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Thao 21

Geschichte Info
und es geht weiter...
13.8k Wörter
4.65
8.6k
0

Teil 21 der 48 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 09/23/2019
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1. Ein Abend im Palais

„Und das nennen die Palais?", fragte Karl ungläubig.

Neugierig sah er zu dem unscheinbaren Eingang auf der anderen Straßenseite hinüber, welcher mit einer Überwachungskamera versehen worden war. Thao klingelte und stellte sich in den Sichtbereich des Gerätes.

„Sieh es dir doch erst einmal an, bevor du meckerst!"

Karl versuchte, sich zu beruhigen. Er ärgerte sich über sich selbst, weil er so aufgeregt war.

„Ich mache dir gleich auf, Thao. Einen Moment.", klang eine weibliche Stimme aus dem Lautsprecher.

Thao nickte in die Kamera und wandte sich zu Karl um.

„Das war die Gräfin. Sie ist die Besitzerin von all dem hier. Eine ziemlich strange Alte, sag ich dir. Aber ich glaube, hier haben alle irgendwie einen Knall."

Karl grinste breit.

„Na, dass du mehr als einen hast, kann ich getrost bestätigen."

Thao knuffte ihn gespielt, drückte ihm dann aber einen flüchtigen Kuss auf seine Lippen. Es war ihr mittlerweile ganz recht, dass er bei ihr war.

Die Gräfin öffnete die Tür, ihr Gesicht zeigte eine fragende Miene. Sie war in einem sehr modischen grauen Sakko und einem Hosenrock dezent, aber geschmackvoll gekleidet. Sie wollte gar nicht erst den Eindruck erwecken, dass sie in ihrem Etablissement eine andere Rolle innehatte, als die einer Führungskraft.

„Wen hast du denn da mitgebracht, Thao?"

Die Punkerin drehte sich zu ihrem Freund um.

„Das ist Karl, mein Freund. Er wollte mitkommen, damit ich später nicht allein nach Hause laufen muss."

„Freut mich, sie kennenzulernen.", gab Karl sich höflich.

Die reife, aber durchaus attraktive Frau streckte dem Jungen langsam ihre rechte Hand entgegen, die von diesem angenommen und fest gedrückt wurde.

„Ach, das ist also dein Freund, ja? Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass du ihn mitbringen würdest, Thao."

Die Gräfin konnte ihre Ablehnung gegenüber dieser Überraschung nur schlecht verbergen.

„Hat sich auch ganz spontan ergeben, war nicht geplant.", ließ das Mädchen ihre Chefin wissen.

Die elegant gekleidete Frau nickte und ließ die beiden an sich vorbei in den Innenhof, um sie anschließend ins Hauptgebäude zu führen.

„Ich zeige dir alles Wichtige an der Bar und bleibe zwei Stunden im Büro. Solltest du Schwierigkeiten haben oder nicht weiter wissen, kannst du mich über das Haustelefon rufen. Es steht neben der Kasse."

Das Mädchen zeigte dass sie verstanden hatte, während Karl sich neben ihr neugierig umsah. Das Gebäude wirkte derart nüchtern und unscheinbar, dass er nie vermutet hätte, was sich in dessen Innerem verbarg.

„In einer halben Stunde kommen die ersten Gäste. Es haben zwei Stammtische reserviert, die sich hier bei uns treffen wollen. Ich hoffe, du kommst zurecht, Thao. Es könnte ganz schön stressig für dich werden."

Sie betraten das Gebäude und die Gräfin führte die beiden ins Café. Der Junge war überrascht, es sah alles so völlig unscheinbar und normal aus. Nur der Name über der Eingangstür gab etwas von der Besonderheit dieses Hauses preis.

„Café Perverso?"

Thao lachte.

„Stör dich nicht dran. Ich fand es am Anfang auch komisch."

Die Gräfin warf den beiden einen ungehaltenen Blick zu. Wenigstens schien der Junge gute Umgangsformen zu haben, unauffällig und gut erzogen zu sein.

