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Thao II - Teil 13

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„Du meinst wegen Maga? Ich glaube, sie braucht unbedingt Hilfe. Die hält nicht mehr lange durch. Und sei mir nicht böse, Thomas macht mich aggressiv. Er tut so, als ginge ihn das alles einen feuchten Dreck an."

„Auch er hat heute hart gearbeitet, Thao, da tust du ihm wirklich unrecht. Aber mit Margarete ... das stimmt. Sie wird nicht mehr lange durchhalten. Ihr Betrieb stand kurz davor, das erste Mal seit Jahren Gewinn zu erwirtschaften, jetzt ist wieder alles zunichte. Sie fängt praktisch von vorne an. Ein Sachverständiger und der Schadensreferent von der Gebäudeversicherung waren heute am Vormittag da. Der Versicherungsheini meinte, der Baum wäre grobfahrlässig von Maga und Thomas stehen gelassen worden, obwohl sie gewusst haben mussten, dass er alt und nicht mehr gesund gewesen sei. Auch hat der Wind, laut Meteorologie, angeblich nicht die für einen Sturm notwendige Mindestgeschwindigkeit erreicht, um die Leistungspflicht des Versicherers zu bedingen. Kurz gesagt, die Versicherung wendet eine Obliegenheitsverletzung seitens Maga und Tom ein und wird deshalb den Schaden nicht ersetzen."

„Solche Schweine!"

Xena nickte.

„Margarete hat schon mit ihrem Rechtsanwalt telefoniert, es schaut wirklich nicht gut aus. Ein Rechtsstreit würde viel Geld kosten und das Ergebnis wäre ungewiss."

„Gibt Maga auf?"

Xena befürchtete es.

„Ich denke. Genau weiß ich es aber nicht. Dazu kommt noch die Sorge um Romy, das Mädchen dreht total am Rad. Von heute auf morgen wurde sie schlecht in der Schule, sorgt überall für Streit, prügelt sich, ist beleidigend und ungehobelt. Hilf ihr bitte, Thao, das ist nicht allein die Pubertät, das will und kann ich nicht glauben."

Thao dachte an Romys stürmische Begrüßung. Sie schien einen guten Draht zu dem Mädchen zu haben. Wenn sie es behutsam anstellte, würde sie vielleicht in Erfahrung bringen, was es belastete.

„Ich werde es versuchen, Blondi. Versprechen kann aber ich nichts."

„Das reicht mir doch schon. Ich glaub, du bist ein Mensch, dem Romy Vertrauen schenken kann und von dem sie glauben wird, dass er sie versteht. Mich hält sie mittlerweile für die Spionin ihrer Mutter. Du warst mal Punk, das wird ihr imponieren."

„Scheiße."

Xena nickte und nahm einen Schluck aus ihrem Bierglas.

„Es gibt da noch etwas. Ich werde Margarete helfen, finanziell meine ich. Ich habe noch Rücklagen, die in etwa ihren finanziellen Schaden abdecken, auch wenn ich dann wieder bei nahezu null werde anfangen müssen."

Thao stutzte.

„Du meinst zu arbeiten ...?"

Xena blickte vor sich auf den Boden, dann blickte sie Thao direkt in die Augen.

„Ja."

„Und Gerd?"

Xena ließ sich Zeit mit ihrer Antwort.

„Er wird das nicht gutheißen, aber es gibt keinen anderen Weg."

„Du bist keine professionelle Domina mehr, Xena. Dir fehlt mittlerweile alles, was eine ausmacht. Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist."

„Es ist das Einzige, was ich kann, Thao. Und das Einzige, mit dem ich genug Geld verdiene, um das hier für uns zu retten."

Sie zeigte auf den Hof.

„Maga und ihre Familie gehören hierher und ich könnte es nicht genießen, wenn sie auf einmal weg wären. Auch hätten sie sich dann völlig umsonst kaputtgemacht. Das geht einfach nicht, das kann ich nicht zulassen."

Thao holte tief Luft.

„Soll ich mit Gerd reden?"

