

"Was glaubst du wie ich mich gefühlt habe, als ich erfuhr, dass der Mann, den ich über alles liebe, der Mystery-Lover meiner Mutter ist?"

Betrogen. Und geil. Bitte lasse den zweiten Teil aus.

"Ja, gut, verstehe ja. Jetzt lasst die alte Frau erstmal zur Ruhe kommen. Da hast du dir was vorgenommen, Tom. Egal, wir reden später drüber. Habt ihr Hunger? Ich wollte eigentlich was kochen, aber ich denke, essen gehen macht mehr Sinn. Oder was meint ihr?"

Wir stimmten rasch zu und gingen zu einem Inder, den ich sogar noch kannte, wo aber wohl in der Zwischenzeit der Sohn den Laden übernommen hatte. Das Essen war immer noch fantastisch. Über unsere Beziehung redeten wir zunächst nicht. Danicas professionelle Seite kam durch.

"Warum kommt ihr nicht nach London? Ihr würdet hier genauso wie eine Bombe einschlagen, vielleicht sogar noch mehr."

"Wir sind keine Pros bis hierhin. Wir haben Jobs und im Fall unseres Drummers auch eine Familie. Unser Leben findet in Berlin statt", erklärte ich ihr die Situation.

"Euer Leben wird sich komplett ändern, ist euch das nicht klar?"

"Wenn es das getan hat, sieht es vielleicht wieder anders aus. Aber so völlig ins kalte Wasser springen, das würde einigen, glaube ich, schwerfallen."

"Warum braucht ihr die Band? Musiker gibt's hier genug. Euch beiden brauche ich London doch wohl nicht schmackhaft zu machen, oder?"

Carol beendete jede Diskussion.

"Wir sind eine Band."

Danica nickte unmerklich und blickte eine Weile nachdenklich vor sich hin.

"Ich besorge euch trotzdem einen Vertrag mit einem der großen Labels hier. Die haben auch in Deutschland Präsenz. Und Verträge mit guten Aufnahmestudios."

Sie seufzte.

"Berlin. Da bin ich seit den Achtzigern nicht mehr gewesen. Da gab es sogar noch zwei davon."

"Es hat sich einiges geändert. Du wirst dich wohlfühlen", versicherte ich ihr mit ehrlicher Überzeugung.

"Wir werden sehen. Ich brauche mindestens einen Monat, um alle Sachen hier ordentlich abwickeln zu können."

Sie schaute abwechselnd auf Carol und mich.

"Das gibt euch etwas Zeit, noch weiteres Material zu produzieren. Carol-Schatz, belasse es bitte bei der einmaligen Zerstörung. Beim nächsten Mal könntest du ihn kaputt machen. Und das wollen wir doch wohl beide nicht, oder?"

"Er fühlt sich bei mir sicher."

"Genau das ist es, was mir Sorge macht."

Oh, oh. Das klang nicht nach ungetrübter Mutter-Tochter-Beziehung. Trotz der Bereitschaft, kurz entschlossen ihr Leben für sie auf den Kopf zu stellen.

"Du hattest übrigens Recht. Er ist fantastisch im Bett", kam die nicht ganz unerwartete Replik.

"Er sitzt übrigens hier und möchte nicht Bestandteil eurer Auseinandersetzung sein", stoppte ich sie hoffentlich noch rechtzeitig in der Prä-Detail-Phase.

"Ich fände es besser, wenn wir einen Weg gemeinsam fänden, wie wir vernünftig miteinander umgehen können. Dass es diese eigenartige Konstellation gibt, ist nicht auf irgendeine Absicht eines der Beteiligten zurückzuführen. Es gibt nichts, was wir uns vorwerfen könnten oder sollten. Oder seht ihr das anders?", versuchte ich weiter zu vermitteln.

Danica musterte mich aufmerksam.

"Du hast dich verändert. Und du hast Recht. Lass uns das Kriegsbeil begraben, Töchterchen. Bevor wir uns wehtun."

