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Thao II - Teil 13

Geschichte Info
Hilfe in Nöten.
13.2k Wörter
4.79
5.3k
0

Teil 40 der 48 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 09/23/2019
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Nothilfe

Thao lenkte ihren kleinen Wagen mühsam durch eine große Baustelle hindurch. Es war nicht die Erste auf ihrem Weg zu Xena und mit einem mulmigen Gefühl warf sie einen flüchtigen Blick auf die Bauarbeiter, die mit Äxten, Kettensägen und Baggern umgestürzte Bäume und Masten zerkleinerten und auf große Kipplaster luden. Die Kulisse schien ihr einen Vorgeschmack darauf zu geben, was sie erwartete ... müde und von den Anstrengungen des letzten Tages gezeichnete Gesichter. Es dämmerte bereits und ein Ende schien für diese Arbeiter noch lange nicht in Sicht zu sein.

Diese Szene wiederholte sich immer wieder aufs Neue, bis sie endlich das Dorf erreichte, in dem ihre Freunde wohnten. Das Dach von Xenas und Gerds Haus wies ein großes Loch auf, über das eine weiße Bauplane gespannt worden war, während Margaretes Bauernhaus und die alte Scheune keine offensichtlichen Schäden zeigten. Wenigstens etwas.

Vorsichtig steuerte Thao ihr Auto vor die Scheune. Überall lag noch Fallholz, das unter den Reifen ihres VW Lupo mit lautstarkem Knacken brach. Hoffentlich nahm ihr Wägelchen keinen Schaden. Sie beschloss, ihr Gepäck noch im Kofferraum zu lassen, zog sich ihren Anorak über und stapfte über den noch feuchten Kies zum Haus ihrer Freundin.

Sie klingelte, doch niemand ging an die Tür. Wahrscheinlich war Xena mit Gerd bei Margarete oder sie halfen im Stall. Also machte sie sich auf den Weg, klingelte an der Haustür der Nachbarin, wo ihr ein mittelgroßer, drahtiger Mann öffnete, dessen kecke, grüne Augen sie interessiert anblickten. Er musste wohl um einige Jahre jünger als Margarete sein, wie Thao erstaunt feststellte.

„Du bist die Freundin von Xena, richtig? Komm rein! Fühl dich ganz wie zu Hause. Ich heiß Thomas."

Dem Mann waren weder Belastung noch Sorgen anzumerken, vielmehr erweckte er einen ziemlich gelösten Eindruck, der so gar nicht zu der Situation passen wollte, die Xena ihr geschildert hatte.

„Meine Frau hat gemeint, ich soll dir dein Zimmer zeigen. Sie ist noch im Stall, um mit ihren Helfern den Baum kleinzuschneiden und abzutransportieren."

Er lächelte Thao freundlich zu und warf einen beiläufigen Blick auf ihren Ausschnitt. Sie bemerkte ihn dennoch und störte sich daran. Dem nicht genug, hörte sie ihre Alarmglocken läuten und spürte ihre Antipathie gegenüber diesem Thomas wachsen. Er passte einfach nicht in jenes Bild, das sie von den Menschen hier hatte, vielleicht lag es daran? Sie dachte an das ewige Streitthema mit Karl, aber auch an Anelises mahnende Worte, nahm sich also vor, kein vorschnelles Urteil über Margaretes Mann zu fällen.

Gemeinsam erreichten sie über die alte Holzstiege den ersten Stock. Hier war Thao noch nie gewesen und erfuhr nun von Thomas, dass seine Kinder, aber auch Mia und Sören hier untergebracht worden waren. Obgleich alle ein eigenes, kleines Zimmer bewohnten, waren dennoch vier weitere frei und ungenutzt. Der Personalbedarf eines derartigen Hofes lag in früheren Zeiten wohl deutlich über dem jetzigen.

„Es ist nur eine kleine Kammer, aber du hast Zugriff auf unser WLAN und das Bad ist am Ende des Ganges. Eine Toilette findest du gleich rechts von dir. Schalte und walte, wie es dir beliebt. Manchmal sind die Mädchen ein wenig laut, du brauchst aber nur ein Wort zu sagen und sie werden leise sein. Die drei freuen sich übrigens schon sehr auf dich."