Xena verneinte.

„Vielleicht hole ich dich dazu, aber erst einmal nicht. Vorher müssen wir aber etwas besprechen. Ich muss einen Weg finden, damit er meinen Wunsch akzeptieren kann."

Thao fühlte eine allgegenwärtig düstere Stimmung auf dem Hof. Von dem, was sie beim letzten Mal so harmonisch und idyllisch empfunden hatte, war nichts mehr übrig geblieben. Seine Bewohner schienen von jetzt auf gleich müde, kaputt und ausgelaugt zu sein. Von den Erwachsenen bis hin zu den Kindern.

Xena stand neben ihr und nahm einen weiteren Schluck aus dem Glas, den Blick auf das eigene Haus gerichtet. Sie würde ihre Freundin niemals im Stich lassen, auch wenn das bedeuten würde, sich gegen ihren Gerd stellen zu müssen. Sie war in diesem Punkt ähnlich wie Karl, dachte Thao.

„Erzähl mir von Karl."

Thao blickte ihre riesige Freundin erstaunt an.

„Ich habe auch gerade an ihn gedacht. Krass!"

„Und?"

„Ihr seid euch in manchen Punkten sehr ähnlich. Vielleicht habt ihr euch deshalb damals so gut verstanden."

Xena lächelte, wahrscheinlich versuchte sie gerade, sich an den hageren Jungen zu erinnern, in den sie sich zu einer Zeit verschossen hatte, in der sie mit Männern eigentlich schon abgeschlossen hatte. Er hatte ihr die Hoffnung geschenkt, dass es vielleicht irgendwo da draußen doch noch jemanden für sie gab, der bereit war, sie auszuhalten, und den sie im Gegenzug auch selbst ertragen wollte.

„Er hat gestern auf mich gewartet, als ich mit Anelise und Steven auf einem Konzert gewesen bin. Der Sturm hat die Vorstellung regelrecht weggeblasen und so sind wir schließlich auf einem abgelegenen Hof gestrandet. Anelise war die einzige von uns, die noch rechtzeitig jemanden gefunden hat, der sie dann mit zurück in die Stadt genommen hat. Naja, als ich mit Steven zu mir nach Hause gekommen bin, überbrachte sie mir dann die Nachricht, dass mein Ex auf der Treppe vor meiner Tür sitzend auf mich gewartet hatte. Das war eine total kranke Situation, in Gedanken steckte Stevens Schwanz schon in meiner Muschi."

Xena versuchte, in Thaos Gesichtszügen eine Stimmung zu erkennen, doch vergeblich.

„Ist das jetzt gut oder schlecht? Ich meine nicht das mit der Muschi und Steven, sondern Karl."

Thao grinste Xena an, blickte aber dann wieder auf ihre Stiefelspitzen.

„Ich weiß es nicht. Im Moment eher schlecht. Mir geht es nicht gut damit und ich will ihn eigentlich auch nicht mehr wiedersehen. Erstaunlich, habe ich mir doch seine Rückkehr in den letzten Monaten immer wieder gewünscht. Aussprechen wollte ich mich mit ihm, ein für alle Mal klären, warum er mich verlassen hat und was ich tun muss, damit er bleibt. Und in dem Moment, wo ich ihn loszulassen beginne, sitzt er vor meiner Wohnungstür, der Herr Doktor."

Xena fand Thaos zynische Worte nicht passend. Sie mochte Karl, auch jetzt noch.

„Er ist ein Mensch wie jeder andere, Thao. Er macht Fehler, genauso wie ich oder auch du."

Thao schüttelte den Kopf.

„Ich vertraue ihm aber nicht mehr. Das ist mein Problem. Früher oder später würde er wieder gehen, da bin ich mir sicher. Ich mach das nicht noch einmal mit, dafür tut es mir zu weh."

„Und was ist mit Steven? Gibst du ihm eine Chance?"

Thao hob ihre Schultern und ließ sie wieder sinken.

