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Thao 21

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Amelie wandte sich jetzt an ihren Bruder.

„Ich rufe sie für dich an, Günter. Wir machen was aus mit ihr. Ich möchte ja mit allen meinen Freunden feiern, dass ich wieder da bin."

Ihr Bruder starrte sie mit großen Augen an.

„Wann?"

Amelie überlegte kurz und warf dabei Karl und Thao einen Blick zu.

„Heute Abend. Ich verspreche es dir! Ich lade sie aber wirklich nur ein. Nicht mehr. Wenn sie aber von sich aus nach dir fragt, erzähle ich es dir, okay?"

Günters Stimmung schien sich sofort wieder aufzuhellen.

Heinz hatte sich mit keinem Wort dazu geäußert. Es schien nicht sein Thema zu sein. Stattdessen hatte er nur zugehört und war seinen eigenen Gedanken nachgehangen. Was sollte er auch dazu sagen? Von seiner Frau war er so gut wie getrennt. Seine Kinder wussten Bescheid und waren erwachsen. Sie würden nicht mehr allzu arg damit hadern.

„Wollt Ihr Nachtisch? Ich habe noch ein bisschen Eis übrig. Schoko oder Vanille?"

Thao und Karl, die sich trotz ihrer Mahlzeit am Bahnhof am Hauptgang beteiligt hatten, warfen sich einen kurzen Blick zu. Dann stöhnte das Mädchen.

„Bitte nicht! Ich bin voll!"

Auch Karl hatte keinen Appetit mehr.

Günter wollte eins und so stand Heinz auf, um es zu holen. Er schien wirklich mit Leib und Seele Wirt zu sein.

„Dich muss ich nimmer fragen, Amelie. Werde aber nicht mehr dünner, bitt ich dich."

„Mach dir keine Sorgen! Ich habe doch gelernt, wie ich essen darf."

Thao wurde neugierig.

„Wie meinst denn das jetzt?"

„Ich hatte wegen meiner Fettleibigkeit eine Essstörung. Ich habe mich nicht mehr getraut, überhaupt noch richtig zu essen, Thao. Das musste ich erst wieder lernen. Aber jetzt klappt es mittlerweile ganz gut. Ich kriege meine Punkte schnell zusammen."

Das Punkermädchen war sichtlich erstaunt.

„Wie bei den Weight-Watchern?"

Amelie lachte schrill auf. Ihr Gelächter würde sich wahrscheinlich nie ändern.

„Umgekehrt! Du bekommst, je nachdem, was du isst, Punkte. Damit der Tagesbedarf gedeckt ist und man nicht magersüchtig wird."

Jetzt zeigte sich auch Karl interessiert.

„Du meinst, jetzt, wo bei dir organisch wieder alles einigermaßen funktioniert, könnte sich alles ins Gegenteil verkehren?"

Amelie nickte ihm müde zu. Sie hoffte, sich irgendwann keine Gedanken mehr darüber machen zu müssen.

Sie halfen noch beim Abräumen, dann machten sie sich bereit zum Aufbruch.

„Wir dürfen die Blumen nicht vergessen!", forderte Amelie noch einmal.

Am Friedhof

Nachdem Karl den Wagen seines Vaters geparkt hatte, schritten die drei auch schon durch den großen, gemauerten Torbogen des Friedhofs. Unvermittelt blieb Amelie plötzlich stehen und sah ihre beiden Freunde abwechselnd an.

„Wartet mal, bitte! Erzählt mir von seiner Beerdigung! Dann bin ich wenigstens im Nachhinein dabei gewesen. Waren viele Menschen da?"

Amelie blickte erst den Jungen, dann das Punkermädchen fragend an.

Thao erweckte bei ihrer Freundin einen zerknirschten Eindruck. Sie war damals nur wegen Karl mitgegangen, kam sie doch selbst mit solchen Anlässen überhaupt nicht gut klar. Dass Amelie jetzt von ihr forderte, alles noch einmal Revue passieren zu lassen, wollte sie eigentlich nicht. Und wie sollte es dann Karl erst gehen? Sie warf ihrem Freund einen sorgenvollen Blick zu.

