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Team Weiß: Schöne Bescherung!

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Bruno hat kurz vor Heiligabend eine himmlische Begegnung
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Bruno hat kurz vor Heiligabend eine himmlische Begegnung...

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Der skrupellose Bänker Bruno tobt: Es ist der 24. Dezember, und das Geschenk für seinen Sohn wurde noch nicht geliefert. Seine Ex, die ihn hasst, wird das sicher ausnutzen und den Scheidungsvertrag anfechten.
Da kommt die Lieferung. Eine sehr spezielle Lieferung! Bruno wird in einen Mahlstrom aus Gier, Wollust und himmlischen Intrigen hineingezogen, dessen Konsequenzen er zunächst nicht überblickt…

Rechtzeitig zu Weihnachten hier eine ältere Geschichte, die ich früher schon mal kurz veröffentlicht hatte. Sie passt auch zum diesjährigen Fest perfekt als besinnlicher Jahresausklang – falls man krasse Kapriolen, Glühweinsex und Freaks in Weiß und Rot mag.

Die Zuordnung zu einer Kategorie war besonders schwierig: Es stecken auch Spuren von "NonConsent", "Satire", "Nicht menschlich", "Erstes Mal" und ein paar anderen Sachen drin. Außerdem ganz, ganz, ganz viel Weihnachtsglitzer. Alles total lieb gemeint, ehrlich!

Dieser Text ist exklusiv für die Weihnachtszeit. Er wird nach dem 6. Januar wieder gelöscht.

Dingo666

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- Freitag, 24. Dezember 2021, früher Nachmittag -

„Nein! Nein, und nochmals nein! Damit bin ich keinesfalls zufrieden. Haben sie… nein! Verdammt nochmal! Wissen sie was? Holen sie mir einfach ihren Vorgesetzten ans Telefon. Was? WAS???“

Zu behaupten, Bruno Storck war zu diesem Zeitpunkt wütend, wäre etwa gleichbedeutend mit der Aussage, im Inneren einer Supernova herrsche eine gewisse Wärme.

Bruno spie einen Fluch aus und knallte sein Handy so hart auf den Tisch, dass das unzerbrechliche Glas des Displays splitterte. Dieser Kretin auf der anderen Seite hatte einfach aufgelegt. Unglaublich, wie frech sich das Personal heutzutage aufführte!

Ob ein weiterer Anruf bei DHL wohl mehr bringen würde als die vierzehn bisherigen? Vielleicht, wenn er direkt bei der dortigen Geschäftsführung anrief? Aber nein! Er ließ enttäuscht die angestaute Luft aus seinen Lungen entweichen. Heute war ja Heiligabend. Und wenn sogar er – Vorstandsmitglied eines sehr renommierten, international tätigen Kreditinstituts – nun zuhause war, dann würde bestimmt kein popeliger Paketdienst-Geschäftsführer noch im Büro herumhängen.

„Ja, gut, ok, in Ordnung!“, knirschte er vor sich hin. Seine Hände schlossen sich von alleine zu Klauen. Letztlich war es seine eigene Schuld, das musste er widerstrebend einräumen. Wie üblich hatte ihn sein weltentscheidender Job so ausgelastet, so dass er sämtliche Gedanken an Weihnachtsgeschenke seit Mitte November Tag für Tag vor sich hergeschoben hatte.

In den letzten Jahren hatte es dennoch alles irgendwie funktioniert. Wohl vor allem deshalb, weil seine persönliche Assistentin Brigitte es eine Woche vor dem Fest mehr aushielt und in eigener Regie die Weihnachtsgeschenke für seinen zehnjährigen Sohn Marco besorgte. Und wenn er sich an dessen begeisterte Miene auf den Whatsapp-Videos erinnerte, dann hatte sie es wohl nicht schlecht getroffen. Er selbst hatte längst vergessen, was eigentlich in den Kartons gewesen war.