„Ich weiß es nicht. In dem Moment, als ich mich auf ihn einlassen wollte, saß mein Exfreund auf der Treppe. Er tut mir gut, ich fühle mich wohl, wenn er bei mir ist, und er hält mich bisher aus. Er vögelt sogar nicht mehr in der Weltgeschichte herum, wie er mir versichert hat. Wahnsinn, was? Mister Pimmel ist gar nicht so übel, wie ich anfangs gedacht habe."

Xena konnte sich gut an den jungen Mann erinnern. Er war hübsch, gut gebaut und hatte diesen Wahnsinnsschwanz. Klug war er auch noch, besser ging es doch eigentlich gar nicht. Doch Thao war eigen in solchen Dingen, ihr waren auch die weniger offensichtlichen Seiten eines Menschen wichtig und diese hatte sie bei Steven vielleicht noch nicht entdeckt. Karl hatte ihr damals seine soziale Ader gezeigt, als er Thaos Freund Heinrich geholfen hatte, und mit der Verteidigung seines Freundes Simon ihr gegenüber auch seine Auffassung von Loyalität. Vielleicht waren es solche Eindrücke, die ihr bei Steven fehlten?

„Was steht ihr denn hier draußen rum? Kommt rein und helft mir gefälligst beim Stimmung machen! Es darf doch nicht wahr sein, dass nach solch einem harten Tagwerk die Agrarkultur völlig den Bach runtergeht."

Erthan trat ungeniert zwischen die beiden Frauen und legte ihnen jeweils einen Arm über ihre Schultern.

„Kommt rein, meine hübschen Paradiesvögelchen. Sabine fühlt sich uns Männern gegenüber sonst so ausgeliefert."

Xena grinste breit, ein Zeichen für Thao, dass sie zum Konter ansetzte.

„Wenn sie dich ertragen kann, mein kleiner Muckel, dann könnte sie auch beim Bund deutscher Sexisten als Gastrednerin auftreten, glaub mir das."

„Boah, bist du gemein. Thao, hast du das gehört? Die Eiskönigin wird ausländerfeindlich. Pfui, sage ich da nur. Wenn du schon keine Rücksicht auf mich nehmen möchtest, dann hoffe ich doch, dass du wenigstens bei Thao solche böse Worte unterlässt. Bei ihrem charismatischen Aussehen könnte man sie glatt für eine Türkin halten."

Thao schüttelte nur ihren Kopf.

„Du quatscht ziemlich viel, wenn der Tag lang wird, kann das sein, Erthan?"

Der Deutschtürke riss gespielt die Augen auf und öffnete seinen Mund.

„Gut, ich habe verstanden. Die Damen sind auf Zank und Streit aus, da zieht sich der kluge Mann lieber zurück und lässt die garstigen Geschöpfe unter sich. Zeichen verstanden, Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Gebt Bescheid, wenn ihr Gesellschaft braucht, ich bin nicht nachtragend und stelle gerne meine Person zur Verfügung, sollten sich zwischenzeitlich eure Launen gebessert haben."

Tatsächlich trat er mit eindrücklichen Gesten von den beiden Frauen zurück, lüftete seinen imaginären Hut und trat dann, seinen Rücken dabei durchgedrückt, mit schneidigem Schritt zurück ins Haus.

„Nie hätte ich geglaubt, dass Gerd so einen Komiker zum Freund haben könnte. Der ist ziemlich anstrengend, oder?"

Xena nickte.

„Oh ja. Vor allem steckt er Gerd damit an, wenn er bei uns ist. Dann sind die zwei kaum noch zu ertragen. Aber er ist ein Guter, Thao, lass dich da von seiner großen Klappe nicht täuschen. Er ist Sabine treu, liebt sie über alles und wünscht sich auch Kinder mit ihr. Sie ist seine Frau fürs Leben und sie selbst sieht das nicht anders. Erthan hat sich zu ihr bekannt und sie sich zu ihm. Beide sind der festen Überzeugung, dass sich das nie mehr ändern wird."

Thao warf einen Blick auf die Haustür, durch die Erthan vor wenigen Augenblicken entschwunden war.