Thao lächelte. Der erste Eindruck, den sie von diesem Mann gewonnen hatte, begann sich langsam abzuschwächen.

„Ist noch viel zu tun?"

Thomas Gesicht zeigte zum ersten Mal so etwas wie Sorge.

„Reden wir nicht drüber, lohnt sich nicht. Das verdirbt uns nur die Stimmung."

Thao hätte gerne nachgehakt, hielt sich aber zurück. Wenn Margarete oder ihr Mann über ihre Sorgen reden wollten, sollten sie das von sich aus tun.

Eine halbe Stunde später, sie hatte all ihre Sachen in die Kammer gebracht, begab sich Thao auf den Weg zum Stall. Schon von Weitem konnte sie hören, dass fleißig gesägt und gehakt wurde. Ein fremder Traktor samt Anhänger fuhr an ihr vorbei, dessen Lenkerin, eine ältere Bäuerin, ihr zunickte und sie eindringlich musterte. Fremde waren auf dem Land etwas Besonderes, Thao kannte das schon von ihrem ersten Besuch her.

„Ach du Scheiße."

Thao staunte nicht schlecht. Beinahe dreißig Menschen tummelten sich zwischen den Rindern und schnitten an dem riesigen Stamm herum. Gerd entastete ihn mithilfe einer Kettensäge, während Xena, Mia und Ruth einen Behelfszaun aufbauten, um das Vieh vom Arbeitsbereich fernzuhalten. Margarete entkuppelte den Hänger von dem fremden Traktor, der anschließend Thao wieder entgegenkam und seinen Weg in Richtung des Dorfes fortsetzte.

Romy wurde zuerst auf Thao aufmerksam, sie hatte gerade Fallholz und Trümmer in einem Eimer gesammelt, ließ diesen einfach fallen und stürmte dem Ankömmling entgegen.

„THAO!"

Für einen Moment verstummte die Arbeit, all die Gesichter wandten sich der jungen Frau zu, die etwas verloren im Tor des Stalls stand und die vielen Menschen, aber auch die gewaltige Zerstörung, die der alte, massive Baum angerichtet hatte, begutachtete.

Etwas verlegen breitete sie ihre Arme aus, fing die anstürmende Romy ein und drückte sie an ihren Körper. Dann waren auch schon Ruth und Mia bei ihr, gefolgt von Sören, Margarete, Xena und Gerd. Sie alle schienen ein wenig Ablenkung bitternötig zu haben und Thao bot den willkommenen Anlass.

„Hallo Kleine!"

Xena drückte ihre Freundin an sich, musterte sie mit müden Augen, schien dann aber zufrieden. Auch die anderen wollten Thao nun ebenfalls begrüßen, drückten sie, schüttelten ihre Hände, fragten, baten und wünschten, allen voran die Mädchen. Vor allem die kleine Rike, aber auch Lisa wollte wissen, wann Thao denn Zeit für sie hätte und mit ihnen spielen würde.

Nur Margarete und Sören standen etwas abseits und warteten geduldig, bis Thao die Schlange abgearbeitet hatte. Der junge Mann wollte ihr schüchtern die Hand reichen und wurde rot, als Thao ihn stattdessen lachend umarmte. Er war sichtlich überfordert mit dieser herzlichen Begrüßung.

„Wir packen gleich wieder zusammen an, ja?!?"

Thao meinte es ernst. Sören hatte ihr einige der anfallenden Arbeiten auf dem Hof gezeigt und sie hatte stets gern von ihm gelernt und ihren Spaß dabei gehabt. Sie waren ein gutes Team und harmonierten miteinander.

„Geeeehhhhhrnnnnneeee Ttttthhhhhaaaaaaoooooo!"

Schließlich war nun auch endlich Margarete an der Reihe. Ihre Miene wirkte versteinert, die Haltung glich der eines strammstehenden Soldaten. Sie wollte keine Regung, keine Schwäche, nur ihren Willen zeigen und durchhalten, zumindest so lange, bis sich die Dunkelheit und all die Sorgen um sie herum endlich gelichtet hatten. Selbst wenn es nur für eine Nacht sein sollte.