Ja, ich habe mich verändert. Das hat sie für mich getan. Ich will wieder leben.

~~~

Verflucht, halb sechs. Der Fluch des Alters. Man wacht früh auf, schläft eh insgesamt weniger. Kein Problem in den eigenen vier Wänden. Carol schläft natürlich noch, wird sicher nicht vor neun oder zehn aufwachen.

Trotz des Waffenstillstands mit ihrer Mutter war sie nicht davon abzubringen gewesen, Sex in ungewöhnlicher Lautstärke zu zelebrieren. Da stand uns wohl noch einiges bevor.

Und dann gleich wieder die Blase. Also aufstehen, weil einschlafen klappt auch schon aus diesem Grund nicht mehr. Danica ist bestimmt nicht böse, wenn ich mir Frühstück mache.

Die Wohnung war ganz still, bis ich in die Küche trat, wo ich überrascht Licht brennen sah. Danica stand in einem Morgenmantel neben ihrer Spüle und wartete darauf, dass ihr Heißwasserkocher fertig wurde.

"Morgen. Auch schon von der senilen Bettflucht betroffen?"

Sie drehte sich rasch um und blitzte mich an.

"Guten Morgen. Ja, ich steh immer um die Zeit auf. Dann habe ich mehr vom Tag. Und jetzt sogar endlich die Gelegenheit mit dir allein zu sprechen. Möchtest du Kaffee oder Tee?"

"Morgens dann doch lieber Kaffee. Wenn es nicht Instant ist."

"Du bist in England, aber nicht im Hause einer Engländerin. Selbstverständlich kein Instant. Wie ist es dir nach unserer Trennung ergangen? Du warst auf einmal verschwunden. Keiner schien zu wissen, wohin."

Ich erklärte ihr die Hintergründe. Sie briet uns Eier und Bacon. Und erhitzte Baked Beans dazu. Dieses reguläre englische Frühstück hatte ich vermisst. Sie drehte sich zu mir.

"Ist gleich soweit. Möchtest du frischen Orangensaft? Noch irgendwas anderes?"

Das war keine so ganz harmlose Frage. Immerhin hatte sie den Gürtel ihres Morgenmantels geöffnet. Darunter war sie nackt.

"Nein, ich hab alles was ich brauche. Ist das klug, mit dem spritzenden Fett und allem?"

"Du sorgst dich um meinen Körper?"

"Ich sorge mich um viele Dinge. Nicht zuletzt deinen Körper."

"Ja, mit so einem jungen Ding kann ich natürlich nicht mithalten. Und wie lange kannst du das?"

"Die Frage stelle ich mir manchmal auch. Ich nehme an, ich werde es herausfinden. Und du siehst immer noch fantastisch aus. Besonders mit geschlossenem Morgenmantel. Er steht dir."

"Und steht er dir?"

Oh, oh. Danica auf dem Kriegspfad.

"Nein, das tut er nicht. Und das ist eine unzulässige Suggestivfrage. Du hast dich nicht verändert."

"Das stimmt nicht. Ich habe noch einiges dazugelernt. Bitte schön, deine Eier. Aber danke für das Kompliment. Meine Titten sind noch ganz ordentlich, oder? Die hast du doch immer besonders geliebt. Stundenlang damit gespielt. Bist mit ihnen in der Hand nachts eingeschlafen. Und was du mit deiner Zunge..."

"Ja, ich erinnere mich. Es war eine schöne Zeit. Das ist fünfzehn Jahre her. Und jetzt bin ich mit deiner Tochter zusammen, erinnerst du dich? Die junge Frau, die du über alles liebst?"

"Die ich von der Biologie her über alles lieben sollte. Das habe ich nie geschafft. Was glaubst du, warum sie nicht bei mir war, als wir uns kennenlernten? Warum ich ihrem Vater das Sorgerecht abgetreten hatte? Sie war mich wichtig und ich liebte sie, aber ich war mir selbst wichtiger."