„Geil."

Xena stimmte ihrer Freundin zu.

„Da hast du recht. Ich mache mir ständig Sorgen um meine Beziehung zu Gerd, weil ich unserem Glück nicht traue. Da beneide ich Sabine, die geht viel souveräner mit ihrem Döner um."

Jetzt war es die große Blonde, die ihre Hand auf Thaos Schulter legte.

„Lass uns doch rein zu den anderen gehen, sonst wirken wir noch unhöflich."

Mit einem Nicken bekundete Thao ihr Einverständnis.

Trotz der allgemein vorherrschenden Müdigkeit blieben Xena, Gerd, Erthan, Sabine und Thao noch sehr lange auf, unterhielten sich über Gott und die Welt und gingen erst zu Bett, als der neue Tag bereits eine Stunde zählte.

Am nächsten Morgen wachte Thao mit einem heftigen Kater auf, der ihren Körper einem riesigen Zementsack gleich, zurück ins Bett drückte, als sie ihre Augen wieder geöffnet und versucht hatte aufzustehen. Zunächst konnte sie sich auch nicht mehr zurückerinnern, wie sie überhaupt in ihre Schlafkammer gelangt war.

Müdigkeit und heftiger Kopfschmerz ließen jede ihrer Bewegungen zur Qual werden. Da jedoch ihr Pflichtgefühl den Freunden gegenüber in ihrem Gewissen einen starken Verbündeten gefunden hatte, zwang sie sich schließlich aus den Bett raus.

Draußen im Gang hörte sie kurz Musik, gefolgt von lautem Schreien. Die beiden älteren Schwestern waren also anscheinend auch schon wach geworden. Man hörte etwas klappern, dann kehrte wieder Ruhe ein. Thao setzte sich nochmals aufs Bett, stützte ihren Kopf auf den Händen ab und versuchte sich erst einmal zu sammeln. Erst mit der Frage, wie lange sie nicht mehr an ihren Ex-Freund hatte denken müssen, kehrte Karl wieder in ihre Gedanken zurück. Aber nur kurz blieb er in Thaos Kopf, die unangenehm drückende Blase rief nach Erleichterung.

Völlig verschlafen und desorientiert stapfte sie den schmalen Gang entlang, an dessen Ende sich das Badezimmer befand. Sie hatte ihren Kulturbeutel und den Bademantel mitgenommen, eine kalte Dusche würde ihre Lebensgeister schnell wieder wecken.

Sie hatte die Badezimmertür noch nicht erreicht, da öffnete sich diese und Romy huschte heraus, warf ihr einen flüchtigen Blick zu und eilte den Gang hinunter, ohne sich noch einmal umzusehen.

„Kein guten Morgen?!?", rief Thao ihr hinterher, doch das Mädchen schien es nicht mehr gehört zu haben.

Wenigstens war das Bad jetzt frei, dachte sie sich und drückte die Tür auf. Sie prallte regelrecht zurück, als sie Thomas am Waschbecken stehen sah, dessen nackter Körper lediglich von einem Handtuch bedeckt war, das er um seine Hüfte gewickelt hatte. Er war gerade im Begriff, sich von seiner Bartstoppeln zu entledigen und führte einen elektrischen Rasierer behände über seine Gesichtshaut.

Auch er erschrak und warf der, nur mit Höschen und Oberteil bekleideten, jungen Frau einen irritierten Blick zu.

„Entschuldigung, ich dachte es wäre frei. Romy ..."

Thomas fing sich bemerkenswert schnell, schaltete den Rasierer aus und legte ihn zurück auf die Porzellanablage über dem Waschbecken.

„Sie hat im Moment eine schwere Phase, Thao. Wenn wir sie nicht kontrollieren, wäscht oder duscht sie sich nicht einmal mehr."

Nachdenklich betrachtete Thao den Mann vor ihr. Man konnte ihn anscheinend nur schwer aus der Ruhe bringen.

„Hast du eine Vermutung, woran das liegen könnte?"

