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Thao 21

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Karl sah sie mit offenem Mund an.

„Und du wolltest von Anfang an mit den Männern Sex haben? Warum bist du nicht eine Domina geworden? Du hättest doch dann mit niemandem schlafen müssen?"

Beatrice sah ihn nachdenklich an.

„Ich war am Anfang eine Sklavin, Karl. Ich hatte immer schon gern Sex und war durch diesen Mann geprägt worden, es ist mir also nicht schwergefallen. Später bin ich dann zur Zofe aufgestiegen, es hatte sich nämlich herausgestellt, dass viele unserer Kunden gern eine Domina wollten, die sie auch in sexueller Hinsicht benutzte. Jetzt sind wir hier zu dritt und ärgern die strengen Damen mit unserer Gegenwart."

Karl wurde neugieriger.

„Und wie viele Dominas arbeiten hier? Und wie viele Sklaven und Sklavinnen?"

Beatrice lachte. Sie fand den Jungen wirklich niedlich. Er schien klug zu sein und dazu auch noch ein großes Herz zu besitzen.

„Da wird dir Julia antworten, das ist ihr Metier."

Julia, die das Gespräch passiv verfolgt hatte, löste sich zögernd aus ihren Gedanken.

„Wir sind sechs Dominas mit fünf ständig dienenden Sklaven und Sklavinnen. Deine Freundin ist bereits mitgezählt."

Karl wurde bleich. Diesen Kommentar hätte er nicht gebraucht.

„Dazu kommen eben noch unsere drei Schlampen und die Gestörte in ihrem Keller."

Thao sah Julia mit großen Augen an. Sie ahnte, wer gemeint sein könnte.

„Welche Gestörte?"

Julia warf Beatrice einen vielsagenden Blick zu.

„Unsere Hardcore-Domina Xena. Das brutalste und böseste Frauenzimmer, das du dir vorstellen kannst. Die ist wirklich nicht ganz gaga, was aber nichts macht, denn ihre Gäste sind es ja auch nicht."

Karl starrte Julia erstaunt an. Dann richtete er seinen Blick auf Thao.

„Meint sie unsere Xena?"

Jetzt waren es Julia und Beatrice, die abwechselnd das Punkermädchen und den Jungen ungläubig ansahen.

„Kennt Ihr sie?"

Thao nickte.

„Ja! Sie ist eine Freundin von uns."

Sie warf einen Blick auf Julia.

„Und das mit der Freundin meine ich wirklich so. Sie hat uns schon oft geholfen."

Beatrice konnte es nicht glauben.

„Xena? Krass! Ich dachte, die hätte kein Leben außerhalb ihres Kellers."

Julia hatte das Gehörte immer noch nicht verarbeitet.

„Woher kennst du sie?"

Thao antwortete ihr nicht. Wegen Beatrice wollte sie Schmerzkunst nicht erwähnen und deren Besitzer gleich dreimal nicht. Anstatt zu antworten, stellte sie eine Gegenfrage.

„Wieso hasst Ihr sie so? Die ist doch total lieb?"

Julia schüttelte den Kopf.

„Nee! Lieb ist die ganz sicher nicht! Mir hat sie schon mal die Nase gebrochen und den Kiefer an. Die hat alles Menschliche verloren."

Beatrice verkniff sich ein Grinsen.

„Hast ziemlich blöd ausgesehen mit den Bandagen. Hättest sie halt nicht provozieren sollen."

Julia staunte.

„Jetzt bin ich also schuld? Nur weil ich gemeint habe, dass es bei uns jemanden gibt, der in die Geschlossene müsste? Habe ich etwa unrecht? Ich bin selbst auch nicht aus Samt und Seide, aber was Xena in ihrem Keller treibt, ist pure Menschenverachtung."

Für Karl brach in diesem Moment eine Welt zusammen. Xena? Thaos und seine Freundin? Er konnte sich das einfach nicht vorstellen.

„Thao, das kann nicht sein! Sie ist nicht so!"

