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Thao II - Teil 13

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Völlig außer Atem stellte sich Thao zu den beiden, tauchte ihren Körper bis zum Hals ins Wasser und schloss die Augen. Es dauerte nicht lange und sie spürte die Anspannung aus ihrem Körper weichen. Kurz berührte Sörens Schulter die ihre. Thao hatte den Eindruck, als wolle er etwas von ihrer nackten Haut spüren, es steckte eine Absicht dahinter, sie spürte es deutlich. Doch schon hatte er sich wieder zurückgezogen und verharrte still.

Thao betrachtete ihn von der Seite. Zwar nicht so kräftig gebaut wie Steven, wirkte er dafür aber drahtiger und zäher. Sie wunderte sich selbst über ihr Interesse und störte sich daran, dass sich im Zusammenhang mit ihm das Wort Behinderter immer wieder in ihre Gedanken mischte. Was hatte Xena gesagt? Er war ein Mann wie jeder andere auch. Thao gab ihr recht. Abgesehen davon, dass er sich nur schwer auszudrücken vermochte, ab und an Probleme hatte, sich mit etwas Unbekanntem auseinanderzusetzen, kam er mit allem gut zurecht. Xena ließ ihn sogar mit ihrem teuren Auto fahren.

Ihre Freundin schien unermüdlich, Thao hatte keine Ahnung, woher sie die Energie nahm. Immer noch spielte sie mit den Kindern, warf sie in die Luft oder tauchte sie unter Wasser. Wie stets wurde sie auch hierbei interessiert beobachtet, nicht nur von den männlichen Badegästen, auch von den weiblichen. Ihr Aussehen, die Größe und Statur verliehen ihr nun mal eine außergewöhnliche Erscheinung, die so gar nicht zu ihrem einfachen Charakter zu passen schien. Thao wähnte sich im Recht. Die Domina von damals war in Xena nicht mehr zu sehen, würde sie wirklich in ihren alten Beruf zurückfinden wollen, müsste sie sich wohl völlig neu erfinden.

Zwischenzeitlich warf Ruth einem rothaarigen Jungen immer wieder verstohlene Blicke zu, die von diesem grinsend erwidert wurden. Ob er sich bei ihr wohl trauen würde? Romy hingegen spielte völlig ausgelassen. Von ihrem üblicherweise provokanten Verhalten fehlte momentan jegliche Spur. Es wäre nicht Thao gewesen, hätte sie nicht augenblicklich nach dem Grund dieser Verhaltensänderung gesucht. Würde vielleicht ein Wechsel ihres Umfeldes etwas in dem Mädchen gesunden lassen? Ob Margarete dem Gedenken, der sich in Thao festsetzte, zustimmen würde, war allerdings fraglich.

„Romy! Kommst du mal?"

Mia und Sören blickten Thao neugierig an. Vor allem der Junge wurde bleich, als sich die Kleine ihnen näherte. Thao konnte deutlich spüren, wie sie sich wieder verspannte, je näher sie ihnen kam.

„Was denn?"

Sie schickte ihren Blick zurück zu Xena, Lisa und ihren Schwestern, schien sich über die Unterbrechung nicht wirklich zu freuen.

„Würdest du ein paar Tage zu mir nach Hamburg wollen?"

Romy glaubte, nicht richtig gehört zu haben und wollte bereits im Jubel ausbrechen, hielt sich dann aber in letzter Sekunde zurück.

„Ist das eine Idee von Mutti?"

Thao schüttelte den Kopf und gab sich keinesfalls der Illusion hin, dass Romy ihr glauben würde, wenn sie jetzt log.

„Nein. Aber ich denke, dass dir das Spaß machen würde. Einfach mal was Neues angucken. Für ne Woche vielleicht? Ich habe ausreichend Platz und im Moment auch genügend Zeit. Wir könnten also auch viel unternehmen, wenn du möchtest. Nur den König der Löwen sparst du dir für deine Mama auf, einverstanden?"