„Ihr könnt Euch aus der Bar bedienen, solange es alkoholfrei ist. Ich möchte nicht, dass du während der Arbeit etwas anderes trinkst, Thao. Verstanden?"

Die Punkerin nickte und folgte der Palais-Besitzerin hinter die Bar, während Karl auf einem der Barhocker Platz nahm. Geduldig ließ sich das Mädchen von der Gräfin die Arbeitsabläufe zeigen.

„Hinten arbeitet Julia, eine meiner Zofen. Wenn du mit irgendetwas nicht zurechtkommst oder Gäste ein Zimmer wünschen, rufst du die Nummer 20 an. Julia hat ein Telefon dabei. Mit dieser roten Taste hier kommst du direkt zu mir ins Büro."

Thao verstand und folgte aufmerksam den weiteren Ausführungen der Gräfin. Die Bar war überaus gepflegt und aufgeräumt, alles hatte seinen Platz.

„Die Kaffeemaschine hat eine Automatik. Sie ist völlig unkompliziert. Wenn ein Gast etwas essen möchte, kannst du diese Karten hier verteilen. Ein Restaurant ein paar Häuser weiter liefert binnen einer halben Stunde."

Zufrieden stellte die Gräfin fest, dass Thao sich umgehend ihren Arbeitsplatz einzurichten begann. Sie ließ Wasser in die Spüle einlaufen, stellte verschiedene Gläser bereit, die sie vorher noch einmal spülen wollte, und legte Getränkekarten und Untersetzer auf die Theke.

„Gibt es keine Aschenbecher?"

Die Gräfin schüttelte energisch den Kopf.

„Bei uns wird nicht geraucht! Wer das tun möchte, kann in den Innenhof gehen. Komm! Ich zeige dir noch die Kasse und dann lasse ich dich allein."

Karl sah den beiden interessiert zu. Vielleicht konnte er seiner Freundin helfen, wenn sie später in Bedrängnis geraten würde.

„Ich lasse Euch beide jetzt allein. Um die Musik musst du dich nicht kümmern, die wird von meinem Büro aus gesteuert."

Thao lächelte. Man sah der Gräfin an, dass sie noch nicht allzu viel Vertrauen in das Mädchen setzte.

„Soll ich schon mal die Karten auf den Tischen verteilen?"

Karl wollte sich nützlich machen und griff nach den auf der Bar liegenden Getränkekarten. Thao lächelte und nickte ihm zu. Es tat ihr gut, dass er da war.

„Was möchtest du denn trinken?"

Karl warf einen Blick auf die Kaffeemaschine.

„Machst du mir bitte einen Milchkaffee?"

Thao ließ ein gehässig klingendes Lachen hören.

„Für mein klitzekleines Männchen? Aber sicher doch."

Der Junge ließ seine Augen rollen und brachte die Karten zu den Tischen.

„Hast du dir schon mal die Fotos angesehen?"

Thao klirrte mit den Gläsern und warf nur beiläufig einen Blick auf ihn.

„Nee! Hatte bisher noch keine Zeit für. Sind sie gut?"

Karl sah Männer, die an Ketten von ihren Frauen geführt wurden, aber auch umgekehrte und gleichgeschlechtliche Konstellationen waren zu sehen. An der großen Pinnwand waren Zettel angeheftet, welche ausführlich und mit viel Sorgfalt beschrieben worden waren. Man spürte das Hoffen der Suchenden dahinter, wenn man sie las. Die Mehrzahl war von Männern und Frauen geschrieben worden, die einen Herrn oder eine Herrin suchten. Der Junge musste grinsen, hatte er doch seine Herrin bekommen, ohne sie gesucht zu haben.

„Hier sind Salzstangen und Nüsse. Wollen wir die auch anbieten, Süßer?"

Karl wandte sich zur Bar um.

„Klar! Kann doch nur gut sein, wenn die Gäste was Salziges zu sich nehmen. Oder?"

Das Mädchen grinste schelmisch.

„Du bist so klug, mein Schatz. Das liebe ich so an dir, weißt du das eigentlich?"