„Neben Simons Familie, vor allem Klassenkameraden. Ein paar Musiker waren auch dabei, keine Ahnung, woher er die kannte. Sophie meinte, er hatte auch viele Bekannte im Internet, aber keiner hatte das Passwort seines Computers, um ihnen Bescheid zu geben."

Thao überlegte kurz.

„Aber es waren schon einige. Hat mich eigentlich ziemlich überrascht."

Amelie nickte.

„Wie ging es Sophie und den Eltern? Es muss so fürchterlich für sie gewesen sein."

Karl schwieg, seine Miene hatte sich verfinstert und beinahe konnten die Mädchen spüren, wie sehr ihn diese Frage aufwühlte. Er konnte nicht mehr. Warum sollte er sich auch noch beherrschen? Seine über Wochen aufgestaute Wut brach mit aller Gewalt aus ihm heraus.

„Soll ich dir was sagen, Amelie? Seine Schwester hat geheult und seinen Eltern war es peinlich. Fuck!!! Diese Arschlöcher! Ihre Kinder waren ihnen doch scheißegal. Die brauchten keine Liebe, das klappte ja auch gut mit Geld. Seine Mutter und sein Vater sind dafür verantwortlich, dass er dort liegt, nicht Lena! Sie war vielleicht ein Auslöser, mag sein, aber es waren seine Eltern. Daran gibt es für mich keinerlei Zweifel."

Dem Jungen standen Tränen in den Augen. Thao wollte zu ihm, aber er hielt sie auf Abstand.

„Lass mich! Nicht jetzt!"

Er warf Amelie einen verzweifelten Blick zu.

„Willst du wissen, was ich machen werde, wenn ich sie sehe? Ich spucke sie an! Das schwöre ich dir bei Gott!"

Thao erinnerte sich an die Beerdigung. Karl war schweigend an Simons Eltern vorbeigegangen. Nur Sophie hatte er umarmt. Instinktiv hatte sie es ihm gleichgetan. Vielleicht hatte sie seinen Grund dafür unterbewusst erahnt.

Amelie war am Boden zerstört. Das hatte sie auf keinen Fall mit ihrer Frage bewirken wollen.

„Lass uns ans Grab gehen, Karl! Amelie soll ihre Blumen hinlegen und dann hauen wir wieder ab."

Der Junge sah die beiden Mädchen an.

„Geht Ihr! Ich mag da nicht noch mal hin. Nie wieder!"

Er drehte sich um und ging den Weg zum Parkplatz zurück.

Thao blickte ihm nach. Der Tag war für ihn gelaufen. Sie konnte nur hoffen, dass sie ihm nachher ein paar Augenblicke schenken konnte, in denen er sich ein wenig fing.

„Bleib hier! Oder gehe zum Auto zurück! Ich bring sie hin und wir kommen dann gleich nach."

Amelie hatte keine Einwände. Sie spürte selbst, wie schwer es Karl fiel, an diesem Ort zu sein.

„Warum hat er uns gefahren? Günter hätte uns doch ..."

Thao fiel ihr ins Wort.

„Mach dir keine Gedanken, Amelie! Es ist vier Wochen her. Wahrscheinlich dachte er selbst von sich, dass er ..."

Das Punkermädchen seufzte.

„... besser damit umgehen könnte."

Die beiden Mädchen gingen die Allee entlang, die schnurgerade durch den Zentralfriedhof führte. Von dieser führten Seitenwege zu den einzelnen Gräbern.

Thao blieb an einem großen Areal stehen, das, direkt neben dem Hauptweg gelegen, deutliche Spuren von Bauarbeiten zeigte. Sie schüttelte den Kopf. Ein riesiges Monument musste hier entstehen, um das schlechte Gewissen von Simons Eltern zu befrieden und ihrer Trauer ein Zeichen zu setzen. Wie gut konnte sie Karl jetzt verstehen.