Nun, vor einigen Wochen musste er im Zuge der allgemeinen Sparmaßnahmen seines Hauses auf die Assistentenstelle mitsamt Brigitte, auf zwei seiner drei Sekretärinnen, und auf seinen halben Firmenjet verzichten. Bei der Erinnerung mahlte er erbost mit den Zähnen. Als ob der Firma dadurch geholfen wäre, dass er seinen Job nicht mehr ordentlich machen konnte! Die paar Euro für seine Infrastruktur waren doch Peanuts! Zum Glück konnte er wenigstens sein Gehalt verteidigen. Zwei Millionen war nun wirklich nicht zu viel für den Einsatz, den er zeigte.

Dieser Gedanke besänftigte ihn für einen Moment. Ja, als die Folgen der Coronakrise zuschlugen und das große Heulen und Zähneklappern in der Finanzbranche ausbrach, da lief er zu Hochform auf! Niemand baute so konsequent Stellen ab, beschäftigte so viele Rechtsanwälte und brachte so viele Mitwisser mit Geld aus dubiosen Konten zum Schweigen wie er! Seinen Spitznamen „Der Terminator“ wagten seine Mitarbeiter nur hinter vorgehaltener Hand und in respektvollem Ton auf den Gängen zu flüstern. Ha, er war stolz darauf! Er beherrschte seine Abteilungen mit eiserner Hand.

Dabei, wenn er es sich richtig überlegte: Terminator war vielleicht doch nicht die richtige Bezeichnung. Schließlich verwandelte sich der Schwarzenegger im zweiten Teil in so einen Weichling für die Guten, oder? Hm, vielleicht sollte er lieber „Ivan der Schreckliche“ in Umlauf bringen? Ja, das hatte mehr Stil! Er machte sich eine geistige Notiz für Anfang Januar. Schließlich war er bereits 45 Jahre alt und wollte noch Vorstandsvorsitzender werden. Da konnte ein gewisser Ruf durchaus helfen.

Aber all das löste sein akutes Problem nicht. In weniger als zwei Stunden würde seine über alles gehasste Ex-Frau Marion vorbeikommen und das Geschenk für ihren Sohn abholen. Völliger Blödsinn, er hätte es genauso gut per DHL direkt an Marco liefern lassen können. Aber es stand nun mal so in dem dreihundertseitigen Dokument, das eine Horde Anwälte als Scheidungsvertrag ausgehandelt hatte: Er musste Marco ein Weihnachtsgeschenk in einem Wert von mindestens tausend Euro besorgen, und sie musste es persönlich bei ihm abholen.

Wenn dieses Jahr kein Geschenk parat lag, dann hatte Marion vielleicht einen Angriffspunkt, um den Vertrag in Frage zu stellen und noch mehr Geld von ihm zu fordern. Also brauchte er diese Lieferung, koste es, was es wolle. Sonst würde Marion komplett ausflippen, wenn sie umsonst zu ihm kam.

Ach ja, seine Marion! Das war schon ein wilder Feger gewesen, damals, als er sie kennen gelernt und erobert hatte. Kurz nach ihrer Wahl zur „Miss Hessen“, als er gerade zum Geschäftsführer einer kleinen Tochtergesellschaft berufen worden war und überzeugt davon, dass die Welt ihm gehöre. Diese rassige, junge Schönheit an seiner Seite und in seinem Bett, die musste er einfach haben. Genauso wie später den Maserati und dann die Yacht.

Und anfangs, da lief es ja auch wirklich gut. Sie konnten nicht genug voneinander bekommen, tobten manchmal ein komplettes Wochenende durch das Bett, und sie genossen beide den Auftritt in der Öffentlichkeit. Der smarte Manager und das strahlend schöne Mädchen – der Stoff, aus dem Träume und Illustriertenartikel gemacht sind.

Später... nun ja! Er hätte wirklich nicht gedacht, dass sie sich in eine derartige Furie verwandeln würde. Insbesondere als sie von seinen völlig harmlosen Flirts mit diesen kaffeebraunen Zwillingsschwestern auf den Bahamas erfuhr.