Karl hörte den Spott in ihrer Stimme und grinste zurück.

„Sag das mal Schamlippchen, die scheint da anderer Ansicht zu sein."

2. Die Gäste

Es dauerte nicht lange und die ersten Gäste kamen. Karl hatte sich die ganze Zeit vorzustellen versucht, wie ein Sadomasochist wohl aussehen könnte und war ziemlich verwundert, als durchaus seriös wirkende Menschen den kleinen Gastraum nach und nach füllten.

In ihren Augen war anfangs Erstaunen zu erkennen, als sie die beiden jungen Menschen an der Bar erblickten. Doch Thaos locker ausgesprochene Begrüßungen und die selbstverständliche Art, mit der sie die bestellten Getränke zu ihren Gästen brachte, ließen diese sich sofort auf den eigentlichen Grund ihres Kommens besinnen.

„Das sind ja mehr Frauen als Männer!"

Karl war erstaunt. Das hätte er nicht für möglich gehalten. Thao zuckte mit ihren Achseln und öffnete eine Flasche mit Orangensaft.

„Ich finde es eher krass, dass die so normal sind. Ich habe mir SMler anders vorgestellt. Vor allem sind die locker, sag ich dir. Die Brünette dort hat gerade von ihrem neuen Vib erzählt, den sie sich vorgestern gekauft hat."

Der Junge sah sie sprachlos an. Sofort drehte er sich um und suchte die von Thao Gemeinte. Doch zum Glück war diese in ihr Gespräch versunken, sonst hätte sie den Grund für sein auffälliges Starren möglicherweise erahnt.

„Jetzt gaff nicht gleich los, wenn ich dir so etwas erzähle!"

Karl riss sich zusammen und sah Thao wieder bei deren Arbeit zu.

„Krass, wie wenig Zeit du brauchst, um so etwas zu lernen. Ich finde das unfair."

Sie lächelte ihn über die Theke hinweg an und zwinkerte ihm zu.

„Du bist mein Süßer, stimmt´s?"

Karl seufzte. Er hatte das ernst gemeint. Alles, was Thao anpackte, beherrschte sie auch sofort. Er dachte an seinen absolvierten Mathematiktest. Fürs Erste hatte er Ruhe, ob er nun gut ausgefallen war oder nicht.

„Ich kann nicht alles sofort. Die soziale Kiste ist bei dir viel voller gepackt als meine. Da bin ich wie die Axt im Walde, Süßer. Das kannst du besser als ich. Aber ich habe mir schon ein wenig von dir abgeguckt, kannst mir glauben!"

Der Junge lächelte. Eigentlich hatte sie recht. Sie passten schon zusammen und konnten sich in vielerlei Hinsicht ergänzen.

„Die Musik ist vielleicht schnulzig. Will die Gräfin uns damit quälen? Die ist so kacke! Wenn der Abend vorbei ist, leite bei mir Wiederbelebungsmaßnahmen ein, ja!?"

Karl lachte laut auf. Auch er stand auf eine härtere Musikrichtung.

„Schau mal! Da kommen jetzt die vom anderen Stammtisch. Krass! Gruppenkuscheln der Perversen."

Karl lachte schallend.

Thao grinste breit und erfreute sich am eigenen Zynismus. Karl aber fand das alles irgendwie imposant. Hier trafen sich Menschen, die sich überhaupt nicht kannten, und redeten miteinander über mit das Intimste, was es in zwischenmenschlichen Beziehungen gab, die sexuellen Wünsche und Fantasien.

Ein etwas korpulenterer Herr hielt unsicher auf die Theke zu und starrte die junge Frau, welche dahinter Getränke zubereitete, mit großen Augen an.

„Sie arbeiten hier?"

Thao war gerade damit beschäftigt, Limetten zu schneiden, und schreckte zusammen. Erstaunt sah sie den Mann an, der unschlüssig zu sein schien, wie er sich ihr gegenüber zu verhalten hatte.