Das Punkermädchen warf den beiden Frauen einen nachdenklichen Blick zu.

Sie hatten nicht gelogen, das spürte sie. Außerdem hatte es Xena selbst angedeutet. Vielleicht war dies auch der Grund, warum sie nicht wollte, dass Thao in diese Kreise geraten würde.

„Sagt Ihr bitte nicht, dass ich hier arbeite, okay?"

Julia lachte lauthals auf.

„Mädchen, die hat ihren eigenen Eingang! Mit der verkehrt hier niemand, außer der Gräfin. Da werden nämlich ganz schnell die Höschen und Schlüpfer voll."

Karl sah die beiden Damen immer noch ungläubig an. Er verfügte doch über Menschenkenntnis, oder etwa nicht? Thao drehte sich zu ihm um.

„Wir gehen jetzt nach Hause, Süßer, okay?"

Der Junge nickte erleichtert.

Das Punkermädchen holte die Jacken von der Garderobe, dann verabschiedeten sich die beiden.

„Nochmals sorry, Thao!"

Julia schenkte dem Mädchen ein Lächeln.

„Scheinst ganz in Ordnung zu sein."

Die Punkerin ging hinter die Theke und umarmte die Blondine.

„Du bist auch nicht völlig Mist."

Julia lachte ebenso wie Beatrice. Thaos freche Art hatte nicht nur etwas Imposantes, sondern wirkte auch irgendwie erfrischend einfach. Dann war die junge Bizarrlady mit den schwarzen Stiftelhaaren an der Reihe. Thao drückte sie in ihrer direkten Art einfach an sich.

„Bis demnächst! Lasst uns mal zusammen einen Kaffee in der Stadt trinken, okay?", meinte das Punkermädchen noch.

Karl hob die Hand zum Abschied und hielt seiner Freundin die Tür zum Hof auf.

„Ich drücke den Summer vom Büro der Gräfin aus.", rief Julia den beiden nach.

Thao zeigte ihren erhobenen Daumen, als Zeichen, dass sie verstanden hatte. Dann waren die beiden jungen Leute auch schon draußen.

7. Der Weg nach Hause

„Was ist los, Süßer? Tut mir leid, wenn dich der Abend überfordert hat."

Karl schüttelte den Kopf.

„Es ist wegen Xena. Dass sie so anders sein kann, glaube ich einfach nicht."

Thao blieb stehen und blickte ihn irritiert an.

„Warum berührt dich das so?"

Karl begriff überhaupt nicht, dass Thao ihm soeben ihre Eifersucht offenbart hatte.

„Sie ist einfach in Ordnung. Kannst dich noch an die Sache mit deiner Mutter erinnern? Oder an den Wahnsinn auf dem Schulball? Die ist doch so lieb gewesen, oder nicht? Wie kann sie da so grausam sein? Ich verstehe das nicht."

Thao dachte an ihr Gespräch mit Xena in diesem Biergarten und deren Reaktion auf den Jungen, der sie so penetrant angemacht hatte.

„Keiner ihrer Kunden wird dazu gezwungen, zu ihr zu gehen. Vielleicht fällt es dir leichter, wenn du sie als Spezialistin siehst. Und auf das, was Julia gesagt hat, würde ich nicht allzu viel geben. Du hast doch gehört, was die zwei über den Laden gesagt haben. Es herrscht dort jede Menge Missgunst und Neid, da wird sicher viel erzählt."

Sie reichte ihm ihre Hand. Karl ergriff sie und nickte nachdenklich. Dann gingen sie in ihren Gedanken versunken weiter.

„Wieso gibt es solche Menschen, Thao? Wieso kickt es sie so, gequält zu werden oder zu quälen?"

Das Mädchen überlegte, sie hatte sich diese Frage auch schon mehr als einmal gestellt. Sie war ja selbst auch nicht anders.