"Nun, sie hat jetzt jemanden, der sie über alles liebt. Und in dir eine Mutter, die bereit ist, ihr bei einem gewaltigen Schritt in ihrem Leben zu helfen. Der sie völlig vertraut, das wie kein anderer zu tun. Vertrauen kann sie dir doch?"

"Sie kann mir vertrauen, dass ich ihr alle Türen mit aller Kraft aufstoßen werde. Und auch für sie da sein werde, wenn es kritisch wird. Weißt du, dass es das erste Mal ist, dass sie mich um etwas gebeten hat? Es bedeutet mir unglaublich viel. Ich werde sie nicht enttäuschen. Das ist die eine Seite."

Ich war mir nicht sicher, ob ich die andere hören wollte.

"Aber ich bin auch eine Frau. Die begehrt werden will. Die sich danach sehnt, wieder berührt zu werden. Deren Körper danach stöhnt und ächzt, weil er sich an den erinnert, der da so unerwartet wieder vor mir sitzt. Und was er alles mit ihm erfahren durfte."

"Danica, bitte. Es führt zu nichts."

"Komisch, dann lese ich dich jetzt wohl völlig falsch. Oder du gestehst dir einfach nur nicht ein, dass dein Körper sich gerade genauso erinnert?"

Sie hatte natürlich Recht. Und wusste genau, welche von meinen Knöpfchen sie drücken musste.

"Wir haben immer noch diese Affinität, ja, das leugne ich nicht. Ich schäme mich nicht dafür, dass ich auf dich reagiere, mein Körper auf dich reagiert. Du bist eine begehrenswerte Frau. Aber ich begehre eine andere mehr. Die Frau, die ich liebe. Carol. Deine Tochter. Der ich niemals weh tun könnte."

"Sie bräuchte es ja nie zu erfahren. Es wäre unser kleines geiles Geheimnis."

"Kennst du mich so schlecht? Hab ich mich so verändert? Oder ist das ein Test, ob du deine Tochter mir wirklich anvertrauen kannst?"

"Es ist kein Test. Das ist der Ernstfall. Ich bin allen Ernstes feucht für dich. Hier, schau. Erinnerst du dich an meine Pussy? Wie sie unter deiner Zunge erst richtig zum Leben erwacht? Von ihr nie genug kriegen konnte? Und deinem..."

"So alt ist er nicht, Mum", tönte es von der Tür. "Er erinnert sich sicher noch gut. Und nun pack sie mal schön weg."

Sie kam zu mir und küsste mich auf den Mund.

"Morgen mein Schatz. Hast du dich nett mit meiner Mutter unterhalten?"

"Wie alte Leute halt so sind. Wir haben in Erinnerungen geschwelgt, wie du ja wohl auch gehört hast. Wie lange standst du da schon?"

"Lange genug, um zu wissen, wie tapfer du deine Ehre verteidigt hast. Darum lieb ich dich so. Weil ich dir vertrauen kann. Machst du mir auch Frühstück, Mum? Ich hab richtig Hunger. Wir haben die halbe Nacht gefickt."

"Umso erstaunlicher, dass du schon wach bist. Was hat dich aufgeweckt?", interessierte ich mich.

"Ein innerer Feueralarm. Wahrscheinlich Mutters Hitze, die sich wellenförmig im Haus ausbreitete."

"Mach dich über deine alte Mutter noch lustig. Auch Bohnen?"

"Gerne. Ich nehme es dir nicht übel. Es hätte mich gewundert, wenn du es nicht versucht hättest. Ich hätte das an deiner Stelle vermutlich auch."

Danica seufzte.

"Du bist tatsächlich erwachsen geworden. Ich staune. Ich setze nochmal Kaffee auf. Trinkst du auch noch einen, Tom?"

Ich nickte bestätigend. Ich war wirklich überrascht, wie locker Carol damit umging. Das war keine Show.

"Warte bis du in Berlin bist, Mum. Dort finden wir sicher eine Lösung für dich. Du gibst mir, was ich will, und ich geb dir, was du brauchst."

Damit konnte sie natürlich nichts anfangen. Ich schon. Warum sollte ich ihr die Überraschung verderben? Sie liebte Überraschungen.