„Ääääähh! Stefan ... richtig? Guten Abend!", druckste auch die Punkerin herum.

Der untersetzte und wahrlich nicht attraktiv wirkende Mann nickte zögernd.

„Nie hätte ich gedacht, dass Sie auch hier ..."

Thao unterbrach ihn. Sie hatte sehr wohl Karls Überraschung gespürt und bereitete sich innerlich schon auf eine passende Erklärung vor.

„Ich helfe aus. Geh wieder zu Deinen Freunden, wenn ich dir nichts zu trinken machen kann!"

Ihre Stimme klang harsch. Karl war erschrocken über den autoritären Tonfall seiner Freundin. Sie war doch hier, um die Gäste zu bedienen, und hatte freundlich und zuvorkommend zu ihnen zu sein. Sie war es doch auch die ganze Zeit gewesen. Warum also nicht auch bei diesem Mann?

Der Dicke trollte sich wieder zurück an den Tisch. Er schien verwirrt zu sein und brachte kein weiteres Wort über seine Lippen.

Thao sah dem Mann kurz hinterher und ahnte Karls Frage schon, bevor dieser sie stellen konnte.

„Er ist Kalis Kunde. Ich war dabei, als sie ihm ..."

Sie musste nach den richtigen Worten suchen.

„... seine Wünsche erfüllt hat, und habe ihr dabei geholfen."

Karl war fassungslos. Er hatte es vermieden, sich seine Freundin in dieser Rolle, außerhalb ihrer Spiele mit ihm, vorzustellen. Jetzt brach es regelrecht über ihn herein. Sein Blick wurde kalt, er wich dem ihren aus, seine Gedanken rasten.

Thao spürte seine Beklemmung, es war ein denkbar unglücklicher Zufall, dass ausgerechnet einer ihrer ersten Kunden hier auftauchen musste.

„Er hat mich nicht angefasst, Karl! Mach dir keine Gedanken! Bitte!"

Er biss sich auf seine Lippen. Sie hatte leicht reden. Er versuchte, seine Gedanken neu zu ordnen. Zu viele Emotionen wirkten auf ihn ein.

„Ich verstehe nicht, warum du das noch machen willst. Heute Früh warst du kurz davor, den ganzen Mist hier bleiben zu lassen, oder etwa nicht?"

Thao senkte ihren Blick vor ihm. Eine junge Frau hob ihren Arm, als Zeichen, dass sie etwas bestellen wollte. Das verschaffte der Punkerin die nötige Zeit, um sich ihre Antwort auf seine Frage zu überlegen. Sie ging um die Theke herum zu dem Tisch und konnte seinen Blick in ihrem Rücken förmlich spüren.

Er beobachtete sie, nachdem sie die Bestellung aufgenommen hatte, beim Mixen eines Cuba Libres und wartete darauf, dass sie sich ihm offenbarte. Würde sie seiner Frage ausweichen?

Sie konnte fühlen, wie sehr er auf ihre Erklärung wartete. In dieser Hinsicht war Karl stur.

„Du hast recht. Ich war kurz davor. Ich habe mich in dem Moment, als du mich gefragt hast, aber genau zu dem entschlossen, was du nicht verstehst und nachvollziehen kannst. Hör zu, Karl. Ich quäle und demütige gern Menschen. Das ist in mir und du weißt das. Es ist nicht nur so eine Macke, verstehst du? Ich fühle mich gut dabei."

Sie legte ihre Hand auf die seine, sie war feucht vom Spülwasser.

„Als Domina darf ich nicht nur so sein, man erwartet es sogar von mir, Karl. Das ist wie ein Geschenk für mich."

Karl konnte und wollte das nicht verstehen. Waren sie nicht deshalb ins Sama gegangen, damit sie genau diesen Drang hatte ausleben können? Warum musste sie dann auch noch hier arbeiten?

Er wartete, bis Thao das Getränk serviert hatte. Es folgten weitere Bestellungen, sie würde also eine Weile hinter der Theke zu tun haben.