„Es tut mir so leid."

Unfähig, die richtigen Worte zu finden, umarmte Thao die Hofbesitzerin, blickte ihr in die ausdruckslosen Augen, die teilnahmslos und lethargisch an ihr vorbeiblickten. Sie schien in ihren Gedanken schon wieder bei der Arbeit und nicht in der Lage zu sein, diese für einen Moment loszulassen. Verstört gab Thao sie frei, erntete dafür ein flüchtiges Lächeln ihrer Gastgeberin, dann wandte sich diese schon wieder dem Hänger zu, wo ein mobiler Kran den oberen entasteten Teil des Stammes anhob und auf die Ladefläche beförderte.

„Komm! Ich möchte dir ein paar Freunde von uns vorstellen. Auch sie sind sofort gekommen, um zu helfen, genauso wie du es auch getan hast."

Xena stellte ihr einen Südländer und eine neben ihm stehende, hübsche Brünette vor. Beide hatten Thaos Begrüßungszeremonie interessiert verfolgt und betrachteten sie schon von Weiten mit neugierigen Blicken.

„Das sind Erthan und Sabine, Thao, ehemalige Kollegen von Gerd und heute unsere Freunde, die wie du zur Familie gehören."

Thao lächelte und reichte den beiden die Hand.

„Na dann Hallo Familie. Freut mich. Ihr seid ein süßes Paar."

Erthan lachte.

„Das sagt man uns immer, wenn ich dabei bin."

Sabine knuffte ihn auf den Oberarm.

„Au! Na gut, wenn du dabei bist, dann habe ich gesagt, was du hören willst."

Sabine grinste und zwinkerte Thao zu.

„Ich gebe ja zu, dass ich mir unsere beiden Kartoffeln auf dem Land nicht so recht vorstellen konnte. Aber sie scheinen sich hier wohlzufühlen und wenn ich mir dann unser kleines Knöllchen anschaue ..."

Thao warf zunächst Erthan, dann Xena einen irritierten Blick zu.

„Meint er jetzt das Lieschen?"

Xena nickte.

„Ja, er hat eine recht eigenwillige Art, sich auszudrücken."

Erthan winkte ab.

„Eigenwillig?"

„Unsere Eiskönigin will hier wieder ihren kleinen Quotenausländer knechten, was? Aber ich habe jetzt Verstärkung bekommen, denn eine reinrassige Kartoffel scheint mir unsere Thao hier auch nicht zu sein. Und wenn der Name nicht aus dem Plattdeutschen stammt, hat er wohl einen asiatischen Touch, richtig?"

Thao lachte.

„Der Name schon, ich allerdings nur zum Teil."

„Kann nicht jeder Türke sein, das ist ein Makel, den die meisten Menschen auf dieser Welt leiderfüllt zu tragen haben. Aber was soll´s, so haben nur wir die schönen Oberlippenbärte und wohlgeformten Nasen. Und denk dir nichts, die Mischlinge sind meist die gesündesten. Genau deshalb habe ich mich auch für Sabine entschieden, das hat einfach genetische Vorteile, wenn wir unseren ersten auf die Welt gebrachten Türkendeutschen haben."

„Heißt das nicht Deutschtürke?"

Erthan verneinte.

„Nein, bei uns nicht. Stimmt´s nicht, Sabine?"

Thao schüttelte den Kopf und grinste sich einen ab, während Sabine nur ihre Augen verdrehte. Sie schien die Eskapaden ihres Mannes hinzunehmen und sich nicht wirklich daran zu stören.

„Komm, Döner! Ran an die Buletten. Die Hälfte wollen wir heute noch schaffen."

Erthan wollte protestieren, doch Gerd zog ihn einfach hinter sich her.

„Dass das Ganze in Arbeit ausarten würde, haben mir die vom Jobcenter nicht gesagt ..."

Sabine und Thao lachten, während Xena sich nach Margarete umsah. Die hatte sich längst wieder der Arbeit zugewandt, reinigte eine der Kettensägen und befüllte deren Tank mit neuem Kraftstoff. Sie sah gar nicht erst zu ihnen auf, gab beiläufig ihre Anweisungen.