Romy schien immer noch nach einer gegen sie gerichteten Absicht zu suchen. Schließlich aber schlug ihre Begeisterung doch noch durch.

„Gerne! Das ist ja so geil, Thao. Aber was ist mit der Schule?"

Auch diesem Umstand hatte Thao bereits bedacht. Wenn sie mit Margarete einig werden und auch dem Lehrer der Kleinen kontaktieren würde, war sie guter Dinge, die nötige Zeit für das Mädchen zu bekommen.

Am späten Abend passte Thao jenen Moment ab, da Margarete zu Bett zu gehen gedachte. Die Bäuerin schien immer noch gefrustet zu sein und hörte sich Thaos Vorschlag nur widerwillig an.

„Und du meinst wirklich, es würde Romy helfen?"

Margarete schien nicht wirklich daran zu glauben.

„Es hilft vor allem uns, um zu sehen, inwieweit sie sich dann verändert. Maga! Es ist eine Möglichkeit und wenn sie sich in einer anderen Umgebung positiv entwickelt, können wir ihr Problem vielleicht eingrenzen."

„Thao, siehst du es nicht? Wenn es Romy bei dir besser geht, sie sich fängt und normalisiert, was bedeutet das dann für mich? Natürlich bekommt sie die Chance, aber es setzt für mich dem Ganzen das I-Tüpfelchen auf. Das bedeutet ja, dass ich dann schuld bin, weil ich meinen Mann und die Kinder hier hineingezwungen habe."

Thao schüttelte den Kopf.

„Daran glaube ich nicht, Maga."

„Hast du schon eine Vermutung?"

„Nein, und da helfen auch keine Spekulationen. Die Gefahr ist einfach zu groß, dass ich falsch liege. Romy wollte doch Tierpflegerin werden und im Zoo arbeiten, richtig? Diesen Entschluss hat sie wahrscheinlich erst hier gefasst und auch jetzt noch höre ich immer wieder, wie gerne sie in den Stall geht und bei den Tieren ist."

Margarete schien weiterhin die Schuld bei sich zu suchen.

„Drei Kinder, ein Mann, zwei Arbeiter und Hunderte Tiere. Es ist einfach zu viel, ich werde keinem mehr gerecht. Thao, das ist unbestreitbar."

„Margarete, es gibt einen Weg, aber es kann sein, dass ihn dir jemand erst zeigen muss."

„Und wer?"

„Ein Fachmann? Es wird auch in der Landwirtschaft Unternehmensberater geben. Wir müssen nur einen finden, der vertrauenswürdig und integer ist."

„Das wird viel Geld kosten."

„Es ist eine Investition, die sich tragen wird, Maga. Da bin ich mir sicher."

„Vielleicht hast du recht?" Für einen kurzen Moment glaubte Thao, Hoffnung in den müden Augen der Bäuerin erkennen zu können. „Darauf kommt es dann wahrscheinlich auch nicht mehr an. Danke, Mädchen. Tut mir leid wegen vorhin, aber ich bin einfach durch."

„Musste nicht, bei euch bekomme ich immerhin meinen Kopf frei. Das war schon beim letzten Mal so, da bin ich ohne Ende dankbar für."

Maga blickte die junge Frau seltsam an.

„Möchtest du über etwas reden?"

Thao grinste.

„Was soll denn der Scheiß, reichen dir deine eigenen Probleme nicht? Lass mal, Maga, was die betrifft, bin ich ausreichend mit offenen Ohren gesegnet. Aber danke."

Die beiden Frauen wünschten sich eine gute Nacht, dann war auch Thao froh, endlich ins Bett zu kommen. Der Tag hatte für sie ein durchaus positives Ende gefunden. Langsam schien sich die erdrückende Stimmung, die über dem Hof lag, wieder zu lichten. Ihr letzter Gedanke aber gehörte Sören. Ob er denn wirklich verliebt in sie war? Er war so anders, als die Männer, mit denen sie es bisher zu tun gehabt hatte. Gut oder schlecht, sie wusste es momentan nicht einzuordnen. Sie verdrängte auch diese Gedanken und gab sich ihrer Müdigkeit endgültig hin. Glücklicherweise durfte sie morgen länger schlafen. Margarete wollte nun selbst wieder im Stall anpacken, nachdem der Baumstamm entfernt und die gröbsten Schäden notdürftig repariert worden waren. Kurz schob sie ihre Hand zwischen die Beine, in Gedanken bei Sören, der irgendwo in einem der Nachbarzimmer schlafen musste. Erschrocken wegen dieses Verlangens zog sie sie rasch wieder zurück.