„Warum reiche ich dir da nicht? Ich meine, ich habe mich doch auf alles eingelassen, was du wolltest, oder nicht?"

Thao sah ihn bestürzt an. Dass er so dachte, wollte sie nicht.

„Ich liebe dich über alles, Karl. Genau aus diesem Grund kann ich dir gegenüber gar nicht so sein. Und bei dir will ich das auch gar nicht."

Er verstand sie nicht.

„Du machst mir also nicht mehr die Domina?"

Sie lächelte.

„Doch, schon, aber ich könnte dich niemals so demütigen, verhöhnen und quälen, wie ich es bei jemandem wie Stefan mache. Verstehst du mich jetzt?"

Sie beruhigte ihn damit keineswegs, ganz im Gegenteil.

„Und was ist dann mit deinem Versprechen, im Sommer damit aufzuhören? Wenn du das mit der Domina gelernt hast, meine ich? Was soll das, Thao? Wenn es so ein tiefes Bedürfnis ist, dann wirst du es doch nicht einfach so abstellen können, oder? Vielleicht wird es dann sogar noch stärker, wenn man dich hier in dieser Rolle bestätigt."

Er war verzweifelt und musste dagegen ankämpfen, nicht loszuheulen.

„Süßer! Ich weiß es doch selbst nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich hatte vorher kein Problem damit, weißt du? Außer Heinrich mochte ich niemanden so wirklich. Scheiße, aber dich liebe ich doch. Du bist mir einfach wichtiger. Glaub mir das! Okay?"

Ihr Blick hatte etwas Flehendes.

„Können wir noch was bestellen?"

Thao löste sich nur widerwillig aus dem Gespräch. Sie spürte genau, wie scheiße es Karl in diesem Augenblick ging.

„Ja! Ich komme sofort."

Beide gewannen dadurch Zeit, über das Gesagte nachzudenken. Thao arbeitete ihre Gäste ab und endlich schien der Moment gekommen, wo sie beide wieder ein wenig miteinander sprechen konnten. Das Mädchen setzte sich neben ihn auf den Barhocker und streichelte über seinen Hinterkopf.

„Karl, ich weiß, dass ich nicht einfach bin. Bereust du es manchmal?"

Der Junge drehte sich erstaunt zu ihr um. Er antwortete ihr nicht, schüttelte aber seinen Kopf. Sicherlich hatte er oft unter ihren Eskapaden gelitten, unter all dem, was sie ihm zugemutet, von ihm gefordert oder einfach vorausgesetzt hatte. Doch es gab auch die Thao, die ihm stets zur Seite stand und immer für ihn da war. Eine Thao, die ihm Sexualität gezeigt, ihm bei seinen Mathematikhausaufgaben geholfen und ihn bis aufs Blut verteidigt hatte, wenn es darauf angekommen war. Sie hatte ihn oftmals mit ihren Macken überfordert, aber es auf der anderen Seite auch verstanden, ihm ihre Liebe stets so aufrichtig zu zeigen, dass er nicht an ihr zweifeln mochte. Karl schloss seine Augen. Vielleicht wäre es sonst einfach zu perfekt zwischen ihnen?

„Nein! Tue ich nicht. Wie könnte ich das denn auch? Nur zeitweilig machst du mich einfach fertig, Thao. Manchmal glaube ich, du denkst, ich stecke alles so einfach weg, aber das ist nicht so. Weißt du, ich versuche dich ja zu verstehen, aber dir in etwas nicht genügen zu können, ist einfach scheiße, vor allem, wenn es um was Sexuelles, Intimes geht."

Thao legte seine Hand auf die seine. Natürlich verstand sie ihn.

„Aber das ist doch umgekehrt nicht anders, Süßer! Es gibt doch so vieles, wo ich dir nicht das geben kann, was du dir wünschst."

Er schüttelte den Kopf. Nein! Sie hatte unrecht.

„Da gibt es nichts! Und wenn? Was denkst du, sollte das sein?"

Sie sah ihn nachdenklich an.