„Xena musste etwas verarbeiten, zumindest hat sie es mir angedeutet. SM war ihr dabei eine gewisse Hilfe. Und ich denke, ansonsten liegen einfach Lust und Schmerz sehr nahe beieinander. Über das Thema kann man sich bestimmt stundenlang unterhalten und wir beide wissen darüber noch nicht allzu viel. Da haben wir beide auch einfach noch zu wenig gesehen, um wirklich einen Einblick in das erhalten zu haben, was SM wirklich ausmacht."

„Dein Versprechen gilt noch, oder? Ich meine, dass du dort aufhörst, wenn wir mit der Schule fertig sind."

„Ja, ich hab´s dir doch versprochen."

Thao nickte ihm bestätigend zu, was den Jungen sichtlich erleichterte. Sie hatte nicht gelogen, wollte nur alles wissen, was es bedeutet, eine Domina zu sein. Dann würde ihre Neugierde aber gestillt sein und sie ihr Versprechen einhalten. Sie dachte an Bernard und die Gräfin. Die würden Augen machen, wenn sie den Job zum Ende der Sommerferien hinschmiss.

8. Treffen mit Xena

„Scheiße, ich habe mir solche Sorgen gemacht!"

Xenas Gesichtszüge zeigten merkliche Anspannung. Den Helm unter ihrem Arm, warf sie noch einmal einen kurzen Blick auf ihre Maschine, dann ging sie auf ihre Freunde zu und umarmte die beiden.

„Wieso? Warum denn?", zeigte sich die Punkerin erstaunt.

„Na, wegen Lena! Ich dachte, vielleicht denkt Ihr beide mittlerweile auch so wie sie."

Karl hielt sich bedeckt. Ihm lagen jede Menge Fragen auf der Zunge und doch getraute er sich nicht, sie Xena zu stellen. Vielleicht würde sein Bild von ihr nachhaltig zerstört werden und ein Mensch, der ihm wichtig geworden war, dadurch aus seinem Leben verschwinden.

„Hast du dieses Mal dein Gerät so abgestellt, dass die Tauben es nicht vollscheißen?", erinnerte Thao die große Blondine an die unerfreuliche, aber durchaus lustige Begebenheit anlässlich des Billard-Abends in Heinz´ Kneipe.

Xena zwinkerte Thao zu.

„Ich bin zwar blond, aber so sehr, wie du doofe Babybitch manchmal, nun auch wieder nicht."

„Fresse voll, oder was?", sprang Thao sofort in Kampfstellung.

„Oh Mann, das kann ja wieder heiter werden mit Euch beiden da drinnen.", verdrehte Karl die Augen.

Sie betraten die Kneipe, in der noch kein einziger Gast zu sehen war. Es war gerade 16 Uhr vorbei, Amelies Vater hatte also eben erst geöffnet.

Xena musterte den hageren Jungen. Er wirkte angespannt, irgendetwas schien ihn zu bedrücken.

„Was ist los mit dir, Karl? Du bist so schweigsam."

Xenas Sensibilität registrierte an ihm sofort die Veränderung.

„Hat das mit deinem Test geklappt?"

Karl nickte.

„Bin einfach heute nicht so gut drauf."

Xena blickte Thao und ihren Freund abwechselnd an.

„Zwischen euch alles okay?"

Das Punkermädchen lächelte.

„Klar! Ist gestern Abend nur spät geworden, das ist mein Kleiner nicht gewöhnt."

Heinz freute sich überschwänglich, als er die drei jungen Menschen bemerkte.

„Ja hallo, Kinders! Wie geht's Euch? Schauts ja a bisserl müde aus der Wäsche ..."

Die Punkerin nickte.

„Ja, alles super! War nur ne lange Nacht gestern. Hab gekellnert und Karl war die ganze Zeit bei mir und hat auf mich aufgepasst, damit ich nichts anstelle.", feixte das Mädchen, auch diese Gelegenheit nutzend, ihren Freund zu necken.

Der lustige Wirt grinste, während Karl seine Augen rollen ließ.

„Du kannst kellern? Wo hast denn das gelernt?"