„Xena, mach bitte mit dem Zaun weiter. Sabine, du hilfst ihr?!?"

Erthans Frau war einverstanden.

„Thao, auf dich wartet Sören. Ihr könnt gemeinsam die Tiere versorgen und den Stallbetrieb für die Nacht vorbereiten."

Thao störte sich nicht daran, dass sie sofort mit eingespannt wurde. Sie würde durch die harte Arbeit zunächst Ablenkung, später dann mit Sicherheit auch tiefen und festen Schlaf, vielleicht sogar auf diese Art und Weise die Lösung finden, wie sie mit Karl am besten umgehen konnte. Ihr Standpunkt, mit ihm keinen weiteren Beziehungsversuch starten zu wollen, war nach wie vor ungebrochen. Zu schlecht waren die Wunden verheilt, zu wenig Vertrauen in das Gemeinsame vorhanden, als dass sie noch eine realistische Chance für ein gemeinsames Leben mit ihm sehen wollte.

Sören war süß, sprach wie immer kaum ein Wort, hatte aber stets ein waches Auge auf sie. Er passte auf, nicht weil er sie prüfen wollte, lediglich aus Sorge, ihr könnte etwas zustoßen. Dabei schien er immer darauf bedacht zu sein, dass er ihr nicht zu nahe kam, sie nicht behelligte oder ihr einen Grund lieferte, sich an ihm zu stören.

Sie misteten die Zellen aus, befüllten die Tröge mit frischem Futter, luden den Mist auf eine große Schubkarre und transportierten ihn zu einer betonierten, überdachten Fläche, auf welcher er bis zur Ausbringung auf den umliegenden Feldern zwischengelagert wurde. Thao war bereits nach einer knappen Stunde vollkommen durchgeschwitzt und bat den Jungen um eine Pause.

„Duuuuh kaaaannnnnst diiiiiichh ssssseeeetttttzzzzennn!"

Er deutete auf das kleine Separee, in dem, neben einer Kaffeemaschine, auch ein kleiner Kühlschrank, sowie ein Tisch und Stühle standen. Hier verbrachte man die Pausen, sofern man überhaupt Zeit dazu fand.

„Und du? Kommst du nicht mit?"

Sören zögerte, es gab noch viel zu tun. Außerdem wusste er nicht, wie er sich Thao gegenüber verhalten sollte, wenn er mit ihr alleine war.

„Iiiiiicccch muuuuussssss aaaarbeeeeeeiiiitteeennnn, Tttttttthaaaaooooooo."

„Musst du nicht. Komm! Fünf Minuten schaden uns beiden nicht."

Sie nahm ihn bei der Hand und ging mit ihm in den kleinen Pausenraum hinüber, schaltete das Licht an und setzte sich mit ihm an den kleinen Tisch.

„Magst du einen Kaffee?"

Sören warf einen flüchtigen Blick auf die Kaffeemaschine und wollte bereits wieder aufstehen, um das Gerät einzuschalten.

„Bleib sitzen! Glaubst du, ich frage dich, damit du dann mir einen machst?"

Thao sah ihn gespielt verärgert an und schüttelte ungläubig ihren Kopf.

„Eeeennnnnntttschschschuuuuulllllddddiiiiggggeeee."

„Sören! So war das nicht gemeint."

Ihr gequältes Gesicht setzte dem Jungen nur noch mehr zu. Er fühlte sich sichtlich unwohl und hatte anscheinend Angst, dass Thao schlecht von ihm denken könnte.

Thao erahnte diesen Hintergrund, ging aber nicht darauf ein. Stattdessen fragte sie ihn nach Milch und Zucker und holte zwei große Tassen aus dem Schränkchen, auf dem die Kaffeemaschine stand.

„Es tut mir so leid für euch. Ihr schafft das, wirst schon sehen."

Sören nickte und drehte die Kaffeetasse nervös in seinen Händen.

„Mmmmaaaaggggaaaa sssssaaaagggggttttt, aaaaallllleeeeessss wwwwwiiiiiirrrrrdddddd ggggguuuuuutttt."