Amelie legte ihre Blumen ab, die sich in einem Haufen aus verwelkenden Gebinden verloren. Nur ein weiterer Strauß war frisch und ein Kerzenlicht brannte am Rand des Grabes.

„Meinst du, Lena war vielleicht auch mal hier?"

Thao betrachtete Amelie erstaunt, die vor ihr kniete und die Bänder an den Kränzen las.

„Ihre Mutter hat sie gesucht, soweit ich weiß. Ich glaube, sie ist weggelaufen. War anscheinend doch nicht so kalt und berechnend in allem. Muss schon ein Schock für sie gewesen sein, als sie Simon tot vor ihrem Haus gefunden haben. Sie mag ihn ausgenutzt und verarscht haben, aber er hat es mit sich auch machen lassen. Ich weiß nicht, Amelie. Mir fällt es schwer, ihr die ganze Schuld zu geben."

Amelie blickte noch einmal auf das Grab hinab, bückte sich nochmals, um eine der Banderolen zu glätten, dann kehrten die beiden trauernden Mädchen langsam zum Auto zurück. Amelie hatte von Simons Abschiedsbrief gehört, er war ein einziger Vorwurf gewesen.

Wieder am Parkplatz angekommen, tönte ihnen harte Rockmusik entgegen. Karl schien die Trauer um seinen besten Freund mit aller Gewalt vertreiben zu wollen.

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6 Kommentare
Sena78Sena78vor mehr als 4 JahrenAutor
Für mich...

... war dieser Zeitsprung ein Kunstgriff, der noch einmal mehr Spannung wecken und Auflösung verschiedener Handlungsstränge erzeugen sollte. Schon damals fand das nicht jeder Leser gelungen und das Äußern dieses Eindrucks, genauso wie alle anderen, von mir ausdrücklich erwünscht. Kritik, egal ob positiv oder negativ ist ein entscheidender Faktor meiner Entwicklung als Autorin.

Allen Lesern Dank für den Support! Auch an diejenigen, welche mich als Autorin auf Amazon (Madame Mala) unterstützt haben. Tausend Dank.

Habt ein frohes Weinachtsfest und bleibt gesund!

AnonymousAnonymvor mehr als 4 Jahren
DANKE !

... habe selten eine Story gelesen , die über soo viele Teile nicht langweilig und abgeflacht ist - Hut ab !

Den Zeitsprung halte ich für legitim - sogar stilistisch als guten Kontrast zum allgemeinen Fluß der Dinge - wünsche , es möge noch viele Folgen geben !

schöne Feiertage mit vielen neuen Ideen !

AnonymousAnonymvor mehr als 4 Jahren
Vielen Dank für's berührt werden!

Ich habe hier im Portal schon viele heiße Storys gelesen, aber Ihre Erzählungen, verehrte Sena, gehen bei mir als ganz große Kunst durch.

Und Zeitsprünge sind im Rahmen der künstlerischen Freiheit doch wohl erlaubt - auch wenn einige Leser davon anfangs vielleicht irritiert waren!?

Ich freue mich über jeden neuen Lesestoff von Ihnen in höchstem Maße

und wünsche schöne Feiertage!

Leo.

Sena78Sena78vor mehr als 4 JahrenAutor
Danke...

für Lob und Kritik gleichermaßen. Die Geschichte war mein zweiter Gehversuch in Sachen Schreiben, von daher lief leider nicht alles rund.

Danke Euch für das Feedback. Allen Lesern ein frohes FEST!

AnonymousAnonymvor mehr als 4 Jahren
Danke

Wieder einmal grosse Klasse wie hier die Spannung hochgehalten wurde und man erst gegen Ende die bestätigung bekam, dass die Vermutung richtig war. iIch freue mich schon darsuf das nächste Kapitel zu lesen da sich noch einige Geheimnisse in der Geschichte verbergen. Ich kenne wenig Geschichten, die den Leser so in seinen Bann ziehen känne. Danke und Glückwunsch zu diesem Talent

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