Weihnachten schien seit der Scheidung so etwas wie ein ritueller Höhepunkt der fortlaufenden Feindseligkeiten zwischen ihnen zu sein. Regelmäßig bedachten sie sich gegenseitig mit ausgesucht gemeinen Geschenken, die sie sich immer bei der Ablieferung von Marcos Paket mit einem aufrichtigen Lächeln überreichten.

Letztes Jahr hatte er von ihr eine dieser Mini-Guillotinen für seine Zigarren bekommen. Darunter lag eine kleine Voodoo-Stoffpuppe angeschnallt, Laptop und schwarzer Anzug deuteten an, wen sie darstellen sollte. Als er das Geschenk öffnete, da fuhr die Guillotine herab und köpfte die Puppe sauber.

Er wiederum hatte ihr eine ausgesucht teure Feuchtigkeitscreme gekauft und die blasse Paste mit klein geraspelten Glassplittern versetzt. Es bestand zwar leider wenig Hoffnung, dass sie das Geschenk zweckgemäß verwenden würde. Aber alleine die Vorstellung, wie sie sich mit dem Zeugs die komplette Haut vom Gesicht schmirgeln würde, versüßte ihm damals die gesamte Adventszeit.

Natürlich lauerte sie dabei geradezu auf Fehler von ihm. Wie beispielsweise ein Weihnachten ohne Weihnachtsgeschenke für Marco. Und dieses Jahr hätte es das um ein Haar auch gegeben.

Erst vor vier Tagen, bei einer langweiligen Konferenz in New York, war ihm die rettende Idee in den Schoß gefallen. Ein Kollege von der UBS hatte ihm hinter vorgehaltener Hand von dem neuen, hochgeheimen Produkt von Sony berichtet, der „Playstation Vrooom“. Technologie der übernächsten Generation! So gut, dass zehn Prozent aller Testspieler wegen Symptomen fortgeschrittenen Realitätsverlustes psychologisch betreut werden mussten. Sony hatte gerade eine streng limitierte Beta-Serie herausgebracht, die zu Testzwecken an ausgewählte Spieler verteilt wurde.

Er hatte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, und sämtliche finanziellen Muskeln spielen lassen, die ihm zur Verfügung standen. Aber Sony hatte tatsächlich die Frechheit gehabt, mehr als 24 Stunden Widerstand zu leisten! Erst musste er dafür sorgen, dass drei kleine Software-Entwickler mit wichtigen Lizenzen in Konkurs gingen. Da hatten die Japaner nachgegeben. Und versprochen, dass er noch rechtzeitig eine „Vrooom“ erhielt.

Eigentlich hätte das Paket schon längst da sein müssen. Warum hatten es die Schlitzaugen auch nur mit DHL verschickt und nicht per Kurier? Auch das hochgelobte Tracking per Internet funktionierte nicht richtig. Er konnte zwar anhand der Paketnummer nachvollziehen, dass die Lieferung bereits in Deutschland war. Aber anscheinend hatte sich irgendwo ein Fehler eingeschlichen. Die Leute im Call Center schafften es trotz massivem Telefonterror von seiner Seite nicht, das Ding physisch ausfindig zu machen. Und das, obwohl sie mit dieser Technologie eigentlich genau sagen können müssten, in welchem Laster es lag.

Er knurrte. Alles Amateure!

Nun tigerte er also bereits seit Stunden in seiner 26-Zimmer-Villa auf und ab und warf etwa alle zehn Sekunden einen Blick auf den Bildschirm, der das Einfahrtstor zu seinem Grundstück zeigte. Wenn er herausbekommen sollte, dass der Fahrer sich vielleicht verfahren hatte, oder sich vielleicht eine Pause zu viel genehmigt hatte, oder vielleicht nicht genügend Überstunden eingelegt hatte, nun, dann würde er... würde er...

Ein sausendes Geräusch, ein hell warnender Ruf, dann ein Krachen und Schmettern von links des Hauses, gefolgt von seltsamen Wieher-Lauten, weiterem Klirren und schließlich einem dumpfen Stöhnen.