„Du weißt, dass ich viele Macken habe, Karl, und oft frage ich mich, warum du dir nicht eine Normale suchst. Eine, die weniger bekloppt ist und nicht so viele Störungen hat, wie ich. So eine wie Sophie vielleicht? Die steht doch auf dich, ist normal und kommt aus gutem Hause. Mit der fällst du nicht auf und die würde dich auch nicht mit ihrem Fetisch überfordern. Es gibt da ein Ungleichgewicht zwischen uns, Karl. Ich könnte mir keinen anderen Jungen mehr vorstellen, mit dem ich zusammen sein möchte, aber dich mit einer anderen ...?"

Karl mochte nicht mehr darüber reden. Er liebte sie und Thao wusste das auch.

„Da hinten will jemand was. Geh mal lieber hin!"

Sie drehte sich um und glitt von ihrem Hocker herunter.

3. Die Gräfin ist zufrieden

„Kommst du mal mit nach hinten, Thao?"

Das Mädchen hob erstaunt den Kopf. Sie hatte nicht das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, und die Leute sahen doch ganz zufrieden aus.

„Und die Gäste?"

„Werden ein paar Minuten ohne dich auskommen."

Thao sah sich noch einmal zu ihrem Freund um, der ihr etwas hilflos hinterherblickte, folgte dann aber der Besitzerin des Hauses in deren Büro.

„Schließ die Tür!"

Die Punkerin runzelte die Stirn. Die Gräfin hatte recht gehabt, sie kam nicht gut mit dem Imperativ klar, obwohl sie ihn selbst nur zu gern gebrauchte. Dennoch befolgte sie die Aufforderung ihrer Chefin.

„Ich muss sagen, dass ich jetzt nachvollziehen kann, was Kali meinte. Du findest dich sehr schnell in eine Rolle ein. Ich habe Fehler erwartet, Fragen, irgendetwas, wo du Hilfe benötigen würdest. Wenn jetzt morgen auch noch die Kasse stimmt, dann bin ich wirklich sehr zufrieden mit dir, Thao. Ich werde dich und deinen Freund nun allein lassen. Julia weiß Bescheid, sie steht bereit, wenn etwas ist. Ein, zwei andere Damen sind auch noch ihm Haus."

Die Gräfin nickte dem Mädchen gnädig zu.

„Wir werden uns gut verstehen, Thao. Und du wirst sehen, dass ich Treue und Engagement gut zu honorieren weiß."

Thao selbst war sprachlos. Sie konnte nicht so recht mit dieser Situation umgehen.

„Soll ich wieder rübergehen?"

Die Dame des Hauses lächelte.

„Mach das, Kindchen."

4. Barbetrieb

Eine Viertelstunde später betrat die Gräfin den Gastraum. Sie warf einen Blick auf die Gäste, verabschiedete sich von Thao und Karl mit einem flüchtigen Händedruck und wollte dann durch die Durchgangstür in den hinteren Bereich des Gebäudes entschwinden. Doch einer der Gäste hielt die Hausherrin auf, grüßte sie mit einer bescheuert wirkenden Verbeugung und verwickelte sie in ein Gespräch. Kurz warf er einen Blick auf das Mädchen hinter der Theke, was auch die Gräfin dazu veranlasste, sich kurz umzusehen. Thao erkannte Stefan und wurde neugierig. Hatte er etwas zu beanstanden? War er unzufrieden mit ihrer Bewirtung? Auch Karl erkannte den Kerl bei der Gräfin, es war ihm unangenehm, an den Auslöser ihres vorherigen Gesprächs erinnert zu werden.

„Was der von ihr will?"

Thao sah besorgt drein.

„Ich habe doch nichts falsch gemacht, oder?"

Karl hob seine Schultern und zeigte eine ratlose Geste.

„Ich kenne mich nicht aus, Süße, aber mir ist nichts Negatives aufgefallen. deine Gäste schauen eigentlich ganz glücklich und zufrieden aus. Außerdem hat dich die Gräfin doch gerade eben noch gelobt, oder nicht?"