Thomas stützte sich auf dem Waschbecken ab und betrachtete sein Gesicht von allen Seiten im Spiegel.

„Ich hoffe immer noch, dass es nur eine Etappe auf dem Weg zum Erwachsenwerden ist. Sie benimmt sich ja erst seit ein paar Wochen so. Und weder Margarete, noch ich selbst waren einfach in diesem Alter, auch Ruth nicht. Vielleicht liegt es auch einfach nur in der Familie? Ich weiß es nicht, Thao. Sie hat auch einen ziemlich strengen Klassenlehrer, der bisher mit ihr ganz zufrieden war, aber nachdem sie letztens eine Fünf mit nach Hause gebracht hat, scheinen auch ihre guten Schulleistungen Geschichte zu sein."

„Kommt Romys Wandel nicht ziemlich abrupt? Als ich das letzte Mal hier war, schien sie viel gelöster und lockerer gewesen zu sein, als jetzt."

Thomas verneinte entschieden.

„Sie hatte diese Momente auch schon früher, wenn auch bei Weiten nicht derart stark ausgeprägt. Ich denke, sie will sich einfach nur von jeglichem autoritären Einfluss lösen. Doch das geht in ihrem Alter einfach noch nicht."

Er lächelte und warf Thao dann einen eigenartigen Blick zu.

„Sei mir nicht böse, Thao, aber ich würde mich jetzt gerne für die Arbeit fertigmachen. Wenn du magst, können wir uns gerne heute Abend weiter unterhalten, einverstanden?"

Die junge Frau musterte Thomas einen Moment lang, dann löste sie sich vom Türrahmen, gegen den sie sich gelehnt hatte.

„Okay. Ich gucke mal, ob unten frei ist."

Sie schloss die Tür und ging zur Treppe, die ins Erdgeschoss hinabführte. Dabei kam sie an Romys Zimmer vorbei, aus dem jedoch nicht der leiseste Ton nach außen drang. Ob sie vielleicht schon unten war? In dem Falle hätte sie das Mädchen allerdings auf der Treppe hören müssen. Kurz überlegte sie, ob es ein günstiger Zeitpunkt war, mit ihr zu reden. Da die Kleine jedoch bald zur Schule musste, sah sie davon ab. Überhaupt wollte sie bei Magas Tochter vorsichtig sein, zu schnell konnte ihr gutes Verhältnis Schaden nehmen, wenn sie nicht den richtigen Moment abpasste.

Thao hatte Glück, das untere Badezimmer war frei. Die kalte Dusche holte sie endgültig wieder ins Leben zurück. Hoffentlich würden sich heute deutliche Fortschritte einstellen, einige lichte Momente, die Magas Familie aufbauen konnten. Sie hatten es alle so bitternötig, außer Thomas vielleicht, der irgendwie über allem zu stehen schien und eine Distanz zu all den Problemen und Sorgen hatte, die seine Frau und Kinder so sehr belasteten. Ein seltsamer Mensch, Thao kam immer noch nicht wirklich mit ihm zurecht.

„Guten Morgen!"

Thao steckte ihren Kopf durch den Türspalt des Esszimmers, an dessen großem Tisch Erthan saß und ordentlich zulangte. Er hob seinen Kopf und lächelte Thao zu.

„Na, alles frisch? Ziemlich spät geworden, gestern. Komm setz dich und leiste mir Gesellschaft."

Der Blick der jungen Frau wanderte durch den Raum und blieb schließlich wieder an Erthan haften, der sie neugierig musterte. Thao gefiel ihm sehr. Sie war keine Frau, die man in wenigen Stunden kennengelernt und durchschaut hatte. Sie wirkte in allem viel tiefgründiger.

„Wo sind denn die anderen?"

Erthan seufzte.

„Mir geht es ähnlich wie dir, Thao. Als ich zum Frühstück gekommen bin, waren alle schon weg. Ruth und Romy haben nur noch nach ihren Pausenbroten gegriffen, dann sind sie auch schon abgezischt."