Erst als wieder völlige Stille herrschte, wagte Bruno es, die zusammen gekniffenen Augen wieder einen Spalt zu öffnen, den Kopf zwischen den hochgezogenen Schultern hervor zu schieben, und sämtlichen Muskeln in seinem Körper den Befehl zur Entspannung zu geben. Entführung oder auch Terrorismus, das war wie ein ständiger dunkler Schatten auf dem Leben der wirklich Erfolgreichen. Aber wenn das gerade die RAF, Al-Quaida, Attac, die Panzerknacker oder sonst eine böse Truppe gewesen war, dann hatten sie derzeit mehr Probleme zu haben als er selbst.

Er huschte ins Wohnzimmer, angelte sich die langläufige Pistole, die dort in einem Geheimfach lag, und schlich zu der Tür, die links in den Garten führte. Mit angehaltenem Atem lugte er zu der kleinen Glasscheibe in der Mitte des hölzernen Türblatts hinaus.

Ein altertümlicher Schlitten hatte sich tief in das hübsche Gartenhaus gebohrt, auf das Marion immer so stolz gewesen war. Holzwände und Dach hielten sich nur noch knapp und schräg aufrecht, und dazwischen knäulten sich sechs braune Pferde in einem prächtig geschmückten Gespann. Nein, keine Pferde! Das waren diese Hirsche aus Skandinavien, die mit dem seltsamen Geweih auf dem Kopf. Ein Tier lag auf der Seite, der Bauch hob und senkte sich hektisch, die anderen standen mit zittrig gespreizten Beinen und tief herabhängenden Köpfen da und schnauften vernehmlich vor sich hin.

Eine andere Bewegung zog seinen Blick auf sich. Eine schmale, weiß gekleidete Gestalt zog an einem großen, roten Etwas und versuchte offensichtlich, dieses von dem havarierten Gespann zu bekommen, bevor das Dach des Häuschens endgültig alles unter sich begrub.

„Komm schon, du blöder, alter, hirnerweichter...“, hörte er eine helle Stimme. Terrorismus hin oder her, das hier schien jedenfalls nicht bedrohlich zu sein.

Lautlos öffnete er die Tür und schlich sich hinaus in die winterliche Kälte, näher heran an den Schauplatz dieses Dramas. Die Pistole hielt er elegant mit zwei Händen gepackt und nach oben gerichtet. Platz da, James Bond, hier komme ich!, dachte er mit einem leicht hysterischen Unterton und platzierte sich hinter der nun hart zerrenden Person. Diese schien einen langen, weißen Umhang zu tragen, mit Hermelinpelz oder so etwas besetzt.

„Hände hoch!“, stieß er dann aus und brachte die Waffe in Anschlag. Die Gestalt fuhr herum, verhakte sich dabei mit dem Fuß irgendwo und stolperte kopfüber aus dem Schlitten. Bruno machte einen überraschten Satz zurück und hätte um ein Haar gefeuert, als sie genau vor ihm auf das halb gefrorene Gras knallte. Zwei Sekunden Stille, dann wälzte sie sich ächzend in eine sitzende Position herum.

Bruno vergaß zu atmen. Vergaß zu drohen. Vergaß zu denken.

Vor ihm saß unverkennbar eine Elfe in seinem Garten und sah aus riesigen, veilchenblauen Augen verwirrt zu ihm auf. Diese beherrschten ein süßes, herzförmiges Gesichtchen, von langen Haarsträhnen umflossen, so hellblond, dass sie silbern schimmerten. Der Kopf, fast zu groß für einen so zierlichen Körper, saß auf einem unwahrscheinlich langen, schlanken Hals. Der leuchtete so hell aus dem gesäumten Kragen ihres Kleides heraus, dass er das lupenreine Weiß des Stoffes zu einem verwaschenen Grau degradierte.