Sehnsucht nach dem Verlorenen

Karl stand in Anelises Wohnzimmer, starrte vor sich hin und grübelte. Thao schien regelrecht vor ihm geflohen zu sein, wohin allerdings, wollte Anelise ihm nicht verraten. Vielleicht in jenes Studio, in dem sie nebenbei als Domina arbeitete? Er wusste, wo es sich befand, vielleicht würde man ihm dort Auskunft geben. Wie hieß die Eigentümerin noch gleich? Ihr Name wollte ihm nicht einfallen ...

„Lass sie einen für sie günstigen Zeitpunkt suchen. Einen, in dem sie sich dir gewachsen fühlt."

Karl wusste nicht, ob er das wollte, womöglich gab es einen solchen für Thao gar nicht mehr. Er würde um sie kämpfen müssen, so wie er es schon einmal getan hatte. Ob er mit Anna darüber sprechen durfte? Die Freundin hatte ja schon einmal rettend eingegriffen und er verstand sich ebenso gut mit ihr wie mit Anelise.

Thao und er gehörten einfach zusammen. Sein Verlangen, diesen Wunsch Tatsache werden zu lassen, wurde umso stärker in ihm, je mehr sich die Distanz zu ihr vergrößerte und die Gegebenheiten dagegen sprachen. Er war dumm gewesen, hatte einen Fehler begangen, aber nur so konnte man auch lernen und erkennen, was eine echte Bedeutung für das eigene Leben darstellte und was nicht.

„Ich möchte sie einfach nur sprechen. Ihr sagen, was ich empfinde und ihr etwas geben. Sie braucht nur zuzuhören. Danach gehe ich sofort wieder und lasse sie alleine, das verspreche ich dir, Anelise. Bitte sage ihr das, ja?!?"

Anelise litt selbst unter Karls Verzweiflung, doch, trotz ihres Mitleids für ihn, hatte sie auch Thao erlebt, die sich über Monate hinweg gequält hatte. Zwischen den beiden herrschte ein Ungleichgewicht und Karl war, auch wenn es nach außen hin für andere nicht sichtbar war, zweifelsfrei der Stärkere der beiden.

Sie verstand Thaos Wunsch, einen Zeitpunkt abzupassen, in dem sie sich stark genug fühlte, sich ihm zu stellen. Ob sie danach wieder zueinanderfinden würden? Sie glaubte nicht daran, zu tief war der Graben zwischen ihnen geworden, genauso wie die Wunden, die sie sich einander zugefügt hatten.

„Sie wird bald wieder zurückkommen, dann kannst du mit ihr reden."

„Ich kann ohne sie nicht sein, Anelise. Es geht einfach nicht. Es war oft nicht leicht mit ihr, du weißt, was ich meine, aber wenn man sie erst einmal verloren hat und sie vielleicht nie wiedersieht ... es erscheint einem so unvorstellbar. Es tut so unglaublich weh und es wird mit jedem Tag, der vergeht, nur noch schlimmer."

„Ich hoffe, sie kann dir das noch glauben, Karl. Seit eurer Trennung ist mehr als ein Jahr vergangen."

Karl ging unruhig auf und ab.

„Anelise, du weißt wo sie ist! Sag es mir doch einfach! Ich rede mit ihr fünf Minuten, dann lass ich sie in Ruhe. Das verspreche ich dir!"

Die Inderin schüttelte den Kopf.