~~~

Das Wochenende verlief harmonischer, als nach den ersten 24 Stunden zu erwarten gewesen war. Ich wurde keinen neuerlichen Versuchungen ausgesetzt. Was mich enorm erleichterte. Das war deutlich härter gewesen, als ich es antizipiert hatte. Ich war mir nicht hundertprozentig sicher, was passiert wäre, wenn Carol nicht hinzugekommen wäre, wenn ich ganz ehrlich war.

Wichtiger war, dass sich Carol immer ausgeglichener und ruhiger präsentierte. Dabei war die Wartezeit alles andere als einfach zu ertragen. Es dauerte schließlich doch fast sechs Wochen, bis Danica nach Berlin kam.

In der Tasche einen Plattenvertrag mit einem der größten Label, und der sich gewaschen hatte. So etwas bekamen absolute Newcomer normalerweise nicht. Da hatte Danica schon gezeigt, warum sie und keine andere für den Job ideal war.

Die ganze Band war vom Vertrag und von Danica schwer beeindruckt. Auch und gerade, als wir das Album aufnahmen. Sie ließ es sich nicht nehmen, hier als Produzentin zu fungieren. Sie hatte ein besonderes Gefühl für unsere Musik entwickelt. Und schaffte es tatsächlich einen Feinschliff vorzunehmen, der uns alle verblüffte.

Es wurde langsam ernst. Wir hatten bereits die ersten Auftritte als Support für zwei amerikanische Gruppen auf ihrer Deutschlandtournee über unsere Plattenfirma vermittelt bekommen.

Das Erscheinungsdatum unseres ersten Albums war fast zeitgleich mit dem Beginn der Tournee. Danica nervte uns mit Show-Elementen, die nicht nur uns älteren Semestern wie Helge und mir auf den Zeiger gingen.

Ich war nie jemand gewesen, der wild auf der Bühne rumhampelte, unter anderem auch, weil meine besondere Technik in Bewegung erheblich schwerer umzusetzen war. Danica war allerdings gnadenlos.

Sie fand sehr schnell heraus, dass das bei reinen Rhythmus-Passagen nicht als Ausrede gelten konnte und ich kriegte Jogging und Fitness-Studio von ihr verordnet, damit wir uns die Kosten für ein Sauerstoffzelt nach dem Auftritt sparen konnten.

Da ich das mit Helge größtenteils zusammen tat, war es noch erträglich und wir fügten uns unserem Schicksal. Er hatte ja wenigstens noch seine lange Mähne, mit der er zur Not auf der Bühne wedeln konnte. Außer Form war er aber mindestens genauso wie ich.

Bei Carol sah das etwas anders aus. Die Damen fetzten sich sehr ordentlich, weil Carol ihre Bewegungslosigkeit als integralen Teil ihrer Performance sah, und Danica der Ansicht war, wenn Leute Statuen bewundern wollen, würden sie ins Museum gehen.

Es gelang mir schließlich zu vermitteln, und Carol konnte bei den Stücken, wo es wirklich perfekt passte, das Wesen aus einer anderen Welt spielen. Spielen? Ich war mir immer noch nicht sicher.

Bei den bewegten Stücken, auch und gerade denen mit sexuellen Untertönen, bewegte sie sich dann doch. Und wie sie sich bewegte. Da es oft ein Dialog zwischen uns beiden war, geschah es nicht selten, dass wir beide ganz schön aufgeregt wurden. Und Pausen nutzten, um da schnell noch ein paar Spannungen abzubauen.

Danica bewohnte Carols Wohnung und suchte meines Wissens nicht nach einer eigenen. Carol wohnte jetzt ohnehin bei mir, hatte das schon vor Danicas Ankunft getan.

Josie war tatsächlich nicht nur ihre Freundin, sondern auch die Mitbewohnerin in ihrer Zweier-WG. Das erfuhr ich aber erst später, denn ich sah die Wohnung erstmals, als ich ihr half, ein paar Sachen mit dem Taxi rüber zu schaffen.

Danica ließ mich weitestgehend in Ruhe, was sexuelle Avancen betraf und Carol klärte mich irgendwann grinsend über die Hintergründe auf. Josies großes Herz und Opferbereitschaft war nämlich nicht nur auf die Männerwelt beschränkt.

Sie ließ sich wegen eines beträchtlichen eigenen Appetits zu allen denkbaren Mahlzeiten gerne heranziehen, und schenkte Danica so eine tägliche Diät, an der sie ganz hübsch zu knabbern hatte.