Von der darunter befindlichen schmalen Figur war kaum etwas zu erkennen. Nur eine ganz sachte Schwellung deutete einen Busen an. Kaum wahrnehmbar, aber dennoch so anmutig, so delikat, so verlockend, dass Brunos Finger wie von selbst prickelten. Schnell verdrängte er den halb gedachten Anflug von Lüsternheit. Eine Elfe! Eine echte, wahrhaftige Elfe!

„Scheiße!“, sprach die Elfe. Sie saß platt auf dem Hintern, die Beine unter der Kutte unelegant gespreizt, und stützte sich mit beiden Armen nach hinten ab. Als sie den Kopf schüttelte, blitzten auch kurz die charakteristisch zugespitzten Ohren zwischen den Haaren auf. Dann streckte sie einen Arm aus und wedelte ungeduldig mit den Fingern. Ohne nachzudenken trat Bruno näher, nahm ihre Hand (dünn, zart, warm, lebendig) und zog sie hoch.

„Danke, Mann!“, seufzte sie und klopfte abwesend das Kleidchen ab. Dann stemmte sie die Arme in die Hüften und starrte mit zusammengekniffenen Augen auf das Wrack. Ein tiefer Seufzer kam aus ihrer Brust.

„Okay, das war´s dann wohl. Mann, werde ich Ärger bekommen...“

„Was ist denn passiert?“ Brunos Gehirn weigerte sich immer noch, die Unmöglichkeit vor ihm zu akzeptieren, aber seine Konversationsfähigkeit schien davon nicht beeinträchtigt. Oder war dies nur seine ganz individuelle Variante eines stressbedingten Nervenzusammenbruchs?

„Er ist passiert!“ Die Elfe wies unwirsch mit dem Kinn auf das große rote Bündel auf der Kutschbank des Schlittens. Bruno sah genauer hin und zuckte zusammen. Das war ja ein dicker, alter Mann! Er trug einen langen Bart aus schlohweißen Haaren und war gekleidet in einen dunkelroten Umhang, der schon bessere Tage gesehen hatte.

Auf seinem Kopf thronte schräg eine lächerliche, rote Zipfelmütze und rissige Stiefel ragten unter dem Sitz hervor. Von dem aufgedunsenen Gesicht war außer einer dicken, roten Knubbelnase wenig zu sehen, dafür steuerte die leere dunkelbraune Flasche in einer Faust sowie weiteres Leergut auf und unter der Bank eine eigene Note bei.

„Ist das...?“

„Yep!“ Die Elfe trat wütend gegen eine Schlittenkufe. „Darf ich vorstellen: mein direkter Vorgesetzter. The Master himself! Der Weihnachtsmann. Tataaa!“

„Äh, schön!“ Bruno versuchte erst gar nicht, die Situation logisch zu sehen. „Und was macht der Weihnachtsmann in meinem Gartenhaus?“

„Der alte Idiot kann die Finger nicht vom Fusel lassen. Macht hier Bruch, bevor die Tour auch nur halb abgeschlossen ist, weil er die Kontrolle über die Rentiere verliert! Mann, alle werden so über ihn lachen, dass er sich die Kugel geben wird, wetten?“ Die Elfe schnaubte erbittert. „Was er durchaus verdient hätte, ehrlich. Denn nun rate mal, wen man für diesen ganzen Mist hier verantwortlich machen wird? Wen wohl, hä?“

„Dich?“ Bruno tat ihr den Gefallen, das richtige Stichwort zu geben.

„Wow! Bravo – der Kandidat hat hundert Punkte und gewinnt: eine Hämorrhoide im Maxi-Format! Bitte nach der Show hinter der Bühne abholen! Verflucht!“ Das zarte Lichtwesen rieb sich den Allerwertesten. „Hab mir beim Crash auch noch den Steiß verstaucht, wie´s aussieht!“

Und sie brach in eine derart wüste Flucherei aus, dass es jedem betrunkenen Matrosen im chinesischen Bordell die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte. Da sie immer noch auf den Weihnachtsmann starrte, nutzte er die Gelegenheit, ihren schmalen Umriss von hinten mit seinem berühmten Röntgenblick zu scannen. Hm, nicht viel dran – aber was er erkennen konnte, sah nach erster Sahne aus!