„Da hat sie recht, Sören. Anders darf es einfach nicht sein. Nicht, nach all der Arbeit, die ihr hier reingesteckt habt."

Thao lächelte dem Jungen zu, hob ihre Kaffeetasse an den Mund und nahm einen kräftigen Schluck.

„Wie lange lebst du eigentlich schon hier auf dem Hof?"

Der junge Mann dachte angestrengt nach, ihm schien etwas zu fehlen, um ihr vernünftig antworten zu können.

„Ssssssooooo llllaaaannnnngggggeeee, wwwwwiiiiieeee dddddiiiiieeeee aaaaannnnndddddeeerrrreeeennnn."

„Und deine Eltern?"

„Iiiiiiiiicccccchhhhhh bbbbbbbeeeeeesssssuuuuuucccccchhhhheeeee ssssiiiieeee."

Es fiel Thao alles andere als leicht, das Gespräch mit Sören am Laufen zu halten. Sie spürte, wie gut es ihm tat, dass sie sich an ihm interessiert zeigte. Auf der anderen Seite schien ihm der Dialog aber auch ziemlich anzustrengen. Immerhin erfuhr Thao, dass er noch eine Schwester hatte, die Arbeit auf dem Hof sein regulärer Beruf war, für den er auch von seinem Träger und Margarete entlohnt wurde und zudem, dass Mia und er, abgesehen von einigen Hilfestellungen durch die Betreuer, ihr Leben selbstbestimmt führten. Vieles musste sie sich aus den wenigen Worten, die er von sich gab, selbst zusammenreimen, doch sie fühlte auch, dass er ihr gegenüber langsam auftaute und immer gelöster wurde. So kam seine Frage für sie völlig überraschend, genau in dem Moment, als sie sich zu erheben und wieder ihrer Arbeit zuzuwenden gedachte.

„Hhhhhaaaaasssssstttt ddddduuuuu eeeeeeiiiiinnnneeeeennnn Ffffffrrrrreeeeeuuuunnnndddd, Tttttthhhhhaaaaaoooo?"

Kurz zögerte sie und blickte ihn nachdenklich an, dann hob sie ihre Schultern.

„Ich mag da jemanden, aber es passt irgendwie nicht, Sören. Ich habe mich vor einem Jahr von meinem letzten Freund getrennt und seitdem ging es mir nicht so gut. Ich will nichts Neues beginnen, solange ich das Alte noch nicht verdaut habe."

Der Junge nickte und folgte ihr aus der Kammer. Er schien sich mit ihrer Erklärung zufriedenzugeben.

„Und du?"

Verwundert drehte er sich um und neigte seinen Kopf zur Seite.

„Wwwwwwaaaaaassssss mmmmeeeeeiiiiinnnnnsssssttttt dddddduuuuuu?"

Thao grinste.

„Na hast du eine Freundin?"

Sören verneinte.

„Nnnnniiiiicccchhhhhtttttt mmmmmeeeehhhhhrrrrr."

Thao wurde neugierig.

„Wie lange denn schon nicht mehr?"

Sören runzelte die Stirn und zählte dabei langsam seine Finger ab.

„Nnnnneeeeuuunnnn Mmmmmooooonnnnnnaaaattttteeeee."

Dass er sich von ihr wegdrehte und der Arbeit zuwandte, wertete Thao als Zeichen, dass ihm dieses Thema unangenehm war. Ihre Neugierde war damit aber keinesfalls befriedigt, sie würde Ruth oder Xena fragen.

Der Tag war ungemein hart gewesen für alle Beteiligten. Als sie gegen zwanzig Uhr endlich gemeinsam beim Abendbrot am Tisch saßen, blickte Thao in die überanstrengten, müden Gesichter. Selbst Lieschen und Rieke, die Kleinsten, wirkten völlig abgeschlafft und hatten jegliche Unruhe und Zappligkeit verloren.

„Das tut mir jetzt aber leid, Erthan. Kartoffeln gibt es ja reichlich, aber als Döner bist du ein Unikat.", witzelte Gerd.