„Klar! Hab ich mir damals bei dir, Amelie und Günter abgeguckt. Bei den beiden langsamen Vollpfosten, die ich dir leider auch heute wieder anschleppen musste, hatte ich an dem Abend ja auch mehr als genug Zeit für."

„Na da bin ich ja gleich mal sauer auf dich, dass du nicht bei mir arbeitest, wennst dir schon hier die Ausbildung geholt hast. Aber ich lass dich schon in Ruh, Mädchen, und nerv nicht weiter."

Er reichte erst Xena, dann Karl seine Hand.

„Günter kommt später auch. Der wird sich bestimmt freuen!"

Heinz Blick fiel nicht zufällig bei diesen Worten auf die große Frau im Lederdress. Deren Gesichtsausdruck wandelte sich sofort. Amelies Bruder schien ein wunder Punkt bei ihr zu sein. Heinz nahm die Bestellung der drei auf und ging dann wieder hinter die Theke.

„Hast also jetzt einen Job, Thao? Wo denn?", ließ der Wirt seiner Neugier, entgegen seinem Versprechen, weiterhin freien Lauf.

Thao warf einen Blick auf Karl. Er hatte ihr versprochen, die Klappe zu halten.

„Ach, nichts Besonderes, nur aushilfsweise an einer Bar. Gut für nebenbei.", versuchte Thao ihren Job herunter zu spielen.

Xena blickte die Punkerin interessiert an, während sie mit einem Untersetzer spielte.

„Hey! Dann kann ich dich gern mal besuchen! Weiß eh oft nicht, was ich abends machen soll."

Thao schüttelte ihren Kopf, die Sache war also noch nicht unter dem Teppich.

„Damit du abgammeln kannst, während ich schufte? Nee! Lass mal!"

Karl verfolgte das Gespräch, ohne sich daran zu beteiligen. Er beobachtete Xena schweigend und versuchte sie sich als grausame und menschenverachtende Sadisten vorzustellen. Es gelang ihm einfach nicht. Vielleicht war Thaos Vorschlag dämlich gewesen, sich mit Xena treffen zu wollen.

„Kann ich dich was fragen, Xena?"

Er musste einfach Gewissheit haben.

Die große Frau sah den Jungen neugierig an und nickte ihm aufmunternd zu. Sie hatte schon vorhin gespürt, dass ihm etwas auf dem Herzen lag.

„Als Domina ... wie muss ich dich mir da vorstellen?"

Xena wusste im ersten Moment nicht, was sie erwidern sollte. Diese Frage hatte sie völlig unvorbereitet getroffen. Auch Thao war erschrocken über Karls Direktheit. So kannte sie ihn nicht.

„Wie kommst du denn darauf? Wegen Lena?"

Der Junge wollte nicht lügen und hob deshalb einfach die Achseln.

„Ich weiß nicht. Es interessiert mich einfach."

Xena blickte Thao ins Gesicht, auch die schien über Karl verwundert zu sein. Die blonde, sonst so selbstsicher auftretende Domina aber war blass geworden und musste sich zu einer Antwort aufraffen.

„Es kommen masochistische Frauen und Männer zu mir, damit ich ihnen wehtue."

Karl war der großen Blondine dankbar, dass sie nichts zu beschönigen versucht hatte. Nicht so wie seine Thao, durch deren halbherzige Ansagen er immer wieder dazu gezwungen worden war, sich Gedanken über sie und dieses Thema zu machen.

„Wie sehr? Ich kann mir das nicht so ganz vorstellen. Wie kannst du das machen? Ich meine, da hat man doch Hemmungen, oder nicht?", setzte der Junge in der Hoffnung nach, damit auch indirekte Antworten auf seine Fragen Thaos SM-Macke betreffend zu erhalten.

Xena zögerte.

„Karl! Möchtest du wirklich jetzt darüber reden? Ich dachte, wir sind hier, um ein wenig Spaß zu haben."

Die Punkerin atmete erleichtert aus, war Xena dankbar für deren Antwort.