„Nein! Du verlangst zu viel von mir. Sie hilft Freunden, die sich in einer Notlage befinden, da wäre das falsch. Warte die Tage ab, das bist du ihr schuldig."

Karl warf Anelise einen ungehaltenen Blick zu. In diesem Moment kam eine Seite an ihm zum Vorschein, die Thao ihr zwar beschrieben, die sie selbst aber nie erlebt hatte.

„Sie kann ihnen doch helfen, ich hindere sie nicht daran. Ein paar Worte, mehr nicht. Sag mir wo sie ist, Anelise!" Seine Stimme klang jetzt wütend und gereizt.

„Du weißt nicht, wie sie auf ein „paar" Wörter von dir reagiert, Karl. Ich aber schon. Und helfen kann sie danach niemanden mehr, weil sie es dann ist, die Hilfe braucht. Geh jetzt bitte! Bevor ich noch anfange, schlecht von dir zu denken."

„Ist es dir denn so egal, ob wir wieder zusammenkommen?"

„Mir ist es wichtig, dass es meiner Freundin gut geht."

Karl blickte die kleine Inderin mit regungslosen Gesichtszügen an, dann wandte er sich ohne ein weiteres Wort um und verließ ihre Wohnung. Anelise hörte noch, wie er die Tür hinter sich ins Schloss zog, dann wurde es in ihrer Wohnung merkwürdig still. Anelise war von der eigenen Entschlossenheit überrascht, noch nie hatte sie jemanden derart in die Schranken verwiesen.

Licht im Dunkel?

Der Tag hätte für Margarete eigentlich genug Anlass zur Freude gebracht. Das Wetter war schön, die Routine ließ den Alltag erträglich werden und die durch den Sturm anfallende Doppelbelastung war erst einmal Geschichte. Thao und Sören waren bei den Tieren, Mia mit der jüngsten Tochter im Wald, die beiden ältesten in der Schule. Sabine und Erthan hatten sich bereits verabschiedet, Xena hatte, nach ihrem allmorgendlichen Jogging vorbeigeschaut, dann war der erlösende Anruf, der viele ihrer Sorgen und Probleme gemindert hatte, eingegangen. Nach tagelangen Verhandlungen ihres Anwaltes hatte Margaretes Gebäudeversicherungsgesellschaft schließlich in einen Kompromiss eingewilligt, die Hälfte des Schadens zu übernehmen. Den Rest würde sie irgendwie abstottern, über Jahre hinweg, in vielen kleinen Raten. Eine Lösung, die zwar Bauchschmerzen bei der Landwirtin hinterließ, doch zumindest konnte es für ihre Familie auf dem Hof zunächst einmal weitergehen.

Zu Margaretes Enttäuschung hatte Thomas, ob dieser an sich erfreulichen Nachricht, keine positive Reaktion gezeigt. Wahrscheinlich hatte er in Gedanken schon mit allem hier abgeschlossen und das von ihm nur tolerierte Landleben bereits aufgegeben. In diesem Punkt würden sie bis auf Weiteres wohl nicht mehr zueinanderfinden. Möglicherweise würde sich das erst ändern, wenn Margaretes Bemühungen endlich Früchte trugen.

„Wie war es in der Arbeit?"

Thomas legte die Zeitung beiseite und wandte sich seiner Frau zu, die gerade Kaffee gekocht und nebenher die Spülmaschine ausgeräumt hatte. Sie wirkte nicht mehr ganz so müde und kraftlos. Es schien ihm so, als ob ein wenig Hoffnung und Leben in ihren müden Leib zurückgekehrt wäre.

„Eigentlich wie immer, Maga. Nichts Besonderes. Nach all den Sorgen hier bin ich auch ganz froh darüber, wenn es wenigstens dort ruhig bleibt."

Sie nahm die Anspielung kommentarlos hin. Die Landwirtin wusste, dass die Diskussion mit ihm nur ihre Energie rauben würde, nicht aber die seinige. Sie lebten überhaupt seit einiger Zeit nur noch nebeneinander her. Momente, in denen sie sich einander zugehörig fühlten oder sich als Paar empfanden, gab es kaum noch. Auch das würde sich wieder bessern, wenn ihre Gesamtsituation leichter zu tragen war. Zumindest hoffte sie das.