Sein türkischer Freund griff demonstrativ, während die Anwesenden herzhaft lachten, nach Margaretes Kartoffelsalat und schaufelte sich davon eine Ladung auf seinen Teller. Nur die Würstchen ließ er beiseite, wie es ihm seine religiöse Gesinnung gebot.

„Ein Grund mehr für mich, sie verschwinden zu lassen."

Sabine lächelte und strich ihrem Mann durchs Haar. Sie wirkten so gegensätzlich auf Thao. Sie eine bildhübsche, elegante Frau, er hingegen das perfekte Klischee eines Türken. Laut, polternd und extrovertiert. Auf der anderen Seite war er aber auch hier, um zu helfen und seinen Freunden beizustehen. Thao hatte ihn arbeiten gesehen, ebenso fleißig wie unermüdlich hatte er sich ins Zeug gelegt, so wie Sabine auch, die nicht gerade den Eindruck erweckte, körperliche Arbeit gewohnt zu sein.

Gerd bemerkte Thaos aufmerksamen Blick und lächelte ihr zu.

„Daran wirst du dich gewöhnen müssen, Thao. Große Klappe, nichts dahinter."

Erthan spielte den Entrüsteten.

„Nichts dahinter? Schau nur, wie zufrieden und glücklich meine Frau vor sich hin lächelt, das ist harte Arbeit, sag ich dir. Gerade hier auf dem Land sollte man doch wissen, dass der Pflug nicht von allein durch die Scholle bricht."

Heiseres Lachen brach sich an den Wänden, während Sabine seufzte und nur den Kopf schüttelte.

„Und jetzt schau dir mal zum Vergleich unsere Eiskönigin an ... Ist alles gut bei dir, Xena?"

Die große Blonde nickte, hatte aber kaum etwas gegessen, schien abgespannt und übermüdet zu sein. Irgendetwas belastete sie, das spürte Thao deutlich. Vielleicht die Sorge um Margarete?

Ein Blick auf die Bäuerin genügte, um Thaos Vermutung zur Gewissheit werden zu lassen. So sehr Margarete ihre Not auch zu verstecken versuchte, es gelang ihr immer schlechter. Tiefe Falten zeichneten mittlerweile ihr Gesicht, ihre angegrauten Haare hatten sich zusehends vermehrt, während ihre ganze Haltung ein einziger Kampf zu sein schien. Kein Vergleich zu ihrem Mann, der neben ihr sitzend sein Abendbrot entspannt verzehrte, währenddessen er das Tischgespräch schweigend verfolgte. Er nahm irgendwie eine Statistenrolle in dieser Runde ein, auch wenn er sich mit Gerd gut zu verstehen schien. Thaos Eindruck verstärkte sich noch, als er sich von den Gästen verabschiedete und meinte, die Kinder ins Bett bringen zu müssen.

Wie auf Kommando kreischte Ruth auf und knallte Romy ihre Hand ins Gesicht.

„Die Gestörte hat mich getreten!"

Die jüngere Schwester lachte heiser und kippte ihr auch noch den Saft auf die Hose, während die ältere kurz davor stand, sich auf sie zu stürzen.

Margaretes eiserne Miene richtete sich auf ihre älteren Töchter, dann winkte sie ihren Mann zurück, sie würde sich also selbst um die Kinder kümmern. Die Gäste am Tisch wirkten ob dieser Szene sichtlich verlegen. Romys Verhalten schien mehr und mehr außer Kontrolle zu geraten.

„Bleibst dann doch noch, Thomas?", erkundigte sich Gerd.

Margaretes Mann nickte und blickte in die Runde.

„Wie wäre es noch mit einem Bier?"

Lediglich Thao und Sören enthielten sich der allgemeinen Zustimmung.

„Thao?! Kommst du mal bitte?"

Xena blickte sie eindringlich über den Tisch hinweg an.

„Na klar."

Die beiden Frauen verließen den großen Speiseraum und begaben sich ins Freie vor die Tür. Xena drückte ihre Freundin, dann gab sie ihr einen Kuss auf die Wange.

„Schön, dass du gekommen bist. Ich verzweifle nämlich gerade."

Thao glaubte zu verstehen.