Karl warf Thao einen unsicheren Blick zu und winkte ab. Xena aber seufzte. Sie spürte deutlich, dass es ihm wichtig war, wenn sie sich auch seine plötzliche Neugierde nicht so recht erklären konnte.

„Anfangs ja. Da hast du recht. Aber man verliert sie mit der Zeit."

Sie sah ihn nachdenklich an.

„Karl! Sei mir nicht böse. Ich bin nicht stolz auf das, was ich mache, und werde es auch nie sein können. Aber die Leute sind zufrieden, wenn sie gehen und von mir etwas bekommen haben, das sie nirgendwo anders kriegen können."

Sie blickte den Jungen bittend an. Auch Thao wollte das Thema unbedingt beenden. Karl sollte jetzt endlich Ruhe geben.

„Ist das okay für dich? Ich möchte nicht mehr darüber erzählen."

Die beiden Frauen waren erleichtert, als er nickte.

Thao brachte das Gesprächsthema umgehend auf Amelie und ihre Wette, was Xena zu amüsieren schien. Auch sie hoffte, dass das vollschlanke Mädchen in Bayern endlich ihre erste Liebe finden würde. Das Gespräch entspannte sich nun zusehends.

Nach einigen Minuten entschuldigte sich der Junge, stand auf und verschwand in Richtung Toiletten. Thao nutzte die Gelegenheit und kam umgehend auf Schmerzkunst zu sprechen. Xena erinnerte sich an die gemeinsame Session und den ersten Moment mit der jungen Domina.

„Hast du Karl was davon erzählt? Ich meine ... so richtig?"

Xenas Stimme klang besorgt.

Thao schüttelte energisch den Kopf.

„Wie genau kennst du Bernard und Sylvia?"

Xena wurde plötzlich still, aufkeimende Sorge machte sich in ihr breit.

„Sag mal! Was ist los mit Euch? Da stimmt doch etwas nicht! Ist wirklich alles in Ordnung? Hat Bernard dir etwas getan?"

Die Stimme der großen Domina wurde augenblicklich hart, ihr Blick durchdringend.

„Nein! Es ist alles okay soweit. Ich finde sie nur ab und an seltsam. Bernard scheint integer zu sein, nur manchmal hat er was in seinem Blick, das mich unsicher werden lässt."

Xena nickte verständnisvoll.

„Und das ist auch gut so, Thao. Höre auf dein Gefühl! Sie sind beide falsche Schlangen. Auch wenn du es dir nicht vorstellen kannst und sie vielleicht sogar für deine Freunde hältst. Bei denen geht es letzten Endes nur ums Geld."

Xena dachte kurz nach, während sie sich umsah. Karl war noch nicht zu sehen.

„Du bist intelligent, Thao, und hast Deinen Karl. Ich hoffe deshalb, dass ich mir um dich keine Sorgen machen muss. Ich hab dir ja schon einmal gesagt, dass du richtig verschissen hast, wenn du meinst, dass SM einen Menschen wie Karl je ersetzen könnte! Und auch nicht mal ansatzweise kompensieren! Aber viele andere Mädchen haben dort einen Weg eingeschlagen, der sie nicht gerade in paradiesische Umstände geführt hat."

Thao tat so, als ob sie nicht verstehen würde.

„Was meinst du genau?"

Xena seufzte, während sie angestrengt nachdachte.

„Menschen werden nicht pervers geboren, Thao. Sie werden dazu gemacht, auf die eine oder andere Weise. Vielleicht mögen gewisse Anlagen auch eine Rolle spielen, aber sicher keine entscheidende. Wie soll ich es ausdrücken, ohne dir Angst einzujagen?"

Thao sah die Domina erwartungsvoll an.

„Bernard und Sylvia haben schon einige Menschen mit Sadomaso angefixt und ihnen dann die Möglichkeiten in der Szene aufgezeigt. Das sind falsche Priester, alle beide!"

Das Punkermädchen sah sich um. Karl kam soeben aus dem Toilettenbereich und steuerte auf Heinz zu, um dann über die Theke hinweg ein Gespräch mit dem Wirt zu beginnen.