„Übermorgen fährt Thao wieder zurück, sie will Romy für eine Woche bei sich aufnehmen."

Thomas legte die Stirn in Falten und warf seiner Gattin einen erstaunten Blick zu.

„Häh?!? Warum das denn?"

„Weil Romy sich sehr darauf freut und ihr ein Tapetenwechsel mal ganz gut tun wird. Außerdem kann ich damit dem Jugendamt und der Schule zeigen, dass wir als Eltern nicht untätig sind und uns um unsere Tochter sorgen."

Thomas schüttelte den Kopf.

„Die Schule wird das aber nicht erlauben, Maga. Romy unterliegt der Schulpflicht und wenn sie nicht krank ist ..."

Margarete unterbrach ihn.

„Ich habe schon mit ihrem Klassenlehrer geredet. Er und auch die Direktorin sind einverstanden."

„Ich verstehe nicht ganz, wie das möglich ist. Warum erlauben sie das?"

„Thao ist Psychologin. Wir erhoffen uns einfach mehr Klarheit darüber, was Romy bewegt und sie so drastisch verändert hat."

Thomas Miene verdunkelte sich.

„Ich werde meine Tochter nicht für verrückt erklären lassen, Maga. Auch von Thao nicht. Und dass Romy ihrer Familie entrissen wird und in einer ihr fremden Umgebung ..."

Maga schloss ihre Augen.

„Sie freut sich darauf und macht seit Wochen das erste Mal wieder einen gelösten Eindruck auf mich. Schon allein diese Tatsache sollte auch dir genügen."

„Wann wolltest du mich in diese Entscheidung mit einbeziehen?"

„Thomas, es geht um das Wohl unserer Tochter. Da sollten wir nicht miteinander streiten, sondern uns einig sein."

„Sprich so etwas künftig mit mir im Vorfeld ab, Maga! Wie du gerade festgestellt hast, es ist UNSERE Tochter und auch ich möchte Einfluss auf ihre Erziehung nehmen."

Maga warf ihre Hände in die Luft.

„Thomas, ich fasse es einfach nicht. Ich dachte, du freust dich darüber, dass wir diese Möglichkeit gefunden haben. Aber stattdessen ziehst du unser Gespräch auf eine ganz andere Schiene, das ärgert mich. Glaubst du allen Ernstes, ich hatte vor dich zu übergehen?"

Thomas Stimme überschlug sich.

„Wäre es denn das erste Mal?"

Margarete starrte ihren Gatten fassungslos an. Sie hatte diesen Gesprächsverlauf nicht vorausgesehen.

„Du wirst mich mein ganzes Leben lang dafür leiden lassen, richtig?"

„Glaub, was du willst! Ich will nur nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden, soweit es unsere Kinder betrifft. Genauso wenig wie du auch."

Margarete schien in diesem Moment all ihre verbliebenen Kräfte mobilisieren zu müssen.

„Also? Was ist jetzt? Darf sie fahren?"

Thomas Gesicht zeigte ihr in diesem Augenblick pure Feindseligkeit, dann aber willigte er ein.

Vergeblich wartete Margarete darauf, dass sich die Stimmung zwischen ihr und ihrem Gatten wieder besserte. Als dieser die Küche endlich verlassen hatte, empfand sie pure Erleichterung. Sie fühlte sich immer mehr alleine in diesem Haus, kaum vorstellbar bei der Anzahl an Menschen, die darin wohnten.

Als sie vor dem Fenster ausgelassenes Gelächter hörte, sah sie sich mit einer gänzlich gegensätzlichen Stimmung konfrontiert, was sie gerade in diesem Augenblick ziemlich störte. Sie warf einen Blick durch das Küchenfenster nach draußen auf den Hof und sah Thao und Sören aus dem Stall zurückkommen, beide in völlig verdreckter Kleidung und Gummistiefeln, die kaum noch als solche zu erkennen waren. Die junge Frau boxte den Landarbeiter, der sich aber nicht zur Wehr setzte. Als sie ihn in den Schwitzkasten zu nehmen versuchte, hob der drahtige junge Mann sie einfach an und trug sie auf seinen Armen.