Ein Wunsch regte sich in ihm, erhob sich aus den schlammigen Urgründen seines Unterbewusstseins, um dann mit Macht seinen Anspruch geltend zu machen. Zeit seines Lebens hatte er alles haben müssen, was besonders gut, besonders schön, besonders begehrenswert oder besonders selten war. Die Elfe hier war alles das zusammen und noch viel mehr! Plötzlich schien es für Bruno keine andere sinnvolle Aufgabe auf dieser Existenzebene mehr zu geben, als dieses Wesen zu erobern!

Klar, letztlich überwältigte ihn jedes Mal dieses Gefühl des Habenmüssens. Zum Beispiel als es um den Firmenjet ging, oder früher um das größte und luxuriöseste Büro im obersten Stockwerk des firmeneigenen Wolkenkratzers. Oder noch früher, als es um Marion ging. Aber diesen Gedanken schob er sofort wieder ganz weit nach hinten in die staubigen Ecken seines Gehirns.

´Ok! Gesteh´ es dir ein!´, sagte er sich, während er die vertraute Kombination von Adrenalin im Blut, erhöhter Herzfrequenz, verschärfter Wahrnehmungsfähigkeit und Angst spürte. ´Du willst diese süße, zerbrechliche Lichtwesen unter dir spüren, mit gespreizten Schenkeln, willst in sie eindringen, die Reaktion fühlen... also gut! Dann tu was dafür!´

Bruno war auf der Jagd!

Erste Phase: Langsames Anschleichen, heimliche Pirsch.

„Wie heißt du denn, meine kleine Elfe?“, fragte er freundlich, während er die große Pistole unauffällig hinter dem Rücken verschwinden ließ und sie sich hinten in seinen Gürtel steckte.

„Mein Name ist Aeriel“, meinte die Elfe würdevoll. „Und wenn ich jetzt auch nur den leisesten Witz oder eine Anspielung im Zusammenhang mit Waschmittelmarken oder ´weißer als weiß´ höre, dann wirst du feststellen, dass Elfen nicht die zarten, lieben, süßen Geschöpfe sind, als die uns die Werbung immer hinstellt!“

„Waschmittel?“ Bruno schaffte es gerade noch, das fette Grinsen zu unterdrücken, das sich auf seinem Gesicht breitmachen wollte. „Keine Ahnung, was du meinst, Aeriel. Äh, ich wusste nicht, dass der Weihnachtsmann – hm – ein Alkoholproblem hat“, lenkte er schnell ab.

„Alkoholproblem. Ha, das ist die größte Untertreibung, seit der Kapitän der ´Hindenburg´ sagte: ´He, hier wird´s ja plötzlich so warm!´“ Aeriel seufzte ehrlich betrübt und wandte sich zu Bruno um. „Früher war er wohl ein echt toller Hecht. Das war vor meiner Zeit mit ihm, so in den Zwanzigern und Dreißigern. Damals war er noch mit dem Christkind zusammen.“

„Aha.“

„Ja, man nannte sie ´Die himmlischen Zwei´. Sie schmissen den kompletten Geschenkemarkt alleine, nur mit der Hilfe von ein paar Zwergen. Ich habe alte Filme gesehen. Das war schon toll, wie die da ´rumgeflitzt sind und ganz Mitteleuropa mit Weihnachtsgeschenken versorgt haben. Klar, das waren damals auch längst nicht so viele wie heute, da konnten sich nur die Wohlhabenden vernünftige Geschenke leisten.“

„Ehrlich?“ Bruno starrte auf den bewusstlosen Riesen auf dem Schlitten und versuchte, dieses traurige Bild mit den Schilderungen der Elfe in Einklang zu bringen. „Und was geschah dann?“

„Tscha, die Kleine ist dann ´45 mit Knecht Ruprecht durchgebrannt!“

„Ruprecht? Das ist doch der mit der Rute, oder?“ Damit war Brunos Wissen um diese mystische Figur auch bereits erschöpft.