„Warum hast du mir das nicht schon früher erzählt?", bohrte die Punkerin nach.

„Weil ich nicht wusste, wie du darauf reagieren würdest. Du warst ziemlich begeistert von den beiden. Ich hatte die Befürchtung, dass du mir nicht glauben würdest. Außerdem schienst du mir nicht in Gefahr zu sein. Du hast deinen eigenen Kopf."

Xena lehnte sich zurück.

„Und jetzt lassen wir den Scheiß ein für alle Mal."

Sie drehte sich zur Theke um.

„Karl! Lass dir von Heinz die Kugeln geben! Ich möchte der Kuh hier zeigen, dass ich besser mit den Stöcken umgehen kann als sie."

Thao lachte schallend.

„Das glaubst doch selbst nicht, Blondchen."

Karl stöhnte und sah Heinz Hilfe suchend an. Er hatte in diesem Moment ein Déjà-vu.

9. Warten

„Wie spät ist es denn, Süßer?"

Karl sah zur Bahnsteiguhr hinauf.

„Er müsste gleich kommen."

Thao seufzte. Der Zug hatte jetzt schon beinahe eine halbe Stunde Verspätung. Zwei Männer, die etwas abseits ebenfalls am Bahnsteig standen, unterhielten sich über die möglichen Ursachen.

„Hundertpro hat sich da wieder einer auf die Schienen gelegt. Das wird wieder dauern, sag ich dir. Und ich wollte in drei Stunden zu Hause sein."

Das Herz der Punkerin zog sich zusammen. Sie warf einen Blick auf ihren Freund. Er hatte es zum Glück nicht mitbekommen. Der letzte Monat war eine schreckliche Zeit für sie beide gewesen, vor allem für Karl. Es wurde langsam besser, aber über den Berg war er noch lange nicht.

Noch immer fiel es Thao schwer, einen liebgewonnenen Menschen aus ihrem Leben zu entlassen, ihn nie wiedersehen, nie wieder seine Stimme hören oder, noch viel grausamer, nie mehr sein Lachen vernehmen zu können. Dabei hatte sie das schon einige Male erleben müssen. Wie musste es da erst Karl gehen?

Kurz entschlossen beugte sie sich nach vorn und zog Karl zu sich heran. Wie kräftig er geworden war im letzten halben Jahr. Nichts war mehr übrig geblieben von dem schmächtigen Jungen, den sie vor einem Dreivierteljahr zu lieben gelernt hatte. Einige Zentimeter hatte er noch an Länge zugelegt, sodass sie sich jetzt schon strecken musste, um ihn zu küssen. An die zehn Kilo hatte er zugenommen, seinen Körper dreimal wöchentlich im Fitnessstudio in Form gebracht. Doch die durchtrainierte Figur war nicht alles, was sich an ihm geändert hatte. Sein Gang, seine Haltung und sein ganzes Auftreten hatten sich verändert. Sie glaubte sogar, dass er sich mittlerweile ganz gern zeigte und beinahe schon ein wenig eitel geworden war. Zumindest bis zu dem Tag, an dem alles von vorn begonnen hatte. Sie hatten beide geglaubt, dass die schwere Anfangszeit nun endgültig hinter ihnen liegen würde, sie ihr Glück und die so heiß ersehnte Ruhe endlich gefunden hätten. Wenigstens einige ruhigere Monate waren den beiden vergönnt gewesen, bis das Schicksal erneut einen Kübel Scheiße über ihnen ausgekippt hatte.

Thao lehnte an der Betonwand des Bahnsteiggebäudes und spürte den Druck von Karls Rücken an ihren Brüsten, während dieser an ihr lehnte.

„Das macht mich jetzt ein wenig geil."

Karl drehte sich halb zu ihr um.

„Wann haben wir das letzte Mal?"

Sie legte ihre Arme um seine Hüfte und schloss ihre Hände über seinem Schritt. Nicht nur zufällig drückten ihre Finger dabei auf sein Glied und begannen es dezent zu streicheln.