Auch er lachte jetzt. Maga konnte sich nicht zurückerinnern, wann sie ihn das letzte Mal so gesehen hatte. Sören hatte sich sehr zurückgezogen, seitdem Kristine damals den Hof verlassen hatte. Überhaupt war er nach seiner kurzen Beziehung zu ihr sehr lethargisch und introvertiert geworden und hatte sich gänzlich von Mädchen ferngehalten. Thao schien, was ihn betraf, ebenso wie auf ihre Kinder einen positiven Einfluss auszuüben, nur dass sie die Konsequenzen für den jungen Mann nicht erkannte. Sören verliebte sich in die charismatische, hübsche Frau und keiner konnte ihm das verdenken. Thao war insofern schon etwas Besonderes, da sie weder nach Normen, noch nach irgendwelchen Konventionen lebte. Sie schien Sören so zu akzeptieren, wie er nun einmal war, und störte sich nicht an ihm, zumindest nicht bisher. Ob er deshalb eine Chance bei ihr bekommen würde, erschien der Landwirtin allerdings fraglich.

Die Haustür flog auf, dann erfüllte das Lachen auch das Innere des Hauses.

„Setz mich ab, ja?! Hast lange genug meinen Esel gespielt."

Margarete hörte Sören etwas erwidern, konnte aber den Sinn seiner Worte nicht verstehen.

„Hallo Margarete. Wir sind erst mal fertig, hast du was zu essen für uns?"

Auch das mochte Margarete an Xenas Freundin, sie war ungemein direkt und verschwendete ihre Zeit nicht mit zu vielen unnötigen Floskeln.

„Ihr könnt euch Eintopf warm machen, es sind auch noch von heute Morgen Brötchen da."

„Iiiiiiccccchhhhh ggggeeeehhhhheeee kkkkkkuuuurrrrrzzzz nnnnnaaaaaaccccchhhhh ooooobbbbbeeeeennnnn."

Ein unsicherer Blick Maga und Thao gegenüber, dann war er auch schon verschwunden. Er schien sich an der Gegenwart seiner Chefin zu stören in diesem Moment.

„Ich habe mit Thomas gesprochen. Du hast also unseren kleinen Drachen für eine Woche am Hals."

Thao freute sich sichtlich.

„Das ist schon okay. Wir werden gut miteinander auskommen, mach dir da mal keinen Kopf. Ein Kollege kommt uns besuchen, auch er wird einen Blick auf sie werfen. Er kennt sich gut mit verhaltensauffälligen Kindern aus."

„Ich kann dir nur danken, Thao. Für alles. Du bekommst noch Geld wegen dem Schwimmen gestern ..."

Margarete wollte ihre Börse aus einer der Schubladen nehmen, doch Thao protestierte.

„Kommt überhaupt nicht in Frage. Es ist alles gut, so wie es ist."

„Setz dich hin, ich mach euch euren Eintopf warm."

Thao widersetzte sich diesmal nicht, sie war froh, dass sie endlich entspannen durfte.

„Du kommst gut mit Sören zurecht. Hätte ich nicht gedacht."

„Warum denn auch nicht? Er ist super lieb."

„Er mag dich sehr, Thao. Vielleicht mehr, als dir bewusst ist."

Die junge Frau lächelte.

„Da kann ich jetzt nichts Schlimmes dran entdecken, Maga."

„Ist es auch nicht. Und ich bin erleichtert, dass du dich nicht daran störst. Er würde dich nie damit konfrontieren, das ist nicht seine Art."

Thao schüttelte unmerklich den Kopf. Maga sah es aber trotzdem.

„Hab ich was Falsches gesagt?"

Thaos braune Augen drückten tatsächlich so etwas wie Missfallen aus.