Thao setzte sich an Erthans Seite und starrte gedankenverloren auf die vielen Köstlichkeiten, die Maga ihren Gästen aufgetischt hatte. Das Angebot passte nicht so recht zu ihrem Existenzkampf.

„Wie geht's dir denn? Tun dir auch alle Knochen weh? Meine ächzen und knacken fröhlich vor sich hin, während meine Muskeln ein seltsames Eigenleben führen, sage ich dir. Dazu noch mein Kater! Ich sag es ja immer wieder, das Landleben ist schon ein Plage."

Thao schnitt ihr Brötchen auf und blickte Erthan, sichtlich überfordert von dessen Informationsschwämme, gefrustet an.

„Erthan, du strengst an. Echt jetzt! Lass mich hier einfach nur sitzen und was essen und trinken, okay?"

Der Türke seufzte, schien sich aber an Thaos direkter Art nicht weiter zu stören.

„Lieb und sexy in ihrem Aussehen und sowohl böse als auch grausam in ihrem Auftreten. Jedes ihrer Worte schneidend geführt wie das Skalpell eines sadistischen Chirurgen. Kein Wunder, dass du die Busenfreundin der Eiskönigin bist, die hackt auch immer nur auf dem Familienmuckel herum. Aber was soll´s, das ist eben das Übel, wenn man als einziger Kümmelkrumen in einem Sack voller Erdäpfel sein Dasein fristen muss."

Thao schüttelte nur ihren Kopf und biss in ihr Marmeladenbrötchen, während Erthan sie interessiert beäugte.

„Ich kann immer noch nicht glauben, dass du eine diplomierte Psychologin bist, Thao. Man stellte sich solch eine Tante immer ganz anders vor, mit Brille und streng zurückgekämmten Haaren, gekleidet in einem adretten Zweiteiler und einer großen Brille auf der Nase, durch deren Gläser die Augen einen dann zu durchleuchten versuchen. Und irgendwann bekommt man dann gesagt, was man für eine Störung hat und dass einem die Mutter irgendwann einmal vor einem Supermarkt vergessen hat, weißt du, was ich meine?"

Thao blickte Erthan flehentlich an.

„Bitte, einfach mal für fünf Minuten lang die Klappe halten, okay? Ich mach auch mit, damit dir das nicht so schwerfällt, einverstanden?"

„Tut mir ja leid, dass ich nicht so der große Schweiger bin, Thao. Als intelligenter und sensibler Mann hat man halt immer etwas zu sagen. Sabine hat sich anfangs auch daran gestört, aber du wirst dich, wie alle anderen auch, mit der Zeit schon dran gewöhnen."

Sie blickte ihn zweifelnd an.

„Echt?"

Erthan lachte und nickte ihr mit einer weiten Kopfbewegung zu.

„Ja, wirklich. Xena hat sich damals sofort an mich gewöhnt. Ich glaube, sie war auch ein wenig verliebt in mich, aber Gerd ist ein Mensch, dem man einfach nicht wehtun kann, da ist sie bei ihm geblieben."

Thao musste lachen, bei dieser für sie völlig absurden Vorstellung.

„Wie sieht es bei dir aus, Thao. Hast du jemanden, mit dem du dein Leben teilst?"

„Du willst wissen, ob ich einen Stecher habe?"

Sie schüttelte den Kopf, während Erthan, ob ihrer Wortwahl sichtlich schockiert war.

„Das war jetzt ziemlich ordinär, Thao. Pfui."

„Warum interessiert dich das?"

„Na man darf doch mal fragen und Interesse am Leben anderer zeigen? Oder ist das verboten?"

„Kam halt ein wenig wie Anmache rüber, sorry."

„Man spielt im Kopf immer alle möglichen Optionen durch, egal, ob Dame oder Herr. Das sind Instinkte, das müsstest du als Frau vom Fach doch eigentlich wissen."

„Ich wäre also eine Option für dich?"

Erthan nickte, ohne zu zögern als handelte es sich um das Selbstverständlichste der Welt.