Das Menü wurde dem Vernehmen nach auch noch fallweise um weitere Gäste erweitert. Danica fühlte sich ausgesprochen wohl in ihrer neuen Wohnung, das war ihr anzusehen. Josie & Co taten ihr sicher gut.

Zumal sie dort auch durchgängig Englisch sprechen konnte. Sie weigerte sich standhaft, Deutsch zu lernen. Sie schien davon auszugehen, dass sie uns ohne Weiteres nach London lotsen könnte, wenn wir uns an unser neues Leben gewöhnt hatten.

Ausgerechnet Hannover. Unser erster Auftritt war in Hannover. Es war reiner Zufall, weil eben die Tourneeplanung der beiden anderen Gruppen das so vorgesehen hatte. An Zufälle konnte ich irgendwie seit geraumer Zeit nicht mehr glauben. Es sollte wohl alles so sein.

Es war kein völlig unbekanntes Gefühl, die Anreise, der erste Sound-Check, das Bekämpfen der Nervosität, weil wir ja wirklich nicht wissen konnten, wie das Publikum uns aufnehmen würde.

Ich hatte lange überlegt, ob ich meinen Bruder und ein paar alte Freunde aus Hannover kontaktieren und mit Freikarten versorgen sollte, entschied mich aber dagegen. Ralf wäre vermutlich gekommen, auch wenn er jetzt schon sechzig war und seine musikalischen Ambitionen sogar noch lange vor mir begraben hatte.

Wir hatten tatsächlich in meiner Jugend zusammen in Bands gespielt, er war ein ganz passabler Gitarrist gewesen. In der Zeit, wo ich meine Mutter gepflegt hatte, waren wir allerdings öfter aneinandergeraten. Wegen Geldgeschichten und Ähnlichem.

Wir hatten uns zwar offiziell nach dem Tode meiner Mutter wieder zusammengerauft, aber manche Dinge, manche Angriffe und Auseinandersetzungen vergisst man nicht, auch wenn man sie vergeben hatte.

Am Abend des Auftritts gingen mir tatsächlich solche Sachen durch den Kopf. Schafften es, mich abzulenken.

Zumindest für eine Zeit. Vor uns spielte noch eine kleinere lokale Band, von der ich noch nie etwas gehört hatte. Und vermutlich auch nie wieder hören würde, denn sie waren bestenfalls Durchschnitt.

Von den großen Stars der amerikanischen Bands hatten wir in unserem abgeschirmten Bereich der Backstage nichts zu sehen bekommen. War waren ja auch noch niemand, und mit niemand gab sich keine Größe ab.

Danica rannte aufgeregt hin und her. Es war ihr tatsächlich gelungen, rechtzeitig zum Konzert einige Hundert CDs zu organisieren, obwohl das große Release erst in einer Woche geplant war. Diese wurden dann im Vorraum zum Verkauf angeboten. Langsam wurden wir alle aufgeregt.

Der Blick zur Uhr erfolgte häufiger, der Herzschlag beschleunigte sich unmerklich. Als die lokale Band ihr letztes Stück begann, führten uns Roadies und Ordnungskräfte hinter die Bühne. Dort erlebten wir das Ende des letzten Stücks und freundlichen, aber nicht besonders frenetischen Applaus. Nicht einmal eine Zugabe wurde gefordert.

Die kurze Umbaupause, denn hier waren Profis am Werk, wo jeder Handgriff saß, verging wie im Flug. Dann gingen dort die Lichter aus und wir bewegten uns im Halbdunkel auf unsere Plätze. Ich hatte eigens für die Bühne einen Opener, also ein Eröffnungsstück geschrieben.

Ich sah Harro in einiger Entfernung zusammen mit einem anderen Techniker hinter dem riesigen leicht erleuchteten Mischpult, daneben der Künstler, den Danica für unsere Light-Show engagiert hatte.

Künstlicher Nebel flutete die Bühne und David spielte den leichten, sphärischen Akkord der das Intro einläutete, immer noch in Dunkelheit. Es wurde stiller in der Halle, obwohl noch viele vom Getränkeholen zurückkamen und ein Teppich aus Stimmen nur langsam von Davids lauter werdenden Keyboard überlagert wurde.

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